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Die Erfindung betrifft eine Mundharmonika mit einem Kanzellenkörper nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
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Aus
US 8 802 950 B2 ist eine Mundharmonika gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 bekannt. Die Mundharmonika umfasst eine Stimmzungen tragende Stimmplatte, die jeweils durch einen an dem Klangraum begrenzenden Deckel verkleidet ist. Der Deckel ist über elastische Elemente an der jeweils zugehörigen Stimmplatte befestigt, wodurch der Deckel mechanisch von der jeweils zugehörigen Stimmplatte entkoppelt ist.
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Aus
DE 10 2005 028 792 A1 ist eine Mundharmonika bekannt, die einen Kanzellenkörper mit Einblasöffnungen umfasst, von denen zu einer Stimmplattenauflage hin offene Luftkanäle in den Kanzellenkörper hinein verlaufen. Auf die Stimmplattenauflage ist eine Stimmplatte aufgelegt, die eine Vielzahl von Tonzungen trägt, die jeweils in der Stimmplatte vorgesehene Durchblasöffnungen überdeckt. Die auf den Kanzellenkörper montierte Stimmplatte wird durch einen äußeren Deckel abgedeckt und geschützt.
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Dieser Deckel ist mit der Stimmplatte und gleichzeitig noch mit dem Kanzellenkörper über Schrauben verschraubt und fixiert. Dabei liegt der Deckel hier auch direkt auf der Stimmplatte auf und steht dadurch in direkter mechanischer Verbindung mit dieser. Dies hat einen Kostenvorteil dadurch, dass in der Regel nur zwei oder wenige, meist durchgehende Schrauben eingesetzt werden müssen. Auf der anderen Seite ergeben sich dadurch einige Nachteile, wie z.B. erheblicher Montageaufwand beim Zusammenbringen und -halten der Komponenten beim Verschrauben, dem schwierigen Einfädeln der Schrauben etc.
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Ganz wesentlich ist jedoch, dass damit keine eindeutigen und reproduzierbaren Zustände und Kräfte erreicht werden, die definiert auf die Stimmplatte wirken. Da die Luftspalte zwischen Schlitz bzw. Durchblasöffnung und Stimmzunge auf der Stimmplatte möglichst klein sein sollen, um eine sehr gute Tonansprache, keine Luftgeräusche und einen gleichmäßigen Ton zu erreichen, sind Spaltmaße und Stimmzungen sehr eng toleriert. Durch das insbesondere ungleichmäßige Aufbringen von Kräften auf/an der Stimmplatte wird diese verzogen, was in vielen Fällen selbst bei nur kleinem Verzug/kleinen Verspannungen dazu führt, dass nicht mehr alle Stimmzungen frei in ihren Schlitzen schwingen können und es somit zu sogenannten Streifern kommt, die klanglich negativ wahrnehmbar sind. Solche Verspannungen können sogar so weit führen, dass das Instrument nicht richtig gestimmt werden kann, so z.B. nach jedem Stimmen und erneuten Deckelaufschrauben die Stimmung an einzelnen Zungen wieder abweicht. Ein mehrfaches Auf- und Abdeckeln der Instrumente wird dadurch erforderlich, um eine optimale Stimmung zu erhalten. Auch beim Instrumentalisten stellt diese Thematik ein Problem dar, z.B. bei der Reinigung des Instruments, das dafür auseinander- und wieder zusammengeschraubt werden muss.
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Hinzu kommt, dass durch das Halten der Mundharmonika an den Deckeln beim Spielen eine gewisse Dämpfung der schwingenden Stimmplatte hervorgerufen wird, da die Deckel ja auf ihr aufliegen und sie meist verschraubt sind. Außerdem kann es sogar dazu kommen, dass durch unterschiedlich starkes Drücken mit der Hand auf den oder die Deckel das genannte Phänomen der streifenden Stimmzungen auftreten kann.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, eine Mundharmonika zu schaffen, bei der die Klangerzeugung verbessert ist.
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Diese Aufgabe wird durch Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
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Hierdurch wird eine Mundharmonika geschaffen, die über einen Deckel verfügt, dessen Befestigung am Kanzellenkörper ein freies, ungedämpftes und unbeeinflusstes Schwingen der Stimmplatte(n) bietet, wodurch sich klangliche Vorteile ergeben. Dies wird erfindungsgemäß durch Entkopplung der Stimmplatte(n) von dem oder den Deckel(n) der Mundharmonika erreicht. Der Deckel wird über eine von der Stimmplatte unabhängigen Befestigung mit dem Kanzellenkörper verbunden. Diese Befestigung sorgt dafür, dass der Deckel keinen Druck auf die Stimmplatte ausüben kann, ohne dass insbesondere der Griffkomfort für den Spieler verändert ist.
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Beispielsweise kann dies dadurch erreicht werden, dass der Deckel auf einem Schraubdom, der mit dem Kanzellenkörper verbunden ist, aufliegt und mit ihm verschraubt ist, ohne die Stimmplatte zu berühren. Die Stimmplatte selbst kann Durchbrüche im Bereich der Schraubdome aufweisen, womit sie keinen direkten Kontakt mit dem Deckel hat und somit keine Kräfte durch den Deckel oder die Deckelschrauben auf sie ausgeübt werden. Die Stimmplatte selbst kann dabei beispielsweise über eigene, definierte Verschraubungen mit dem Kanzellenkörper fix verbunden sein oder auch über andere Verbindungstechniken gelagert werden. Beispielhaft können Deckelschrauben über in den Schraubdomen vorhandene Gewindeeinsätze geführt oder auch als selbstschneidende Schrauben ausgelegt werden.
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Weitere Ausgestaltungen der Erfindung sind der nachfolgenden Beschreibung und den Unteransprüchen zu entnehmen.
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Die Erfindung wird nachstehend anhand des in der beigefügten Abbildung dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert.
- 1 zeigt schematisch einen Teillängsschnitt einer Mundharmonika gemäß einem ersten Ausführungsbeispiel.
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Die Erfindung betrifft eine Mundharmonika mit einem Kanzellenkörper 1, auf dem mindestens einseitig eine Stimmplatte 2 mit Stimmzungen 3 angeordnet ist. Die Anzahl Stimmzungen 3 ist wählbar zwischen eins und einer Mehrzahl.
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Der Kanzellenkörper 1 weist in bekannter Weise Einblasöffnungen 5 auf, von denen zu einer oberen und/oder einer unteren Stimmplattenauflage 6 hin offene Luftkanäle (nicht dargestellt) in den Kanzellenkörper 1 hinein verlaufen. Die Stimmplatte 2 ist an einer Stimmplattenauflage 6 montiert und ist durch einen oberen und/oder einen unteren, einen Klangraum 7 ganz oder teilweise begrenzenden Deckel 4 verkleidet. Der Deckel 4 ist mechanisch entkoppelt von der jeweiligen Stimmplatte 2 befestigt.
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Die Befestigung erfolgt am Kanzellenkörper 1. Der Kanzellenkörper 1 weist dazu mindestens eine Befestigungsvorrichtung 8 für den jeweiligen Deckel 4 auf. Im Bereich dieser Befestigungsvorrichtung 8 befindet sich ein Stimmplatten 2 freier Bereich und/oder die Stimmplatte 2 weist eine Aussparung 9 auf zur räumlichen Trennung von Deckel 4 und Stimmplatte 2.
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Gemäß dem dargestellten Ausführungsbeispiel weist der Kanzellenkörper 1 Lagerdome 10 oder sonstige Vorsprünge als Befestigungsvorrichtung auf, an denen der Deckel 4 mechanisch entkoppelt von der Stimmplatte 2 befestigbar ist. Die Stimmplatte 2 weist als Aussparung 9 eine Ausnehmung bzw. Durchbruch für einen jeweiligen Durchgriff eines Lagerdoms 10 auf. Der jeweilige Lagerdom 10 erstreckt sich vorzugsweise aufrechtstehend von dem Kanzellenkörper 1, insbesondere von der Stimmplattenauflage 6, wie 1 zeigt. Vorzugsweise sind zwei zueinander beabstandete Lagerdome 10 für die Befestigung eines Deckels 4 vorgesehen.
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Die Lagerdome 10 können ferner an ihren freien Enden Aufstandsflächen 11 für eine Deckelauflage bilden. Die Lagerdome 10 oder sonstigen Vorsprünge sind besonders bevorzugt als eine Klemm- oder Schraubverbindung mit dem oberen und/oder unteren Deckel 4 ausgelegt. Beispielsweise sind die Lagerdome 10 oder sonstigen Vorsprünge als Gewindebuchsen oder als Einschraubaugen für gewindeformende Schrauben ausgebildet. Der Kanzellenkörper 1 ist vorzugsweise aus einem Kunststoffmaterial mit angespritzten Lagerdomen 10 oder sonstigen Vorsprüngen hergestellt. Die Lagerdome 10 oder sonstigen Vorsprünge können ferner als Positionierstifte für die Anordnung der Stimmplatte 2 auf der Stimmplattenauflage 6 vorgesehen sein.
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Der Kanzellenkörper 1 kann weiterhin randseitig mindestens eine Auflage 12 zur räumlich von der Stimmplatte 2 getrennten Aufnahme oder Anlage des Deckels 4 aufweisen, wozu der Deckel 4 stegartige Randabschnitte 13 aufweisen kann.
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Die erfindungsgemäß vorgesehene Befestigungsvorrichtung 8 kann auch stegartige Randabschnitte 13 des Deckels 4 am Kanzellenkörper 1 lösbar verankern, wozu der Kanzellenkörper 1 Raumabschnitte aufweist, die von der jeweiligen Stimmplatte 2 ausgespart sind. Der Deckel 4 kann folglich an verschiedensten Stellen des Kanzellenkörpers 1 aufliegend lösbar befestigt sein, wenn er dabei nicht die Stimmplatte(n) 2 direkt berührt. Das kann beispielsweise eben auch im Randbereich teilweise oder umlaufend geschehen. Die Verbindungsart kann neben Klemmung und Verschraubung auch sonstige Reibschlussverbindungen umfassen.
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Der Kanzellenkörper 1 kann oben und/oder unten mit jeweils einem Deckel 4 abgedeckt sein. Die vorstehenden Ausführungen gelten in gleicher Weise für einen oberen und einen unteren Deckel 4.
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Der Deckel 4 selbst kann in bekannter Weise ausgebildet sein. Die Befestigung der Stimmzungen 3 an der Stimmplatte 2 erfolgt vorzugsweise mittels eines Niets.
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Die jeweilige Stimmplatte 2 kann beispielsweise unter anderem aus Messing, Bronze, Zink oder Titan hergestellt sein.
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Die Mundharmonika kann chromatisch, diatonisch, ein- oder mehrchörig ausgebildet sein.