DE10315228A1 - Verfahren zur Bestimmung des Brandverhaltens von Materialien - Google Patents

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DE10315228A1 DE2003115228 DE10315228A DE10315228A1 DE 10315228 A1 DE10315228 A1 DE 10315228A1 DE 2003115228 DE2003115228 DE 2003115228 DE 10315228 A DE10315228 A DE 10315228A DE 10315228 A1 DE10315228 A1 DE 10315228A1
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Dieter Dr. Lehmann
Anett Dr. Müller
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Abstract

Die Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der Chemie und betrifft ein Verfahren, wie es beispielsweise zur Bestimmung des Brandverhaltens von Kunststoffen zur Anwendung kommen kann. DOLLAR A Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren anzugeben, mit dem von Materialien in Form von Compounds das Brandverhalten bestimmt werden kann. DOLLAR A Gelöst wird die Aufgabe durch ein Verfahren, bei dem ein nicht brennbarer Probenbehälter mit einer festen und/oder flüssigen Probe gefüllt wird, anschließend die Probe einer zum Entflammen führenden Energiezufuhr ausgesetzt wird, wobei die Zeit vom Beginn der Energiezufuhr bis zum ersten sichtbaren selbstständigen Brennen der Probe als Entzündungszeit t¶1¶ gemessen wird, dann die Probe weiter einer hinsichtlich Intensität und Zeit definierten Energiezufuhr ausgesetzt wird und dann die Zeit vom Abschalten der Energiezufuhr bis zum vollständigen Erlöschen des selbstständigen Nachbrennens der Probe als Nachbrennzeit t¶2¶ gemessen wird.

Description

  • Die Erfindung bezieht sich auf die Gebiete der Chemie und der Sicherheitstechnik und betrifft ein Verfahren zur Bestimmung des Brandverhaltens von Materialien, wie es beispielsweise zur Bestimmung des Brandverhaltens von Kunststoffen oder Naturstoffen zur Anwendung kommen kann.
  • In der Vergangenheit sind zahlreiche Prüfverfahren zur Beurteilung des Brandverhaltens von Materialien und insbesondere Kunststoffen entwickelt worden. Bezüglich ihrer Dimensionierung können diese in Labor- und Modellvesuche unterteilt werden. Laborversuche sind in der Regel einfach durchzuführen, erfassen jedoch kaum die gesamte Komplexität der Einflussfaktoren, die im Brandfall zur Wirkung gelangen. Hierzu gehören beispielsweise die räumliche Anordnung eines Materials, sein Zusammenwirken mit anderen Stoffen, die Entzündungsintensität, Ventilationsbedingungen, Oberflächenbeschaffenheit, oder die Wärmestrahlung von benachbarten Brandherden. Bisher wurden diese Aspekte in Modellversuchen versucht zu berücksichtigen, welche im Idealfall die Realität 1:1 kopieren (Room Corner Test nach ISO 9705 für Baustoffe, DIN 66084 für Heimtextilien/Polstermöbel). Allerdings ist es bei derartig komplexen Versuchsanordnungen nicht möglich, den beobachteten Brandverlauf eindeutig auf bestimmte Faktoren zurückzuführen. Deshalb kann beispielsweise der direkte Einfluss von Art und Menge eines Flammschutzmittels auf ein konkretes Feuer durch diese Methodik nicht näher bestimmt werden.
  • Systematische und reproduzierbare Zusammenhänge zwischen einzelnen stofflichen Einflussfaktoren und einem konkreten Brandverlauf wurden aus diesem Grund bisher nur mit solchen Prüfverfahren untersucht, die bezüglich ihrer Handhabbarkeit eher den Labormethoden zuzurechnen sind.
  • Hiervon haben sich international mehrere durchgesetzt. Eine Korrelation zwischen ihnen ist allerdings kaum möglich. Das liegt vor allem daran, dass von den vielen Begriffen, mit denen das „Brandverhalten" beschrieben wird, immer nur wenige von den Testvarianten erfasst werden. So kann ein Material, welches schwerer entzündbar ist, durchaus länger und intensiver brennen, als ein leicht zu entzündender Werkstoff. Zwar haben alle Methoden das Ziel, die Brandgefahr eines Kunststoffes zu quantifizieren, die theoretischen Ansatzpunkte und die Rahmenbedingungen der Methoden differieren jedoch so stark, dass mitunter gegensätzliche Ergebnisse bei der Bewertung eines Werkstoffes vorliegen. Einzelne Prüfverfahren weisen darüber hinaus Bedingungen auf, die ausgesprochen realitätsfremd sind. Diese sollten auf keinen Fall zur Einstufung der Brandgefahr herangezogen werden. Der Limiting-Oxygen-Index-Test (ISO 4589, ASTM D 2863) bestimmt den Sauerstoffgehalt der Versuchsumgebung, bei denen ein Probestab gerade noch brennt. Da hierbei Ausgangskonzentrationen des Sauerstoffs von bis zu 40% angesetzt werden, wird die Wirklichkeit eines Brandes nicht widergespiegelt. Weiterhin lässt dieser Test die Flamme von oben nach unten fortschreiten. Bei umgekehrter Versuchsdurchführung, also dem Entzünden des Probekörpers an seiner untersten Stelle, kommt es zu grundsätzlich anderen Messergebnissen. Das betrifft auch die relative Einordnung verschiedener Materialien zueinander.
  • Eine weitere Prüfmethode ist der Glühdrahttest (DIN IEC 695-2-1).
  • Dabei wird ein Heizdraht mit einer maximalen Temperatur von 960 °C für 30 Sekunden an den flächenartigen Prüfling gepresst. Der GWFI (glow-wire flammability Index) gibt die höchste Temperatur an, bei der die Flamme der festen Probe innerhalb von 30 Sekunden nach Zurückziehen des Drahtes erlischt und das unter dem Prüfling angeordnete Seidenpapier nicht zündet. Der Test ist in erster Linie dafür bestimmt, die Eignung von Werkstoffen für ihren Einsatz in elektrischen Geräten und Anlagen zu untersuchen. Es wird im Prinzip nur geprüft, inwieweit ein Material zur Brandentstehung (beispielsweise in defekten elektrischen Geräten), nicht jedoch zur Brandunterhaltung oder -ausbreitung beiträgt. Die eigentliche Brennbarkeit wird nur peripher beschrieben. Dem entspricht, dass die entzündende Wirkung einer offenen Flamme, die bei einem realen Brand meistens vorliegt, durch diese Methode nicht erfasst wird.
  • Bei dem aus den Vereinigten Staaten kommenden UL 94 V – Test (Underwriter Laboratories, IEC 707) werden genormte Prüfstäbe zweimal für 10 sec an ihrer Unterseite beflammt. Bewertet wird die Nachbrennzeit nach Entfernen des Brenners sowie das brennende Abtropfen. Obwohl diese Methode am ehesten Entflammbarkeit und Brandvermögen in die Ergebnisfindung mit einbezieht, birgt sie ein erhebliches Potential für fehlerhafte Einschätzungen. So schmilzt bei nicht wenigen thermoplastischen Materialien bereits in der Anfangsphase des selbständigen Brennens der Bereich über der Flamme. Dabei kommt es häufig zum Abtropfen des brennenden unteren Probestückes, woraufhin der Prüfling erlischt. Das Ergebnis sind sehr gute (der Tropfen entzündet die unter dem Versuchsaufbau befindliche Watte nicht) oder mittelmäßige (Watte wird entzündet) Einstufungen. Wird beispielsweise das gleiche Grundmaterial in einer glasfaserverstärkten Variante eingesetzt, kann das Abtropfen verzögert bzw. verhindert werden. Dieser brandschutztechnisch positiv bewertete Effekt kann nun dazu führen, dass der Probekörper länger brennt oder sogar abbrennt. Das verstärkte Material erhält daraufhin nach der UL 94 eine schlechtere oder gar keine Einstufung. Auf Grund des fehlenden anorganischen Anteils ist der bei einem Brand freisetzbare Energiegehalt des unverstärkten Kunststoffs jedoch größer, da nicht anzunehmen ist, dass geschmolzene oder abtropfende Materialteile den Flammen entzogen werden. Vielmehr sollte es zu einer beschleunigten Brandausbreitung kommen. Das reale Gefahrenpotential wird durch diese Prüfmethode also nur eingeschränkt widergegeben.
  • Viele Flammschutzmittel wirken über das Entstehen einer Kruste an der Oberfläche des brennenden Kunststoffs. Diese Kruste besteht aus festen Verbrennungsprodukten und behindert zunehmend das Entweichen von Pyrolysegasen, den Sauerstoffzutritt und die Thermodiffusion. Das kann schließlich zum Erlöschen des Feuers führen. Bei der dem UL 94 – Test zugrundeliegenden Versuchsanordnung werden thermoplastische Prüfkörper infolge des Schmelzens der flammennahen Bereiche durch ihr Eigengewicht fortwährend verlängert. Das führt im Falle der Flammfestausrüstung des Materials mit den genannten Flammschutzmitteln zu einem kontinuierlichen Zerreißen der Schutzschicht. Dadurch werden die flammenhemmenden Effekte abgeschwächt oder bleiben ganz aus. Die Prüfung nach der UL 94 führt also zu dem tendenziellen Ergebnis, dass eine Ausrüstung mit anderen Flammschutzmitteln besser ist. Dadurch kommt es regelmäßig zu Bewertungen, die den Resultaten anderer Prüfmethoden widersprechen.
  • Bezüglich einer umfassenden Aussagefähigkeit über das Brandverhalten von Materialien sind Prüfmethoden auf der Grundlage des CONE-Calorimeters (ISO 5660) als geeigneter einzuschätzen. Mit dieser Methode, die zur Bewertung der Flammfestigkeit von Beschichtungen in der Bauindustrie entwickelt wurde, können mehrere Daten bestimmt werden. Nach der üblichen Verfahrensweise wird die flächige Probe von oben einem definierten Wärmestrom ausgesetzt und die Zeit bis zur Entzündung der Pyrolysegase per Funken ermittelt. Anschließend werden die Wärmefreisetzungsrate der Verbrennung, das Wärmemaximum und die absolut freigesetzte Wärme kalorimetrisch gemessen. Die Prüfung versucht also die Entflammbarkeit und das energetische Brandpotential eines Materials zu beschreiben. Dadurch, dass die Materialien einer konstanten Wärmestrahlung ausgesetzt sind, können sie ihre theoretische Verbrennungswärme auch tatsächlich abgeben.
  • Eine ähnlich thermodynamische Sichtweise liegt dem US 4,637,735 (1985, Benchscale material flammability) zugrunde, wo neben einer analytischen Charakterisierung von Verbrennungsprodukten der Wärmeinhalt der Pyrolysegase gemessen wird.
  • Wie beim CONE-Calorimeter, treten auch bei diesem Verfahren kinetische Kriterien in den Hintergrund. Bei einer realen Verbrennung ist immer die Möglichkeit gegeben, dass die Energiebarriere zur Weiterführung der Verbrennung infolge zu geringer Wärmefreisetzung des Oxidationsprozesses nicht mehr überschritten wird (Ausbleiben des „thermal feedback"). Das würde zwangsläufig zum Erlöschen der Flamme führen. Brandschutztechnisch wichtige Einstufungen hinsichtlich der Ausbreitung oder Ausbreitungsgeschwindigkeit eines Feuers finden bei diesen Tests ebenfalls keine Berücksichtigung.
  • Derartige Kriterien stehen beispielsweise bei dem Flammability Test Apparatus ( US 3,605,483 ) im Vordergrund. Mit Hilfe dieser Vorrichtung zur Untersuchung von Proben werden Geschwindigkeit und Dauer eines flächig fortschreitenden Brandes bestimmt, indem die Probe einer offenen Flamme direkt ausgesetzte wird. Die Zeit von Beginn des Kontaktes der Probe mit der Flamme bis zum Brennende der Probe wird gemessen. Anhand der Skalierung der Messapparatur, in der die Probe posititioniert ist, kann die Brantfortschreitung über die Zeit ermittelt werden. Als Proben werden dünnflächiger Substrate eingesetzt, wie Fotofilme oder Gewebe, wobei diese flächigen Substrate auch Fasern, Filamente oder Partikel enthalten können. Es ist auch möglich, einzelne Komponenten eines Materials zu testen, wobei ein Träger oder eine Matrix zur Anwendung kommen, um die Probe in die Vorrichtung positionieren zukönnen.
  • Zusammenfassend muss festgestellt werden, dass die vorhandenen Labormethoden zur Quantifizierung der Brandgefahr eines Kunststoffes oder kunststoffhaltigen Materials nur begrenzt den tatsächlichen Verlauf eines Feuers beschreiben. Teilweise liegt das an zu wenig realitätsnahen Grundvoraussetzungen der Tests oder an zu starken Vereinfachungen bzw. Fixierungen auf wenige Phänomene. Weiterhin berücksichtigen die Prüfungen häufig zu einseitig nur kinetische oder nur thermodynamische Kriterien einer Brandverlaufssituation. Teilweise erfordern die Labormethoden auch einen erheblichen apparativen und finanziellen Aufwand (CONE-Calorimeter).
  • Stark an die Wirklichkeit angelehnte Versuchssysteme (Modellversuche) spiegeln die Realität möglicherweise gut wider, sind jedoch aufgrund ihres extensiven Versuchsaufbaus gerade in der Phase der Materialentwicklung wenig sinnvoll (keine „Routinemethoden"). Dazu trägt auch bei, dass sie infolge der hohen Komplexität nicht geeignet sind, die Rolle eines einzelnen Faktors auf den Brandverlauf zu charakterisieren.
  • Fast alle Methoden prüfen ausschließlich Kunststoffe oder Naturstoffe als Endprodukte oder Produkte in einem fortgeschrittenen Stadium der Verarbeitung (fertiger Kunststoffcompound, Gewebe, Film). Das Brandverhalten einer einzelnen stofflichen Komponente dieser Materialien kann mit den meisten Methoden nicht isoliert untersucht werden. Aus diesem Grund ist die Bewertung eines Flammschutzmittels oder Flammschutzmittelsystems hinsichtlich seiner Wirkung nach den meisten Methoden bisher nur im compoundierten Zustand möglich.
  • Nach der Methode gemäß der US 6,605,483 ist eine Bewertung einzelner stofflicher Komponenten von Materialien auch nur möglich, wenn sie sich auf einen Träger oder in eine Matrix posititonieren lassen.
  • Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Bestimmung des Brandverhaltens von Materialien anzugeben, mit dem Materialien in Form von Compounds und Einzelkomponenten von Compounds jeweils in fester und/oder flüssiger Form auf einfache Weise untersucht und ihr Brandverhalten bestimmt werden können.
  • Die Aufgabe wird durch die in den Ansprüchen angegebene Erfindung gelöst. Weiterbildungen sind Gegenstand der Unteransprüche.
  • Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Bestimmung des Brandverhaltens von Materialien wird ein nicht brennbarer Probenbehälter mit einer festen und/oder flüssigen Probe gefüllt, anschließend wird die Probe einer zum Entflammen führenden Energiezufuhr ausgesetzt, wobei die Zeit vom Beginn der Energiezufuhr bis zum ersten sichtbaren selbstständigen Brennen der Probe als Entzündungszeit t1 gemessen wird, dann wird die Probe weiter einer hinsichtlich Intensität und Zeit definierten Energiezufuhr ausgesetzt und dann wird die Zeit vom Abschalten der Energiezufuhr bis zum vollständigen Erlöschen des selbstständigen Nachbrennens der Probe als Nachbrennzeit t2 gemessen, wobei dieser Versuch zur Ermittlung statistisch gesicherter Werte gleichzeitig oder nacheinander mehrmals wiederholt wird und das Brandverhaltens des Probenmaterials dahingehend bestimmt wird, dass eine um so höhere Flammwidrigkeit eines Probenmaterials vorliegt, je länger die Entzündungszeiten t1 und um so kürzer die Nachbrennzeiten t2 sind.
  • Vorteilhafterweise werden als nichtbrennbare Probenbehälter Tiegel, Schalen, Teller, Schiffchen eingesetzt.
  • Ebenfalls vorteilhafterweise wird ein Probenbehälter aus keramischen und/oder metallischen Materialien eingesetzt.
  • Es ist von Vorteil, wenn als Probe Kunststoffe, Naturstoffe, Verbundstoffe aus Kunst- und Naturstoffen, Stoffgemische, Flammschutzmittel, Flammschutzmittelsysteme, alle als reine Einzelkomponenten oder als Gemische von mehreren Komponenten untersucht werden.
  • Ebenfalls von Vorteil ist es, wenn die Probe als Pulver, Formkörper, Schmelzen oder Flüssigkeit eingesetzt wird.
  • Weiterhin von Vorteil ist es, wenn die Probe durch Energiezufuhr und Realisierung eines Funkens im Probenbereich entzündet wird.
  • Es ist auch von Vorteil, wenn die Energiezufuhr durch Temperaturerhöhung durchgeführt wird.
  • Vorteilhaft ist weiterhin, wenn die Energiezufuhr und die Realisierung eines Funkens gleichzeitig durch Verwendung einer Brennerflamme realisiert wird.
  • Auch von Vorteil ist es, wenn die Spitze des inneren Kegels der Brennerflamme an der Unterseite des Probenbehälters positioniert wird und die äußeren Flammenbereiche seitlich am Probenbehältern vorbei geführt werden.
  • Vorteilhafterweise wird die Zeitmessung per Hand mittels einer Stoppuhr realisiert.
  • Ebenfalls von Vorteil ist es, wenn der Beginn und das Ende der Zeitmessungen über Sensoren bestimmt wird.
  • Und auch von Vorteil ist es, wenn die Zeitmessung auf elektrischem Wege durchgeführt wird.
  • Weiterhin ist es von Vorteil, wenn nach dem ersten sichtbaren selbstständigen Brennen der Probe die Probe weiter einer hinsichtlich Intensität und Zeit definierten Energiezufuhr ausgesetzt wird, wobei bei paralleler Durchführung oder Wiederholung der Versuche nacheinander zur Ermittlung statistisch gesicherterer Werte, jeweils bei allen Wiederholungsversuchen die Energiezufuhr bei gleichen Intensitäten und Zeiten realisiert wird.
  • Auch vorteilhaft ist es, wenn die definierte Energiezufuhr nach Ermittlung der Entzündungszeit zwischen 1 Sekunde und 3600 Sekunden realisiert wird.
  • Und auch vorteilhaft ist es, wenn die definierte Energiezufuhr nach Ermittlung der Entzündungszeit zwischen 1 W und 1 MW realisiert wird.
  • Ebenfalls von Vorteil ist es, wenn die Versuchsdurchführung gleichzeitig an mehreren gleichen Proben in ihren jeweiligen Probenbehältern unter den gleichen Bedingungen realisiert wird.
  • Von Vorteil ist es auch, wenn die Versuchsdurchführung gleichzeitig an 5 bis 15 gleichen Proben in ihren jeweiligen Probenbehältern unter den gleichen Bedingungen realisiert wird.
  • Auch vorteilhaft ist es, wenn die Versuchsdurchführung unter einer definierten Atmosphäre realisiert wird.
  • Ebenfalls von Vorteil ist es, wenn die Versuche unter wind- und zuggeschützten Bedingungen realisiert werden.
  • Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es möglich das Brandverhalten von Materialien hinsichtlich Qualität und insbesondere Quantität zu bestimmen. Das Verfahren ist einfach und mit relativ geringem technischen Aufwand durchführbar und liefert für alle untersuchten Materialien vergleichbare Ergebnisse.
  • Besonders günstig ist es, dass mit diesem Verfahren Materialien sowohl als Gesamtcompound, als auch jeweils nach ihren einzelnen Komponenten, die auch wieder einzeln oder in Verbindung untersucht werden können, nach ihrem Brandverhalten bestimmbar sind. Dadurch wird es möglich, die Wirkung einzelner oder mehrerer Komponenten eines Materials für das Brandverhalten des Gesamtmaterials zu bestimmen und Aussagen über die flammenhemmende oder flammenfördernde Wirkung der einzelnen Komponenten getrennt und/oder in ihrem Zusammenspiel machen zu können. Dies ist besonders für Flammenschutzmittel und Flammenschutzmittelsysteme von Bedeutung. Derartige Flammenschutzmittel können zur Stoffgruppe der organischen phosphorhaltigen (wie Triphenylphosphat, Resorcinol-bis-(diphenylphosphat) oder zur Stoffgruppe der halogenhaltigen organischen Flammschutzmittel gehören, aber auch Mischungen dieser Flammschutzmittel (Flammschutzmittelsysteme) mit beispielsweise anorganischen Synergisten (wie Sb2O3) oder mit stickstoffhaltigen Flammschutzmitteln (wie Melamin) sein.
  • Es ist auch vorteilhaft, dass bei dem erfindungsgemäßen Verfahren keine vorgefertigten Probekörper erforderlich sind.
  • Als Kunststoffe werden beispielsweise Duromere oder Thermoplaste untersucht, die zu Pulver gemahlen oder aufgeschmolzen untersucht werden können und von ihnen dann gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren das Brandverhalten bestimmt werden kann.
  • Selbstverständlich ist bei dem erfindungsgemäßen Verfahren, dass die Wiederholungsversuche zur Ermittlung statistisch gesicherter Werte jeweils an den gleichen Materialien in der gleichen Form und unter den gleichen Versuchsbedingungen realisiert werden.
  • Hinzuweisen ist bei dem erfindungsgemäßen Verfahren, dass nur ungesicherte Aussagen bei Probenmaterialien getroffen werden können, die sehr schnell und vollständig abbrennen (z.B. Cellulosenitrat.).
  • Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, dass schmelzende Materialbestandteile während der Versuchsdurchführung im Probenbehälter verbleiben und damit nicht dem Untersuchungsfeld entzogen werden. Dadurch ist eine ganzheitliche Bewertung des Probenmaterials möglich. Auch werden sich bildende Oberflächenschutzschichten, die insbesondere durch Flammenschutzmittel gebildet werden, die Bestandteil eines zu untersuchenden Materials sein können, nicht durch wegfließende oder abtropfende Materialbestandteile zerrissen.
  • Aufgrund der Untersuchbarkeit auch einzelner Komponenten wird es durch das erfindungsgemäße Verfahren möglich, Neuentwicklungen von Flammenschutzmitteln und Flammenschutzmittelsystemen schneller, gezielter und systematischer durchzuführen. Dies bezieht sich sowohl auf die stofflichen Komponenten als auch auf das Prüfen und Quantifizieren synergistischer Effekte von Zusätzen.
  • Es ist durch das erfindungsgemäße Verfahren auch möglich, das Brandverhalten von Materialien während ihrer Entwicklung und bei unterschiedlichen Phasen ihrer Herstellung und Verarbeitung zu testen.
  • Ein weitere Vorteil der Erfindung besteht darin, dass bei vergleichenden Untersuchungen die Auswertung der Ergebnisse durch eine graphische Darstellung, vorteilhafterweise in einem Balkendiagramm, durchgeführt wird. Dabei kann jedes Material durch einen Balken repräsentiert werden, wobei die Lage des Balkens auf der x-Achse der Entzündungszeit t1 und die Höhe des Balkens der Nachbrennzeit t2 entsprechen. Prinzipell kann unter Zugrundelegung dieser Darstellungsform angegeben werden, dass ein Material oder eine Substanz um so flammwidriger oder flammenhemmender ist, je weiter rechts und je kürzer der zugehörige Balken abgebildet ist.
  • Im weiteren wird die Erfindung an mehreren Ausführungsbeispielen näher erläutert.
  • Dabei zeigt
  • 1 eine graphische Darstellung der Untersuchungsergebnisse der Beispiele 1 bis 8 in Form eines Balkendiagramms
  • Beispiel 1
  • Ein Phenolnovolak mit einem mittleren Molekulargewicht von 382 g mol-1 wurde bei 90°C aufgeschmolzen, 10 Probenträger bis 2 mm unter die Oberkante damit befüllt und in die vorgesehenen Halterungen des Gestells eingesetzt. Darunter befand sich der vorher eingestellte Brenner. Mit Beginn der Beflammung wurde die Zeit gestoppt (t0). Das Auftreten einer auffälligen, hellgelben, intensiven Flamme über der Probe nach 8,1 Sekunden zeigte das erste selbständige Brennen an (t1). Jetzt wurde noch 8 Sekunden bei gleicher Brennerstärke weiter beflammt und danach der Brenner sofort ausgestellt. Anschließend brannte die Probe noch 116,1 Sekunden weiter. Diese Verfahrensweise wurde mit den 9 weiteren befüllten Probenträgern wiederholt. Tabelle 1 stellt die erhaltenen Messwerte und deren Mittelwerte zusammen.
  • Figure 00110001
    Tabelle 1: Messergebnisse Phenolnovolak 382 g mol-1
  • Beispiel 2
  • Ein Phenolnovolak mit einem mittleren Molekulargewicht von 878 g mol-1 wurde wie in Beispiel 1 präpariert und dem Untersuchungsverfahren unterzogen. In Tabelle 2 sind die erhaltenen Messergebnisse wiedergegeben.
  • Figure 00120001
    Tabelle 2 : Messergebnisse Phenolnovolak 878 g mol-1
  • Beispiel 3
  • Ein Phenolnovolak mit einem mittleren Molekulargewicht von 1943 g mol-1 wurde wie in Beispiel 1 präpariert und dem Untersuchungsverfahren unterzogen. In Tabelle 3 sind die erhaltenen Messergebnisse wiedergegeben.
  • Figure 00120002
  • Figure 00130001
    Tabelle 3 : Messergebnisse Phenolnovolak 1943 g mol-1
  • Beispiel 4
  • Ein Polyamid (Ultramid B3K, BASF AG) wurde in einer Schlagmühle gemahlen und mit dem Pulver zehn Probenträger so befüllt, dass sich nach Andrücken die sichtbare Probenoberfläche 2 mm unterhalb der Oberkante des Probenträgers befindet. Dann wurde wie im Beispiel 1 verfahren. Tabelle 4 zeigt die erhaltenen Messwerte.
  • Figure 00130002
    Tabelle 4: Messergebnisse Ultramid B3K
  • Beispiel 5
  • Ein Polyamid (Ultramid B3K, BASF AG) wurde mit 4 Ma.-% Melamin compoundiert. Der Kunststoff wurde anschließend in einer Schlagmühle gemahlen und das Pulver wie in Beispiel 4 verarbeitet. Tabelle 5 zeigt die erhaltenen Messwerte.
  • Figure 00140001
    Tabelle 5: Messergebnisse Ultramid B3K / 4 Ma.-% Melamin
  • Beispiel 6
  • Ein Polyamid (Ultramid B3K, BASF AG) wurde mit 8 Ma-% Melamin compoundiert. Der Kunststoff wurde anschließend in einer Schlagmühle gemahlen und das Pulver wie in Beispiel 4 verarbeitet. Tabelle 5 zeigt die erhaltenen Messwerte.
  • Figure 00150001
    Tabelle 6: Messergebnisse Ultramid B3K / 8 Ma.-% Melamin
  • Beispiel 7
  • Triphenylphosphat wurde analog den anderen Beispielen untersucht. Tabelle 8 zeigt die erhaltenen Messwerte.
  • Figure 00150002
  • Figure 00160001
    Tabelle 7: Messergebnisse Triphenylphosphat
  • Beispiel 8
  • Resorcinol-bis-(diphenylphosphat) (Fyroflex RDP, Akzo Nobel) wurde analog den vorangegangenen Beispielen untersucht. Tabelle 8 zeigt die erhaltenen Messwerte.
  • Figure 00160002
    Tabelle 8: Messergebnisse Resorcinol-bis-(diphenylphosphat)
  • Legende zu 1:
    • 1: Phenolnovolak 382 g mol-1 (129,6 s)
    • 2: Triphenylphosphat (15,8 s)
    • 3: Phenolnovolak 878 g mol-1 (33,0 s)
    • 4: Phenolnovolak 1943 g mol-1 (12,8 s)
    • 5: Ultramid B3K / 4 Ma.-% Melamin (35,3 s)
    • 6: Ultramid B3K (53,6 s)
    • 7: Recorcinol-bis-(diphenylphosphat) (3,9 s)
    • 8: Ultramid B3K / 8 Ma.-% Melamin (29,0 s)

Claims (19)

  1. Verfahren zur Bestimmung des Brandverhaltens von Materialien, bei dem ein nicht brennbarer Probenbehälter mit einer festen und/oder flüssigen Probe gefüllt wird, anschließend die Probe einer zum Entflammen führenden Energiezufuhr ausgesetzt wird, wobei die Zeit vom Beginn der Energiezufuhr bis zum ersten sichtbaren selbstständigen Brennen der Probe als Entzündungszeit t1 gemessen wird, dann die Probe weiter einer hinsichtlich Intensität und Zeit definierten Energiezufuhr ausgesetzt wird und dann die Zeit vom Abschalten der Energiezufuhr bis zum vollständigen Erlöschen des selbstständigen Nachbrennens der Probe als Nachbrennzeit t2 gemessen wird, dieser Versuch zur Ermittlung statistisch gesicherter Werte gleichzeitig oder nacheinander mehrmals wiederholt wird und das Brandverhaltens des Probenmaterials dahingehend bestimmt wird, dass ein um so höhere Flammwidrigkeit eines Probenmaterials vorliegt, je länger die Entzündungszeiten t1 und um so kürzer die Nachbrennzeiten t2 sind.
  2. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem als nichtbrennbare Probenbehälter Tiegel, Schalen, Teller, Schiffchen eingesetzt werden.
  3. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem ein Probenbehälter aus keramischen und/oder metallischen Materialien eingesetzt wird.
  4. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem als Probe Kunststoffe, Naturstoffe, Verbundstoffe aus Kunst- und Naturstoffen, Stoffgemische, Flammschutzmittel, Flammschutzmittelsysteme, alle als reine Einzelkomponenten oder als Gemische von mehreren Komponenten untersucht wird.
  5. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem die Probe als Pulver, Formkörper, Schmelzen oder Flüssigkeit eingesetzt wird.
  6. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem die Probe durch Energiezufuhr und Realisierung eines Funkens im Probenbereich angezündet wird.
  7. Verfahren nach Anspruch 6, bei dem die Energiezufuhr durch Temperaturerhöhung durchgeführt wird.
  8. Verfahren nach Anspruch 6, bei dem die Energiezufuhr und die Realisierung eines Funkens gleichzeitig durch Verwendung einer Brennerflamme realisiert wird.
  9. Verfahren nach Anspruch 8, bei dem die Spitze des inneren Kegels der Brennerflamme an der Unterseite des Probenbehälters positioniert wird und die äußeren Flammenbereiche seitlich am Probenbehältern vorbei geführt werden.
  10. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem die Zeitmessung per Hand mittels einer Stoppuhr realisiert wird.
  11. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem der Beginn und das Ende der Zeitmessungen über Sensoren bestimmt wird.
  12. Verfahren nach Anspruch 11, bei dem die Zeitmessung auf elektrischem Wege durchgeführt wird.
  13. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem nach dem ersten sichtbaren selbstständigen Brennen der Probe die Probe weiter einer hinsichtlich Intensität und Zeit definierten Energiezufuhr ausgesetzt wird, wobei bei paralleler Durchführung oder Wiederholung der Versuche nacheinander zur Ermittlung statistisch gesicherterer Werte, jeweils bei allen Wiederholungsversuchen die Energiezufuhr bei gleichen Intensitäten und Zeiten realisiert wird.
  14. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem die definierte Energiezufuhr nach Ermittlung der Entzündungszeit zwischen 1 Sekunde und 3600 Sekunden realisiert wird.
  15. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem die definierte Energiezufuhr nach Ermittlung der Entzündungszeit zwischen 1 W und 1 MW realisiert wird.
  16. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem die Versuchsdurchführung gleichzeitig an mehreren gleichen Proben in ihren jeweiligen Probenbehältern unter den gleichen Bedingungen realisiert wird.
  17. Verfahren nach Anspruch 16, bei dem die Versuchsdurchführung gleichzeitig an 5 bis 15 gleichen Proben in ihren jeweiligen Probenbehältern unter den gleichen Bedingungen realisiert wird.
  18. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem die Versuchsdurchführung unter einer definierten Atmosphäre realisiert wird.
  19. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem die Versuche unter wind- und zuggeschützten Bedingungen realisiert werden.
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