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Die Erfindung betrifft ein elektronisches Anzeigesystem zur Anzeige des rückwärtigen Verkehrsgeschehens für einen Kraftwagen mit einem optischen Innen-Rückspiegel gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Ferner betrifft die Erfindung ein Verfahren zur elektronischen Anzeige des mit einer Kamera aufgenommenen Kamerabilds eines rückwärtigen Verkehrsgeschehens auf einer Anzeigeeinrichtung gemäß dem Oberbegriff des weiteren unabhängigen Anspruchs.
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In konventionellen Kraftwagen werden optische Innen-Rückspiegel zum Beobachten des rückwärtigen Verkehrsgeschehens verwendet, sofern eine Sicht durch das Fahrzeug nach hinten möglich ist (typischerweise bei Vorliegen einer Heckscheibe). Meistens ist der Innen-Rückspiegel zwischen dem Fahrer- und dem Beifahrersitz an der Windschutzscheibe befestigt.
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Bei Personenkraftwagen mit Hintersitzen (typischerweise in Form einer Rückbank) kann die Sicht mittels Rückspiegel behindert werden, insbesondere fast vollständig versperrt werden, wenn der mittlere Hintersitz durch einen Insassen belegt ist. Der Grad der Behinderung hängt von der Oberkörperlänge der Person ab. Eine Behinderung der Sicht über den Innen-Rückspiegel kann sich beispielsweise auch dann ergeben, wenn der Kraftwagen so stark beladen ist, dass das Ladungsgut in das die rückwärtige Verkehrssituation anzeigende Sichtfeld des Rückspiegels ragt, beispielsweise bei einem Kombi (Kombinationskraftwagen). Wenn der Kraftwagen bis zum Dachhimmel vollbeladen ist, kann die Behinderung so groß sein, dass überhaupt keine Sicht durch den Rückspiegel auf das rückwärtige Verkehrsgeschehen mehr möglich ist. Außerdem kann die Sicht durch Gegenstände (z. B. eine Jacke) auf der Heckablage eingeschränkt werden.
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Bei Situationen mit eingeschränkter Sicht über den Rückspiegel können hinter dem eigenen Kraftwagen fahrende Fahrzeuge häufig nur schwer oder überhaupt nicht beobachtet werden. Der Fahrer fühlt sich weniger sicher im Fahrzeug und verwendet beispielsweise die beiden Seitenspiegel zur Rückraumabsicherung, um z. B. andere Fahrzeuge auf der Autobahn rechtzeitig zu erkennen. Die beiden Seitenspiegel zeigen jedoch nicht den gleichen Umgebungsbereich wie der Innen-Rückspiegel an; außerdem muss der Fahrer den Verkehr über einen ständigen Abgleich beider Seitenspiegel beobachten.
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Es sind Rückfahrsysteme zum Unterstützen beim Rückwärtsfahren (insbesondere beim rückwärtigen Einparken) mit einer typischerweise am Heck des Fahrzeugs befindlichen Rückfahrkamera bekannt, die den rückwärtigen Raum hinter dem Fahrzeug mittels der Kamera erfassen und bei einer Rückwärtsfahrt das Kamerabild auf einer elektronischen Anzeigevorrichtung im Fahrzeugcockpit darstellen. Ein Rückfahrsystem mit Rückfahrkamera ist beispielsweise in der Druckschrift
DE 10 2013 214 698 A1 erwähnt. Rückfahrsysteme mit Rückfahrkamera werden beispielsweise bei Einlegen eines Rückwärtsgangs oder durch Betätigung eines Bedienelements aktiviert, so dass das Kamerabild auf der Anzeigevorrichtung erscheint. Sofern die Geschwindigkeit des Fahrzeugs in Vorwärtsrichtung eine bestimmte Grenzgeschwindigkeit erreicht oder überschreitet, wird das Rückfahrsystem typischerweise deaktiviert und es ist kein Kamerabild mehr sichtbar. Eine Aktivierung der Anzeige des Kamerabilds bei einem Rückfahrsystem durch Betätigung des Bedienelements ist häufig oberhalb einer Grenzgeschwindigkeit nicht möglich.
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Es ist Aufgabe der Erfindung, die Nachteile bei Behinderung der Sicht über den Innen-Rückspiegel durch sichtbehindernde Objekte im Fahrzeuginnenraum auszuräumen oder zumindest abzumildern.
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Die Aufgabe wird durch die Merkmale der unabhängigen Patentansprüche gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen sind in den abhängigen Ansprüchen beschrieben. Es wird darauf hingewiesen, dass zusätzliche Merkmale eines von einem unabhängigen Patentanspruch abhängigen Patentanspruchs ohne die Merkmale des unabhängigen Patentanspruchs oder nur in Kombination mit einer Teilmenge der Merkmale des unabhängigen Patentanspruchs eine eigene und von der Kombination sämtlicher Merkmale des unabhängigen Patentanspruchs unabhängige Erfindung bilden können, die zum Gegenstand eines unabhängigen Anspruchs, einer Teilungsanmeldung oder einer Nachanmeldung gemacht werden kann. Dies gilt in gleicher Weise für in der Beschreibung beschriebene technische Lehren, die eine von den Merkmalen der unabhängigen Patentansprüche unabhängige Erfindung bilden können.
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Ein erster Aspekt der Erfindung betrifft ein elektronisches Anzeigesystem zur Anzeige des rückwärtigen Verkehrsgeschehens für einen einen optischen Innen-Rückspiegel umfassenden Kraftwagen. Der Kraftwagen weist typischerweise ein Rückfenster zur Betrachtung des rückwärtigen Verkehrsgesehen über den Rückspiegel auf. Mit Vorteil wird das elektronische Anzeigesystem für einen Personenkraftwagen mit zumindest einer hinteren Sitzreihe (z. B. eine durchgehende Rückbank) verwendet. Das elektronische Anzeigesystem umfasst eine Kamera zur Aufnahme eines Kamerabilds betreffend das rückwärtige Verkehrsgeschehen. Die Kamera ist vorzugsweise eine Rückkamera und beispielsweise am Fahrzeugheck angebracht. Bei der Kamera handelt es sich um eine Videokamera, die Bilder in Form elektrischer Signale aufnimmt. Ferner ist eine Anzeigeeinrichtung zur Anzeige des Kamerabilds der Kamera vorgesehen. Bei der Anzeigeeinrichtung handelt es sich beispielsweise um einen im Fahrzeugcockpit integrierten Bildschirm (z. B. einen Flüssigkeitskristallbildschirm oder einen OLED-Bildschirm) oder um ein Head-up-Display mit Projektion auf die Frontscheibe oder auf einer separaten Projektionsfläche. Der Bildschirm entspricht z. B. einem im Fahrzeugcockpit zwischen Fahrer und Beifahrer, schräg vor dem Fahrer angeordneten Bordmonitor (Central Information Display). Alternativ wäre auch eine Anzeige im Kombi-Instrument denkbar. Bei der Kamera und der Anzeigeeinrichtung handelt es sich vorzugsweise um die Rückfahrkamera bzw. die Anzeigeeinrichtung eines Rückfahrsystems. Es wäre aber auch denkbar, dass es sich bei der Kamera nicht um die Rückfahrkamera eines Rückfahrsystems handelt, sondern um eine eigens für die Realisierung der Erfindung integrierte Kamera handelt, die beispielsweise einen besseren Sichtbereich als eine Rückfahrkamera eines Rückfahrsystems aufweist.
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Das erfindungsgemäße Anzeigesystem kennzeichnet sich dadurch, dass das Anzeigesystem eingerichtet ist, eine Sichtbehinderungssituation mit Behinderung der Sicht über den Innen-Rückspiegel auf das rückwärtige Verkehrsgeschehen durch zumindest ein im Fahrzeuginnenraum befindliches sichtbehinderndes Objekt zu erkennen. Eine Sichtbehinderungssituation wird beispielsweise unter Verwendung einer Sensorik zur Erkennung der Belegung eines Hintersitzes, insbesondere des mittleren Hintersitzes, erkannt. Beispielweise kann zur Erkennung einer Belegung des Hintersitzes das Signal einer Sitzbelegungssensorik in Form einer Sitzbelegungsmatte verwendet werden. Es ist auch denkbar, mittels einer im Fahrzeuginnenraum befindlichen Kamera eine Sicherbehinderungssituation, insbesondere eine Belegung eines hinteren Sitzes, festzustellen.
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Im Fall der Erkennung einer Sichtbehinderungssituation wird automatisch ein mit der Kamera aufgenommenes Kamerabild betreffend das rückwärtige Verkehrsgeschehen auf der Anzeigeeinrichtung angezeigt. Alternativ kann vorgesehen sein, dass im Fall der Erkennung einer Sichtbehinderungssituation nicht unmittelbar ein Kamerabild automatisch angezeigt wird, sondern dass dem Fahrer zunächst die Anzeige eines mit der Kamera aufgenommenen Kamerabilds automatisch angeboten wird. Das automatische Anbieten kann beispielsweise optisch, akustisch oder haptisch erfolgen. Beispielsweise wird dem Fahrer auf dem Bordmonitor die Nutzung der Kamera angeboten. Der Fahrer hat in Reaktion auf das Anbieten der Anzeige die Möglichkeit, die Anzeige des mit der Kamera aufgenommenen Kamerabilds durch eine Bedienhandlung zu aktivieren, beispielsweise durch Tastendruck (z. B. eines zentralen Bedienelements) oder durch einen Sprachbefehl.
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Das elektronische Anzeigesystem erlaubt im Fall einer Behinderung der Sicht über den Innen-Rückspiegel durch ein im Fahrzeuginnenraum befindliches sichtbehinderndes Objekt die alternative Beobachtung des rückwärtigen Verkehrsgeschehens über das Kamerabild der Kamera. Der Fahrer bekommt die Rückraumszenerie in einem Bild angezeigt und muss nicht über einen ständigen Abgleich beider Seitenspiegel den Verkehr beobachten. Je nach Position der Anzeigeeinrichtung kann das Bild im Vergleich zum Blick auf die Seitenspiegel auch an einer halbwegs gewohnten Position angezeigt werden (beispielsweise bei einer Anzeigeeinrichtung in Form eines Bordmonitors im oberen Bereich des Cockpits zwischen Fahrer und Beifahrer oder bei einer Anzeigeeinrichtung, die direkt in dem optischen Spiegel integriert ist).
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Mit Vorteil handelt es sich bei der Kamera um eine Rückfahrkamera eines Rückfahrsystems, wobei das Rückfahrsystem den Fahrer beim rückwärtigen Fahren unterstützt. Die Rückfahrkamera wird also sowohl im Rahmen der Funktion des Rückfahrsystems als auch im Rahmen der erfinderischen Anzeige eines Kamerabilds bei einer Sichtbehinderungssituation verwendet. Die im Zusammenhang mit einem Rückfahrsystem im Fahrzeug verbaute Rückfahrkamera kann also mit Vorteil dafür verwendet werden, in Sichtbehinderungssituationen den rückwärtigen Raum auf einer Anzeigeeinrichtung anzuzeigen. Das im Rahmen einer Sichtbehinderungssituation angezeigte Kamerabild kann beispielsweise auf derselben Anzeigeeinrichtung angezeigt werden, auf der das Kamerabild bei Verwendung der Funktion des Rückfahrsystems dargestellt wird, beispielsweise auf einem Bordmonitor (Central Information Display).
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Bei dem erfindungsgemäßen elektronischen Anzeigesystem kann es sich also um ein Erweiterung eines ohnehin im Fahrzeug verbauten Rückfahrsystems handeln, das auch bei Vorwärtsfahrt im normalen Verkehrsfluss bei Geschwindigkeiten oberhalb typischer Rangiergeschwindigkeiten (beispielsweise auf einer Autobahn, einer Landstraße oder im Stadtverkehr) im Fall einer Sichtbehinderungssituation ein Kamerabild des rückwärtigen Verkehrsgeschehens als Ersatz des Rückspiegelbildes auf derselben Anzeigeeinrichtung wie im Fall der Nutzung der konventionellen Funktion des Rückfahrsystems oder auf einer anderen geeigneten Anzeigeeinrichtung anzeigt.
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Wie bereits im Zusammenhang mit konventionellen Rückfahrsystemen beschrieben, wird im Fall der Verwendung der Rückfahrkamera für die Funktion des Rückfahrsystems bei einer Fahrzeuggeschwindigkeit in Vorwärtsrichtung größer oder größer gleich als eine Grenzgeschwindigkeit (z. B. 10 km/h) eine Anzeige eines Kamerabilds der Rückfahrkamera unterbunden. Sofern der Fahrer beispielsweise in einer derartigen Fahrsituation ein Bedienelement zum Aktiveren des Rückfahrsystems betätigt, wird kein Kamerabild dargestellt. Dieses Verhalten ist häufig bei Rückfahrsystemen vorzufinden.
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Sofern das erfindungsgemäße Anzeigesystem – wie vorstehend beschrieben – die konventionelle Funktion des Rückfahrsystems umfasst, ist im Fall der Erkennung einer Sichtbehinderungssituation bei einer Fahrzeuggeschwindigkeit in Vorwärtsrichtung größer bzw. größer als diese Grenzgeschwindigkeit eine Anzeige eines Kamerabilds der Rückfahrkamera jedoch vorzugsweise nicht unterbunden, stattdessen kann auch bei diesen höheren Geschwindigkeiten in Vorwärtsrichtung bei einer Sichtbehinderungssituation ein Kamerabild angezeigt werden oder dem Fahrer zur Anzeige angeboten werden.
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Die erfindungsgemäße automatische Anzeige eines Kamerabilds in Reaktion auf die Erkennung einer Sichtbehinderungssituation bzw. das automatische Anbieten eines Kamerabilds sollte vorzugsweise bei Fahrt des Kraftwagens in Vorwärtsrichtung möglich sein, um eine Beobachtung von hinter dem Fahrzeug fahrenden Fahrzeugen zu ermöglichen.
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Es kann aber auch zusätzlich vorgesehen sein, dass bei einer Rückwärtsfahrt (beispielsweise beim rückwärtigen Einparken) im Fall des Erkennens einer Sichtbehinderungssituation eine automatische Anzeige des Kamerabilds bzw. ein automatisches Anbieten der Anzeige erfolgt.
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Bei der Kamera kann es sich auch um eine in einem Seitenspiegel verbaute Kamera handeln, die beispielsweise nach schräg hinter gerichtet ist. Es können die Bilder einer in einem rechten Seitenspiegel verbauten Kamera und einer in einem rechten Seitenspiegel verbauten Kamera zu einem gemeinsamen Kamerabild überlagert angezeigt werden. Das Bild einer Kamera in einem Seitenspiegel kann auch mit dem Bild einer Rückfahrkamera kombiniert werden.
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Bei der Kamera kann es sich statt einer Rückkamera eines Rückfahrsystems auch um eine dedizierte Kamera im Heckbereich des Fahrzeug handeln, die nach hinten gerichtet ist, und die im Vergleich zu einer Rückkamera eines Rückfahrsystems ein Bild erfasst, welches dem natürlichen Rückspiegelbild eines Rückspiegels besser entspricht. Es kann sich auch um eine Rückkamera handeln, die sowohl die Anforderung eines Rückfahrsystems als auch die Anforderung der Erfindung optimal beherrscht.
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Mit Vorteil ist das Anzeigesystem eingerichtet, eine Sichtbehinderungssituation durch Erkennung der Belegung eines Hintersitzes zu erkennen, da die Belegung eines Hintersitzes im Allgemeinen auf eine mehr oder minder große Sichtbehinderung hindeutet. Bei dem Hintersitz handelt es sich vorzugsweise um einen mittleren Sitz der mehreren häufig als Rückbank ausgebildeten Hintersitze. Im Fall von drei Sitzplätzen hinten entspricht dieser dem zweiten Sitzplatz.
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Die Sitzbelegungserkennung kann auf beliebige Weise erfolgen. Beispielsweise erfolgt die Erkennung der Sitzbelegung mittels des Auswertens des Signals einer konventionellen Sitzbelegungsmatte, die in dem jeweiligen Sitz integriert ist. Eine Belegung eines Sitzes kann alternativ oder zusätzlich auch durch eine Gurtbelegungssensor erfolgen, der anzeigt, ob ein dem Sitz zugeordneter Gurt in Benutzung ist, oder durch einen Isofix-Detektor erfolgen, der anzeigt, ob eine Isofix-Verbindung im Fahrzeug genutzt wird. Eine Sichtbehinderungssituation, insbesondere eine Belegung eines Hintersitzes kann auch unter Verwendung des Bildes einer Fahrzeuginnenraum-Kamera erkannt werden. Bei der Innenraum-Kamera kann es sich beispielsweise um eine Kamera handeln, die ohnehin im Fahrzeug zur Fahrerüberwachung, insbesondere zur Müdigkeitserkennung des Fahrers, verwendet wird. Es kann sich auch um einen Innenraum-Kamera handeln, die zur Erkennung von Handgesten des Fahrers verwendet wird.
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Vorzugsweise kann die Kamera zwischen den beiden Vordersitzen hindurch auf den hinteren Fahrzeuginnenbereich blicken. Die Innenraum-Kamera ist beispielsweise unten im Bereich der Mittelkonsole verbaut und nach schräg oben gerichtet, so dass diese durch die beiden Vordersitze hindurch nach hinten schauen kann.
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Die Erkennung einer Sichtbehinderungssituation kann auch unter Verwendung mehrerer verschiedenartiger Sensoren erfolgen: Beispielsweise wird mittels einer Sitzbelegungsmatte das Belegen eines bestimmten Hintersitzes, insbesondere des mittleren Hintersitzes festgestellt, und mittels einer Kamera wird die Kopfhöhe der diesen Hintersitz belegenden Person bestimmt. Wenn eine Belegung des beispielsweise mittleren Hintersitzes festgestellt wird und zudem festgestellt wird, dass die Kopfhöhe der Person auf diesem Hintersitz größer oder größer gleich als ein bestimmter Schwellwert ist, wird beispielsweise das Vorliegen einer Sichtbehinderungssituation festgestellt.
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Es kann zusätzlich oder alternativ zur Erkennung einer Sitzbelegung vorgesehen sein, dass zum Feststellen einer Sichtbehinderungssituation die Beladung eines im hinteren Fahrzeuginnenraum befindlichen Laderaums mit sichtbehinderndem Gut geprüft wird (beispielsweise im Fall eines Personenkraftwagen mit Schrägheck wie einem Kombi oder eines Sport Utility Vehicle). Der Laderaum kann beispielsweise durch Umklappen der Hintersitze gebildet oder erweitert werden.
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Es kann mittels einer Innenraumkamera die Beladungshöhe des Laderaums festgestellt werden und in Abhängigkeit der Beladungshöhe entschieden werden, bei höherer Beladungshöhe das Kamerabild automatisch anzuzeigen (bzw. die Anzeige des Kamerabilds dem Fahrer anzubieten) oder bei geringerer Beladungshöhe dies nicht zu tun.
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Zum Feststellen einer Sichtbehinderungssituation kann auch mittels einer passenden Sensorik gewonnene Information genutzt werden, die angibt, ob ein oder mehrere Hintersitze umgeklappt sind, da hierdurch die Wahrscheinlichkeit für eine Sichtbehinderung erhöht ist.
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Es kann zusätzlich oder alternativ zur Erkennung einer Sitzbelegung vorgesehen sein, dass zum Feststellen einer Sichtbehinderungssituation die Belegung einer Heckablage mit einem oder mehreren Gegenständen festgestellt wird, die die Sicht über den Rückspiegel behindern. Die Heckablage entspricht dem im Wesentlichen waagerechten Bereich zwischen dem unteren Ende der Heckscheibe und dem oberen, hinteren Ende der Rücksitzlehne; dieser Bereich wird auch als Hutablage bezeichnet. Die Belegung der Heckablage mit sichtbehindernden Gegenständen kann mittels des Bilds einer Innenraumkamera oder einer anderen geeigneten Sensorik erfolgen.
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Es kann vorgesehen sein, dass das im Fall der Erkennung einer Sichtbehinderungssituation angezeigte bzw. angebotene Kamerabild eine veränderte Sichtperspektive gegenüber dem im Fall der Verwendung der Rückfahrkamera für die Funktion des Rückfahrsystems angezeigten Kamerabild aufweist. Eine Veränderung der Perspektive entspricht beispielsweise einer Veränderung des Sichtfelds, des Blickwinkels und/oder der Kameraposition.
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Die Sichtperspektive kann beispielsweise bei einer Sichtbehinderungssituation gegenüber dem im Rahmen der Rückfahrhilfe dargestellten Kamerabild so verändert sein, dass die Perspektive des Bilds mehr der Perspektive eines in einem Rückspiegel sichtbaren Bild ähnelt. Beispielsweise weist die Perspektive bei einer Sichtbehinderungssituation eine gegenüber der Perspektive bei der Rückfahrhilfe erhöhte (virtuelle) Blickposition auf oder ist weniger auf den Nahbereich hinter dem Heck ausgerichtet, sondern stellt auch weiter hinter dem Fahrzeug befindliche Objekte gut sichtbar dar. Die Modifikation der Perspektive kann durch Veränderung der Ausrichtung oder Position der Rückfahrkamera, durch eine Verstellung eines Objektivs der Rückfahrkamera oder durch eine passende perspektivische Umrechnung des Kamerabilds erfolgen.
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Ein zweiter Aspekt der Erfindung betrifft ein Verfahren zur elektronischen Anzeige des mit einer Kamera in Form einer Videokamera aufgenommenen Kamerabilds eines rückwärtigen Verkehrsgeschehens auf einer Anzeigeeinrichtung in einem einen optischen Innen-Rückspiegel umfassenden Kraftwagen. Das Verfahren kennzeichnet sich den Verfahrensschritt des Erkennens einer Sichtbehinderungssituation mit Behinderung der Sicht über den Innen-Rückspiegel auf das rückwärtige Verkehrsgeschehen durch zumindest ein im Fahrzeuginnenraum befindliches sichtbehinderndes Objekt. Im Fall der Erkennung einer Sichtbehinderungssituation erfolgt ein automatisches Anzeigen eines mit der Kamera aufgenommenen Kamerabilds betreffend das rückwärtige Verkehrsgeschehen auf der Anzeigeeinrichtung. Alternativ kann in diesem Fall die Anzeige eines mit der Kamera aufgenommenen Kamerabilds betreffend das rückwärtige Verkehrsgeschehen dem Fahrer des Kraftwagens angeboten werden.
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Die vorstehenden Ausführungen zum erfindungsgemäßen Anzeigesystem nach dem ersten Aspekt der Erfindung gelten in entsprechender Weise auch für das erfindungsgemäße Verfahren nach dem zweiten Aspekt der Erfindung. An dieser Stelle und in den Patentansprüchen nicht explizit beschriebene vorteilhafte Ausführungsbeispiele des erfindungsgemäßen Verfahrens entsprechen den vorstehend beschriebenen oder in den Patentansprüchen beschriebenen vorteilhaften Ausführungsbeispielen der erfindungsgemäßen Vorrichtung.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels unter Zuhilfenahme der beigefügten einzigen Zeichnungen beschrieben.
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Diese zeigt ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen elektronischen Anzeigesystems für einen Personenkraftwagen 1. Der Personenkraftwagen 1 umfasst einen konventionellen Innen-Rückspiegel 2, der an der Windschutzscheibe ungefähr in der Mitte zwischen der Fahrer- und Beifahrerseite befestigt ist. Ferner ist eine Heckscheibe vorgehen, durch die der Fahrer 5 mittels des Innen-Rückspiegels 2 das rückwärtige Verkehrsgeschehen beobachten kann. Ferner sind konventionelle Seitenspiegel 3 und 4 vorgesehen. Das Fahrzeug umfasst neben einem Fahrersitzplatz für den Fahrer 5 und einem Beifahrersitzplatz für den Beifahrer eine Rückbank 6 mit Sitzfläche und Rücklehne, welche beispielsweise drei Rücksitzplätze umfasst. Zum Erkennen einer Sitzbelegung des mittleren Rücksitzplatzes 7 ist eine Sitzbelegungsmatte 8 vorgesehen, die bei Belegung des Sitzplatzes 7 ein die Belegung signalisierendes Sitzbelegungssignal auslöst.
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Bei dem Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen elektronischen Anzeigesystems handelt es sich um eine Erweiterung eines konventionellen Rückfahrsystems, welches neben der konventionellen Rückfahrhilfsfunktion auch die erfindungsgemäße Darstellung eines Kamerabilds bei einer erkannten Behinderung der Sicht durch den Innen-Rückspiegel 2 umfasst. Das Anzeigesystem umfasst eine vorzugsweise am Heck befindliche Rückfahrkamera 9. Zur Darstellung des Kamerabilds der Rückfahrkamera 9 sind eine Head-Unit 10 (Steuergerät zur Ansteuerung des Bildschirms 11) und ein Bildschirm 11 vorgesehen. Die Rückfahrkamera 9 liefert Bildinformation an die Head-Unit 10, welche die Bildinformation nach entsprechender Signalverarbeitung an den Bildschirm 11 zur Anzeige des Kamerabilds weiterleitet. Der Bildschirm 11 entspricht dem Bordmonitor.
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Ferner ist ein zentrales Eingabe-Bedienelement 12 für den Fahrer 5 vorgesehen, dessen Eingabesignal von der Head-Unit 10 entgegen genommen wird.
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Darüber hinaus ist ein Steuergerät 13 des erweiterten Rückfahrsystems vorgesehen, welches die Anzeige des Kamerabilds auf dem Bildschirm 11 steuert. Hierzu steht das Steuergerät 13 mit der Head-Unit 10 in Verbindung. Das Steuergerät 13 steuert die Funktion der Rückfahrkamera 9, entweder direkt oder über den Umweg der Head-Unit 10. Ferner kann durch Betätigen eine Taste 14 die Anzeige des Kamerabilds manuell aktiviert werden. Dies erfolgt auch, wenn ein Rückwärtsgang eingelegt wird. Sofern die Fahrzeuggeschwindigkeit größer als eine maximale Geschwindigkeit vmax ist, wird die durch Betätigen der Taste 14 ausgelöste oder durch Einlegen des Rückwärtsgangs ausgelöste Anzeige des Kamerabilds auf dem Bildschirm 11 deaktiviert. Dies gilt nicht bei einer wie nachfolgend beschriebenen Auslösung der Anzeige des Kamerabilds auf dem Bildschirm 11.
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Sofern der mittlere Rücksitzplatz 7 durch einen Insassen 15 belegt ist, wird dies mittels der Sitzbelegungsmatte 8 registriert und das Steuergerät 13 erhält eine entsprechende Information über die Belegung des mittleren Rücksitzplatzes 7. Dies wird vom Steuergerät 13 als Sichtbehinderungssituation gewertet, in der die Sicht des Fahrers 5 auf das rückwärtige Verkehrsgeschehen durch den Kopf und ggf. den Oberkörper des Insassen 15 auf dem mittleren Rücksitzplatz 7 behindert ist. In Reaktion auf den Empfang der Information über das Vorliegen einer Belegung des mittleren Rücksitzplatzes 7 wird die Head-Unit 10 seitens des Steuergeräts 13 angewiesen, auf dem Bildschirm 11 eine Information (beispielsweise als Text oder als grafische Information) anzuzeigen, die dem Fahrer 5 die Anzeige eines mit der Rückfahrkamera 9 aufgenommenen Bildes anbietet und dem Fahrer 5 vorzugsweise eine für die Anzeige des Bilds nötige Bedienhandlung signalisiert. Der Fahrer 5 kann durch Bedienung des zentralen Bedienelements 12 das Angebot annehmen (beispielsweise durch Drücken des zentralen Bedienelements 12). Falls der Fahrer 5 durch entsprechende Bedienung des zentralen Bedienelements 12 eine Anzeige des Bilds auslösen möchte, wird dies dem Steuergerät 13 seitens der Head-Unit 10 mitteilt. Das Steuergerät 13 weist dann die Head-Unit 10 an, das Kamerabild auf dem Bildschirm 11 darzustellen. Alternativ kann es auch vorgesehen sein, dass bei Erkennen einer Sichtbehinderungssituation das Bild der Rückfahrkamera 9 ohne zusätzlich Bedienhandlung des Fahrers automatisch angezeigt wird.
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Die vorstehend beschriebene Funktion des Steuergeräts 13 kann alternativ auch in der Head-Unit 10 integriert sein.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102013214698 A1 [0005]