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Vorrichtung zum Ausgleichen von beim Spritzprägen auftretenden
Kippkräften
und Verfahren zum Herstellen von Kunststoff-Formteilen Die Erfindung betrifft eine
Vorrichtung zum Ausgleichen von beim Spritzprägen an den Druckplatten einer
Spritzgießmaschine
angreifenden Kippkräften,
ein Spritzgießwerkzeug,
welches mit einer solchen Vorrichtung ausgestattet ist sowie ein
Verfahren zum Herstellen von Kunststoff-Formteilen.
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Großflächige optische Formteile, wie
z.B. Verscheibungen für
Kraftfahrzeuge, wurden bisher in der Regel aus Glas hergestellt.
Aufgrund des geringeren Gewichts, der höheren Schlagzähigkeit
und vor allem aufgrund der erhöhten
Design-Variabilität wird
jedoch angestrebt, derartige Formteile in Zukunft aus Kunststoff
zu fertigen.
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zur Herstellung von Kunststoff-Formteilen werden
in der Kunststoffverarbeitung die bekannten Spritzgieß- und Prägeverfahren
eingesetzt. Insbesondere bei der Herstellung von großflächigen optischen
Formteilen ergeben sich bei den bekannten Verfahren jedoch erhebliche
Schwierigkeiten.
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Da bei optischen Formteilen zumeist
nur randseitige Anspritzpunkte möglich
sind, treten zwangsläufig
lange Fließwege
auf, was zur Folge hat, dass ein hoher Spritzdruck aufgewandt werden muss.
Der hohe Spritzdruck führt
beim üblichen Spritzgießverfahren
zu Spannungen und somit zu Verzug in dem Formteil. Großflächige optische
Formteile lassen sich daher mit dem konventionellen Spritzgießverfahren
nicht in der erforderlichen Qualität fertigen.
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Das ebenfalls bekannte Spritzprägeverfahren
unterscheidet sich vom Spritzgießen dadurch, dass während oder
nach der Füllung
der Werkzeugkavität
noch eine Prägephase
mittels ei ner aktiven Bewegung von Werkzeugteilen durchgeführt wird. Beim
Spritzprägeverfahren
werden aufgrund der durch das Prägen
bewirkten Nachdruckphase deutlich weniger Spannungen in dem Formteil
induziert.
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Aktives Prägen setzt jedoch voraus, dass
die Werkzeugbewegungen mit hoher Genauigkeit und Reproduzierbarkeit
vorgenommen werden. Dies ist bei der Herstellung von flächigen optischen
Formteilen bisher nicht zu gewährleisten.
Bei zum Einspritzpunkt unsymmetrischen Formteilkonturen, insbesondere
also bei Vorhandensein eines randseitigen Einspritzpunktes, treten
aufgrund der bereits genannten Bedingungen (hoher Spritzdruck, lange
Fließwege) in
der Einspritz- und Prägephase
eine sich zeitlich und örtlich ändernde
Druckverteilung in der Kavität zwischen
den Werkzeughälften
auf, wodurch hohe Kippkräfte
auf das Werkzeug einwirken können.
Diese Kippkräfte
können
so groß werden,
dass die Spritzgießmaschine
nicht mehr in der Lage ist, diese Kräfte aufzunehmen. Dies hat dann
zur Folge, dass die Druckplatten (sogenannte Aufspannplatten) der Spritzgießmaschine
ausweichen, d.h. ihre Parallelität verlieren,
wodurch dann auch die beiden Formplatten des Werkzeugs ihre Lagedefiniertheit
einbüßen. Der gesamte
Herstellungsprozess ist nicht mehr ausreichend zu kontrollieren
und die Reproduzierbarkeit der Teilefertigung wird stark beeinträchtigt.
Darüber hinaus
tritt ein erhöhter
Verschleiß an
der Maschine auf, der im Extremfall in kurzer Zeit zu Maschinenschäden (Lecks
der Hydrauliksysteme) führen
kann.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine
Vorrichtung und ein Verfahren zur Herstellung eines Formteils aus
Kunststoff zu schaffen, die bzw. das eine Fertigung von großflächigen Kunststoff-Formteilen
mit bei einwandfreier und gleichbleibender Qualität ermöglicht.
Insbesondere soll ein unerwünschtes
Verkippen der Druckplatten der Spritzgießmaschine beim Spritzprägen vermieden
werden.
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Die der Erfindung zugrunde liegende
Aufgabenstellung wird durch die Merkmale der unabhängigen Ansprüche gelöst.
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Nach Anspruch 1 weist eine erfindungsgemäße Vorrichtung
zum Ausgleichen von Kippkräften, die
beim Spritzprägen
von großflächigen Kunststoff-Formteilen
infolge des Einspritzvorgangs und/oder des Prägeablaufs auftreten und an
den Druckplatten einer Spritzgießmaschine angreifen, eine Krafterzeugungseinrichtung
zur Erzeugung einer Ausgleichskraft, welche diesen Kippkräften entgegenwirkt,
auf. Durch die Krafterzeugungseinrichtung wird also eine Kompensation
der aufgrund der inhomogenen Druckverteilung im Werkzeug entstehenden
Kippkräfte
bewirkt. Folglich wird eine Auslenkung der Druckplatten der Spritzgießmaschine
aufgrund dieser Kippkräfte
vermieden, wodurch sichergestellt wird, dass die Formplatten des
Spritzgießwerkzeuges über die
gesamte Schließbewegung
des Werkzeuges kontrolliert entlang eines definierten Bewegungsweges
einander angenähert
werden. Ferner wird die Spritzgießmaschine gegen Schäden geschützt, die
bei der Fertigung von großflächigen Formteilen
(z.B. einer Kfz-Rückfensterscheibe
einer Länge
von typischerweise über
1 m) andernfalls durch die an der Hydraulik der Maschine angreifenden
hohen Kippkräfte
auftreten würden.
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Vorzugsweise umfasst die Krafterzeugungseinrichtung
eine erste Krafterzeugungsanordnung, die eine im einspritzfernen
Bereich des Formteils wirkende erste Ausgleichskraft erzeugt. Da
beim Einspritzvorgang zunächst
ein hoher lokaler Druckaufbau im Bereich der Einspritzstelle auftritt
und erst mit zunehmender Füllung
der Kavität
eine allmähliche Druckausbreitung
in derselben stattfindet, kann durch die erste Krafterzeugungsanordnungen
im einspritzfernen Bereich der Kavität eine geeignete Gegenwirkung
zu den dadurch bewirkten Kippkräften erreicht
werden.
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Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung
der erfindungsgemäßen Vorrichtung
kennzeichnet sich dadurch, dass die Krafterzeu gungseinrichtung ferner eine
zweite Krafterzeugungsanordnung aufweist, die eine im einspritznahen
Bereich des Formteils wirkende zweite Ausgleichskraft erzeugt. Insbesondere
bei einem Spritzprägeablauf
mit über
den gesamten Bewegungsweg parallel gehaltenen Formplatten ("Parallelprägen") kann
durch eine Entspannung der zweiten Krafterzeugungsanordnung im einspritznahen Bereich
eine Kompensation des dort erfolgenden Druckaufbaus im Werkzeug
durch aktive Entlastung erreicht werden.
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Vorzugsweise weist die Vorrichtung
ferner eine Messwerte-Aufnehmereinrichtung auf, welche eine für den Prozessfortschritt
des Einspritzvorgangs und/oder des Prägeablaufs charakteristische
Messgröße aufnimmt
und ein Messsignal zur Ansteuerung der Krafterzeugungseinrichtung
ausgibt. Auf diese Weise ist es möglich, die von der Krafterzeugungseinrichtung
ausgeübte
Ausgleichskraft nach einer bestimmten Charakteristik zu steuern.
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Eine besonders bevorzugte Ausführungsvariante
der erfindungsgemäßen Vorrichtung
kennzeichnet sich dadurch, dass die Messwerte-Aufnehmereinrichtung
zur Erfassung von Drücken
innerhalb einer von Formplatten eines Spritzgießwerkzeuges gebildeten Kavität ausgebildet
ist. Durch die direkte Messung von Druckkräften in der Kavität wird eine besonders
feinfühlige
Steuerung der erfindungsgemäßen Krafterzeugungseinrichtung
möglich.
Eine konstruktiv einfachere, ebenfalls zweckmäßige Möglichkeit zur Steuerung der
Krafterzeugungseinrichtung kennzeichnet sich dadurch, dass die Messwerte-Aufnehmereinrichtung
zur Erfassung eines Bewegungsweges der Formplatten eines zwischen
den Druckplatten der Spritzgießmaschine
vorgesehenen Werkzeugs ausgebildet ist. Sie kann dabei direkt an den
Formplatten angeordnet sein oder auch an einer geeigneten anderen
Stelle, z.B. an beweglichen Teilen der Spritzgießmaschine, vorgesehen sein.
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Für
die Anordnung der erfindungsgemäßen Vorrichtung
bestehen verschiedene Möglichkeiten. Nach
einem ersten bevorzugten Ausführungsbeispiel ist
die Krafterzeugungseinrichtung außerhalb eines zwischen den
Druckplatten der Spritzgießmaschine vorgesehenen
Werkzeugs angeordnet. Die Kraftzerzeugungseinrichtung ist dann werkzeugunabhängig und
kann z.B. als baulich fester Bestandteil oder zuschaltbare Ausstattungskomponente
der Spritzgießmaschine
realisiert sein. Die Krafterzeugungseinrichtung greift dann vorzugsweise
direkt an den Druckplatten der Spritzgießmaschine an.
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Ein alternatives, ebenfalls vorteilhaftes
Ausführungsbeispiel
der Erfindung besteht darin, dass die Krafterzeugungseinrichtung
der erfindungsgemäßen Vorrichtung
integral in dem Werkzeug ausgebildet ist. Die Spritzgießmaschine
benötigt
in diesem Fall keine besondere Ausrüstung, die gesamte Ausgleichsmechanik
ist in das Werkzeug verlagert.
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In diesem Fall kennzeichnet sich
eine erste vorteilhafte Variante dadurch, dass das Werkzeug zwei
Formplatten umfasst, und dass die Krafterzeugungseinrichtung in
dem Werkzeug so ausgeführt
ist, dass eine erste Ausgleichskraft und eine zweite Ausgleichskraft
zwischen den beiden Formplatten des Werkzeuges ausgeübt werden.
Diese Anordnung ermöglicht
ein Schließen
der Formplatten in exakter Parallelstellung ("Parallelprägen"), wobei
die Krafterzeugungsanordnungen, z.B. in Form von Zylinder-Kolbenanordnungen,
in den Formplatten selber ausgebildet sein können. Die Bewegung der Formplatten
beim Prägeschritt
wird dabei durch die sich aufeinander zu bewegenden Druckplatten
der Spritzgießmaschine
herbeigeführt.
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Alternativ hierzu kann das Werkzeug
gemäß einer
zweiten Variante zusätzlich
zu den zwei Formplatten eine rückseitig
einer der Formplatten angeordnete Basisplatte umfassen. Vorzugsweise
ist die Krafterzeugungseinrichtung in diesem Fall in dem Werkzeug
so ausgeführt,
dass die erste Ausgleichskraft und die zweite Ausgleichskraft zwischen
der Basisplatte und der basisplattenfernen Formplatte ausgeübt werden.
Die Krafterzeugungsanordnungen können
integral in der Basisplatte ausgeführt sein. Diese bildet einen
modularen Bestandteil des Werkzeuges, welcher für verschiedene Formplatten
eingesetzt werden kann. Wie die erste Variante ermöglicht auch
diese Anordnung das Parallelprägen.
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Eine dritte vorteilhafte Variante
des Werkzeugs kennzeichnet sich dadurch, dass das Werkzeug zwei
Formplatten und eine rückseitig
einer der Formplatten angeordnete Basisplatte umfasst, dass die
Krafterzeugungseinrichtung in dem Werkzeug so ausgeführt ist,
dass die erste Ausgleichskraft zwischen der Basisplatte und der
basisplattenfernen Formplatte ausgeübt wird, und dass eine Anstellkraft-Erzeugungsanordnung
in dem Werkzeug vorgesehen ist, welche eine im einspritznahen Bereich zwischen
der Basisplatte und der basisplattennahen Formplatte wirkende Anstellkraft
ausübt.
Diese dritte Variante ermöglicht
einen im Folgenden als Kipp- oder Klappprägen bezeichneten Verfahrensablauf, bei
welchem beim Zusammenfahren der Druckplatten der Spritzgießmaschine
die basisplattennahe Formplatte beim Schließen des Werkzeugs entlang einer
definierten Schwenkbewegung auf die basisplattenferne Formplatte
zugeführt
wird. Die zweite, im einspritznahen Bereich wirkende Ausgleichskraft wird
beim Klappprägen
nicht benötigt.
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Beim Klappprägen kennzeichnet sich eine vorteilhafte
Realisierung des Werkzeuges dadurch, dass die basisplattennahe Formplatte
verschwenkbar (z.B. über
entlang einer Kulisse) oder drehbar gelagert ist, wobei bei einer
Drehlagerung die Drehachse insbesondere im einspritznahen Bereich
der basisplattennahen Formplatte festgelegt ist.
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Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
zum Herstellen von großflächigen Kunststoff-Formteilen in
einer Spritzgießmaschine
werden die folgenden Schritte ausgeführt: Einspritzen von Kunststoff
in eine sich zwischen zwei Formplatten eines Spritzgießwerkzeuges
ausbildende Kavität
an einem Randbereich derselben, Prägen des eingespritzten Kunststoffes
durch Annähern
der Formplatten während
und/oder nach dem Einspritzvorgang, und Anwenden einer Ausgleichskraft,
welche den infolge des Einspritzvorgangs und/oder des Prägeablaufs
an den Druckplatten der Spritzgießmaschine angreifenden Kippkräften entgegenwirkt.
Durch die Ausgleichskraft werden in der bereits beschriebenen Weise
die Kippkräfte
abgefangen und eine Kippauslenkung der Druckplatten der Spritzgießmaschine verhindert.
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Vorteilhafte Ausgestaltungen und
Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand
von Ausführungsbeispielen
unter Bezugnahme auf die Zeichnung erläutert; in dieser zeigt:
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1 eine
schematische, im Bereich des Werkzeugs teilweise geschnittene Seitenansicht
einer Spritzgießmaschine
mit eingespanntem Werkzeug;
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2 eine
Darstellung zur Erläuterung
des Prinzips der Erfindung;
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3 eine
schematische Teilschnittdarstellung eines Werkzeugs für das Parallelprägen im geöffneten
Zustand;
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4 eine
schematische Teilschnittdarstellung des in 3 gezeigten Werkzeugs im geschlossenen
Zustand;
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5 eine
schematische Teilschnittdarstellung eines Werkzeugs für das Klappprägen im geöffneten
Zustand;
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6 eine
schematische Teilschnittdarstellung des in 5 gezeigten Werkzeugs, wenn sich die
beiden Formplatten gerade berühren;
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7 eine
schematische Teilschnittdarstellung des in den 5 und 6 gezeigten
Werkzeugs in vollständig
geschlossenem Zustand; und
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8 eine
schematische Teilschnittdarstellung eines zwischen den Aufspannplatten
einer Spritzgießmaschine
gehalterten Werkzeugs für
das Klappprägen,
wobei die erfindungsgemäße Vorrichtung
außerhalb
des Werkzeugs angeordnet ist.
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1 zeigt
in schematischer Darstellung eine an sich bekannte Spritzgießmaschine 1 im
Aufriss. Die Maschine 1 weist zwei relativ zueinander bewegliche
Aufspannplatten 2, 3 auf, welche das Werkzeug
haltern. In dem hier dargestellten Beispiel ist die Aufspannplatte 3 feststehend,
also unbeweglich, ausgeführt,
während
die Aufspannplatte 2 über
z.B. vier Zylinder-Kolbenanordnungen 4, 5 (in 1 sind nur zwei dieser vier
Zylinder-Kolbenanordnungen sichtbar) in Normalrichtung zu den Aufspannplatten 2, 3 verschiebbar
ist. Die vier Zylinder-Kolbenanordnungen 4, 5 sind
in der Regel so angeordnet, dass sie die Aufspannplatte 2 in
den Eckbereichen abstützen.
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Zwischen den Aufspannplatten 2, 3 befindet sich
das Werkzeug. In dem hier dargestellten Beispiel weist das Werkzeug
eine erste Formplatte 6 und eine zweite Formplatte 7 auf.
Die erste Formplatte 6 ist als Matrizenformplatte ausgeführt, während die zweite
Formplatte 7 als Formkernplatte realisiert ist. In der
ersten Formplatte 6 ist eine Aussparung 8 mit einer
vorgegebenen, dem herzustellenden Artikel angepassten dreidimensionalen
Form vorgesehen. Die zweite Formplatte 7 weist an ihrem
vorderen Ende einen sogenannten Formkern 9 auf, dessen äußere Formgebung
an die Kontur der Aussparung 8 angepasst ist. In der zweiten
Formplatte 7 ist eine Kunst stoffzuführungseinheit 10 vorgesehen.
Die Kunststoffzuführungseinheit 10 ist
beispielsweise in Form eines Heißkanals realisiert und mündet in
einen Randbereich des vorspringenden Formkerns 9. Zustromseitig
wird die im Werkzeug verlaufende Kunststoffzuführungseinheit 10 über einen
Durchgang 11 in der unbeweglichen Aufspannplatte 3 gespeist.
Die fließfähige Kunststoffmasse
wird von einem in 1 nicht
dargestellten Plastifiziersystem geliefert, welches üblicherweise
vom Schneckentyp ist.
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Es wird darauf hingewiesen, dass
die mit dem Plastifiziersystem in Verbindung stehende Aufspannplatte 3 auch
als bewegliche Komponente ausgeführt
sein kann. In diesem Fall ist die Aufspannplatte 3 mit
der daran gehalterten zweiten Formplatte 7 über eine
Zylinder-Kolbenanordnung ähnlich
4, 5 verschiebbar, während
die Aufspannplatte 2 feststehend ausgeführt ist.
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Für
die im Folgenden noch näher
zu beschreibende Herstellung eines Formteils werden die beiden Formplatten 6 und 7 einander
angenähert, wobei
der Formkern 9 der zweiten Formplatte 7 in die Aussparung 8 der
ersten Formplatte 6 eintaucht. Der dabei zwischen den beiden
Formplatten entstehende Raum wird als Kavität bezeichnet. Beim Spritzprägen wird
das Kunststoffmaterial zumindest teilweise noch vor Beendigung des
Schließvorgangs
des Werkzeugs in die Kavität
eingebracht und im Rahmen der weiteren Schließbewegung (Prägephase)
einer flächigen
Druckbeaufschlagung unterzogen. Aufgrund der dünnwandigen Formgebung des herzustellenden Formteils
und der weiten Fließwege
tritt dabei in der Kavität
ein Druckradient auf, d.h. der Druck im einspritznahen Bereich innerhalb
der Kavität
ist höher als
der Druck im einspritzfernen Bereich der Kavität. Infolge des außermittigen
oder allgemeiner gesagt zu der statischen Zentrallinie 12 der
Spritzgießmaschine asymmetrischen
Druckaufbaus im Werkzeug entstehen Kippkräfte, die auf die Zylinder-Kolbenanordnungen 4, 5 einwirken.
Die Kippkräfte
bewirken, dass die Plattenparallelität sowohl der Aufspannplatten 2, 3 sowie
zwangsläufig
dann auch der Form platten 6 und 7 beeinträchtigt wird.
Hierdurch wird insbesondere in der Prägephase die Prozessführung stark
beeinträchtigt.
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2 verdeutlicht
das Grundprinzip der Erfindung. Die von den Zylinder-Kolbenanordnungen 4, 5 der
Spritzgießmaschine 1 ausgeübten Druckkräfte werden
mit D1 und D2 bezeichnet und sind beispielsweise von identischer
Größe. Die
Kraft K stellt die resultierende Kraft dar, welche durch Vorgänge im Zusammenhang
mit dem Einspritz- und/oder Prägeschritt
innerhalb des Werkzeugs auftreten. Diese resultierende Kraft K,
im folgenden als Kippkraft bezeichnet, greift (z.B. aufgrund einer
außermittigen Einspritzstelle
oder einer zur Einspritzstelle unsymmetrischen Formteilkontur) außerhalb
der statischen Zentrallinie 12 der durch die Hydraulik 4, 5 gehalterten
Rufspannplatte 2 an und bewirkt somit ein Drehmoment um
einen konstruktiv bedingten Punkt P auf der statischen Zentrallinie 12.
Ferner verändern
sich im Laufe des Einspritz- und Prägevorgangs aufgrund der inhomogenen
und zeitlich veränderlichen
Druckverteilung im Werkzeug der Betrag und Angriffspunkt dieser
Kippkraft. Erfindungsgemäß wird eine
Ausgleichskraft AK angewendet, die der Kippkraft K entgegenwirkt.
Der Betrag der anzuwendenden Ausgleichskraft AK ist gemäß dem Hebelgesetz
abhängig
von dem Angriffspunkt der Kraft und nimmt mit wachsender Entfernung
von P ab, siehe AK'. Es wird deutlich, dass grundsätzlich eine
einzige Krafterzeugungsanordnung zur Bereitstellung der Ausgleichskraft
AK (oder AK') ausreicht.
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Es wird darauf hingewiesen, dass
Kippkräfte K
nur solange auftreten können,
wie das Werkzeug 6, 7 noch nicht vollständig geschlossen
ist. Bei einem vollständig
geschlossenen Werkzeug 6, 7 treten auch bei ungleichmäßiger Druckverteilung
in der Kavität aufgrund
der beidseitigen Anlage der Werkzeughälften keine Kippkräfte mehr
auf.
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Erfindungsgemäß können die Kippkräfte außerhalb
des Werkzeugs oder im Werkzeug selber abgefangen werden. 3 zeigt ein erstes Ausführungsbeispiel
der Erfindung, bei dem die Kippkräfte im Werkzeug selber abgefangen
werden. Das erfindungsgemäße Werkzeug
ist in teilweise geschnittener Darstellung dargestellt. Dieselben
oder ähnliche Teile
wie in 1 werden mit
denselben Bezugszeichen bezeichnet. Die erste Formplatte 6' unterscheidet
sich von der in 1 dargestellten
Formplatte 6 dadurch, dass sie in Bereichen seitlich außerhalb
der Aussparung 8 zwei senkrecht zu der Formplatte 6' orientierte
Durchgangsbohrungen 13, 14 aufweist. Die in 3 oben dargestellte Durchgangsbohrung 14 ist
so angeordnet, dass sie bei geschlossenem Werkzeug einer Anschlagfläche 15 der
zweiten Formplatte 7 gegenüber liegt, welche der Austrittsöffnung 16 der
Kunststoffzuführung 10 direkt
benachbart ist. Die andere Durchgangsbohrung 13 befindet sich
an der gegenüberliegenden
Seite der Aussparung 8, d.h. sie ist auf eine im einspritzfernen
Bereich der zweiten Formplatte 7 liegende Anschlagfläche 17 gerichtet.
Zusätzlich
umfasst das Werkzeug eine (in Seitenansicht dargestellte) Basisplatte 18,
welche rückseitig
der ersten Formplatte 6' angeordnet ist und diese abstützt. Im
eingebauten Zustand befindet sich die Basisplatte 18 also
zwischen der Aufspannplatte 2 und der ersten Formplatte 6'.
In der Basisplatte 18 sind bei 19 und 20 Zylinder-Kolbenanordnungen
ausgebildet. Dabei erstrecken sich die Kolben 21 bzw. 22 der
Zylinder-Kolbenanordnungen 19, 20 durch die Durchgangsbohrungen 13 bzw.
14 in der ersten Formplatte 6'.
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Beim Paralellprägen werden nun die erste Formplatte 6' zusammen
mit der Basisplatte 18 und die zweite Formplatte 7 einander
angenähert.
Der Formkern 9 taucht in die Aussparung 8 ein.
Spätestens
wenn die Formplatten 6', 7 eine für den Einspritzvorgang
geeignete Stellung erreicht haben, werden die freien Enden der Kolben 13 und 14 in
Anlage mit den Anschlagflächen 17 bzw.
15 an der zweiten Formplatte 7 gebracht. Die Bewegung der
Platten 18, 6' und 7 erfolgt bis dahin
automatisch in exakt paralleler Plattenstellung, da keine Kippkräfte vorhanden
sind.
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Im Folgenden wird angenommen, dass
das Werkzeug so zwischen den Aufspannplatten 2, 3 angeordnet
ist, dass die Zylinder-Kolbenanordnungen 19 und 20 einen
identischen Abstand zu der Zentrallinie 12 aufweisen. Die
Zylinder-Kolbenanordnungen 19 und 20 werden nun
mit identischen Drücken
betrieben. Folglich entstehen identische Andruckkräfte zwischen
dem Kolben 14 und der Anschlagfläche 15 und dem Kolben 13 und
der Anschlagfläche 17.
Die Werkzeug-Parallelität
bleibt daher erhalten.
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Anschließend wird über die Kunststoffzuführungseinheit 10 die
Kunststoffmasse in die bereits ausgebildete Kavität eingespritzt.
Das Einspritzen erfolgt mit hohem Druck und unter Ausbildung eines Druckradienten
entlang des Fließweges
in der Kavität.
Um das dadurch entstehende Ungleichgewicht der zwischen den Werkzeughälften wirkenden
Druckkräfte
zu kompensieren, wird der Druck in der einspritznahen Zylinder-Kolbenanordnung 20 erniedrigt. Die
Druckanpassung muss theoretisch ab Eintritt der Kunststoffmasse
in die Kavität
vorgenommen werden.
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In der anschließenden Prägephase wird das Werkzeug durch
eine Weiterbewegung der Aufspannplatte 2 vollständig geschlossen.
Dabei wird in Abhängigkeit
von der Druckverteilung in der Kavität der Druck in den beiden Zylinder-Kolbenanordnungen 19 und 20 gesteuert.
Dies kann durch eine Druckreduzierung in der einspritzfernen Zylinder-Kolbenanordnung 19 oder
durch einen zumindest teilweisen Wiederaufbau des Druckes in der
einspritznahen Zylinder-Kolbenanordnung 20 erfolgen. Die Steuerung
sollte Idealerweise so vorgenommen werden, dass ein Kräftegleichgewicht
Ober- und unterhalb der Zentrallinie 12 aufrechterhalten
wird, so dass kein Drehmoment um eine die Zentrallinie 12 schneidende
Kippachse (siehe Punkt P, 2)
entsteht.
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Durch das erfindungsgemäße Abfangen
von Kippkräften
während
des Schließvorgangs
mittels der Zylinder-Kolbenanordnungen 19 und 20 wird gewährleistet,
dass auch die Prägephase
bei exakt paralleler Plattenstellung der Aufspannplatten 2, 3 und damit
auch der Formplatten 6', 7 erfolgt.
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Die Steuerung der Zylinder-Kolbenanordnungen 19, 20 kann
entweder durch Druckaufnehmer (nicht dargestellt) erfolgen, welche
die Druckverteilung in der Kavität 8 messen,
oder es kann vorgesehen sein, dass die Steuerung in Abhängigkeit
von einer Erfassung des Verschiebeweges beim Schließen des
Werkzeugs in der Prägephase
vorgenommen wird. Eine Steuerung über die Schnecke eines Plastifiziersystems
oder gegebenenfalls auch eine einfache zeitliche Steuerung sind
ebenfalls möglich.
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Nach Beendigung der Prägephase
liegen die Anschlagflächen 15 und 17 der
zweiten Formplatte 7 auf Gegenanschlagflächen 23 bzw.
24 der ersten Formplatte 6' auf (4). Um eine maximale Effizienz der Maschinenzuhaltung
zu gewährleisten,
sollten die Zylinder-Kolbenanordnungen 19, 20 spätestens
nach dem vollständigen
Schließen
des Werkzeuges vollständig
entlastet werden.
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Es wird darauf hingewiesen, dass
die Zylinder-Kolbenanordnungen 19 und 20 auch
vollständig in
der ersten Formplatte 6' oder in der zweiten Formplatte 7 ausgebildet
sein können,
wobei dann die Basisplatte 18 entfällt. Aus Gründen der Kompatibilität und Modularität des Werkzeugaufbaus
ist es in vielen Fällen
jedoch vorteilhafter, die Hydraulik in der speziell hierfür vorgesehenen
zusätzlichen
Basisplatte 18 unterzubringen.
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5 zeigt
ein zweites Ausführungsbeispiel des
erfindungsgemäßen Werkzeugs,
welches für
das Klappprägen
vorgesehen ist. Wiederum werden ähnliche
oder identische Teile mit denselben Bezugszeichen wie in den vorhergehenden
Figuren bezeichnet.
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Die erste Formplatte 6" ist
im geöffneten
Zustand, der in 5 dargestellt
ist, gegenüber
der zweiten Formplatte um einen Winkel, z.B. im Bereich von 0° bis 30°, geneigt.
Diese Neigung wird beispielsweise dadurch ermöglicht, dass die erste Formplatte 6" an
zwei Trägern,
welche fest mit der Basisplatte 18' verbunden sind, drehbar
gelagert ist. In 5 ist der
hintere Träger 25 dargestellt.
Die drehbare Lagerung erfolgt über
einen in 5 durch die
erste Formplatte 6" verdeckten Achsfortsatz, welcher sich
durch ein Langloch 26 in dem Träger 25 erstreckt.
Der in 4 nicht dargestellte
parallel zu dem Träger 25 verlaufende
vordere Träger
liegt in Blickrichtung vor der ersten Formplatte 6", wobei
diese ebenfalls über einen
(nicht dargestellten) Achsfortsatz an diesen vorderen Träger angelenkt
ist. Die Lage der Drehachse ist mit dem Bezugszeichen 27 angedeutet.
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Die Neigung der ersten Formplatte 6" relativ zu
der zweiten Formplatte 7 ergibt sich dadurch, dass die
erste Formplatte 6" in ihrem oberen, trägernahen Bereich über eine
in der Basisplatte 18' angeordnete Anstell-Zylinder-Kolbenanordnung 20' von
der Basisplatte 18' weggedrückt wird, und andererseits
im unteren, achsfernen Bereich an der Basisplatte 18' anliegt.
Sofern das Werkzeug, wie in den 1 und 5 dargestellt, in Horizontalrichtung
verfahren wird, muss die Anlage an der Basisplatte 18' durch
eine mechanische Verbindung zwischen der Basisplatte 18' und
der ersten Formplatte 6" erzwungen werden. Bei einer in
Vertikalrichtung arbeitenden Spritzgießmaschine 1 wird die
Anlage durch die Schwerkraft gewährleistet.
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Im Unterschied zu der ersten Formplatte 6' weist
die erste Formplatte 6" im einspritznahen oberen Bereich
keine Bohrung für
den Kolben 22' der Anstell-Zylinder-Kolbenanordnung 20' auf.
D.h., dass der Kolben 22' der Anstell-Zylinder-Kolbenanordnung 20' unmittelbar
die Rückseite
der ersten Formplatte 6" beaufschlagt, während der
Kolben 21' der einspritzfernen Zylinder-Kolbenanordnung 19' genauso
wie in 3 mittels einer
Durchgangsbohrung 13' durch die erste Formplatte 6" hindurch
geführt
ist. Die Begriffe einspritznah und einspritzfern beziehen sich stets
auf die Entfernung zu der Austrittsöffnung 16 der Kunststoffzuführungseinheit 10.
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Die Anfangsneigung der ersten Formplatte 6" kann
somit durch den Hub des Kolbens 22' gezielt vorgegeben
werden. Die erste Formplatte 6" ist im geöffneten
Zustand des Werkzeugs gegenüber
der zweiten Formplatte 7 derart geneigt, dass der Abstand
zwischen den Formplatten 6" und 7 in demjenigen
Randbereich des Formkerns 9 bzw. der Aussparung 8,
in dem die Austrittsöffnung 16 der
Kunststoffzuführungseinheit 10 angeordnet
ist, am geringsten ist. Die zweite Formplatte 7 und die
Basisplatte 18' sollen sich während des gesamten Herstellungsprozesses
exakt parallel gegenüber
stehen.
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Die Formplatten 6" und 7 werden
nun durch ein Verfahren der Rufspannplatten 2, 3 einander
angenähert.
In 6 ist das Werkzeug
in einem Verfahrensstadium gezeigt, in dem die Anschlagfläche 15, die
unmittelbar an den Formkern 9 der zweiten Formplatte 7 angrenzt,
mit einer Anschlagfläche 28 der ersten
Formplatte 6", die unmittelbar an die Aussparung 8 der
ersten Formplatte 6" angrenzt, in Berührung gelangt ist.
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Ein weiteres durch die Bewegung der
Aufspannplatte 2 bewirktes Verfahren der Basisplatte 18' in
Richtung der zweiten Formplatte 7 führt zu einer Klappbewegung
der ersten Formplatte 6" um die Drehachse 27.
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Um während der Klappbewegung die
an sich punktuell auftretenden Druckkräfte auf Flächen zu verteilen und um Seitenkräfte zu vermeiden,
sind vorzugsweise in den druckbeaufschlagten Bereichen der ersten
Formplatte 6" Ausgleichselemente 30 vorgesehen.
Beispielsweise sind diese Ausgleichselemente 30 als Kugelabschnitte
ausgebildet, die drehbar in komplementär geformten Aussparungen der ersten
Formplatte 6" gelagert sind. Die Kugelabschnitte bleiben
bei der Klappbewegung unbewegt, so dass an sämtlichen druckbeaufschlagten
Bereichen der ersten Formplatte 6" eine neigungsunabhängige Geometrie
vorliegt.
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In der in 6 gezeigten Stellung vor dem Beginn des
Einspritzvorgangs werden die Zylinder-Kolbenanordnungen 19' und 20' mit
nahezu identischen Drücken
beaufschlagt. Durch die Anstell-Zylinder-Kolbenanordnung 20' wird
an den Anschlagflächen 15 und 28 eine
Schließkraft
im Werkzeug erzeugt. Die gleiche Kraft wird von dem Kolben 21' auf die
Anschlagfläche 17 ausgeübt. Wie
bereits beim ersten Ausführungsbeispiel
erläutert,
herrscht somit eine Kräftegleichgewicht
im Werkzeug bezüglich
einer Verkippung um einen Drehpunkt P (siehe 2) .
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In diesem Zustand wird über die
Kunststoffzuführungseinheit 10 die
Kunststoffmasse in die sich zwischen der Aussparung 8 und
dem Formkern 9 bildende Kavität 29 eingespritzt.
Während
die Kunststoffmasse in die Kavität 29 eintritt
oder daran anschließend
wird die Basisplatte 18' zusammen mit der ersten Formplatte 6" weiter
in Richtung der zweiten Formplatte 7 verfahren. Beim zweiten
Ausführungsbeispiel
bewirkt das Verfahren der Basisplatte 18' zusammen mit
der ersten Formplatte 6" eine Klappbewegung der ersten
Formplatte 6" gegenüber der
zweiten Formplatte 7, wobei die Neigung der ersten Formplatte 6" gegenüber der
zweiten Formplatte 7 mit zunehmendem Schließgrad des
Werkzeugs kontinuierlich abnimmt. Unterstützt durch die Klappbewegung
der ersten Formplatte 6" verteilt sich die Kunststoffmasse
vom Bereich der Austrittsöffnung 16 der
Kunststoffzuführungseinheit 10 in
Richtung des einspritzfernen Randbereichs der sich ausbildenden Kavität 29.
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Während
des Einspritzvorgangs und der Klappbewegung werden die Zylinder-Kolbenanordnungen 19' und 20' folgendermaßen betrieben: Wie bereits
erläutert
tritt am Anfang der Einspritzphase ein hoher Einspritzdruck (z.B. über 300
bar) im Bereich der Austrittsöffnung 16 auf.
Die von der Anstell-Zylinder-Kolbenanordnung 20' bewirkte Schließkraft muss
größer als
die durch den Einspritzdruck erzeugte Öffnungskraft sein, damit die
beiden Formplatten 6" und 7 im einspritznahen
Anlagebereich 15, 28 in Kontakt bleiben. Solange
diese Bedingung erfüllt
ist, wovon im Folgenden ausgegangen wird, wird die durch den Einspritzdruck
bewirkte Öffnungskraft
im einspritznahen Bereich unabhängig von
der Größe der Öffnungskraft
vollständig
von der Anstell-Zylinder-Kolbenanordnung 20' aufgenommen.
D.h., dass beim zweiten Ausführungsbeispiel, bei
welchem der Kolben 22' die erste Formplatte 6" abstützt und
nicht gegen die zweite Formplatte 7 drückt, die zwischen den beiden
Formplatten 6" und 7 durch den Einspritzvorgang
hervorgerufene Öffnungskraft
im einspritznahen Bereich keinen Einfluss auf die Parallelität der Basisplatte 18' und
der zweiten Formplatte 7 hat.
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Im weiteren Verlauf gelangt die Kunststoffmasse
unterstützt
durch die Kippbewegung immer weiter in den einspritzfernen Bereich
der Kavität 29. Dabei
kommt es zu einem Druckaufbau entlang der Fließstrecke des Kunststoffmasse,
wobei dieser Druck zunehmend über
das in 6 unten dargestellte
Ausgleichselement 30 außermittig auf die Basisplatte 18' einwirkt.
Die hier auf die Basisplatte 18' ausgeübte Andruckkraft (Kippkraft)
addiert sich zu der über
die Zylinder-Kolbenanordnung 19' ausgeübten Andruckkraft
(Ausgleichskraft). Um sicherzustellen, dass die Summe dieser beiden
Kräfte
im wesentlichen gleich der von der Anstell-Zylinder-Kolbenanordnung 20' ausgeübten Schließkraft bleibt,
muss die Andruckkraft der in der 5 unten
dargestellten Zylinder-Kolbenanordnung 19' während des
Schließvorgangs
(und theoretisch bereits ab Eintritt der Kunststoffmasse in die
Kavität 29)
sukzessive verringert werden. Würde
eine Verringerung der von der Zylinder-Kolbenanordnung 19' ausgeübten Ausgleichskraft
nicht vorgenommen, würden
die Basisplatte 18' und die zweite Formplatte 7 im
einspritzfernen Bereich auseinandergehen (d.h. die bewegliche Aufspannplatte 2 würde sich
gegenüber
der unbeweglichen Aufspannplatte 3 aus der Parallelstellung herausbewegen),
wodurch die Schließbewegung
undefiniert wird, und es wäre
der Spritzgießmaschine (siehe 1) im extremsten Fall nicht
möglich,
die Kavität 29 im
einspritzfernen Bereich zu schließen.
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Um zu gewährleisten, dass während der Schließbewegung
die von der oberen Anstell-Zylinder-Kolbenanordnung 20' ausgeübte Andruckkraft trotz
Hubänderung
konstant bleibt, ist die Anstell-Zylinder-Kolbenanordnung 20' mit
einem Überdruckventil
oder Servoventil ausgerüstet,
welches einen konstanten Zylinderinnendruck gewährleistet.
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Die Steuerung der Druckerniedrigung
der Zylinder-Kolbenanordnung 19' kann wie bei dem bereits
beschriebenen Ausführungsbeispiel über eine Druckmessung
innerhalb der Kavität 29 oder über eine
Wegmessung erfolgen. Eine einfache Möglichkeit besteht darin, die
Zylinder-Kolbenanordnung 19' mit einer Parallelanordnung
zuschaltbarer Überdruckventile
mit unterschiedlichen Auslösedrücken auszustatten.
In Abhängigkeit
von dem Grad der Schließbewegung,
welcher z.B. von einem am Werkzeug angebrachten Abstandssensor 31 ermittelt wird,
werden der Reihe nach Überdruckventile
mit abnehmendem Auslösedruck
zugeschaltet, wodurch ein für
die Praxis ausreichender stufenweiser Druckabbau in der Zylinder-Kolbenanordnung 19' stattfindet.
Der Auslösedruck
des Überdruckventils mit
dem höchsten
Auslösedruck
ist identisch mit dem Auslösedruck
des Überdruckventils,
welches der Anstell-Zylinder-Kolbenanordnung 20' zugeordnet
ist. Anstelle der mehreren Überdruckventile
kann auch ein einstellbares Servoventil verwendet werden. Bei den
anderen Ausführungsbeispielen
kann entsprechend vorgegangen werden.
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Die 7 zeigt
das Werkzeug gemäß dem zweiten
Ausführungsbeispiel
im vollkommen geschlossenen Zustand. Die Form der Kavität 29 bestimmt
nun die Form des herzustellenden Endprodukts. Die Zylinder-Kolbenanordnungen 19', 20' werden
entspannt, um die maximale Maschinenzuhaltung zu ermöglichen.
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Im Werkzeug bleibt nach dem Schließen und Beendigung
der Prägephase
der Spritzdruck für
eine vorgegebene Zeitspanne aufrechterhalten, so dass im einspritznahen
Bereich ein Einfall vermieden wird. Je weiter man sich vom Einspritzpunkt
entfernt, desto stärker
trägt das
Klappprägen
zum Vermeiden von Einfall bei. Deshalb ist das Klappprägen für die Herstellung
großflächiger,
transparenter Formteile besonders geeignet. Nach einer gewissen
Verfestigung der Kunststoffmasse werden die Aufspannplatten 2, 3 der
Spritzgießmaschine
auseinander gefahren, das Werkzeug 18', 6", 7 geöffnet und
das fertige Formteil mittels einer nicht gezeigten Auswurfeinrichtung
aus dem Werkzeug entfernt.
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Die beiden Ausführungsbeispiele sind insoweit
funktionell vergleichbar, dass während
des Spritzprägevorgangs
entstehende Kippkräfte
stets durch eine in dem Werkzeug (bzw. in einer hier zum Werkzeug
gerechneten zusätzlichen
Basisplatte) vorgesehenen Krafterzeugungseinrichtung abgefangen
werden, so dass sie nicht auf die Aufspannplatten 2, 3 der
Spritzgießmaschine 1 einwirken.
Die für den
Kippkraftausgleich eingesetzten Krafterzeugungsanordnungen sind
in den Figuren mit A (Klappprägen)
und A, B (Parallelprägen)
verdeutlicht. Die gleiche Wirkung lässt sich auch durch eine Werkzeug-externe
Krafterzeugungseinrichtung A oder A, B realisieren. Beispielsweise
ist es ohne weiteres möglich,
die Krafterzeugungseinrichtung A bzw. A, B nicht in der Basisplatte 18, 18' sondern
in einer oder in beiden Aufspannplatten 2, 3 oder
in einer zusätzlichen
Einrichtung zwischen den beiden Aufspannplatten 2, 3 im
Außenbereich
des Werkzeuges anzubringen.
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8 zeigt
ein weiteres Ausführungsbeispiel der
Erfindung, bei welchem eine Klappprägung mit einer außerhalb
des Werk zeugs angeordneten Krafterzeugungseinrichtung A durchgeführt wird.
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Das Werkzeug unterscheidet sich von
dem in den 5, 6 und 7 dargestellten Werkzeug lediglich dadurch,
dass die die Ausgleichskraft bereitstellende Zylinder-Kolbenanordnung 19",
welche funktionell der werkzeug-internen Zylinder-Kolbenanordnung 19' entspricht,
außerhalb
des Werkzeugs ausgeführt ist.
Beim Klappprägen
wird, wie bereits erläutert,
nur eine Zylinder-Kolbenanordnung 19' bzw. 19" (A) zur Erzeugung
einer Ausgleichskraft benötigt.
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Auch das anhand der 3 und 4 beschriebene
Parallelprägen
kann mit einer außerhalb
des Werkzeugs angeordneten Krafterzeugungseinrichtung durchgeführt werden.
Das Werkzeug ist dann ohne die beiden Zylinder-Kolbenanordnungen 19, 20 ausgestattet.
Funktionell gleichwirkende Zylinder-Kolbenanordnungen sind durch
19" (A) und den gestrichelten Kraftpfeil bei B dargestellt.
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Die zu einzelnen Ausführungsbeispielen
beschriebenen Maßnahmen
und Verfahrensabläufe, insbesondere
hinsichtlich der Steuerung der Krafterzeugungsanordnungen A bzw.
A, B, gelten sinngemäß auch für die anderen
Ausführungsbeispiele. Ferner
wird darauf hingewiesen, dass in allen Ausführungsbeispielen die Ausnehmung 8 und
der Formkern 9 auch vertauscht angeordnet sein können und dass
die Aufspannplatten 2, 3 der Spritzgießmaschine
z.B. auch einstöckig
mit den Formplatten ausgeführt
sein können.
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Im Allgemeinen können getrennte Hydrauliksysteme
für die
Spritzgießmaschine
(Hydraulik 4,5) und die Zylinder-Kolbenanordnungen 19, 20 (3, 4) bzw. 19', 20' (5 bis 7)
bzw. 19", 20' (8) vorgesehen
sein. Da die genannten Systeme jedoch Kräfte von vergleichbarer Größe erzeugen,
können die
Zylinder-Kolbenanordnungen 19, 20, 19', 20', 19" an
die Hydraulikversorgung der Spritzgießmaschine 1 angeschlossen
werden. Spritzgießmaschinen 1 arbeiten
derzeit aufgrund sicherheitstechnischer Vorgaben typischerweise
mit einem Maximaldruck von 150 bar. Um die genannten Zylinder-Kolbenanordnungen 19, 20, 19', 20', 19" mit
geringerem Durchmesser als die Hydrauliken 4, 5 der
Spritzgießmaschine 1 gestalten
zu können,
sind jedoch höhere
Hydraulikdrücke
erforderlich. Gemäß einer
bevorzugten Variante der Erfindung sind die Zylinder-Kolbenanordnungen 19, 20, 19', 20', 19" daher
jeweils mit vorgeschalteten Druckverstärkern ausgerüstet. Diese Druckverstärker (nicht
dargestellt) erhöhen
den Systemdruck der Spritzgießmaschine 1 (oder
auch eines separaten Hydraulikfluidspeichers) von z.B. 150 bar auf
den 1,5-fachen bis 5-fachen Wert, z.B. 500 bar. Durch Verwendung
der Druckverstärker
wird erreicht, dass die Durchmesser der Zylinder-Kolbenanordnungen 19, 19', 20, 20', 19" um
den Faktor 1,5 bis 5 kleiner als die Durchmesser der Hydrauliken 4, 5 der Spritzgießmaschine 1 sein
können,
und dennoch die Hydraulikversorgung der Spritzgießmaschine 1 für die Hydraulikversorgung
der Zylinder-Kolbenanordnungen 19, 20, 19', 20', 19" mitverwendet
werden kann.