-
Die Erfindung betrifft einen Brückenbauwerk, mit dem ein Hindernis, insbesondere ein Fluss oder dergleichen Gewässer überbrückt werden kann. In das erfindungsgemäße Brückenbauwerk ist wenigstens ein Gebäude integriert, das zumindest teilweise das Hindernis überspannend angeordnet sein kann.
-
Grundsätzlich ist es bekannt, Gebäude in ein Brückenbauwerk zu integrieren oder Brücken mit Gebäuden zu bebauen. Ein Beispiel hierfür ist die Ponte Vecchio in Florenz. Weiter ist es aus der
DE 10 2013 107 534 A1 bekannt, Gebäude oberhalb und/oder unterhalb eines Verkehrsweges einer Brücke, beispielsweise in der Nähe von Brückenpfeilern, anzuordnen.
-
EP 3 301 224 A1 offenbart eine Brückenkonstruktion mit einem ersten oberen Deck und einem zweiten unteren Deck. Zentrale Bögen säumen das erste Deck, welches über einen Schienenstrang und Gehweg verfügt. Das zweite Deck wird durch Pfeiler, die aus der Wasseroberfläche ragen, abgestützt und umfasst ferner eine Vielzahl von Containern, welche unterschiedlichste Einrichtungen wie ein Hotel, Krankenhaus oder einen Konzertsaal enthalten können.
-
Der Bau von großen Gebäuden, wie Konzert- und/oder Theaterhäusern mit über 1000 Sitzplätzen, ist stadtplanerisch herausfordernd, da derartige Gebäude, die oft deutlich über 100 m lang und bereit sind, einen ausreichend großen Bauplatz voraussetzen, der gerade in Großstädten meist knapp ist. Gerade in Innenstädten sind die Preise für Bauplätze häufig so hoch, dass die Errichtung eines neuen Konzert- und/oder Theaterhauses auch an den Kosten für den Bauplatz scheitern kann. Zudem muss ein Bauplatz für ein solches Gebäude für die spätere Nutzung verkehrstechnisch gut erschlossen sein. Andererseits muss während der Bauphase die Beeinträchtigung der Umgebung in einem verträglichen Rahmen gehalten werden.
-
Die Erfindung hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein Gebäude vorzuschlagen, das die oben genannten Probleme beim Bau von großen Gebäuden, wie Konzert- und/oder Theaterhäusern, vermeidet.
-
Diese Aufgabe wird insbesondere durch ein Brückenbauwerk gelöst, in das ein Konzert- und/oder Theaterhaus integriert ist. Ein Konzert- und/oder Theaterhaus kann insbesondere eine Länge von mehr als 50 m, vorzugsweise mehr als 100 m, beispielsweise zwischen etwa 100 m und etwa 200 m, aufweisen. Nach der Erfindung ist es vorgesehen, dass das Konzert- und/oder Theaterhaus wenigstens eine Bühne aufweist und mindestens 500, vorzugsweise mindestens 1000 Zuschauern Platz bietet. Das Konzert- und/oder Theaterhaus ist darüber hinaus mit Räumen versehen, die dem Zutritt und der Versorgung der Besucher dienen, sowie mit Räumen, die dem Spielbetrieb dienen. Weiter ist das Konzert- und/oder Theaterhaus auch mit Technik- und Versorgungsräumen versehen.
-
Der Erfindung liegt dabei der Gedanke zugrunde, dass die Kosten für das Grundstück gering gehalten werden können, wenn ein bisher nicht für die Bebauung genutzter Bereich, beispielsweise einen Fluss oder dergleichen Gewässer, überbaut wird.
-
Dieser Effekt lässt sich weiter verstärken, wenn eine ggf. bereits bestehende Brücke und deren verkehrstechnische Anbindung genutzt wird, um ein Brückenbauwerk mit integriertem Konzert- und/oder Theaterhaus zu realisieren. Hierbei ist es möglich, dass das Brückenbauwerk zusätzlich einen oder mehrere Verkehrswege aufweist, die die Funktion der ggf. vorhandenen Brücke übernehmen. Hierzu kann es erforderlich sein, einen oder mehrere Kreisel in das Brückenbauwerk zu integrieren.
-
Zudem bietet ein am oder über dem Wasser gelegenes Gebäude erhebliche Vorteile in Bezug auf die Ver- und Entsorgung. So ist es möglich, für die Klimatisierung und/oder Beheizung des Gebäudes das Gewässer als Energiequelle oder Energiesenke zu verwenden (Green Building). Durch eine eingebaute Kläranlage kann eine Belastung der bestehenden Kanalisation vermieden werden, indem Abwasser gereinigt in das Gewässer abgegeben wird. In gleicher Weise kann aus dem Gewässer Brauchwasser bezogen werden. Die Energieversorgung kann zudem ganz oder teilweise mittels Photovoltaik und/oder Solarthermie erfolgen, z.B. kann ein Solardach Strom zumindest für die Grundversorgung für die Beleuchtung erzeugen.
-
Weiter hat ein am oder über dem Wasser gelegenes Gebäude Vorteile in Bezug auf die Erschließung. So kann die Baustelle wird vom Wasser aus beschickt werden, was die Belästigung und Behinderung des täglichen Straßenverkehrs während der Bauarbeiten minimiert. Durch den Zugang der Brücke von zwei Uferseiten ist der Eingang und Abgang der Besucher schneller möglich. Ein solches Brückenbauwerk kann zudem eine Plattform für die Anbindung an den öffentlichen oder privaten Personennahverkehr, beispielsweise mit Elektrotaxis, aufweisen. Die Nähe zu einem Gewässer bietet auch die Möglichkeit, entfernt von dem Brückenbauwerk gelegene Parkhäuser zu nutzen und Besucher anschließend mit einem Schiff zu dem Brückenbauwerk zu transportieren. Hierzu kann eine Bootsanlegestelle an oder in dem Brückenbauwerk vorgesehen sein.
-
Nach einer Ausführungsform der Erfindung weist das Brückenbauwerk wenigstens zwei Widerlager auf, die insbesondere an gegenüberliegenden Ufern eines Gewässers vorgesehen sind. Auf und/oder zwischen diesen Widerlagern kann dann ein Gebäude vorgesehen sein, das einen Fluss oder dergleichen Gewässer zumindest teilweise überspannt.
-
Hierbei ist es möglich, dass die Brückenkonstruktion im Wesentlichen als eine Bogenbrücke mit wenigstens zwei Bögen gestaltet ist, die sich zwischen den Widerlagern erstrecken. Die Bögen können dabei durch ein unterhalb der Bögen angeordnetes Gebäude miteinander verbunden sein. Das Gebäude kann an den Bögen über Hänger abgehängt sein, so dass das Gebäude an den Hängern schwebend aufgehängt ist. Alternativ ist es möglich, das Gebäude ganz oder bereichsweise starr mit den Bögen zu verbinden.
-
Nach einem weiteren Beispiel ist es möglich, dass das Gebäude selbst statisch tragender Bestandteil der Brückenkonstruktion ist, beispielsweise indem der Boden und die Decke des Gebäudes Unter- bzw. Obergurt der Brückenkonstruktion bilden.
-
Es wird besonders bevorzugt, wenn das Gebäude wenigstens zwei Ebenen aufweist, von denen eine obere Ebene einen Veranstaltungsraum, insbesondere einen Konzert- und/oder Theatersaal, aufweist, und eine untere Ebene als eine über wenigstens eines der Widerlager anfahrbare Parkebene für Fahrzeuge eingerichtet ist. Dies erleichtert die Verkehrsanbindung des Gebäudes, insbesondere für Nutzungsarten wie einen Konzert- und/oder Theatersaal, bei denen innerhalb vergleichsweise kurzer Zeit sehr viele Besucher an- und abreisen.
-
Nach einer Ausführungsform der Erfindung ist der Veranstaltungsraum akustisch von den Widerlagern und/oder der Parkebene entkoppelt. Dies kann beispielsweise mittels elastisch verformbarer Elemente erfolgen, mit denen der Veranstaltungsraum gegenüber anderen Teilen des Gebäudes gelagert ist. Alternativ oder zusätzlich kann eine solche Entkopplung auch dadurch erfolgen, dass das Gebäude oder Teile hiervon, insbesondere der Veranstaltungsraum, schwebend aufgehängt sind, beispielsweise an den Bögen des Brückenbauwerks.
-
Das Brückenbauwerk weist zusätzlich eine Freilichttribüne auf. Beispielsweise kann in oder an dem Gebäude wenigstens eine Bühne vorgesehen sein, der eine außerhalb des Gebäudes angeordnete Zuschauertribüne, insbesondere eine Freilichttribüne, zugeordnet ist. Eine solche außerhalb des Gebäudes angeordnete Zuschauertribüne wird erfindungsgemäß mittels Hängern an wenigstens einem weiteren Bogen des Brückenbauwerks abgehängt. Nach einem Beispiel der Erfindung weist das Brückenbauwerk auf zwei gegenüberliegenden Seiten des Gebäudes jeweils eine außerhalb des Gebäudes angeordnete Zuschauertribüne, insbesondere eine Freilichttribüne, auf, wobei jede der beiden Zuschauertribünen mittels Hängern an wenigstens einem Bogen abgehängt sein kann.
-
In dem Brückenbauwerk kann der Veranstaltungsraum zwischen den Widerlagern angeordnet sein, wobei zwischen den Widerlagern und dem Veranstaltungsraum jeweils wenigstens ein weiterer Raum des Gebäudes, insbesondere ein Foyer und/oder Restaurant, angeordnet sein kann.
-
Im folgenden werden Ausführungsformen der Erfindung beispielhaft und unter Bezugnahme auf die beigefügte Zeichnung näher erläutert. Es zeigen:
- 1 eine Perspektivansicht eines erfindungsgemäßen Brückenbauwerks,
- 2 eine Draufsicht auf das Brückenbauwerk nach 1,
- 3 eine Seitenansicht des Brückenbauwerks nach 1,
- 4 einen Schnitt durch das Brückenbauwerk nach 3,
- 5 eine weitere Seitenansicht des Brückenbauwerks nach 1, und
- 6 einen Schnitt durch das Brückenbauwerk nach 5.
-
In den Figuren ist ein Brückenbauwerk 1 dargestellt, das ein Gewässer 2 oder dgl. Hindernis, beispielsweise einen Fluss, überspannt. Hierzu weist das Brückenbauwerk 1 an einem Ufer des Gewässers 2 ein erstes Widerlager 3 und am gegenüberliegenden Ufer des Gewässers 2 ein zweites Widerlager 4 auf. Weiter weist das Brückenbauwerk 1 in dem dargestellten Beispiel zwei Bögen 5, 6 auf, die sich jeweils zwischen den Widerlager 3, 4 über das Gewässer 2 erstrecken.
-
Die Widerlager 3, 4 sind in dem gezeigten Beispiel jeweils als zusammenhängende Blöcke dargestellt, auf denen sich beide Bögen 5, 6 abstützen. Alternativ hierzu kann für jeden Bogen 5, 6 ein separates Widerlager an jedem uferseitigen Ende des Bogens vorgesehen sein.
-
Die Bögen 5, 6 sind voneinander beabstandet angeordnet und können jeweils wie dargestellt gekrümmt verlaufen, so dass sie in der Draufsicht der 2 einen konkaven Bereich zwischen sich definieren. Alternativ hierzu können die Bögen 5, 6 auch parallel zueinander verlaufen oder derart gekrümmt, dass sie einen in der Draufsicht konvexen Bereich begrenzen. In dem gezeigten Beispiel sind die Bögen 5, 6 jeweils als einzelne Bögen ausgebildet. Es ist jedoch auch möglich, dass die Bögen 5, 6 als Doppelbögen aus zwei Einzelbögen mit jeweils unterschiedlichen Höhen und Krümmungen ausgebildet sind.
-
Zwischen den Bögen 5, 6 weist das Brückenbauwerk 1 ein Gebäude 7 auf, das die Bögen 5, 6 miteinander verbindet. Das Gebäude 7 kann wie dargestellt etwa mittig zwischen den Widerlagern 3, 4 angeordnet sein und diese ggf. bereichsweise überdecken. Wie in den Schnittansichten der 4 und 6 erkennbar ist, kann die obere Deckenseite des Gebäudes 7 zumindest bereichsweise an die Kontur der Bögen 5, 6 angepasst sein. Das Gebäude 7 kann hierbei starr mit den Bögen 5, 6 verbunden sein. Alternativ hierzu kann das Gebäude 7 über Hänger schwebend an den Bögen 5, 6 aufgehängt sein. In dem gezeigten Beispiel wird die Oberseite des Gebäudes 7 durch die Bögen 5, 6 nach oben begrenzt, so dass das Gebäude 7 in der Seitenansicht der 3 eine bogenförmig gewölbte Oberseite aufweist. Es ist jedoch auch möglich, dass das Gebäude 7 die Bögen 5, 6 ganz oder bereichsweise nach oben überragt oder die Bögen 5, 6 das Gebäude 7 überragen, beispielsweise indem das Gebäude 7 in der Seitenansicht der 3 etwa rechteckig ist.
-
Das Gebäude 7 weist zumindest einen Veranstaltungsraum 8 auf, beispielsweise ein Konzert- oder Theaterraum mit einem Bühnenbereich und einem Zuschauerbereich. In der dargestellten Ausführungsform ist der Veranstaltungsraum 8 etwa mittig zwischen den Widerlagern 3, 4 und beabstandet von diesen in einer oberen Ebene des Gebäudes 7 vorgesehen. Abhängig von der Spannweite des Brückenbauwerks 1 und der erforderlichen Größe des Veranstaltungsraums 8 kann sich dieser auch bis zu den Widerlagern 3, 4 oder über diese hinaus erstrecken.
-
Unterhalb der Ebene des Veranstaltungsraums 8 ist in dem dargestellten Beispiel eine weitere Ebene vorgesehen, die als Parkebene 9 zum Abstellen von Fahrzeugen ausgebildet ist. Hierzu können in einem oder beiden Widerlagern 3, 4, zwischen diesen oder neben diesen eine oder mehrere Ein- und Ausfahrten ausgebildet sein. Seitlich des Veranstaltungsraums 8 können in dem Gebäude 7 weitere Räume vorgesehen sein, beispielsweise ein Foyer bzw. Restaurant 10.
-
Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, wenn zumindest der Veranstaltungsraum 8 von den Widerlagern 3, 4, von den Bögen 5, 6 und/oder von der Parkebene 9 akustisch entkoppelt ist. Dies kann beispielsweise dadurch erfolgen, dass der Veranstaltungsraum 8 innerhalb des Gebäudes 7 elastisch gelagert und/oder aufgehängt ist.
-
Zusätzlich zu den Bögen 5, 6 sind in dem dargestellten Ausführungsbeispiel auf jeder Seite des Gebäudes 7 zwei weitere Bögen 11, 12 vorgesehen, die auf der dem Gebäude 7 zugewandten, oder alternativ auf der dem Gebäude abgewandten, Seite der Bögen 5, 6 verlaufen und sich ebenfalls auf den Widerlagern 3, 4 oder separaten Widerlagern abstützen können. Die Bögen 11, 12 sind so gekrümmt angeordnet, dass sie untereinander sowie die Bögen 11 mit den jeweils benachbarten Bögen 5, 6 in der Draufsicht der 2 einen konvexen Bereich begrenzen. Statt der beidseits des Gebäudes 7 vorgesehenen Bögen 11, 12 können diese nur auf einer Seite vorgesehen sein oder gar nicht vorgesehen sein.
-
Die Bögen 11, 12 tragen jeweils eine Freilichttribüne 13, die über Hänger 14 an den Bögen 11, 12 befestigt ist. Die Freilichttribünen 13 sind jeweils zu dem Gebäude 7 hin bzw. einer an oder in dem Gebäude 7 vorgesehenen Bühne so ausgerichtet, dass sie auf der dem Gebäude 7 abgewandten Seite aufsteigende Zuschauerreihen aufweisen.
-
Aus den Ansichten der 3 bis 6 ist ersichtlich, dass auf der Oberseite der Parkebene 9 seitlich des Veranstaltungsraums 8 bzw. seitlich der Foyers/Restaurants 10 eine Plattform 15 zur Zuwegung und als Vorfahrt für das Gebäude 7 vorgesehen sein kann. Weiter kann in oder an wenigstens einem Widerlager 2, 3 bzw. unterhalb des Gebäudes 7 wenigstens ein Bootsanleger 16, beispielsweise mit direktem Zugang zu dem Gebäude 7, vorgesehen sein. Zudem kann eine schematisch angedeutete Kläranlage 17 in dem Brückenbauwerk 1 vorgesehen sein.
-
Das Gebäude 7 kann ganz oder teilweise mit einem Solardach 18 ausgestattet sein, um in dem Gebäude 7 und/oder wenigstens einem der Widerlager 3, 4 eine Einrichtung zur Erzeugung von Energie mittels Photovoltaik und/oder Solarthermie zu speisen. Zur Beheizung und Klimatisierung des Gebäudes 7 kann in dem Brückenbauwerk 1 eine Einrichtung vorgesehen sein, die das ggf. strömende Gewässer 2 als Energiequelle nutzt und/oder das Gewässer 2 als Wärmequelle oder Wärmesenke nutzt.
-
Bezugszeichenliste
-
- 1
- Brückenbauwerk
- 2
- Gewässer
- 3
- Widerlager
- 4
- Widerlager
- 5
- Bogen
- 6
- Bogen
- 7
- Gebäude
- 8
- Veranstaltungsraum
- 9
- Parkebene
- 10
- Foyer/Restaurant
- 11
- Bogen
- 12
- Bogen
- 13
- Freilichttribüne
- 14
- Hänger
- 15
- Plattform
- 16
- Bootsanleger
- 17
- Kläranlage
- 18
- Solardach