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Technisches Anwendungsgebiet
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Die vorliegende Erfindung betrifft
ein Verfahren zur Fraktionierung von Abfallfetten, die Fettkomponenten
und partikuläre
Störstoffe
enthalten, insbesondere zur Herstellung von Brennstoffen aus den Abfallfetten.
Die Brennstoffe können
in stationären oder
mobilen Verbrennungsmotoren bzw. -anlagen eingesetzt werden.
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Im Folgenden werden unter Abfallfetten
alle Mischungen von pflanzlichen und tierischen Fetten und Ölen verstanden,
die z.B. in den Bereichen der Tierkörperbeseitigung (Tierfette),
Speiseresteverwertung (Restaurantfett) und in Fettabscheidern (Abscheiderfett)
als zu entsorgende Abfälle
anfallen und die Verunreinigungen wie Kunststoffe, Knochenpartikel,
pflanzliche Fasern, Metalle, Wasser und andere eine Verwertung störende Stoffe
enthalten können. Abfallfette
können
nur aus einer Abfallquelle stammen oder Mischungen aus Fetten und Ölen aus
verschiedenen Abfallquellen sein. Unter Abfallfetten werden weiterhin
auch bereits abgetrennte Fraktionen der o.g. Abfallfette wie z.B.
Pressrückstände und Filterkuchen
verstanden.
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Für
die Verwertung von Tierfetten nach dem Stand der Technik werden
Tierkadaver und Schlachtabfälle
sterilisiert, getrocknet und der erhaltene Rückstand mechanisch in Tiermehl
und Tierfett getrennt. Seit dem Auftreten von BSE in Deutschland müssen Tiermehle
und Tierfette thermisch behandelt, d.h. in der Regel in Müllverbrennungsanlagen
beseitigt werden.
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Restaurantfette fallen bei der Aufbereitung von
Speiseresten, Rückständen aus
Großküchen und
als verbrauchte Chargen von Frittierfetten an. Hier erfolgt heute
noch eine stoffliche Verwertung. Diese Verwertungsart setzt einen
Sterilisationsschritt und anschließend eine Trennung nach Größe und Dichte
mit Absetzverfahren oder Zentrifugen voraus. Allerdings ist auch
hier mittelfristig mit einem Verbot der stofflichen Verwertung und
einem Zwang zur thermischen Behandlung zu rechnen.
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Abscheiderfette werden teils beseitigt,
teils nach entsprechender Aufbereitung stofflich verwertet.
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Abfallfette bestehen aus Speisefetten
und -ölen,
die in geschmolzenem oder kristallinem Aggregatszustand oder in
beiden Aggregatszuständen
vorliegen und die in der Regel weitere verunreinigende Bestandteile
enthalten.
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Im Sprachgebrauch wird unter Fett
der feste und unter Öl
der flüssige
Aggregatszustand von Triglyceriden bei Raumtemperatur verstanden.
Im Folgenden werden die in Abfallfetten vorliegenden Fette und Öle auch
kurz als Fettkomponenten bezeichnet. Die Fettkomponenten können aus
pflanzlichen oder tierischen Fetten und Ölen oder aus einer Mischung derselben
bestehen. Es ist möglich,
dass Teile der Fettkomponenten von biologischem Gewebe umgeben und
damit nicht mobil sind.
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In Abfallfetten sind in der Regel
0,5 bis 50% Nichtfett-Bestandteile enthalten, die im Sinne einer Verwertung
als Störstoffe
anzusehen sind. In den meisten Abfallfetten liegt der Anteil an
Störstoffen aber
unter 10%. Bei einer brennstofflichen Verwertung in Motoren, Dampfkesseln
oder anderen Verbrennungsanlagen können z.B. Knochenreste oder Metallpartikel
Einspritzdüsen
beschädigen
und im Verbrennungsraum zu Ablagerungen führen. Außerdem können Kunststoffpartikel, Stickstoffverbindungen
oder anorganische Salze zu unzulässigen
Abgaswerten führen,
so dass diese Komponenten ebenfalls aus dem Brennstoff entfernt
werden müssen.
Die Abtrennung von partikulären
Störstoffen
mit einem Durchmesser von ca. 5 μm
bis zu wenigen mm ist zwingend erforderlich.
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Ein Abfallfett kann aufgrund seines
großen Brennwerts
einer hochwertigen thermischen Verwertung als Heiz- oder Dieselöl-Substitut
zugeführt
werden, wenn die enthaltenen Verunreinigungen wie Pflanzenfasern,
Proteine, Partikel aus Knochen, Polymeren, Metallen und anderen
Störstoffen
abgetrennt werden. Dies ist auf mechanischem Wege durch Filtration
nicht zu erreichen, weil die Viskosität und Teilkristallinität des Abfallfettes
einen technischen Filtrationsbetrieb extrem erschwert bzw. unmöglich macht.
Auch eine durch Temperaturerhöhung
herbeigeführte
Viskositätserniedrigung
in Kombination mit einem anschließenden Dichte-Trennverfahren
wie z.B. die Sedimentation oder Zentrifugation erlaubt bisher keine
zufriedenstellende scharfe Trennung zwischen Störstoff und den Fettkomponenten.
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Stand der Technik
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Brennstoffe und Brennstoffmischungen,
die auf Pflanzen- oder Tieröl
basieren, sind in der
DE 4116905
C1 , der WO 95/25152 A1, der
EP 855436 A2 , der
US 5713965 A und der WO 01/29154
A1 beschrieben. In diesen Schriften werden insbesondere Mischungen
aus Rapsölen
mit Benzin oder Diesel verwendet, denen eine zusätzliche Substanz hinzugefügt wird.
In der
DE 4116905 C1 ist
dieser zusätzliche
Bestandteil ein Alkohol, in der WO 95/25152 A1 ein Alkylester einer
Fettsäure
und in der
EP 855436 A2 ein
Acetal. In der
US 5713965
A wird ein Bio-Brennstoff erhalten, indem die Triglyzeride
oder die freien Fettsäuren
in den pflanzlichen oder tierischen Ölen oder Fetten mittels einer
Lipase mit einem Alkohol verestert werden. Alle diese Verfahren setzen
störstofffreie
Fette und Öle
ohne partikuläre Verunreinigungen
ein. In der WO 01/29154 A1 wird der direkte Einsatz von Tierfett
in Verbrennungsmaschinen beschrieben.
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Aus den Dokumenten
DE 4116905 C2 , WO 95/25152
A1,
EP 855436 A2 und
US 5713965 A geht hervor,
dass biologische Fette und Öle
als Brennstoffe nicht so verwendet werden können wie sie technisch in ihrem
jeweiligen Gewinnungsprozess anfallen. Es werden Zusätze benötigt und/oder Änderungen
der chemischen und physikalischen Eigenschaften durchgeführt. V.a.
hochpreisige Zusätze,
deren Beschaffungsaufwand deutlich über den Kosten von konventionellen
flüssigen
Brennstoffen liegt, erhöhen die
Kosten der Alternativ-Brennstoffe
und machen einen Einsatz oft nicht mehr wirtschaftlich.
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In der WO 01/29154 A1 wird der direkte
Einsatz von Tierfett-Abfällen
in Verbrennungsmaschinen als angeblich wirtschaftliche Lösung beschrieben.
In dieser Schrift wird nicht darauf eingegangen, wie das Fett gereinigt
werden soll. Es wird nur kurz erwähnt, dass ggf. eine Filtration
des Fettes nötig
sei. Abfallfette und im speziellen Tierfette aus Tierkörperbeseitigungsanstalten
enthalten jedoch mit 0,5% bis über 10%
einen für
die Verbrennung unzulässig
hohen Anteil an partikulären
Störstoffen
wie Knochensplitter, Knochenmehl, tierische Gewebestücke, Proteine, Proteinbruchstücke, Metallpartikel,
Kunststoffpartikel und -fasern sowie diverse pflanzliche Rückstände wie
z.B. Rückstände pflanzlicher
Lebens- oder Futtermittel. Die Abtrennung dieses Materials gestaltet sich
aus o.g. Gründen
sehr schwierig. Da zum Teil auch infektiöse Materialien wie die transmissible spongiforme
Enzephalopatie, (TSE) verursachenden Agglomerate aus Prionen als
Partikel in Abfallfetten vorliegen, könnte durch Abtrennung der Partikel
eine Reduktion der TSE-Infektiosität des Abfallfettes
erreicht werden. Wird das Tierfett ohne ausreichende Vorreinigung
verbrannt, kann es zu starken Verunreinigungen in der Brennstoffzufuhr,
Beschädigungen der
Einspritzanlage, zu massiven Ablagerungen im Verbrennungsraum und
zu einer unvollständigen Verbrennung
von infektiösem
Material kommen. Darüber
hinaus ist es ohne vorherige Aufreinigung kaum möglich, die Werte für die Zusammensetzung
von Stoffen einzuhalten, die von Seiten der Behörden für die Zulassung von Abfällen als
Ersatzbrennstoffe üblicherweise
festgelegt werden. Außerdem
muss Abfallfett bei erhöhter
Temperatur gelagert werden, da es sich bei Raumtemperatur verfestigt.
Speziell bei Dieselmotoren in Kraftfahrzeugen ist diese Vorgabe nur
mit viel Aufwand zu erfüllen.
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Das Problem der Reinigung liegt unter
anderem in der Dispersionsstabilität des Abfallfettes: Die Viskosität der Fettkomponenten
ist so groß,
dass die feinpartikulären
Verunreinigungen im Bereich von wenigen μm bis wenigen mm stabil dispergiert
vorliegen. Die Feststoffe sedimentieren nicht.
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Mechanische Trennverfahren wie Sedimentation,
Zentrifugation und Filtration können
als Reinigungsmaßnahmen
nur sehr begrenzt eingesetzt werden. Mit zentrifugalen Verfahren
kann man technisch nur große
Partikel (> 1mm) oder
Partikel mit sehr großem
Dichteunterschied zu den Fettkomponenten von den hochviskosen Fettkomponenten
abtrennen. Filtrationsverfahren scheiden aus, da Filter, die Partikel mit
wenigen μm
abtrennen können,
unter Einsatz von Abfallfetten sofort verblocken.
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Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung
besteht darin, ein Verfahren zur Fraktionierung von Abfallfetten
zur Verfügung
zu stellen, mit dem eine scharfe Trennung zwischen Fettkomponenten
und Störstoffen
und eine Infektiositätsreduktion
erreicht werden kann und mit dem aus Abfallfetten störstofffreie
Brennstoffe für
Verbrennungsmotoren und Verbrennungsanlagen hergestellt werden können.
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Darstellung der Erfindung
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Die Aufgabe wird mit dem Verfahren
zur Fraktionierung von Abfallfetten gemäß Patentanspruch 1 gelöst. Vorteilhafte
Ausgestaltungen des Verfahrens sind Gegenstand der Unteransprüche oder
lassen sich aus der nachfolgenden Beschreibung und den Ausführungsbeispielen
entnehmen.
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Beim vorliegenden Verfahren wird
den Abfallfetten ein flüssiger
organischer Hilfsstoff zugegeben und mit diesen vermischt. Hilfsstoffe
für das
erfindungsgemäße Verfahren
sind chemische Verbindungen, die in der Lage sind, feste Fettkomponenten aufzulösen und
mit flüssigen
Fettkomponenten eine einphasige Mischung auszubilden. Die im erfindungsgemäßen Verfahren
entstehende einphasige Lösung
weist die folgenden Eigenschaften auf:
- – die zu
entfernenden partikulären
Störstoffe
lösen sich
in der Lösung
nicht auf,
- – die
Lösung
hat eine Viskosität
und eine Dichte, die eine Abtrennung der Lösung von den zu entfernenden
partikulären
Störstoffen über ein
mechanisches Fest-Flüssig-Trennverfahren
ermöglicht.
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Die zu entfernenden partikulären Störstoffe werden
anschließend
von der Lösung über ein
mechanisches Fest-Flüssig-Trennverfahren
abgetrennt. Die zu entfernenden partikulären Störstoffe umfassen dabei in der
Regel Partikelgrößen mit
einem Durchmesser von ≥ 5 μm, in einzelnen
Fällen
auch ≥ 1 μm oder im
Falle der Infektiositätsreduzierung
0,45 μm.
Die Bildung der Lösung
kann dabei auch durch Temperaturerhöhung beschleunigt oder erst
erreicht werden.
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Unter den eingesetzten mechanischen Fest-Flüssig-Trennverfahren werden
verfahrenstechnische Grundoperationen verstanden, mit deren Hilfe man
Partikel und eine flüssige
Phase
- 1. unter Ausnutzung von Dichtedifferenzen
und unter der Wirkung der Schwerkraft oder einer Zentrifugalkraft
oder
- 2. unter Ausnutzung einer Differenz zwischen Partikeldurchmesser
und dem Durchmesser eines engen Strömungskanals (Porenfilter) voneinander
trennen kann.
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Die mit dem vorliegenden Verfahren
erhaltene Lösung
kann je nach Hilfsstoff direkt oder nach teilweiser oder vollständiger Abtrennung
des Hilfsstoffes als Brennstoff eingesetzt werden. Die nach mechanischer
Reinigung der Lösung
gewonnenen Produkte sind vor allem durch die Abtrennung von amyloiden
Fibrillen (Aggregate aus unlöslichen
Proteinen) weniger infektiös
und enthalten bei gleicher Anfangsbelastung weniger Keime oder Prionen
als Brennstoffe oder andere Produkte aus Abfallfett, die mit mechanischen
Verfahren nach dem Stand der Technik hergestellt werden. Mit dem
vorliegenden Verfahren wird somit die Herstellung von störstofffreiem
und Infektiositäts-reduziertem
Brennstoff aus Abfallfetten ermöglicht,
wobei dieser Brennstoff als Substitut für verschiedene Heizölfraktionen
oder für
Dieselkraftstoff eingesetzt werden kann. Auch bei einer weiteren
Fraktionierung der erhaltenen Lösung,
wie dies in einer vorteilhaften Weiterbildung des Verfahrens erfolgt,
können
eine oder mehrere der erhaltenen Fraktionen – mit oder ohne Hilfsstoff – als Brennstoff
zum Einsatz kommen.
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Ein besonderer und überraschender
Vorteil des vorliegenden Verfahrens besteht darin, dass durch Zugabe
des Hilfsstoffes und nachfolgende Sedimentation ein kompakteres
Sediment und eine höhere
Ausbeute d.h. eine schärfere
Trennung erreicht wird, als dies bei gleicher Viskositätseinstellung
des Abfallfettes alleine durch Temperaturerhöhung erreicht wird. Die eingesetzten
Hilfsstoffe mit den beschriebenen Eigenschaften sind in der Regel
auch in der Lage, Fette aus den Sedimenten in die einphasige Lösung herauszuziehen.
Diese Fette können
im Sediment in den folgenden Formen vorliegen:
- – als feste
Fettpartikel und/oder
- – gebunden
in biologischem Material (z.B. in tierischem Fettgewebe) und/oder
- – in
flüssiger
Form in der Zwickelflüssigkeit
zwischen den sedimentierten Partikeln.
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Geeignete Hilfsstoffe für das vorliegende Verfahren
sind dem Fachmann bekannt oder lassen sich in einfacher Weise bei
Kenntnis der obigen Eigenschaft vom Fachmann ermitteln. In Versuchen zeigte
sich, dass z.B. handelsübliche
Brennstoffe wie Benzin, Kerosin, Heizöl, Biodiesel oder Diesel diese Eigenschaft
aufweisen. Es ist auch möglich
und vielfach auch vorteilhaft, reine Chemikalien als Hilfsstoffe
zu verwenden. Geeignet sind bei Restaurantfetten und Tierfetten
z.B. Kohlenwasserstoffe wie Hexan, Heptan oder ähnliche chemische Verbindungen. Auch
Ether wie Diethylether, Aromaten wie Benzol und Toluol, halogenierte
Kohlenwasserstoffe wie z.B. Chloroform aber auch Stoffe wie Tetrahydrofuran
zeigen die Eigenschaft, dass sie mit den Fettkomponenten eine einphasige
Lösung
geeigneter Dichte und Viskosität
bilden.
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Je nach den technischen Anforderungen kann
es bei der Hilfsstoffauswahl wichtig sein, dass neben dem Lösevermögen der
Hilfsstoffe bezüglich der
Fettkomponenten sichergestellt wird, dass z.B. keine zu entfernenden
Kunststoffe oder andere zu entfernende Störstoffe aufgelöst und damit
mechanisch nicht abgetrennt werden können. In einzelnen Fällen kann
es aber gewünscht
sein, bestimmte stoffliche Arten von Feststoffpartikeln, z.B. bestimmte Kunststoffe,
mit in die Lösung
zu überführen. Dann sollten
Hilfsstoffe verwendet werden, die entsprechende Partikel selektiv
lösen.
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Unterstützt werden kann das Auflösen der Fettkomponenten
im Hilfsstoff durch leichte Temperaturerhöhung, z.B. auf 40 bis 70 °C. Durch
Temperaturerhöhung
können
die kristallinen Fette der Fettkomponenten aufgeschmolzen werden,
was sich positiv auf die Löslichkeit
im Hilfsstoff auswirkt. Zudem verbessert die Temperaturerhöhung auch
die Aufnahmekapazität
des Hilfsstoffes hinsichtlich der Fettkomponenten. Es ist bei der
Temperaturerhöhung beim
Vermischen nur darauf zu achten, dass die Siedetemperatur des Hilfsstoffs
im System nicht überschritten
wird. Im Falle von Hexan ist dies z.B, eine Temperatur von etwa
69 °C bei
Normaldruck.
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Es zeigt sich bereits bei Zugabe
von 25% des ausgewählten
Hilfsstoffs eine hervorragende Sedimen tation der Partikel bereits
unter Schwerkrafteinfluss. Die Destabilisierung der ursprünglich stabilen Abfallfett-Suspension
ist so weitgehend, dass alle partikulären Stoffe sedimentieren, die
größer als
5 μm sind
und deren Dichte über
der Dichte der Lösung liegt. Überraschenderweise
zeigt sich dabei, dass die Viskositätserniedrigung für die Trennschärfe zwischen
den festen Störstoffen
und den Fettkomponenten nicht der einzig entscheidende verfahrenstechnische
Parameter ist. So hat z.B. ein hilfsstofffreies Abfallfett bei 50 °C die gleiche
Viskosität
wie eine Mischung aus Dieselkraftstoff als Hilfsstoff und Abfallfett
im Verhältnis
1:1 bei 20 °C.
Die Trennschärfe
ist bei Verwendung von Hilfsstoffen aber deutlich verbessert. So
ist das entstehende Sediment bei Einsatz des Hilfsstoffes weitaus
kompakter, es hat ein kleineres Volumen und es enthält weniger
Fett als das Sediment das entsteht, wenn die Störstoffe im Abfallfett mit der
gleichen Viskosität
ohne Hilfsstoff sedimentieren (vgl. Beispiel 3). Auch ist es nur
unter Einsatz eines Hilfsstoffes möglich, in biologischem Gewebe vorliegendes
oder gebundenes Fett in die einphasige Lösung zu überführen.
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Auch eine Filtration mit 5 μm Porenweite
ist nach Zugabe des Hilfsstoffes einfach möglich und betriebssicher zu
realisieren. Die Lösung
ist nach der mechanischen Behandlung so sauber, dass sie direkt als
Brennstoff verwertet werden kann.
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Es ist möglich, den Hilfsstoff in einem
breiten Massenverhältnis
zu den Fettkomponenten einzusetzen. Bei einer Konzentration von
5 bis 99 % Hilfsstoff können
sich die gewünschten
Bedingungen zur Abtrennung der Partikel aus der Lösung einstellen.
Bei Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird
der Fachmann unter Umständen
versuchen, so wenig Hilfsstoff wie möglich einzusetzen, um Kosten zu
sparen.
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Grundsätzlich kann das erfindungsgemäße Verfahren
so betrieben werden, dass
- 1. der eingesetzte
Hilfsstoff für
den Einsatz der Lösung
als Brennstoff ganz oder teilweise in der Lösung verbleibt oder
- 2. ganz oder teilweise aus der Lösung abgetrennt und im Verfahren
recycliert wird.
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In beiden Fällen kann die Lösung grundsätzlich als
Brennstoff eingesetzt werden. Insbesondere im zweiten Fall ist ein
verfahrenstechnischer Vorteil zu erreichen, wenn ein Hilfsstoff
eingesetzt wird, der aus nur einer chemischen Verbindung besteht.
Diese kann nach dem mechanischen Trennverfahren leicht mittels destillativer
Verfahren oder mittels Membranverfahren aus der Lösung oder
mittels Trocknungsverfahren aus den abgetrennten Feststoffen bzw. dem
Sediment abgetrennt werden. Der Hilfsstoff kann im Kreislauf gefahren
werden und die anfallende Restabfallmenge wird auf ein Minimum reduziert.
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Als mechanische Fest/Flüssig-Trennverfahren
können
alle nach Stand der Technik bekannten Trennverfahren zur Trennung
von Feststoffen aus flüssigen
Phasen verwendet werden. Als Verfahren bieten sich z.B. Filtration,
Sedimentation, Zentrifugation einschließlich Hydrozyklonverfahren,
aber auch Flotation sowie Klassierungsverfahren in nicht zentrifugalen
Strömungen
an, wie z.B. die Aufstromklassierung.
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Es kann vorteilhaft sein, freies
Wasser, das im Abfallfett enthalten sein kann, vor dem Vermischen
von Abfallfett und Hilfsstoff vollständig aus dem Abfallfett abzutrennen.
So wird z.B. vermieden, dass beim Mischen von Abfallfett und Hilfsstoff
eine die spätere
Partikelabtrennung behindernde Emulsion entsteht oder bei der späteren destillativen
Abtrennung des Hilfsstoffes Wasser mit in den Hilfsstoff gelangt.
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In einer verfahrenstechnisch optimierten Ausgestaltung
des Verfahrens werden Temperatur und/oder Hilfsstoffmenge in der
Lösung
soweit erhöht,
dass auch Partikel mit einem Durchmesser von 1 μm noch im Erdschwerefeld ausreichend
schnell sedimentieren können.
Damit kann sichergestellt werden, dass Feinstpartikel wie z.B. Knochenmehle annähernd vollständig aus
der Lösung
abgetrennt werden, ohne dass zentrifugale Kräfte oder Filter im Trennverfahren
verwendet werden müssen.
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In einer weiteren Ausgestaltung des
Verfahrens werden nicht Abfallfette aus einer Abfallquelle, wie
Tierfette oder Restaurantfette, mit einem Hilfsstoff gemischt, sondern
definierte Mischungen aus Abfallfetten unterschiedlicher Herkunft.
Das kann die Effizienz und Lösungskapazität des Hilfsstoffes
im Einzelfall verbessern.
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Eine weitere Ausgestaltung des Verfahrens sieht
vor, mittels Hilfsstoffzugabe und Temperaturwahl eine gezielte Fraktionierung
der im Abfallfett enthaltenen Fettkomponenten entsprechend ihrer Löslichkeit
mit dem eingesetzten Hilfsstoff vorzunehmen. So kann das Abfallfett
in einem ersten Schritt mit einem Hilfsstoff gemischt werden, der
in Abhängigkeit
von der vorliegenden Temperatur nur einen Teil der Fettkomponenten
löst. Es
zeigte sich z.B. in Versuchen mit verschiedenen Hilfsstoffen, dass
bei 20 °C
ein geringerer Anteil der Fettkomponenten mit dem Hilfsstoff gelöst werden
kann als bei 50 °C.
Diese Erscheinung kann für
die Ausgestaltung des Verfahrens ausgenutzt werden. Somit kann erreicht
werden, dass bei niedrigeren Temperaturen feste Bestandteile der
Fettkomponenten nicht so schnell in die Lösung übergehen. Der Rest, also die
nicht gemischten Bestandteile der Fettkomponenten (wie z.B. schwerlösliche Fettanteile)
und die unlöslichen Störstoffe
bleiben nach einem mechanischen Trennverfahren als fester Rückstand
zurück.
Nach Abdestillieren des Hilfsstoffs aus der Lösung wird je nach den gewählten Lösungsbedingung
ein Produkt gewonnen, das sich ggf. auch unter normalen Lagerbedingungen
(ca. 15 °C)
nicht mehr verfestigt. Damit ist das Produkt im Besonderen als Substitut
für lagerstabile
Brennstoffe wie Heizöl
geeignet. Aus der im ersten Schritt abgetrennten Rückstands-Fraktion
können
die nicht gelösten
Komponenten der Fettkomponenten in einem zweiten Schritt durch Zugabe
eines weiteren Hilfsstoffs, durch Zugabe einer größeren Menge
des gleichen Hilfsstoffs und/oder durch Erhöhung der Temperatur, auch gelöst werden.
Die festen Störstoffe
werden dann in dem zweiten Schritt von der Lösung mechanisch abgetrennt.
Das im zweiten Schritt aus der Lösung
gewonnene Produkt besteht überwiegend
aus reinen schwerlöslichen
Fetten.
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Diese können auch als Brennstoff verwertet werden.
Je nach Zusammensetzung des gewonnenen Produktes kann es auch als
Rohstoff in der chemischen Industrie zum Einsatz kommen. Somit kann das
erfindungsgemäße Verfahren
zur Fraktionierung der Abfallfette genutzt werden, um definierte
Produkte für
unterschiedliche technische Anwendungen herzustellen. Es ist auch
möglich,
mehr als zwei Fraktionierungsschritte durchzuführen.
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Eine Fraktionierung der Fettkomponenten kann
in einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung auch erreicht werden,
indem die Temperatur der erzeugten Lösung vor oder nach der Abtrennung
der Störstoffe
so weit herabgesetzt wird, dass einzelne Komponenten, z.B. kristalline
Fette, als Feststoff wieder ausfallen und somit von der Lösung abgetrennt werden
können.
Eine Fraktionierung der Fettkomponenten gestaltet sich besonders
vorteilhaft, wenn definierte Anforderungen z.B. hinsichtlich Verfestigungstemperatur,
Viskosität,
Flammpunkt oder andere an den aus der Lösung gewonnenen Brennstoff gestellt
werden oder wenn das Ziel verfolgt wird, feste Fettfraktionen zu
erhalten.
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Eine wirtschaftlich besonders interessante Ausgestaltung
des Verfahrens sieht vor, als Hilfsstoff einen handelsüblichen
Brennstoff (z.B. Dieselkraftstoff, Heizöl, Kerosin, Benzin, ...) zu
verwenden, und diesen Hilfsstoff zum Teil oder vollständig nach
der mechanischen Trennung in der Lösung zu belassen. Dieses Vorgehen
hat einen direkten Einfluss auf die Verfestigungstemperatur des
dabei gewonnenen Brennstoffs, da Reste des handelsüblichen
Brennstoffs eine Erniedrigung der Verfestigungstemperatur bewirken.
Somit kann neben der Ermöglichung
einer mechanischen Reinigung mit Hilfe des Hilfsstoffes auch eine
Verbesserung der Produkteigenschaften und der Lagerstabilität erreicht
werden. Im Einzelfall ist es auch möglich, Reinchemikalien oder
Chemikalien-Mischungen,
die bislang nicht als Brennstoff eingesetzt werden wie z.B. Hexan,
Heptan, Xylol oder andere für
diese Ausgestaltung des Verfahrens zu nutzen. Eine Mischung aus
Abfallfett mit einem handelsüblichen
Brennstoff oder mit den genannten Reinchemikalien hat den Vorteil,
dass der erhaltene Brennstoff bei Raumtemperatur flüssig. ist
und als universell einsetzbarer Brennstoff einem konventionellen
Brenner oder Verbrennungsmotor zugeführt werden kann.
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Eine weitere Ausgestaltung des Verfahrens sieht
vor, nach der mechanischen Reinigung der Lösung aus Fettkomponenten und
Hilfsstoff und nach der teilweisen oder vollständigen destillativen Abtrennung
des Hilfsstoffes zu dem gewonnenen Brennstoff einen handelsüblichen
Brennstoff, eine Destillationsfraktion eines handelsüblichen
Brennstoffes oder Mischungen aus handelsüblichen Brennstoffen (z.B. Dieselkraftstoff,
Heizöl,
Kerosin, Benzin, ...) zuzugeben, um die Eigenschaften der dabei
erzeugten Brennstoffmischung hinsichtlich Viskosität, Verfestigungstemperatur
und Flammpunkt zu verändern.
Dabei kann durch die Auswahl des handelsüblichen Brennstoffes, der stets
eine Mischung aus vielen Einzelkomponenten darstellt, gezielt auf
die Eigenschaften des Brennstoffes Einfluss genommen werden.
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In einer weiteren Ausgestaltung des
Verfahrens ist vorgesehen, vor, während oder nach der Zugabe
des mit den Fettkomponenten mischbaren Hilfsstoffes oder nach Abtrennung
des Hilfsstoffes als weiteren Stoff Wasser zuzugeben, damit Stoffe
aus dem Brennstoff abgetrennt werden, die wasserlöslich sind
und im Brennstoff unerwünscht
sind, wie Kochsalz, Zucker oder andere Stoffe. Eine derartige Behandlung
mit Wasser kann auch mehrstufig durchgeführt werden.
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In einer besonders vorteilhafte Ausgestaltung
des Verfahrens werden die Fettkomponenten des Abfallfettes vor der
Vermischung mit dem Hilfsstoff durch Temperaturerhöhung aufgeschmolzen, d.h.
es werden vor der Vermischung mit dem Hilfsstoff alle Fettbestandteile
verflüssigt,
die bei Raumtemperatur fest sind. Die Fettkomponenten der Abfallfette
liegen je nach Zusammensetzung des Abfallfettes zwischen 40 °C und 100 °C vollständig flüssig vor.
Die Fettkomponenten des verflüssigten
Abfallfettes können
in diesem Zustand sehr einfach, viel schneller und meistens auch
vollständig
mit dem Hilfsstoff in eine einphasige Lösung überführt werden, was den Lösevorgang
beschleunigt und zu kleineren Mischgefäßen führt. Daneben kann auch in biologischem
Gewebe vorliegendes und/oder gebundenes Fett nur unter Verwendung
von Hilfsstoffen in eine einphasige Lösung überführt werden. Hierbei sollte
mit Hilfsstoffen gearbeitet werden, deren Siedetemperatur oder Siedebereich
bei Normaldruck oberhalb der Verflüssigungstemperatur der Fettkomponenten
liegt. Wenn z.B. die Fettkomponenten erst oberhalb von 60 °C vollständig verflüssigt sind,
sollte der Siedebereich des verwendeten organischen Hilfsstoffes
noch nicht erreicht sein. Benzinmischungen, die bei 40 °C zu sieden
beginnen, eignen sich dafür
dann nicht mehr.
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Wie bereits beschrieben, wird bevorzugt Tierfett
oder sog. Restaurantfett als Basis für den Brennstoff verwendet,
das nicht für
Verzehr geeignet ist. Dies kann z.B. Tierfett sein, das eine oder
mehrere Verunreinigungen in nicht annehmbaren Konzentrationen enthält. Es könnte auch
ein Tierfett sein, das von infizierten oder potentiell infizierten
Tieren stammt, wie z.B. von BSE-Rindern oder das aus spezifizierten
Risikomaterialien wie z.B. Hirn oder Rückenmark gewonnen wurde. Abhängig von
der Herkunft des tierische Bestandteile enthaltenden Abfallfettes
ist es möglich,
dass besondere gesetzliche Anforderungen erfüllt werden müssen. Abhängig von der
tatsächlichen
Situation ist ein Fachmann in der Lage, die geforderten Maßnahmen
zu ergreifen.
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In einer Ausgestaltung des vorliegenden
Verfahrens wird als Abfallfett ein thermisch vorbehandeltes Abfallfett
eingesetzt, dass 20 Minuten oder länger einer Temperatur von 132 °C oder höher ausgesetzt war. Überraschenderweise
zeigt sich, dass durch diese Vorbehandlung das Fett den genannten
Hilfsstoffen besser zugänglich
gemacht wird. Es erscheint deshalb auch vorteilhaft, die Abfallfette
einer noch stärkeren
Temperatur-Zeit-Belastung auszusetzen, um sie einer Lösung noch
besser zugänglich
zu machen. Es ist dafür
in einer weiteren Ausgestaltung des Verfahrens vorgesehen, die thermisch
vorbehandelten Abfallfette einer weiteren thermischen Belastung
bei Temperaturen über
60 °C auszusetzen,
um die Zugänglichkeit
der Abfallfette für
eine Lösung
mit Hilfsstoffen weiter zu verbessern. Dies kann auch im Lösungsprozess
selbst erreicht werden, wenn die Temperatur der Lösung auf über 60 °C erhöht wird.
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Wege zur Ausführung der
Erfindung
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Nachfolgend wird die Herstellung
von Brennstoffen auf Basis von Abfallfett mit dem vorliegenden Verfahren
an drei Beispielen dargestellt.
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Beispiel 1
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In 100 g Tierfett werden 100 g Hexan
gegeben (Temperatur der Lösung
20 °C).
Nach intensiver Vermischung wird das Reaktionsgefäß im Erdschwerefeld
stehen gelassen. Nach etwa 1 Stunde liegen die partikulären Störstoffe
als kompaktes Sediment von ca. 2 Vol.-% am Boden des Gefäßes vor.
Der Überstand
besteht aus der klaren Lösung
und im geringen Teil (< 1%)
aus ausgeflockten Fettpartikeln, die sich bei Erhöhung der
Temperatur lösen.
Der Überstand
kann zusammen mit dem Hexan oder nach teilweiser oder vollständiger Abtrennung
des Hexans als Brennstoff verwertet werden.
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Beispiel 2
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In 100 g Tierfett werden 100 g Dieselkraftstoff
gegeben. Nach intensiver Vermischung wird die Mischung mittels Papierfilter
(5–10 μm Maschenweite)
filtriert. Es bleiben etwa 4% Feststoffe auf dem Filter als Rückstand
zurück.
Das Filtrat kann direkt als Brennstoff oder als Kraftstoff eingesetzt
werden. Ein vollständiges
Abdestillieren des Dieselkraftstoffs erscheint nicht sinnvoll, da
der Siedebereich des Heizöls
mit dem Siedebereich der Fettkomponenten überlappt. Eine teilweise Abtrennung
der leichter flüchtigen
Bestandteile des Dieselkraftstoffes erscheint möglich und je nach den Anforderung
auch sinnvoll.
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Beispiel 3
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100 g Restaurantfett werden in einem
Gefäß auf ca.
50 °C erwärmt. Die
Viskosität
des Restaurantfettes wird damit auf einen Wert von ca. 25 mPas eingestellt.
Die gleiche Viskosität
wird eingestellt, wenn in einem Gefäß bei 20 °C 100 g des gleichen Abfallfettes
gemäß dem vorliegenden
Verfahren mit 100 g Hexan vermischt werden. Nach 12 Stunden liegen
in beiden Gefäßen die
partikulären
Störstoffe
als Sedimente vor. Das Sediment in der Mischung aus Hexan und Restaurantfett
hat einen Volumenanteil von ca. 9%, das Sediment im 50 °C warmen
Restaurantfett hat einen Volumenanteil von ca. 33%. Nach Entfernung
des Sedimentes können
ca. 67 g Fettkomponenten aus dem nur erwärmten Restaurantfett als Ersatzbrennstoff
gewonnen werden. Nach Abtrennung des Sedimentes und Abdestillieren
des Hexans gemäß dem vorliegenden
Verfahren können
aus der Lösung
ca. 90 g Fettkomponenten als Ersatzbrennstoff gewonnen werden, also
eine deutlich größere Menge.
Somit fällt
im Vergleich zu dem Verfahren nach Stand der Technik weniger Abfall
an. Es kann gleichzeitig ein größerer Anteil
der Fettkomponenten als Ersatzbrennstoff verwertet werden, was die
Wirtschaftlichkeit des erfindungsgemäßen Verfahrens erhöht.