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Die Erfindung betrifft Matrizes für die Ultraviolett
Matrix-unterstützte
Laserdesorptions-/Ionisations-Massenspektrometrie aus einem Salz
eines als Protonenakzeptor reagierenden Amins und einer als Protonendonator
reagierenden organischen, UV-Licht absorbierenden Substanz und die
Verwendung derartiger Matrizes.
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Die Ultraviolett-Matrix-unterstützte Laserdesorptions-/lonisations-Massenspektrometrie
wird im allgemeinen abgekürzt
als UV-MALDI-MS.
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Das Analysenprinzip der UV-MALDI-MS
basiert auf einer Matrixunterstützten
Laserdesorption und Ionisierung von Molekülen einschließlich Biomolekülen aus
einer Kokristallisation aus einem Analyt und einer UV-Licht-absorbierenden
Matrixsubstanz. Derartige UV-Lichtabsorbierenden Substanzen werden
vereinfacht auch MALDI-Matrix genannt.
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Übliche
MALDI-Matrizes sind beispielsweise 2,5-Dihydroxybenzoesäure (DHB), α-Cyano-4-Hydroxyzimtsäure (CHCA)
und trans-3,5-Dimethoxy-4-Hydroxyzimtsäure (Sinapinsäure).
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Die Kokristallisation von Analyt
und Matrix wird beispielsweise erreicht, indem man üblicherweise
wässrige
Lösungen
der genannten UV-Lichtabsorbierenden Matrixsubstanzen und des Analyten
auf einem Metallprobenträger
mischt und trocknet. Die aus der festen Phase der Kokristallisation
erzeugten Ionen werden anschließend
mit massenspektrometrischen Analysatoren, die beispielsweise auf
dem TOF-, Quadrupol-, Ionenfallen- oder FTICR-Prinzip oder auf einer
Kombination dieser Techniken basieren, nachgewiesen.
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Die UV-MALDI-MS wird vorwiegend eingesetzt
zu massenspektrometrischen Analysen von Molekülen bzw. von Biomolekülen, beispielsweise Kohlenhydraten,
Proteinen, Peptiden, Nukleotiden und Lipiden einschließlich deren
entsprechender Konjugate wie Glycoproteine, Lipoproteine etc. Auch die
direkte Charakterisierung ganzer Zellen und Mikroorganismen mittels
MALDI-MS-Analyse ist möglich.
Diesbezüglich
wird beispielsweise verwiesen auf Alomirah HF, Alli I, Konishi Y.,Applications
of mass spectrometry to food proteins and peptides, J. Chromatogr.
A. 2000 Sep 29;893(1):1-21. Review; Kussmann M, Roepstorff P. Sample
preparation techniques for peptides and proteins analyzed by MALDI-MS,
Methods Mol. Biol. 2000;146:405-24; Bonk T., Humney A., MALDI-TOF-MS
analysis of Protein and DNA, Neuroscientist, 2001, 27(5), 465-72.
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Die MALDI-MS verfügt über viele Vorteile. Dazu zählt die
hohe Empfindlichkeit der Analyse (Femto – bis Attomolbereich bei Isolaten),
eine hohe Toleranz gegenüber
Verunreinigungen und verschiedenen Puffersubstanzen, die einfache
Probenpräparation
(„Dried
Droplet-Verfahren")
und die Einbindung des MALDI-MS-Prinzips in Hochdurchsatzanalysen.
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Desweiteren ist es möglich, Enzyme
auf den MALDI-Targets bzw. den MALDI-Probenträgern einzusetzen um Modifikationen
an den zu untersuchenden Molekülen
durchzuführen
und diese massenspektrometrisch nachzuweisen. Dazu wird eine Lösung aus
Enzym, Analyt/Substrat und einer neutralen herkömmlichen MALDI-Matrix wie ATT
direkt auf das MALDI-Target appliziert. Die ablaufende enzymatische
Reaktion wird anschließend
durch Trocknen und Kokristallisation des Ansatzes gestoppt. Die Analyse
der Reaktionsprodukte mittels MALDI kann dann nach der eigentlichen
enzymatischen Reaktion wie üblich
durchgeführt
werden Alternativ kann auch eine saure Matrix wie etwa DHB zur Beendigung
einer enzymatischen Reaktion nachträglich zum Reaktionsansatz zugegeben
werden.
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Ein wesentlicher Nachteil der MALDI-MS-Analyse
mit einer festen Matrix oder einer festen Analytpräparation
ist allerdings die oft hohe Varianz der Signalintensitäten des
Analyten bei der Desorption von unterschiedlichen Stellen der gleichen Präparation
bzw. des gleichen Präparates.
Diese Varianz beruht einerseits darauf, dass die Analytmoleküle über die
Oberfläche
der getrockneten Präparation
unterschiedlich verteilt sind. Andererseits ist die Ursache dafür in dem
unterschiedlichen Einbau verschiedener Substanzklassen in das Kristallgitter
der getrockneten Kokristallisation von Analyt/Probe und Matrix zu
sehen. Es sind nun bereits verschiedene Präparationsverfahren vorgeschlagen
worden, um homogenere Kristallisationen zu erreichen. Dazu zählt beispielsweise
die Dünnschichtpräparation (Vorm
O., Roepstorf, P., Mann M., Anal, Chem., 64, 1992, 1879-1884), die
Präparation
auf dünnen Schichten
von Matrixkristallen, die als Kristallisationskeime dienen, die
Anwendung von Nitrozellulosezusätzen
sowie Fucose und das Lösen üblicher
MALDI-Matrizes wie
DHB oder CHCA in Glycerin (Sze ET, Chan TW, Wang G. Formulation
of matrix solutions for use in matrix-assisted laser desorption/ionization of
biomolecules. J. Am. Soc. Mass. Spectrom. 1998 Feb;9(2):166-74).
Diese optimierten Verfahren lösen jedoch
immer nur Probleme aus Teilbereichen der MALDI-MS-Analytik.
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Es sind auch schon ionische Flüssigkeiten aus
einem Aminsalz einer organischen Säure als Matrizes für die MALDI-MS
vorgeschlagen worden, man vergleiche D. W. Armstrong et al, Anal.
Chem. 2001, 73, 3679-3686,.
Dabei handelt es sich um Aminsalze verschiedener Zimtsäurederivate
bzw. aus Aminochinolin und CHCA (Kolli VSK, Orlando R, Rapid Commun.
Mass Spectrom. 1996, 10:923-926).
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung
ist es, verbesserte Matrizes für
die UV-MALDI-MS bereitzustellen, mit denen fehlerfreiere und reproduzierbarere
Analysenwerte erhalten werden können,
wobei insbesondere die Verknüpfung
der reinen massenspektrometrischen Analyse mit den zusätzlichen
Erkenntnissen aus enzymatischen Reaktionen/Modifikationen mit der
Möglichkeit
eines Monitoring gegeben sein soll.
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Gelöst wird diese Aufgabe durch
die Matrizes gemäß der Lehre
des Ansprüche
1 bis 4 sowie durch die Verwendung dieser Matrizes in Form einer ionischen
Flüssigkeit
nach der Lehre der Verwendungsansprüche.
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Gegenstand der Erfindung sind neue
Matrizes, und zwar solche, die ionische Flüssigkeiten darstellen und somit
bei Raumtemperatur flüssig
sind. Diese Matrizes sind aufgebaut aus einem Salz eines als Protonenakzeptor
reagierenden Amins und einer als Protonendonator reagierenden organischen, UV-Licht
absorbierenden Substanz. Bei dem Amin handelt es sich um 3-Aminochinolin,
um Pyridin, um ein primäres
Amin, an dessen N-Atom ein Phenylrest oder ein gerader oder verzweigter,
gesättigter C1-C11-Alkylrest,
der durch eine OH-Gruppe substituiert sein kann, gebunden ist, oder
um ein tertiäres oder
sekundäres
Amin, an dessen N-Atom zwei oder drei Reste gebunden sind, die gleich
oder verschieden sein können
und bei denen es sich um einen geraden oder verzweigten, gesättigten
C1-C8-Alkylrest, der
durch eine OH-Gruppe substituiert sein kann, und einen Phenylrest
handelt.
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Die genannten C1-C8-Alkylreste können somit 1, 2, 3, 4, 5, 6,
7 oder 8 C-Atome
besitzen, wobei die C1-C11-Alkylreste
bei den primären
Aminen 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10 oder 11 C-Atome besitzen können.
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Zu den erfindungsgemäß eingesetzten
Aminen zählen
somit folgende:
- – ein primäres Amin, an dessen N-Atom
ein Methyl-, Ethyl-, n-Propyl-, iso-Propyl-, n-Butyl-, iso-Butyl-,
n-Pentyl-, iso-Pentyl-, n-Hexyl-, iso-Hexyl-, n-Heptyl-, iso-Heptyl-,
n-Octyl-, iso-Octyl-, n-Nonyl-, iso-Nonyl-, n-Decyl, iso-Decyl-,
n-Undedcyl- oder iso-Undecyl-Rest, der durch eine OH-Gruppe substituiert
sein kann, oder ein Phenylrest gebunden ist.
- – ein
sekundäres
oder tertiäres
Amin, an dessen N-Atom zwei oder drei Reste gebunden sind, die gleich
oder verschieden sein können
und die ausgewählt
sind aus der Gruppe bestehend aus Methyl-, Ethyl-, n-Propyl-, iso-Propyl-,
n-Butyl-, iso-Butyl-, n-Pentyl-, iso-Pentyl-, n-Hexyl-, iso-Hexyl-,
n-Heptyl-, iso-Heptyl-, n-Octyl- und iso-Octyl-Resten, die durch
eine OH-Gruppe substituiert sein können, und einem Phenylrest.
- – 3-Amino-chinolin
oder Pyridin.
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Die oben aufgeführten iso-Resten umfassen alle
möglichen
Isomere.
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Bei der organischen Substanz handelt
es sich um 2,5-Dihydroxybenzoesäure, 2-Hydroxy-5-methoxy-benzoesäure, Picolinsäure, 3-Hydroxypicolinsäure, Nikotinsäure, 5-Chloro-2-mercaptobenzothiazol,
6-Aza-2-thiothymin, 2',4',6'-Trihydroxyacetophenon-Monohydrat, 2',6'-Dihydroxyacetophenon,
9H-Pyridol[3,4-b]indol, Dithranol und trans-3-Indolacrylsäure. Es werden somit solche
Matrizes beansprucht, die bei Raumtemperatur als ionische Flüssigkeit
vorliegen. Diese ionische Flüssigkeit
wird aufgrund einer Säure
Base Reaktion erzeugt aus einem genannten Amin mit der Funktion
eines Protonenakzeptors und einer genannten UV-Licht absorbierenden
Substanz mit der Funktion eines Protonendonators.
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Bei dem Amin handelt es sich vorzugsweise um
Anilin, Ethanolamin, Ethylamin. n-Butylamin, N,N-Diethylamin, N,N-Diethylanilin,
N,N-Diethylmethylamin,
N,N-Dimethylamin, Triethylamin, Tri-n-propylamin, Tri-n-butylamin,
3-Aminochinolin und Pyridin.
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Zu den neuen Matrizes gehören vorzugsweise
2,5-Dihydroxybenzoesäure-Butylamin
und 2-Hydroxy-5-methoxybenzoesäure-Butylamin.
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Die neuen Matrizes sind dadurch erhältlich, dass
ein als Protonenakzeptor reagierendes, oben beschriebenes Amin mit
einer als Protonendonator reagierenden organischen, UV-Licht absorbierenden, oben
beschriebenen Substanz in einem Molverhältnis von 0,5 : 1 bis 1 0,5
und vorzugsweise im molaren Verhältnis
umgesetzt wird, indem beispielsweise diese beiden Reaktanden miteinander
in Kontakt gebracht werden. Ist nur einer der Reaktanden flüssig, dann
kann der feste Reaktand zu dem flüssigen Reaktanden hinzugegeben
werden und vice versa. Im Falle von zwei flüssigen Reaktanden können diese zusammengegeben
werden. Vorzugsweise werden die beiden Reaktanden jedoch in einem
Lösungsmittel
miteinander in Kontakt gebracht, das nach der Umsetzung entfernt
wird, vorzugsweise durch Abziehen des Lösungsmittels, insbesondere
im Vakuum. Werden bei dieser Umsetzung bzw. nach dem Entfernen des
Lösungsmittels
bei Raumtemperatur flüssige Reaktionsprodukte
erhalten, dann handelt es sich um erfindungsgemäße ionische Flüssigkeiten
bzw. Matrizes.
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Gegenstand der Erfindung ist ferner
die Verwendung der neuen Matrizes sowie bekannter Matrizes in Form
von ionischen Flüssigkeiten
aus einem Salz aus einem als Protonenakzeptor reagierenden Amin
und von Zimtsäure
oder einem Zimtsäurederivat,
wobei es sich bei dem Amin um eine solches, an dessen N-Atom ein,
zwei oder drei Methyl-, Ethyl-, n-Propyl-, iso-Propyl-, n-Butyl-,
iso-Butyl- Rest(e), der/die durch eine OH-Gruppe substituiert sein kann/können, und/oder
ein Phenylrest gebunden ist/sind, um Pyridin oder um 3-Aminochinolin
handelt, als Medium zur Durchführung
von Reaktionen mit (Bio)Polymeren und zur Überwachung dieser Reaktionen
sowie zur Analyse der dabei entstehenden Reaktionsprodukte mittels
der Ultraviolett Matrix-unterstützte
Laserdesorptions-/lonisations-Massenspektrometrie.
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Diese bekannten flüssigen Matrizes
sind beschrieben an dem bereits oben genannten Ort, nämlich von
D. W. Armstrong et al in Anal. Chem. 2001, 73, 3679-3686.
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Die neuen Matrizes und die bekannten
Matrizes werden im Rahmen der vorliegenden Unterlagen als erfindungsgemäße Matrizes
bezeichnet.
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Da die erfindungsgemäße Matrix
flüssig
ist, liegt eine homogene Verteilung des Analyten in dieser Matrix
vor. Daher treten die oben geschilderten Probleme mit den festen
Matrizes nicht auf. So findet beispielsweise keine Segregation verschiedener Analytkomponenten
an verschiedenen Punkten der Präparation
statt. Daher kann eine UV-MALDI-MS mit
einer flüssigen
Matrix auch für
Zwecke einer quantitativen Analyse eingesetzt werden, die bisher nur
in wenigen Ausnahmefällen möglich war,
beispielsweise durch den Einsatz isotopenmarkierter interner Standards.
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Ein weiterer Vorteil des Einsatzes
von ionischen Flüssigkeiten
als Matrix besteht darin, dass das Matrix/Analytgemisch nicht trocken
sein muss. Dies führt
zu einer Zeitersparnis bei der Herstellung der Präparation.
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Allerdings ist es auch möglich, die
erfindungsgemäßen Matrizes
bzw. die erfindungsgemäßen ionischen
Flüssigkeiten
zusammen mit einem Lösungsmittel
wie beispielsweise Ethanol, Isopropanol sowie langkettigeren Alkoholen
und Acetonitril, Dimethylformamid, Dimethylsulfoxid und Tetrahydrofuran
zum Einsatz zu bringen, um die Viskosität der ionischen Matrix zu verringern
und besser handhabbar, beispielsweise pipettierbar zu machen. Weiterhin kann
durch den Einsatz der genannten Lösungsmittel die Solubilisierung
der Analyten in der Matrix verbessert werden.
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Die erfindungsgemäßen Matrizes können problemlos
in bereits existierenden UV-MALDI-Massenspektrometern eingesetzt
werden, die beispielsweise mit N2-Lasern
ausgerüstet
sind.
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Mit einer flüssigen Matrix ist zudem die
Analyse eines breiten Spektrums von Molekülen möglich. Dazu zählen technische
Polymere und Biopolymere wie Kohlenhydrate, z. B. Oligosaccharide,
Proteine, Peptide, Lipide, Nukleinsäuren, Sekundärmetabolite, Pharmaka
und deren Konjugate, beipielsweise Glyko- sowie Lipokonjugate und
auch sekundäre
Pflanzenmetabolite (z.B. Flavonoide inklusive Procyanidine etc.).
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Mit den erfindungsgemäßen Matrizes
ist es zudem möglich,
Reaktionsabläufe
und Reaktionsverläufe
einschließlich
Kinetiken zu untersuchen, ohne die Reaktion zu einem willkürlichen
Zeitpunkt stoppen zu müssen.
Dies gilt vorzugsweise für
Reaktionen, die durch Enzyme, insbesondere Glycosidasen, Proteasen,
Nukleasen, Lipasen oder Lyasen, katalysiert werden. So können insbesondere
enzymatische Spaltungen von Peptiden/Proteinen mittels Proteasen
(z.B. Trypsin, Chymotrypsin, Pepsin, Aminopeptidase, Carboxypeptidase)
sowie Spaltungen von Kohlenhydraten und Glycoconjugaten mittels
Glycosidasen (z.B.: Fucosidasen, Sialidasen, Galactosidasen, Hexosaminidasen,
Pectinasen, Lyasen) und darüber
hinaus Spaltungen von Lipiden (Triglyceriden, Phospholipide, Glycolipide)
und Nukleinsäuren (DNA,
RNA) untersucht werden. Ferner können
auch Synthesereaktionen in der MALDI-Matrix mittels Transferasen
wie etwa Transglycosidasen verfolgt werden.
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Analyte mit hoher Konzentration können unverdünnt direkt
präpariert
und vermessen werden. Zudem ist eine simultane Detektion von unterschiedlichen
Analyten mit geringer vom Desorptionsort abhängiger Varianz möglich. Dies
gilt auch für
Analyte unterschiedlicher Substanzklassen mit unter Umständen unterschiedlichen
physikochemischen Eigenschaften.
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Der Einsatz einer flüssigen Matrix
ermöglicht auch
die Analyse labiler Analyte. Es wird dabei davon ausgegangen, ohne
an diese Erklärung
gebunden zu sein, dass die Desorption von einer flüssigen Matrix schonender
verläuft,
da der Analyt nicht aus dem Kristallgitter sondern aus einer Flüssigkeit
in die Gasphase übergeht.
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Bedingt dadurch, dass der pH-Wert
der erfindungsgemäßen Matrizes
näher an
physiologischen Werten von nicht-kovalenten Komplexen und säurelabilen
Molekülen
liegt, können
auch derartige Analyten vermessen werden.
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Darüberhinaus ermöglichen
die flüssigen Matrices
auch eine Kopplung von analytischen und präparativen chromatographischen
Methoden wie der HPLC, GPC, HPAEC mit der MALDI-MS. So können etwa
im Atmospheric Pressure MALDI-Modus die Matrix und das Säuleneluat
in bzw. vor der Quelle gemischt werden. Bei offline MALDI-Analyse
können geeignete
Probenapplikationsroboter Säuleneluate parallel
mit flüssiger
Matrix auf Targets applizieren, um so kontinuierlich, unter „Abbildung" einer
hohen chromatographischen Trennung, eine verbesserte Analyse zu
gewährleisten.
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Die Ultraviolett Matrix-unterstützte Laserdesorptions-/lonisations-Massenspektrometrie
kann neben LC auch mit Elektrophoresetechniken (wie FFE-, PAGE-
oder CE-Techniken ) ggf. unter Einsatz von Probenapplikationsrobotern
kombiniert/gekoppelt werden.
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Gegenstand der Erfindung ist zudem
ein Verfahren gemäß der Lehre
der Verfahrensansprüche.
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Die Erfindung wird im folgenden anhand
bevorzugte Ausführungsformen
erläuternder
Beispiele näher
beschrieben. Prinzipiell sind die erfindungsgemäßen Matrizes dadurch herstellbar,
das ein als Protonenakzeptor reagierendes Amin in äquimolarer Menge
zu einer als Protonendonator reagierenden organischen Substanz,
die UV-Licht absorbiert, hinzugegeben wird. Die Umsetzung wird bei
Raumtemperatur durchgeführt.
Es wird eine ionische Flüssigkeit
bzw. ein flüssiges
Salz erhalten, das hochvakuumstabil ist und als UV-MALDI-Matrix
eingesetzt werden kann.
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Beispiel 1
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Herstellung von 2,5-Dihydroxybenzoesäure-Butylamin
(DHB-Bu):
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308,4 mg 2,5-Dihydroxybenzoesäure (DHB) wurden
in 10 ml Ethanol gelöst.
Dann wurden 198,4 μl
Butylamin (Bu) hinzugegeben.
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Das Lösungsmittel wurde bei ca. 40 °C sowie ca.
43 mbar abgezogen, bis keine Volumenreduktion mehr erfolgte (ca.
30 min). Das Endvolumen des erhaltenen DHB-Bu betrug etwa 200 μl.
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Beispiel 2
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Herstellung von 5-Methoxysalicylsäure-Butylamin (MSA-Bu):
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336,4 mg 5-Methoxysalicylsäure (MSA;
wird auch als 2-Hydroxy-5-methoxybenzoesäure bezeichnet)
wurden in 10 ml Ethanol gelöst.
Dazu wurden 198,4 μl
Butylamin (Bu) hinzugegeben. Die Aufarbeitung erfolgte entsprechend
Beispiel 1. Es wurden ca. 200 μl
MSA-Butylamin (MSA-Bu) erhalten.
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Durch Vermischen von Butylamin-DHB
mit Butylamin-MSA (10 : 1) (v/v) kann Butylamin-DHBS hergestellt
werden.
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Beispiel 3
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Herstellung α-Cyano-4-hydroxyzimtsäure-Butylamin (CHCA-Bu):
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378,4 mg α-Cyano-4-hydroxyzimtsäure (CHCA)
wurden in 10 ml Methanol gelöst.
Dann wurden 198,4 μl
Butylamin (Bu) hinzugegeben. Die Aufarbeitung erfolgte entsprechend
Beispiel 1. Es wurden 200 μl α-Cyano-4-hydroxyzimtsäure-Butylamin (CHCA-Bu)
erhalten.
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Beispiel 4
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Herstellung Sinapinsäure-Triethylamin:
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378,4 mg Sinapinsäure (trans-3,5-Dimethoxy-4-hydroxy-zimtsäure) wurden
in 10 ml Ethanol gelöst.
Dann wurden 278,4 μl
Triethylamin hinzugegeben. Die Aufarbeitung erfolgte entsprechend
Beispiel 1. Es wurden 200 μl
Sinapinsäure-Triethylamin
erhalten.
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Beispiel 5
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Herstellung von 6-Aza-2-Thiothymin-Butylamin (ATT-Bu):
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286,4 mg 6-Aza-2-Thiothymin (ATT)
wurden in 10 ml Ethanol gelöst.
Dann wurden 198,4 μl
Butylamin (Bu) hinzugegeben.
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Das Lösungsmittel wurde bei ca. 40 °C sowie ca.
43 mbar abgezogen, bis keine Volumenreduktion mehr erfolgte (ca.
30 min.). Das Endvolumen des erhaltenen ATT-Bu betrug etwa 200 μl.
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Beispiel 6
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Herstellung von 2',4',6'-Trihydroxyacetophenon-Monohydrat-Butylamin
(THAP-Butylamin):
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372,4 mg 2',4',6'-Trihydroxyacetophenon-Monohydra
(THAP) wurden in 10 ml Ethanol gelöst. Dann wurden 198,4 μl Butylamin
(Bu) hinzugegeben.
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Das Lösungsmittel wurde bei ca. 40 °C sowie ca.
43 mbar abgezogen, bis keine Volumenreduktion mehr erfolgte (ca.
30 min.). Das Endvolumen des erhaltenen THAP-Bu betrug etwa 200 μl.
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Zur Verringerung der Viskosität der erhaltenen
ionischen Matrizes können
diese jeweils mit einem Lösungsmittel,
beispielsweise reinem Ethanol im Verhältnis 1 : 1 V/V verdünnt werden
und sind dann gut pipettierbar
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Beispiel 7
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Die Herstellung einer Matrix-Analytpräparation
kann nach folgender allgemeinen Arbeitsweise erfolgen:
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- 1. 1 μl
flüssige
ionische Matrix A (unverdünnt
oder 1:1 (v/v) in EtOH oder Lösungsmittel
B) werden mit 1 μl
Analyt C in einem geeignetem Lösungsmittel
D auf einer MALDI-Probenplatte (Stainless Steel Target) vermischt.
- 2. Alternativ kann die Präparation
wie unter 1. erfolgen, jedoch nach vorheriger Entsalzung des Analyten
durch Inkubation in einer 1:1 (v/v) Verdünnung mit einem Crown-Ether
bzw. mit Ionenaustauschern.
- 3. Die MALDI-Probenplatte mit der vorgemischten Probe wird direkt
in das MALDI-Hochvakuum transferiert. Dann erfolgt die Durchführung der MALDI
MS Analyse.
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Als Matrix A können alle hier beschriebenen ionischen
Flüssigkeiten
und insbesondere folgende eingesetzt werden: Butylamin-CHCA, Butylamin-DHB, Butylamin-MSA,
Butylamin-DHBS und Triethylamin-Sinapinsäure.
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Als Lösungsmittel B können folgende
eingesetzt werden: Aceton, Acetonitril, Methanol (MetOH), Ethanol
(EtOH), Butanol, Isopropanol, Chloroform und H2O.
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Bei dem Analyt C kann es sich um
folgende Substanzklassen handeln:
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- 1. Technische Polymeren (z.B. PEG, Polyacrylamide,
PE),
- 2. Kohlenhydraten (z.B. Mono-, Di-, Tri-, Oligo- und Polysaccharide,
homopolymerer und heteropolymerer Zusammensetzung),
- 3. Proteine und Peptide,
- 4. Lipide,
- 5. Konjugate obiger Analyte,
- 6. Mono-, Di, -Tri-, Oligo- und Polynucleotide,
- 7. sekundäre
Pflanzenmetabolite ( Phenolische Substanzen, Flavonoide etc.),
- 8. Atome die im Hochvakuum nicht flüchtig sind (z.B. Alkali-, Erdalkalimetalle
(wie Na, K, Ca, Mg), Metalle (wie Fe, Zn, Sn, Cu, Cr, etc.).
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Als Lösungsmittel D können folgende
dienen: Wässrige
oder angesäuerte
Lösung
von 10-80 % MetOH, EtOH, H2O, Aceton, Acetonitril,
Isopropanol, Butanol, Chloroform, DMSO, DMF, Glycerin und THF.
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Die Lösung kann z.B. mit 0,1-5% TFA,
Essigsäure
oder Ameisensäure
angesäuert
werden.
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Beispiel 8
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In den oben beschriebenen Matrizes
können Reaktionen
von (Bio)Polymeren und insbesondere enzymatische Reaktionen durchgeführt werden.
Die Matrix dient dabei zusätzlich
als Medium bzw. als „Reaktions-Container".
Die Reaktionsverläufe
können
dann unmittelbar und kontinuierlich massenspektroskopisch verfolgt
werden.
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Für die Herstellung der entsprechenden
Präparationen
kann man wie folgt vorgehen (allgemeine Arbeitsweise):
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0,5μl flüssige ionische Matrix A (unverdünnt oder
1:1 (v/v) werden in EtOH oder einem anderem geeigneten Lösungsmittel)
mit 0,5 μl
eines Enzyms B_(ca. 1 μg/μl) in einem
geeigneten Lösungsmittel/Puffer
C sowie mit 0,5 μl
eines Substrats D (ca. 1 μg/μl ) in einem
geeigneten Lösungsmittel/Puffer
auf einer MALDI-Probenplatte homogen vermischt. Danach erfolgt ein
direkter Transfer der MALDI-Probenplatte mit dem vorgemischten enzymatischen
Ansatz in der ionischen flüssigen
MALDI-Matrix in
das MALDI-Hochvakuum.
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Als Matrix A können diejenigen eingesetzt werden,
die im Beispiel 7 aufgeführt
sind.
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Als Enzym B können folgende Enzymklassen
Verwendung finden: Hydrolasen, Isomerasen, Lyasen, Transferasen,
Oxidoreduktasen und Ligasen.
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Als Lösungsmittel/Puffer C sind folgende
einsetzbar.: H2O, Carbonatpuffer, Ammoniumacetatpuffer,
Tris-Puffer oder ein anderes geeignetes und MS kompatibles Puffersystem
oder Lösungsmittel.
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Das Enzym/Substratverhältnis in
der fertigen Matrix-Enzym-Substratlösung beträgt dabei
1:1 bis 1:300 (w/w) oder mehr.
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Anwendungsbeispiele:
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- – Desialisierung
eines Trisaccharides aus humaner Milch: 0,5μl Sialidase aus Clostridium
Perfringens 1 μg/μl (ca. 0,1
U/μl) in
25mM NH4-Acetatpuffer bei pH 5.0) mit 0,5μl Sialyllactose
1 μg/μl in H2O und mit 0,5μl DHB-Bu (1:1 in EtOH) auf MALDI-Probenplatte
mischen und direkt ins MALDI-MS Hochvakuum transferieren.
- – Defucosylierung
eines Pentasaccharides aus humaner Milch: 0,5μl α-Fucosidase aus Rinderniere 1 μg/μl (ca. 2mU/μl) in 25mM
NH4-Acetatpuffer
bei pH 5.0) mit 0,5μl
LNFP 1 μg/μl in H2O und mit 0,5μl DHB-Bu (1:1 in EtOH) auf MALDI-Probenplatte
mischen und direkt ins MALDI-MS Hochvakuum transferieren.
- – Deglykosilierung
eines Glykoproteins: 0,5μl
PNGase F aus Flavobacterium Meningosepticum, rekombinant 1 μg/μl (ca. 0,5U/μl) in 20mM
Tris-Puffer pH 7.5 mit 0,5μl
RNAse B 1 μg/μl in H2O und mit 1 μl CHCA-Bu oder DHB-Bu (1:1 in
EtOH) auf MALDI-Probenplatte mischen und direkt ins MALDI-MS Hochvakuum
transferrieren.
- – Enzym.
Hydrolyse von humanem Casein: 0,5μl Trypsin
mit TPCK aus bovinem Pancreas 0,01-1 μg/μl (ca. 0,074 -7,4 U/μl) mit 0,5μl β-casein 1 μg/μl in Imidazolpuffer
12,5mM pH 7.6 und mit 1 μl CHCA-Bu
(1:1 in EtOH) auf MALDI-Probenplatte mischen und direkt ins MALDI-MS Hochvakuum transferieren.
- – Carboxypeptidasenverdau
zur Sequenzanalyse eines Peptides: 0,5μl Carboxypeptidase aus Saccharomyces
Cerevisiae (CPY) 0,2μg/μl (ca. 20mU/μl) mit 0,5μl Peptid
0,1-1μg/μl in 60mM
Diammoniumhydrogencitratpuffer pH 5 und mit 1 μl CHCA-Bu (1:1 in EtOH) auf
MALDI-Probenplatte mischen und direkt ins MALDI-MS Hochvakuum transferieren.
- – Aminopeptidasenverdau
zur Sequenzanalyse eines Peptides: 0,5μl Aminopeptidase aus Aeromonas
Protolytica 0,2μg/μl (ca. 20mU/μl) mit 0,5μl Peptid
0,1-1 μg/μl in Tricinpuffer
pH 8 +ZnCl2 und mit 1 μl CHCA-Bu (1:1 in EtOH) auf
MALDI-Probenplatte mischen und direkt ins MALDI-MS Hochvakuum transferieren.
- – Dephosphorylierung
eines Phosphoglykopeptides: 0,5μl
saure Phosphatase aus Kartoffeln 0,01-1 μg/μl (ca. 0,02 -2 U/μl) mit 0,5μl β-casein 1 μg/μl in 25mM
NH4-Acetatpuffer bei pH 5 und mit 1 μl CHCA-Bu (1:1 in EtOH)
auf MALDI-Probenplatte mischen und direkt ins MALDI-MS Hochvakuum
transferieren.
- – Dephosphorylierung
eines Phospholipids: 0,5μl Phospholipase
A2 aus Honigbienengift 0,01 μg/μl (ca. 10mU/μl) mit Phosphatidylcholin diheptadecanoyl
1 μg/μl in MetOH/
CHCl3 (2:1) und mit 1 μl DHB-Bu (1:1 in EtOH) auf MALDI-Probenplatte mischen
und direkt ins MALDI-MS
Hochvakuum transferieren.
- – Deglykosilierung
eines Glykolipids/Gangliosids: 0,5μl Ceramidglykanase aus Marobdella
Decora 1 μg/μl (ca. 10
mU/μl) in
20mM Tris-Puffer pH 7.0 mit bovinem Gangliosid GM1 1μg/μl in H2O und mit 1 μl CHCA-Bu oder DHB-Bu (1:1 in
EtOH) auf MALDI-Probenplatte
mischen und direkt ins MALDI-MS Hochvakuum transferieren.
- – Sequenzierung
eines Oligonucleotides: 0,5μl Phosphodiesterase
I aus Crotalus Adamanteus Gift ca. 1 mU/μl in 20mM Tris-Puffer pH 8.0
mit 0,5μl
Oligonucleotid in H2O 1 μg/μl und mit 1 μl CNCA-Bu (1:1 in EtOH) auf
MALDI-Probenplatte mischen und direkt ins MALDI-MS Hochvakuum transferieren.
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Die Aufnahme der MALDI-MS-Spektren
erfolgt z.B. nach 0, 5, 10, 20, 30, 60 und 120 Minuten. Die MS-Analyse
kann, wenn nötig,
auch bis auf einige Tage nach Ansatz der Mischung ausgedehnt werden
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Auf die oben beschriebene Weise ist
z.B. auch ein einfaches Screening von Substraten oder Reaktionsprodukten
möglich.
So können
beispielsweise mehrere hundert verschiedene Substrate mit einem
Enzym auf nur einer Proben-Platte inkubiert werden. Dazu sind nur
geringste Mengen Enzym und Substrat (0,5 μl bei beispielsweise 1 μg/μl) erforderlich. Über die
massenspektrometrische Analyse können
beispielsweise Kinetiken im Vakuum verfolgt werden. Diese Anwendung
birgt unter Ausnutzung bereits bestehender automatischer Messprogramme ein
sehr hohes Potential bezüglich
Automatisierung und Kostenersparnis.
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Dies gilt beispielsweise im Falle
des Einsatzes von Sialidase zur Desialisierung von Sialyllactose
in DHB-Bu und im Falle des Einsatzes von PNGaseF zur Deglykosilierung
von Glycopeptiden/-Proteinen in DHB-Bu.
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Weiterhin können die oben beschriebenen Matrizes
in kombinierten LC-MALDI-MS
oder in Elektrophorese-MALDI-MS Verfahren (PAGE, CE, FFE) eingesetzt
werden.