DE109667C

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Publication number: DE109667C
Application number: DENDAT109667D
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Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

PATENTSCHRIFT

KLASSE 30: Gesundheitspflege.

Patentirt im Deutschen Reiche vom 6. Juli 1898 ab.

Man hat bereits der Schwefelsäure wasserfreie Salze, z. B. Sulfate oder Phosphate der Alkalien, des Magnesiums u. dergl., beigemengt und die so gewonnenen Gemische krystallisiren lassen, um auf diesem Wege der Schwefelsäure das Wasser zu entziehen und ihr' Anhydrid herzustellen. Die nach diesem Verfahren erhaltenen Präparate haben als Einstreupulver in Stallungen bezw. als Düngerconservirungsmittel nur untergeordnete Bedeutung, da sie nicht im- Stande sind, die in der Luft befindlichen Bacterien, durch welche die Infectionskrankheiten auf die Stallthiere übertragen werden, zu vernichten.

Diese Wirkung soll nach dem vorliegenden Verfahren dadurch erzielt werden, dafs der Chlornatriumgehalt solcher Sulfate, welche Chloride nur als Beimischungen enthalten, z. B. des Kieserits, Anhydrits, Polyhalits u. dergl., zur Herstellung eines Einstreupulvers nutzbar gemacht wird, welches beim Vermischen mit dem feuchten Stalldünger freie (gasförmige) Salzsäure entwickelt. Die desinficirende Wirkung der Salzsäure ist bekannt; vergl, z. B. Heiden, Düngerlehre II, S. 72. Der in diesem Werke erwähnte schädliche Einflufs der Salzsäure auf das Vieh tritt nur dann ein, wenn grofse Mengen salzsaurer Dämpfe entwickelt werden, welche durch die Stallluft nicht genügend verdünnt werden können. Aus diesem Grunde sind solche Sulfate, z. B. Kainit, bei denen das Chlorid ein constituirender Bestandtheil ist und die infolge dessen beim Einstreuen eine sehr heftige Salzsäureentwickelung zeigen würden, für diesen Zweck unbrauchbar. Auf diesen Umstand ist bei der Herstellung und Verwendung des gemäfs der vorliegenden Erfindung zusammengesetzten Streupulvers besonders Rücksicht genommen.

Das Verfahren besteht darin, dafs gepulverter Kieserit oder ein anderes, sich gemäfs den obigen Darlegungen analog verhaltendes Salz nach vorheriger starker Trocknung in zweckentsprechender Menge mit Bisulfat bezw. freier Schwefelsäure in innige Mischung gebracht wird. Diese stark wasseranziehenden Stoffe werden hierbei in ein Trockenpulver verwandelt, welches sich beim Einstreuen in den feuchten Stalldünger oder in wässerige Flüssigkeiten leicht und vollständig auflöst, wodurch der Sulfatgehalt des Kieserits wirksam gemacht wird. Da aber der in der Hauptsache aus Magnesiumsulfat bestehende Kieserit aufser 8 bis 10 v. H. Wasser 1,5 bis 2 v. H. Chlornatrium enthält, tritt bei der genannten Mischung noch eine wichtige Nebenreaction auf, indem sich beim Vermischen des Kieserits mit Natrium- oder Kaliumbisulfat oder Schwefelsäure Natriumsulfat bezw. Kaliumsulfat und Salzsäure bilden. Dadurch, dafs man den Kieserit und das Bisulfat vor der Mischung stark trocknet, wird die Entwickelung der bei der Fabrikation lästigen Salzsäuredämpfe auf ein geringes Maafs beschränkt.

Das hier geschilderte Einstreupulver wird nur in geringen Mengen verwendet, so dafs die beim Einstreuen auftretenden salzsauren Dämpfe durch die Luft genügend verdünnt werden, um jede schädliche Einwirkung auf das Vieh auszuschliefsen. Es empfiehlt sich auch, das Pulver mit einer Streulage zu über-

decken, um eine unmittelbare Berührung des Streupulvers mit dem Körper der Stallthiere zu verhüten.

Claims

Pa tent-Anspruch:

Verfahren zur Herstellung eines desinficirenden Einstreupulvers für Stallungen u. dergl., darin bestehend, dafs handelsüblicher Kieserit, Anhydrit, Polyhalit oder dergl., welche Chloride nur als Beimischungen enthalten, nach vorheriger starker Trocknung und Pulverung mit Natrium- oder Kaliumbisulfat oder freier Schwefelsäure vermischt wird, zum Zweck, den Chloridgehalt der genannten Salze für Desinfectionszwecke nutzbar zu machen.