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Schlageinrichtung für Glocken oder Glockenschalen Zum Anschlagen von
Glocken, insbesondere in Glockenspielen, ist es bekannt, die Schlagkörper elektromagnetisch
zu betätigen. Meist ist der Schlagkörper an einem elektromagnetisch verschwenkbaren
federnden Stiel angebracht, doch sind auch solche Schlagvorrichtungen bekannt, bei
denen der Kern des Elektromagneten selbst der den Schlag ausführende Körper ist.
Bei großen Glocken sind Schlageinrichtungen dieser Art nicht verwendbar, da in solchen
Fällen der Schlagkörper eine in einem entsprechenden Verhältnis zur Glockenmasse
stehende große Masse haben muß. Elektromagnete, deren Kern die für große Glocken
nötige große Masse besitzt, lassen sich jedoch, wenn überhaupt, nur mit großen Schwierigkeiten
herstellen. Es ist weiter bei Schlageinrichtungen für Turmglocken bekannt, einen
eigenen Schlagkörper vorzusehen und diesen mit dem beweglichen Teil des Elektromagneten
durch ein Drahtseil oder eine Kette gegebenenfalls unter Zwischenschaltung eines
Hebels zu verbinde:, wobei der Schlagkörper vom Kerndes Elektromagneten angehoben
wird und unter dem Einfluß der Schwerkraft nach Aufhören der magnetischen Anzugskraft
gegen die Glocke fällt und beim nächsten Schlag wieder angehoben wird. Eine solche
Einrichtung erfordert viel Platz, so daß sie nicht überall angewendet werden kann.
Insbesondere kann auch mit .dieser bekannten Schlageinrichtung die Glocke nicht
über den im Inneren liegenden Schlagring angeschlagen werden, wodurch die Klangwirkung
beeinträchtigt wird.
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Bei .der elektromagnetischen Betätigung von Schlageinrichtungen kommt
es vor allem .darauf an, daß der Schlagkörper während des Anschlages nicht unter
dem Einfluß seiner Antriebskraft steht, sondern den Anschlag nur mit der ihm mitgeteilten
Bewegungsenergie ausführt. Hierzu ist es bekannt, den Schlagkörper mit einem Antriebssystem
zu versehen, das ein gewisses Spiel aufweist, so daß der Schlagkörper einen über
die Hubendlage des beweglichen Teiles des Elektromagneten verlängerten Hubweg aufweist,
den er mit Hilfe der ihm erteilten Bewegungsenergie durchläuft, wobei es zur Schlaggabe
kommt. Bei dieser bekannten Ausführung ist der Antriebsmagnet außerhalb der Glocke
angeordnet und mit dem Schlagkörper über eine Getriebestange verbunden. Die Anordnung
des Antriebes außerhalb der Glocke verursacht einen erhöhten Platzbedarf, und der
Antrieb selbst ist dabei viel stärker dem Einfluß der Witterung ausgesetzt. Überdies
ist bei dieser Ausführung die Masse des Ankers des Elektromagneten in bezug auf
die Wirkung des Schlagkörpers unwirksam, so daß die vom Elektromagneten aufzubringende
Leistung sowohl die Beschleunigung des Schlagkörpers als auch die des Ankers decken
muß.
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Gegenstand der Erfindung ist eine Schlageinrichtung für Glocken oder
Glockenschalen mit einem vom beweglichen Teil eines Elektromagneten beschleunigten
Schlagkörper, der einen über die Hubendlage dieses Teiles verlängerten Hubweg aufweist.
Die erfindungsgemäße Schlageinrichtung vermeidet die erwähnten Nachteile bekannter
Schlageinrichtungen dadurch, daß der Schlagkörper als Hohlkörper, vorzugsweise aus
nicht magnetisierbarem Material ausgebildet ist, in dessen Innerm die von einer
außerhalb des Hohlkörpers befestigten Stütze getragene Spule des Magnetsystems angeordnet
ist. Bei der erfindungsgemäßen Schlageinrichtung kommt ,die Masse des Ankers des
Elektromagneten auch beim Schlag unmittelbar zur Wirkung. Der Schlagkörper kann
.dabei auf einer schiefen Ebene auf Rollen bzw. Kugeln bewegbar gelagert oder auch
auf einem Schwenkarm angeordnet sein. Die Rückführung des Schlagkörpers nach dem
Schlag erfolgt z. B. durch das eigene Gewicht oder durch Federkraft. Bei der erfindungsgemäßen
Einrichtung erübrigen sich Kupplungen zwischen Magnetkern und Schlagkörper, wie
Seile, Ketten, Hebel od. dgl. Es läßt sich weiter ein wesentlich günstigeres Verhältnis
von Spulendurchmesser zu bewegter Masse des Schlagkörpers erzielen, die praktisch
beliebig groß gemacht werden kann, so daß sich die Erfindung insbesondere auch als
Schlageinrichtung für große Glocken eignet. In jedem Fall kann die Einrichtung nach
der Erfindung raumsparend ausgeführt wenden, so daß ihre Anordnung im Inneren der
Glocke und deren Anschlagen über den Schlagring ermöglicht ist. Damit ist auch eine
Verbesserung der Klangwirkung gegeben.
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Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in der Zeichnung dargestellt.
Fig. 1 zeigt einen Querschnitt
durch eine erfindungsgemäße Schlageinrichtung.
Das Elektromagnetsy stem besteht aus der Spule 1 mit dem Spulenkürper 1' und dem
im Inneren der Spule angeordneten Kern 2. 3 ist der Schlagkörper, vorzugsweise aus
nicht magnetisierbarem Material, der im vorliegenden Fall als Hohlkörper ausgebildet
ist. Die Spule 1 ist im Inneren dieses Hohlkörpers angeordnet und wird von einer
Stütze 4 gehalten, die durch die Offnung 5 in der Hohlkörperwand hindurchragt und
außerhalb des Hohlkörpers befestigt ist. Der Hohlkörper selbst ist auf einer schiefen
Ebene 6 mittels Rollen 7 und 7' oder Kugeln gelagert.
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Bei Stromfluß durch die Spule 1 wird der Kern 2 aus der gezeichneten
Ruhelage in das Spulenfeld hineingezogen und beschleunigt dabei den Schlagkörper
3. In der symmetrischen Lage zum Spulenfeld oder gegebenenfalls an einer vorgesehenen
Hubbegrenzung 8 kommt der Kern wieder zur Ruhe. Der Schlagkörper 3 kann sich jedoch
über diese Hubendlage des Kernes hinaus auf Grund der ihm erteilten Bewegungsenergie
bewegen, wobei er auch die mit 9 angedeutete Glocke trifft, so daß es zur Schlaggabe
kommt. Der Hubweg des Schlagkörpers 3 wird durch .die Glocke oder durch Auftreffen
seiner Rückwand 3' auf den in der angezogenen Lage befindlichen Kern 2 begrenzt.
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Der Schlagkörper gleitet nach Ausführung des Schlages auf Grund seines
Gewichtes wieder in die Ruhelage zurück. In der Ruhelage stützt er sich auf den
Spulenkörper 1' ab, wobei er mit dem Fortsatz 2' des Kernes 2 zur Berührung kommt.
Bei dieser Konstruktion wird der Schlagkörper 3 bei Einschaltung des Stromes durch
die Spule 1 sogleich bei Beginn de Anzugsbewegung des Kernes 2 von diesem mitgenommen
und beschleunigt. Es wäre aber auch denkbar, daß ..-:: fischen dem Kern 2 und dem
Schlagkörper 3 in der Ruhelage der Einrichtung ein Abstand vorgesehen ist, wobei
der Kern erst während seiner Anzugsbewegung den Schlagkörper trifft, durch Stoß
in Bewegung setzt und gegen die Glocke schleudert.
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Bei einer abgeänderten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Schlageinrichtung
kann die Gleitbahn des Schlagkörpers auch nach abwärts geneigt sein, wobei eine
Feder vorgesehen ist, die am Schlagkörper angreift und diesen nach Ausführung .des
Schlages in die Ruhelage zurückzieht. Diese Anordnung eignet sich z. B. insbesondere
dann, wenn das Anschlagen einer Glocke von außen gewünscht wird.
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Eine weitere abgeänderte Ausführungsform der Lagerung des Schlagkörpers
ist in Fig. 2 dargestellt. Der Schlagkörper ist hier auf einem Schwenkarm 10 gelagert.
Mit 4 ist in dieser Figur wieder die Stütze für das im Inneren des Schlagkörpers
angeordnete Kernmagnetsystem angedeutet, dessen Ausbildung und Wirkungsweise dem
in Fig. 1 dargestellten entspricht. Bei Ausnutzung der Winkelfreiheit (Spiel) zwischen
Magnetsystem und Schlagkörper kann auch diese Anordnung nach dem gleichen Prinzip,
wie in Fig. 1 beschrieben, arbeiten. Die Wirkungsfreiheit des Schlagkörpers ist
somit nicht an die völlig geradlinige Bewegung gebunden. Bei dieser Ausführung sind
allerdings infolge des beschränkten Spieles nur kleine Schlagweiten möglich.
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Die Schlageinrichtung nach der Erfindung hat eine außerordentlich
geringe Baulänge und kann daher leicht im Inneren einer Glocke angeordnet werden,
um diese über den Schlagring anschlagen zu können. Dazu wird die Gleitbahn oder
das Schwenkarmlager zur Unterstützung des Schlagkörpers sowie der Träger für das
elektromagnetische Antriebssystem auf einem vorteilhafterweise trapezförmigen Rahmen
gelagert, der die Glocke umschließt und auf dem Glockeiischwingbalken befestigt
ist, so daß der Rahmen und die von ihm getragene Schlageinrichtung mit -der Glocke
mitschwingt. Diese Anordnung hat den Vorteil, daß sich der Abstand zwischen Schlagkörper
und Glocke beim Schwingender Glocke praktisch nicht ändert. Überdies ergibt sich
eine verbesserte Klangwirkung durch Anschlagen der Glocke am Schlagring.