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Verfahren zur Herstellung von in 2-Stellung monoalkylverzweigten
primären Alkoholen Es ist bekannt, Alkohole durch Hydrierung von Estern entsprechender
Carbonsäuren herzustellen, die selbst aus natürlichen Vorkommen stammen oder synthetisch
hergestellt sein können. Nach bekannten Verfahren zur Herstellung synthetischer
Carbonsäureester geht man von Alkohol-Olefin-Mischungen aus, die bei Temperaturen
um 300"C und Drücken um 700 atü unter Verwendung von Halogenwasserstoff, Alkylhalogeniden,
Stickoxyden oder Phosphorsäure mit Kohlenmonoxyd umgesetzt werden. Andere Verfahren
arbeiten bei 200 bis 3000C und 200 bis 300 atü unter Verwendung von Nickel- und
Kobaltcarbonylen als Katalysatoren. Weiter ist bekannt, Carbonsäuren durch Umsetzung
von Olefinen mit Kohlenmonoxyd in Gegenwart saurer Katalysatoren, wie z. B. Schwefelsäure
oder Bortrifiuoridhydraten, bei Drücken von 50 bis 200 atü und Temperaturen nicht
über 500 C herzustellen, die dann in an sich bekannter Weise verestert werden und
anschließend in Form ihrer Ester hydriert werden können.
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Bei den nach der letztgenannten Arbeitsweise erhaltenen Säuren bzw.
Estern handelt es sich jedoch vorwiegend um cc-dialkylverzweigte Verbindungen, die
dementsprechend bei der Hydrierung p-dialkylverzweigte primäre Alkohole liefern,
während nach den beiden erstgenannten Verfahren Gemische von Carbonsäureestern unverzweigter
und alkylverzweigter Struktur erhalten werden.
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Besondere Bedeutung kommt den in 2-Stellung monoalkylverzweigten
primären Alkoholen wegen ihrer Verwendbarkeit für die Herstellung von Weichmachem
zu.
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Hieraus ergab sich die Aufgabe, Ester bzw. Alkohole dieser Struktur
möglichst rein und in möglichst hoher Ausbeute zu erhalten.
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Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß Ester der sek. Carbonsäuren
als Hauptprodukt entstehen, wenn Olefine mit additiv an wasserfreie Alkohole gebundenes
Bortrifluorid als Katalysator bei Raumtemperatur und bei Kohlenoxyddrückenvon 50
bis 200 atü umgesetzt werden.
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Bei einem nicht zum Stande der Technik gehörendenVorschlag werden
Monocarbonsäurealkylester unter Verwendung von AlkoxyBuoborsäuren (B F3Ha H2 0 C
H3 0 H) hergestellt. Es entstehen dabei Ester anderer Struktur, was sich daraus
ergibt, daß nach dem nicht zum Stande der Technik gehörenden Vorschlag mit dem B
F3 - H2 0 - C H3 0 H-KataWsator an der Doppelbindung verzweigte Olefine reagieren,
was bei additiv an wasserfreie Alkohole gebundenem Bortrifluorid (B F - C H3 OH)
nicht der Fall ist.
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Das nach der Erfindung als Katalysator verwendete additiv an wasserfreie
Alkohole gebundene Bortrifluorid wird durch Einleiten von Bortrifluorid in wasserfreie
Alkohole (z. B. Methanol, Äthanol, n-Butanol) unter Kühlung dargestellt. Das Molverhältnis
von Bortrifluorid zu Alkohol soll zweckmäßigerweise 1: 1 bis 1: 2,
vorzugsweise 1:
1 betragen. Im Gegensatz zu der unter den gleichen Druck- und Temperaturverhältnissen
verlaufenden, obenerwähnten Carbonsäuresynthese tritt bei dem Verfahren nach der
Erfindung eine Umlagerung des Olefinmoleküls im Sinne der Gleichung R1CH2CH CHR9R1C(CH3)
= CHR2, die zur Bildung dialkylverzweigter Carbonsäure bzw. entsprechender Ester
führt, nur in untergeordnetem Umfange ein.
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Da die Synthese nach dem erfindungsgemäßen Verfahren sehr schnell
und bei vergleichsweise niedrigen Temperaturen und niedrigem Druck verläuft, sind
gegenüber dem obengenannten Verfahren bedeutende verfahrenstechnische Vorteile gegeben.
Die Anwendung eines Lösungsmittels ist nicht erforderlich. Sowohl bei Verwendung
von reinen Olefinen als auch von Olefin-Paraffin-Gemischen werden Ausbeuten an Ester
von 70 bis 90 °/0 der Theorie erhalten.
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Zur Wiedergewinnung des eingesetzten Bortrifluorids und des überschüssigen
Alkohols wird das Reaktionsprodukt zunächst mit einer Wassermenge behandelt, welche
ungefähr dem Molverhältnis H2 0: B F3 = 2:1 entspricht. Dabei wird die BortrifLuorid-Komplexverbindung
zersetzt und das Bortrifiuorid sowie der überschüssige niedermolekulare Alkohol
von der wäßrigen Schicht aufgenommen. Überschüssigen wasserunlöslichen Alkohol (n-Butanol
und höhere Alkohole) gewinnt man durch Destillation aus der Esterschicht. Aus dem
Bortrifluoridhydrat wird der Alkohol unter einem mäßigen Vakuum bei 30 bis 400 C
abdestilliert.
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Zum Ausgleich der Aufarbeitungsverluste an Bortrifluorid wird das
Bortrifluoridhydrat mit den dazu erforderlichen
Mengen von Fluorwässerstoff
und Borsäure und anschließend mit Schwefelsäure oder Oleum im Verhältnis H2SO4:H2O=4:1
versetzt. Das Gemisch wird sodann auf 100 bis 140"C erhitzt und das dabei entweichende
Bortrifluorid (90 bis 950/, der Theorie) nach Trocknen bis- zur gewünschten Konzentration
in Alkohol eingeleitet, der dann in der oben beschriebenen Weise wieder eingesetzt
werden kann.
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Beispiel 1 In einem V 2 A-Autoklav, in dem sich 1400 g Methanol-Bortrifluorid
befanden, wurde Kohlenmonoxyd bis zu einem Druck von 100 atü eingepreßt und anschließend
1400 g einer Penten-Pentan-Fraktion (Kp. 28 bis 40°C), die 45 0Io a- und p-n-Penten
enthielt, innerhalb 3 Stunden bei 5 bis 15"C eingespritzt. Nach Ablassen des Kohlenmonoxyds
wurde das Reaktionsprodukt mit 450 g Wasser behandelt, wobei 1460 g eines methanolhaltigen
Bortrifluoridhydrats, das zur Wiedergewinnung von Bortrifluorid verwendet wurde,
abgetrennt wurden.
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Das Ester-Paraffin-Gemisch wurde neutral gewaschen und fraktioniert.
Die Esterfraktion belief sich auf 850 g, was einer Ausbeute von 73,4 0in der Theorie
entspricht.
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Die Kennzahlen der Esterfraktion waren: Kp. 126 bis 136"C (Hauptmenge
bei 134 bis I35°C), n20 = 1,4017, VZ 426.
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Die durch die KOH-Spaltung des Esters gewonnene Carbonsäure (SZ 486,
n2D = 1,4131) siedete bei 100 bis 103"C/20mm Hg und zeigte nur einen kleinen Vorlauf
bei 87 bis 100°C/20 mm Hg.
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Bei der Druckhydrierung des Esters in Gegenwart eines Cu-Zn-Katalysators
wurde ein Alkohol mit den Kennzahlen n2D0 = 1,4200, VZ 0, 0HZ 549 erhalten, der
bei 147 bis 149"C siedete und einen kleinen Vorlauf (128 bis 1470 C) aufwies und
demnach als ein Gemisch von 2-Methylpentanol-l (Kp. 1480C, n200 = 1,4178) und 2-Äthylbutanol-l
(Kp. 1480C, n20 = 1,4208) angesprochen werden kann.
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Sowohl die gaschromatographische Analyse als auch die Siede- und
Brechungsindexkurven der Drehbanddestillationen von Ester, Carbonsäure und Alkohol
bewiesen übereinstimmend, daß mehr als 80°/o des Reaktionsproduktes eine monomethylverzweigte
Struktur besaßen.
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Beispiel 2 In einen V 2 A-Autoklav, in dem sich 750 g Methanol-Bortrifluorid
CH3OH BF3 befanden, wurde Kohlenoxyd bis 100 atü Druck eingepreßt und anschließend
490 g n-Hepten innerhalb 2 Stunden unter Kühlung bei 6 bis 10°C eingespritzt. Das
Reaktionsprodukt wurde mit 250 g Wasser behandelt, wobei 785 g methanol-
haltigen
Bortrifluoridhydrats, das zur Wiedergewinnung von Bortrifluorid eingesetzt wurde,
abgetrennt wurden.
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Die Fraktionierung des neutralgewaschenen Rohesters lieferte 605
g (89 0/o der Theorie) einer Esterfraktion mit den Daten: Kp. 52 bis 54"C/8 mm Hg,
n200= 1,4153, VZ 352. Bei der Druckhydrierung dieses Esters wurde ein C8-Alkohol
mit den Daten: Kp. 91 bis 102"C/20 mm Hg, n200 = 1,4315, VZ 0, OHZ 432, erhalten.
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Aus der gaschromatographischen Analyse und aus den Siede- und Brechungsindexkurven
der Drehbanddestillation wurde der Anteil an ß-methylverzweigtem primärem Alkohol
zu 83 bis 840/o ermittelt.
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Zum Vergleich wurde die C8-Carbonsäure aus dem gleichen n-Hepten
in Gegenwart von H2 504 - B F3 - H2 O-Katalysator nach dem obenerwähnten Verfahren
hergestellt und mit Methanol unter Druck verestert.
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Der erhaltene Ester hatte folgende Werte: Kp. 66 bis 70°C/20 mm Hg,
VZ 348, n2D = 1,4161. Die Druckhydrierung dieses Esters lieferte einen Cs-Alkohol
mit den Werten: Kp. 85 bis 102" C/20 mm Hg, VZ 0, 0HZ 434, nZ,O = 1,4332, in dem
bei der Analyse 340/o des ,ß-alkylverzweigten Isomeren und 61% des ß-dialkylverzweigten
Isomeren vorgefunden wurden.
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PATENTANSPRtJCHE: 1. Verfahren zur Herstellung von in 2-Stellung
monoalkylverzweigten primären Alkoholen durch Umsetzung von Olefinen mit Alkoholen
und Kohlenoxyd in Gegenwart von sauren Katalysatoren, dadurch gekennzeichnet, daß
als Katalysator additiv an wasserfreie Alkohole gebundenes Bortrifluorid verwendet
wird und die entstandenen Ester in an sich bekannter Weise zu den Alkoholen hydriert
werden, während das gebildete Bortrifiuoridhydrat als Bortrifluorid zurückgewonnen
wird.