-
Fallschirm mit Vorrichtung zur Steuerung seiner Entfaltung Beim Abwurf
von Lasten mittels Fallschirmen ist eine bestimmte maximale Sinkgeschwindigkeit
zur sicheren Landung erforderlich, und die Einhaltung dieser Sinkgeschwindigkeit
erfolgt durch den Fallschinn selbst. Bei der Öffnung des Schirms ist die Last einem
heftigen Entfaltungsstoß ausgesetzt, der eine plötzliche und starke Verminderung
der Fallgeschwindigkeit bewirkt. Danach wird die Verzögerungsrate der Sinkgeschwindigkeit
schnell vermindert, und die Verzögerung ist nur noch gering. Sinngemäß gilt dies
auch für Flugzeugbremsschirme.
-
Um den starken Entfaltungsstoß, dem die Last ausgesetzt ist, zu vermindern,
ist bereits vorgeschlagen worden, Reffleinen derart zu verwenden, daß sich der Schirm
zunächst nur teilweise öffnen kann. Bei einem bekannten Fallschirm werden zwei oder
mehr solcher Reffleinen verwendet, die sich nacheinander lösen, so daß sich der
Schirm weiter öffnet. Die Reffleinen sind mit Schneidwerkzeugen verbunden, die durch
Uhrwerke oder barometrische Vorrichtungen betätigt werden, wodurch nach einer bestimmten
Zeit oder bei einem bestimmten Luftdruck die Reffleinen durchschnitten werden und
so eine weitere öffnung des Schirms ermöglichen. Die stufenweise öffnung des Schirms
durch die nacheinander erfolgende Durchschneidung der Leinen bewirkt eine hohe Verzögerungsrate
und einen entsprechenden Entfaltungsstoß nach jeder Lösung einer Reffleine, und
anschließend erfolgt jeweils eine schnell abnehmende Verzögerung bis zur Durchschneidung
der nächsten Leine. Die starke Verzögerung und der Entfaltungsstoß, der der Schirm
und die Verbindung zur Last ausgesetzt sind, erfordern eine Stärke und Größe des
Schirms und des Zubehörs, die geeignet sind, dem Stoß standzuhalten.
-
Bekannt ist auch ein Fallschirm mit Vorrichtung zur Steuerung seiner
Entfaltung in Abhängigkeit von der Zugkraft am Schirm, wobei Leinen am Schirm angeordnet
sind, die seine sofortige vollständige Entfaltung verhindern und zu einem Bremsglied
geführt sind, welches unter der Einwirkung einer auf eine bestimmte Beschleunigung
ansprechende Vorrichtung steht. Die Reffleine verläuft dabei diametral über die
Schirmkappe. Bei diesem Fallschirm erfolgt die Entreffung absatzweise,
d. h., das vollständige öffnen des Fallschirms wird von einer Reihe verhältnismäßig
kleiner Druckstöße begleitet. Dadurch ergibt sich ein stufenweises Bremsen, welches
nicht ohne nachteilige Auswirkungen auf die Last am Fallschirm bleibt. Das absatzweise
Nachlassen bzw. Festhalten der die Entreffung veranlassenden Leine geschieht unter
der Mitwirkung von Federn, die eine Anzahl von Klemmgliedern stellungsmäßig beeinflussen.
-
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Fallschirm zu schaffen,
bei dem eine gleichmäßige Verzögerungsrate bewirkt wird, bis die gewünschte Landegeschwindigkeit
erreicht ist.
-
Nach der Erfindung erfolgt die Lösung dadurch, daß die Leine bzw.
die Leinen rund um den kreisförmigen Umfang des Schirms, nahe oder an seiner unteren
oder oberen öffnung, gleit- und ziehbeweglich angeordnet und mit einem oder beiden
Enden unmittelbar zu dem Bremsglied geführt sind, welches für ein kontinuierliches
Nachlassen der Leine eingerichtet ist. Der Schirm besitzt also mindestens eine Leine,
die die öffnung des Schirms unmittelbar reguliert und Bremsmittel, die mit einer
Kontrollvorrichtung für die Beschleunigung (positiv oder negativ) ausgerüstet sind.
-
Es liegt auch im Rahmen der Erfindung, einen Fallschirm mit mindestens
einer Leine auszurüsten,
die verstellbar ist und zur Kontrolle und
Regulierung des Durchmessers der FaUschirmkappe von einem bestimmten Mininiumdurchinesser
bis zu jedem gewünschten Grad der Entfaltung dient.
-
Nach der Erfindung ist die Leine durch Schlaufen geführt, die sich
an der Schirnikappe, vorzugsweise an den Ecken der einzelnen Bahnen, befinden.
-
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Reffleine am Schirm anzubringen.
Es können z. B. auch zwei Leinen verwendet werden; je ein Ende der beiden
Leinen ist an entgegengesetzten Punkten der Schirmkappe befestigt, die Leinen laufen
um den halben Schirm herum und sind mit dem anderen Ende mit der erwähnten Bremsvorrichtung
verbunden. Es dürfte jedoch vorzuziehen sein, eine einzelne Leine zu verwenden.
Ein Ende wird dann an einem Festpunkt befestigt, während das andere mit der Bremsvorrichtung
verbunden wird. Ein Ende kann auch mit einem Ring versehen werden, der an der Kappe
angebracht ist, und die Leine läuft von dort aus um die Schirmkappe herum und durch
den Ring, bevor sie mit der Bremsvorrichtung verbunden wird. Die Leine kann auch
in Schlaufen um die ganze Kappe laufen; beide Enden werden dann an einem geeigneten
Teil am Fallschirm befestigt und mit der Bremsvorrichtung verbunden.
-
Die Kontrollvorrichtung, die den Hemmungsgrad der Kappe registriert,
um die Leine zu bremsen oder freizugeben, kann erfindungsgemäß einen Mechanismus
besitzen, der auf dem Wege über die Verzögerung der Last arbeitet z. B. ein Gewicht
oder einen Kolben, die beweglich gegen den Druck einer Feder von bestimmter Stärke
angeordnet sind und durch eine Verbindungsstange oder einen -hebel entweder direkt
oder indirekt auf die Bremse wirken, wenn die Verzögerung relativ zur Federkraft
über einer bestimmten Höhe liegt. Sehr vorteilhaft ist es, wenn die Kontrollvorrichtung
den verzögernden Einfluß des Schirms auf die Last direkt durch Einbau einer oder
mehrerer Federn in die Verbindungsmittel zwischen Fallschirm und Last registriert.
Die Verbindungsteile sind dabei so ausgebildet, daß im Zusammenhang mit einer Druckveränderung
der Feder die Bremsvorrichtung betätigt wird, die die Leine dann entweder freigibt
oder stoppt.
-
Die Brems- und Kontrollvorrichtung wird vorzugsweise in einem Behälter
oder Gehäuse untergebracht, die mit der Last und dem Ende der Fangleinen verbunden
werden können. Es ist auch möglich, die Spannung in den Fängleinen zum Messen der
Beschleunigung zu benutzen, dann kann die Kontrollvorrichtung und möglicherweise
auch der Bremsmechanismus an ein Ende einer Fangleine angeschlossen und mit der
Leine verbunden werden. Dies ist jedoch nur ausnahmsweise zu empfehlen, weil es
dann Schwierigkeiten beim Packen der Kappe und der Fangleinen geben kann und die
richtige Funktion von einer gleichmäßigen Spannung in allen Fangleinen abhängt.
Meistens wird daher die Leine von der Kappe an den Fangleinen zum Bremsmechanismus
herunterlaufen, und es ist am besten, die Leine durch einen aus einer oder aus mehreren
Fangleinen gebildeten Kanal zu leiten.
-
In den Zeichnungen sind Ausführungsbeispiele der Erfindung veranschaulicht,
und zwar zeigen Fig. 1, 2 und 3 schematische Ansichten von drei verschiedenen
Anordnungen der Leine bzw. Leinen an einer Fallschirmkappe, Fig. 4 einen Fallschirm,
bei dem die Beschleunigung der Last gemessen und zur Kontrolle der Brenisvorrichtung
herangezogen wird, Fig. 5 den Schirm gemäß Fig. 4 mit gelöster Bremse, Fig.
6 eine andere Kontrollvorrichtung, bei der der Luftwiderstand für die Kontrolle
der Bremse dient Fig. 7 die Vorrichtung gemäß Fig. 6 mit gelöster
Bremse, Fig. 8 und 9 eine geänderte Ausbildung mit arbeitender bzw.
gelöster Bremse.
-
In Fig. 1 bis 3 ist eine Fallschirinkappe
1 dargestellt, die Fangleinen 2 zur Befestigung der Last aufweist. In Fig.
1 ist eine Reffleine 3 an einem Ende bei 4 an der Kappe
1 befestigt und läuft durch Schlaufen am Rand der Kappe 1 halb um
diese herum; sie ist dann durch eine hohle Fangleine 5
nach unten geführt.
Eine weitere Reffleine 6 ist bei 7
an der Kappe 1 befestigt
und geht um die andere Hälfte der Kappe herum, woraufhin sie durch einen Kanal in
der Fangleine 8 gegenüber der Fangleine 5
nach unten läuft. Die beiden
Leinen 3 und 6 sind dann zu der weiter unten beschriebenen Bremsvorrichtung
geführt.
-
In Fig. 2 läuft eine einzelne Leine 9 durch Schlaufen an der
Kappe 1 ganz um diese herum. Die Schlaufen befinden sich am Rand der Kappe,
und die Enden der Leine 9 laufen dann in Kanälen in der Fangleine
10 nach unten. Das Leinenende 11 ist an einem geeigneten Teil der
Fallschirmausrüstung befestigt, während das Ende 12 zum Bremsmechanismus läuft.
-
Fig. 3 zeigt wieder eine einzelne Leine 13. Diese besitzt
einen Ring 14 an einem Ende, der an der Kappe 1 befestigt ist. Die Leine
läuft vom Ring 14 in den Schlaufen um die Kappe herum und zurück und durch den Ring
14, woraufhin sie durch eine hohle Fangleine 15 zur Bremsvorrichtung führt.
-
In der nachfolgenden Beschreibung wird die Brems- und Kontrollvorrichtung
beispielsweise in Verbindung mit der Reffleine 13 gemäß Fig. 3 beschrieben.
-
In Fig. 4 und 5 wird die zum Abwurf bestimmte Last am Fallschirm
mit 16 bezeichnet; die Verbindung zwischen der Kappe mit Fangleinen und der
Last ist im einzelnen nicht dargestellt. An der Last 16
befindet sich ein
Gehäuse 17, in dem die Trommel 18
angeordnet ist, um die die Leine
13 herumläuft. An einem Ende der Trommel 18 sitzt die Bremstrommel
19, die durch das Bremsband 20 beaufschlagt wird, das bei 21 am Hebel 22
befestigt ist. Dieser ist durch einen Drehzapfen bei 23 mit der Last verbunden,
während das andere Ende des Hebels ein kleines Gewicht 24 trägt, das sich zusammen
mit der Feder 26 in einem Gehäuse 25 befindet. Ein Ende der Feder
26 stößt an den Deckel des Gehäuses 25, die andere Seite ist am Gewicht
24 befestigt. Für die Schwenkbewegung des Hebels 22 hat das Gehäuse 25
einen
Schlitz. Die Spannung der Feder 26 ist so eingestellt, daß bei überschreitung
einer bestimmten Verzögerung die Feder das Gewicht 24 nach unten drückt und das
Bremsband 20 auf die Trommel 19
zieht, wodurch die Leine 13 gebremst
und eine weitere Entfaltung des Schirms verhindert wird.. Wenn die Verzögerung der
Last 16 wieder unter einen bestimmten Wert sinkt, drückt das Gewicht 24 die
Feder 26 in die in Fig. 5 gezeigte Lage, löst das Brenisband 20 von
der Trommel 19 und ermöglicht durch die Freigabe der Leine 13 die
weitere Entfaltung des Schirms. Die Bremse wird dann abwechselnd
angezogen
und gelöst, bis die Fallschirmkappe sich voll entfaltet hat und die Last mit der
gewünschten Geschwindigkeit zu Boden sinkt. Der Schirm öffnet sich also zunächst
nur bis zu einer bestimmten Größe, so daß derEntfaltungsstoß gering ist. Danach
wird die weitere Entfaltung des Schirms durch die Kontrolle der Verzögerung gesteuert,
und es kommt zu einer gleichmäßigen Verzögerung der Bewegung bis zur völligen Entfaltung
des Schirms.
-
In Fig. 6 und 7 ist eine andere Ausführung der Erfindung
dargestellt, und zwar wird hier die Bremsvorrichtung direkt durch den Luftwiderstandseinfluß
der Schirmkappe auf die Last gesteuert. In einem Gehäuse 17 ist an der Last
16 eine Trommel 27 angeordnet, um die das eine Ende der Leine
13 herumläuft. Die Träger 28 im Gehäuse 17 haben Schlitze
29, in welchen Arme 30 mit Bremsblöcken 31 beweglich geführt
sind. Diese Bremsblöcke wirken auf die Seiten der Trommel 27. Die Arme
30 sind über Lenker durch einen Drehzapfen mit dem Verbindungsstück
32 verbunden, an welchem die Fangleinen 2 angreifen. Das Verbindungsstück
32 hat einen tellerförmigen Ansatz 33, und eine Feder 34 liegt zwischen
dem Teller 33 und der Decke 35 des Gehäuses 17. Die Spannung
der Feder 34 ist so eingerichtet, daß sie bei überschreitung einer bestimmten Stärke
der Hemmwirkung der Kappe 1 auf die Last zusammengedrückt wird (Fig.
6), woraufhin das Verbindungsstück 32 mit den Armen 30 die
Bremsblöcke 31 gegen die Trommel 27 drückt, so daß ein weiteres Ablaufen
der Leine verhindert wird. Sobald die Verzögerung dann wieder geringer wird, werden
die Bremsblöcke durch die Feder 34 von der Trommel 27 gelöst. Diese dreht
sich dadurch, die Leine 13
verlängert sich, und der Schirm kann sich weiter
entfalten. Auch durch diese Ausführung wird ein weitgehend gleichmäßiger Verzögerungsablauf
während der ganzen Zeit bis zur völligen Entfaltung erreicht.
-
Eine weitere Ausführung der Erfindung wird in Fig. 8 und
9 dargestellt. Auch hier wird der von der Schirmkappe auf die Last ausgeübte
Widerstand zur Kontrolle der Bremsvorrichtung der Leine verwendet.
-
Bei dieser Ausführung hat ein Behälter oder Gehäuse 17 an der
Last 16 Klammern 36 und 37. Das freie Ende der Leine
13 befindet sich in der Kammer 36 und läuft durch das Verbindunigsrohr
38 in die Kammer 37, in der die drehbare Rolle 39 angebracht
ist. Die Leine 13 läuft um die Rolle 39 und von dort aus der Kammer
37 heraus in die hohle Fangleine 15.
Die Rolle 39 weist eine
Bremstrommel 40 auf, die durch die Gabel 41 hindurchragt, die innen den Bremsblock
42 trägt. Die Gabel 41 und das Verbindungsstück 43 sind aus einem Stück gefertigt;
am Ende des Verbindungsstücks sind die Fangleinen 2 befestigt. Ein dosenförmiges
Auflager 44 für die Feder 45 ist fest mit dem Verbindungsstück 43 verbunden, und
die Feder 45 ist zwischen der Auflage 44 und der Decke des Gehäuses 17 eingespannt.
Durch entsprechende Bemessungen der Feder 45 wird ein bestimmter und gleichmäßigerVerzögerungsvorgang
während der ganzen Zeit bis zur völligen Entfaltung des Schirms erreicht.
-
Durch die beschriebene Ausbildungsweise können der Luftwiderstand
des Schirms. d. h. seine Hernmungswirkung, und der Entfaltungsstoß auf die
abzuwerfende Last weitgehend gleichmäßig bzw. gering bis zur vollen Entfaltung des
Schirms gehalten werden, und die Geschwindigkeitsabnahme während der ganzen Verzögerungszeit
bleibt konstant. Dadurch kann leichtere und raumsparende Ausrüstung verwendet werden,
wodurch auch die Beanspruchung der Last verringert wird. Wenn z. B. die Ausrüstung
gemäß der Erfindung für Bremsschirme bei Flugzeuglandungen verwendet wird, können
leichtere Teile zur Aufnahme der Bremslast im Flugzeugrampf eingebaut werden. Andererseits
kann bei Verwendung des heute üblichen stärkeren Materials im Flugzeugrumpf die
Maschine mit einer Schirmausrüstung nach der Erfindung schon nach einer kürzeren
Strecke als mit den zur Zeit bekannten Schirmen zum Stillstand gebracht werden.
-
Von dem Erfindungsprinzip wird nicht abgewichen, wenn z. B. die Reffleine
direkt durch zwei Bremsblöcke geleitet wird, anstatt um eine Trommel. Die Blöcke
weisen dann eine Laufrinne zur Aufnahme der Leine auf, und ein Block ist mit einer
der beschriebenen Kontrollvorrichtungen verbunden und wirkt direkt auf die Leine,
wenn die Bremse tätig werden soll. Außerdem könnte die Reffleine auch durch Schlaufen
laufen, die an den Fangleinen befestigt sind, wodurch die Ausbreitung der Fangleinen
und damit die Entfaltung der Kappe nach Bedarf kontrolliert werden können. Es ist
jedoch vorteilhafter, wenn die Leine direkt um den Rand der Kappe geführt ist.