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Mittel zur gleichzeitigen Körperreinigung und Desinfektion Zusatz
zum Patent 862 437 Gegenstand des Patentes 862 477 sind Mittel zur gleichzeitigen
Körperreinigung und -desinfektion, die dadurch gekennzeichnet sind, daß sie aus
einer wäßrigen Aufbereitung von Salzen beliebiger anorganischer oder organischer
Säuren mit solchen amphoteren Verbindungen bestehen, welche der allgemeinen Formel
R1-NH-R2-COOH entsprechen, in der R1 eine gegebenenfalls durch NH, C 0 N H unterbrochene
höhenmolekulare Kohlenwasserstoffkette und R2 ein Brückenglied von rein aliphatischer,
gemischt aliphatisch-aromatischer oder rein aromatischer Natur ist. Ferner werden
in dieser Patentschrift Mittel beschrieben, die den allgemeinen Formeln: RICO -
NH - (C,H,NH)n - R2 - COOH in der R1 eine Kohlenwasserstoffkette von etwa 12 bis
18 C-Atomen, n = 1, 2 oder 3 und R2 = CH2 oder C2 H4 ist, R,' NH - (C2H4NH)n' R2'
COOH in der R1 eine Kohlenwasserstofflette von etwa 12 bis 18 C-Atomen, n = 1, 2
oder 3, R2 = CH, C&H4, C,H30H oder CH2 - CEH30H ist, entsprechen und
ebenfalls aus wäßrigen Aufbereitungen bestehen.
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In Weiterentwicklung dieser Erfindung wurde nun gefunden, daß man
mit Verbindungen, die den Formulierungen im Patent 862477 entsprechen, Mittel
zur gleichzeitigen Körperreinigung und Desinfektion in Stückform erhalten kann,
wenn man langkettige, keimtötend wirkende Aminosäuren der allgemeinen Formel R-NH-(C",H2n-NH)x-R'-COOH
worin R einen höhenmolekularen Alkyl- oder Aralkylrest mit 8 bis 18 aliphatischen
Kohlenstoffatomen, R' einen niederen, auch verzweigten Alkylenrest mit bis zu 4
Kohlenstoffatomen, n die Zahlen 2 und 3 und x die Zahlen 0 bis 3 bedeutet
oder deren Salze mit Säuren und Harnstoff mischt und die erhaltenen Mischungen zu
Stücken formt.
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Aminosäuren der genannten Art sind z. B. Dodecylaminobuttersäure,
Octylpropylen-diaminopropiönsäure, Cetyl-di-(aminoäthyl)-aminobuttersäure u. dgl.
Als salzbildende Säuren können z. B. Salzsäure, Phosphorsäure, Essigsäure, Milchsäure,
Weinsäure, Zitronensäure usw. zur Anwendung kommen.
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Zur Herstellung der erfindungsgemäßen Desinfektionsmittel in Stückform
werden die genannten Aminosäuren oder ihre Salze mit Säuren mit 1 bis 9 Gewichtsteilen
Harnstoff in innige Mischung gebracht. Dies kann bei erhöhter Temperatur - bis zu
100°C - in einem Kneten oder Mischer in fester Form geschehen. Die einzelnen Komponenten
können jedoch auch in Lösungsmitteln gelöst werden, aus denen die innige Mischung
durch Entfernen des Lösungsmittels wiedergewonnen werden kann. Die Entfernung des
Lösungsmittels kann durch einfache Verdampfung bei normalem oder erniedrigtem Druck
oder durch Versprühen der Lösung in Sprühtrocknern vorgenommen werden. Als Lösungsmittel
für diesen Zweck eignen sich solche, die sowohl den Harnstoff als auch die oberflächenaktive
Aminosäure zu lösen vermögen, z. B. Wasser, niedere Alkohole u. dgl.
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Die auf diese Weise erhältlichen Rohrnassen können durch jedes, zur
Herstellung geformter Seifenstücke übliche Verfahren in solche übergeführt werden.
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Die erfindungsgemäßen Desinfektionsmittel in Stückform stellen durch
die Einfachheit ihrer Anwendung einen großen Fortschritt auf dem Gebiet der Desinfektion
der lebenden Haut dar. Sie sind durch ein hervorragendes Reinigungsvermögen ausgezeichnet
und entfalten gleichzeitig hohe keimtötende Eigenschaften. Die Anwendbarkeit der
erfindungsgemäßen Mittel als gleichzeitig reinigende und keimtötende Präparate wird
dadurch ermöglicht, daß die zu ihrer Herstellung geeigneten Aminosäuren sich der
Haut gegenüber physiologisch weitgehend indifferent verhalten.
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Proben des nach Beispiel 3 hergestellten Desinfektionsmittelstückes
wurden von einem größeren Personenkreis an Stelle von Toilettenseife zur täglichen
Reinigung im Dauergebrauch benutzt, ohne daß auch bei mehrmonatigen Anwendung Reizerscheinungen
irgendwelcher Art aufgetreten wären. Die Verwendung der genannten Aminosäuren als
Wirkstoff in den erfindungsgemäßen Mitteln ist also auch in den zur Erzielung einer
guten Reinigungswirkung notwendigen Konzentration möglich und bietet daher einen
beachtlichen Vorteil gegenüber dem bisher vorgeschlagenen kationischen oberflächenaktiven
Mitteln.
Die genannten Aminosäuren entwickeln im allgemeinen eine
gute bakterizide Wirksamkeit, überraschenderweise lassen sich jedoch erhebliche
Unterschiede in der bakteriologischen Wirksamkeit auch bei chemisch nur wenig verschiedenen
Verbindungen-feststellen.
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Es- ergab sich nämlich, daß die durch Kondensation höherer Amine mit
a,ß-ungesättigten Säuren herstellbaren ß .4minosäuren (in der genannten Formel R`
= -
CH, - CH,.- oder - CH(CH3) -
CH, -u. dgl.) den ihnen homologen
a-Aninosäuren im allgemeinen überlegen sind. Besonders deutlich tritt dieser Unterschied
bei den nach der genannten Formel
Diese überraschenden, vom Fachmann nicht zu erwartenden Unterschiede in der bakteriologischen
Wirksamkeit derartig ähnlicher Verbindungen können vielleicht dadurch erklärt werden,
daß die a-Aminosäuren sehr leicht zur Bildung ringförmiger Diketopiperazine neigen,
wodurch der für die bakteriologische Wirksamkeit wahrscheinlich verantwortliche
Aminstickstoff in eine mikrobiologisch unwirksame Amidbindung übergeführt ,iird.
Aus dem gleichen Grunde könnte die bessere Wirksamkeit der Verbindungen mit n =
3 gegenüber denen mit n = 2 zustande kommen, da bei letzteren ein innermolekularer
Ringschluß unter Ausbildung von Amidbindungen möglich ist. Die gleiche Reaktion
würde bei den Verbindungen mit z2 = 3 zu energetisch nicht beständigen Ringen mit
sieben Gliedern führen.
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Durch diesen überraschenden Befund sind die aus höheren Aminen und
aß-ungesättigten Säuren erhältlichen Aminosäuren zur Herstellung der erfindungsgemäßen
Desinfektionsmittel in Stückform besonders geeignet. Einen weiteren Vorteil für
das erfindungsgemäße Verfahren gegenüber den a-Aminosäuren besitzen sie dadurch,
daß sie durch Kondensation von a,ß-ungesättigten Säuren, z. B. Acrylsäure, Crotonsäure
u. dgl., mit höheren Aminen ohne weitere Reinigung wasser- und salzfrei in 100 °/jger
Form darstellbar sind. Demgegenüber können die genannten a-Aminosäuren durch Kondensation
höherer Amino mit Halogencarbonsäuren oder nach Strecker mit Formaldehyd und Salzen
der Blausäure erhalten werden, doch entstehen nach diesen Verfahren stets Lösungen
meistens in Wasser: Da die Aminosäuren für die erfindungsgemäßen Desinfektionsmittel
in Stückform jedoch zur Vermeidung nachteiliger Eigenschaften, z. B. Brüchigkeit,
Neigung zum Versumpfen usw., salz- und weitgehend wasserfrei vorliegen müssen, ergibt
sich aus diesen Herstellungsverfahren die Notwendigkeit einer umständlichen, teuren
Reinigungsoperation. Diese Nachteile werden bei Verwendung der genannten ß-Aminosäuren
vermieden.
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Die Eigenschaften der erfindungsgemäßen Desinfektionsmittel in Stückform
können durch entsprechende zweckmäßige Zusätze weiter verbessert werden. Als Zusätze
eignen sich niedere mehrwertige Alkohole, wie GIJzerin und Sorbit, höhere Alkohole,
wie Lauryl- und einfachsten Verbindungen, bei denen x = o ist, zu Tage, während
er bei den Verbindungen mit x = 1 bis 3 mit steigender Zahl der im Molekül vorhandenen
Aminogruppen mehr- und mehr verschwindet. Dieser Befund wird durch einen, Vergleich
der in der Tabelle aufgeführten Daten für sich entsprechende a- und ß-A.minosäuren
deutlich gemacht. Es wurden im Suspensionsversuch die Konzentrationen ermittelt,
die den als Testkeim angewandten Micrococcus pyogenes varaureus, der als häufigster
Erreger bei entzündlichen Erkrankungen der Haut, Wundeiterungen u. dgl. in Frage
kommt, nach 10 Minuten abzutöten vermögen. Diese minimalen Abtötungskonzentrationen
c in mg/1 sind in der Tabelle für einige Aminosäuren, bei denen stets R = C12Has
ist, angegeben. Cetylalkohol, nichtionogene oder kationische grenzftächenaktive
Stoffe, wie Polyäthylenäther von Alkoholen, Säuren, Amiden, Aminen, Alkylphenolen
u. dgl., außerdem Paraffine, neutrale Fette und Wachse, sowie Polyglukoside, z.
B. Stärke und deren Derivate, z. B. Methylcellulose. Ferner können die erfindungsgemäßen
Desinfektionsstücke Riech- und Farbstoffe und bis zu 15 °/o Wasser enthalten.
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Nicht verträglich sind die erfindungsgemäßen Desinfektionsmittel in
Stückform mit anionischen oberflächenaktiven Stoffen, wie z. B. Alkalisalzen von
Fettsäuren, höheren Alkylsulfaten und -sulfonaten.
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- Beispiele 1. 25 Gewichtsteile Dodecylaminobuttersäure werden mit
12 Gewichtsteile Weinsäure und 75 Gewichtsteilen Harnstoff im Kneter 45 Minuten
lang bei 70 bis 80°C gemischt. Es entsteht eine im warmen Zustand zähe, knetbare
Masse, die sich in seifenstückähnliche Formen pressen läßt und beim Erkalten hart
wird. Beim Waschen ergeben diese Stücke schnell einen weichen Schaum mit gutem Reinigungsvermögen.
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In gleicher Weise lassen sich Desinfektionsmittel in Stückform nach
folgenden Zusammensetzungen herstellen; wobei die Temperatur je nach der Eigenart
der Zusammensetzung variiert werden muß: 2. 50 Gewichtsteile Dodecyl-di-(aminoäthyl)-ß-aminobuttersäure,
50 Gewichtsteile Harnstoff.
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3. 20 Gewichtsteile Octyl-propylendiaminopropionsäure, 5 Gewichtsteile
Cetylalkohol, 4 Gewichtsteile 70 °/oige Phosphorsäure, 71 Gewichtsteile Harnstoff.
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4. 30 Gewichtsteile Dodecyl-di-(aminoäthyl)-glycin, 60 Gewichtsteile
Harnstoff, 10 Gewichtsteile Steärinsäureäthanolamid.