-
Verfahren und Einrichtung zum Betreiben eines nach dem Gegenstromprinzip
arbeitenden Diffusionsturmes für die Zuckerindustrie Die Erfindung betrifft ein
Verfahren zum Betreiben eines nach dem Gegenstromprinzip arbeitenden Diffusionsturmes
für die Zuckerindustrie mit drehbarem Mitteltrohr, bei dem über einem zum Durchtritt
der Auslaugeflüssigkeit dienenden Siebboden ein mit dem Mittelrohr umlaufender Schnitzelverteiler
bewegt wird. Das Auslaugegut wird im Gegenstrom zur Aulslaugeflüssigkeit nach oben
bewegt, dabei ausgelaugt und aus dem Turmoberbeil ausgetragen. Die Auslaugefiüssigkeit
tritt durch den Siebboden in den Turmunterteil und verläßt diesen als sogenannter
Dünnsaft, der sodann seiner Weiterverarbeitung zugeführt wird.
-
Bei solchen Difusionstürmen bereitet die für die Leistung des Turmes
maßgebliche Reinhaltung des Siebbodens erhebliche Schwierigkeiten. Es hat sich gezeigt,
daß es nicht genügt, den Siebboden durch am Schnitzelverteiler vorgesehene Gleitschuhe
oder Siebreinigungsarme ständig zu reinigen. Die feinen Pülpeteilchen, die mit der
Schnitzelmaische in den Turm eingeführt werden, sind so leicht, daß die Förderwirkung
des Schnitzelverteilers nicht ausreicht, die Strömungswirkung der im Gegenstrom
fließenden Auslaugefiüssigkeit aufzuheben. Das bat zur Folge, daß sich immer mehr
Pülpeteilchen im unteren Teil des Turmes ansammeln und den Siebboden hinter dem
Schnitzelverteiler sofort wieder verstopfen.
-
Es ist Aufgabe der Erfindung, das Sieb mit Sicherheit von Pülpeteilchen
frei zu halten, ohne daß die Pülpe aus dem Auslaugevorgang herausgenommen wird.
Das Verfahren nach der Erfindung besteht darin, daß die auf dem Siebboden bzw. den
Seitensiehen abgelagerten Pülpe-, Schmutzteilchen u. dgl. vom Schnitzelverteiler
bzw. einem Arm in eine oder mehrere durch ein ganze Schnitzel zurückhaltendes Siebblech
bedeckte Auffangrinnen der Siebe gestrichen und aus diesen, erforderlichenfalls
mittels mechanischer oder hydraulischer Fördermittel, in einen Absetzer (Dekanteur)
ausgetragen werden, aus welchem die abgesetzten Pülpe-. Schmutzteilchen u. dgl.
in den Turmoberteil gefördert werden und der ausgeschiedene Klarsaft abgezogen wird.
Hierdurch ist gewährleistet, daß der Siebboden bzw. die Seitensiebe ständig von
Pülpe-, Schmutzteilchen u. dgl. frei bleiben und die Auslaugeflüssiglreit ungehindert
hindurchtreten lassen.
-
Um erforderlidienfalls die in der Auffangrinne angesammelten Rückstände
leichter in den Absetzer überführen zu können, wird nach einem weiteren Erfindnngsmerkmal
der Klarsaft aus dem Absetzer in die Auffangrinne gedrückt und fördert die eingestrichenen
Pülpe-, Schmutzteilchen u. dgl. in den Absetzer. Diese Verfahrensweise ist besonders
für Auslaugegüter geeignet, die stark aneinander bzw. in
der Auffangrinne haftende
Pülpeteilchen und sonstige Rückstände besitzen. Die aus der Auffangrinne unter Druck
austretenden Pülpe-, Schmutzteilchen u. dgl. treten vorzugsweise tangential in den
Absetzer ein und werden auf diese Weise infolge der Fliehkraft schnell von dem mitgeführten
Teil der spezifisch leichteren Auslaugeflüssigkeit getrennt.
-
Eine Einrichtung zum Durchführen des Verfahrens nach der Erfindung
besteht darin, daß der Siebboden mindestens eine von imiden nach außen verlaufende,
eine Förderschnecke od. dgl. aufneh.mende Auffangrinne aufweist, in die gegebenenfalls
in den Seitensieben vorgesehene vertikale Auffangrinnen münden und die mit einem
Absetzer (Dekanteur) verbunden ist, von dessen vorzugsweise trichterförmigem Ahsetzerhoden
eine Pumpenleitung zum Turmoberteil führt. Auf diese Weise wird mit verhältnismäßig
ein fachen Mitteln erreicht, daß der Siebboden bzw. die Seitensiebe stets von Pülpe-,
Schmutzteilchen u. dgl.
-
Rückständen frei gehalten werden so daß die Auslaufigeflüssigkeit
ungehind,ert durch die 5 liebe treten kann und somit die Leistungsfähigkeit des
Diffusionsturmes voll ausgenutzt wird.
-
Zum hydraulischen Austragen der in der Auffangrinne angesammelten
Rückstände wird vorzugsweise die Klarsaftleitung des Absetzers über eine Pumpenleitung
mit dem der Mitte des Diffusionsturmes zugekehrten Ende der Auffangrinne verbunden.
Der im Absetzer gewonnene Klarsaft wird dadurch im Kreislauf vom Absetzer durch
die Auffangrinne in den Ahsetzer gefördert und durchspült dabei ständig die
Auffangrinne,
aus der dile angesammelten Rückstände in den Absetzer ausgetragen werden.
-
Wenn es die baulichen Gegebenheiten, z. B. die Anordnung des Siebbodens
bzw. die Ausbildung des Schnitzelverteilers oder Armes, erfordern, werden in der
Auffangrinne Querrippen angeordnet, die mit der Sieboberfläche eine übergangslos
glatte Fläche bilden und dadurch verhindern, daß der Schnitzelverteiler bzw. Arm
in der Auffangrinne hängenbleibt oder sonstige Betriebsstörungen auftreten.
-
Die Erfindung ist nachfolgend an Hand von in der Zeichnung wiedergegebenen
Ausführungsbeispielen beschrieben, und zwar zeigt Abb. 1 den Turmunterteil in perspektivischer
Darstellung, Abb. 2 einen Längsschnitt durch den Turmunterteil mit angeschlossenem
Absetzer, Abb. 3 einen Längsschnitt durch eine andere Ausführungsform des Turmunterteiles
und Abb. 4 einen Längsschnitt durch eine andere Bauform des Ahsetzers.
-
Der Diffusionsturm besteht aus einem zylindrischen Mantel 1 und besitzt
ein konzentrisch gelagertes und umlaufend angetriebenes Mittelrohr 2, in dem eine
Zuführungsleitung 3 für das Auslaugegut G vorgesehen ist, die iln einen vom Mittelrohr
2 radial abstehenden, waagerechten Schnitzelverteiler 4 übergeht.
-
Der Turmunterteil 1 a ist trichterförmig ausgebildet und weist einen
Austrittsstutzen 1 b zum Abführen des gewonnenen Rohsaftes auf. Der Turmunterteil
1 a wird nach oben durch einen waagerechten Siebboden 5 begrenzt, über dem der am
Mittelrohr 2 befestigte Schnitzelverteiler 4 umläuft. Der Siebboden 5 kann gegebenenfalls
mit in der Zeichnung nicht dargestellten Seitensieben ausgestattet sein, an denen
der Schnitzelverteiler vorbeistreicht.
-
An Stelle des Schnitzelverteilers 4 kann am Mittelrohr 2 ein über
dem Siebboden umlaufender Arm vorgesehen sein, der das durch die Zuführungsleitung
3 angeförderte und in einem solchen Fall unmittelbar an der Oberfläche des Mittelrohres
2 in den Diffusionsturm austretende Auslaugegut über dem Siebboden verteilt. Es
können selbs.tverständlichl erforderlichenfalls auch mehrere Arme am Mittelrohr
gelagert sein, wie auch die Erfindung auf Diffusionstürme anwendbar ist, denen das
Auslaugegut durch die Turmaußenseite zugeführt wird.
-
Im Siebboden 5 ist eine von innen nach außen verlaufende Auffangrinne
6 angeordnet, die eine Verbindungsleitung 7a zu einem geschlossenen Absetzer (Dekanteur)
7 besitzt und in der gemäß Abb. 3 eine Förderschnecke 8 gelagert ist. Der Absetzer
7 besitzt einen vorzugsweise trichterförmigen Absetzerboden 7 b> der über eine
Pumpenleitung 9 mit dem Turmoberteil 1 c verbunden ist. In die Pumpenleitung 9 ist
eine Saug- und Druckpumpe 10 eingebaut. Der Absetzer besitzt außerdem eine Klarsaftleitung
11 zum Abführen des gewonnenen Klarsaftes. Beim Ausführungsbeispiel nach Abb. 2
führt die Klarsaftleitung 11 a zu einer Saug- und Druckpumpe 12, die mittels einer
Pumpenleitung 12 a mit dem der Mitte des Diffusionsturmes zugekehrten Ende 6 a der
Auffangrinne 6 verbunden ist. Eilne andere Ausführungsform des Absetzers zeigt die
Abb. 4. Im trichterförmigen Absetzerboden 7b ist ein entleerbarer Sandfänger 7c
vorgesehen, und mündet die Pumpenleitung 9 oberhalb des Sandfängers in den Absetzer.
-
Die Auffangrinne 6 besitzt Querrippen 6b (Abb. 1), die mit der Sieboberfläche
des Siebbodens 5 eine übergangslos glatte Fläche bilden. Um erforderlichen-
falls
zu verhindern, daß Sebuitzelteile in die Auffangrinne gelangen, wird diese mit einem
Siebblech ahgedeckt, dessen Löcher etwas kleiner sind als die Schnitzel. In den
Ausführungsbeitspielen ist nur eine radial von der Mitte des Diffusionsturmes nach
außen verlaufende Auffangrinne vorgesehen. Es können selbstverständlich je nach
Größe des Diffusionsturmes und Art des Auslaugegutes auch mehrere mit dem Absetzer
verbundene Auffangrinnen vorgesehen werden. Auch ist es möglich, die Auffangrinne
bzw. mehrere dieser Rinnen nicht radial vom Mittelrohr zum zylindrischen Mantel
1 des Diffusionsturmes verlaufen zu lassen, sondern an das Mittelrohr tangierend
im Siebboden 5 anzuordnen. In den gegebenenfalls vorhandenen Seitensieben werden
vertikale Auffangrinnen vorgesehen, die gleichfalls in den Absetzer 7 münden.
-
Das Auslaugegut, z. B. die Schnitzelmaische von Zuckerrübenschnitzeln,
wird aus einem dem Diffusionsturm vorgeschalteten Brühtrog durch die Zuführungsleitung
3 in den Turm gefördert und vom umlaufender Schnitzelverteiler 4 über dem Siebboden
5 verteilt.
-
Ist kein Schnitzelverteiler vorhanden, so wird das eintretend,e Auslaugegut
von einem oder mehreren entsprechend angeordneten Armen über dem Siebboden verteilt.
Das Auslaugegut bewegt sich im Turm nach oben und wird von der im Gegenstroin fließenden
Auslaugeflüssigkeit ausgelaugt, die im nicht gezeichneten Turmoberteilic eintritt.
In diesem nicht dargestellten Turmteil befindet sich außerdem eine Austragseinrichtung
für das ausgelaugte Gut, durch welche nach beendetem Auslaugevorgang das Auslaugegut
ausgetragen wird. Der beim Auslaugevorgang gewonnene Rohsaft wird durch den Austrittsstutzen
lb des Turmunterteiles la abgezogen und seiner Weiterverarbeitung zugeführt.
-
Die von den Schnitzeln mitgeführten Pülpeteilchen und gegebenenfalls
in den Diffusionsturm gelangten Schmutzteilchen werden von der vertikal nach unten
strömenden Auslaugeflüssigkeit auf den Siebboden gedrückt und verstopfen diesen
wie auch die gegebenenfalls vorgesehenen Seitensiebe. Der über dem Siebboden umlaufende
Schnitzelverteiler 4 bzw. die an seiner Stelle vorgesehenen Arme streichen die abgelagerten
Rückstände in die Auffangrinne 6, so daß die Siebe ständig frei gehalten werden
und die Auslaugeflüssigkeit ungehindert durchtreten lassen.
-
Die in der bzw. den Auffangrinnen 6 angesammelten Pülpe-, Schmutzteilchen
u. dgl. werden heim Ausfübrungsheispiel nach Abb. 3 mittels der Förderschnecke 8
durch die Verbindungsleitung 7a in den Absetzer (Dekanteur) 7 gefördert. Im trichterförmigen
Absetzerhoden 7 b werden die Rückstände von der Saug- und Druckpumpe 10 durch die
Pumpenleitung 9 abgezogen und in den Turmoberteil 1 c gefördert. Hierdurch ist sichergestellt,
daß die relativ kleinen und deshalb von der Auslaugeflüssigkeit leicht mitführbaren
Pülpeteilchen in denjenigen Bereich des Diffusionsturmes eintreten, in welchem sie
von der Auslaugeflüssigkeit nicht mehr erfaßt und auf den Siebboden getragen werden
können, sondern von dem im Turmoberteilic befindlichen Auslaugegut umgeben und bis
zum Austragen aus dem Turm mitgeführt werden. Mit dem Rückführen der Pülpeteilchen
aus dem Absetzer in den Turmoberteil 1 c wird außerdem die Leistung der Anlage gesteigert,
da die unvollkommen ausgelaugten Pülpeteilchen im Turmoberteil 1 c eine endgültige
Auslaugung erfahren.
-
Sind in den dem Absetzer zugeführten Rückständen gröbere Schmutzteile,
z. B. Sand u. dgl., enthalten, so
wird der in Abb. 4 gezeigte Absetzer
an den Turm angeschlossen. Die im Sandfänger 7c dieses Absetzers angesammelten Schmutzteile
können macht in den Turmoberteil 1c zurückgefördert werden, so daß hierdurch die
Güte der aus dem Turm ausgetragenen, ausgelaugten Schnitzel verbessert wird.
-
Die Klarsaftleitung 11 führt den im Absdetzer 7 gewonnenen Klarsaft
zu einem dem Diffusionsturm vorgeschalteten, nicht dargestellten Brühtrog. Beim
Ausführungsbeispiel nach Abb. 2 ist die Klarsaftleitung 11 a mit einer Saug- und
Druckpumpe 12 verbunden und führt über eine Pumpenleitung 12a in das der Mitte des
Diffusionsturines zugekehrte Ende 6a der Auffangrinne 6. Der im Absetzer gewonnene
Klarsaft wird mit Druck durch die Leitungen 11 a, 12 a in die Auffangrinne gefördert
und drückt die eingestrichenen Pülpe-, Schmutzteilchen u. dgl. in den Absetzer 7,
wodurch bei stark aneinander bzw. in der Auffangrinne haftenden Rückständen die
Auffangrinne leichter entleert werden kann. Uni das Abscheiden der Rückstände von
der mitgeführten Auslaugeflüssigkeit im Absetier 7 zu beschleunigen kann bei der
in Abb. 2 gezeigten Anordnung die zum Absetzer 7 führende Verbindungsleitung 7a
tangential in den Absetzer (nicht gezeichnet) münden, so daß die mit einer gewissen
Geschwindigkeit eintretellden und an der Absetzerimlellfläche in kreisender Bewegung
entlang gleitenden Pülpe- und Schmutzteilchen durch die hierbei auftretende Fliehkraft
von der spezifisch leichteren Auslaugeflüssigkeit bzw. dem Rohsaft getrennt werden.
-
Die Erfindung ist nicht auf die in der Zeichnung veranschaulichten
Ausführungsbeispiele beschränkt.
-
Es ist beispielsweise möglich. die Auffangrinne 6 so mit Gefälle auszubilden
bzw. anzuordnen. daß bei Auslaugegütern mit entsprechend günstigen Eigenschaften
die eingestrichenen Pülpeteilchen u. dgl. ohne Zuhilfenahme eines Fördermittels
in den Absetzer abfließlen. Auch können die Auffangrinnen der gegebenenfalls vorhandenen
Seitenisiebe mit oder ohne Fördermitteln zum Austragen der eingestrichenen Rückstände
ausgestattet sein. Ferner kann die Erfindung bei Diffusionstürmen angewendet werden,
in die Förderschneclçen zum Fortbewegen des Auslaugegutes eingebaut sind.
-
PATENTANSPROCHE: 1. Verfahren zum Betreiben eines nach dem Gegenstromprinzip
arbeitenden Diffusionsturmes für die Zuckeriiidustrie mit drehbarem Mittelrohr,
bei dem über einem zum Durchtritt der Auslaugeflüssigkeit dienenden Siebboden ein
mit dem Mittelrohr umlaufender Schnitzelverteiler bewegt
wird, dadurch gekennzeichnet,
daß die auf dem Siebboden bzw. den Seitensieben abgelagerten Pülpe-, Scllmutzteilchen
u. dgl. vom Schnitzelverteiler bzw. Arm in eine oder mehrere durch ein ganze Schnitzel
zurückhaltendes Siebblech bedeckte Auffangrinnen der Siebe gestrichen und aus diesen,
erforderlichenfalls mittels mechanischer oder hydraulischer Fördermittel, in einen
Absetzer (Dekanteur) ausgetragen werden, aus welchem die abgesetzten Pülpe-, Schmutzteilchen
u. dgl. in. den Turmoberteil gefördert werden und der ausgeschiedene Klarsaft abgezogen
wird.