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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bestimmen des Alkoholgehalts einer Flüssigkeit und ein Messgerät, das bei diesem Verfahren eingesetzt werden kann.
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Bekannt sind sogenannte Vinometer, mit denen der Alkoholgehalt von Wein und weinähnlichen Getränken, wie bspw. Obstwein, gemessen und typischerweise in Volumenprozent angezeigt werden kann. Ein Vinometer besteht üblicherweise aus einem mit einer Skala versehenen, an beiden Enden offenen Röhrchen aus bspw. geblasenen Glas. Die Funktionsweise basiert auf der Herabsetzung der Oberflächenspannung des Wassers durch Alkohol sowie dem Kapillareffekt. Danach wird ein Wasser-Alkohol-Gemisch umso weniger gegen die Schwerkraft in der Kapillare gehalten, je höher der Alkoholanteil ist.
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Zum Messen bzw. Bestimmen des Alkoholgehalts wird etwas der Flüssigkeit, deren Alkoholgehalt zu bestimmen ist, in einen Trichter des Vinometers geschüttet. Nachdem sich die Kapillare blasenfrei gefüllt hat, wird das Vinometer umgedreht. Nun hält die Kapillarkraft etwas Flüssigkeit im Kapillarröhrchen. Je weniger das ist, umso höher ist der Alkoholgehalt, der angezeigt wird.
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Vinometer ermöglichen die Bestimmung des Alkoholgehalts auf schnelle und einfache Weise, wobei der erforderliche Aufwand sehr gering ist. Es zeigt sich nun, dass Vinometer bei einigen Flüssigkeiten bzw. Getränken nicht geeignet sind, den Alkoholgehalt zuverlässig zu bestimmen. So erweisen sich Vinometer bei kohlensäurehaltigen bzw. schäumenden Getränken, wie bspw. Schaumwein, als nicht geeignet. Ein weiteres Beispiel ist Glühwein, dessen Alkoholgehalt nicht zuverlässig bestimmt werden kann.
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Aus diesen Grunde wurden Vinometer bislang nur für eine begrenzte Anzahl von unterschiedlichen Getränken eingesetzt. Für Getränke, die nicht für ein Vinometer geeignet sind, werden bislang aufwändige und damit teuere Verfahren eingesetzt. Hier setzt das vorgestellte Verfahren an.
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Es werden ein Verfahren nach Anspruch 1 und ein Messgerät mit den Merkmalen des Anspruchs 10 vorgestellt. Ausführungsformen ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen und aus der Beschreibung.
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Das vorgestellte Verfahren dient zum Bestimmen des Alkoholgehalts einer alkoholhaltigen Flüssigkeit, wobei die Flüssigkeit in einen Glaskörper, der eine Kapillare umfasst, gefüllt wird. Der Glaskörper wird dann umgedreht. Dann wird ein Wert an einer Skala abgelesen, wobei dieser Wert einem Niveau bzw. Füllstand der Flüssigkeit in der Kapillare entspricht bzw. dadurch bestimmt ist. Anhand des abgelesenen Werts wird unter Berücksichtigung eines Korrekturwerts, der von der Art der Flüssigkeit abhängt, ein Wert für den Alkoholgehalt der Flüssigkeit ermittelt.
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Es bietet sich an, wenn der Glaskörper bei den Messungen eine Temperatur von etwa 20 °C hat. Zudem kann eine prismatische Kapillare verwendet werden, so dass ein Vergrößerungseffekt genutzt werden kann, um das Ablesen des Werts zu vereinfachen bzw. ein genaueres Ergebnis ablesen zu können.
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Somit ist es möglich, vielfältige Arten von alkoholartigen Getränken auf einfache Weise auf ihren Alkoholgehalt hin zu untersuchen. Bislang war der Einsatz von Vinometern stark eingeschränkt. Konnte für eine bestimmte Art von Getränk kein zuverlässiger Alkoholwert ermittelt werden, so wurden andere Verfahren verwendet. Nunmehr wurde erkannt, dass beim Einsatz des vorgestellten Messgeräts die Art des Getränks dahingehend berücksichtigt werden muss, dass ein Korrekturfaktor, der von der Art des Getränks abhängt, hinzugezogen wird. Damit sind für eine Vielzahl von alkoholartigen Getränken verlässliche Werte auf einfache Weise erhältlich.
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Insbesondere bei kohlensäurehaltigen Getränken, wie bspw. Schaumweinen, wurde erkannt, dass diesen Getränken vor dem Bestimmen des Alkoholgehalts mit dem Messgerät zunächst die Kohlensäure entzogen werden muss.
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Bei trockenen Weinen zeigt sich bspw., dass kein Korrekturwert erforderlich ist bzw. dieser Null ist.
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Weitere Vorteile und Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung und der beiliegenden Zeichnung.
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Es versteht sich, dass die voranstehend genannten und die nachstehend noch zu erläuternden Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden Erfindung zu verlassen.
- 1 zeigt eine Ausführung eines Messgeräts zur Durchführung des vorgestellten Verfahrens.
- 2 zeigt eine Ausführung eines Röhrchens, das zum Entfernen der Kohlensäure aus einer Flüssigkeit dient.
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Die Erfindung ist anhand von Ausführungsbeispielen in der Zeichnung schematisch dargestellt und wird im folgenden unter Bezugnahme auf die Zeichnung ausführlich beschrieben.
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1 zeigt eine Ausführung eines Messgeräts, das insgesamt mit der Bezugsziffer 10 bezeichnet ist. Die Darstellung zeigt einen Glaskörper 12 mit einem Trichter 14 und einer Kapillare 16, die ineinander übergehen. Die Kapillare 16 kann angeschmolzen sein. Der Glaskörper 12 ist auf einer Platte 18 mittels Klammern 20 gehalten, die ein Verschieben des Glaskörpers 12 zu der Platte 18, die unterschiedlich gestaltet sein kann, ermöglichen. Auf der Platte 18 befindet sich eine Skala 22, die ein Ablesen eines Alkoholgehalts einer in der Kapillare 16 enthaltenen Flüssigkeit gestattet. Zum Einstellen bzw. Justieren des Messgeräts 10 befindet sich auf der Kapillare 16 ein Justierstrich 24, der in Übereinstimmung mit einem Wert bzw. Strich der Skala 22 zu bringen ist. Hierzu wird der Glaskörper 12 zu der Platte 18 nach oben oder unten verschoben, wobei eine Alkohol-Wassermischung, d. h. eine Flüssigkeit, mit bekanntem Alkoholgehalt verwendet wird.
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Das Messgerät 10 sollte ca. eine Temperatur von 20 °C haben. Zu messende Flüssigkeiten sollten keine Kohlensäure enthalten, die aus diesem Grunde bspw. durch Filtration mit einem Papierfilter oder bspw. durch Schütteln entfernt werden kann. Das Entfernen kann auch durch Anlegen eines Unterdrucks vorgenommen werden.
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Zum Messen wird das Messgerät über den Trichter gefüllt. Dabei sollte das Messgerät senkrecht gehalten werden. Man sollte dann etwa acht Tropfen ablaufen lassen. Durch Umwenden des Messgeräts wird dann die Restmenge der Flüssigkeit, die sich nicht innerhalb der Kapillare befindet, entfernt. Dann wird das Messgerät umgedreht vorsichtig auf eine vorzugsweise trockene Fläche abgestellt. Es wird dann kurz gewartet, dann ist das Ergebnis abzulesen. Der abgelesene Wert muss dann noch korrigiert werden, wozu ein Korrekturwert verwendet wird, der von der Art der untersuchten Flüssigkeit abhängt.
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2 zeigt ein Röhrchen, das insgesamt mit der Bezugsziffer 50 bezeichnet ist, und kommt bei Ausführungen des vorgestellten Verfahrens zum Einsatz. Dieses dient zum Entfernen bzw. Entziehen von Kohlensäure aus einer kohlensäurehaltigen Flüssigkeit. Das Röhrchen 50 umfasst einen unten abgeschlossen Körper mit einer Öffnung 52 oben, die mit einem schwenkbaren Deckel 54 verschlossen werden kann. In diesem Deckel 54 befindet sich ein Loch 56.
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Das Röhrchen 50 kommt folglich bei schäumenden Getränken zum Einsatz und dient dem schnellen CO2-Entzug. So werden bspw. 2 bis 3 ml der Flüssigkeit in das Röhrchen mit dem Deckel gefüllt. In einer anderen Ausführung wird das Röhrchen etwa bis zur Hälfte gefüllt. Dieses wird dann verschlossen. Der Deckel hat ein kleines Loch 56, das bspw. mit einem Finger abgedeckt wird. Das Röhrchen 50 wird solange geschüttelt, bis es beim Freigeben des Lochs 56 nicht mehr „zischt“.
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Alternativ können 2 bis 3 ml der Flüssigkeit in einen kleinen Becher gefüllt werden und dann mit einer Spritze, bspw. eine 10 oder 20 ml Plastikspritze, eingezogen werden. Diese wird stark geschüttelt. Der Spritzausgang wird zugehalten und es wird der Spritzkolben kräftig ausgezogen. Dabei wird der größte Teil der Kohlensäure per Unterdruck aus der Flüssigkeit entfernt. Anschließend wird der Spritzausgang freigegeben, so dass das extrahierte CO2 entweichen kann. Anschließend kann die Flüssigkeit mit dem Alkoholmessgerät gemessen werden.
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Die Darstellung zeigt somit ein Röhrchen, das zum Entfernen der Kohlesäure in Flüssigkeiten, wie bspw. Schaumwein und Bier, verwendet werden kann. Dieses Röhrchen wird etwa zur Hälfte mit der Flüssigkeit gefüllt. Dann wird die Öffnung des Röhrchens dicht zugehalten und anschließend das Röhrchen, bspw. sechs bis acht Mal, kräftig geschüttelt. Nach jedem Schütteln wird die Öffnung freigegeben, so dass die Kohlesäure austreten kann. Dieses Austreten ist höhrbar. Wird festgestellt, dass keine Kohlensäure mehr austritt, so kann die eigentliche Messung mit dem Alkoholmessgerät erfolgen.
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Bei Bier als alkoholischem Getränk ist folgendes zu beachten. Da beim ersten Schütteln der Kohlensäureanteil in Bier noch sehr hoch ist, sollte das bereits geschüttelte Bier nochmals bis etwa zur Hälfte eingefüllt und nochmals geschüttelt werden. Nach dem zweiten Schüttelvorgang verbleibt ein so großer Rest von Bier ohne Kohlensäure, dass dieser den Trichter der Kapillare füllt, so dass jetzt der Alkoholgehalt bestimmt werden kann nach
(X:2) Vol.-% - 1/2 Vol.-%,
wobei X der Wert ist, der am Messgerät abgelesen wird. Es muss also auch hier nach Ablesen ein Korrekturwert berücksichtigt werden, der von der Art der zu untersuchenden Flüssigkeit, in diesem Fall Bier, abhängt.
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Wird bspw. ein Wert von 12 Vol.-% abgelesen, so ergibt sich:
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Weitere erforderliche Korrekturen des Ablesewerts X sind z. B.:
- warmer/heißer Glühwein:
süßer Wein (über 9 g/l Zucker, bspw. Bezeichnung lieblich oder halbtrocken):
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Bei trockenen Weinen ist keine Korrektur erforderlich, d. h. der Korrekturwert ist Null.
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Nach Gebrauch sollte der Trichter ausgeleert werden und anschließend, möglichst zeitnah, mit Wasser ausgespült werden. Danach sollte der Trichter vollständig mit Wasser gefüllt werden und dann sollte man ca. acht Tropfen austreten lassen. Dann wird das Wasser aus der Kapillare entfernt, bspw. durch Durchblasen, Schütteln, Saugen. Die Kapillare muss komplett leer sein. Von Bedeutung ist, dass der Justierstrich auf der Kapillare exakt auf dem eingestellten Wert, bspw. 10 Vol.-%, steht. Andernfalls kann die Kapillare durch Verschieben entsprechend eingestellt werden.
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Das vorgestellte Alkoholmessgerät funktioniert grundsätzlich nach dem Messprinzip eines Vinometers, hat aber gegenüber herkömmlichen Vinometern erhebliche Vorteile. So ergibt sich ein viel größerer Anwendungsbereich für:
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- - süße Weine,
- - heiße Glühweine,
- - Schaumweine,
- - Bier und
- - Maische.
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Weiterhin ist zu beachten, dass das Messgerät nicht an der Kapillare gehalten werden muss, mit der Gefahr, dass Körperwärme auf die Kapillare übertragen wird und dadurch Messfehler erzeugt werden. Das vorgestellte Messgerät wird hingegen beim Messen an einem Skalenträger, in 1 die Platte 18, welcher bspw. aus Kunststoff gefertigt ist, gehalten.
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Das Messergebnis kann mehrfach vergrößert an einer Spezialkapillare, die farbig, bspw. blau, gestaltet sein kann, dargestellt werden und an dem separaten Skalenträger einfach abgelesen. Der Alkoholgehalt kann auf der Skala grundsätzlich in einer der üblichen Einheiten angegeben werden, wie bspw. g/l oder Vol.-%. Dies findet dann auch bei dem Korrekturwert Berücksichtigung.
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Die Genauigkeit des Messgeräts ist ausreichend hoch, um verlässliche Angaben zum Alkoholgehalt zu erhalten.