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Zum Färben von Leder dienende pulverförmige Farbstoffpräparate Es
wurde gefunden, daß man die Eigenschaften von anionischen Farbstoffen und von Gemischen
solcher Farbstoffe hinsichtlich der Färbung von Leder wesentlich verbessern kann,
wenn man diese Farbstoffe oder Farbstoffgernische mit festen Huminsäuren oder deren
Salzen zu pulverförmigen Farbstoffpräparaten vermischt.
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Hierzu geeignet sind alle anionischen Farbstoffe oder Gemische solcher
Farbstoffe, die zum Rärben von Leder - sei es lohgares oder Chromleder
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verwendet werden sollen. Überraschenderweise verändert dabei die etwas schmutziggelbbraune
Rärbung, welche die Huminsäure und ihre Salze selbst dem Leder erteilen, den Ton
des angewandten Farbstoffs oder Farbgemisches auch bei größeren Zusätzen nur wenig
oder überhaupt nicht, sondern macht sie im wesentlichen nur gedeckter oder vertieft
sie sogar. Deswegen ist der Kreis der verwendbaren anionischen Farbstoffe oder Farbstoffgemische
keineswegs auf diejenigen beschränkt, deren Ton dem der Eigenfärbung der Huminsäuren
nahestehen, sondern erstreckt sich auf so gut wie sämtliche in Frage kommenden Tönungen.
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Die Huminsäuren, die aus - gegebenenfalls noch einem Oxydationsprozeß
unterworfener - Braunkohle durch Extraktion mit Alkalien zugänglich sind,
können beim vorliegenden Verfahren entweder als solche oder in Form ihrer Salze
sowohl mit starken wie auch schwachen anorganischen oder organischen Basen verwendet
werden; sie können also z. B. als Natriumsalze oder auch beispielsweise an Mono-
oder Polyamine oder an niedermolekulare quartäre Ammoniumbasen gebunden vorliegen.
Wenn daher im folgenden kurz von »Huminsäuren« gesprochen wird, so sind darunter
zugleich auch deren obengenannte Salze zu verstehen.
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Neben den Huminsäuren können gegebenenfalls auch solche organischen
Feststoffe mitverwendet werden, die einfach oder mehrfach Amino-, Methylol-, Carboxyl-,
Nitro-, Sulfonsäure-, Sulfon-oder phenolische Oxygruppen enthalten, z. B. Resorcin,
oxynaphthalinsulfonsaures Natrium sowie synthetische, z. B. aus Benzol-, Phenol-,
Naphthalin-und Oxynaphthalinsulfonsäuren durch Umsetzung mit Formaldehyd erhältliche
Gerbstoffe. Außerdem können noch zum Abstumpfen überschüssiger Säure schwach alkalisch
reagierende Stoffe, wie Natriumcarbonat, zugesetzt werden.
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Man kann die Vennischung der genannten Kompont ten so vornehmen, daß
man der durch Aussalzen erhaltenen, noch nassen Farbstoffpaste zwischen
5
und 600/9 ihres Gewichtes beispielsweise an huminsaurem Natrium hinzufügt,
das man gegebenenfalls vorher mit einem der genannten orgamischen Stoffe vennahlen
hat, daß man ferner Natriumearbonat bis zu einem pH-Wert: vonetwa 7,5 bis
8,0 zu der Paste hinzufügt und sie schließlich trocknet und vermahlt. Die
gegebenenfalls verwendbaren organischen Stoffe kann man aber ebensogut auch erst
nach dem Trocknen dem Gemisch von Farbstoffpaste und Huminsäuren zusetzen und das
Ganze dann verinahlen.
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Von den sonst zum Strecken oder Verschneiden von - Farbstoffen
angewandten Stoffen, den sogenannten Stellmitteln, wie Natriumchlorid, Natriumsulfat,
Alkaliphosphaten, Zuckern, Dextrinen, Harnstoff usw., unterscheiden sich die Huminsäuren
von Grund auf. Während nämlich die Stellmittel beim Färbeprozeß völlig unbeteiligt
bleiben, nehmen die Hunünsäuren hieran teil. Beispielsweise entfalten sie bei schwer-
oder unlöslichen oder zum Gelatinieren neigenden Farbstoffen, wie z. B. Azoflavin
RS oder EchtrotA (Schultz-Lehmann, Farbstofftabellen, 7. Auflage,
1. Band, Nr. 180 und 206), eine dispergierende Wirkung und
verhindern so das, in kalter Flotte, z. B. bei der Spritz- oder Bürstfärbung, auftretende
lästige Ausfallen solcher Farbstoffe. Ferner verbessern sie ganz allgemein sowohl
das Einfärben wie auch das Durchfärben der Farbstoffe, und zwar beeinflussen sie
nicht nur deren Egalisiervermögen günstig, sondern vielfach auch ihre Affinität
zur Faser und die Echtheitseigenschaften der erzielten Färbungen. Besonders wertvoll
ist die Verbesserung des Egalisiervermögens bei Präparaten aus Gemischen anionischer
Farbstoffe mit Huminsäuren, vor allem bei größeren Unterschieden zwischen den einzelnen
Farbstoffkomponenten
beispielsweise in Löslichkeit, Farbton, Affmität
zum Leder und Eindringtiefe. Hier wirken die Huminsäuren homogenisierend und sorgen
für eine bessere Verteilung der Farbstoffkomponenten, besonders im Inneren des Leders,
wodurch z. B. die Scbleifechtheit von Färbungen, etwa auf Veloursleder, erhöht wird.
Ferner kann man mit Farbstoffen, die auf loligarem, mit synthetischen oder mit einer
Kombination von synthetischen und natürlichen Gerbstoffen gegerbtem Leder nur schlecht
aufziehen, wie z. B. mit Chromkomplex-Farbstoffen, bei Zusatz von Huminsäuren auch
auf solchem Leder volle gedeckte Färbungen von guter Egalität erhalten. Durch die
Kombination mit Huminsäuren wird also der Kreis der für die Lederfärberei geeigneten
Farbstoffe beträchtlich erweitert.
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Zur Herstellung von Lederfärbungen besonders guter Ein- und Durchfärbung
muß man bekanntlich neben einem stark faseraffmen, schon an der Lederoberfläche
haftenbleibenden Farbstoff noch einen niedermolekularen, nur salzartig an das Leder
gebundenen, daher auch leicht ausblutenden Farbstoff, wie etwa das Orange
U (Schultz-Lehmann, Farbstofftabellen, 7. Auflage, 1. Band,
Nr. 189) oder das EchtrotA (Schultz-Lehmann, Farbstofftabellen,
7. Auflage, Nr. 206), verwenden. Auch dann erhält man aber besser
lichtechte, weniger ausblutende, ziemlich naß- und trockenreibechte und gut egale
Färbungen, wenn man dem Farbstoffgemisch Huminsäuren zugesetzt hat.
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Die nach dem vorliegenden Verfahren erhältlichen Farbstoffpräparate
werden in der gleichen Weise, angewendet wie die anionischen Farbstoffe selbst.
Beispielsweise färbt man im Falle, von Faßfärbungen bei 30 bis
60' C, fettet und bringt danach den Farbstoff durch einen Zusatz von Säure
zum vollständigen Aufziehen; diese Arbeitsweise kann sogar dann ohne Nachteil verwendet
werden, wenn man mit einem Gemisch von Farbstoffen färbt, in dem eine der
Komponenten nicht vollkommen säureecht ist.
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. - Die, Mitverwendung der obengenannten organischen Stoffe
neben den Huminsäuren erhöht und verbessert deren Wirkungen noch weiter, einerseits
dadurch, daß diese Stoffe für sich selbst ähnlich, wenn auch- nicht so stark wie
die Huminsäuren -wirken, andererseits auch dadurch, daß sie auf diese selbst z.
B. einen dispergierenden und ferner einen affmitätsverstärkenden. Einiluß ausüben.
Außerdem kann man durch die Zugabe solcher Stoffe die Wirkungen der Huminsäuren
abwandeln bzw. steuern und so neue Variationsmöglichkeiten schaffen. Zur Kombination
mit Huminsäuren sind nicht nur typische Lederfarbstoffe geeignet, sondern es lassen
sich auch viele saure oder substantive Farbstoffe, die für sich allein wenig befriedigende
Färbungen geben, verwenden.
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Gegenüber Färbungen auf Voloursleder, die man nach dem aus der deutschen
Patentschrift 636 880
bekannten überfärbeverfahren erhält, zeichnen sich Färbungen
auf VeloursIeder, die mit den erfindungsgemäßen Pulvermischungen erhalten werden,
durch gleichmäßigere Durchfärbung und geringere Veränderung der Färbungen nach dem
Schleifen aus.
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Im Vergleich zu den in der deutschen Patentschrift 637 381
erwähnten Farbstofflösungen, die Umsetzungsprodukte aus huminsauren Salzen und Fettalkoholsulfonsäuren
und anderen (anionische) Farbstoffe enthalten, sind die erfindungsgemäßen Mischungen,
die Huminate, ein Sulfonat, wie naphthaUnsulfonsaure.s Natrium, und andere (anionische)
Farbstoffe enthalten und die in fester Form als Pulver hergestellt werden, leichter
zu handhaben und liefern ferner auf VeloursIeder vollere, blumigere Färbungen, die
beim Schleifen weniger vergrauen.
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Die in den folgenden Beispielen genannten Teile sind Gewichtsteile.
Beispiel 1
Zu einer nassen Farbpaste von etwa 35 Teilen des Farbstoffes
EchtbraunN (Schultz-Lehmann, Farbstofftabellen, 7.Auflage, 1.Band, Nr.205) mit etwa
65 Teilen Wasser setzt man 15 Teile buminsaures Natrium sowie, 1,5Teile
Natriumcarbonat, trocknet die Mischung und vermahlt sie. Man erliäh so ein braunes
Farbstoffpräparat, das sowohl lohgares wie Chromleder sehr gleichmäßig in einer
neutralen, iüittelbraunen Tönung färbt.
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Wenn man zu dem Farbstoff nach dem Trocknen noch 3 Teile Resorcin
sowie 5 Teile aminonaphthalin-: sulfonsaures Natrium hinzufügt und dann vermahlt,
so erhält man ein noch stärker färbendes braunes Farbstoffpräparat, das vor allem
auf VeloursIeder sehr gut schleifechte Färbungen ergibt.
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Beispiel 2 Ein Stoffgemisch, das die färberischen Eigenschaften vor
allem von Mischungen anionischer Farbstoffe verbessert, erhält man durch Vermahlen
von 60 bis 75 Teilen Natriumhuminat mit 15 Teilen Nitroaminobenzol-
oder -naphthalinsulfonsäure, 10 bis 15 Teilen salicylsaurem Natrium
und 5 bis 10 Teilen Triäthanolamin. Man kann dieses Gemisch in Zusätzen
von etwa 5 bis 50111a zur jeweiligen Farbstoffmischung verwenden.
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Beispiel 3
Durch Vermahlen von 30 Teilen trockenem Palatin-Echtbraun
RN (Schultz-Lehmann, Farbstofftabellen, 7. Auflage, 2. Band, S. 168),
30Teilen
EchtrotA (Schultz-Lehmann, Farbstofftabellen, 7. Auflage, 1. Band,
Nr. 206), 40 Teilen 'huminsaurem Natrium und 2 Teilen Natriumcarbonat erhält
man ein stark einfärbendes rotbraunes Farbstoffpräparat, das auch auf lohgarem Leder
voll deckende, rötlichbraune Farbtöne ergibt, ohne daß man das Leder, wie es sonst
üblich ist, mit Chromsalzen nachbehandeln muß.
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Beispiel 4 Ein gut einfärbendes Farbstoffpräparat, das Leder in roten
Tönen färbt, wird durch Vermahlen von 35 Teilen Echtrot A (Schultz-Lehmann,
Farbstofftabellen, 7. Auflage, 1.- Band, Nr. 206), 25 Teilen Palatin-Echtscharlach
A (F. Mayer, Chemie der organischen Farbstoffe, 3.Auflage, 1.Band, S.46), 20 Teilen
I\ftadoorange (a. a. 0., S. 67) und 25 Teilen huminsaurem Natrium
erhalten. An Stelle des huminsauren Natriums kann Tnan auch die gleiche Menge eines
Gemisches des Huminats n* einem organischen Feststoff, der Hydroxyl-, Amino-und/oder
Sulfonsäuregruppen enthält, verwenden.
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Beispiel 5
Ein Farbstoffpräparat, das Leder in dunkelgrünen
Tönen färbt, wird durch Vermahlen von 35 Teilen Natriumhuminat,
25 Teilen Direkttiefschwarz
(F. Mayer, Chemie der organischen
Farbstoffe, 3. Auflage, 1. Band, S. 62) 25 Teilen Diamingrün
(a. a. 0., S. 61) und 1.5 Teilen Azoflavüi RS (Schultz-Lehmann,
Farbstofftabellen, 7.Auflage, 1. Band, Nr. 180) erhalten. Statt des
Natriumhuminats kann man auch zur Erzielung eines an Farbstoff höher konzentrierten
Gemisches 10 bis 20 Teile einer Nüschung von Natriumhuminat mit einem organischen
Feststoff, der Hydroxyl-, Aminound./oder Sulfonsäuregruppen enthält, verwenden.
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Beispiel 6
Ein Farbstoffpräparat, das Leder in grünstichigblauen
Tönen färbt, wird durch Vermahlen von. 30Teilen Echtblau (F. Mayer, Chemie der organischen
Farbstoffe, 3. Auflage, 1. Bande S. 120), 40Teüen Wasserblau
(a.a.O., S.87), 10Teilen EchtrotA (Schultz-Lehmann, Farbstofftabellen,
7. Auflage, 1. Band, Nr. 206) und 20 Teilen Natriumhunünat
erhalten. -