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GEBIET DER ERFINDUNG
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Die vorliegende Erfindung betrifft Zubehör für Streichinstrumente. Speziell betrifft sie eine Stütze für ein Streichinstrument, die am Boden des Streichinstruments zu befestigen ist und zur Auflage im Bereich der Schulter der das Streichinstrument spielenden Person bestimmt ist. Dabei handelt es sich bei dem Streichinstrument typischerweise um eine Violine oder eine Viola. Die Stütze kann aber auch Verwendung für andere auf dem Arm zu haltende Streichinstrumente Anwendung finden, beispielsweise für eine Viola d'amore oder ähnliches. Allerdings kann die erfindungsgemäße Stütze auch beispielsweise für einen Kontrabass verwendet werden, um im Bereich des Knies des Musikers aufzuliegen. Ferner betrifft sie ein Stützkissen zur Polsterung eines am Körper zu tragenden Gegenstandes.
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HINTERGRUND UND VERWANDTER STAND DER TECHNIK
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Stützen für Violinen, Violen oder ähnliche auf dem Arm zu haltende Streichinstrumente werden im Stand der Technik verwendet, um dem Spieler das Halten des Instruments zu erleichtern. Derartige Stützen werden am Instrument befestigt und bilden eine Auflagefläche, die im Bereich der Schulter aufliegt. Deshalb werden sie im Stand der Technik auch als „Schulterstütze“ bezeichnet, obwohl die Stützen auch zumindest teilweise im Bereich der Brust des Spielers auffliegen können. Eine derartige Stütze dient zum einen dazu, ein Verrutschen des Corpus an seiner Auflagestelle zu vermeiden, zum anderen dazu, das Streichinstrument gegenüber der Schulter anzuheben, sodass es möglichst bequem zwischen Schulter und Kinn gehalten werden kann.
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Ursprünglich wurden Violinen ohne Schulterstütze gespielt, es war allenfalls üblich, ein Tuch oder ein Stück Leder zwischen das Instrument und die Schulter zu legen, um ein zumindest allzu leichtes Verrutschen des Instruments zu vermeiden. Dies entspricht auch der aktuell zunehmend gepflegten historischen Aufführungspraxis auf sogenannten „Barockgeigen“, die mit traditionellen Darmsaiten und speziellen Bögen nach Bauart des Barock gespielt werden. Auch unter den Geigern, die Instrumente mit moderner Ausstattung spielen, verzichtet ein kleiner Teil ganz auf eine Stütze, meist weil man sich dadurch eine erhöhte Flexibilität in der Haltung verspricht. Das Spielen ganz ohne Stütze erfordert aber große Geschicklichkeit und ist den meisten Spielern zu unsicher und zu anstrengend.
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Eine konstruktiv relativ einfache Stütze ist beispielsweise in der
US 4 506 582 beschrieben, die aus einem Kissen besteht, das mit zwei elastischen Gliedern versehen ist, die die Ränder des Bodens des Instruments umgreifen und das Kissen dadurch einigermaßen sicher festhalten.
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Die gegenwärtig gebräuchlichste Art von Stütze umfasst ein Gestell aus Kunststoff, Holz oder Metall, welches brückenartig über die gesamte Breite des Instruments geführt und an den Seitenrändern des Instruments festgelegt ist. Derartige Stützen sind beispielsweise in der
DE 3033310 C2 , der
CH 296363 oder der
DE 195 00 066 A1 offenbart. Die
DE 195 00 066 A1 weist in der Beschreibungseinleitung darauf hin, dass derartige Stützen „dazu dienen, dem Musiker das Halten des Instruments bequem zu machen“. In der Tat erlauben diese Stützen es, das Instrument mit geringer Mühe zu halten, und vermitteln dem Spieler zudem ein Gefühl der Sicherheit, das Instrument ausschließlich mit dem Kinn, d.h. ohne Unterstützung durch die linke Hand, halten zu können.
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Gerade dieser vermeintliche Vorteil der brückenartigen Schulterstützen bringt aber nach Erkenntnissen der Erfinderin erhebliche Nachteile mit sich. Der als vorteilhaft empfundene sicherere Halt hat nämlich zur Folge, dass die Position des Instruments beim Spielen praktisch nicht verändert werden kann. Insbesondere gestatten die brückenartigen Schulterstützen keinerlei Drehung des Instruments um seine Längsachse. Vielmehr fördert die brückenartige Schulterstütze eine in der Vergangenheit von vielen Geigern als vorbildlich angesehene Haltung, bei der die Violine relativ weit oben auf der Schulter gehalten und nach außen gedreht wird, wobei die brückenartige Stütze es dem Spieler aufgrund der starren Fixierung kaum ermöglicht, diese Haltung zu verlassen. Leider führt jedoch genau diese Haltung nach Erfahrungen der Erfinderin zu einer Reihe von orthopädischen Problemen, und sie ist auch im Hinblick auf den Klang nicht in jeder Hinsicht optimal. Die beschriebene Haltung führt speziell bei professionellen Streichern, die viele Stunden am Tag proben, oft zu Arthrosen in der linken Schulter und Bandscheibenbeschwerden in der Halswirbelsäule. Da die Stütze das Instrument vergleichweise weit anhebt, muss der linke Arm beim Spielen zudem oft über die Schulter angehoben werden, was speziell bei langen Probenphasen bei vielen Geigern oder Bratschern zu Schmerzen in der Schulter führt und zudem für das Vibrato nicht förderlich ist. Gleichzeitig zwingt die hohe Haltung des Instruments den Spieler dazu, die rechte Schulter anzuheben, um ausreichend Druck auf den Bogen zu bringen, was ebenfalls zu orthopädischen Schwierigkeiten führt, die umgangssprachlich auch als „Tennisellenbogen“ bezeichnet werden.
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In Anbetracht dieser Probleme mit klassischen Stützen hatte die Erfinderin in der
DE 10 2014 112 067 A1 eine Stütze für Streichinstrument vorgeschlagen, bei der ein Stützkissen mit einem Saugnapf und einem zusätzlichen Spannelement an der Unterseite des Streichinstruments befestigt ist. Bei dem Spannelement kann es sich beispielsweise um einen Gummizug handeln, der mit zwei sogenannten Umgriffselementen am Rand des Bodens der Geige befestigt ist und dazwischen durch ein Gleitlager in dem Stützkissen geführt ist. Die spezielle Ausgestaltung der Umgriffselemente und die Tatsache, dass der Gummizug durch das Stützkissen hindurchgeführt ist, gestattet es, einen Kontakt des Gummizugs mit dem Corpus der Geige und dadurch möglicherweise verursachte klangliche Beeinträchtigungen weitestgehend zu vermeiden. Der Saugnapf ist fest mit dem Stützkissen verbunden und bildet einen Abstandshalter zwischen dem Stützkissen und der Unterseite des Instruments. Da der Gummizug gleitend durch das Stützkissen geführt ist, kann das Stützkissen einerseits von dem Gummizug am Boden des Instruments gehalten werden, gleichwohl aber eine ausreichende Beweglichkeit des Stützkissens erzielt werden, die eine Drehung des Instruments um seine Längsachse grundsätzlich gestattet. Eine Halterung nur durch den Saugnapf hat sich als nicht praktikabel erwiesen, in den angefertigten Prototypen ließ sich ein sicherer Halt an der Violine nur durch die Kombination aus Saugnapf und Gummizug erreichen.
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Die
DE 846958 offenbart ein Geigenkissen, welches lediglich durch einen Saugnapf am Geigenboden gehalten wird. Das Geigenkissen besteht aus einem Körper aus Schaumstoff oder Moosgummi, an dessen dem Geigenboden zugewandten Seite ein Hartgummiboden angeordnet ist. In der Mitte des Bodens befindet sich eine Aussparung mit einer runden Öffnung, die durch den ebenfalls runden Schaft eines durch sie hindurchgesteckten Saugnapfkopfes ausgefüllt ist. Die Aussparung ist dabei so groß ausgebildet, dass der Saugnapf darin Platz findet und mit der Bodenfläche nahezu glatt abschließt, wenn der Saugnapf am Geigenboden befestigt ist. Dies führt dazu, dass der Hartgummiboden flächig am Boden der Geige anliegt, wenn der Saugnapf an den Boden gedrückt ist. Um die Haftfähigkeit des Saugnapfes zu erhöhen und eine Beschädigung des Lacks des Geigenbodens zu vermeiden ist eine glatte Platte, insbesondere aus Celluloid oder Plexiglas am Boden der Geige vorgesehen.
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ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
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Der Erfindung liegt gemäß einem ersten Aspekt die Aufgabe zugrunde, eine Stütze für ein Streichinstrument anzugeben, die gleichzeitig eine variable Haltung des Instruments und einen sicheren Halt der Stütze am Instrument gestattet. Diese Aufgabe wird durch eine Stütze nach Anspruch 1 gelöst. Vorteilhaften Weiterbildungen sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
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Eine Stütze gemäß dem ersten Aspekt der Erfindung umfasst einen Stützenkörper und eine Saugnapfvorrichtung. Der Stützenkörper hat eine Unterseite, die im befestigten Zustand dem Boden des Streichinstruments zugewandt ist, und eine Oberseite, die zur Auflage im Bereich der Schulter der das Streichinstrument spielenden Person bestimmt ist. Die Saugnapfvorrichtung ist in der Unterseite des Stützenkörpers schwenkbar derart gelagert, dass der Stützenkörper gegenüber dem Boden des Streichinstruments kippbar ist. Die Saugnapfvorrichtung steht von der Unterseite des Stützenkörpers um einen vertikalen Versatz vor, und die Unterseite des Stützenkörpers ist so geformt, dass wenn die Stütze auf einer ebenen Fläche befestigt ist und eine horizontale Grundstellung einnimmt, ein in Bezug auf die Saugnapfvorrichtung als Zentrum radial äußerer Abschnitt der Unterseite weiter von der ebenen Fläche entfernt ist, als ein radial innerer Abschnitt. Dabei sind die Form der Unterseite und der vertikalen Versatz derart aufeinander abgestimmt, dass der Stützenkörper um einen Winkelbereich von mindestens 10°, vorzugsweise mindestens 20° und besonders vorzugweise mindestens 30° gegenüber der ebenen Fläche gekippt werden kann, ohne dass der Stützenkörper an der ebenen Fläche anstößt.
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Anders als in der oben beschriebenen
DE 10 2014 112 067 A1 , bei der die Saugnapfvorrichtung und der Stützenkörper stoffschlüssig miteinander verbunden sind, sieht die erfindungsgemäße Stütze vor, dass die Saugnapfvorrichtung in der Unterseite des Stützenkörper schwenkbar derart gelagert ist, dass der Stützenkörper gegenüber dem Boden des Streichinstruments kippbar ist. Dies hat zur Folge, dass eine Verkippung des Stützenkörpers, beispielsweise infolge einer Drehung des Instruments um seine Längsachse, ein allenfalls geringes Drehmoment auf die Saugnapfvorrichtung ausübt. Stattdessen wird auch im gekippten Zustand des Stützenkörpers im Wesentlichen eine Kraft senkrecht zum Boden des Streichinstruments ausgeübt, die den Halt der Saugnapfvorrichtung am Boden unterstützt, und ein Ablösen vermeidet. Auf diese Weise kann ein sicherer Halt der Stütze am Boden des Streichinstruments sichergestellt werden, ohne dass zusätzliche Befestigungsmittel, wie beispielsweise die in der
DE 10 2014 112 067 A1 beschriebenen zusätzlichen Gummizüge, benötigt würden. Dadurch wird die Stütze nicht nur einfacher im Aufbau und in der Handhabung, sondern auch in klanglicher Hinsicht überlegen, da sie die Schwingungen des Instruments nur minimal beeinträchtigt.
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Zu dem sicheren Halt trägt auch die spezielle Formgebung der Unterseite des Stützenkörpers bei, die so geformt ist, dass wenn die Stütze auf einer ebenen Fläche befestigt ist und eine horizontale Grundstellung einnimmt, ein in Bezug auf die Saugnapfvorrichtung als Zentrum radial äußerer Abschnitt der Unterseite weiter von der ebenen Fläche entfernt ist, als ein radial innerer Abschnitt. Als „horizontale Grundstellung“ wird hierbei eine Stellung verstanden, bei der eine virtuelle Ebene, die zwischen der Oberseite und der Unterseite des Stützenkörpers verläuft, parallel zur genannten ebenen Fläche liegt. In dieser horizontalen Grundstellung nimmt demnach der Abstand zwischen der Unterseite des Stützenkörpers und der ebenen Fläche nach radial außen zu. Dies bedeutet, dass der Stützenkörper vergleichsweise weit gekippt werden kann, ohne mit einem radial äußeren Abschnitt an der ebenen Fläche anzustoßen. Sobald nämlich die Unterseite des Stützenkörpers an der Fläche anstößt, an der die Saugnapfvorrichtung befestigt ist, tritt eine Hebelwirkung auf, durch die der Saugnapf von der Fläche abgelöst werden kann. Der Kippwinkel, bei dem ein radial äußerer Abschnitt des Stützenkörpers mit der ebenen Fläche in Kontakt kommt, hängt neben der Formgebung der Unterseite auch von dem vertikalen Versatz ab, mit dem die Saugnapfvorrichtung von der Unterseite des Stützenkörpers vorsteht. Gemäß dem ersten Aspekt der Erfindung sind die Form der Unterseite und der vertikalen Versatz derart aufeinander abgestimmt, dass der Stützenkörper um einen Winkelbereich von mindestens 10°, vorzugsweise mindestens 20° und besonders vorzugweise mindestens 30° gegenüber der ebenen Fläche gekippt werden kann, ohne dass der Stützenkörper an der ebenen Fläche anstößt. Man beachte, dass der Winkelbereich hierbei den vollständigen Winkelbereich der Kippung bezeichnet. Wenn also beispielsweise der Stützenkörper ausgehend von der genannten horizontalen Grundstellung in beide Richtungen um 10° gekippt werden kann, bis er an der ebenen Fläche anstößt, beträgt der hier gemeinte Winkelbereich 20°.
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Man beachte, dass die Geometrie der Unterseite des Stützenkörpers und des vertikalen Versatzes der Saugnapfvorrichtung hier unter Bezugnahme auf eine ebene Befestigungsfläche definiert wurde, obwohl der Boden des Streichinstruments in der Regel nicht eben, sondern konvex ist. Die Definition in Bezug auf die ebene Fläche dient hierbei lediglich der klaren Definition der Geometrie, ohne Bezugnahme auf bestimmte Eigenschaften des Streichinstruments, die nicht Teil der Erfindung sind. Gleichwohl wird der Fachmann verstehen, dass der erreichbare Kippwinkel bei Befestigung auf einer konvexen Fläche, also insbesondere dem Boden eines Streichinstruments, sogar noch etwas größer ist, als auf einer ebenen Befestigungsfläche.
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Obwohl hier und im Folgenden vornehmlich auf eine Stütze zur Verwendung für eine Violine oder Viola Bezug genommen wird, ist zu beachten, dass die erfindungsgemäße Stütze auch beispielsweise für einen Kontrabass verwendet werden kann. Wenn ein Kontrabass im Sitzen gespielt wird, liegt er typischerweise im Bereich des Knies der spielenden Person an. Wenn der Bass beim Spielen um seine Längsachse gedreht wird, muss die spielende Person stets das Knie drehen, was oft zu Beschwerden in der Hüfte führt. Unter Verwendung einer Stütze der hier offenbarten Art hingegen kann der Bass auch ohne nennenswerte Bewegung des Knies gedreht werden.
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In einer vorteilhaften Ausführungsform ist die Unterseite des Stützenkörpers zumindest abschnittsweise konvex, insbesondere zumindest abschnittsweise kegelstumpfförmig oder sphärisch ausgebildet.
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Vorzugsweise definiert die Saugnapfvorrichtung eine vertikale Achse, die senkrecht zu einer Fläche steht, auf der die Saugnapfvorrichtung zu befestigen ist, wobei die Saugnapfvorrichtung derart drehbar in der Unterseite des Stützenkörpers gelagert ist, dass der Stützenkörper in Bezug auf die Saugnapfvorrichtung um die vertikaler Achse drehbar ist. Dadurch wird ein weiterer Freiheitsgrad zwischen dem Stützenkörper und dem Instrument geschaffen, der eine variable Haltung des Instruments gestattet. Man beachte, dass die Saugnapfvorrichtung der
DE 846958 ebenfalls gegenüber dem Stützenkörper um eine vertikale Achse gedreht werden kann, allerdings sieht diese Stütze keinerlei Verkippung des Stützenkörpers in Bezug auf den Boden des Streichinstruments vor. Im Gegenteil ist die Saugnapfvorrichtung bei dieser Stütze extra in einer Ausnehmung in der Unterseite untergebracht, sodass die Unterseite des Stützenkörpers flächig am Boden des Streichinstruments anliegen kann, wenn der Saugnapf am Boden des Streichinstruments befestigt ist.
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Vorzugweise beträgt der der vertikale Versatz zwischen 6 und 35 mm, vorzugsweise zwischen 10 und 22 mm beträgt. Dabei ist der vertikale Versatz in dem Zustand zu messen, in dem die Saugnapfvorrichtung an dem Boden des Streichinstruments befestigt ist.
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In einer vorteilhaften Weiterbildung hat die Oberseite des Stützenkörpers in vertikaler Projektion eine Länge L und eine Breite B, wobei die Länge L der maximalen Ausdehnung der vertikalen Projektion der Oberseite entspricht und die Breite B der maximalen Ausdehnung der vertikalen Projektion der Oberseite in einer Richtung senkrecht zur Richtung der Länge ist, und wobei für das Verhältnis von Länge zu Breite gilt: L/B 25 1,5, vorzugsweise L/B ≤ 1,3, und besonders vorzugsweise L/B≤ 1,1. Die genannte „vertikale Projektion“ der Oberseite des Stützenkörpers kann auch als „Draufsicht“ auf die Oberfläche aufgefasst werden. In vorteilhaften Ausführungsformen liegt das Verhältnis von Länge zu Breite nahe bei 1, d.h. der Stützenkörper ist in seiner Draufsicht rund, oder zumindest annähernd rund.
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In einer vorteilhaften Ausführungsform ist die Oberseite des Stützenkörpers im unbelasteten Zustand in zumindest 60% ihrer Fläche, vorzugweise mindestens 70 % ihrer Fläche, besonders vorzugsweise mindestens 80 % ihrer Fläche und besonders vorzugweise insgesamt konvex ausgebildet. Während die Oberseiten von herkömmlichen Stützen in der Regel konkav ausgebildet sind hat die Erfinderin festgestellt, dass eine konvexe Oberfläche überraschenderweise eine physiologisch günstigere Verteilung des Auflagedrucks gestattet, die insbesondere bei ausgedehnter Nutzung, wie sie beispielsweise bei Orchestermusikern auftritt, dabei hilft, Druckstellen zu vermeiden. Vorzugsweise ist die Oberseite sphärisch ausgebildet.
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In einer bevorzugten Ausführungsform umfasst der Stützenkörper eine obere Schale und eine untere Schale, zwischen denen ein zumindest teilweise hohler Zwischenraum ausgebildet ist. Dabei ist die obere Schale vorzugsweise elastisch verformbar. Eine elastisch verformbare obere Schale gestattet eine angenehme, physiologische Verteilung des Auflagedrucks.
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Vorzugsweise ist die untere Schale steifer, als die obere Schale. Dies kann durch die Geometrie der unteren Schale selbst, beispielsweise ihre Dicke erreicht werden. Zusätzlich oder alternativ kann die die untere Schale jedoch durch eine Zwischenschale versteift sein, die an einem radial äußeren und einem radial inneren Abschnitt der unteren Schale mit dieser verbunden ist. Die Kombination aus einer steiferen beziehungsweise versteiften untere Schale und einer weniger steifen, nachgiebigen oberen Schale hat sich als besonders vorteilhaft erwiesen. In diesen Ausführungsformen verleiht die steifere bzw. versteifte untere Schale dem Stützenkörper als Ganzes Form und Halt, während die weniger steife, nachgiebige obere Schale sich an den Körper des Spielers bzw. der Spielerin anpassen kann, wodurch Schmerz durch andauernde Druckbelastung, über den viele professionelle Streicher klagen, vermieden werden kann.
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In einer vorteilhaften Weiterbildung weist zumindest eine der genannten oberen Schale, unteren Schale oder Zwischenschale (sofern vorhanden) eine durchbrochene Struktur mit Öffnungen auf, wobei die Öffnungen zumindest 10 %, vorzugsweise mindestens 15 % und besonders vorzugsweise mindestens 25 % der Fläche der betreffenden Schale ausmachen. Die Erfinderin hat festgestellt, dass eine derartige Struktur aus durchbrochenen Schalen sich vorteilhaft auf den Klang auswirkt. Obwohl die physikalischen Ursachen hierfür gegenwärtig noch nicht vollständig verstanden sind, zeigte sich in Versuchen, bei denen die gleiche Person mit dem gleichen Instrument im gleichen Saal gespielt hat, dass der Stützenkörper mit der durchbrochenen Schalenstruktur zu einem besseren klanglichen Ergebnis führt, als herkömmliche Kissen aus Schaumstoff, und sogar Vorzüge gegenüber den herkömmlichen, brückenartigen Stützen in klanglicher Hinsicht bietet.
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In einer vorteilhaften Ausführungsform hat mindestens eine der genannten oberen Schale, unteren Schale und Zwischenschale längliche stegförmige Abschnitte, die sich zwischen einem radial inneren und einem radial äußeren Bereich erstrecken. Vorzugweise hat die genannte Schale zwischen 12 und 30, besonders vorzugweise zwischen 15 und 25 stegförmige Abschnitte. Die Verwendung derartiger stegförmiger Abschnitte hat sich in klanglicher Hinsicht als vorteilhaft erwiesen. Gleichzeitig ermöglichen sie eine flexible Gestaltung der oberen Schale, die eine angenehme Auflage mit physiologisch günstiger Verteilung des Auflagedrucks bietet.
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Die genannten stegförmigen Abschnitte können sich ähnlich wie Speichen bei einem Rad radial erstrecken. In bevorzugten Ausführungsformen sind die stegförmigen Abschnitte jedoch spiralförmig gekrümmt, derart, dass das radial innere und das radial äußerer Ende in Umfangsrichtung um 10° bis 90°, vorzugsweise um 20° bis 70° und besonders vorzugsweise um 30° bis 60° versetzt sind. Dabei umfasst vorzugsweise sowohl die obere Schale als auch die untere Schale die genannten stegförmigen Abschnitte, die in entgegengesetzte Richtungen gekrümmt sind.
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Die stegförmigen Abschnitte sind vorzugsweise durch längliche Zwischenräume getrennt, wobei die Breite der Stege vorzugsweise nach radial außen zunimmt und/oder die Breite der Zwischenräume vorzugsweise nach radial außen zunimmt. Das Verhältnis der Breiten von Steg und Zwischenraum am radial inneren Ende eines Stegs weicht vom Verhältnis der Breiten von Steg und Zwischenraum am radial äußeren Ende eines Stegs vorzugsweise um weniger als 50 % ab. Mit anderen Worten nehmen bei diesen bevorzugten Ausführungsformen die Breite des Steges und die Breite des Zwischenraums zumindest näherungsweise im selben Verhältnis nach radial außen zu.
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Die vorstehend beschriebenen Geometrien der durchbrochenen Schalenstruktur haben sich als besonders vorteilhaft erwiesen. Speziell die Gestaltung der Oberseite mit den sich radial bzw. spiralförmig erstreckenden Stegen gestattet eine für den Spieler auch bei zeitlich ausgedehnter Nutzung sehr angenehme Druckverteilung. Auch in klanglicher Hinsicht ist diese Struktur äußerst vorteilhaft, wie Vergleichsversuche mit herkömmlichen Stützen ergeben haben.
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In einer vorteilhaften Weiterbildung besteht die obere Schale und/oder die untere Schale aus Kunststoff, insbesondere einem thermoplastischen Kunststoff. Dabei haben sich überraschenderweise vergleichsweise steife Kunststoffe als vorteilhaft erwiesen. Während Körper von Stützen üblicher Bauart zumeist aus besonders weichen Materialien bestehen, die eine angenehme Druckverteilung versprechen, beispielsweise Schaumstoff oder Gelmaterialien, verwenden bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung steifere Kunststoffe als üblich, wobei die Druckverteilung durch die flexible Oberseite bewerkstelligt wird, speziell unter Ausnutzung einer durchbrochenen Schalenstruktur. In bevorzugten Ausführungsformen hat das Material, aus dem die obere und/oder die untere Schale besteht, eine Biegefestigkeit nach ASTM D790 von mindestens 1,0 GPa, vorzugsweise von mindestens 1,3 GPa und besonders vorzugsweise von 1,5 GPa und/oder einen Elastizitätsmodul nach ASTM D638 D790 von mindestens 1,0 GPa, vorzugsweise von mindestens 1,3 GPa und besonders vorzugsweise von 1,5 GPa. Die vergleichsweise leichte, hohle und durchbrochene Schalenstruktur aus einem vergleichsweise steifen Material ist nach Verständnis und Erfahrung der Erfinderin wesentlich für das gute klangliche Verhalten. Vorzugsweise sind die obere Schale und die untere Schale einstückig ausgebildet.
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Ein zweiter Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft eine Stütze für ein Streichinstrument, die am Boden des Streichinstruments zu befestigen ist, mit einem Stützenkörper und einer Saugnapfvorrichtung, wobei der Stützenkörper eine Unterseite hat, die im befestigten Zustand dem Boden des Streichinstruments zugewandt ist, und eine Oberseite hat, die zur Auflage im Bereich der Schulter der das Streichinstrument spielenden Person bestimmt ist, wobei der Stützenkörper eine obere Schale und eine untere Schale umfasst, zwischen denen ein zumindest teilweise hohler Zwischenraum ausgebildet ist, wobei die obere Schale elastisch verformbar ist, und bei der zumindest eine der genannten oberen Schale und unteren Schale eine durchbrochene Struktur mit Öffnungen aufweist, wobei die Öffnungen zumindest 10 %, vorzugsweise mindestens 15 % und besonders vorzugsweise mindestens 25 % der Fläche der betreffenden Schale ausmachen.
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Der zweite Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft daher eine Stütze mit einem Körper, der eine durchbrochene Schalenstruktur aufweist, und die oben beschriebenen Vorteile bietet. Dieser Aspekt hat eigenständige erfinderische Bedeutung, unabhängig von der im Zusammenhang mit dem ersten Aspekt beschriebenen Geometrie der Unterseite des Stützenkörpers und der schwenkbaren Lagerung der Saugnapfvorrichtung.
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Bei der Stütze nach dem zweiten Aspekt ist die untere Schale vorzugsweise steifer, als die obere Schale. Wie oben beschrieben kann dabei die untere Schale vorzugsweise durch eine Zwischenschale versteift sein, die an einem radial äußeren und einem radial inneren Abschnitt der unteren Schale mit dieser verbunden ist.
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Vorzugsweise hat mindestens eine der genannten oberen Schale, unteren Schale oder Zwischenschale längliche stegförmige Abschnitte, die sich zwischen einem radial inneren und einem radial äußeren Bereich erstrecken, wobei die genannte Schale vorzugweise zwischen 12 und 30, besonders vorzugweise zwischen 15 und 25 stegförmige Abschnitte hat.
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In einer vorteilhaften Ausführungsform sind die stegförmigen Abschnitte spiralförmig gekrümmt, derart, dass das radial innere und das radial äußerer Ende in Umfangsrichtung um 10° bis 90°, vorzugsweise um 20° bis 70° und besonders vorzugsweise um 30° bis 60° versetzt sind. Im besonders vorteilhaften Ausführungsformen umfasst sowohl die obere Schale als auch die untere Schale die genannten stegförmigen Abschnitte, die in entgegengesetzte Richtungen gekrümmt sind.
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Die Stützte gemäß dem zweiten Aspekt kann ferner mit beliebigen der oben im Zusammenhang mit der Stütze gemäß dem ersten Aspekt beschriebenen Merkmalen kombiniert werden.
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Wie oben erwähnt führt der Stützenkörper in einer der vorstehend beschriebenen Ausführungsform zu einer angenehmen Auflage mit physiologisch günstiger Verteilung des Auflagedrucks. Die Erfinderin konnte feststellen, dass trotz mehrstündiger Verwendung der Stütze wesentlich geringere Probleme mit der Druckbelastung an der Auflagestelle auftreten, als mit den ihr bekannten Geigenstützen oder -Polstern aus dem Stand der Technik. Tatsächlich führt die Druckbelastung an der Auflagestelle gerade bei professionellen Streichern, die ihr Instrument viele Stunden täglich auf der Schulter halten, oft zu Beschwerden, die durch den hier beschriebenen Aufbau des Stützenkörpers erheblich verringert werden können. Die besonders vorteilhafte Kraftverteilung, die mit dem Stützenkörper nach verschiedenen Ausführungsformen der Erfindung möglich wird, kann jedoch auch in anderen Anwendungen vorteilhaft ausgenutzt werden.
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Nach einem dritten Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung daher allgemein ein Stützkissen zur Polsterung eines am Körper zu tragenden Gegenstands. Auch bei einer Geige, die sich einer erfindungsgemäßen Stütze bedient, kann der Stützenkörper als „Stützkissen zur Polsterung eines am Körper zu tragenden Gegenstands“ angesehen werden, wobei in diesem Spezialfall die Geige den „am Körper zu tragenden Gegenstand“ bildet. Bei typischen weiteren Anwendungen kann es sich bei dem am Körper zu tragenden Gegenstand aber auch um einen orthopädischen Gegenstand handeln, etwa eine Beinschiene oder einen orthopädischen Schuh. Bei derartigen orthopädischen Gegenständen, die am Körper getragen werden, trifft oft das Problem von Druckstellen auf, die sich mit herkömmlichen Polstern nicht immer wirksam vermeiden lassen. Erfindungsgemäße Stützkissen von der Art, wie sie oben im Zusammenhang mit Stützen für Streichinstrumente beschrieben wurden, können auch hier segensreich eingesetzt werden. Eine weitere bevorzugte Anwendung betrifft die Verwendung eines derartigen Stützkissens in einem Helm, wie er beispielsweise zum Motorradfahren, Skifahren, Fahrradfahren oder bei Risikosportarten wie Drachenfliegen oder Kajakfahren getragen wird. Eine Mehrzahl von derartigen Stützkissen kann an dem zu tragenden Gegenstand angebracht sein, um einen Druck, der von dem Gegenstand auf den Körper ausgeübt wird, gleichmäßig und physiologisch verträglich zu verteilen. Der Begriff „Stützkissen“ soll dabei zum Ausdruck bringen, dass es gemäß dem dritten Aspekt dazu geeignet sein kann, dauerhaft eine Kraft zwischen dem Gegenstand und dem Körper zu vermitteln, also eine „Stützwirkung“ auszufüllen, dies aber unter zumindest näherungsweise gleichmäßiger Verteilung des Drucks auf den Körper, und unter Absorption bzw. Abfederung von Kraftspitzen, was insbesondere bei Anwendungen in Sturzhelmen von Bedeutung ist. Insofern ist das Stützkissen gleichfalls geeignet, die Funktion eines „Kissens“ oder „Polsters“ zu übernehmen.
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Dabei hat das Stützkissen nach dem dritten Aspekt der Erfindung eine Unterseite, die im Gebrauch dem am Körper zu tragenden Gegenstand zugewandt ist, und eine Oberseite, die zur Auflage am Körper bestimmt ist. Ferner hat das Stützkissen eine obere Schale und eine untere Schale, zwischen denen ein zumindest teilweise hohler Zwischenraum ausgebildet ist, wobei die obere Schale elastisch verformbar ist. Bei dem erfindungsgemäßen Stützkissen weist zumindest eine der genannten oberen Schale und unteren Schale eine durchbrochene Struktur mit Öffnungen auf, wobei die Öffnungen zumindest 10 %, vorzugsweise mindestens 15 % und besonders vorzugsweise mindestens 25 % der Fläche der betreffenden Schale ausmachen.
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Bei dem Stützkissen ist die untere Schale vorzugsweise steifer als die obere Schale, wobei die untere Schale vorzugsweise durch eine Zwischenschale versteift ist, die an einem radial äußeren und einem radial inneren Abschnitt der unteren Schale mit dieser verbunden ist.
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In einer vorteilhaften Weiterbildung des Stützkissens hat mindestens eine der genannten oberen Schale, unteren Schale oder, falls vorhanden, Zwischenschale längliche stegförmige Abschnitte, die sich zwischen einem radial inneren und einem radial äußeren Bereich erstrecken, wobei die genannte Schale vorzugweise zwischen 12 und 30, besonders vorzugweise zwischen 15 und 25 stegförmige Abschnitte hat.
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Vorzugsweise sind bei dem Stützkissen die stegförmigen Abschnitte derart spiralförmig gekrümmt, dass das radial innere und das radial äußerer Ende in Umfangsrichtung um 10° bis 90°, vorzugsweise um 20° bis 70° und besonders vorzugsweise um 30° bis 60° versetzt sind. Dabei ist es besonders bevorzugt, wenn sowohl die obere Schale als auch die untere Schale die genannten stegförmigen Abschnitte umfasst, und diese in entgegengesetzte Richtungen gekrümmt sind.
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In einer vorteilhaften Ausführungsform ist die Unterseite des Stützkissens zumindest abschnittsweise konvex, insbesondere zumindest abschnittsweise kegelstumpfförmig oder sphärisch ausgebildet.
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In einer vorteilhaften Ausführungsform ist die Oberseite des Stützkissen im unbelasteten Zustand in zumindest 60% ihrer Fläche, vorzugweise mindestens 70% ihrer Fläche, besonders vorzugsweise mindestens 80 % ihrer Fläche und besonders vorzugweise insgesamt konvex ausgebildet.
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Das Stützkissen gemäß dem dritten Aspekt der Erfindung kann grundsätzlich auf ähnliche oder dieselbe Weise ausgebildet sein, wie der Stützenkörper für die Streichinstrument-Stütze, sodass sich weitere Vorteile und Merkmale, die oben für den Stützenkörper der Streichinstrument-Stütze beschrieben sind, auch auf das Stützkissen gemäß dem dritten Aspekt beziehen, auch wenn sie nicht erneut explizit erwähnt sind. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass das Stützkissen nicht mit einem Saugnapf versehen ist, sondern mit irgendeiner geeigneten Verbindung an dem am Körper zu tragen Gegenstand zu befestigen ist, beispielweise mithilfe eines Klettverschlusses oder ähnlichem. In manchen Ausführungsformen kann das Stützkissen auch einfach zwischen das Körperteil und den Gegenstand geschoben und dort durch den Anlagedruck in Position gehalten werden. In bevorzugten Ausführungsformen hat auch hier das Material, aus dem die obere und/oder die untere Schale besteht, eine Biegefestigkeit nach ASTM D790 von mindestens 1,0 GPa, vorzugsweise von mindestens 1,3 GPa und besonders vorzugsweise von 1,5 GPa und/oder einen Elastizitätsmodul nach ASTM D638 D790 von mindestens 1,0 GPa, vorzugsweise von mindestens 1,3 GPa und besonders vorzugsweise von 1,5 GPa.
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In allen beschriebenen Ausführungsformen kann die Oberseite des Stützenkörpers bzw. des Stützkissens mit sogenannten Flockfasern beflockt sein. Die Flockfasern haben dabei eine sehr geringe Länge, die in einer Größenordnung von 1 mm oder darunter liegen kann. In bevorzugten Ausführungsformen wird auf die Oberseite des Stützenkörpers bzw. Stützkissens ein Klebstoff aufgetragen und nachfolgend werden die Flockfasern in einem elektrischen Feld aufgebracht. Dabei ist das elektrische Feld so ausgerichtet, dass sich alle Fasern zumindest annähernd senkrecht zur Oberfläche ausrichten und so eine gleichmäßige, textilartige Oberfläche erzeugen. Durch die Beflockung wird einerseits der Tragekomfort erhöht, gleichzeitig wird die Haftreibung gegenüber der vom Nutzer getragenen Kleidung erhöht, sodass die Beflockung zu einem sicheren Sitz des Stützenkörpers bzw. Stützkissens beiträgt.
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Schließlich betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Herstellen einer Stütze oder eines Stützkissens nach einer der vorstehend beschriebenen Ausführungsformen, gemäß dem der Stützenkörper bzw. das Stützkissen durch 3D-Druck hergestellt wird.
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Figurenliste
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- 1 zeigt eine Seitenansicht einer Stütze nach einer Ausführungsform der Erfindung;
- 2 zeigt eine Schnittdarstellung der Seitenansicht von 1;
- 3 zeigt eine Draufsicht auf die Unterseite des Stützenkörpers der Stütze von 1 und 2;
- 4 zeigt eine Draufsicht auf die Oberseite des Stützenkörpers der Stütze von 1 und 2; und
- 5 zeigt eine perspektivische Ansicht auf den Stützenkörper von 1 und 2 von schräg unten betrachtet.
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BESCHREIBUNG DER BEVORZUGTEN AUSFÜHRUNGSFORM
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Weitere Vorteile und Merkmale der Erfindung ergeben sich aus der folgenden Beschreibung, in der die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen beschrieben wird.
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1 zeigt eine Seitenansicht einer Stütze 10, die an einer ebenen Fläche 12 befestigt ist. Die ebene Fläche 12 repräsentiert hierbei den Boden eines Streichinstruments, beispielsweise einer Violine oder Viola. Abweichend von der Darstellung von 1 und 2 ist der Boden eines solchen Streichinstruments nicht eben, sondern leicht gewölbt. Zur eindeutigeren Beschreibung der Geometrie der Stütze 10 wird aber in der folgenden Beschreibung der Fall betrachtet, dass die Stütze 10 an einer ebenen Fläche 12, also beispielsweise auf einer Tischplatte oder Ähnlichem befestigt ist.
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Die Stütze 10 umfasst einen Stützenkörper 14 und eine Saugnapfvorrichtung 16. Der Stützenkörper 14 hat eine Unterseite 18, die im befestigten Zustand der ebenen Fläche 12, und im tatsächlichen Gebrauch dem Boden des Streichinstruments (nicht gezeigt) zugewandt ist. Der Stützenkörper 14 hat ferner eine Oberseite 20, die zur Auflage im Bereich der Schulter der das Streichinstrument spielenden Person bestimmt ist.
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Die Saugnapfvorrichtung 16 definiert eine vertikale Achse 22, die senkrecht zur ebenen Fläche 12 steht. In 1 und 2 ist die Stütze 10 in einer horizontalen Grundstellung gezeigt, in der eine virtuelle Ebene 24, die zwischen der Oberseite 20 und der Unterseite 18 verläuft, parallel zur ebenen Fläche 12 ist.
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Wie besonders in 2 zu sehen ist, umfasst die Saugnapfvorrichtung 16 einen Kopfabschnitt 26 und einen Napfabschnitt 28. Der Kopfabschnitt 26 ist durch eine Öffnung 30 in der Unterseite 18 des Stützenkörpers 14 (s. 2) gepresst, aber mit dem Stützenkörper 14 nicht formschlüssig verbunden. Durch diese Art der nicht formschlüssigen Befestigung ist die Saugnapfvorrichtung 16 in der Unterseite 18 des Stützenkörpers 14 schwenkbar gelagert, derart, dass der Stützenkörper 14 gegenüber der ebenen Fläche 12 (bzw. dem Boden des Streichinstruments; nicht gezeigt) kippbar ist. Zudem ist die Saugnapfvorrichtung 16 um die vertikale Achse 22 drehbar in der Unterseite 18 des Stützenkörpers 14 gelagert. Die Lagerung der Saugnapfvorrichtung 16 in dem Stützenkörper 14 gestattet daher in der gezeigten Ausführungsform eine ähnliche Beweglichkeit, wie sie von einem Kugelgelenk bekannt ist, wobei die Lagerung aber, wie in 1 und 2 gezeigt, sehr einfach ausgestaltet sein kann. Für die Lagerung ist es nicht entscheidend, dass die relative Beweglichkeit außerordentlich leichtgängig ist, so dass ein „Kugelgelenk“ im eigentlichen Sinne entbehrlich ist. Entscheidend ist nur, dass die Verkippung und die Verdrehung ausreichend leichtgängig sind, dass bei dieser Bewegung der Napfabschnitt 28 nicht von der Fläche 12 abgelöst wird.
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Unter Bezugnahme wiederum auf 1 und 2 ist zu erkennen, dass der Körper 14 der Stütze 10 grob gesprochen „linsenförmig“ ist, mit einer konvexen, im gezeigten Ausführungsbeispiel näherungsweise sphärischen Oberseite 20 und einer Unterseite 18, die näherungsweise kegelstumpfförmig ausgebildet ist. Die näherungsweise kegelstumpfförmige Form der Unterseite hat den Vorteil, dass der Stützenkörper in Bezug auf die ebene Fläche 12 um einen vergleichsweise großen Winkel α gekippt werden kann, bevor er an der Fläche 12 anstößt. Ein ähnliches Verhalten lässt sich auch mit anderen Formen der Unterseite 18 erreichen, die zumindest abschnittsweise konvex sind, insbesondere durch eine sphärische Form (nicht gezeigt). Nach dem ersten Aspekt der Erfindung ist die Unterseite 18 des Stützenkörpers 14 so geformt, dass, wenn die Stütze wie in 1 und 2 gezeigt auf einer ebenen Fläche 12 befestigt ist und eine horizontale Grundstellung einnimmt, ein in Bezug auf die Saugnapfvorrichtung 16 als Zentrum radial äußerer Abschnitt 32 der Unterseite 18 weiter von der ebenen Fläche 12 entfernt ist, als ein radial innerer Abschnitt 34. Anschaulich gesprochen läuft die Unterseite 18 in der horizontalen Grundstellung von der ebenen Fläche 12 nach radial außen fort, um ein Anstoßen an der ebenen Fläche 12 beim Verkippen aus der horizontalen Grundstellung zu vermeiden.
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Bei welchem Kippwinkel α der Stützenkörper 14 an der ebenen Fläche anstößt, hängt einerseits von der Form der Unterseite 18, andererseits von einem vertikalen Versatz 36 ab, um den die Saugnapfvorrichtung 16 von der Unterseite 18 des Stützenkörpers 14 vorsteht. In der gezeigten Ausführungsform sind die Form der Unterseite 18 und der vertikale Versatz 36 so aufeinander abgestimmt, dass der Stützenkörper ausgehend von der horizontalen Grundstellung in beide Richtungen um einen Winkel von α = 18°, also insgesamt um einen Winkelbereich von 36° gegenüber der ebenen Fläche 12 gekippt werden kann, ohne dass der Stützenkörper 14 an der ebenen Fläche 12 anstößt.
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Aufgrund der Möglichkeit dieser Verkippung kann das Streichinstrument beim Spielen insbesondere um seine Längsachse gedreht werden, ohne dass der Stützenkörper 14 selbst seinen Halt an der Schulter oder Brust der spielenden Person aufgeben müsste. Da die Saugnapfvorrichtung 16 zudem um die vertikale Achse 22 drehbar in der Unterseite 18 des Stützenkörpers 14 gelagert ist, kann das Instrument außerdem beim Spielen um den Kinnhalter geschwenkt werden, also das Instrument wahlweise mehr vor den Körper oder nach außen gedreht werden. Diese Variabilität in der Haltung ist für das Spiel förderlich, zudem aber auch zur Vermeidung der eingangs genannten orthopädischen Schwierigkeiten wichtig.
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Hervorzuheben ist dabei die Tatsache, dass der Stützenkörper 14 gegenüber der Saugnapfvorrichtung 16 mit vergleichsweise geringem Widerstand gedreht und gekippt werden kann, so dass bei der Bewegung keine so hohen Kräfte auftreten, durch die die Saugnapfvorrichtung 16 von der Fläche 12 abgehoben oder abgehebelt würde. Stattdessen wird als Resultierende stets eine zum Boden des Instrumentes zumindest näherungsweise senkrechte Kraft auf die Saugnapfvorrichtung 16 ausgeübt, die auf diese Weise sicher, und ohne zusätzliche Befestigungsmittel, an der Fläche 12 bzw. dem Boden des Streichinstruments (nicht gezeigt) gehalten wird.
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Da durch die Kombination aus vertikalem Versatz 36 und der beschriebenen Gestalt der Unterseite 18 des Stützenkörpers 14 vermieden wird, dass die Unterseite 18 des Stützenkörpers 14 bei den beim Spielen tatsächlich auftretenden Kippwinkeln am Boden des Streichinstruments anstößt, wird vermieden, dass die Saugnapfvorrichtung 16 in Folge der Verkippung vom Boden des Streichinstruments „abgehebelt“ wird. Auf diese Weise gestattet die Stütze 10 somit die hier beschriebene Beweglichkeit bei gleichzeitig sicherer Befestigung am Corpus des Streichinstruments.
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Unter Bezugnahme zusätzlich auf 3 bis 5 wird im Folgenden der Aufbau des Stützenkörpers 14 mehr im Detail beschrieben. Wie 2 zu entnehmen ist, umfasst der Stützenkörper 14 eine obere Schale 38, eine untere Schale 40 und eine Zwischenschale 42. Die Schalen 38, 40 und 42 haben eine durchbrochene Struktur, die längliche stegförmige Abschnitte 44 umfasst, die sich zwischen einem radial inneren und einem radial äußeren Bereich erstrecken, und die durch längliche Zwischenräume 46 getrennt sind. Dabei sind die stegförmigen Abschnitte 44 spiralförmig gekrümmt, derart, dass das radial innere und das radial äußere Ende in Umfangsrichtung um einen Winkel β von etwa 45° versetzt sind (s. 3). Ferner erkennt man, dass das Verhältnis der Breite der stegförmigen Abschnitte 44 zu der Breite der Zwischenräume 46 in der unteren Schale 40 (s. 3) größer ist als in der oberen Schale (4). Auf diese Weise wird erreicht, dass die obere Schale 38 nachgiebiger ist, als die untere Schale 40, und sich daher gut an die Auflagestelle an der spielenden Person anpassen kann und dadurch übermäßige Druckbelastung vermeiden kann. Die untere Schale 40 ist zudem durch die Zwischenschale 42 versteift, die an einem radial äußeren und einem radial inneren Abschnitt der unteren Schale 40 mit dieser verbunden ist.
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Ferner erkennt man aus 3 und 4, dass die stegförmigen Abschnitte 44 in der oberen Schale 38 und in der unteren Schale 40 in entgegengesetzte Richtungen gekrümmt sind. In beiden Schalen nimmt die Breite der stegförmigen Abschnitte 44 nach radial außen zu. Das Verhältnis der Breiten von stegförmigen Abschnitt 44 und Zwischenraum 46 verändert sich jedoch in Abhängigkeit von dem radialen Abstand kaum.
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Man erkennt, dass die Schalen 38, 40 und 42 jeweils eine durchbrochene Struktur aufweisen, und zwischen der oberen Schale 38 und der unteren Schale 40 ein vergleichsweise großer, zusammenhängender Hohlraum gebildet ist, der lediglich durch die (durchbrochene) Zwischenschale 42 unterteilt wird. Der Stützenkörper 14 hat daher nicht die Gestalt eines herkömmlichen Kissens, sondern eine Art Skelettstruktur.
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Aus diesem Grund ist der Stützenkörper 14 auch abweichend von herkömmlichen Stützen aus einem vergleichsweise steifen Material gebildet. Das Material hat in bevorzugten Ausführungsformen eine Biegefestigkeit nach ASTM D770 von mindestens 1,0 GPa, vorzugsweise von 1,3 GPa und vorzugsweise mindestens 1,5 GPa. Zusätzlich oder alternativ hat das Material einen Elastizitätsmodul nach ASTM D638 von mindestens 1,0 GPa, vorzugsweise mindestens 1,3 GPa und besonders vorzugweise mindestens 1,5 GPa. In einer bevorzugten Ausführungsform ist das Material ein thermoplastischer Kunststoff, insbesondere ein thermoplastischer Kunststoff, der sich im 3D-Druck verarbeiten lässt. Auf diese Weise lässt sich der Stützenkörper 14 einstückig, kostengünstig und stabil im 3D-Druck herstellen.
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Die Verwendung eines steifen Materials gestattet die im Wesentlichen hohle und durchbrochene Skelettstruktur, die ein äußerst geringes Gewicht mit exzellenten klanglichen Eigenschaften verbindet. Durch die durchbrochene Struktur ist die obere Schale 38 zudem ausreichend flexibel, dass sie sich an die Schulter oder Brust der spielenden Person anpasst, ohne dass das Material selbst weich ausgebildet sein müsste. Damit kann die mit weichen Schaum- oder Gelmaterialien typischerweise assoziierte schallschluckende Wirkung vermieden werden.
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Wie oben erwähnt führt der beschriebene Stützenkörper 14 in einer der vorstehend beschriebenen Ausführungsformen zu einer angenehmen Auflage mit physiologisch günstiger Verteilung des Auflagedrucks. Insofern ist es möglich, den beschriebenen Stützenkörper 14, oder eine Abwandlung davon, auch ohne Saugnapfvorrichtung 16 für sich genommen als Stützkissen zur Polsterung von an einem Körper zu tragenden Gegenständen im allgemeinen zu verwenden. Bei typischen weiteren Anwendungen kann es sich bei dem am Körper zu tragenden Gegenstand beispielsweise um einen orthopädischen Gegenstand handeln, etwa eine Beinschiene oder einen orthopädischen Schuh. Bei derartigen orthopädischen Gegenständen, die am Körper getragen werden, trifft oft das Problem von Druckstellen auf, die sich mit herkömmlichen Polstern nicht immer wirksam vermeiden lassen. Erfindungsgemäße Stützkissen von der Art, wie sie vorstehend im Zusammenhang mit Stützen für Streichinstrumente beschrieben wurden, können auch hier Anwendung finden. Eine weitere bevorzugte Anwendung betrifft die Verwendung eines oder mehrerer derartiger Stützkissen in einem Helm, wie er beispielsweise zum Motorradfahren, Skifahren, Fahrradfahren oder bei Risikosportarten wie Drachenfliegen oder Kajakfahren getragen wird. Eine Mehrzahl von derartigen Stützkissen kann an dem zu tragenden Gegenstand angebracht sein, um einen Druck, der von dem Gegenstand auf den Körper ausgeübt wird, gleichmäßig und physiologisch zu verteilen.
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Es wird darauf hingewiesen, dass die zuvor beschriebenen Ausführungsformen als rein beispielhaft und die Erfindung nicht einschränkend anzusehen sind und dass die beschriebenen Merkmale in beliebiger Kombination von Bedeutung sein können.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Stütze
- 12
- ebene Fläche
- 14
- Stützenkörper
- 16
- Saugnapfvorrichtung
- 18
- Unterseite des Stützenkörpers 14
- 20
- Oberseite des Stützenkörpers 14
- 22
- vertikale Achse der Saugnapfvorrichtung 16
- 24
- virtuelle Ebene
- 26
- Kopfabschnitt
- 28
- Napfabschnitt
- 30
- Öffnung32 radial äußerer Abschnitt34 radial innerer Abschnitt
- 36
- vertikaler Versatz
- 38
- obere Schale
- 40
- untere Schale
- 42
- Zwischenschale
- 44
- länglicher stegförmiger Abschnitt
- 46
- länglicher Zwischenraum
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- US 4506582 [0004]
- DE 3033310 C2 [0005]
- CH 296363 [0005]
- DE 19500066 A1 [0005]
- DE 102014112067 A1 [0007, 0011]
- DE 846958 [0008, 0016]