DE10355211A1 - Dichtung für eine Rohrdurchführung - Google Patents

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Abstract

Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Abdichtung eines durch die Wand (2) eines thermisch isolierten Gehäuses einer verfahrenstechnischen Anlage geführten Bauteils (1), umfassend ein oberes und ein unteres Anschlussteil (4, 5) und einen die Anschlussteile (4, 5) verbindenden Balg (6, 7), wobei der Balg eine Stelle maximalen Umfangs aufweist und der obere Teil (6) des Balgs zwischen dem oberen Anschlussteil (5) und der Stelle maximalen Umfangs unelastisch ausgebildet ist.

Description

  • Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Abdichtung eines durch die Wand eines thermisch isolierten Gehäuses einer verfahrenstechnischen Anlage geführten Bauteils, umfassend ein oberes und ein unteres Anschlussteil und einen die Anschlussteile verbindenden Balg.
  • Viele verfahrenstechnische Anlagen, wie zum Beispiel Tieftemperatur-Luftzerlegungsanlagen, umfassen kalte und warme Anlagenteile, die über Rohrleitungsverbindungen miteinander verbunden sind. Die kalten Module werden dabei in sogenannte Coldboxen eingebracht, um diese thermisch zu isolieren.
  • Zur Verbindung der im Inneren einer Coldbox befindlichen Module mit den warmen Modulen ist es notwendig, Rohrleitungen, Ventile oder andere Bauteile durch den Coldboxmantel durchzuführen. Hierzu wird die Coldbox mit Anschlussstutzen versehen, durch die beispielsweise die Rohrleitungen geführt werden.
  • Beim Anfahren der Anlage, bei dem die kalten Anlagenteile teilweise bis auf kryogene Temperaturen abgekühlt werden, oder auch bei Laständerungen kommt es zu temperaturbedingten Schrumpfungen der kalten Anlagenteile. Werden die durch den Coldboxmantel geführten Bauteile fest mit der Coldbox verbunden, so besteht die Gefahr, dass aufgrund der thermischen Schrumpfung Risse oder andere Beschädigungen an den Bauteilen auftreten. Daher werden beispielsweise Rohrleitungen mit Leitungsschleifen als Schrumpfungsausgleich versehen. Durch diese Maßnahme wird aber die zur Verrohrung nötige Rohrlänge größer und deren Platzbedarf und Komplexität steigt.
  • Die Abdichtung von Bauteil-, insbesondere Rohrdurchführungen kann auch durch einen gasdichten, flexiblen Balg erfolgen, der zum einen an dem Coldbox-Anschlussstutzen und zum anderen an dem Bauteil gasdicht befestigt wird. Der Balg erlaubt Relativbewegungen zwischen dem Bauteil und dem Anschlussstutzen, durch die temperaturbedingte Längenänderungen des Bauteils zumindest teilweise kompensiert werden können.
  • Bei Rohrleitungs- oder Ventildurchführungen durch das Coldboxdach, bei denen der Balg in senkrechter Lage eingebaut wird, kann das flexible Balgmaterial allerdings bei thermischen Schrumpfungen eine Art Tasche bilden, in der sich Regenwasser, Schmutz oder Kondensat ansammeln können. Die Rohrdurchführungen werden daher zum Teil mit Hauben oder Abdeckungen als Regenschutz versehen. Durch das Coldboxdach geführte Armaturen werden häufig komplett eingehaust. Montage und Installation beider Arten von Regenschutz sind jedoch mit einem relativ hohen Zeit- und Kostenaufwand verbunden.
  • Aufgabe vorliegender Erfindung ist es, eine Vorrichtung zur Abdichtung eines durch die Wand eines thermisch isolierten Gehäuses geführten Bauteils zu entwickeln, bei dem die oben beschriebenen Nachteile vermieden werden.
  • Diese Aufgabe wird durch eine Vorrichtung der eingangs genannten Art gelöst, wobei der Balg eine Stelle maximalen Umfangs aufweist und der obere Teil des Balgs zwischen dem oberen Anschlussteil und der Stelle maximalen Umfangs inelastisch ausgebildet ist.
  • Die erfindungsgemäße Vorrichtung besitzt einen oberen inelastischen Teil und einen unteren flexiblen Teil. Die Begriffe „oben" und „unten" kennzeichnen die bevorzugte Einbaulage der Vorrichtung. Die erfindungsgemäße Vorrichtung kann aber auch in anderen Orientierungen eingesetzt werden, beispielsweise so, dass das die beiden Anschlussteile im Wesentlichen auf einer horizontalen Ebene liegen.
  • Unter dem Begriff "Anschlussteil" werden diejenigen Teile der Vorrichtung verstanden, über die die Vorrichtung mit der Coldbox beziehungsweise dem durch den Coldboxmantel durchzuführenden Bauteil verbunden wird. Dies kann ein speziell ausgebildeter Stutzen sein, oder aber auch nur eine schlauchförmige Fortsetzung des Balgs, die beispielsweise über das durchzuführende Bauteil oder einen Anschlussstutzen einer Coldbox gezogen wird.
  • Der inelastische Teil des Balgs ist so ausgeführt, dass sich dessen Form bei einer Relativbewegung der beiden Anschlussteile der Vorrichtung zueinander im Wesentlichen nicht ändert. Solche Relativbewegungen werden ausschließlich durch den flexiblen Teil des Balgs aufgenommen. Der inelastische Teil der Vorrichtung bleibt dagegen von einer temperaturbedingten Streckung oder Schnrumpfung des kalten Bauteils, die zu einer entsprechenden Bewegung des mit dem Bauteil verbundenen Anschlussteils der Vorrichtung führt, unbeeinflusst.
  • Vorzugsweise wird die Vorrichtung im Wesentlichen senkrecht eingebaut, wobei sich entsprechend der gewählten Nomenklatur der inelastische Teil oben und der flexible Teil unten befindet. Bei einer Verkürzung des Abstandes zwischen dem oberen und dem unteren Anschlussteil bildet dann das obere inelastische Balgteil eine schirmförmige Abdeckung über das restliche Balgteil. Das sich bei Schrumpfung faltenartig zusammenlegende Balgmaterial des unteren Balgteils wird durch den oberen Teil abgedeckt, so dass keine offene Tasche entsteht, in der sich Wasser oder Schmutz ansammeln könnten.
  • Die Erfindung eignet sich besonders zur Durchführung von Rohrleitungen, Sicherheits- und Prozessleitungen, Ventilen oder sonstigen Armaturen durch einen Coldboxmantel oder die Wand eines anderen thermisch isolierten Gehäuses.
  • Von Vorteil erstreckt sich der inelastische Balgteil über ein Viertel bis zur Hälfte der maximalen Ausdehnung der gesamten Vorrichtung. Im gestreckten Zustand der Vorrichtung, in dem die beiden Anschlussteile den größtmöglichen Abstand voneinander einnehmen, wird zwischen 25 % und 50 % der Gesamtlänge, besonders bevorzugt zwischen 30 % und 40 % der Gesamtlänge, von dem inelastischen Teil eingenommen. Ganz besonders bevorzugt befindet sich die Stelle maximalen Umfangs im mittleren Drittel der Vorrichtung, vorzugsweise in einem Bereich der sich von der Mitte der Vorrichtung in Richtung der beiden Anschlussteile um jeweils 5 bis 10% der Gesamtlänge der Vorrichtung erstreckt. Es hat sich gezeigt, dass eine solche Aufteilung des Balgs in einen inelastischen und einen flexiblen Teil ein Optimum zwischen einem guten Regenschutz durch den inelastischen Teil und einer möglichst großen Beweglichkeit aufgrund des flexiblen Teils darstellt.
  • Die Flexibilität der Vorrichtung, ausgedrückt durch das Verhältnis des maximalen Abstands der beiden Anschlussteile zu deren minimalem Abstand, beträgt bevorzugt zwischen 1,2 zu 1 und 3 zu 1, besonders bevorzugt zwischen 1,5 zu 1 und 2 zu 1. Eine höhere Flexibilität wäre zwar wünschenswert, um größere Längenänderungen ausgleichen zu können, es hat sich aber gezeigt, dass dann die Funktion des oberen inelastischen Teils als Regen- und Witterungsschutz beeinträchtigt wird.
  • In einer bevorzugten Ausführungsform nimmt der Querschnitt des oberen Teils von dem oberen Anschlussteil bis zu der Stelle maximalen Umfangs kontinuierlich zu. Besonders bevorzugt ist der obere Teil des Balgs im Wesentlichen kegelstumpfförmig ausgebildet. Durch diese Formgebung wird durch das obere Balgteil eine Abschirmung gebildet, die Regen und Schmutz ableitet und den unteren, flexiblen Balgteil effektiv vor Verschmutzungen schützt.
  • Vorzugsweise wird ein Balgmaterial eingesetzt, das bis zu Temperaturen von –50°C kältebeständig ist. Ein aus Aramid- oder Glasgewebe gefertigter Balg hat sich insoweit als günstig erwiesen. In der Praxis hat sich ferner eine Beschichtung des. Balgs mit Silikonkautschuk bewährt. Insbesondere die Nahtfugen und Stirnkanten des Balgs werden hierbei mit Silikonkautschuk verstrichen. Auf diese Weise erhält man eine kältebeständige und gasdichte Abdichtung der Bauteildurchführung durch die Gehäusewandung.
  • Die erfindungsgemäße Vorrichtung wird vorzugsweise zur Durchführung von Bauteilen durch den Coldboxmantel einer kryogenen, verfahrenstechnischen Anlage eingesetzt. In solchen Anlagen werden Coldboxen eingesetzt, die teilweise Höhen von 50 Meter und mehr aufweisen. Beim Abkühlen dieser Coldboxen auf kryogene Temperaturen von bis zu –196°C treten relativ große Schrumpfungen auf. Von Vorteil werden daher Vorrichtungen verwendet, die eine Relativbewegung der beiden Anschlussteile zueinander von mehr als 15 cm, vorzugsweise mehr als 20 cm ermöglichen. Auf diese Weise wird im Wesentlichen die gesamte temperaturbedingte Längenänderung von der Vorrichtung aufgenommen, so dass beispielsweise auf Leitungsschleifen als Schrumpfungsausgleich verzichtet werden kann.
  • Die Erfindung eignet sich insbesondere zur Durchführung von Bauteilen durch den Mantel einer Coldbox einer Tieftemperaturluftzerlegungsanlage. In solchen Anlagen, in denen Einsatzluft durch Rektifikation zerlegt wird, treten Temperaturen von etwa –200°C auf, so dass insbesondere beim Kaltfahren der Anlage deutliche temperaturbedingte Schrumpfungen auftreten.
  • Die Erfindung sowie weitere Einzelheiten der Erfindung werden im Folgenden anhand von in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispielen näher erläutert. Hierbei zeigen:
  • 1 eine erfindungsgemäße Vorrichtung im gestreckten Zustand,
  • 2 eine erfindungsgemäße Vorrichtung im gestauchten Zustand.
  • In den 1 und 2 ist eine erfindungsgemäße Vorrichtung gezeigt, die zur Durchführung einer Rohrleitung 1 durch den Mantel 2 einer Coldbox dient. Der Coldboxmantel 2 ist mit einem Stutzen 3 versehen, durch den die Rohrleitung 1 geführt wird. Zur Abdichtung der Durchführung wird die erfindungsgemäße Vorrichtung eingesetzt.
  • Die Vorrichtung ist rotationssymmetrisch aufgebaut und besitzt an ihren beiden Enden zwei Anschlussteile 4, 5. Zwischen den beiden Anschlussteilen 4,5 befinden sich ein inelastisches oberes Balgteil 6 sowie ein elastisches, flexibles unteres Balgteil 7. Die Vorrichtung ist somit schlauchförmig aufgebaut und ist aufgrund des unteren flexiblen Balgteils 7 in Richtung seiner Rotationsachse dehn- bzw. stauchbar.
  • Als Material für den Balg hat sich ein Aramidgewebe bewährt, welches mit Silikonkautschuk beschichtet ist. Insbesondere die Nahtfugen und Stirnkanten des Balgs sind mit Silikonkautschuk bestrichen.
  • An ihrem unteren Ende besitzt die Vorrichtung ein ringförmiges Anschlussteil 4, welches über den Stutzen 3 geschoben und mit diesem, beispielsweise mittels einer Schlauchschelle, dicht verbunden wird. Ein entsprechendes Anschlussteil 5 befindet sich am oberen Ende der Vorrichtung. Die inneren Durchmesser der beiden Anschlussteile 4 und 5 sind an die äußeren Durchmesser des Coldboxstutzens 3 und der Rohrleitung 1 angepasst, so dass die Anschlussteile 4, 5 über den Stutzen 3 bzw. die Rohrleitung 1 gespannt und gasdicht mit diesen verbunden werden können.
  • An das untere Anschlussteil 4 schließt sich das untere Balgteil 7 an. Das Balgteil 7 ist flexibel ausgeführt, so dass Bewegungen des unteren Anschlussteils 4 relativ zum oberen Anschlussteil 5 möglich sind. Zwischen dem unteren Balgteil 7 und dem oberen Anschlussteil 5 befindet sich das inelastische Balgteil 6. Das inelastische Balgteil 6 besteht aus versteiftem Aramidgewebe und ist kegelstumpfförmig ausgebildet. Das untere Ende des kegelstumpfförmigen Balgteils 6 stellt gleichzeitig auch den größten Durchmesser der Vorrichtung dar. Das obere Balgteil 6 ist versteift und behält auch bei Dehnungen oder Stauchungen der gesamten Vorrichtung seine Form im Wesentlichen bei.
  • Bei einer Abkühlung der Rohrleitung 1, beispielsweise bei Durchleitung eines kryogenen Fluids, tritt eine Temperatur bedingte Längenänderung beziehungsweise Schrumpfung der Rohrleitung 1 auf. Der Mantel 2 der Coldbox befindet sich dagegen weiterhin auf Umgebungstemperatur. Die thermisch verursachte Schrumpfung der Rohrleitung 1 führt folglich zu einer Relativbewegung der Rohrleitung 1 im Verhältnis zu dem Coldboxstutzen 3.
  • In 2 ist die Vorrichtung in diesem "kalten" Zustand dargestellt. Das obere Anschlussteil 5 der Vorrichtung, welches mit der Rohrleitung 1 fest verbunden ist, hat sich aufgrund der Verkürzung der Rohrleitung 1 auf den Coldboxstutzen 3 zubewegt. Die Vorrichtung wird somit gestaucht. Diese Stauchung wird durch den flexiblen Balgteil 7 aufgenommen, der sich hierbei in Falten legt.
  • Das kegelstumpfförmige obere Balgteil 6 behält dagegen auch in dieser Phase seine Form bei und bildet eine schirmförmige Abdeckung über dem gefalteten Balgteil 7. Das versteifte Balgteil 6 schützt so das flexible Balgteil 7 sowie den Anschluss der Vorrichtung an den Coldboxstutzen 3 vor Umwelteinflüssen. Insbesondere Regen und Staub können sich nicht mehr Taschen absetzen, die sich bei der Faltung des unteren Balgteils 7 bilden.

Claims (8)

  1. Vorrichtung zur Abdichtung eines durch die Wand eines thermisch isolierten Gehäuses einer verfahrenstechnischen Anlage geführten Bauteils, umfassend ein oberes und ein unteres Anschlussteil und einen die Anschlussteile verbindenden Balg, dadurch gekennzeichnet, dass der Balg eine Stelle maximalen Umfangs aufweist und der obere Teil (6) des Balgs zwischen dem oberen Anschlussteil (5) und der Stelle maximalen Umfangs inelastisch ausgebildet ist.
  2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der obere Teil (6) des Balgs im Wesentlichen kegelstumpfförmig ausgebildet ist.
  3. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Dichtungsbalg bis –50°C kältebeständig ist.
  4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Balg aus Aramid- und/oder Glasgewebe gefertigt ist.
  5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Balg mit Silikonkautschuk beschichtet ist.
  6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Balg eine Relativbewegung der beiden Anschlussteile (4, 5) zueinander von mehr als 15 cm, vorzugsweise mehr als 20 cm ermöglicht.
  7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Verhältnis von maximalem Abstand der beiden Anschlussteile (4, 5) zu minimalem Abstand der beiden Anschlussteile (4, 5) zwischen 1,2 zu 1 und 3 zu 1 beträgt.
  8. Verwendung einer Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7 zur Durchführung von Rohrleitungen oder Armaturen durch den Mantel einer Coldbox einer kryogenen verfahrenstechnischen Anlage, insbesondere einer Tieftemperaturluftzerlegungsanlage.
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