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Die Erfindung betrifft eine WC-Sitzgarnitur gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 und einen für eine derartige WC-Sitzgarnitur geeigneten Handgriff.
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Üblicherweise bestehen WC-Sitzgarnituren aus einem WC-Sitz und einem WC-Deckel, die mittels einer WC-Sitzgelenkanordnung miteinander verbunden sind. Diese WC-Sitzgarnitur wird dann über eine geeignete Halterung an einer Keramik befestigt.
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Insbesondere bei öffentlich zugänglichen Toiletten oder aber auch im Krankenhaus oder Care-Bereich, in denen ein WC in vergleichsweise kurzer Zeit von einer Vielzahl von Personen benutzt wird und die Hygiene nicht immer den Vorgaben entspricht, bestehen gewisse Hemmungen, den WC-Sitz oder den WC-Deckel von Hand anzuheben, da die Gefahr besteht, mit verschmutzen Bereichen in Kontakt zu gelangen. Auch für die Reinigungskräfte ist die Reinigung derart verschmutzter oder stark frequentierter WCs trotz des Tragens von Gummihandschuhen unangenehm.
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Auch Personen mit einer körperlichen Behinderung oder kranken oder verletzten Personen, fällt es häufig schwer, die modernen WC-Sitzgarnituren zu betätigen, da diese sehr flach ausgebildet sind und aus Designgründen einen möglichst geringen Spalt zwischen der Keramik und dem WC-Deckel und dem WC-Sitz aufweisen, so dass das Ergreifen schwierig ist.
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Aus der
DE 86 28 998 U1 ist ein Toilettendeckel mit einer aus der Ebene des Toilettendeckels hinausragenden Handhabe bekannt, die vorzugsweise als Griffknauf ausgeführt ist.
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Die
DE 20 2012 003 558 U1 offenbart einen einstückig mit einem WC-Sitz oder WC-Deckel ausgebildeten Griff.
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WC-Griffe, die sich über den Sitzbereich einer WC-Sitzgarnitur hinaus erstrecken sind beispielsweise aus der
GB 2 322 143 A , der
WO 2016/001483 A1 und der
US 2006/0162057 A1 bekannt.
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Demgegenüber liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine WC-Sitzgarnitur und einen für eine derartige Sitzgarnitur geeigneten Handgriff zu schaffen, die/der auf einfache Weise ohne direkte Kontaktierung mit verschmutzten Bereichen betätigbar ist.
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Diese Aufgabe wird im Hinblick auf die WC-Sitzgarnitur durch die Merkmalskombination des Anspruchs 1 und im Hinblick auf den Handgriff durch die Merkmalskombination des nebengeordneten Anspruchs 9 gelöst.
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Vorteilhafte Weiterbildungen sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Erfindungsgemäß besteht die WC-Sitzgarnitur aus einem WC-Sitz und einem WC-Deckel, die mittels einer WC-Sitzgelenkanordnung miteinander verbunden sind. Derartige Sitzgelenkanordnungen sind in dem eingangs beschriebenen Stand der Technik erläutert, so dass hinsichtlich Details auf den eingangs beschriebenen Stand der Technik verwiesen wird. Erfindungsgemäß hat die WC-Sitzgarnitur einen Handgriff, der zum Öffnen und Schließen des Deckels oder des Sitzes ausgelegt ist. Da dieser Handgriff am Deckel / Sitz befestigt ist, kann er bei bestimmungsgemäßer Benutzung des WCs nicht oder nur in stark verringertem Umfang verschmutzt werden, so dass das Betätigen des Deckels / Sitzes mit diesem Handgriff hygienisch unbedenklich ist. Des Weiteren wird das Betätigen durch die ergonomische Ausgestaltung des Handgriffs gegenüber herkömmlichen Lösungen deutlich vereinfacht.
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Bei einem besonders bevorzugten Ausführungsbeispiel der Erfindung wird der Handgriff mit dem Sitz / Deckel verklebt, so dass die Montage äußerst einfach ist und der Handgriff an vorhandenen WC-Sitzgarnituren nachgerüstet werden kann.
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Die Verbindung, insbesondere die Klebeverbindung ist so ausgelegt, dass der Deckel mittels des Handgriffs gegen den Widerstand eines Dämpfers der Sitzgelenkanordnung geöffnet werden kann.
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Prinzipiell kann der Handgriff auch so ausgelegt sein, dass er sowohl den Deckel als auch den Sitz trägt - dabei muss dann sichergestellt sein, dass Deckel und Sitz in geeigneter Weise mit dem Handgriff in Wirkverbindung bringbar sind.
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Erfindungsgemäß hat der Handgriff zwei beabstandete Auflageflächen, zwischen denen sich ein aufgewölbter Griffbereich erstreckt.
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Der Handgriff kann aus Kunststoff, insbesondere UREA oder einem sonstigen geeigneten Material hergestellt sein.
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Erfindungsgemäß wird es bei einer Variante bevorzugt, den Handgriff auf der Oberseite des Deckels anzubringen. Dabei kann der Handgriff auch als Anschlag im Öffnungszustand wirken.
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Das Betätigen des Handgriffs ist besonders einfach, wenn dieser in etwa parallel oder in geringem Abstand zu einer Umfangskante des Deckels oder Sitzes angeordnet ist.
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Eine Handgriffaußenfläche kann insbesondere in der Farbgebung und der Oberflächenqualität an den Deckel angepasst sein, so dass der Handgriff im Design zur jeweiligen Sitzgarnitur passt.
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Bei einem besonders bevorzugten Ausführungsbeispiel ist der Handgriff im Wesentlichen aus dem gleichen Material wie der Deckel und/oder der Sitz hergestellt.
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Der erfindungsgemäße Handgriff ist ausgelegt, um an einem Deckel oder Sitz einer WC-Sitzgarnitur angebracht zu werden.
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Bevorzugte Ausführungsbeispiele der Erfindung werden im Folgenden anhand schematischer Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
- 1 eine erfindungsgemäße WC-Sitzgarnitur mit einem erfindungsgemäßen Handgriff in einer dreidimensionalen Darstellung;
- 2 eine Vorderansicht der Sitzgarnitur gemäß 1;
- 3 eine Variante der WC-Sitzgarnitur gemäß 1 mit einem abgewandelten Handgriff und
- 4 und 5 Einzeldarstellungen der Handgriffe gemäß den 1 bzw. 3.
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1 zeigt eine dreidimensionale Prinzipdarstellung einer WC-Sitzgarnitur 1. Diese ist mit einem WC-Sitz 2 und einem WC-Deckel 4 ausgeführt, die über eine strichpunktiert angedeutete WC-Sitzgelenkanordnung 6, 8 gelenkig miteinander verbunden sind. Diese ist vorzugsweise so ausgebildet, dass die Sitzgarnitur 1 mit Take-Off-Funktion ausgeführt ist, so dass die Sitzgarnitur 1 ohne Werkzeug von Hand von der nicht dargestellten Keramik abgezogen oder auf diese aufgesetzt werden kann. Beim dargestellten Ausführungsbeispiel hat der Deckel 4 einen Umfangsrand 10, der im geschlossenen Zustand die Umfangsfläche des Sitzes 2 abschnittsweise überdeckt. Da derartige Designelemente bekannt sind, ist eine weitere Beschreibung entbehrlich.
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In herkömmlicher Weise wird zum Öffnen des Deckels 4 dieser im Bereich des Umfangsrandes 10 erfasst, dabei gelangt die Person in direkten Kontakt mit der Nutzfläche des Sitzes. Zur Vermeidung dieses Nachteils ist die WC-Sitzgarnitur 1 mit einem Handgriff 12 versehen, der an einer Oberseite 14 des Deckels 4 angebracht ist. Prinzipiell ist es selbstverständlich auch möglich, den Handgriff 12 an einer anderen geeigneten Position, beispielsweise am Umfangsrand 10 anzubringen. Bei dem in 1 dargestellten Ausführungsbeispiel ist der Handgriff 12 etwas seitlich zu einer Mittelachse 16 der Sitzgarnitur 1 versetzt angeordnet. Der Handgriff 12 kann prinzipiell auch symmetrisch zu dieser Mittelachse 16 angeordnet werden, so dass er diese sozusagen überstreckt.
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2 zeigt eine Vorderansicht auf die Anordnung gemäß 1. In dieser Ansicht erkennt man die seitlich nach links von der Mittelachse 16 versetzte Position des Handgriffs 12. Dieser ist so angeordnet, dass er in einem vergleichsweise geringen Abstand zu einer Umfangskante 18 im Übergangsbereich von der Oberseite 14 zum Umfangsrand 10 angeordnet ist. Dabei ist ein großer Abstand zur angedeuteten Sitzgelenkanordnung gewählt, so dass ein vergleichsweise großer Hebel zum Öffnen zur Verfügung steht und somit die Öffnungskraft vergleichsweise gering ist.
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3 zeigt eine Variante des Ausführungsbeispiels gemäß den 2 und 3, das sich im Prinzip lediglich in der Geometrie des Handgriffs 12 von der vorbeschriebenen Variante unterscheidet. Einzelheiten dieser Handgriffe 12 werden anhand der 4 und 5 erläutert.
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Demgemäß hat der Handgriff 12 zwei zueinander beabstandete Auflageschenkel 20, 22, zwischen denen ein sich aufwölbendes Griffteil 24 vorgesehen ist, das den Griffbereich des Handgriffs 12 ausbildet. Jeder Auflageschenkel 20, 22 ist auflageseitig mit einer Auflagefläche ausgeführt, die beim dargestellten Ausführungsbeispiel als gestrichelt angedeutete Klebefläche 26 ausgeführt ist. Diese besteht aus einem Kleber, der im Auslieferungszustand mittels eines Trennpapiers oder dergleichen abgedeckt ist und dann zum Ankleben abgezogen wird, so dass der Handgriff 12 nach Reinigung des entsprechenden Abstützbereichs des Deckels 14 angesetzt werden kann und eine gute Verbindung gewährleistet ist.
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Die Erfindung ist jedoch keinesfalls auf ein Verkleben des Handgriffs 12 beschränkt. So kann der Handgriff 12 auch über eine andere geeignete Verbindungstechnik, beispielsweise durch Verschrauben, Nieten, Verrasten oder durch Einsetzen in eine geeignete Aufnahme des Deckels 4 befestigt werden. Prinzipiell kann ein derartiger Handgriff 12 auch sitzseitig, beispielsweise an der Umfangsfläche des Sitzes 2, vorgesehen werden, so dass auch das Anheben des Sitzes 2 vereinfacht ist. Diese Variante hätte den Vorteil, dass bei Anheben des Sitzes 2 der Deckel 4 mit angehoben wird. Bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel kann das Anheben sowohl des Deckels 4 als auch des Sitzes 2 erfolgen, wenn der Sitz über eine geeignete Verbindungseinrichtung, beispielsweise über einen Mitnehmer oder dergleichen mit dem Deckel 4 in Wirkverbindung steht, so dass beide Elemente über den Handgriff 12 angehoben oder abgesenkt werden können.
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Beim dargestellten Ausführungsbeispiel hat das Griffteil 24 ein etwa parallel zur Oberseite 14 verlaufendes Mittelstück 26, das über zwei schräg angestellte, s-förmig verrundete Schenkel 28, 30 mit dem Auflageschenkeln 20, 22 verbunden ist. Die vom Handgriff 12 aufgespannte Durchgriffsöffnung ist somit in etwa trapezförmig ausgebildet.
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5 zeigt eine Variante, bei der das Griffteil 24 bogenförmig ausgebildet ist, so dass der Durchgriffsbereich kreissegmentförmig ausgebildet wird. Des Weiteren sind beim Ausführungsbeispiel gemäß 5 die Auflageschenkel 20, 22 etwas kürzer als beim Ausführungsbeispiel gemäß 4 ausgebildet, so dass die zur Verfügung stehende Klebefläche verringert ist. Diese reicht jedoch weiterhin dazu aus, sowohl den Deckel 4 als auch den Sitz 2 zu betätigen.
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Hochwertige WC-Sitze werden üblicherweise aus einem Duroplast, häufig UREA durch Pressen hergestellt. Sitze mit schlechterer Qualität werden bevorzugt im Spritzgießverfahren hergestellt. Erfindungsgemäß wird es bevorzugt, wenn die Handgriffe 12 zumindest die gleiche Oberflächenqualität und auch die gleiche Farbe wie der Deckel 4 und/oder der Sitz 2 aufweisen. Dies ist besonders einfach, wenn der Handgriff 12 aus dem gleichen Grundmaterial mit der gleichen Farbpigmentierung wie die eigentliche Sitzgarnitur 1 hergestellt wird. Die Klebeflächen 26 können dann nachträglich als Film aufgebracht werden.
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Die Geometrie der Handgriffe 12 ist ebenfalls nicht auf die in den 4 und 5 dargestellten Varianten begrenzt - der Handgriff 12 kann beliebig im Hinblick auf eine optimierte Ergonomie ausgelegt sein. Prinzipiell ist es auch möglich, an einer Sitzgarnitur 2 Handgriffe vorzusehen. Wie eingangs erwähnt, kann ein derartiger Handgriff 12 auch sitzseitig vorgesehen werden, wobei dann allerdings eine seitliche Positionierung bevorzugt ist.
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Offenbart ist eine WC-Sitzgarnitur, an der ein Handgriff zum Betätigen angebracht ist.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- WC-Sitzgarnitur
- 2
- WC-Sitz
- 4
- WC-Deckel
- 6
- WC-Sitzgelenkanordnung
- 8
- WC-Sitzgelenkanordnung
- 10
- Umfangsrand
- 12
- Handgriff
- 14
- Oberseite
- 16
- Mittelachse
- 18
- Umfangskante
- 20
- Auflageschenkel
- 22
- Auflageschenkel
- 24
- Griffteil
- 26
- Schenkel