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Blutstillende Wundverbände Die Erfindung hat einen blutstillenden
Verbandstoff oder Tampon zum Gegenstand, der durch eine Imprägnierung mit blutstillenden
Mitteln besonderer Art gekennzeichnet ist.
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Bei den üblichen Wundverbänden wird das Blut innerhalb der Wundfläche
gehalten, bis eine Blutkoagulation erfolgt ist, und das gerinnende Blut stellt dabei
das Haftmittel dar.
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Es sind auch Verbandstoffe bekannt, die keine allzu große Menge Blut
absorbieren, da sie mit gelbildenden Stoffen u. dgl. imprägniert sind, die jedoch
keine blutstillenden Eigenschaften aufweisen.
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Derartige Verbände haben häufig einen unnötigen Blutverlust zur Folge,
und zudem ist es oft schwer, wenn nicht unmöglich, die Wunde für längere Zeit sauber
und steril zu erhalten. Beim Abnehmen dieser Verbände haftet das koagulierte Blut
häufig fest an dem Verbandmaterial, wodurch eine neue Blutung verursacht wird.
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Als blutstillende Stoffe sind unter anderem Zubereitungen aus Fraktionen
menschlichen Plasmas bekannt, wie Fibrin und Thrombin, z. B. wäßrige Lösungen von
Thrombin oder Gelatineschwämme in Verbindung mit Thrombinlösungen. Derartige körpereigene
Stoffe stellen jedoch Kulturböden für Bakterien usw. dar und sind leicht verderblich.
Die kostspieligen Ausgangsmaterialien stehen zudem nicht in hinreichender Menge
zur Verfügung.
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Die Mittel nach der Erfindung sind dagegen haltbar, hitzesterilisierbar,
verhältnismäßig wohlfeil und aus hinreichend zur Verfügung stehenden Rohstoffen
herstellbar und fördern das Bakterienwachstum nicht. Erfindungsgemäß werden als
hämostatische Mittel saure Cellulose-Glykolsäureäther (saure Carboxymethylcellulose)
und saure Cellulose-Oxypropionsäureäther (saure Carboxyäthylcellulose) verwendet.
Die erfindungsgemäß imprä gnierten Verbandstoffe oder Tampons enthalten die sauren
Cellulose-Glykolsäureäther oder sauren Cellulose-Oxypropionsäureäther so angeordnet,
daß sie die Wunde berühren, wenn der Verband angelegt wird. Die genannten Substanzen
fördern in überraschender Weise die Blutgerinnung sehr stark. Die sie enthaltenden
Verbandstoffe bringen daher die Blutung besonders schnell zum Stocken, wodurch sie
früheren Verbandarten wesentlich überlegen sind.
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Es ist bekannt, Celluloseäther als blutstillende Mittel zu benutzen.
Hierbei war jedoch bisher nur gedacht an die neutralen Celluloseäther, wie Methylcellulose
oder das völlig neutralisierte Celluloseglykolat. Diesen bekannten Stoffen gegenüber
besitzen die erfindungsgemäß anzuwendenden sauren Celluloseäther eine um ein Vielfaches
erhöhtes Blutstillvermögen. So wurde z. B. die künstlich verursachte Leberblutung
an einem Versuchstier (Albinoratte) bei der Behandlung mit der freien Äthersäure
(saure Carboxymethylcellulose) in 1 Minute 10 Sekunden ge-
stillt, während bei Behandlung
mit dem neutralen Natriumsalz der Cellulose-Glykoläthersäure die Blutung erst nach
7 Minuten 48 Sekunden zum Stocken kam.
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Diese unerwarteten Eigenschaften machen die sauren Celluloseäther
mit freien Carboxylgruppen nach der Erfindung für die Wundbehandlung besonders geeignet.
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Gewisse Ausführungsformen der Erfindung gehen aus der Zeichnung hervor,
in welcher Fig. 1 einen Haftverband darstellt; Fig. 2 zeigt im Querschnitt einen
blutstillenden kugelförmigen Tampon, z. B. für Mandeloperationen; Fig. 3 zeigt einen
Querschnitt durch einen Wundverband für Kriegszwecke; Fig. 4 stellt einen rechteckig
gefalteten Gazeverband dar.
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1 ist ein gefaltetes Gazepolster, das an der Haftfläche 2 des Rückstreifens
3 des Haftverbandes befestigt ist. Die Fläche 6 des Verbandes, welche die Wunde
berührt, ist mit saurer Carboxymethylcellulose oder saurer Carboxyäthylcellulose
getränkt. Zone 7 des Wundkissens 1 bezeichnet die Fläche der mit dem hämostatischen
Mittel imprägnierten Faser. Wenn der Haftverband nach Fig. 1 auf den Körper so aufgelegt
wird, daß er mit der Wunde in Berührung kommt, so gelangt ausströmendes Blut zuerst
mit der Zone 7 in Berührung, wird ziemlich schnell koaguliert und bildet eine Schranke,
welche das weitere Ausströmen von Blut verhindert.
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Der Tampon 10 (Fig. 2) umfaßt eine oder mehrere Gazeschichten 11,
die einen Kern aus Gaze, Watte oder anderem Fasermaterial aus Cellulose umschließen
(12).
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Der Tampon kann auch ganz aus Gaze oder ganz aus
Watte
bestehen, wobei vorzugsweise Hülle und Kern voneinander getrennt sind. Die Ränder
15 der Gaze sind eingeschlagen, geknüpft oder auf andere Weise befestigt.
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Die Gazehülle 11 ist in Zone 16 mit einem hämostatischen Mittel imprägniert.
Beim Gebrauch kommt die hämostatische Zone mit der Wunde in Berührung und hält den
Blutfluß in ähnlicher Weise auf wie in dem vorhin beschriebenen Haftverband.
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Der Kriegsverband (Fig. 3) enthält einen mit Flügeln oder Befestigungen
21 versehenen Hauptteil 22, der aus einer Hülle aus Gaze oder anderem geeignetem
Material und einem zweiteiligen Kern besteht, dessen erster Teil 27 aus nicht absorbierender
Watte und dessen zweiter Teil 28 aus absorbierender Watte besteht. Die übliche Aufgabe
des Teils 28 wäre es, ausgeströmtes Blut zu absorbieren und zurückzuhalten, und
die des Teils 27, das übermäßige Eindringen des Blutes in und durch den Verband
zu verhindern. Gemäß der Erfindung enthält die Zone 29, welche einen Teil der Gazehülle
und die anliegende absorbierende Watte umfaßt, als Imprägnierungsmittel saure Carboxymethylcellulose
oder saure Carboxyäthylcellulose.
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Der Verband 30 (Fig. 4) wird aus einer Mehrzahl, z. B.
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8 bis 16 Schichten, gefalteter Gaze gebildet. 31 ist die wundberührende
Oberfläche. Die Fasern der Zone 33, welche der Oberfläche 31 zunächst liegt, sind
auf die erfindungsgemäße Art imprägniert.
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Tampons nach der Erfindung, die in der Knochenchirurgie Verwendung
finden und vom Organismus resorbiert werden können, bestehen aus den erwähnten Celluloseäthern,
einem oder mehreren zusätzlichen mehrwertigen Alkoholen, wie Polyäthylenglykol und
Glycerin,
einem Celluloseäthersalz als Haftmittel und Wasser.
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Geeignete Anteilsverhältnisse sind wie folgt: Saure Cellulose-Glykolsäureäther
in blutstillender Menge: mindestens 201o, vorzugsweise 5% oder mehf; Haftmaterial
(Cellulose-Glykolsäureäther-Natriumsalz): mindestens 8%; Verhältnis von Wasser zu
Haftmaterial: 1:1 bis 6,5:1; mehrwertige Alkohole: Rest auf 10001o.
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Folgende Zusammenstellungen sind, wie durch Versuche ermittelt wurde,
besonders geeignet: Tabelle
Nr. 1 Nr. 2 Nr. 3 Nr.4 Nr. 5 |
Gewichtsprozent |
Saurer Cellulose- |
Glykolsäureäther . . . 11,5 13,7 11,45 11,65 11,75 |
Polyäthylenglykol 400 23,022,7 19,93 19,40 19,60 |
Glyzerin ............. - - 14,92 13,58 13,72 |
H2O ................ 54,0 54,5 40,75 42,75 41,21 |
Na-Salz des sauren |
Celluloseglykol- |
säureäthers ........ 11,5 9,1 12,95 12,6213,72 |
Zubereitungen Nr. 1, 2 und 5 waren hinsichtlich Hämostase und Knochenaffinität besonders
wirkungsvoll.
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Der saure Cellulose-Glykolsäureäther (saure Carboxymethylcellulose),
welcher vorzugsweise verwendet wird, um erfindungsgemäße Verbandstoffe herzustellen,
kann strukturmäßig beschrieben werden als
wobei x nicht größer als 3 und y eine große ganze Zahl ist.
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Die Ringstruktur stellt den Anhydroglucoserest dar, welcher in bekannter
Art an ähnliche Reste auf beiden Seiten gebunden ist und eine langkettige Cellulosestruktur
bildet. Die eingeklammerten H-Atome sind mit den Sauerstoffatomen in den Anhydroglucoseresten
in bekannter Weise verbunden, ähnlich sind die (C H2 CO 0 H)-Gruppen an den Rest
durch Sauerstoffbrücken gebunden, indem sie die vorerwähnten H-Atome substituieren.
Bei der sauren Carboxyäthylcellulose (saurer Celluloseoxypropionsäureäther), welche
an Stelle der sauren Carboxymethylcellulose verwendet werden kann, ist die Gruppe
(CH2 COOH) durch (C2H4. COOH) ersetzt.
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Wichtig ist der Substitutionsgrad, der die durchschnittliche Anzahl
von substituierten Gruppen pro Glucoseanhydrideinheit in der Molekülkette der Cellulose
(d. h. den Wert von x in der obigen Formel) ausdrückt.
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Da es drei Hydroxylgruppen und daher drei mögliche Punkte der Substitution
pro Glukoseeinheit gibt, ist der höchste Substitutionsgrad 3,0. Erfindungsgemäß
ist festgestellt worden, daß der Substitutionsgrad einen wichtigen Faktor in der
Bestimmung der hämostatischen Aktivität des betreffenden Celluloseäthers darstellt.
Mit zunehmendem Substitutionsgrad nimmt auch die hämostatische Wirkung zu. Daher
werden für Zwecke der vor-
liegenden Erfindung Stoffe verwendet, die einen Substitutionsgrad
aufweisen, der eine hinreichende hämostatische Wirkung gewährleistet. Da am besten
wäßrige Lösungen (der freien Säure oder des Salzes) angewandt werden, um das hämostatische
Material auf die Verbände aufzubringen, wird vorzugsweise ein Stoff verwendet, dessen
Substitutionsgrad zur Wasserlöslichkeit der Salze (tnie z. B. der Ammonium- oder
Natriumsalze) führt, d. h. oberhalb etwa 0,5 liegt.
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Die bevorzugten Celluloseäther haben einen Substitutionsgrad von
ungefähr 0,7 bis 2,0.
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Für Zwecke der Erfindung ist ferner der Grad der Polymerisation der
Cellulosederivate (der Wert y in der obigen Formel) besonders wichtig. Bei sehr
niedrigem Polymerisationsgrad kann die Wasserlöslichkeit ziemlich hoch ansteigen,
wodurch sich die physikalischen Eigenschaften der Celluloseäther verschlechtern.
Ferner ist ein niedrig molekulares Material schwieriger durch Hitzebehandlung (s.
unten) in die bevorzugte unlösliche Form zu überführen. Deshalb muß der Polymerisationsgrad,
ausgedrückt als Viskosität (ablesbar in Sekunden an einer modifizierten Ostwald-Fenske-Viskosimeter-Pipette,
beschrieben in »American Society of Testing Materials, Standards 1946u, S. 972,
Tabelle IV, Serie 300) einer 0,5gewichtsprozentigen wäßrigen Lösung der freien Säure
in
0,5 n-NaOH-Lösung bei 25,5"C, wenigstens ungefähr 5,7 bis 36 Sekunden oder größer
sein, verglichen mit dem Null-Pipetten-Wert von 5,0 Sekunden für eine 0,5 n-Na O
H;Lösung bei derselben Temperatur.
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Es ist wichtig, daß in dem Celluloseäther eine ent sprechende Anzahl
von Carboxylgruppen frei gehalten werden, deren Wasserstoffatome nicht durch salzbildende
Radikale, wie Ammonium oder Alkalimetalle, ersetzt sind, d.h., der Neutralisationsgrad
sollte innerhalb gewisser Grenzen gehalten werden. Diese freien Carboxylgruppen
spielen offensichtlich in der Blutkoagulation bei den erfindungsgemäßen hämostatischen
Verbänden eine Rolle Weiterhin scheint eine gewisse Anzahl von freien Carboxylgruppen
notwendig zu sein, um die Verbindung für eine Überführung in die unerwünschte unlösliche
Form fähig zu machen. Der Neutralisationsgrad soll nicht größer als ungefähr 600!cm
vorzugsweise 15°/o oder niedriger sein, und zwar so niedrig, daß der Gehalt an freien
Carboxylgruppen wenigstens 0,5 01o pro Glucoseanhydrideinheit beträgt. Jedoch kann
der Celluloseäther selbst weitgehend oder vollständig neutralisiert sein, wenn nur
der Neutralisationsgrad im Endprodukt wieder herabgesetzt wird.
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Die hämostatischen Wirkstoffe können nach verschiedenen Verfahren
in Verbandmittel eingearbeitet werden, wobei stets saure Carboxymethylcellulose
oder saure Carboxyäthylcellulose benutzt wird. Der saure Celluloseäther kann z.
B. über eines seiner löslichen Salze, über eine lösliche Form der Säure selbst oder
durch Synthese des Celluloseäthers in situ in die Cellulosefaser eingeführt werden.
Ein bevorzugtes Verfahren verwendet das Ammoniumsalz des Celluloseäthers, das durch
Neutralisation von saurer Carboxymethyl- oder Carboxyäthylcellulose in Pulverform
mit konzentrierter wäßriger Ammoniumhydroxydlösung hergestellt werden kann.
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Das Ammoniumsalz wird mit Wasser verdünnt verwendet. Die zur Herstellung
des Ammoniumsalzes verwendete saure Carboxymethylcellulose kann durch Ansäuern des
Natriumsalzes gewonnen werden. Dazu verwendet man Mineralsäure, wenn der saure Celluloseäther
einen Substitutionsgrad im unlöslichen Gebiet aufweist, und Mineralsäure + Alkohol,
wenn der saure Celluloseäther im Wasser löslich ist, und filtriert darauf den sauren
Celluloseäther.
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Saure Carboxymethylcellulose wurde beispielsweise hergestellt durch
zweistündiges Dispergieren von 20 Gewichtsteilen Natriumcarboxymethylcellulose in
500 Teilen einer Mischung von 1000 Teilen Isopropanol in 200 Teilen konzentrierter
Salzsäure. Die Flüssigkeit wurde daraufhin entfernt und das Dispergieren mit der
gleichen Menge frischem Isopropanol-H C1 wiederholt. Nach Waschen mit 80 Teilen
Isopropanol und 20 Teilen Wasser wurde das Pulver aus saurer Carboxymethylcellulose
filtriert und an der Luft bei Zimmertemperatur getrocknet. Es wurde hierauf mit
Ammoniumhydroxydlösung in äquivalenter Menge behandelt und die Lösung von Ammoniumcarboxymethylcellulose
mit Wasser auf 2 Gewichtsprozent verdünnt.
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Das Ammoniumsalz wird dem Verbandmaterial in den weiter unten angegebenen
Mengen einverleibt. Nach dem Trocknen wird das Verbandmaterial auf eine Temperatur
erhitzt, bei der die Zersetzung des Ammoniumsalzes zu N H3 und saurem Cellulosederivat
erfolgt. Das letztere wird vorzugsweise weiterhin in eine beständige, d. h. völlig
wasserunlösliche Form übergeführt.
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Die Bildung des beständigen hämostatischen Mittels erfolgt unter
sorgfältiger Kontrolle der Temperatur und der Erhitzungszeit. Die Bildung der beständigen
Säure beginnt im wesentlichen bei ungefähr 80"C. Bei dieser Temperatur sind ungefähr
30 Minuten nötig, um eine be-
trächtliclie Abnahme der Löslichkeit der freien Säure
zu erzielen. Die Umwandlung verläuft mit einer beträchtlich größeren Geschwindigkeit
bei Temperaturen oberhalb etwa 93"C. Die Erhitzungszeit beträgt in jedem Fall vorzugsweise
wenigstens 30 Minuten. Innerhalb einer Erhitzungszeit von ungefähr 21/2 bis 3 Stunden
wird eine optimale Unlöslichkeit erreicht.
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Temperaturen über etwa 113"C bewirken beträchtlich höhere Umwandlungsgeschwindigkeiten
des blutstillenden Mittels von der löslichen in die unlösliche Form. Vorzugsweise
werden für eine schnelle Durchführung und entsprechend kurze Erhitzungszeiten Temperaturen
über 1490 C eingehalten. Die Temperatur wird in jedem Fall unter einem Wert gehalten,
bei welchem innerhalb der Mindestzeit, bei der das Material bei erhöhter Temperatur
behandelt wird, ein übermäßiger Abbau des Celluloseäthers, des Grundmaterials oder
anderer Teile der Zubereitung stattfindet. Vorzugsweise wird sie unter 177"C (350"F)
gehalten.
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Außer mit dem Ammoniumsalz können Wundverbände auch z. B. mit dem
Natriumsalz imprägniert werden, das man in wäßriger Lösung aufbringt und zur Bildung
des sauren Celluloseäthers in situ auf der Faser mit einer starken Säure, wie Salzsäure
oder einer Mischung einer solchen Säure mit Alkohol, ansäuert, worauf man gründlich
mit Wasser wäscht und trocknet. Durch Erhitzen wird dann die beständige saure Carboxymethylcellulose
gebildet. Falls Celluloseäther verwendet wird, der in der sauren Form wasserlöslich
ist, kann eine wäßrige Lösung des Äthers selbst, die man durch Zugabe eines Überschusses
von Salzsäure zu der 2prozentigen Lösung des Natriumsalzes erhält, aufgebracht werden.
Diese Lösung kann zur Entfernung überschüssiger Mineralsäure und-NaCl dialysiert
werden.
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Eine andere Methode besteht in der Behandlung des Cellulosederivats
mit Ätznatron oder Ätzkali, um zunächst die Alkaliverbindung zu bilden, die dann
mit einem Alkalisalz von Chloressigsäure umgesetzt wird. Die Reaktion kann so gesteuert
werden, daß der physikalische Zustand der in Reaktion getretenen Faser des Cellulose
materials erhalten bleibt, wobei das letztere dann von den Reagenzien freigewaschen
und durch Behandeln mit einer Lösung von Mineralsäure in die saure Carboxymethylcellulose
übergeführt wird. Waschen, Trocknen und vorzugsweise Hitzebehandlung zwecks Bildung
des stabilen Cellulosederivats folgen.
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Das Imprägniermittel wird vorzugsweise vor der Herstellung des Verbandes
auf das Verbandmaterial aufgebracht.
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Die Wundverbände nach der Erfindung werden vorzugsweise aus verwebtem
Fasermaterial, nicht verwebten Fasern mit einem geeigneten Bindemittel oder aus
nicht verbundenen unverwebten Fasern hergestellt. Die günstigen blutstillenden Eigenschaften
der erfindungsgemäßen Verbandmittel treten jedoch auch in Erscheinung bei der Herstellung
von Wundverbänden aus beispielsweise nichtfaserigen Stoffen, welche hinreichend
absorbieren, durchlässig sind und andere erwünschte Eigenschaften aufweisen. Nicht
cellulosehaltige Verbandstoffe können die üblicherweise verwendete Watte als Gruhdstoff
für den Verband ersetzen.
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In Gazeverbänden sollte die Fadenzahl der Gaze genügend hoch sein,
so daß die Porosität nicht zu groß ist.
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Andererseits sollte die Fadenzahl nicht so hoch sein, daß Rauheit
auftritt. Vorzugsweise wird Gaze verwendet mit einer Fadenzahl von 14 10 bis 64
56, wobei eine Fadenzahl von 20 12 ode; 28 24 besonders bevorzugt ist. Für eine
merkliche Blutgerinnwfrkung soll die hämostatische Zone wenigstens 0,046 mg des
blutstillenden Cellulosederivats je cm2 der wundberührenden Oberfläche
enthalten.
Eine bevorzugte Menge ist 0,127 mg/cm2. Um die Biegsamkeit des Verbandes zu erhalten,
beträgt vorzugsweise die Konzentration des blutstillenden Mittels in der Faserzone
nicht mehr als 5 Gewichtsprozent der imprägnierten Faser. Besonders bevorzugt werden
3 bis 3½ % der freien Säure, berechnet auf das Trockengewicht, bei einer Gaze von
20 12 12. In dem Maße, in welchem die Fadenzahl erhöht wird, sinkt die obere Grenze
des verwendbaren Beschichtungsgewichtes.
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Die Carboxymethyl- oder Carboxyäthylcellulose kann auch, soweit angängig,
in organischen Lösungsmitteln gelöst werden. Die Lösung wird unter nachfolgender
Trocknung und vorzugsweise Hitzebehandlung aufgebracht.
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Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung (Teile und Prozente
auf Gewichtsgrundlage).
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Beispiel 1 Ein Muster von 44 36-Baumwollgaze wurde mit lprozentiger
wäßriger Lösung des Ammoniumsalzes von Cellulose-Glykolsäureäther (Carboxymethylcellulose)
mit einem Substitutionsgrad von 1,17 behandelt. Der Grad der Polymerisation des
Carboxymethylcelluloseammoujumsalzes wurde durch eine Viskosität von 18,3 Sekunden
für eine 0,5prozentige wäßrige Lösung der freien Säure in 0,50 n-NaOH bei 25,50°
C angezeigt, bestimmt mit der obenerwähnten modifizierten Ostwald-Fenske-Viskosimeter-Pipette,
verglichen mit einem Nullpipettenwert von 5,0 Sekunden für eine 0,5 n-NaOH-Lösung
bei der gleichen Temperatur. Das Gewicht der von der Gaze aufgenommenen Lösung betrug
150 % ihres Eigengewichtes. Die Gaze wurde auf einem Streckapparat an der Luft bei
Raumtemperatur getrocknet und unter einem Bügeleisen von etwa 1490 C ungefähr 5
Minuten lang erhitzt, um das Ammoniumsalz in die saure Carboxymethylcellulose und
die letztere in die unlösliche Form der Säure überzuführen. Dieses Produkt wurde
auf seine hämostatische Wirkung an der Leber einer erwachsenen Albino-Ratte untersucht.
Ein Schnitt wurde für die behandelte Gaze gesetzt und ein gleicher für die nicht
behandelte Gaze zum Vergleich. Die Gazeverbände wurden ohne Druck auf die Wunden
gesetzt und die Zeit in Minuten und Sekunden bestimmt, in welcher das Blut zu fließen
aufhörte.
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Unbehandelte Vergleichs- Blutungszeit gaze ................. 7 min
3 sec 7 min 28 sec behandelte Gaze ....... 1 min 1 min 30 sec Beispiel 2 Ein Muster
von 44.36-Gaze wurde mit einer wäßrigen Lösung von Carboxymethylcellulosenatriumsalz
behandelt, welches einen Substitutionsgrad von 1,17 und einen Polymerisationsgrad
entsprechend einer Viskosität von 18,3 Sekunden, bestimmt nach der im Beispiel 1
beschriebenen Methode, aufwies. Die behandelte Gaze wurde getrocknet und 20 Minuten
in einer Lösung eingeweicht, die aus 500 Teilen Äthanol 125 Teilen konzentrierter
Salzsäure und 25 Teilen Wasser bestand. Sie wurde dann weiter 10 Minuten in einer
Mischung von 500 Teilen Äthanol und 100 Teilen konzentrierter wäßriger Salzsäure
eingeweicht und schließlich in 3 Anteilen mit so viel Wasser gespült, daß die Gaze
von Salz und Mineralsäure befreit wurde. Die Gaze wurde an der Luft getrocknet.
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Das getrocknete Verbandmittel enthielt 6,5% saure Carboxymethylcellulose.
Die behandelte Gaze wurde zur Herstellung von Pflasterverbänden verwendet, wobei
die Gaze zu einem Verbandpolster mit vier Schichten gefaItet wurde. Die Vergleichshaftverbände,
welche aus unbehandelter 44-' 36Gäze hergestellt wurden, waren von
derselben Größe
und demselben Aufbau wie die behandelten Muster. Vergleichsuntersuchungen für die
blutgerinnende Wirkung wurden am Gluteus-maximus-Muskel der hinteren Extremität
der Ratte durchgeführt.
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Flache Wunden von 5 mm2 Wundfläche wurden durch die entsprechenden
Verbände ohne Druck abgedeckt und die Zeit bis zur Beendigung des Blutflusses wie
folgt bestimmt: unbehandelter Vergleichsverband Blutungszeit Ratte 912 ........................
4 min 45 sec Ratte 913 ................... ...... 5 min 5 sec behandelter Haftverband
Ratte 912 ................... ...... 1 min 15 sec Ratte 913 .........................
1 min 20 sec Beispiel 3 Sterile chirurgische Absorptionswatte wurde mit einer 2%igen
Lösung von Carboxymethylcellulosenatriumsalz gesättigt, die einen Substitutionsgrad
von 1,17 und einen Polymerisationsgrad entsprechend einer Viskosität von 18,3 Sekunden,
gemessen nach dem Verfahren des Beispiels 1, besaß, und an der Luft getrocknet.
Das getrocknete Verbandmittel enthielt ungefähr 5% Natriumsalz.
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Die Watte wurde 2 Stunden lang in einer Mischung von 80 Teilen Äthanol
und 20 Teilen Salzsäure gewaschen, wobei das Natriumsalz in die saure Carboxymethylcellulose
übergeführt wurde. Sie wurde von Mineralsäuren und Salzen in Wasser freigespült,
getrocknet und auf ihre hämostatische Wirkung untersucht, wobei unbehandelte Wundverbandwatte
als Vergleich verwendet wurde. Die Zeiten, welche benötigt wurden, um den Blutfluß
von ähnlichen Wunden an erwachsenen Ratten zu sitllen, waren die folgenden: unbehandelte
Vergleichswatte Blutungszeit Muskel ............... 4 min 43 sec 4 min 30 sec Milz
... 17 min 25 sec 19 min 50 sec behandelte Watte Muskel ............... 55 sec 55
sec Milz 1 min 45 sec 2 min 20 sec Beispiel 4 44 36-Gaze wurde mit einer 5%igen
wäßrigen Lösung Carboxymethylcellulosenatriumsalz behandelt, das einen Substitutionsgrad
von 0,90 und einen Polymerisationsgrad entsprechend einer Viskosität von 8,4 Sekunden
hatte. Die behandelte Gaze wurde auf einem Streckapparat getrocknet, worauf ihr
Gehalt an Natriumsalz mit 1,22 mg/cm2(8 mg/inch2) bestimmt wurde. Sie wurde dann
wie im Beispiel 1 zur Überführung des Natriumsalzes in das saure Cellulosedarivat
mit wäßriger alkoholischer Mineralsäure behandelt und von Verunreinigungen freigewaschen.
Die Gaze wurde getrocknet, worauf Teststreifen der behandelten Gaze auf ihre Blutgerinnungswirkung
an der Rattenleber und -milz, wie oben beschrieben, untersucht wurden. Die Ergebnisse
waren wie folgt: gewöhnliche Gaze (unbe- Blutungszeit handeltes Vergleichs Leber
Milz muster) 7 min 4 sec 19 min 17 sec 6 min 24 sec 19 min 21 sec behandelte Gaze
1 min 5 sec 1 min 53 sec 1 min 10 sec 1 min 53 sec Ein weiteres Merkmal der Wundverbände
nach der Erfindung besteht darin, daß sie nicht nur saure Cellulose-Glykolsäureäther
(auch saure Carboxymethylcellulose genannt) oder saure Cellulose-Oxypropionsäureäther
(auch bekannt als saure Carboxyäthylcellulose) enthalten
können,
sondern auch gewisse Mengen ungiftiger hydrophiler aliphatischer Polyole, welche
normalerweise in nicht kristallisiertem Zustand existieren. Die Polyole gestatten
es, den Verband von der Wunde zu entfernen, ohne das geronnene Blut zu beeinträchtigen
und ohne die blutgerinnende Wirkung des Celluloseäthers zu verändern.
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Der geringe Grad des Eindringens des Celluloseäthers und die Gegenwart
des Polyols setzt die Neigung des geronnenen Blutes, am Verband zu haften, auf ein
Minimum herab.
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Die Polyolablösemittel sind, wie oben erwähnt, ungiftige, nicht reizende,
hydrophile, aliphatische Verbindungen, die wenigstens zwei unsubstituierte oder
substituierte Hydroxylgruppen besitzen und normalerweise in nicht kristallisiertem
Zustand existieren, d. h. als eine im allgemeinen viskose Flüssigkeit oder als wachsartiger
Stoff. Geeignete Ablösemittel sind z. B. Glyzerin, Propylenglykol, Polyäthylenglykol
und Sorbit, einschließlich der Ester dieser Alkohole. Zum Beispiel können Sorbit
in Form seines Esters, Sorbitmonolaureat und Glyzerin oder Propylenglykol in Gestalt
ihrer verschiedenen Ester verwendet werden. Besonders als Ablösemittel geeignet
sind kettenförmige Polyoxyverbindungen mit zwei oder drei Oxygruppen im Molekül
oder deren Polymere (Kndensationsprodukte). Beispiele hierfür sind Glyzerin, Glykole
und Polyglykole. Glyzerin ist ein bevorzugtes Ablösemittel. Das Ablösemittel wird
in einer hinreichenden Menge verwendet, um das erwünschte leichte Ablösen des Verbands
zu erzielen. Diese Menge, die bis zu einem gewissen Grad von der Menge des vorhandenen
blutstillenden Mittels abhängt, beträgt im allgemeinen wenigstens ungefähr 1 Gewichtsprozent
von dem Trockengewicht des Verbandmittels in der benetzten Zone. Zu große Mengen
des Ablösemittels können ein unerwünschtes Gefüge oder Aussehen des Verbandmittels
zur Folge haben, und dementsprechend beträgt der höchste Gehalt ungefähr 250/, auf
derselben Grundlage. Ein geeigneter Anteilsbereich liegt bei ungefähr 3 bis 120/0
des Ablösemittels. Vorzugsweise hält man das Verhältnis von Ablösemittel zu blustillendem
Mittel bei wenigstens etwa 1,5:1.
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Das Ablösemittel kann in das Verbandmittel in jedem Stadium seiner
Herstellung eingebracht werden. Eine bequeme Methode besteht z. B. darin, es, wie
unten beschieben, in der wäßrigen Lösung aufzulösen, wie sie für die Aufbringung
des blutstillenden Mittels auf das Verbandmittel verwendet wird. Wenn besondere
Umstände es erfordern, kann es jedoch getrennt zugegeben werden, nachdem das blutstillende
Mittel durch Aufbringung einer wäßrigen Lösung auf den Stoff und darauffolgendes
Trocknen eingeführt wurde. Im folgenden wird ein weiteres Beispiel gegeben, das
dieses zusätzliche Merkmal der Erfindung beschreibt: Beispiel 5 Steriles Verbandmaterial
wird mit einer 2prozentigen wäßrigen Lösung von Carboxymethylcelullosenatriumsalz
mit einem Substitutionsgrad von 1,17 und einem Polymerisationsgrad, entsprechend
einer Viskosität der freien Säure von 18,3 Sekunden, wie im Beispiel 1 bestimmt,
behandelt und an der Luft getrocknet. Das getrocknete Produkt enthält ungefähr 50/0
Natriumsalz.
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Es wird dann 2 Stunden mit einer Mischung von 80 Teilen
Äthanol und
20 Teilen wäßriger Salzsäure gewaschen, wobei aus dem Natriumsalz die Carboxymethylcellulose
freigemacht wird, mit Wasser mineralsäure- und salzfrei gewaschen und getrocknet.
Das imprägnierte Material wird dann mit einem Ablösemittel, z. B. mit einer Sprozentigen
wäßrigen Glyzerinlösung oder mit 100/o Carbowachs 1500 in wäßriger Lösung so behandelt,
daß 150 bis 2000/0 Lösung aufgenommen werden, und getrocknet.
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Das mit einem Ablösemittel behandelte Verbandmaterial ist ohne Schwierigkeit
von dem geronnenen Blut ablösbar, im Gegensatz zu ähnlichen Stoffen, die nicht mit
Ablösemittel behandelt waren. Außerdem stillt es den Blutfluß viel schneller als
ähnliche Verbandstoffe, die nicht mit einem Blutgerinnungsmittel in Gestalt eines
sauren Celluloseäthers imprägniert sind.
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PATENTANSPROCHE: 1. Blutstillender Verbandstoff, Tampon od. dgl.,
gekennzeichnet durch eine Imprägnierung mit praktisch wasserunlöslicher, höher polymerisierter
Carboxymethyl- oder Carboxyäthylcellulose mit einem wesentlichen Gehalt an freien
Carboxylgruppen, d. h. mit einem Neutralisationsgrad von weniger als 600/o, vorzugsweise
von 150/o oder weniger, worin mindestens die Hälfte der OH-Gruppen der Cellulose
mit der Glykol- bzw. der Oxypropionsäure veräthert ist.