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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Perfluoralkylierung mittels
Tris(perfluoralkyl)phosphinoxiden.
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Die Perfluoralkylierung stellt ein wichtiges Verfahren zur Herstellung von
Fluorhaltigen Verbindungen, insbesondere Organofluorverbindungen dar. Als
Perfluoralkylierungsreagenzien werden üblicherweise Perfluoralkylhalogenide,
insbesondere Perfluoralkyliodide eingesetzt, die als Quelle von
Perfluoralkylradikalen fungieren ("Organofluorine Chemistry. Principles and
Commercial Applications." Edited by R. E. Banks, Plenum Press, New York
1994; G. G. Furin, "Some new aspects in the application of perfluoralkyl halides
in the synthesis of fluorine-containing organic compounds" (Review),
Russ. Chem. Rev. (English Translation), 69, Nr. 6 (2000), Seiten 491-522; N. O.
Brace, "Syntheses with perfluoralkyl iodides. A review, Part III.", J. of Fluorine
Chem., 108 (2001), Seiten 147-175; N. O. Brace, "Syntheses with
perfluoralkyliodides. Part II.", J. of Fluorine Chem. 96 (1999), Seiten 101-127;
N. O. Brace, "Syntheses with perfluoralkyl radicals from perfluoralkyl iodides. A
rapid survey of synthetic possibilities with emphasis on practical applications.
Part one: alkenes, alkynes and allylic compounds", J. of Fluorine Chem., 96
(1999), Seiten 1-25; V. N. Boiko, "Ion-radical perfluoralkylation. Part II.", J. of
Fluorine Chem., 69 (1994), Seiten 207-212).
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Darüber hinaus werden Perfluoralkylhalogenide zur Herstellung von
Perfluoralkyl-, insbesondere Trifluormethyl-Gruppen enthaltenden
Organometallverbindungen eingesetzt, die ihrerseits zur Einführung von
Perfluoralkylgruppen in organische Moleküle eingesetzt werden können
(D. J. Burton, "Fluorinated organometallics: perfluoralkyl and functionalised
perfluoralkyl organometallic reagents in organic synthesis", Tetrahedron, 48,
Nr. 2 (1992), Seiten 189-275).
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Des weiteren wurde das Reagenz TMSCF3 zur nucleophilen
Trifluormethylierung entwickelt (G. K. Surya Prakash, "Nucleophilic
trifluormethylation tamed", J. of Fluorine Chem., 112 (2001), Seiten 123-131).
Durch die Reaktion von langkettigen Perfluoralkyliodiden mit
Tetrakis(dimethylamino)ethylen in Gegenwart von Chlortrimethylsilan wurde
dieses Verfahren der nucleophilen Perfluoralkylierung auf weitere organische
und anorganische Substrate ausgedehnt (V. A. Petrov, Tetrahedron Letters, 42
(2001), Seiten 3267-3269).
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Die vorstehend angegebenen Verfahren zu Perfluoralkylierung haben jedoch
den Nachteil, daß die entsprechenden Perfluoralkylhalogenide entweder sehr
teuer sind, oder deren Nutzung, wie beispielsweise im Falle der Verbindung
CF3Br, nach dem Montreal Protokoll nur sehr eingeschränkt gestattet ist.
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Diese Nachteile führten zu der Entwicklung neuer
Perfluoralkylierungsreagenzien, wie sie in J. R. Desmurs et al., 12th European
Symposium on Fluorine Chemistry, Berlin, Germany, 1998, Abstracts A23 and
A24 beschrieben sind. Die Herstellung dieser Reagenzien gelingt allerdings
nur unter Verwendung von CF3H, einer hochflüchtigen und schwer
handhabbaren Verbindung. Ferner wurden weitere stabile
Perfluoralkylierungsreagenzien zur nucleophilen Triluormethylierung
entwickelt, wobei zur Synthese dieser Reagenzien vom Methylhemiketal des
Fluorals ausgegangen wird, welches zuvor in einem relativ aufwendigen
Prozeß hergestellt werden muß. Außerdem ist die Anwendung dieser
Reagenzien auf die Trifluormethylierung beschränkt (G. Blond et al.,
Tetrahedron Letters, 42 (2001), Seiten 2437-2475; T. Billard et al., Eur. J. Org.
Chem., 2001, Seiten 1467-1471; T. Billard et al. Tetrahedron Letters, 41
(2000), Seiten 8777-8780; G. Blond et al., J. Org. Chem., 66, Nr. 14 (2001),
Seiten 4826-4830).
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Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist daher die Verwendung wenigstens
eines Tris(perfluoralkyl)phosphinoxids, zur Perfluoralkylierung von chemischen
Substraten.
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Perfluoralkylphosphinoxide sind bekannt. Sie können durch Umsetzung von
Difluortris(perfluoralkyl)phosphoranen mit Hexamethyldisiloxan [(CH3)3Si]2O
hergestellt werden, wie in V. Ya. Semenii et al., Zh. Obshch. Khim., 55, Nr. 12
(1985), Seiten 2716-2720 beschrieben.
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Die Herstellung der Fluor(perfluoralkyl)phosphorane kann nach üblichen, dem
Fachmann bekannten Methoden erfolgen.
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Vorzugsweise werden diese Verbindungen durch elektrochemische
Fluorierung geeigneter Ausgangsverbindungen hergestellt, wie in V. Ya.
Semenii et al., Zh. Obshch. Khim., 55, Nr. 12 (1985), Seiten 2716-2720; N.
Igantiev, J. of Fluorine Chem., 103 (2000), Seiten 57-61 sowie der
WO 00/21969 beschrieben. Die entsprechenden Beschreibungen werden
hiermit als Referenz eingeführt und gelten als Teil der Offenbarung.
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Die als Ausgangsverbindungen eingesetzten Fluor(perfluoralkyl)phosphorane
können durch elektrochemische Fluorierung kostengünstig hergestellt werden.
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Zur Perfluoralkylierung von chemischen Substraten mit
Tris(perfluoralkyl)phosphinoxiden ist es erforderlich, das
Perfluoralkylphosphinoxid vor oder während der Umsetzung mit dem zu
perfluoralkylierende Substrat mit wenigstens einer Base zu behandeln.
Bevorzugt erfolgt die Perfluoralkylierung des chemischen Substrates mit
wenigstens einem Tris(perfluoralkyl)phosphinoxid in Gegenwart wenigstens
einer Base.
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Bevorzugt kommen hierfür starke Basen, wie beispielsweise Kalium tert-
Butylat, n-Butyllithium, Metallamide und/oder ein Grignard-Reagenz in
Betracht.
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Vorzugsweise wird die Perfluoralkylierung in einem geeigneten, ggf. nach
üblichen Verfahren getrocknetem Reaktionsmedium, wie beispielsweise
cyclischen oder aliphatischen Ether, insbesondere Tetrahydrofuran oder
Diethylether, durchgeführt.
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Als chemische Substrate kommen bevorzugt organische Verbindungen,
insbesondere dreifach koordinierte Organborverbindungen sowie Carbonyl-
Gruppen aufweisende organische Verbindungen in Betracht.
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Als Organoborverbindungen kommen bevorzugt Tris-(C1-3)-Alkylborate,
besonders bevorzugt Trimethylborat zum Einsatz.
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Bevorzugte Carbonylgruppen-aufweisende Verbindungen sind ggf.
substituierte Diarylketonverbindungen, insbesondere Benzophenon.
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Vorzugsweise kann die Perfluralkylierung chemischer Substrate mit
Tris(perfluoralkyl)phosphinoxiden unter wasserfreier Atmosphäre, wie z. B.
trockener Luft, oder Inertgasatmosphäre, wie z. B. Argon oder Stickstoff,
durchgeführt werden.
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Die Verwendung von Tris(perfluoralkyl)phosphinoxiden als
Perfluoralkylierungsreagenzien ist insbesondere deshalb vorteilhaft, weil diese
Verbindungen, im Gegensatz zu vielen anderen
Perfluoralkylierungsreagenzien, stabile Verbindungen darstellen, was ihre
einfache, sichere Handhabung ermöglicht.
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Die NMR-Spektren wurden mit Hilfe eines Bruker Avance 300 NMR
Spektrometers mit folgenden Frequenzen aufgenommen:
300,1 MHz für 1H
282,4 MHz für 19F und
96,3 MHz für 11B.
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Die Massenspektren wurden mit einem Gerät vom Typ AMD 604
(Deutschland) gemessen.
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Im folgenden wird die Erfindung anhand von Beispielen erläutert. Diese
Beispiele dienen lediglich der Erläuterung der Erfindung und schränken den
allgemeinen Erfindungsgedanken nicht ein.
Beispiele
Beispiel 1
Herstellung von Tris(pentafluorethyl)phosphinoxid
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In einem FEP(Fluorethylenpolymer)-Kolben werden 101,36 g (237,9 mmol)
Difluortris(pentafluorethyl)phosphoran und 38,63 g (237,9 mmol)
Hexamethyldisiloxan unter heftigem Rühren für 1 Stunde bei einer
Badtemperatur von 30°C am Rückfluß erhitzt, bis die Gasbildung von
(CH3)3SiF zurückgeht. Anschließend wird das Reaktionsgemisch für 2 Stunden
auf 110-120°C (Badtemperatur) erhitzt und unter Normaldruck destilliert. Es
werden 86,5 g Tris(pentafluorethyl)phosphinoxid, einer klaren und farblosen
Flüssigkeit, mit einem Siedepunkt von 101°C erhalten, entsprechend einer
Ausbeute von 90,0%, bezogen auf das eingesetzte
Difluortris(pentafluorethyl)phosphoran.
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Das so erhaltene Produkt wird mittels 19F- und 31P-NMR-Spektroskopie
charakterisiert:
19F NMR Spektrum; δ, ppm:
(Lösungsmittel CDCl3, interne Referenz CCl3F)
-79,3 t (CF3); -117,3 dq (CF2); J2 P,F = 84,5 Hz; J3 F,F = 2,5 Hz
31P NMR Spektrum; δ, ppm:
(Lösungsmittel CDCl3, Referenz 85 Gew.-%ige H3PO4)
20,2 sep, J2 P,F = 84,5 Hz
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Die Werte der gefundenen chemischen Verschiebungen entsprechen den aus
der Veröffentlichung von V. Ya. Seminii et al., Zh. Obshch. Khim., 55, Nr. 12
(1985), Seiten 2716-2720 bekannten Werten.
Beispiel 2
Herstellung von Tris(n-nonafluorbutyl)phosphinoxid
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In einem FEP-Kolben wurden 30,6 g (42,15 mmol)
Difluortris(n-nonafluorbutyl)phosphoran und 7,0 g (43,11 mmol) Hexamethyldisiloxan unter heftigem
Rühren für 5 Stunden bei einer Badtemperatur von ca. 150-160°C unter
Rückfluß erhitzt, bis die Gasbildung von (CH3)3SiF aufhört. Anschließend
wurde das Reaktionsgemisch unter vermindertem Druck (1,6 kPa) destilliert
und die Fraktion mit einem Siedepunkt von 87-88°C aufgefangen. Es wurden
26,1 g der klaren, farblosen Flüssigkeit von Tris(n-nonafluorbutyl)phosphin
erhalten. Die Ausbeute betrug 87,9%, bezogen auf die eingesetzte Menge an
Difluortris(n-nonafluorbutyl)phosphoran.
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Das so erhaltene Produkt wurde mittels 19F- und 31P-NMR-Spektroskopie
charakterisiert:
19F NMR Spektrum; δ, ppm:
(Lösungsmittel CDCl3, interne Referenz ppm CCl3F)
-81,2 t (CF3); -112,5 dm (CF2); -119,0 m (CF2); -126,3 dm (CF2); J4 F,F = 9,5 Hz;
J2 P,F = 86,8 Hz
31P NMR Spektrum; δ, ppm:
(Lösungsmittel CDCl3, Referenz 85 Gew.-%ige H3PO4)
24,20 sept.; J2 P,F = 87,1 Hz
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Die Werte der gefundenen chemischen Verschiebungen entsprechen den aus
der Veröffentlichung von V. Ya. Seminii et al., Zh. Obshch. Khim., 55, Nr. 12
(1985), Seiten 2716-2720 bekannten Werten.
Beispiel 3
Herstellung von 2,2,3,3,3-Pentafluor-1,1-diphenylpropan-1-ol
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- a) 1,87 g (4,63 mmol) Tris(pentafluorethyl)phosphinoxid werden langsam bei
-60°C einer Lösung aus 6 mmol Butyllithium (3 cm3 einer 2 M Lösung in
Cyclohexan) 30 cm3 trockenem Tetrahydrofuran zugegeben, wobei die
Temperatur unter -55°C gehalten werden soll. Die Lösung wird bei dieser
Temperatur ca. 1 Stunde gerührt, bis das Phosphinoxid vollständig gelöst ist.
Anschließend wird eine Lösung aus 0,98 g (5,38 mmol) Benzophenon in 5 cm3
trockenem Tetrahydrofuran zugegeben und die Mischung innerhalb 2 Stunden
auf Raumtemperatur erwärmt. Die Reaktionsmischung mit 20 cm3 einer 0,1 N
HCl behandelt und mit Diethylether (2 × 50 cm3) extrahiert. Das Extrakt wird
mit Wasser gewaschen (3 × 20 cm3) und über Magnesiumsulfat getrocknet.
Der Ether wird abdestilliert und das gewünschte Produkt aus Hexan
auskristallisiert. Es werden 0,42 g 2,2,3,3,3-Pentafluor-1,1-diphenylpropan-1-
ol, einem weißen Feststoff, erhalten, entsprechend einer Ausbeute von
30,0%, bezogen auf das eingesetzte Phosphinoxid mit einem Schmelzpunkt
von 82-83°C.
Das so erhaltene Produkt wird mittels 19F-, und 1H-NMR-Spektroskopie
charakterisiert:
19F NMR Spektrum; δ, ppm:
(Lösungsmittel CDCl3, interne Referenz CCl3F)
-77,6 s (CF3); -116,9 m (CF2)
1H-NMR Spektrum; δ, ppm:
(Lösungsmittel CDCl3, Referenz TMS)
7,53-7,67 m (2H), 7,30-7,47 m (3H), 2,85 br. s (OH)
Die Werte der gefundenen chemischen Verschiebungen und des
Schmelzpunktes entsprechen den aus der Veröffentlichung von L. S. Chen, J.
of Fluorine Chem., 20 (1982), Seiten 341-348 bekannten Werten.
- b) Zu einer Lösung aus 1,98 g (12,27 mmol) Hexamethyldisilazan in 30 cm3
trockenem Tetrahydrofuran werden 7 cm einer 2 M Lösung Buthyllithium in
Cyclohexan gegeben und ca. 1 Stunde erhitzt, bis die Gasbildung von Butan
beendet ist. Zu der daraus resultierenden Lösung des
Lithiumbis(trimethylsilyl)amid werden 1,80 g (9,88 mmol) Benzophenon
gegeben und auf -60°C gekühlt. 3,91 g (9,68 mmol)
Tris(pentafluorethyl)phosphinoxid werden zugegeben, wobei die Temperatur
unter -55°C gehalten werden soll. Anschließend wird die Mischung innerhalb 2
Stunden auf Raumtemperatur erwärmt. Die Reaktionsmischung mit 20 cm3
einer 0,1 N HCl behandelt und mit Diethylether (2 × 50 cm3) extrahiert. Das
Extrakt wird mit Wasser gewaschen (3 × 20 cm3) und über Magnesiumsulfat
getrocknet.
Der Ether wird abdestilliert und das gewünschte Produkt aus Hexan
auskristallisiert. Es werden 0,70 g 2,2,3,3,3-Pentafluor-1,1-diphenylpropan-1-
ol, einem weißen Feststoff, erhalten, entsprechend einer Ausbeute von
23,9%, bezogen auf das eingesetzte Phosphinoxid.
Schmelzpunkt und NMR-Daten entsprechen den in Beispiel a) angegebenen
Werten.
- c) Zu 5,6 mmol Phenylmagnesiumbromid in 40 cm3 trockenem
Tetrahydrofuran werden bei -60°C 2,00 g (4,95 mmol)
Tris(pentafluorethyl)phosphinoxid gegeben, wobei die Temperatur der
Reaktionsmischung unter -55°C gehalten werden soll. Die Reaktionsmischung
wird eine Stunde bei -45°C gerührt und 0,96 g (5,27 mmol) Benzophenon in
5 cm3 trockenem Tetrahydrofuran zugegeben. Anschließend wird die
Mischung innerhalb 2 Stunden auf Raumtemperatur erwärmt. Die
Reaktionsmischung mit 20 cm3 einer 0,1 N HCl behandelt und mit Diethylether
(2 × 50 cm3) extrahiert. Das Extrakt wird mit Wasser gewaschen (3 × 20 cm3)
und über Magnesiumsulfat getrocknet.
Der Ether wird abdestilliert und das gewünschte Produkt aus Hexan
auskristallisiert. Es werden 0,55 g 2,2,3,3,3-Pentafluor-1,1-diphenylpropan-1-
ol, einem weißen Feststoff, erhalten, entsprechend einer Ausbeute von
36,8%, bezogen auf das eingesetzte Phosphinoxid.
Schmelzpunkt und NMR-Daten entsprechen den in Beispiel a) angegebenen
Werten.