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TECHNISCHES GEBIET
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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Tinktur zur Behandlung von kreisrundem Haarausfall (Alopecia areata), Dermatitis und anderen Formen des Haarausfalls. Die im Folgenden beschriebene aus mindestens drei Wirkkomponenten bestehende Tinktur wird von dem Erfinder auch als SNEZHALIN bezeichnet.
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STAND DER TECHNIK
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Alopecia areata (auch kreisrunder Haarausfall) ist weltweit die häufigste Haarausfallerkrankung. Allein in Deutschland sind über 1.5 Millionen Menschen (ca. 1.8 % der Bevölkerung) davon betroffen und leiden darunter. Die genauen Ursachen dieser Krankheit sind unbekannt und weitgehend unerforscht. Diskutiert wird vor allem eine Autoimmunerkrankung, wobei Entzündungen an den Haarfollikeln zu einer Behinderung des Wachstums der Haare und schließlich zum Haarausfall führen. So werden unter anderem auch Stress und psychische Belastungen als Ursache für die Schwächung des Immunsystems angesehen. Angesichts der hohen Anzahl der Betroffenen, der weitgehend unbekannten und unerforschten Ursachen und der psychischen und körperlichen Belastung der Betroffenen durch die Erkrankung ist es nicht verwunderlich, dass dieses Problem weltweit in zahlreichen Veröffentlichungen und Abhandlungen beschrieben und diskutiert wird, wobei entsprechend viele Therapie- und Heilungsvorschläge gemacht werden, von denen im Folgenden lediglich einige wenige, die Gemeinsamkeiten mit der nachfolgend beschriebenen Erfindung aufweisen, beispielhaft als Stand der Technik aufgeführt werden sollen.
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In der
EP 0 463 937 B1 wird eine Lotion zur Vorbeugung gegen Haarausfall und zu Förderung des Nachwachsens von Haaren beschrieben, wobei auf die vom Haarausfall betroffene Stelle eine wässrige Lösung aufgebracht wird, die Borsäure, Salicylsäure und wenigstens eine Phenolverbindung enthält, wobei als Phenolverbindung ein oder mehrere Monophenol(e) eingesetzt werden.
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Gegenstand der
CN 106 074 625 A ist eine pharmazeutische Verbindung zur Behandlung von Hauterkrankungen, wobei die Verbindung aus Schwefel, Alaun, Kresol-Seife, Vaseline, tierischen Ölen und Pflanzenruß hergestellt wird.
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Die
CN 2015 1076 5775 A beschreibt ein flüssige Medizin zur Behandlung von Hauterkrankungen, die aus einer Mischung von Reiswein, Acetin, Alkohol, Kresol-Seife, Rheo-Camphoradin und Säure gewonnen wird, wobei zunächst mehr als zwanzig Arten traditioneller chinesischer Arzneistoffe miteinander vermischt werden, um dann wiederum mit der oben genannten Mixtur zu einer flüssigen Medizin vereint zu werden.
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In der deutschen Offenlegungsschrift
DE 26 20 852 A1 wird eine Salbe zur Behandlung von Alopecia areata beschrieben, die neben der Salbengrundlage Dexamethazon, Salicylsäure, Pix Liquida, Vitamin A Palmitat und Lavendelöl als weitere Komponenten enthält. Dabei wird die Salbe einmal täglich auf die betroffenen Stellen aufgetragen und einmassiert. Danach wird der Kopf für 12 - 22 Stunden verbunden, wonach die Salbenreste mit Wasser und Seife abgewaschen werden.
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Gegenstand der
WO 2009 101 143 A1 sind Dutasterid (eine organisch chemische Verbindung aus der Klasse der Steroide) und Minoxidil (Antihypertonikum zur Behandlung von androgenetischer Alopezie) enthaltende Kapseln zur oralen Einnahme bei der Behandlung von Alopecia.
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Die
WO 9806412 A1 beschreibt eine Medizin zur äußerlichen Behandlung von seborrhoischer Alopezie, die aus getrockneten Knollenwurzeln des vielblütigen Knöterichs, getrockneten Früchten des glänzenden Ligusters, getrockneten Früchten der Maulbeere, getrockneten Wurzeln des chinesischen Fingerhuts, getrockneten äußerlichen Teilen der Eclipta prostata, getrockneten Wurzeln des Rotwurzel-Salbeis, getrockneten Blüten der Färberdistel, getrockneten Früchten der Brenndolde, getrockneten Wurzeln der strauchigen Sophora, getrockneter Diptam Wurzelrinde, getrockneten Früchten der Kochia scoparia, einer Retinolsäure und einem geeigneten Antioxidans, wie zum Beispiel di-tertiär-butyl-p-Kresol, besteht.
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In der
CN 102 068 544 A wird eine Zusammensetzung für eine traditionelle chinesische Medizin zur Behandlung von Alopecia areata beschrieben, die aus schwarzen Sojabohnen, Mirabilit (Glaubersalz), Natriumborat, getrocknetem Alaun, Borneol und Sesamöl hergestellt wird. Die chinesische Medizin wird im Zeitraum von zehn Tagen mehrmals täglich auf die zu behandelnde Stelle aufgetragen.
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Die Vielzahl der Veröffentlichungen auf dem Gebiet und vor allem auch die unterschiedlichen Lösungsansätze, wie zum Beispiel Bestrahlungen, Einnahme von Arzneien in fester oder flüssiger Form oder das Auftragen der unterschiedlichsten Salben oder Tinkturen, weisen darauf hin, dass das Problem für die von dem kreisrunden Haarausfall (Alopecia areata) Betroffenen noch nicht zufriedenstellend gelöst ist.
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Einige dieser Mittel, insbesondere die zahlreichen Lösungsansätze, die auf der chinesischen Medizin basieren und eine Vielzahl von Pflanzenextrakten oder aufbereiteten und/oder getrockneten Heilpflanzenbestandteilen aufweisen, sind sehr aufwändig in ihrer Herstellung. Andere Mittel können bei unkontrollierter Anwendung unerwünschte Nebenwirkungen auslösen, wie zum Beispiel Hautreizungen, Entzündungen, Rötungen oder sogar bleibende Schäden verursachen.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Mittel und ein Verfahren zur Behandlung von Alopecia areata und anderen Hauterkrankungen, wie zum Beispiel Dermatitis, anzubieten, die Vorteile gegenüber den im Stand der Technik beschriebenen Zusammensetzungen und den damit einhergehenden Anwendungsverfahren haben.
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DARSTELLUNG DER ERFINDUNG
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Gelöst wird die Aufgabe durch den Gegenstand des unabhängigen Anspruchs 1. Weitere vorteilhafte Ausführungsformen der beanspruchten Tinktur sowie deren Herstellung und Verwendung sind in den Unter- und Nebenansprüchen wiedergegeben.
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Gegenstand des unabhängigen Anspruchs 1 ist eine vom Erfinder mit dem Namen SNEZHALIN bezeichnete Tinktur zur topischen Behandlung von Alopecia areata oder Dermatitis, wobei die Tinktur mindestens drei unterschiedliche Wirkstoffkomponenten umfasst. Die Hauptkomponente der Tinktur ist Kresol (Methylphenol bzw. Hydroxytoluol). Als Nebenkomponente umfasst die Tinktur Äther und enthält zusätzlich geringe Mengen an Alaun.
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Bei einer vorteilhaften Ausführungsform der Tinktur werden als Methylphenol p-Kresol (4-Methylphenol), als Äther Diäthyläther und als Alaun Kalialaun (KAI(SO4)2 × 12 H2O) eingesetzt.
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Vorzugsweise weist die Tinktur mehr als 60 Gew.-% p-Kresol, weniger als 40 Gew.- % Äther und weniger als 1 Gew.-% Alaun auf. Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform weist die Tinktur 60 bis 85 Gew.-% p-Kresol, 15 bis 40 Gew.-% Äther und weniger als 0.5 Gew.-% Alaun auf.
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Die Wirkung von Kresolen als Bakterizide, Insektizide und Fungizide ist bekannt. Rohkresol, ein aus Steinkohlenteer gewonnenes, unter dem Namen Cresolum crudum bekanntes Gemisch aus o-Kresol, m-Kresol und p-Kresol, wird in der Homöopathie bei Entzündungen und Hautkrankheiten eingesetzt. Kresolseife, in der ebenfalls o-Kresol, m-Kresol und p-Kresol als Gemisch vorliegen, ist eine Verseifungsflüssigkeit aus Kresol, Pflanzenöl und Natriumhydroxid mit einem Kresolgehalt von 50 Gew.-%. Kresolseife wird als Desinfektionsmittel eingesetzt.
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Auch bei der Bekämpfung von Alopecia areata werden Kresole oder Kresolseifen als Bestandteile von Behandlungsmitteln beschrieben, wobei die im Stand der Technik beschriebenen Mittel in der Regel aus einer Vielzahl unterschiedlicher Substanzen bestehen und der Anteil der Kresole oder Kresolseifen im Behandlungsmittel immer relativ gering ist.
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Es wurde nun jedoch gefunden, dass besonders gute und nachhaltige Ergebnisse bei der Behandlung von Alopecia areata oder auch anderen Hautkrankheiten erzielt werden, wenn p-Kresol allein in hoher Konzentration als Tinktur zusammen mit Äther in Gegenwart von äußerst wenig Alaun als Adstringens eingesetzt wird. Im Gegensatz zu anderen, in der Literatur beschriebenen Mitteln gegen Haarausfall, bildet das Kresol den Hauptbestandteil der Tinktur, wobei das Gewichtsverhältnis von Kresol zu Äther vorzugsweise mehr als 2 : 1 und das Gewichtsverhältnis von Kresol zu Alaun mehr als 50 : 1 beträgt.
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Bei ihrer Verwendung wird die Tinktur in einer dünnen Schicht vorsichtig auf die erkrankte Haut aufgetragen und erst nach mehrtägiger Einwirkung wieder abgewaschen. Die Behandlung der gesamten Kopfhaut dauert ca. 1 bis 2 Stunden. Nach dem Auftragen der Tinktur empfindet der Patient zunächst eine Hautreizung, die vergleichbar ist mit einem durch Brennnesseln verursachten Brennen. Die oberste erkrankte Schicht der Haut wird durch das hochkonzentrierte p-Kresol abgetötet und mit ihr die die Erkrankung verursachenden Bakterien oder Viren. Der Äther dringt in die Haut ein und reinigt und desinfiziert die tieferliegenden Poren und Follikeln, während das Alaun als Adstringens wirkt und die kolloidale Struktur der tieferliegenden Schichten der Haut komprimiert und diese so vor einem weiteren Angriff schützt. Gleichzeitig wird durch den massiven lokalen Angriff auf die Haut das Immunsystem des Patienten aktiviert und die Rekonstitution der obersten Hautschicht wird verstärkt eingeleitet. Die tieferliegenden Haarwurzeln selber sind von der Krankheit nicht betroffen und werden von der Behandlung nicht tangiert, so dass nach der Behandlung das normale Haarwachstum weiter stattfindet, wobei nun jedoch, nachdem die Krankheitserreger entfernt und die damit verbundenen Entzündungen abgeheilt sind, gesundes Haar aus der sich neu bildenden Haut austritt.
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Direkt nach der Behandlung ist die Haut zunächst gerötet. Später bildet sich an der behandelten Stelle eine weiße Schicht aus abgestorbener Haut, die wie Schuppen die darunterliegende, sich neu ausbildende Haut abdeckt. Um eine gleichbleibende Schuppenbildung zu gewährleisten, sollte der Patient die behandelte Stelle mindestens vier Tage lang nicht waschen. Auch sollte das Berühren der behandelten Stelle und eventuell abfallender Hautschuppen vermieden werden.
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Nach etwa vier Wochen beginnt das Haarwachstum an der behandelten Stelle, das sich nach ca. sechs bis neun Wochen signifikant verstärkt, so dass der Patient nach vier bis fünf Monaten wieder volles Haar hat.
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Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist auch ein Verfahren zur Herstellung von SNEZHALIN, wobei in einem ersten Schritt p-Kresol in einem Wasserbad auf ca. 50 bis 60 °C erwärmt wird. Dabei wird das bei Raumtemperatur feste p-Kresol verflüssigt. Anschließend werden Äther und Alaun hinzugegeben.
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Im Folgenden wird die vorliegende Erfindung anhand eines ausgesuchten Beispiels ausführlicher erläutert. Es ist selbstverständlich, dass dieses Beispiel keinesfalls als Einschränkung zu sehen ist, sondern lediglich dazu dient, das Grundprinzip der vorliegenden Erfindung zu erklären.
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Zur Herstellung von SNEZHALIN werden 100 g p-Kresol (4-Methylphenol) in einem Glaskolben im Wasserbad bei 50 bis 60°C erwärmt, wobei sich das p-Kresol verflüssigt.
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Der Kolben mit der erhaltenen Flüssigkeit wird aus dem Wasserbad entfernt und es werden 30 g Äther (Diäthyläther) und 0.5 g Alaun (Kalialaun, KAI(SO4)2 × 12 H2O) hinzugegeben und mit dem flüssigen p-Kresol vermischt. Die so erhaltene Tinktur verfestigt sich nach dem Abkühlen und wird bei Temperaturen zwischen 8 und -18 °C in einem verschlossenen dunklen Glasgefäß in einem Kühl- oder Gefrierschrank aufbewahrt, wo das Mittel nahezu unbegrenzt haltbar ist.
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Zur Behandlung einer 30-jährigen weiblichen Patientin mit fortgeschrittener Alopecia areata wurden insgesamt 2 g SNEZHALIN eingesetzt, wobei zunächst die restlichen Kopfhaare abrasiert wurden, um das Auftragen der Tinktur auf die kahlen Stellen zu erleichtern. Das in fester kristalliner Form vorliegende Mittel wurde auf 30 °C erwärmt und die so erhaltene farblose Tinktur wurde dann vorsichtig und dünn über einen Zeitraum von ca. anderthalb Stunden auf die Kopfhaut aufgetragen, wobei der Verlauf der Behandlung von einem Dermatologen überwacht wurde. Die Patientin berichtete von einer Hautreizung, die nach ca. 4 Stunden nachließ. Abgesehen von dem unangenehmen Zustand, dass die behandelte Kopfhaut über einen Zeitraum von 4 Tagen nicht gewaschen werden konnte und dem anfänglichen stechenden teerartigen Geruch der Tinktur wurden von der Patientin keine weiteren Nachteile oder Behinderungen registriert. Bereits drei Wochen nach dem Abwaschen der Schuppenhaut war ein deutliches Haarwachstum zu erkennen. Nach etwa 5 Monaten besaß die Patientin wieder volles Haar.
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Gegenstand weiterer bevorzugter Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung ist der Zusatz einer weiteren, mindestens einen Duftstoff umfassenden Komponente, womit der teerartige Geruch des Kresols überdeckt wird. Bei einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung ist die weitere, mindestens einen Duftstoff umfassende Komponente ein ätherisches Öl.
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Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass mit dem oben beschriebenen topischen Mittel zur Behandlung von Alopecia areata oder anderen Hautkrankheiten ein vollkommen neuartiger Behandlungsansatz verfolgt wird. Während bei den konventionellen schulmedizinischen oder auch homöopathischen Behandlungsmethoden immer gleichzeitig die schonende Behandlung der Haut im Vordergrund steht, werden bei dem erfindungsgemäßen Lösungsansatz bewusst die oberste Hautschicht und die darin eingenisteten Krankheitserreger angegriffen und abgetötet. Im Zusammenspiel mit den weiteren Wirkstoffkomponenten wird der Angriff auf die oberste Hautschicht begrenzt und es kann sich relativ schnell neue gesunde Haut nachbilden. Da die Haarwurzeln selber nicht infiziert sind und auch von der Behandlung nicht tangiert werden, resultiert schon nach wenigen Wochen ein gesundes Haarwachstum.
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Beansprucht wird im Folgenden eine Tinktur zur topischen Behandlung von Alopecia areata und anderen Hautkrankheiten, wie z.B. Dermatitis, wobei es für den Fachmann angesichts der Zusammensetzung der Tinktur selbstverständlich ist, dass eine flüssige, für den Auftrag auf die Haut geeignete Tinktur erst nach dem Erwärmen der erfindungsgemäßen Mischung auf ca. 30 - 40 °C vorliegt. Beansprucht wird daher auch allgemein eine chemische, mindestens drei Wirkstoffkomponenten umfassende Zusammensetzung zur Gewinnung einer Tinktur zur topischen Behandlung von Alopecia areata und anderen Hautkrankheiten, wie z.B. Dermatitis.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- EP 0463937 B1 [0003]
- CN 106074625 A [0004]
- CN 201510765775 A [0005]
- DE 2620852 A1 [0006]
- WO 2009101143 A1 [0007]
- WO 9806412 A1 [0008]
- CN 102068544 A [0009]