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Vorrichtung zur Begichtung von Schachtöfen, insbesondere von Hochöfen
Die bei der Mölleraufgabe in großen Hochöfen zwangläufig auftretende Entmischung
des Aufgabegutes in grob und fein hat auf die Gasdurchströmung und damit auf den
Ofengang einen entscheidenden Einfluß. Mit dem Übergang zu großen Ofeneinheiten
wird der Entmischungsgrad des Aufgabegutes entsprechend der ebenfalls größer werdenden
Gicht immer stärker.
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Die gebräuchlichen Begichtungseinrichtungen sind dadurch gekennzeichnet,
daß das Beschickungsgut über kegelförmige Flächen geschüttet entweder zum Ofenrand
oder mehr zur Ofenmitte hingelenkt wird mit dem Ergebnis, daß sich der größte Anteil
des Feinen in den höheren Anschüttungsstellen und des Groben fast ausschließlich
in den Anschüttungstäiern befindet. Fast alle bekannten Begichtungseinrichtungen
lassen jeweils nur eine einzige Schüttung, d. h. entweder Randschüttung oder Schüttung
zur Mitte, zu.
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Es sind auch schon Begichtungseinrichtungen vorgeschlagen worden,
die ein wahlweises Schütten des Aufgabegutes an den Rand oder zur Ofenmitte hin
gestatten. Eine bekannte Vorrichtung dieser Art besteht aus drei durch Huborgane
einzeln bewegten Begichtungsglocken, nämlich einer kleinen Glocke im oberen Drehtrichter
und zwei weiteren, untereinander angeordneten und unabhängig voneinander heb- und
senkbaren Glocken in der unteren Öffnung des Schleusenraumes, der von der größeren
dieser Glocken geschlossen wird. Das Begichten der Ofenmitte erfolgt durch das Anheben
der großen Glocke und der tieferliegenden kleineren dritten Glocke in den Schleusenraum.
Durch Anheben der großen Glocke und Absenken der kleineren Glocke in eine Stellung
unterhalb der unteren Schleusenraumöffnung wird das von der Gichtschüssel aus auf
die kleinere Glocke aufprallende Gut zum Ofenrand hin abgeleitet. Neben dem störanfälligen
Antrieb durch drei unabhängige Einzelantriebe hat diese Begichtungsvorrichtung den
Nachteil, daß die große Glocke innerhalb des mit der Beschickung gefüllten Schleusenraums
mit hoher mechanischer Reibung angehoben werden muß.
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Demgegenüber ist Gegenstand der Erfindung eine in ihrem Aufbau und
ihrer Anwendung sehr einfache Vorrichtung zum wahlweisen Gichten in die Ofenmitte
und an den Ofenrand.
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In der Zeichnung sind Ausführungsbeispiele für eine solche Begichtung
schematisch in senkrechtem Schnitt dargestellt.
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Der sich auf dem Schachtoberteil 1 des Hochofens abstützende Zwischenbehälter
2 wird von dem Trichter 3 durch Senken der kleinen Glocke 4 beschickt. Der Durchmesser
der großen Glocke 5 ist etwas kleiner als die untere Öffnung des Zwischen-Behälters
2. Die große Glocke kann diese untere Öffnung des Behälters 2 also nach oben und
unten passieren. Ein auf und a1> zu bewegendes Leitstück 6, das durch eine Büchse
7 auf der Tragstange 8 für die große Glocke geführt ist, sitzt mit seinem äußeren
Blechzylinder 9 entweder auf dem unteren trichterförmigen Teil des Zwischenbehälters
2 auf, oder es wird mit der großen Glocke über seinen inneren Trichter 10 angehoben.
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Die wahlweise Begichtung von Rand und Mitte geschieht folgendermaßen
Wenn der Ofenrand begichtet werden soll, dann wird die Beschickung durch Absenken
der kleinen Glocke 4 aus dem oberen Trichter 3 in den Innenraum des Leitstücks 6
und durch Senken der großen Glocke 5 in den Ofen abgelassen. Die Beschickung rutscht
auf der großen Glocke nach außen und zum Ofenrand hin (Bild a und b).
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Soll zur Ofenmitte gegichtet werden, dann wird zunächst die Beschickung
wieder in den Innenraum des Leitstücks 6 abgelassen. Nach dessen Füllung läuft die
weiter aus dem Trichter 3 kommende Beschickung gemäß Bild c über die Böschung der
den Innenraum des Leitstücks ausfüllenden Beschickung und die kegelige Fläche 11
des Leitstücks in den ringförmigen Raum 12 zwischen dem äußeren Blechzylinder 9
des Leitstücks und dein unteren trichterförmigen Teil des Zwischenbehälters 2. Aus
letzterem wird sie durch Anheben der großen Glocke und des Leitstücks 6 abgelassen.
Die Beschickung rutscht dann auf dem trichterförmigen Teil des Zwischenbehälters
2 nach innen ab und fällt in die Ofenmitte.
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Ein besonderer Vorteil der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist es, daß
bei ihr nur zwei Glocken betätigt zu werden brauchen, so, wie das auch bei den normalen
Begichtungsanlagen der Fall ist, bei denen aber nur eine einzige Begichtungsart
angewandt werden
kann. Bei der Vorrichtung nach der Erfindung sind
also auch nur zwei Glockentragelemente erforderlich, nämlich ein Rohr und eine dort
verschiebliche Stange. Bei den bekannten Vorrichtungen zur wahlweisen Begichtung
an Rand und Mitte sind drei Tragelemente für bewegliche Gichtteile erforderlich,
nämlich ein Außenrohr, ein sich in diesem führendes Innenrohr sowie eine in letzterem
geführten Stange.
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Mit der erfindungsgemäßem Vorrichtung sind zahlreiche Begichtungsarten
möglich: zur Mitte, zum Rand und zwischen diesen Grenzen. Durch solche Kombinationen
kann die Verteilung von Grob- und Feingut sehr feinfühlig gesteuert werden. Dabei
lassen sich optimale Strömungsverhältnisse für das Gas schaffen, die ihrerseits
zu einem niedrigen Koksverbrauch je t Roheisen und hoher Ofenleistung führen.
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Bei sehr weiten Hochöfen kann es vor allem vorteilhaft sein, bei einer
Randbegichtung Gut noch weiter nach außen zu schicken, als das mit der Vorrichtung
nach den Bildern a bis c möglich ist: Die große Glocke 5 selbst kann nicht größer
gemacht werden, weil sie die untere Öffnung des Zwischenbehälters 2 passieren muß.
Man kann aber einen Zusatzkragen 13 unter der großen Glocke anbringen mit einem
inneren Durchmesser etwa gleich dem Außendurchmesser der großen Glocke (Bild d).
Der Abstand zwischen großer Glocke und Zusatzkragen muß dann so gewählt sein, daß
letzterer sich bei gehobener großer Glocke (Bild e) unter dem Zwischenbehälter befindet.
Die Begichtung zur Ofenmitte wird hierdurch nicht beeinflußt, wohl aber die Begichtung
an den Rand, bei der dann die Beschikkung je nach der Breite des Zusatzkragens mehr
oder weniger weit über den Außendurchmesser der großen Glocke hinaus nach außen
gelenkt wird. Durch diesen Zusatzkragen wird also dasselbe erreicht wie durch eine
Erweiterung der großen Glocke. Der Zusatzkragen ermöglicht es auch, die große Glocke
und damit auch -den Zwischenbehälter und das Leitstück im Durchmesser kleiner und
damit leichter auszuführen, was in vielen Fällen von großem Vorteil ist.
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Die Vorrichtung kann mit gleichem Erfolg auch für andere Schachtöfen
Anwendung finden.