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Verfahren zur hygienischen Chemischreinigung Bei der Chemischreinigung
von Textilien besteht eine erhebliche Gefahr, daß Keime, die den verschmutzten und
oft mit Körperschweiß durchsetzten Bekleidungsstücken anhaften, auf andere Textilstücke
übertragen werden.
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Aus hygienischen Gründen ist daher ein dringendes Bedürfnis vorhanden,
die aus so verseuchten Kleidungsstücken in die Lösungsmittelfiotten eingeschleppten
Keime während des Reinigungsprozesses abzutöten, um damit nicht nur eine Sterilisation
der infizierten Teile zu erreichen, sondern vor allem auch eine Infizierung anderer
Textilien zu verhindern.
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Da die Chemischreinigung heute größtenteils in vollautomatischen Reinigungsaggregaten
durchgeführt wird, werden an keimabtötende Substanzen, die im Chemischreinigungsprozeß
eingesetzt werden sollen, besondere Ansprüche im Hinblick auf Filterverträglichkeit,
Korrosionsverhalten, Verträglichkeit mit Reinigungsverstärkern u. dgl. gestellt.
Es wurde nun gefunden, daß überraschenderweise a) Sulfonamide der allgemeinen Formel
in welcher R und R' für aromatische und/oder aliphatische Reste stehen und R' außerdem
ein Aralkylrest sein kann, wobei diese Reste bevorzugt noch durch Halogen und/oder
Trifluormethyl substituiert sein sollen, und R" Wasserstoff oder ein niederer Alkylrest
oder Alkenylrest, der noch substituiert sein kann z. B. durch Halogen oder Hydroxyl,
ferner den Rest einer organischen Carbon- oder Sulfonsäure oder vorzugsweise ein
Kation einer anorganischen oder organischen Base, wie z. B. Natrium-, Kalium-, Alkylammonium-
und Alkanolammoniumion, bedeutet und 'b) Verbindungen der allgemeinen Formel
in welcher R für ein Halogenatom, eine Trifluormethyl-, Alkyl-, Nitro-, Cyan-, Rhodan-,
Alkylsulfamid-, Arylsulfon oder Acylaminogruppe, ferner für den Rest eines (Thio)-Harnstoffes
oder Carbaminsäureesters steht, während R' Wasserstoff oder ein niederer Alkylrest
oder Alkylenrest, der noch substituiert sein kann, z. B. durch Halogen oder Hydroxyl,
ferner den Rest einer organischen Carbon- oder Sulfonsäure oder vorzugsweise ein
Kation einer anorganischen oder organischen Base, wie z. B. Natrium-, Kalium-, Alkylammomum-
und Alkanolammomunnon, und n eine ganze Zahl von 1 bis 4 bedeutet und X für eine
direkte Bindung oder Sauerstoff, Schwefel oder eine Imino- oder eine Methylengruppe
steht, allein oder in Mischung hervorragend geeignet sind, als keimabtötende Mittel
direkt in Chemischreinigungsbädern eingesetzt zu werden.
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Werden die Verbindungen a) und b) in Mischung eingesetzt, so ergibt
sich zusätzlich eine wesentliche Wirkungssteigerung gegenüber den Einzelkomponenten
dieser Gruppen. Der Zusatz der erfindungsgemäßen Verbindungen zu Reinigungsflotten
verhindert nicht nur eine Übertragung von Keimen, sondern bewirkt auch selbst bei
stark infiziertem Gewebe eine weitestgehende bis völlige Abtötung der Keime.
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Die oben aufgeführten Mittel besitzen ferner bekanntlich eine Mottenschutzwirkung,
so daß so behandelte Wollgewebe zusätzlich gegen den Fraß von Keratinschädlingen
geschützt sind. Bei Anwendung höherer Konzentrationen kann darüber hinaus noch eine
bakteriostatische und fungistatische Wirkung auf dem Gewebe erreicht werden.
Die
obengenannten Verbindungen können mit gleichem Effekt bei Textilien, bestehend aus
Wolle, vegetabilen, halbsynthetischen und vollsynthetischen Fasern, in allen in
der Chemischreinigung gebräuchlichen Lösungsmitteln, wie Per- und Trichloräthylen,
Tetrachlorkohlenstoff, Wasch- und Schwerbenzin, verwendet werden. Der Einsatz dieser
Verbindungen in Lösungsmittelbädem erfordert keine Abänderung der üblichen Reinigungsverfahren,
wie z. B. der bekannten Ein-, Zwei- oder Dreibadverfahren, da sie mit Reinigungsverstärkern,
die zusätzlich noch mit Wasser vermischt sein können, verträglich sind und eine
gute Filtergängigkeit besitzen. Weiterhin können diese Verbindungen in Imprägnierbädern,
bestehend aus den obengenannten Lösungsmitteln, zusammen mit Hydrophobier- und Appreturmitteln
ohne Beeinträchtigung der jeweiligen Effekte angewendet werden. Außerdem verursachen
die erfindungsgemäßen Verbindungen keine korrosive Beschädigung der Reinigungsanlagen.
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Die mit den obengenannten Verbindungen erzielbare desinfizierende
Wirkung in Chemischreinigungsbädern, verbunden mit einer weitgehenden bis völligen
Unterbindung der Keimverschleppung von infiziertem auf nicht infiziertes Gewebe,
läßt sich in Versuchsreihen nachweisen, wie sie in den nachfolgenden Beispielen
beschrieben werden.
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Beispiel 1 Proben von sterilem Gewebe wurden durch Tauchen in eine
Traubenzucker-Bouillon-Kultur von Bct. coli massiv infiziert und getrocknet. Diese
Proben wurden mit sterilen Proben gleicher Größe und gleichen Gewebes gemischt und
der Praxis entsprechend in Schwerbenzin in einem Flottenverhältnis von 1:10 unter
Zusatz von handelsüblichen Reinigungsverstärkern, Wasser und der desinfizierenden
Präparaten gereinigt. Nach einem Reinigungsprozeß von 20 Minuten wurden die Proben
steril entnommen und getrocknet. Dann wurden gleich große beimpfte und nicht beimpfte
Proben in sterilem Wasser 10 Minuten ausgeschüttelt und nach der Membranfiltermethode
die Keimzahlen ermittelt. Die gefundenen Werte sind in der nachstehenden Tabelle
aufgezeigt.
Tabelle 1 |
Mit 200 Milliarden Bet. coli pro Gramm beimpftes Gewebe wurden
zusammen mit sterilem Gewebe wie |
vorstehend beschrieben in Schwerbenzin gereinigt. |
Keimzahl nach der Reinigung |
Versuch Schwerbenzin-Reinigungsflotte 1 g vorher I 1 g vorher |
Nr. beimpftes steriles |
Gewebe , Gewebe |
I |
1 5 g/Liter Reinigungsverstärker -I- 2 g/Liter Wasser
............... 1750000 I 383000 |
2 wie 1 -f- 0,25 g/Liter Natriumsalz des Chlormethansulfotrichloranilids
100000 575 |
3 wie 1 -f- 0,5 g/Liter Natriumsalz des Chlormethansulfotrichloranilids
2 0 |
4 wie 1 -I- 0,5 g/Liter Natriumsalz des 7,9,10-Trichlor-6-dibenzo-(c,e)- |
o-thiazin-5-dioxyds .........................................
20000 750 |
5 wie 1 -I- 0,25 g/Liter Natriumsalz des Chlormethansulfotrichloranilids |
-I- 0,15 g/Liter Natriumsalz des 7,9,10-Trichlor-6-dibenzo-(c,e)- |
o-thiazin-5-dioxyds .........................................
24 0 |
Beispiel 2 Mit 20 Billionen Bct. coli pro Gramm beimpftes Gewebe wurde zusammen
mit sterilem Gewebe nach dem wie im Beispiel 1 angegebenen Verfahren gereinigt,
jedoch wurde an Stelle von Schwerbenzin als Lösungsmittel Perchloräthylen verwendet.
Die nach der Reinigung gefundenen Keimzahlen sind aus Tabelle 2 ersichtlich.
Tabelle 2 |
Keimzahl nach der Reinigung |
Lfd. Perchloräthylen-Reinigungsflotte 1 g vorher 1 g vorher |
Nr. beimpftes steriles |
Gewebe i Gewebe |
1 5 g/Liter Reinigungsverstärker + 2 g/Liter Wasser
............... 311111111 2100000 |
2 wie 1 + 0,25 g/Liter Natriumsalz des Chlormethansulfotrichloranilids
2000 840 |
3 wie 1 + 0,5 g/Liter Natriumsalz des Chlormethansulfotrichloranilids
20 0 |
4 wie 1 -r 0,5 g/Liter Natriumsalz des 7,9,10-Trichlor-6-dibenzo-(c,e)- |
o-thiazin-5-dioxyds .........................................
7 |
0 |
5 wie 1 -I- 0,25 g/Liter Natriumsalz des Chlormethansulfotrichloranilids |
-!- 0,15 g/Liter Natriumsalz des 7,9,10-Trichlor-6-dibenzo-(c,e)- |
o-thiazin-5-dioxyds .........................................
12 0 |
Zu den Beispielen 1 und 2 ist zu bemerken, daß die Anzahl der eingesetzten
Keime auf den Gewebeabschnitten wesentlich höher liegt, als sie in der Praxis selbst
bei stark infizierter Kleidung im allgemeinen vorkommt.
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In gleicher Weise durchgeführte Versuche mit anderen Keimen, wie z.
B. Bct. proteus, Bct. pyocyaneum, Stc. aureus, Candida albicans und Trichophyton
mentagrophytos, brachten Keinmverminderungen bzw. Abtötungen in ähnlich starkem
Maße, wie sie in den Tabellen 1 und 2 zum Ausdruck kommen. Beispiel 3 Mit Bct. coli,
Stc. aureus, Bet. proteus, Bct. pyocyaneum und Candida albicans infizierte Gewebestreifen
wurden gemeinsam mit sterilen Streifen in einem dünnen Beutel vernäht und zusammen
mit 8 kg Textilmaterial in einer Perchloräthylen-Reinigungsanlage unter Zugabe von
0,5% Natriumsalz des Chlormethansulfotrichloranilids - berechnet auf das Warengewicht
- und 8 g/Liter eines handelsüblichen Reinigungsverstärkers, der mit 3 g/Liter Wasser
vermischt war, während 10 Minuten gereinigt, getrocknet und wie üblich fertiggestellt.
Die Teststreifen wurden nach dem im Beispiel 1 beschriebenen Verfahren auf Keimtötung
geprüft. Dabei ergab sich eine vollkommene Abtötung der eingesetzten Testkeime.
Der Wollanteil des gereinigten Textilgutes war zusätzlich gegen den Fraß von Keratinschädlinge
geschützt. Beispiel 4 Teststreifen, die mit Bet. coli, Ste. aureus und Bct. pyocyaneum
infiziert waren, wurden zusammen mit sterilen Streifen in einem dünnen Beutel vernäht
und gemeinsam mit 50 kg Reinigungsgut in einer Schwerbenzin-Reinigungsanlage unter
Zugabe von 0,5% 7,9,10-Trichlor-6-dibenzo-(c,e)-o-thiazin-N-propionyl-5-dioxyd -
berechnet auf das Gewicht der zu reinigenden Ware - und 5 g/Liter Wasser vermischt
wurde, während 20 Minuten unter den in der Praxis üblichen Bedingungen gereinigt.
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Die steril und infiziert eingesetzten Teststreifen sowie das Textilmaterial
waren nach Beendigung des Reinigungsprozesses keimfrei.
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Ein entsprechender Parallelversuch ohne Zugabe der erfindungsgemäßen
Verbindung ergab eine übertragung der Testkeime von der beimpften auf die sterile
Probe. Beispiel 5 Mit Stc. aureus, B. mesentericus und Candida albicans infizierte
Teststreifen wurden zusammen mit sterilen Streifen in einem dünnen Beutel vernäht
und gemeinsam mit 8 kg Textilmaterial in einer Perchloräthylen-Reinigungsanlage
unter Zugabe von 1,2% einer Mischung - auf das Wassergewicht berechnet - von 251/o
Natriumsalz des Chlormethansulfotrichloranilids, 15% Natriumsalz des 7,9,10-Trichlor-6-dibenzo-(c,e)-o-thiazin-5-doxyds,
401/o Isopropanol, 201/o Cyclohexanon und 5 g/Liter eines handelsüblichen Reinigungsverstärkers,
der mit 2 g/Liter Wasser vermischt wurde, während 15 Minuten gereinigt. Die Prüfung
der steril eingesetzten Teststreifen sowie des Reinigungsgutes und der Reinigungsflotte
ergab eine vollkommene Abtötung der verwendeten Testbakterien. Die so behandelten
Wolltextilien waren außerdem gegen den Fraß von Textilschädlingen geschützt. Beispiel
6 In Abänderung der in den Beispielen 1 und 2 angeführten Arbeitsweise wurden Textilien
nach vorausgegangener Reinigung in einem Perchloräthylen-Nachbehandlungsbad mit
5 g einer Mischung von 25% Kahumsalz des Chlormethansulfotrichloranilids, 15% Natriumsalz
des 7,9-Dichlor-10-trifluormethyl-6-dibenzo-(c,e)-o-thiazin-5-dioxyds, 40 % Isopropanal,
20 % Cyclohexanon pro Liter Perchloräthylen während 2 Minuten behandelt.
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Die mitgelaufenen, in Bct. coli, Stc. aureus und Bacillus mensentericus
infizierten Teststreifen sowie das Reinigungsgut waren hierauf keimfrei. Die Teststreifen
besaßen weiterhin eine gute bakteriostatische Wirkung sowie einen guten Schutz gegen
den Fraß von Textilschädlingen.