-
Gewebe mit in bestimmten Entfernungen voneinander liegenden Längsleisten
und/oder Querleisten Die Erfindung betrifft Gewebe mit in bestimmten Entfernungen
voneinander liegenden Längsleisten und/oder Querleisten.
-
Derartige Gewebe sind nämlich beim Vorhandensein mehrerer Längsleisten
und/oder Querleisten besonders gut dazu geeignet, in an sich bekannter Weise durch
Zerschneiden entlang der Längs- und oder Querleisten in einzelne Gewebestücke aufgeteilt
zu werden, die nach dem Zerschneiden fest gewebte Randleisten aufweisen.
-
In der Webtechnik unterscheidet man feste und lose Bindungen. Die
festeste oder kürzeste Bindung ist die sogenannte Leinwandbindung, wobei jeder Kettenfaden
wechselweise oberhalb und unterhalb eines Schußfadens liegt. Diese Leinwandbindung
ist in F i g. 1 der Zeichnung dargestellt, worin der sichtbare Teil der Kettenfäden
schwarz und der sichtbare Teil der Schußfäden weiß ausgeführt ist. Lose Bindungen
findet man in Satingeweben, in denen jeder Kettenfaden jedesmal auf einer großen
Anzahl nebeneinanderliegender Schußfäden liegt und unterhalb eines folgenden Schußfadens
oder einer kleinen Anzahl folgender Schußfäden durchläuft. Ein achtbindiges Satingewebe
ist in F i g. 2 dargestellt. Auch dabei sind die sichtbaren Kettenfäden schwarz
und die sichtbaren Schußfäden weiß gezeichnet. Achtbindiges Gewebe bedeutet, daß
jedesmal nach acht nebeneinanderliegenden Kettenfäden die Kreuzungsweise dieser
Fäden mit ein und demselben Schußfaden, der sogenannte Rapport, sich wiederholt.
-
Durch die lange Flottierung im Satingewebe, d. h. durch die ziemlich
großen Abstände, über welche die Kettenfäden und die Schußfäden lose aufeinanderliegen,
erreicht man, daß viele Fäden pro Oberflächeneinheit angeordnet werden können, wodurch
ein geschlossenes Gewebe erhalten wird. Auch wird dadurch das Gewebe weich und erhält
einen hohen Glanz. Nachteilig ist bei Satingeweben, daß die Fäden durch die geringe
Anzahl der Bindungspunkte sehr lose im Gewebe liegen, so daß Satingewebe stark ausfasern.
Dies gilt insbesondere an den zu den Schußfäden parallelen Rändern, falls das Gewebe
entlang den Schußfäden aufgeschnitten wird, z. B. bei der Herstellung von Etiketten.
In diesem Falle müssen diese Etiketten gesäumt werden, bevor sie benutzt werden
können. Dieses Säumen ist für die Produktion von Gewebe, aus dem Etiketten hergestellt
werden sollen, hinderlich. Außerdem ist es schwierig, einen genauen geraden Saum
an einem solchen Gewebe zu erhalten, so daß der Erfolg oft viel zu wünschen übrig
läßt.
-
Um trotzdem einen glatten Rand zu erhalten, sucht man, an glatten
Bändern und Borten die Kanten durch entsprechende Bindung der äußersten Fäden glatt,
gleichmäßig und widerstandsfähig zu machen. Das sind dann die sogenannten glatten
Kanten (s. »Die Bandweberei« von O. B o t h). Für diese wird eine festere Bindung,
beispielsweise eine Leinwand-, Rips-, Köper-, Kettenatlas- oder Gros-de-Tour-Bindung
angewendet (s. »Textil-Lexikon«). Dabei hat sich aber gezeigt, daß das Gewebe infolge
des Unterschiedes in der Bindung stark beult. Das kann auch nicht durch ein anderes
bekanntes Verfahren zur Herstellung von Geweben mit wechselnden Bindungen vermieden
werden, bei dem der Bindungswechsel (Übergang von Leinwandbindung zur Atlasbindung,
von Kettenatlasbindung zur Schußatlasbindung usw.) unter Verwendung abgestufter
Bindungen und Verlegung des Bindungswechsels auf größere Gruppen von Ketten- oder
Schußfädenrapporten (z. B. Anwendung von Zacken- oder Schlangenlinien) verteilt
wird. Dadurch erhält man lediglich einen allmählichen Übergang von der losen zu
der festen Bindung (deutsche Patentschrift 567 254).
-
Daneben ist eine Gewebeart mit einem sogenannten Gerstenkornmuster
bekannt. Dieses entsteht
durch Zusetzen von Bindepunkten an eine
Leinenbindung, und zwar springen bestimmte Kettenfäden in der Weise über fünf Schüsse,
daß zwischen zwei solchen Kettenfäden jeweils ein Kettenfaden leinwandartig bindet.
Auf der Rückseite des Gewebes springen an den Musterstellen in gleicher Weise zwei
Schußfäden über fünf Kettenfäden. Dieses Gewebe ist aber ebenso wie andere ähnliche
ein Leinengewebe, in dem sich einige Schußfäden befinden, die abwechselnd Teile
mit langer Flottierung und Teile mit normaler Leinenbindung aufweisen (s. »Gewebearten«,
Patrone 94 und Patrone 145). Das ist etwas ganz anderes als das erfindungsgemäße
Gewebe, das ein mit nicht fasernden Randleisten kombiniertes Satingewebe ist. Dazu
ist auch noch zu bemerken, daß das Gerstenkorngewebe anders als eine festgewebte
Leiste an einem Satingewebe wegen des vorherrschenden soliden Leinengewebes gar
nicht beulen oder buckeln kann. Auch wenn die scharf gebundenen Fäden Einfiuß auf
die wenigen Fäden mit nur kurzen Strecken langer Flottierung haben sollten, macht
sich das nicht bemerkbar, da dafür zu wenig lange Flottierungen vorhanden sind.
Ganz anders sind die Verhältnisse bei einem Satingewebe, das stark beulen wird,
wenn in ihm Streifen mit Leinenbindung angeordnet sind. Das ist aber nicht erwünscht.
-
Aufgabe der Erfindung ist es, sowohl den Nachteil des Ausbeulens als
auch den des Ausfaserns bei Geweben mit Satinbindung soweit wie möglich zu beseitigen
und die Herstellung von Satingeweben in landen Bändern oder langen und breiten Gewebebahnen
sowie deren Weiterverarbeitung zu Satinetiketten zu ermöglichen, ohne daß diese
gesäumt zu werden brauchen.
-
Zur Lösung dieser Aufgabe ist ein Gewebe mit in bestimmten Entfernungen
voneinander liegenden Längsleisten und/oder Querleisten in Anwendung auf ein Satingewebe
mit einer Leiste, in der die Kettenfäden bzw. die Schußfäden eine feste Bindung,
z. B. eine Leinwandbindung, und eine lose Bindung, z. B. eine Satinbindung, aufweisen,
insbesondere zur Verwendung für Satinetiketten nach der Erfindung dadurch gekennzeichnet,
daß in der Leiste die feste Bindung des einen Kettenfadens bzw. Schußfadens oder
beider mit der losen Bindung des benachbarten Kettenfadens bzw. Schußfadens oder
beider wechselweise angeordnet ist. Damit ist erstmalig ein sehr altes, bisher ungelöstes
Problem in zufriedenstellender Art und Weise bewältigt worden.
-
In der Leiste können die Fäden senkrecht zur Leistenbildung alle eine
Bindung derselben Zahl aufweisen.
-
In einer solchen Leiste verhindert die feste Bindung das Ausfasern,
während die Satinbindung die Leiste dem satingewebten übrigen Teil des Gewebes angleicht.
Eine Leiste mit ausschließlich festen Kreuzungen an einem Satingewebe ergibt ein
beulendes oder buckelndes Gewebe, da die Fäden bei einer festen Bindung weiter als
bei der Satinbindung auseinander zu liegen kommen.
-
Das Ausbeulen oder Buckeln des Gewebes in der Leiste kann man nun
durch verschiedene Gruppierungen von Fäden mit Satinbindung und solchen mit fester
Bindung vermeiden. Bei einem Gewebe, worin pro cm2 die Anzahl der Kettenfäden und
die Anzahl der Schußfäden umgekehrt proportional zu den Durchmessern der Fäden sind,
kann eine Leiste verwendet werden, in der nicht nur die Fäden parallel zu dieser
Leiste, sondern auch diejenigen senkrecht dazu wechselweise eine feste Bindung und
eine Satinbindung aufweisen. Bei Satingeweben. bei denen dieses Verhältnis der Anzahl
von Fäden zum Durchmesser derselben nicht vorhanden ist. empfiehlt es sich, die
Fäden derart parallel zur Leiste zu weben, daß sie wechselweise eine feste Bindung
und eine Satinbindung aufweisen, und allen Fäden senkrecht dazu eine Bindung der
gleichen oder nahezu der gleichen Zahl zu geben. Mit einer Bindung einer bestimmten
Zahl ist eine Bindung gemeint, bei der jedesmal der betreffende Faden für eine bestimmte
Anzahl sich kreuzender Fäden einmal auf der oberen Seite und einmal auf der unteren
Seite des Gewebes liegt.
-
In den F i g. 3 bis 5 der Zeichnung ist der Gegenstand der Erfindung
an Hand mehrerer Ausführungsbeispiele dargestellt.
-
F i g. 3 zeigt eine nichtfasernde Leiste, die sowohl in der Kettenrichtung
als auch in der Schußrichtung wechselweise, d. h. Faden für Faden, eine Satinbindung
und eine Leinwandbindung enthält. Diese Gewebeleiste ist besonders "eeigttet für
Satingewebe, wobei zwischen der Anzahl der Ketten- und Schußfäden und den Durchmessern
dieser Fäden die obige Reziprozität vorhanden ist. Das Gewebe nach F i g. 3 wird
also durch die Kombination der Gewebe nach F i g. 1 und 2 erhalten. Dabei ist die
Bindung des untersten Schußfadens derjenigen des durch 1 angedeuteten Schußfadens
des achtbindigen Gewebes nach F i g. 2 gleich; ebenfalls entsprechen der dritte,
der fünfte und der siebente Schußfaden dem dritten, dem fünften und dem siebenten
in der F i g. 2. Diese satinbindigen Schußfäden sind durch Schußfäden voneinander
getrennt, deren Bindung derjenigen des Schußfadens a des Gewebes mit Leinwandbindung
nach F i g. 1 entspricht.
-
Für Randleisten von Satinetiketten, bei denen das obenerwähnte Verhältnis
der Anzahl und Durchmesser der Kettenfäden und der Schußfäden nicht vorhanden ist,
können mit Vorteil Gewebe nach F i g. 4 und 5 verwendet werden.
-
In F i g. 4 entsprechen die Bindungen des ersten, des dritten, des
fünften und des siebenten Schußfadens den Bindungen des ersten, des dritten, des
fünften bzw. des siebenten Schußfadens des Gewebes nach F i g. 2. Der zweite und
der sechste Schußfaden des Gewebes nach F i g. 4 sind in derselben Weise wie der
Schußfaden a des Leinwandgewebes nach F i g. 1 gebunden, während der vierte und
der achte Schußfaden dem Schußfaden b des Gewebes nach F i g. 1 entsprechen. Beim
Gewebe nach F i g. 4 weisen die Schußfäden daher wechselweise eine Satinkreuzung
und eine Leinwandkreuzung auf. Die Kettenfäden besitzen dagegen eine vierbindige
Kreuzung, wobei ein Kettenfaden jedesmal für vier aufeinanderfolgende Schußfäden
einmal auf der oberen Seite und einmal auf der unteren Seite des Gewebes liegt.
-
In der Gewebeleiste nach F i g. 5 sind der erste, der dritte usw.
und der fünfzehnte Schußfaden in derselben Weise wie der erste. der zweite usw.
und der achte Schußfaden des Gewebes nach F i g. 2 gebunden, während die gerade
numerierten Schußfäden wechselweise den Schußfäden a und b des Gewebes
nach F i g. 1 entsprechen. Auch in diesem Falle besitzen die Schußfäden wechselweise
eine Satinbindung
und eine Leinwandbindung, während die Kettenfäden
alle eine vierbindige Kreuzung aufweisen.
-
Dadurch, daß die Kettenfäden bei den Geweben nach F i g. 4 und 5 alle
in gleichem Maße durch die Bindung gekürzt werden, wird das Beulen oder Buckeln
des Gewebes auch hierbei völlig verhindert.
-
Es sind auch noch andere Kombinationen von Satinbindungen und festen
Bindungen möglich. Satinetiketten, d. h. in Satinbindung gewobene Etiketten, werden
im allgemeinen in Form eines langen Bandes, worin die Etiketten hintereinanderliegen,
oder in einer Bahn, worin die Etiketten sich sowohl hintereinander als auch nebeneinander
befinden, gewebt. Im Sinne der Erfindung können nun bei einem Band, dessen Etiketten
an den zu den Kettenfäden parallelen Rändern bereits eine Sahlleiste aufweisen,
zwischen den Etiketten Querleisten gewebt werden, worin die Schußfäden wechselweise
eine feste Bindung und eine Satinbindung besitzen. Nach dem Weben eines solchen
Bandes können dann die Etiketten dadurch voneinander getrennt werden, daß man die
Querleisten in der Richtung eines Schußfadens durchschneidet. Befinden die Etiketten
sich in einer Bahn sowohl hinter- als auch nebeneinander, so können außer den Querleisten,
wie beim obigen Band, auch Längsleisten zwischen die Etiketten gewebt werden, in
welchen die Kettenfäden wechselweise eine feste Bindung und eine Satinbindung mit
den Schußfäden bilden. Nach dem Weben werden dann auch diese Längsleisten in Richtung
der Kette durchgeschnitten.