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Technisches Gebiet
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Die Erfindung betrifft ein wechselbares Walzgerüst für eine Walzanlage, vorzugsweise zum Walzen von zylindrischen Walzgütern, wie etwa Stäben, nahtlosen Rohren und/oder Drähten, das entlang einer Wartungsrichtung zwischen einer Arbeitsposition und einer Wartungsposition verfahrbar ist.
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Hintergrund der Erfindung
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Bei der Herstellung zylindrischer Walzgüter, wie etwa Stäben, nahtlosen Rohren und Drähten, kommen Streckreduzier- und/oder Maßwalzwerke zum Einsatz, die mehrere in Förderrichtung des Walzguts hintereinander angeordnete Walzgerüste aufweisen. Die Walzgerüste weisen üblicherweise drei Walzen auf, die im Winkelabstand von 120° symmetrisch um das zylindrische Walzgut herum angeordnet sind. Es sind jedoch auch Konstruktionen mit weniger oder mehr Walzen pro Walzgerüst bekannt.
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Die
WO 2017/068533 A1 beschreibt ein Walzwerk mit einem ersten Abschnitt, der mehrere Walzgerüste aufweist und für das Walzen über einen in das Rohr eingebrachten Dorn eingerichtet ist, und einem zweiten Abschnitt, der mehrere Walzgerüste aufweist und für das Walzen ohne Dorn eingerichtet ist. Die Walzgerüste weisen jeweils drei Walzen auf. Walzwerke zum Walzen metallischer Stäbe und Drähte mit mehreren auf einer Walzlinie angeordneten Walzgerüsten sind ferner beispielsweise in der
DE 38 30 101 A1 ,
DE 39 40 736 A1 und
DE 100 15 285 A1 beschrieben.
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Alle oder einige Walzgerüste einer Walzstraße können auswechselbar eingerichtet sein, um diese außerhalb der Walzstraße zu warten. Auch eine Änderung der zu walzenden Abmessungen, etwa wenn ein Walzgerüst mit Walzen geänderter Kaliberquerschnitte zu bestücken ist, erfordert ein Herausfahren der betreffenden Walzgerüste aus der Walzstraße oder wird dadurch zumindest erheblich erleichtert. Dies gilt insbesondere für die letzten Walzgerüste, in Walzrichtung gesehen, da diese als „Fertigwalzgerüste“ gegebenenfalls ein großes Produktspektrum abzudecken haben. Häufige Abmessungswechsel sind hierbei die Regel. Durch die Auswechselbarkeit von Walzgerüsten kann zudem der Walzbetrieb aufrechterhalten werden, während Walzgerüste außerhalb der Walzstraße für ihren Einsatz vorbereitet werden. Auf diese Weise werden Unterbrechungen des Walzbetriebs gering gehalten. Gemäß der oben zitierten
DE 100 15 285 A1 werden Walzgerüste zu diesem Zweck über Gerüstwechselwagen aus der Walzstraße hinaus und in diese hinein gefahren.
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Zum Ausfahren eines Walzgerüsts aus der Walzstraße ist es erforderlich, die für die Steuerung und den Betrieb des Walzgerüstes erforderlichen Medienzuleitungen, etwa für den Betrieb der Hydraulik, der Elektrik, für die Schmierung sowie Wasser- und Luftversorgung, über Medienkupplungen vom Walzgerüst zu trennen und nach der Wartung oder dem Walzenwechsel wieder mit dem Walzgerüst zu verbinden.
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Allerdings sind Medienkupplungen verschleiß- und fehleranfällig. Das wiederholte Kuppeln der Kontakte oder Nadeln an den Medienkupplungen kann zu Kontaktproblemen führen; beispielsweise können sich die Nadeln verbiegen, es können sich Schmutz und Flüssigkeiten in den Medienkupplungen verfangen und dergleichen. Dies kann unmittelbar zu elektrischen Störungen oder auch Aussetzern während des Betriebs führen. Robuste Medienkupplungen, die gegen äußere Einflüsse abgedichtet sind, insbesondere für hydraulische Anwendungen, sind groß und teuer. Die Beseitigung etwaiger Fließwiderstände erfordert ebenfalls eine großzügige Dimensionierung. Es kommt hinzu, dass die Medienkupplungen oft nur schwer zugänglich sind, wenn sie beispielsweise unterhalb der Kopplung zwischen Getriebe und Wechseleinheit des Walzgerüsts angeordnet sind. Durch die Trennung der Medienleitungen sind die Walzgerüste außerhalb der Walzlinie zudem elektrisch und hydraulisch ohne Anbindung. Dies führt zum einen dazu, dass eine Vorwärmung des Walzgerüsts außerhalb der Walzlinie besondere technische Maßnahmen erfordert. Zum anderen können beispielsweise Drehgeber von Anstellmotoren ihre Position verlieren, wenn die Spannung wegfällt. Somit ist die Wiederinbetriebnahme des Walzgerüsts nach einer Wartung oder einem Wechsel mit einem nicht unerheblichen Aufwand verbunden.
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Die
DE 101 03 686 A1 beschreibt eine Walzstraße mit gestaffelten Gerüsten, die mit jeweils beidseitig zur Walzlinie beabstandeten Ständerwänden ausgestattet sind, in deren Ständerfenster die Walzen mittels Einbaustücken gelagert sind. Durch die ausfahrbare Ständerwand der Bedienungsseite sind in einer Ausfahrendstellung die Walzenpaare senkrecht zur Ausfahrrichtung auswechselbar.
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Die
DE 10 2009 060 237 A1 beschreibt ein Stauchwalzwerk mit einer Antriebseinheit. Die
DE 200 16 169 U1 beschreibt eine Medienschiene über welche die an einem Walzgerüst vorhandenen Stellglieder und Verbraucher mit Betriebsmedien versorgt werden.
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Darstellung der Erfindung
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Eine Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein verbessertes wechselbares Walzgerüst für eine Walzanlage, vorzugsweise zum Walzen von zylindrischen Walzgütern, wie etwa Stäben, nahtlosen Rohren und/oder Drähten, anzugeben, das zumindest eines der oben dargelegten technischen Probleme überwindet.
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Gelöst wird die Aufgabe mit einem wechselbaren Walzgerüst mit den Merkmalen des Anspruchs 1. Vorteilhafte Weiterbildungen folgen aus den Unteransprüchen, der folgenden allgemeinen Darstellung der Erfindung sowie der Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele.
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Das wechselbare Walzgerüst gemäß der Erfindung ist Teil einer Walzanlage oder für eine solche ausgelegt. Die Walzanlage ist vorzugsweise zum Walzen von zylindrischen Walzgütern, wie etwa Stäben, nahtlosen Rohren und/oder Drähten, eingerichtet. Das Walzgerüst weist vorzugsweise mindestens zwei Walzen auf. Die Walzen sind vorzugsweise symmetrisch um das zylindrische Walzgut herum angeordnet, um eine Walzkraft auf den Außenumfang des Walzgutes auszuüben. Die Walzanlage weist vorzugsweise mehrere wechselbare Walzgerüste auf. Der Transport des Walzgutes durch die Walzanlage erfolgt entlang der Walzrichtung auf einem im Weiteren als „Walzlinie“ bezeichneten Weg.
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Gemäß der Erfindung ist das wechselbare Walzgerüst entlang zumindest einer Richtung, die im Weiteren als „Wartungsrichtung“ bezeichnet ist, zwischen einer Arbeitsposition und einer Wartungsposition verfahrbar. Die Arbeitsposition befindet sich demnach auf der Walzlinie, wobei das Walzgerüst in der Arbeitsposition so angeordnet ist, dass ein Walzgut, das entlang der Walzlinie transportiert wird, durch die Walzen des Walzgerüsts gewalzt werden kann. Demgegenüber befindet sich die Wartungsposition außerhalb der Walzlinie. In der Wartungsposition können beispielsweise Wartungsarbeiten am Walzgerüst vorgenommen werden. Auch eine Änderung der zu walzenden Abmessungen, etwa wenn das Walzgerüst mit Walzen geänderter Kaliberquerschnitte zu bestücken ist, erfordert ein Herausfahren des betreffenden Walzgerüstes aus der Walzlinie oder wird dadurch zumindest erheblich erleichtert. Dies gilt insbesondere für die letzten Gerüste, in Walzrichtung gesehen, da diese als „Fertigwalzgerüste“ gegebenenfalls ein großes Produktspektrum abdecken. Häufige Abmessungswechsel sind hierbei die Regel. Durch die Auswechselbarkeit des Walzgerüstes kann zudem der Walzbetrieb aufrechterhalten werden, während das Walzgerüst außerhalb der Walzlinie für einen späteren Einsatz vorbereitet wird. Auf diese Weise lassen sich Unterbrechungen des Walzbetriebs gering halten.
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Erfindungsgemäß weist das Walzgerüst zumindest eine Medienleitung auf, die ein für den Betrieb des Walzgerüsts genutztes Medium, vorzugsweise Elektrizität und/oder ein Fluid, transportiert. Die Bezeichnung „Medien“ umfasst beispielsweise Elektrizität zur Leistungsversorgung von elektrischen Aktoren des Walzgerüsts und/oder für den Austausch von Sensorsignalen, Fluide, wie etwa Öl und/oder Wasser, zur Versorgung von hydraulischen Aktoren, zur Schmierung, Kühlung und dergleichen. Es sei darauf hingewiesen, dass die hierin beschriebenen Merkmale, technischen Eigenschaften und Wirkungen gleichermaßen für den Fall mehrerer Medienleitungen gelten, auch wenn der sprachlichen Einfachheit halber zumeist der Singular verwendet wird.
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Das Walzgerüst weist gemäß der Erfindung ferner eine Kabelschleppvorrichtung auf, die so eingerichtet ist, dass das Walzgerüst entlang der Wartungsrichtung um die Wegstrecke zwischen der Arbeitsposition und der Wartungsposition verfahrbar ist, ohne die Medienleitung vom Walzgerüst trennen zu müssen.
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Durch die Kabelschleppvorrichtung kann das Walzgerüst ohne die Verwendung von Medienkupplungen aus der Arbeitsposition auf der Walzlinie in die Wartungsposition überführt werden. Weist das Walzgerüst eine Medienkupplung auf, kann die Medienleitung für eine Wartung, einen Austausch des Walzgerüstes und dergleichen gekuppelt bleiben, wodurch deren Haltbarkeit verbessert wird. Die elektrischen und/oder hydraulischen Kontaktierungen werden geschont, es können keine Verunreinigungen, Öl und Schmutz, in die Medienkupplung eintreten, wodurch die Zuverlässigkeit des Walzgerüsts sowohl bei der Inbetriebnahme als auch während des Betriebs verbessert wird. Auf diese Weise werden potentielle Fehlerquellen durch die Kabelschleppvorrichtung beseitigt. Zudem stehen auch in der Wartungsposition des Walzgerüsts die elektrischen und/oder hydraulischen und/oder weiteren Funktionen (Schmierung, Kühlung, Heizung usw.) zur Verfügung. Dies erleichtert beispielsweise ein Vorwärmen des Walzgerüsts außerhalb der Walzlinie. Sensoren, wie etwa Drehgeber, Druckgeber, Thermometer usw., Aktoren und andere elektronische Einrichtungen des Walzgerüsts müssen während der Wartung oder während des Wechsels nicht vom Netz genommen werden, wodurch deren Wiederinbetriebnahme vereinfacht wird.
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Vorzugsweise steht die Wartungsrichtung im Wesentlichen senkrecht auf der Walzlinie, wodurch ein platzsparendes Ein- und Ausfahren des Walzgerüsts in und aus der Walzlinie auf technisch einfache Weise realisierbar ist. Es sei darauf hingewiesen, dass die Walzlinie nicht nur durch die Walzanlage, sondern auch durch den Aufbau des Walzgerüsts selbst, insbesondere durch die Lage der Walzen, klar definiert ist. Ebenso sind Bezeichnungen der räumlichen Beziehung, wie etwa „oben“, „unten“, „horizontal“ usw., durch die übliche Anordnung einer Walzanlage sowie deren Walzgerüste klar definiert.
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Vorzugsweise befindet sich das Walzgerüst auf einer Schleppplatte, beispielsweise fest verbunden, die in horizontaler Ebene zumindest entlang der Wartungsrichtung verfahrbar ist. Die Schleppplatte ist ein plattenförmiger oder rahmenförmiger Träger, der das Walzgerüst auf verfahrbare Weise trägt. Die Kabelschleppvorrichtung befindet sich in der Arbeitsposition des Walzgerüsts vorzugsweise im Wesentlichen unterhalb der Schleppplatte, beispielsweise in einem dafür vorgesehenen Schacht. Die Kabelschleppvorrichtung kann aus Platzgründen insbesondere unterhalb des Hallenbodens installiert sein. Der Schacht erstreckt sich vorzugsweise im Wesentlichen entlang der Walzlinie. In der Arbeitsposition des Walzgerüsts wird in diesem Fall der betreffende Abschnitt des Schachts von der Schleppplatte zumindest teilweise abgedeckt. Außerhalb der Arbeitsposition kann der Schacht ebenfalls abgedeckt werden, etwa durch eine andere Schleppplatte oder durch eine Schutzplatte. Der Antriebsmotor des Walzgerüsts kann auf der Schleppplatte montiert sein oder im Fundament angekuppelt werden, beispielsweise über eine Welle-/Bogenzahnkupplung.
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Vorzugsweise weist die Kabelschleppvorrichtung ein Kabelschleppsystem, im Weiteren als „Kabelschleppsystem in Wartungsrichtung“ bezeichnet, auf, das ein Führungsgestell und zumindest eine Kabelschleppkette, die auf dem Führungsgestell abrollbar ist, aufweist. Die Kabelschleppkette ist vorzugsweise aus mehreren Kettengliedern aufgebaut, die schwenkbar miteinander verbunden sind. Die Kettenglieder weisen Aufnahmeabschnitte auf, welche die Medienleitung halten und führen, wodurch diese der Auf- und Abrollbewegung der Kabelschleppkette auf wohldefinierte Weise folgt, ohne geknickt zu werden oder sich zu verheddern. Die Umlenkradien, denen die Medienleitung maximal ausgesetzt ist, werden durch die Dimensionierung und Beschaffenheit der Kettenglieder und/oder von der Beschaffenheit der darin verlaufenden Kabel bestimmt.
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Vorzugsweise ist das Walzgerüst ferner entlang einer Wechselrichtung, die sich von der Wartungsrichtung unterscheidet, beispielsweise senkrecht auf dieser steht, verfahrbar, wobei die Kabelschleppvorrichtung hierbei so eingerichtet ist, dass das Walzgerüst entlang der Wartungsrichtung sowie der Wechselrichtung um die gewünschte Wegstrecke verfahrbar ist, ohne die Medienleitung vom Walzgerüst trennen zu müssen. Die Verfahrbarkeit entlang einer zweiten, hier als „Wechselrichtung“ bezeichneten Richtung ermöglicht oder vereinfacht den Austausch von Walzgerüsten.
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Vorzugsweise weist die Kabelschleppvorrichtung für diesen Fall ein weiteres Kabelschleppsystem auf, das als „Kabelschleppsystem in Wechselrichtung“ bezeichnet ist. Dieses kann wie das Kabelschleppsystem in Wartungsrichtung ebenfalls ein Führungsgestell und zumindest eine Kabelschleppkette, die auf dem Führungsgestell abrollbar ist, aufweisen. Die Kabelschleppkette des Kabelschleppsystems in Wechselrichtung ist vorzugsweise aus mehreren Kettengliedern aufgebaut, die schwenkbar miteinander verbunden sind. Die Kettenglieder weisen Aufnahmeabschnitte auf, welche die Medienleitung halten und führen, wodurch diese der Auf- und Abrollbewegung der Kabelschleppkette auf wohldefinierte Weise folgt, ohne geknickt zu werden oder sich zu verheddern.
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Die Umlenkradien, denen die Medienleitung maximal ausgesetzt ist, werden durch die Dimensionierung und Beschaffenheit der Kettenglieder und/oder von der Beschaffenheit der darin verlaufenden Kabel bestimmt.
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Während das Führungsgestell des Kabelschleppsystems in Wechselrichtung vorzugsweise fest verankert ist, beispielsweise im Schacht unterhalb des Walzgerüsts, ist das Führungsgestell des Kabelschleppsystems in Wartungsrichtung vorzugsweise in Richtung der Walzlinie verfahrbar montiert, um eine Bewegung des Walzgerüsts entlang der Wechselrichtung zu kompensieren.
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Vorzugsweise weist das Walzgerüst zumindest zwei Medienleitungen auf, wobei eine Medienleitung eine Ölversorgungsleitung und die andere eine elektrische Leitung, vorzugsweise ein Leistungskabel, ist. Durch die Berücksichtigung einer oder mehrerer elektrischen Leitungen in der Kabelschleppvorrichtung können potentiell unsichere Unterbrechungen der Stromversorgung unterbunden werden. Zudem kann das Walzgerüst durch eine permanente Ölversorgung „Offline“, d.h. außerhalb der Walzlinie, in einen Betriebszustand überführt oder in einem solchen gehalten werden, beispielsweise auf Temperatur gehalten werden. So ist das Walzgerüst schneller einsatzbereit.
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Die eine oder die mehreren Medienleitungen sind vorzugsweise permanent mit einem Abschnitt des Walzgerüsts verbunden, wobei mit „permanent“ hierbei nicht gemeint ist, dass die Medienleitungen prinzipiell untrennbar mit dem Walzgerüst verbunden sind, sondern dass keine Medienkupplungen, die für ein häufiges Trennen und Lösen der Medienleitungen ausgelegt sind, vorhanden sind. Andererseits ist die beschriebene Kabelschleppvorrichtung auch in Verbindung mit installierten Medienkupplungen nützlich, da in diesem Fall der Verschleiß der Medienkupplungen reduziert und somit die Lebensdauer derselben verlängert werden kann.
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Weitere Vorteile und Merkmale der vorliegenden Erfindung sind aus der folgenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele ersichtlich. Die dort beschriebenen Merkmale können alleinstehend oder in Kombination mit einem oder mehreren der oben dargelegten Merkmale realisiert werden, insofern sich die Merkmale nicht widersprechen. Die folgende Beschreibung der bevorzugten Ausführungsbeispiele erfolgt mit Bezug auf die begleitende Zeichnung.
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Figurenliste
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- Die 1 ist eine dreidimensionale Ansicht, die Ausschnittsweise ein Walzgerüst außerhalb der Walzstraße einer Drahtwalzanlage, sowie die Anbindung an eine Kabelschleppvorrichtung zeigt.
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Detaillierte Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele
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Im Folgenden werden bevorzugte Ausführungsbeispiele anhand der Figur beschrieben.
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Die 1 ist eine dreidimensionale Ansicht, die Ausschnittsweise ein Walzgerüst 10 außerhalb der Walzstraße einer Walzanlage 1, sowie die Anbindung an eine Kabelschleppvorrichtung 20 zeigt.
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Die Walzanlage 1 ist in der gezeigten Ausführungsform eine Drahtwalzanlage, sie kann jedoch auch eine Anlage zum Walzen jedweden zylindrischen Walzguts, etwa von Rohren oder Stäben, sein.
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Die technischen Details des Walzgerüsts 10, insbesondere der Aufbau sowie die Lagerung der Walzen, Anstellmotoren usw., sind in der 1 nicht gezeigt, da es im Weiteren weniger um die Walzfunktion, stattdessen um den Transport des Walzgerüsts 10 in und aus der Walzlinie sowie dessen Medienanbindung geht.
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Das Walzgerüst 10 befindet sich auf einer verfahrbaren Schleppplatte 11. Die Schleppplatte 11 ist über Rollen, ein Schienensystem oder auf andere Weise in horizontaler Ebene, in einer Richtung Wa in einem Winkel, vorzugsweise senkrecht, zur Walzlinie verfahrbar. Die Richtung Wa wird hierin als „Wartungsrichtung“ bezeichnet, da sie die Richtung aus der Walzlinie in eine Wartungsposition (und zurück) angibt. In der 1 befindet sich das Walzgerüst 10 auf einer solchen Wartungsposition außerhalb der Walzlinie, auf der eine Wartung des Walzgerüsts 10, ein Austausch von Walzen und dergleichen durchführbar ist. Im Vergleich dazu ist im Hintergrund der 1 ein Walzgerüst 10' gezeigt, das sich in der Arbeitsposition, d.h. auf der Walzlinie, befindet. Es sei darauf hingewiesen, dass ein Antriebsmotor des Walzgerüsts 10 auf der Schleppplatte 11 montiert sein kann. Alternativ kann der Antriebsmotor auch im Fundament angekuppelt werden, beispielsweise über eine Welle-/Bogenzahnkupplung.
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Vorzugsweise ist die Schleppplatte 11 nicht nur in der Wartungsrichtung Wa, sondern außerhalb der Walzlinie auch entlang einer weiteren Richtung We, vorzugsweise parallel zur Walzlinie, verfahrbar. Diese weitere Richtung wird hierin als „Wechselrichtung“ bezeichnet. Die Verfahrbarkeit entlang der Wechselrichtung We ermöglicht oder vereinfacht zumindest den Austausch des Walzgerüstes 10.
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Das Walzgerüst 10 ist mit Medienleitungen 12 verbunden, die Medien für den Betrieb des Walzgerüsts 10 transportieren. Die Bezeichnung „Medien“ umfasst beispielsweise Elektrizität zur Leistungsversorgung von elektrischen Aktoren und/oder für den Austausch von Sensorsignalen, Fluide, wie etwa Öl und/oder Wasser, zur Versorgung von hydraulischen Aktoren, zur Schmierung, Kühlung und dergleichen. Die Medienleitungen 12 sind vorzugsweise permanent mit dem Walzgerüst 10 verbunden, wobei mit „permanent“ hierbei nicht gemeint ist, dass die Medienleitungen 12 prinzipiell untrennbar mit dem Walzgerüst 10 verbunden sind, sondern dass keine Medienkupplungen, die für ein häufiges Trennen und Lösen der Medienleitungen 12 ausgelegt sind, vorhanden sind. Andererseits ist die im Weiteren beschriebene Kabelschleppvorrichtung 20 auch in Verbindung mit installierten Medienkupplungen nützlich, da in diesem Fall der Verschleiß der Medienkupplungen reduziert und somit die Lebensdauer derselben verlängert werden kann.
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Die Medienleitungen 12 werden durch die Kabelschleppvorrichtung 20 gehalten und geführt. Die Medienleitungen 12 sowie die Kabelschleppvorrichtung 20 sind hierbei so eingerichtet, dass das Walzgerüst 10 entlang der Wartungsrichtung Wa sowie gegebenenfalls der Wechselrichtung We um die erforderliche Wegstrecke verfahrbar ist, ohne dass die Medienleitungen 12 vom Walzgerüst 10 zu trennen sind. In anderen Worten, die Verfahrbarkeit des Walzgerüsts 10 über die Schleppplatte 11 entlang der Bewegungsrichtungen Wa, We muss durch die Kabelschleppvorrichtung 20 kompensierbar sein.
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Die Kabelschleppvorrichtung 20 befindet sich vorzugsweise unterhalb des Hallenbodens 13 in einem dafür vorgesehenen Schacht 14, der sich unterhalb der Walzlinie im Wesentlichen entlang derselben erstreckt. In der Arbeitsposition des Walzgerüsts 10 wird der betreffende Abschnitt des Schachts 14 von der Schleppplatte 11 abgedeckt. Außerhalb der Arbeitsposition kann der Schacht 14 ebenfalls abgedeckt werden, etwa durch eine andere Schleppplatte 11 oder durch eine Schutzplatte.
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Im vorliegenden Ausführungsbeispiel weist die Kabelschleppvorrichtung 20 ein erstes Kabelschleppsystem 30, auch als „Kabelschleppsystem in Wechselrichtung“ bezeichnet, und ein zweites Kabelschleppsystem 40, auch als „Kabelschleppsystem in Wartungsrichtung“ bezeichnet, auf, die entsprechend zur Realisierung der Bewegung entlang der Wechselrichtung We und der Wartungsrichtung Wa eingerichtet sind.
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Das erste Kabelschleppsystem 30 weist ein Führungsgestell 31 und eine oder mehrere Kabelschleppketten 32 auf. Das Führungsgestell 31 ist fest im Schacht 14 verankert, während die Kabelschleppkette 32 auf dem Führungsgestell 31, d.h. entlang der Wechselrichtung We, abrollbar ist. Zu diesem Zweck weist die Kabelschleppkette 32 mehrere Kettenglieder 33 auf, die ähnlich einer Fahrradkette beweglich, insbesondere schwenkbar, miteinander verbunden sind. Ferner weisen die Kettenglieder 33 Aufnahmeabschnitte 34 mit Öffnungen auf, durch welche die Medienleitungen 12 treten. Auf diese Weise werden die Medienleitungen 12 durch die Kabelschleppkette 32 gehalten und geführt, wodurch sie der Auf- und Abrollbewegung derselben auf wohldefinierte Weise folgen, ohne geknickt zu werden oder sich zu verheddern. Die Umlenkradien, denen die Medienleitungen 12 maximal ausgesetzt sind, werden durch die Dimensionierung und Beschaffenheit der Kettenglieder 33 und/oder von der Beschaffenheit der darin verlaufenden Kabel bestimmt.
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Das zweite Kabelschleppsystem 40 ist ähnlich dem ersten Kabelschleppsystem 30 aufgebaut, wobei die Abrollrichtung der Kabelschleppkette 42 senkrecht auf der Abrollrichtung der Kabelschleppkette 32 steht, um die Bewegung entlang der Wartungsrichtung Wa zu realisieren. Das zweite Kabelschleppsystem 40 weist dazu ein Führungsgestell 41 und eine oder mehrere Kabelschleppketten 42 auf. Das Führungsgestell 41 ist verfahrbar im Schacht 14 montiert, um eine Bewegung des Walzgerüsts 10 entlang der Wechselrichtung We zu kompensieren. Die Kabelschleppkette 42 ist auf dem Führungsgestell 41, d.h. entlang der Wartungsrichtung Wa, abrollbar. Zu diesem Zweck weist die Kabelschleppkette 42 wie im Fall des ersten Kabelschleppsystems 30 mehrere Kettenglieder 43 auf, die ähnlich einer Fahrradkette beweglich, insbesondere schwenkbar, miteinander verbunden sind. Ferner weisen die Kettenglieder 43 Aufnahmeabschnitte 44 mit Öffnungen auf, durch welche die Medienleitungen 12 treten. Auf diese Weise werden die Medienleitungen 12 durch die Kabelschleppkette 42 gehalten und geführt, wodurch sie der Auf- und Abrollbewegung derselben auf wohldefinierte Weise folgen, ohne geknickt zu werden oder sich zu verheddern. Die Umlenkradien, denen die Medienleitungen 12 maximal ausgesetzt sind, werden durch die Dimensionierung und Beschaffenheit der Kettenglieder 43 und/oder von der Beschaffenheit der darin verlaufenden Kabel bestimmt.
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Es sei darauf hingewiesen, dass die Kabelschleppsysteme 30 und 40 auch auf technische andere Weise realisierbar sind. Beispielsweise können die Führungsgestelle 31, 41 mit entsprechenden Schlitten zusammenwirken, welche die Medienleitungen 12 halten/führen und mittels eines Gleitschienensystems oder Rollen verfahrbar gelagert sind.
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Durch die Kabelschleppvorrichtung 20 kann das Walzgerüst 10 ohne Medienkupplungen aus der Arbeitsposition auf der Walzlinie in eine Wartungs- oder Auswechselposition überführt werden. Weist das Walzgerüst 10 Medienkupplungen auf, können die Medienleitungen für eine Wartung oder einen Austausch des Walzgerüstes 10 gekuppelt bleiben, wodurch deren Haltbarkeit verbessert wird. Etwaige elektrische und hydraulische Kontaktierungen werden nicht beeinträchtigt, es dringen keine Verunreinigungen, Öl und Schmutz, in die Medienkupplungen, wodurch die Zuverlässigkeit des Walzgerüsts 10 sowohl bei der Inbetriebnahme als auch während des Betriebs verbessert wird. Potentielle Fehlerquellen lassen sich auf diese Weise beseitigen. Zudem stehen auch in der Wartungs- oder Wechselposition des Walzgerüsts 10 die elektrischen, hydraulischen und/oder weiteren Funktionen zur Verfügung. Dies erleichtert beispielsweise ein Vorwärmen des Walzgerüsts in der Offline-Position. Sensoren, wie etwa Drehgeber, Druckgeber, Thermometer usw., Aktoren und andere Einrichtungen des Walzgerüsts 10 müssen während der Wartung oder während des Wechsels nicht vom Netz genommen werden, wodurch deren Wiederinbetriebnahme vereinfacht wird.
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Soweit anwendbar können alle einzelnen Merkmale, die in den Ausführungsbeispielen dargelegt sind, miteinander kombiniert und/oder ausgetauscht werden, ohne den Bereich der Erfindung zu verlassen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Walzanlage
- 10
- Walzgerüst
- 10'
- Walzgerüst
- 11
- Schleppplatte
- 12
- Medienleitung
- 13
- Hallenboden
- 14
- Schacht
- 20
- Kabelschleppvorrichtung
- 30
- Kabelschleppsystem in Wechselrichtung
- 31
- Führungsgestell
- 32
- Kabelschleppkette
- 33
- Kettenglied
- 34
- Aufnahmeabschnitt
- 40
- Kabelschleppsystem in Wartungsrichtung
- 41
- Führungsgestell
- 42
- Kabelschleppkette
- 43
- Kettenglied
- 44
- Aufnahmeabschnitt
- Wa
- Wartungsrichtung
- We
- Wechselrichtung