-
Die
Erfindung betrifft ein System zur Bestimmung von Mautgebühren für das Befahren
von Wegstreckenabschnitten eines Wegenetzes durch ein Fahrzeug gemäß dem Oberbegriff
von Anspruch 1 sowie ein Verfahren zur Ausführung auf einem solchen System
gemäß dem Oberbegriff
von Anspruch 9.
-
Die
fahrzeugseitige Vorrichtung eines derartigen Systems wird in der
DE 43 04 838 C2 beschrieben, deren
Offenbarung hierin durch Verweis aufgenommen wird. Zur Bestimmung
der Benutzungsgebühr
umfasst die separat im Fahrzeug angeordnete Vorrichtung eine digitale
Karte eines Wegenetzes, z.B. in Form einer CD oder DVD, anhand derer
die Benutzungsgebühr
für das
Wegenetz im Fahrzeug ermittelt wird. Weiterhin sind Sensoren zur
Datenerhebung vorgesehen, z.B. ein Positionsbestimmungsmittel in
Form eines GPS- oder Galileo-Satellitennavigationssystems. Zur Prüfung und
Berechnung der Benutzungsgebühr
umfasst die Vorrichtung eine Recheneinheit. Zusätzlich wird bei einer derart
betriebenen fahrzeugseitigen Vorrichtung ein Kommunikationsmittel
zur Versendung von Mautdaten an eine Verkehrszentrale verwendet.
Ein derartiges System, umfassend eine Verkehrszentrale sowie mit
einer entsprechenden Vorrichtung ausgerüstete Fahrzeuge, wird beispielsweise
in der
DE 100 15 069
A1 dargelegt.
-
Aufgabe
der Erfindung ist es, ein System zur Bestimmung von Mautgebühren umfassend
eine Verkehrszentrale sowie mit einer entsprechenden Vorrichtung
ausgerüstete
Fahrzeuge, universeller einsetzbar zu machen und die an die Verkehrszentrale
versandten Mautdaten nutzbringend zu verwenden. Ebenfalls Aufgabe
der Erfindung ist es, ein Verfahren zur universelleren Nutzung eines
derartigen Systems anzugeben.
-
Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß bezüglich des
Systems durch die Merkmale des Anspruchs 1 und bezüglich des
Verfahrens durch die Merkmale des Anspruchs 9 gelöst. Die
Unteransprüche
betreffen vorteilhafte Aus- und Weiterbildungen.
-
Der
Hauptgedanke der Erfindung besteht darin, in der Verkehrszentrale
zusätzlich
Mittel zum Zuordnen der mautbezogenen Daten zu einzelnen Wegstreckenabschnitten
des Wegenetzes sowie Mittel zur Bestimmung von dynamischen Verkehrsinformationen
für einzelne
Wegstreckenabschnitte aus den zugeordneten mautbezogenen Daten vorzusehen.
Anders ausgedrückt,
werden die in der Verkehrszentrale ohnehin anfallenden mautbezogenen
Daten durch eine geeignete Weiterverarbeitung in dynamische Verkehrsinformationen überführt. Dies
wird bewirkt durch eine Zerlegung in die kleinste 'Einheit', die den mautbezogenen
Daten zugrunde liegt. Diese kleinste Einheit ist der Wegstreckenabschnitt
als Teil des mautpflichtigen Wegenetzes. Durch die erfindungsgemäße Zuordnung
der mautbezogenen Daten verschiedener mautpflichtiger Fahrzeuge zu
jeweils einzelnen Wegstreckenabschnitten werden die mautbezogenen
Daten verschiedener mautpflichtiger Fahrzeuge direkt miteinander
vergleichbar, indem nun gemeinsame Wegstreckenabschnitte identifizierbar sind.
Es sind mithin dynamische Verkehrsinformationen in der Verkehrszentrale
bestimmbar, ohne dass zusätzlicher
fahrzeugseitiger Kommunikationsaufwand oder zusätzliche fahrzeugseitige Mittel
benötigt
werden.
-
Damit
wird eine für
die mautpflichtigen Wegstreckenabschnitte des Wegenetzes quasi flächendeckende
Form der Datenerhebung erzielt. Dies ermöglicht beispielsweise eine
ortsgenaue und durch die fortlaufende Versendung mautbezogener Daten
durch die mautpflichtigen Fahrzeuge auch zeitnahe Erkennung von
Störungen
auf mautpflichtigen Wegstreckenabschnitten, bei nur minimalem zusätzlichem
Aufwand. Die mautpflichtigen Fahrzeuge sind beispielsweise Nutzfahrzeuge,
die mautpflichtigen Wegstreckenabschnitte sind beispielsweise Autobahnabschnitte.
Natürlich
ist ein Einsatz der Erfindung in Ballungsräumen oder auf Überlandstrassen
ebenfalls möglich.
Die in der Verkehrszentrale bestimmten dynamischen Verkehrsinformationen
sind für
die verschiedensten Mobilitätsdienstleistungen
verwendbar, beispielsweise Fahrerinformationssysteme, verkehrsadaptive
Routenberechnung oder Fahrerassistenzsysteme.
-
In
vorteilhafter Weise werden die Wegstreckenabschnitte durch Einfahrten,
Ausfahrten und/oder eingerichtete Mautstellen im Wegenetz begrenzt.
Da an solchen Positionen die Mauterfassung beginnt oder endet, umfassen
die an die Verkehrszentrale zur Kontrolle versendeten mautbezogenen
Daten eine derartige Position als zeitlich zugeordnete Fahrzeugposition.
-
Für eine einfache
Verwendung der bestimmten dynamischen Verkehrsinformationen werden
diese in einem Speichermittel in der Verkehrszentrale gespeichert.
Dabei wird besonders wenig Speicherplatz in der Verkehrszentrale
benötigt,
wenn gleichartige dynamische Verkehrsinformationen für zusammenhängende Wegstreckenabschnitte
gesammelt gespeichert werden. Damit werden aus den mautbezogenen
Daten gezielt die "kritischen" Wegstreckenabschnitte
ausgefiltert, beispielsweise solche mit einer Verkehrsstörung. Alternativ
oder zusätzlich
ist eine Speicherung von gestörten
Wegstreckenabschnitten vorgesehen.
-
In
einer besonders bevorzugten Realisierungsform der Erfindung sind
die dynamischen Verkehrsinformationen als Reisezeiten ausgebildet.
Da die mautbezogenen Daten zeitlich zugeordnete Fahrzeugpositionen umfassen,
sind Reisezeiten besonders einfach aus diesen mautbezogenen Daten
zu bestimmen, indem die für
einen oder mehrere Wegstreckenabschnitte (als Differenz zweier Fahrzeugpositionen)
benötigte
Zeitspanne (als Differenz zweier Zeitpunkte) bestimmt wird. Beispielsweise
sind aus mautbezogenen Daten eines Fahrzeuges, das mehrere Wegstreckenabschnitte
befährt,
Reisezeiten für
jeden einzelnen Wegstreckenabschnitt dann besonders einfach bestimmbar,
wenn auf den Wegstreckenabschnitten freier (ungestörter) Verkehr herrscht.
In diesem Fall wird die Gesamtzeitspanne für alle vom Fahrzeug befahrenen
Wegstreckenabschnitte (als Differenz der Zeitpunkte der Ausfahrt
und der Einfahrt in den mautpflichtigen Teil des Wegenetzes) einfach ins
Verhältnis
gesetzt zur jeweils bekannten Länge
der einzelnen Wegstreckenabschnitte.
-
Vorteilhaft
ist es, wenn in der Verkehrszentrale ein Speichermittel zum Speichern
von Reisezeitganglinien vorgesehen ist. Durch die aus den zugeordneten
mautbezogenen Daten der mautpflichtigen Fahrzeuge bestimmten Reisezeiten
ist durch eine statistische Auswertung des kurzzeitigen Reisezeitverlaufs
eine derartige Sammlung von Reisezeitganglinien vornehmbar. Derart
gespeicherte Reisezeitganglinien sind vielseitig verwendbar, beispielsweise
für dynamische
Routing-Anwendungen.
Vorzugsweise werden die gespeicherten Reisezeitganglinien laufend
aktualisiert.
-
Mit
Vorteil wird vorgeschlagen, dass die Kommunikationsmittel als Mobilfunk-Kommunikationsmittel ausgeführt sind.
Damit ist ein fast flächendeckend
verfügbares,
relativ preiswertes Kom munikationsmittel zur Kommunikation zwischen
fahrzeugseitiger Vorrichtung und Verkehrszentrale verfügbar.
-
Vorzugsweise
werden die dynamischen Verkehrsinformationen erzeugt durch einen
Vergleich von wenigstens zwei Wegstreckenabschnitte betreffenden
mautbezogenen Daten eines ersten Fahrzeuges mit mautbezogenen Daten
eines zweiten Fahrzeuges, wobei die mautbezogenen Daten mindestens
einen gemeinsamen Wegstreckenabschnitt betreffen. Die mautbezogenen
Daten beider Fahrzeuge sind somit bezüglich des gemeinsamen Wegstreckenabschnittes
direkt vergleichbar. Noch präziser
wird dieser Vergleich, wenn die mautbezogenen Daten des ersten und
des zweiten Fahrzeuges in einem vergleichbaren Zeitintervall, z.B. während des
morgendlichen Berufsverkehrs, liegen.
-
Besonders
vorteilhaft ist es, wenn die dynamischen Verkehrsinformationen für den mindestens
einen gemeinsamen Wegstreckenabschnitt für beide Fahrzeuge einheitlich
gesetzt werden. Beispielsweise werden die bereits bekannten dynamischen
Verkehrsinformationen des ersten Fahrzeuges auch für den mindestens einen
gemeinsamen Wegstreckenabschnitt des zweiten Fahrzeuges angesetzt.
Somit sind für
die nicht gemeinsamen Wegstreckenabschnitte dynamische Verkehrsinformationen
aus den wegstreckenabschnittsbezogenen Daten des zweiten Fahrzeuges
bestimmbar. Durch dieses Vorgehen wird aus den bekannten dynamischen
Verkehrsinformationen des ersten Fahrzeuges bezüglich des gemeinsamen Abschnittes
und den bekannten dynamischen Verkehrsinformationen bezüglich der
Summe der befahrenen mautpflichtigen Wegstreckenabschnitte des zweiten
Fahrzeuges auf die dynamischen Verkehrsinformationen des oder der
vom zweiten Fahrzeug befahrenen mautpflichtigen Wegstreckenabschnitte
rückgeschlossen,
die von den dynamischen Verkehrsinformationen des ersten Fahrzeuges
nicht abgedeckt sind.
-
Mit
Vorteil wird vorgeschlagen, dass im Wegenetz lokalisierte effektive
Engstellen und/oder zeitlich-räumliche
Verkehrsmuster berechnet werden. Derartige effektive Engstellen
bzw. zeitlich-räumliche
Verkehrsmuster werden beispielsweise durch Verfahren bestimmt, wie
sie in der
DE 196
47 127 C2 ,
DE
198 35 979 A1 ,
DE
199 44 077 A1 oder
DE 199 44 075 A1 vorgeschlagen werden. Die
aus den zugeordneten mautbezogenen Daten bestimmten dynamischen
Verkehrsinformationen werden dabei zur Bestimmung der Ortsposition
einer effektiven Engstelle bzw. eines zeitlich-räumlichen Verkehrsmusters verwendet.
Vorzugsweise ist vorgesehen, aus den fortlaufend bestimmten dynamischen
Verkehrsinformationen eine fortlaufende Erkennung effektiver Engstellen
und/oder zeitlich-räumlicher
Verkehrsmuster und/oder eine Verkehrsprognose (Trendprognose) vorzunehmen,
was eine ständig
aktuelle Erzeugung von den aktuellen Verkehr kennzeichnenden Größen sichert.
-
In
einer vorteilhaften Ausführungsform
der Erfindung ist zusätzlich
eine ereignisabhängige
Kommunikation des Fahrzeuges mit der Verkehrszentrale vorgesehen.
Dadurch ist eine besonders schnelle Meldung, beispielsweise eines
auftretenden zeitlich-räumlichen
Verkehrsmusters, vom Fahrzeug an die Verkehrszentrale möglich.
-
In
einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist
eine Kommunikation der Verkehrszentrale mit dem Fahrzeug vorgesehen.
Dies ermöglicht
eine Übertragung
aktueller, in der Verkehrszentrale bestimmter dynamischer Verkehrsdaten
in das Fahrzeug.
-
Die
Erfindung wird anhand einer Zeichnung näher erläutert. Dabei zeigen:
-
1 schematisch das Prinzip
der Erfindung,
-
2 schematisch die Bestimmung
von zugeordneten Reisezeiten für
einzelne Wegstreckenabschnitte in einem ersten Fall,
-
3 schematisch die Bestimmung
von zugeordneten Reisezeiten für
einzelne Wegstreckenabschnitte in einem zweiten Fall,
-
4 schematisch die Bestimmung
von zugeordneten Reisezeiten für
einzelne Wegstreckenabschnitte in einem dritten Fall.
-
In 1 wird schematisch das Prinzip
der Erfindung dargelegt. Im oberen Drittel von 1 ist ein Teil eines mautpflichtigen
Wegenetzes dargestellt, wobei die Fahrtrichtung von links nach rechts
voranschreitet. Die einzelnen Wegstreckenabschnitte sind hier als
Abschnitt bezeichnet und durch Netzknoten begrenzt, wie sie z.B.
aus einer digitalen Straßenkarte
gewinnbar sind. Einer der Netzknoten ist als effektive Engstelle
ausgebildet. In Fahrtrichtung vor dieser effektiven Engstelle hat
sich aktuell ein zeitlich-räumliches
Verkehrsmuster (strichliert dargestellt) ausgebildet. Das mittlere
Drittel von 1 zeigt
die aus den zugeordneten mautbezogenen Daten der diesen Teil des
Wegenetzes befahrenden mautpflichtigen Fahrzeugen bestimmten dynamischen
Verkehrsinformationen, hier ausgebildet als Reisezeiten. Zu jedem
Wegstreckenabschnitt ist aus den zugeordneten mautbezogenen Daten
eine Reisezeit bestimmt worden, fortlaufend bezeichnet mit T1 bis T5. Die Gesamtreisezeit
TG für
diesen Teil des Wegenetzes ergibt sich somit als Summe der zugeordneten
Reisezeiten, also TG = T1 +
T2 + T3 + T4 + T5. Im unteren
Drittel von 1 sind beispielhaft
aktuelle Reisezeiten dargestellt . Dabei entsprechen die Reisezeiten
T1, T2, T4, T5 einem ungestörten Verkehrsablauf,
d.h. freiem Verkehr, weisen also den Wert Tfrei auf.
Dabei hängt
der Wert Tfrei natürlich vom jeweiligen Wegstreckenabschnitt
ab. Dagegen ist die Reisezeit T3 durch das
auf dem zugeordneten Wegstreckenabschnitt lokalisierte zeitlich-räumliche
Verkehrsmuster um den Wert TVerlust erhöht, womit
sich T3 = Tfrei +
TVerlust ergibt. Angemerkt sei noch, dass sich
die Reisezeiten T1 bis T5 entweder
durch eine Bestimmung gemäß 2 bis 4 ergeben, oder durch nachstehend beschriebenes
Vorgehen. Dabei ist zur Bestimmung beispielsweise vorgesehen, ein
lineares Gleichungssystem aufzustellen und zu lösen, bei dem zu einem Zeitpunkt
alle bekannten mautbezogenen Daten ausgewertet werden.
-
Für den Fall,
dass die effektive Engstelle bereits bekannt ist, z.B. aus Messungen
mit Induktionsschleifen oder aus in der Vergangenheit erhobenen
mautbezogenen Daten, sind die aktuellen Reisezeiten T1 bis
T5 aus den mautbezogenen Daten eines einzigen
Fahrzeuges ableitbar, welches den dargestellten Teil des mautpflichtigen
Wegenetzes befährt,
d.h. an dem am weitesten links liegenden Netzknoten einfährt und
an dem am weitesten rechts liegenden Netzknoten ausfährt. Dazu
wird aus den von diesem Fahrzeug an die Verkehrszentrale gesendeten
mautbezogenen Daten die Gesamtreisezeit TG für die vom
Fahrzeug befahrenen Wegstreckenabschnitte als Differenz der Zeitpunkte
der Ausfahrt und der Einfahrt in den mautpflichtigen Teil des Wegenetzes
bestimmt. Diese aktuelle Gesamtreisezeit TG wird
derart aufgeteilt, dass auf allen Wegstreckenabschnitten außer dem
Wegstreckenabschnitt, der in Fahrtrichtung "hinten" von der (bereits bekannten) effektiven
Engstelle begrenzt wird, ein ungestörter Verkehrsablauf angesetzt
wird. Damit weisen T1, T2,
T4, T5 jeweils den
Wert Tfrei auf, d.h. T1 =
T1,frei, T2 = T2,frei, T3 = T3,frei Und T4 = T4,frei. Die Differenz zwischen TG und
TG,frei als der Summe von Tfrei für alle Abschnitte,
also TG,frei = T1,frei +
T2,frei + T3,frei +
T4,frei + T5,frei wird
sodann als TVerlust gesetzt und der Reisezeit
T3 zugeschlagen, womit T3 =
T3,frei + TVerlust.
Anders ausgedrückt
wird die gegenüber einem
ungestörten
Verkehrsablauf aktuell auftretende erhöhte Reisezeit vollständig auf
das in Fahrtrichtung vor der effektiven Engstelle ausgebildete zeitlich-räumlichen
Verkehrsmuster zurückgeführt.
-
2 bis 4 legen, für eine bevorzugte Ausführungsform
der Erfindung, schematisch die Bestimmung von zugeordneten Reisezeiten
für einzelne
Wegstreckenabschnitte in verschiedenen Fällen in der Verkehrszentrale
dar. Dabei wird jeweils eine mautpflichtige Autobahn mit den Anschlussstellen
A, B, C, D betrachtet, wobei die Buchstaben der Anschlussstellen
in Fahrtrichtung aufsteigend sind. Ein Wegstreckenabschnitt wird
durch jeweils zwei Anschlussstellen begrenzt. Die mautpflichtigen
Fahrzeuge senden beim Verlassen der Autobahn an einer Anschlussstelle
mautbezogene Daten an die Verkehrszentrale. Diese mautbezogenen
Daten umfassen Anschlussstelle und Zeitpunkt des "Betretens" der mautpflichtigen
Autobahn sowie Anschlussstelle und Zeitpunkt des "Verlassens" der mautpflichtigen
Autobahn. Die aus zugeordneten mautbezogenen Daten bestimmten Reisezeiten
entlang der Autobahn werden nachfolgend mit R(p, q, t) bezeichnet,
für die
Fahrt von Anschlussstelle p nach Anschlussstelle q und wenn sich
ein Fahrzeug zum Zeitpunkt t ("Einfahrtszeitpunkt") an der Anschlussstelle
p befindet. Dabei wird für
diese Reisezeiten ein Zeitraster mit Rastergröße Δt verwendet, unter Annahme einer
konstanten Reisezeit innerhalb des Zeitraumes von t bis t + Δt, d.h. für alle nachfolgenden
ti gilt t ≤ ti ≤ t
+ Δt, womit
die Bezeichnung R(p, q, t) gleichbedeutend ist mit R(p, q, ti).
-
2 veranschaulicht schematisch
die Bestimmung von zugeordneten Reisezeiten für einzelne Wegstreckenabschnitte
in einem ersten Fall. Dargestellt ist in 2 ein mehrere Wegstreckenabschnitte umfassender
Teil eines mautpflichtigen Wegenetzes, hier eine Autobahn mit vier
Anschlussstellen A, B, C, D. Zum Zeitpunkt t0 fahren
in Anschlussstelle A die beiden mit 1 und 2 bezeichneten Fahrzeuge
auf die Autobahn. Da sie mit annähernd
gleicher Geschwindigkeit fahren, kommen beide zum Zeitpunkt t1 an Anschlussstelle B an. Zum Zeitpunkt
t1 verlässt
Fahrzeug 2 die Autobahn und sendet mautbezogene Daten über den
von ihm befahrenen mautpflichtigen Wegstreckenabschnitt (nämlich von
Anschlussstelle A bis Anschlussstelle B) an die Verkehrszentrale.
In der Verkehrszentrale werden aus diesen mautbezogenen Daten dynamische
Verkehrsinformationen in Form von Reisezeiten bestimmt. Da sich
die bestimmte Reisezeit nur auf einen einzelnen Wegstreckenabschnitt
bezieht, ist keine weitere Zuordnung dieser mautbezogenen Daten
nötig,
die Reisezeit ergibt sich zu R(A, B, t0)
= t1 – t0. Zum Zeitpunkt t2 verlässt auch
Fahrzeug 1 an der Anschlussstelle C die Autobahn. Da sich
die von ihm gesendeten mautbezogenen Daten auf zwei Wegstreckenabschnitte
beziehen, ist eine entsprechende Zuordnung dieser mautbezogenen
Daten zu einzelnen Wegstreckenabschnitten nötig. Die bereits von Fahrzeug 2 gesendeten
mautbezogenen Daten, aus denen die Reisezeit zwischen Anschlussstelle A
und Anschlussstelle B zum Zeitpunkt t0 bestimmt
wurde, wird als Reisezeit bezüglich
des ersten Wegsstreckenabschnittes von Fahrzeug 1 gesetzt.
Es verbleibt aus der Zuordnung der mautbezogenen Daten von Fahrzeug 1 der
Wegstreckenabschnitt von Anschlussstelle B nach Anschlussstelle
C. Diese Reisezeit ergibt sich damit zu R(B, C, t1)
= R(A, C, t0) – R (A, B, t0)
= t2 – t1.
-
Die
vorstehend beschriebene Bestimmung von zugeordneten Reisezeiten
für einzelne
Wegstreckenabschnitte in einem ersten Fall wird nun verallgemeinert
in Pseudo-Code mit nummerierten Zeilen dargestellt. Betrachtet wird
eine Autobahn mit den Anschlussstellen
1 bis n, wobei die
Anschlussstellen-Nummern in Fahrtrichtung aufsteigend sind. Reisezeiten
entlang der Autobahn werden mit R(p, q, t) bezeichnet. Die Reisezeit gilt
für die
Fahrt von Anschlussstelle p nach Anschlussstelle q, wenn sich das
Fahrzeug zum Zeitpunkt t in Anschlussstelle p befin det. Es gilt
p < q sowie p < n und 1 < q ≤ n. Berechnet
werden die Reisezeiten R(p, p + 1, t), p = 1 ... n – 1, für je zwei
aufeinanderfolgende Anschlussstellen. Für die Fälle, in denen diese Reisezeiten nicht
eindeutig bestimmbar sind, werden weitere Reisezeiten R(p, q, t)
mit q > p + 1 bestimmt.
Beim Systemstart zum Zeitpunkt t
Start, vor
Verarbeitung der ersten mautbezogenen Daten, wird zur Initialisierung
R(p, p + 1, t), p = 1 ... n – 1,
für alle
t ≤ t
Start mit der Reisezeit für freien Verkehr initialisiert.
Alle anderen Reisezeiten R(p, q, t), q > p + 1 werden als nicht vorhanden gekennzeichnet.
Es wird außerdem
davon ausgegangen, dass in der Verkehrszentrale alle aus mautbezogenen
Daten mit einem Zeitpunkt der Ausfahrt aus der Autobahn t
aus mit t
Start < t
aus < t
0 bereits
früher
verarbeitet wurden. Mautbezogene Daten mit Ausfahrtszeitpunkten
t
0 ≤ t
aus < t
0 + Δt
werden in der Verkehrszentrale gesammelt und dann sortiert nach
Anschlussstellen-Nummer der Ausfahrt und dem Ausfahrtszeitpunkt
als sekundärem
Sortierkriterium wie folgt verarbeitet, wobei die aktuell zu verarbeitenden
mautbezogenen Daten M
k die Reisezeit R
mD (p
mD, q
mD, t
mD) betreffen:
-
In 3 ist dargestellt, wie bei
der Zuordnung der mautbezogenen Daten von Fahrzeug 1 vorher
von zwei verschiedenen Fahrzeugen gesendete mautbezogene Daten berücksichtigt
werden. Zum Zeitpunkt t0 fahren gleichzeitig
Fahrzeug 1 und Fahrzeug 2 an Anschlussstelle A
auf die Autobahn. Fahrzeug 2 verlässt zum Zeitpunkt t1 an Anschlussstelle B die Autobahn. Während Fahrzeug 1 weiterfährt, fährt zum
selben Zeitpunkt t1 ein weiteres Fahrzeug 3 an
Anschlussstelle B auf die Autobahn. Zum Zeitpunkt t2 verlässt auch
Fahrzeug 3 die Autobahn an Anschlussstelle C, während sich
Fahrzeug 1 auf gleicher Höhe befindet, aber noch auf
der Autobahn bleibt. Erst zur Zeit t3 verlässt auch
Fahrzeug 1 die Autobahn an Anschlussstelle D. Bei der Verarbeitung
der mautbezogenen Daten von Fahrzeug 1 wird die Reisezeit
R(A, D, t0) unter Berücksichtigung der aus den mautbezogenen
Daten von Fahrzeug 2 bestimmten Reisezeit R(A, B, t0) von Fahrzeug 2 auf die Wegstreckenabschnitte
von Anschlussstelle B bis Anschlussstelle D verkürzt. Unter Berücksichtigung
der aus den mautbezogenen Daten von Fahrzeug 3 bestimmten
Reisezeit R(B, C, t1) wird die Reisezeit
von Fahrzeug 1 auf den Wegstreckenabschnitt von Anschlussstelle
C bis Anschlussstelle D weiter verkürzt. Diese Restreisezeit R(C,
D, t2) wird bestimmt.
-
Falls
innerhalb jedes Zeitraumes Δt
an jeder Anschlussstelle mindestens ein Fahrzeug von der Autobahn
abfährt,
sind damit alle Reisezeiten R(p, p + 1, t) ermittelbar. Falls nicht,
sind nicht alle mautbezogenen Daten vollständig verarbeitbar (d.h. Reisezeiten
zwischen je zwei benachbarten Anschlussstellen bestimmbar). Es ergeben
sich Reisezeiten R(p, q, t) mit q > p
+ 1 (d.h. mehr als einen Wegstreckenabschnitt betreffend). Solche
Reisezeiten sind in einzelne Wegstreckenabschnitte zerlegbar, wenn
an der entsprechenden Autobahnausfahrt mindestens zwei Fahrzeuge
innerhalb des Zeitraums Δt
abfahren. Dies wird in 4 dargestellt.
-
4 zeigt, wie zum Zeitpunkt
t0 ein Fahrzeug 1 auf der Anschlussstelle
A auf die Autobahn fährt.
Zum Zeitpunkt t1 befindet sich das Fahrzeug 1 an
der Anschlussstelle B und dort fährt
ein Fahrzeug 2 auf die Autobahn auf. Zum Zeitpunkt t2 befinden sich Fahrzeug 1 und Fahrzeug 2 bei
Anschlussstelle C. An der Anschlussstelle C fährt Fahrzeug 1 ab,
Fahrzeug 2 bleibt auf der Autobahn und ein weiteres Fahrzeug 3 fährt an der
Anschlussstelle C auf die Autobahn auf. Zu diesem Zeitpunkt werden
erste mautbezogene Daten von Fahrzeug 1 an die Verkehrszentrale
gesendet. Diese mautbezogenen Daten betreffen die Reisezeit R(A,
C, t0), d. h. die Reisezeit von Anschlussstelle
A bis Anschlussstelle C. Damit sind diese mautbezogenen Daten zwei
Wegstreckenabschnitten zugeordnet, nämlich dem Wegstreckenabschnitt
von Anschlussstelle A bis Anschlussstelle B und dem Wegstreckenabschnitt
von Anschlussstelle B bis Anschlussstelle C. Eine weitere Zerlegung
der beiden Wegstreckenabschnitte ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht
möglich.
Zum Zeitpunkt t3 fahren dann die Fahrzeuge 2 und 3 an
der Anschlussstelle D von der Autobahn ab. Zunächst werden für die mautbezogenen
Daten der Fahrzeuge 2 und 3 die Reisezeiten bestimmt.
Zum Zeitpunkt t3 werden zwei mautbezogene
Daten an die Verkehrszentrale gesendet. Daraus wird aus den von
Fahrzeug 3 gesendeten mautbezogenen Daten eine Reisezeit
R(C, D, t2) bestimmt. Damit ist die Reisezeit
von Fahrzeug 2, das ebenfalls zum Zeitpunkt t3 an
Anschlussstelle D abgefahren ist, aber an einer früheren Anschlussstelle
als Fahrzeug 3 (nämlich
Anschlussstelle B), eingefahren ist, zu Wegstreckenabschnitten zuordenbar.
Damit ergibt sich die Reisezeit R(B, C, t1).
Unter Verwendung der bestimmten Reisezeit R(B, C, t1)
wird die Reisezeit von Fahrzeug 1 zu einzelnen Wegstreckenabschnitten
zugeordnet, wobei sich die Reisezeit R(A, B, t0)
ergibt. Damit sind für
alle einzelnen Wegstreckenabschnitte Reisezeiten bestimmt worden.
-
Auch
die vorstehend beschriebene Bestimmung von zugeordneten Reisezeiten
für einzelne
Wegstreckenabschnitte in einem dritten Fall wird nun verallgemeinert
in Pseudo-Code mit nummerierten Zeilen dargestellt:
-
Alternativ
oder zusätzlich
zur Verwendung von Anschlussstellen der Autobahn als Begrenzung
für einen
Wegstreckenabschnitt ist vorgesehen, fest eingerichtete elektronische
Mautstellen (VDS: "Virtual
Detection Sites")
zur Begrenzung für
Wegstreckenabschnitte zu verwenden. Weiterhin kann vorgesehen sein,
Wegstreckenabschnitte unterschiedlich zu klassifizieren, beispielsweise
als "störanfällig" und "nicht störanfällig". Für den Fall,
dass für
einen Wegstreckenabschnitt mehrere Reisezeiten bestimmt worden sind,
kann eine Mittelwertbildung, auch unter Ausschluss von "Ausreißern", vorgesehen sein.
Weiterhin kann die Verwendung einer individuellen mittleren Fahrzeuggeschwindigkeit
für ungestörte Wegstreckenabschnitte
(d.h. freien Verkehr) vorgesehen sein.