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Verfahren zur Herstellung von haltbaren, entbitterten Flocken aus
Getreidekeimlingsmehl Es ist bekannt, Getreidekeime durch Rösten oder Behandlung
mit Lauge zu entbittern und zu Nährmitteln zu verarbeiten. Es ist weiterhin bekannt,
Getreidekeime zu vermahlen und die so erhaltenen Mehle zu trocknen, zu rösten, einzumaischen,
zu vergären und anderen Stoffen zuzumischen.
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Es ist auch bekannt, Getreidekeimlinge zwecks Konservierung und Verbesserung
ihrer Schaumbildungsfähigkeit durch Extraktion bis auf einen Gehalt unter 0,5% zu
entfetten. Bei dem Verfahren gemäß der Erfindung handelt es sich jedoch nicht um
die Konservierung und Verbesserung der Schaumbildungsfähigkeit der Keimlinge, sondern
um die Herstellung von entbitterten, haltbaren- Flocken aus dem Mehl von Getreidekeimlingen,
wobei das entfettete Getreidekeimlingsmehl der Trocknung und Entbitterung durch
Erhitzen auf etwa 130 bis 140° C unterworfen wird.
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Alle bis jetzt bekanntgewordenen Verfahren, die sich mit der Veredelung
von Getreidekeimen befassen, erreichen den angestrebten Zweck aber nur unvollkommen.
Entweder ist die technische Ausführung der Verfahren unwirtschaftlich und schwer
durchführbar, oder die gewonnenen Endprodukte sind bitter und von unangenehmem Geschmack.
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Wie schon oben erwähnt, ist es bekannt, Getreidekeime zu vermahlen.
Die technische Durchführung dieser Operation ist durch den Fettgehalt der Getreidekeime
sehr erschwert, und bei stark fetthaltigen Keimen, wie z. B. Maiskeimen, läßt sich
eine Vermahlung kaum durchführen. Strebt man die Herstellung von feinsten Keimmehlen
mit Hilfe einer hochmüllerischen Vermahlung an, so werden durch den hohen Fettgehalt
der Getreidekeime die Vermahlungsaggregate und Siebe derart verschmiert, daß die
technische Durchführung dieser Operation unmöglich ist. Außerdem sind die gewonnenen
fettreichen Mehle bitter und werden schnell ranzig. Das bei der Vermahlung freigelegte
Fett sitzt auf der Oberfläche der Mehlteilchen und wird somit von Luftsauerstoff
rasch oxydiert. Innerhalb weniger Tage sind solche fettreichen Mehle ungenießbar,
und das in ihnen enthaltene Keimöl ist zu 80% in freie Fettsäuren aufgespalten.
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Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von haltbaren,
entbitterten Flocken aus Getreidekeimlingsmehl, das bis auf einen Ausmahlungsgrad
von etwa 50% hochmüllerisch vermahlen und nach Anteigung mit Wasser in dünner Schicht
auf Walzen getrocknet und verflockt wird, das dadurch gekennzeichnet ist, daß man
ein bis auf weniger als etwa 4% entfettetes Getreidekeimlingsmehl verwendet und
die Trocknung und Entbitterung durch Erhitzen auf etwa 130 bis 140° C durchführt.
Die Getreidekeime werden also vor ihrer Vermalilung durch hydraulische Pressung
und/oder Extraktion mit Fettlösungsmitteln teilweise oder ganz entölt, so daß sie
nicht über etwa 4% Fett enthalten. Sie lassen sich dann ohne technische Schwierigkeiten
auf Walzenstühlen vermahlen, und die Herstellung von »Auszugsmehl« durch Sieben
und Sichten bereitet keine Schwierigkeiten.
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Die so gewonnenen Keimmehle sind infolge ihres niedrigen Fettgehaltes
verhältnismäßig gut haltbar und können, ohne ranzig zu werden, genau wie Weizenmehl
gelagert werden. Sie haben jedoch noch einen bitteren Geschmack, der ihre Verwendung
für Nährmittelzwecke einschränkt. Wie gefunden wurde, hängt dieser bittere Geschmack
der Mehle mit dem Ausmahlungsgrad zusammen. Niedrig ausgemahlene Mehle mit einem
möglichst geringen Gehalt an Rohfaser und Kleieteilchen zeigen den besten Geschmack,
während hoch ausgemahlene Mehle, welche noch viel Kleie enthalten, auch viel Bitterstoffe
aufweisen.
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Diese Beobachtung ist ein Beweis dafür, daß die Bitterstoffe der Getreidekeime
hauptsächlich in den Kleie- und Schalenbestandteilen angereichert sind. Zur Herstellung
eines für die Verflöckung brauchbaren Ausgangsmaterials sind also nur niedrig ausgemahlene
Keimmehle brauchbar. Der Ausmahlungsgrad soll, wie festgestellt wurde, dabei nicht
über 50 0/0 liegen.
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Die so vermahlenen Keimmehle werden alsdann mit Wasser oder anderen
Flüssigkeiten, wie z. B. Milch, Fruchtsäfte, angeteigt und in dünner Schicht au
Walzen und Erhitzen auf etwa 130 bis 140° C getrocknet und verflockt.
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Die Einhaltung der Temperatur von etwa 130 bis 140° C ist nicht nur
für eine ausreichende Entbitterung
nötig, sondern auch zur Vermeidung
von Vitaminverlusten.
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Eine völlige Entbitterung der zu verflockenden Keimmehle läßt sich
erreichen, wenn man diesen be derVerflockung die dem Säuregrad äquivalente Menge
Natriumkarbonat oder Natriumbikarbonat zusetzt. Gibt man weniger Natriumkarbonat
zu, so tritt kein Entbitterungseffekt auf, weil die freien Fettsäuren neutralisiert
werden müssen, ehe die Glukoside hydraulisch abgespalten werden können. Bei höherem
Zusatz bekommen dieFlocken einen seifigenGeschmack. Auch der Zusatz von anderen
Alkalien hat sich nicht bewährt, da diese den Geschmack der Flocken beeinträchtigen.
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Man kann dem Keimmehl bei der Verflockung noch andere Stoffe, wie
z. B. Milchpulver, Zucker, Zitronensäure und Geschmacksstoffe, zusetzen und auf
diese Weise eine wohlschmeckende Frühstücksnahrung oder Kindernahrung erhalten.
Überraschenderweise ist der Geschmack der Flocken aus solchen Mischungen weit angenehmer
als der Geschmack der Mischung selbst. Es wurde gefunden, daß die Geschmacksverbesserung
durch dieEinhaltung der genanntenTemperaturgrenzen auf den Walzen bei der Verflockung
eintritt und durch eine Karamelisierung des Zuckers und der Milch verursacht wird.
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Die aus dem Kühlturm kommenden Rohflocken werden z. B. durch eine
Zerreißvorrichtung, bestehend aus einer Stachelwalze, egalisiert und durch eine
daran angebaute Kaskadenputzmaschine sortiert, während der durch den Aspirator mitgerissene
Staub durch ein Schlauchzellenfilter zurückgewonnen wird. Beispiele 1. Maiskeime,
wie sie bei der Trockenentkeimung gemäß der Veröffentlichung in der Zeitschrift
»Fette und Seifen«, 47. Jahrgang, 1940; S. 185, - gewonnen wurden, oder solche,
die bei der Vermahlung von Mais gewonnen werden, oder Schwemmaiskeime, die bei der
Stärkegewinnung anfallen, werden mit Benzin extrahiert. DerExtraktionsschrot hat
noch einenFettgehalt von 10% und wird nun müllerisch vermahlen. Die Vermahlung wird
so geführt, daß ein -50%iges Auszugsmehl anfällt und der Rest als Futtermittel nach
dem Verfahren der Patentschrift 840 047 verarbeitet wird. Das Auszugsmehl wird mit
30 bis 50% Wasser versetzt und in einer Mischschnecke gut durchgeknetet. Durch eineTransporteinrichtung
wird dieses Mehl auf einen Walzentrockner mit Auftragswalzen, wie er für die Kartoffelflockenfabrikation
üblich ist, gebracht. Der Trockner soll mindestens eine Walzenlänge von 2 m und
einen Walzendurchmesser von 1 m haben. Der Antrieb der Walzen erfolgt vorteilhafterweise
durch ein Reguliergetriebe, die Beheizung der Walzen mit Dampf. Der Dampfdruck in
den Walzen wird so eingestellt, daß diese eine Temperatur- von etwa 130 bis 140°
C annehmen.
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Nun bringt man die angeteigte Masse auf -den Walzentrockner und reguliert
die Umdrehung der Walzen so, daß gut durchgetrockneteFlocken erhalten werden. Die
Flocken sind von hellbrauner Farbe und haben einen angenehmen, an Nuß erinnernden
Geschmack. Die vom Walzentrockner abfallenden Flocken werden mittels Windsichtung
gereinigt und über grobe Siebe ausgesiebt. Diese Operation ist nötig, um eine Verunreinigung
der Flocken durch eventuell vom Trockner abfallende feuchte und trockene Teigklümpchen
zu verhindern. Die nachgereinigten Flocken haben einen Wassergehalt von 4 bis 6%
und können zur Herstellung von diätetischen Nährmitteln, pharmazeutischen. Präparaten
und in der Süßwarenindustrie Verwendung finden.
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2. Maiskeime, die bei der Trockenentkeimung voll Mais anfallen, werden
durch hydraulische Pressung entölt. Die anfallendenKuchen haben einenFettgehalt
von 4% und werden, wie im Beispiel 1 gezeigt, hochmüllerisch vermahlen. Das erhaltene
Auszugsmehl wird mit 30% Buttermilchpulver, 20% Zucker, 0,1% Zitronensäure und 0,5%
Kochsalz gemischt und nach Anrühren mit Wasser und Buttermilch bei 130 bis 140°
C verflockt. Die so gewonnenen Flocken sind nach Reinigung, wie im Beispiel 1 angegeben,
eine ausgezeichnete Säuglingsnahrung und können auch als Frühstücksflocken Verwendung
finden.
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3. Reiskeime werden hydraulisch gepreßt und die Preßrückstände, wie
im Beispiel 1 angegeben, hochmüllerisch vermahlen. Das 50%ige Auszugsmehl hat einen
Säuregrad nach Schulroth von 15. 100 kg davon werden mit 1001 Wasser in 795g Natriumkarbonat
oder 1,26 kg Natriumkarbonat gelöst, in einer Mischschnecke angeteigt'und auf dem
Walzenstuhl verflockt. Die so erhaltenen Flocken sind von angenehmem, bitterstofffreiem
Geschmack und werden zur Herstellung von Nähr- und Arzneimitteln verwendet.
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4. Weizenkeime werden durch hydraulische Pressung entölt und die erhaltenen
Weizenkeimkuchen hochmüllerisch vermahlen. Das 50%ige Auszugsmehl wird zusammen
mit 30% Sojamehl und 30% Topinamburknollen verflockt. Die so gewonnenen Flocken
können als Diabetikernährmittel verwendet werden.