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Die Erfindung betrifft ein Rückhaltesystem für Zwei-
oder Dreiradfahrzeuge mit einem mit der Fahrzeugstruktur verbundenen
Tankaufsatz zum Abstützen
des Aufsassen im Brustbereich.
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Ein solches herkömmliches Rückhaltesystem ist in zweifacher
Hinsicht unbefriedigend. Einerseits sind der Breite des Tankaufsatzes
durch das Fahrzeugdesign natürliche
Grenzen gesetzt. Der Tankaufsatz kann daher seine Rückhaltefunktion
nur ungenügend
ausüben,
wenn der Aufprall des Fahrzeugs auf ein Hindernis nicht rechtwinklig
erfolgt.
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Es ist auch bereits ein Rückhaltesystem
für Zweiradfahrzeuge
mit einem mit der Fahrzeugstruktur verbundenen Airbag bekannt. Wenn
ein solcher Airbag im aufgeblasenen Zustand den Querabmessungen
eines Tankaufsatzes entspricht, dann hat er bei einem schrägen Aufprall
auf ein Hindernis die gleichen Nachteile wie dieser. Wenn der Airbag
jedoch größer dimensioniert
ist, dann bedingt dies eine aggressivere Auslegung des Gasgenerators,
damit pro Zeiteinheit mehr Gas produziert wird. Dies ist aber nachteilhaft
für den
Fall, dass der Aufsasse nicht die übliche Fahrposition einnimmt
(out of position).
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Während
sich Airbags bei Vierradfahrzeugen gut bewährt haben, tritt bei Zweiradfahrzeugen
eine besondere Schwierigkeit auf, wenn die dem Gasgenerator zuge ordnete
Zündeinrichtung
von einem Beschleunigungssensor ausgelöst wird. Im Gegensatz zu einem
Personenkraftwagen treten bei einem Motorrad im Fahrbetrieb die
verschiedenartigsten Beschleunigungszustände auf, die an sich ungefährlich sind.
Beispielsweise führt
bei einem Zweiradfahrzeug das Durchfahren eines Schlaglochs zu einer
erheblich stärkeren
Anregung der Fahrzeugstruktur als bei einem Vierradfahrzeug. Es
ist auch der Fall zu berücksichtigen,
dass das Vorderrad eines Motorrades bei sehr starker Beschleunigung
vom Boden abhebt und anschließend
wieder nach unten fällt.
Obwohl in derartigen Fahrsituationen erhebliche Beschleunigungskräfte wirksam
werden, muß eine
Frühauslösung des
Airbags unter allen Umständen
verhindert werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass ein Zweiradfahrzeug
im Gegensatz zu einem Vierradfahrzeug nach einer Frühauslösung des
Airbags praktisch nicht mehr beherrschbar ist. Beschleunigungen,
die im normalen Fahrbetrieb auftreten können, müssen daher in sehr aufwendigen
Versuchen ermittelt werden, und es müssen besondere Algorithmen
entwickelt werden, um die von derartigen "harmlosen" Beschleunigungen herrührenden
Signale des Beschleunigungssensors von den tatsächlich kritischen Signalen
im Falle eines Aufpralls zuverlässig
zu trennen. Die Sensorik wird daher bewußt unempfindlich eingestellt.
Bei einem Aufprall des Fahrzeugs gegen ein verhältnismäßig weiches Hindernis, wie
z. B. der zentrale Bereich der Tür
eines Personenkraftwagens, und/oder, wenn der Aufprall nicht rechtwinklig
erfolgt, kann der Auslösezeitpunkt
des Gasgenerators auf einen unerwünscht hohen Wert anwachsen.
Unter Umständen
ist dann keine Rückhaltung
des Aufsassen mehr möglich.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das
Rückhaltesystem
der eingangs genannten Art dahingehend weiterzubilden, dass im Falle
eines Aufpralls der Schutz des Aufsassen verbessert wird.
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Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch
gelöst,
dass in dem Tankaufsatz zwei Airbags und ein oder zwei Gasgeneratoren
mit einer von einem Sensor gesteuerten Zündeinrichtung angeordnet sind,
und dass der Tankaufsatz auf beiden Seiten in dem Bereich zwischen
dem Oberschenkel und dem Arm des Aufsassen jeweils eine Öffnung für den Austritt
des zugeordneten Airbags aufweist.
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Infolge der besonderen Anordnung
der beiden seitlichen Öffnungen
des Tankaufsatzes bzw. der beiden Airbags im aufgeblasenen Zustand
in Bezug auf den Aufsassen ist eine Frühauslösung des Gasgenerators unproblematisch,
weil das Fahrzeug beherrschbar bleibt. Die Sensorik kann daher nach
dem Standard von Personenkraftwagen empfindlicher eingestellt werden,
so dass gegenüber
dem bekannten Airbag für
Motorräder
ein früherer
Zündzeitpunkt möglich ist.
Aber selbst wenn der Motorrad-Standard der Airbagauslösung beibehalten
wird, dann hat dies keine Nachteile für den Schutz in Längsrichtung.
Die beiden seitlichen Airbags füllen
sich trotzdem noch rechtzeitig, weil ihr Volumen kleiner ist als
das eines einzigen Airbags, der den gesamten Oberkörper abstützt. Da
somit die Sensorik zum Auslösen
des Gasgenerators aus den vorstehend genannten Gründen mit
geringem Aufwand an ein Zweiradfahrzeug angepaßt werden kann, sind die Kosten
für die
Entwicklung, Erprobung und Erstellung von Modellvarianten für die Sensorik
gering. Wegen der im Vergleich zu einem herkömmlichen Motorrad-Airbag verringerten Anforderungen
an die Auslösepräzision eignet
sich das erfindungsgemäße Rückhaltesystem
auch als Zubehörteil
zur Nachrüstung.
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Zum Schutz der Airbags vor Beschädigungen
sind die in dem Tankaufsatz ausgebildeten Öffnungen vorzugsweise mit einer
absprengbaren Abdeckung verschlossen.
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Bei einer besonders vorteilhaften
Ausführungsform
der Erfindung ist vorgesehen, dass die beiden Airbags im aufgeblasenen
Zustand nach hinten und nach innen gekrümmt sind, so dass sie den Oberkörper des
Aufsassen umgreifen. Durch diese Maßnahme wird der Schutz des
Aufsassen verbessert, wenn der Aufprall des Fahrzeugs auf ein Hindernis
nicht rechtwinklig erfolgt,
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Wie die Erfahrung gezeigt hat, kann
es für den
Aufsassen vorteilhaft sein, wenn er sich bei einem Aufprall auf
ein Hindernis vom Fahrzeug lösen und über das
Hindernis hinweg bewegen kann. Bei einer Weiterbildung der Erfindung
ist daher vorgesehen, dass der Tankaufsatz mit der Fahrzeugstruktur lösbar verbunden
ist, wobei die Verbindungsmittel so ausgebildet sind, dass sie beim Überschreiten
einer bestimmten Belastung des Tankaufsatzes wirkungslos werden.
Das kann beispiels weise dadurch erreicht werde, dass der Tankaufsatz
mit der Fahrzeugstruktur durch entsprechend dimensionierte Gurte
verbunden ist.
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung
ist in den Zeichnungen dargestellt und wird nachfolgend näher erläutert. Es
zeigt:
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1 eine
Seitenansicht eines Motorrades, und
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2 eine
Draufsicht auf ein Motorrad unmittelbar nach dem Aufprall gegen
ein Hindernis, wobei in der oberen und unteren Bildhälfte ein
unterschiedlich ausgebildeter Airbag gezeigt ist.
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1 zeigt
in schematischer Seitenansicht ein Motorrad 1 mit einem
Aufsassen 2. Auf dem (nicht näher dargestellten) Tank des
Motorrades ist ein Tankaufsatz 3 angeordnet, der durch
(gleichfalls nicht gezeigte) Verbindungsmittel mit der Fahrzeugstruktur verbunden
ist. Wie aus der Draufsicht nach 2 hervorgeht,
entspricht die Breite des Tankaufsatzes 3 ungefähr derjenigen
der Fahrzeugstruktur. Der Tankaufsatz 3 hat die Aufgabe,
bei einem Unfall den Aufsassen im Brustbereich abzustützen.
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Im Inneren des Tankaufsatzes 3 sind
zwei Airbags 4 und ein oder zwei (nicht gezeigte) Gasgeneratoren
mit einer (gleichfalls nicht gezeigten) Zündeinrichtung angeordnet. Die
dem Gasgenerator zugeordnete Zündeinrichtung
wird in bekannter Weise von einem (nicht gezeigten) Beschleunigungssensor gesteuert.
An den beiden Seiten des Tankaufsatzes 3 ist in dem Bereich
zwischen dem Oberschenkel und dem Arm des Aufsassen 2 jeweils
eine Öffnung
für den
Austritt des zugeordneten Airbags 4 angeordnet. Zum Schutz
des Airbags vor Beschädigungen
ist diese Öffnung
mit einer absprengbaren Abdeckung 5 verschlossen.
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Wenn der Gasgenerator beim Aufprall
des Motorrades gegen ein Hindernis ausgelöst wird, dann werden die Abdeckungen 5 auf
beiden Seiten des Tankaufsatzes 3 unter dem Druck der Airbags abgesprengt,
so dass diese seitwärts
austreten können.
Die beiden Airbags 4 haben im aufgeblasenen Zustand eine
solche Form, dass sie zwischen dem Oberschenkel und dem Arm des
Aufsassen 2 nach außen
ragen. Der in der unteren Hälfte
von 2 gezeigte Airbag 4 ist
gegenüber
dem in der oberen Bildhälfte
gezeigten Airbag verlängert
und so vorbereitet, dass er im aufgeblasenen Zustand nach hinten
und nach innen gekrümmt
ist, damit er den Oberkörper des
Aufassen 2 umgreift. Diese Raumform des aufgeblasenen Airbags 4 kann
durch den Zuschnitt in Verbindung mit (nicht gezeigten) inneren
Spannbändern
erreicht werden. Wenn beide Airbags 4 in dieser Weise ausgebildet
sind, dann ist eine besonders hohe Sicherheit des Aufsassen gewährleistet,
auch wenn sich dieser unmittelbar vor dem Unfall nicht in der üblichen
Fahrposition befinden sollte. Durch die beiden Airbags 4 wird
verhindert, dass sich der Aufsasse 2 seitlich an dem Tankaufsatz 3 vorbeibewegen
kann, der sich nur über
einen Teilbereich seiner Brust erstreckt.
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Wenn beide Airbags 4 in
der in der unteren Bildhälfte
von 2 dargestellten Weise
ausgebildet sind, dann besteht zwischen dem Aufsassen 2 und dem
Tankaufsatz 3 eine formschlüssige Verbindung. Dies eröffnet die
Möglichkeit,
den Tankaufsatz mit der Fahrzeugstruktur lösbar zu verbinden, wobei die
Verbindungsmittel so ausgebildet sind, dass sie beim Überschreiten
einer bestimmten Belastung des Tankaufsatzes wirkungslos werden.
Diese in der Zeichnung nicht dargestellten Verbindungsmittel könnten beispielsweise
von entsprechend dimensionierten Gurten gebildet sein. Wenn das
Motorrad frontal gegen ein Hindernis prallt, dann reißen die
Gurte unter der vom Oberkörper
des Aufsassen 2 auf den Tankaufsatz 3 ausgeübten Kraft.
Der Aufsasse 2 kann sich daher zusammen mit dem Tankaufsatz 3 vom Motorrad
lösen.
Da der Tankaufsatz 3 durch die beiden Airbags 4 mit
dem Aufsassen 2 formschlüssig verbunden ist, kann er
diesen beim Aufprall auf das Hindernis oder den Boden auffangen.
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Die lösbare Verbindung des die Airbagmodule
enthaltenden Tankaufsatzes 3 mit der Fahrzeugstruktur macht
diesen auch zur Nachrüstung tauglich.
Ein Motorrad kann daher nachträglich
mit einem vom Zubehörhandel
vertriebenen Tankaufsatz der vorstehend beschriebenen Art ausgerüstet werden,
um die Sicherheit des Aufsassen bei einem Unfall zu erhöhen.
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- 1
- Motorrad
- 2
- Aufsasse
- 3
- Tankaufsatz
- 4
- Airbag
- 5
- Abdeckung