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Die Erfindung betrifft ein Gewehr mit einem Lauf mit einer Laufmittelachse, einer Visierlinie, eine durch die Visierlinie und die Laufmittelachse verlaufenden Hauptebene, einen Pistolengriff mit einer Grifflängsachse und einem Abzug, wobei der Abzug ein Daumenabzug ist.
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Derartige Gewehre sind aus dem Stand der Technik, beispielsweise der
US 1,000,317 A oder der
DE 760 735 A , seit langem bekannt und werden sowohl für sportliche Wettkämpfe als auch für die Jagd oder für militärische Einsätze verwendet. Aus der
DE 295 16 757 U1 ist ein Gewehr bekannt, bei dem ein herkömmlicher Abzug verwendet wird, bei dem jedoch ein Pistolengriff um die Lauflängsachse verdreht ist.
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Insbesondere Jäger müssen oftmals eine lange Zeit mit ihrer Waffe im Anschlag verharren und auf jagdbares Wild warten. Die Abzugshand umfasst dabei den Pistolengriff des Gewehrs während der Zeigefinger am Abzug anliegt. Insbesondere bei Jagdwaffen aber auch bei großkalibrigen Sportwaffen und selbst bei Luftgewehren ist in dieser Haltung das Handgelenk mehr oder weniger stark abgeknickt und befindet sich nicht in einer bequemen und entspannten Haltung.
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Sollte dann ein Schuss abgegeben werden, führt dies beim Schützen zu einem erhöhten Stresslevel, wodurch zusätzlich zu der ohnehin unbequemen Handhaltung eine saubere, präzise und ruhige Abzugsbewegung weiter erschwert wird. Diese ist jedoch für einen präzisen Treffer unerlässlich. Dieses Phänomen tritt insbesondere, jedoch nicht ausschließlich, bei Jägern auf, da hier das Handgelenk stark abgewinkelt ist und ein Jäger beispielsweise im Vergleich zu einem Sportschützen deutlich weniger geübt im Umgang mit seiner Waffe ist, da die Anzahl der abgegebenen Schüsse und der Trainingseinheiten deutlich geringer ist.
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Im Sinne der vorliegenden Erfindung verläuft die Hauptebene durch die Visierlinie und die Laufmittelachse, die auch Seelenachse genannt wird, wobei als Visierlinie die Linie zwischen Kimme und Korn bzw. zwischen Diopter und Ringkorn oder sonstige Linie bezeichnet wird, über die der jeweilige Schütze mit dem Gewehr das Ziel anvisiert. Zur Bestimmung der Hauptebene wird dabei angenommen, dass sich die Visierlinie in der Standardeinstellung befindet. Es ist bekannt, dass beispielsweise bei Luftdruckwaffen, aber auch bei anderen Sportwaffen die Visierlinie nicht nur erhöht oder abgesenkt werden kann, wodurch die Hauptebene unberührt bliebe, sondern auch seitlich versetzt werden kann. Ein derartiger Versatz oder eine Umlenkung der Visierlinie beispielsweise bei Rechtsschützen auf das linke Auge, soll im Rahmen der vorliegenden Erfindung unbeachtet bleiben.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Gewehr gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 so weiter zu entwickeln, dass eine bequeme Handhaltung ermöglicht und gleichzeitig ein präzises und sauberes Abziehen des Abzugs gewährleistet werden kann.
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Die Erfindung löst die gestellte Aufgabe durch ein Gewehr gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1, dass sich dadurch auszeichnet, dass die Grifflängsachse und die Hauptebene einen Griffwinkel von 70° bis 40° einschließen und der Daumenabzug derart angeordnet ist, dass eine Abzugsbewegung mit der Hauptebene einen Abzugswinkel von 80° bis 100° einschließt, sodass eine für das Lösen eines Schusses auf den Abzug aufzubringende Kraft durch eine von der Abzugshand aufbringbare Gegenkraft kompensierbar ist..
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Durch die Verkippung der Grifflängsachse aus der Hauptebene heraus wird der im Handgelenk ansonsten vorhandene Winkel stark abgemildert und so eine bequeme Handhaltung erreicht. Je größer der Griffwinkel bis zu einem bestimmten Wert wird, desto bequemer und entspannter wird die jeweilige Handhaltung aber desto schwieriger wird es, mit dem Zeigefinger den Abzug des Gewehres zu betätigen. Es hat sich für die Entspanntheit und Bequemlichkeit des Handgelenkes herausgestellt, dass ein Griffwinkel verwendet wird, bei dem es nicht mehr möglich ist, den Abzug mit dem Zeigefinger zu betätigen. Erfindungsgemäß ist daher vorgesehen, dass der Abzug ein Daumenabzug ist. Dies bedeutet, dass er von der Abzugshand, die den Pistolengriff umfasst, mit dem Daumen betätigt wird.
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Erfindungsgemäß liegt der Griffwinkel zwischen 70° und 40°, bevorzugt bei 55°. Es hat sich herausgestellt, dass dies für die meisten Schützen eine bequeme und entspannte Handhaltung ermöglicht.
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Vorzugsweise ist der Pistolengriff so befestigt, dass der Griffwinkel einstellbar ist. Dadurch kann jeder Schütze die seiner Anatomie individuellste Position einstellen. Diese hängt beispielsweise von der Größe der Hand, der Länge der Finger aber auch von der Größe des Schützen und der Länge des Unterarms ab. Vorteilhafterweise ist der Pistolengriff nicht nur derart befestigt, dass der Griff winkeleinstellbar ist, sondern dass der Pistolengriff auch um seine Griffachse zumindest in einem gewissen Winkelbereich von beispielsweise ± 10° herum drehbar ist. Auch dadurch kann den individuellen Gegebenheiten des jeweiligen Schützen Rechnung getragen werden.
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In einer vorteilhaften Ausgestaltung ist der Griffwinkel derart gewählt, dass eine pronate Handhaltung einer Hand erreicht wird, die den Pistolengriff umfasst. Damit ist eine nahezu völlig entspannte Handhaltung gemeint, wie sie beispielsweise durch ergonomische Computermäuse bereits erreicht werden kann.
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Vorteilhafterweise ist der Daumenabzug derart angeordnet, dass eine Abzugsbewegung mit der Hauptebene einen von 0° verschiedenen Abzugswinkel einschließt. Der Abzugswinkel liegt folglich zwischen zwei Ebenen, von denen eine die Hauptebene und eine die Ebene ist, in der die Abzugsbewegung, die in der Regel eine Schwenkbewegung ist, stattfindet. Während beim herkömmlichen Gewehr, mit dem der Abzug mit dem Zeigefinger betätigt wird, die Abzugsbewegung in der Hauptebene verläuft, so dass auf diese Weise beim sauberen Abziehen keine Bewegung der Waffe nach rechts oder links hervorgerufen werden kann, ist dies beim Daumenabzug in dieser vorteilhaften Ausgestaltung anders. Bei einer entspannten Handhaltung ist es von Vorteil, wenn der Daumen eine ebenfalls möglichst entspannte Bewegung ausführt, so dass die Bewegung nicht in der Hauptebene liegt. Erfindungsgemäß liegt der Abzugswinkel zwischen zwischen 80° und 100°, bevorzugt bei 90°.
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Wird der Abzug betätigt um einen Schuss zu lösen, muss folglich eine Kraft auf den Abzugshebel oder den Abzugshahn ausgeübt werden, die nicht in der Hauptebene liegt und damit eine Verschwenkung des Gewehres nach rechts oder links aus der Ziellage heraus hervorrufen könnte. Dabei wird erfindungsgemäß die benötigte Gegenkraft direkt von der Abzugshand aufgebracht, so dass es hier nicht zu einer Bewegung des Gewehrs und damit zu einem unsauberen Schuss kommt. Besonders vorteilhaft ist es, wenn die Abzugsbewegung, die eine Schwenkbewegung ist, in einer Richtung verläuft, die senkrecht auf der Hauptebene steht und diese unterhalb der Seelenachse schneidet. Unterhalb bedeutet in diesem Fall auf der der Visierlinie gegenüberliegenden Seite der Seelenachse. Vorzugsweise verläuft die Abzugsbewegung in einer Ebene, die die Grifflängsachse etwa in der Mitte des Pistolengriffs und damit auch in der Mitte einer dem Pistolengriff umfassenden Hand schneidet. Dadurch werden die auftretenden Kräfte optimal verteilt und gleichen einander zumindest nahezu vollständig aus. Dadurch werden eine besonders ruhige und kontrollierte Abzugsbewegung und damit ein besonders sauberer Schuss ermöglicht.
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Mit Hilfe der beiliegenden Zeichnungen wird nachfolgend ein Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung näher erläutert. Es zeigt:
- 1 - die schematische Schnittdarstellung durch einen Abzugsmechanismus aus dem Stand der Technik,
- 2 - die schematische dreidimensionale Ansicht eines Abzugsmechanismusses gemäß einem ersten Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung,
- 3 - eine Explosionsdarstellung der in 2 gezeigten Ausführung,
- 4 - die schematische Darstellung möglicher Abzugsbewegungen und
- 5 - die schematische Darstellung einer Grifflängsachse.
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1 zeigt den Abzugsmechanismus eines herkömmlichen Gewehres aus den Stand der Technik. An einer Abzugsgabel 2 befindet sich der Schlagbolzen 4, der beim Auslösen des Schusses auf die in 1 nicht gezeigte Patrone trifft und durch den eine Laufmittelachse 42 verläuft. Die Abzugsgabel 2 liegt mit einer Rast 8 an einer Abzugsstange 10 an.
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Die Abzugsstange 10 ist Teil des Abzugs 12, der um eine Schwenkachse 14 schwenkbar gelagert ist. Eine Wendelfeder 16 bringt nach dem Auslösen des Schusses die Abzugsstange 10 wieder in die gezeigte Position. In 1 unterhalb der Schwenkachse 14 befindet sich ein Abzugszüngel 18, das zum Auslösen des Schusses von einem Zeigefinger in 1 nach rechts bewegt wird. Dadurch wird der gesamte Abzug 12 um die Schwenkachse 14 herum verschwenkt und die Abzugsstange 10 bewegt sich nach links, wobei die Rastwirkung der Rast 8 beendet wird und die Abzugsgabel 2 nach links schnellt und so den Schuss auslöst.
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2 zeigt einen Abzugsmechanismus gemäß einem ersten Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung. Man erkennt die Abzugsgabel 2 sowie die Abzugsstange 10, ein Abzugszüngel 18 wurde entfernt. Stattdessen ist in 2 ein Daumenabzug 20 vorhanden, der um eine Abzugsachse 22 herum schwenkbar gelagert und im Wesentlichen L-förmig ausgebildet ist. Die Abzugsachse 22 befindet sich im in 2 gezeigten Ausführungsbeispiel an zwei Vorsprüngen 24, die an einer am Rest des Gewehrs befestigten Grundplatte 26 angeordnet sind. Am kürzeren der beiden Schenkel des Daumenabzugs 20 befindet sich ein Kontaktelement 28, das an der Abzugsstange 10 anliegt.
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Wird nun der Daumenabzug 20 um die Abzugsachse 22 herum in 2 nach rechts verschwenkt, drückt der kürzere Schenkel des Daumenabzugs 20 mit dem Kontaktelement 28 auf die Abzugsstange 10 und betätigt so den Abzug, so dass sich der Schuss löst.
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In 3 ist eine Explosionsdarstellung der in 2 gezeigten Ausführungsform dargestellt. Die Grundplatte 26 ist über Schraubverbindungen 30 und zusätzliche Bolzen 32 am Abzugsgehäuse 34 befestigt. Der L-förmige Daumenabzug 20 wird über eine dafür vorgesehene Bohrung 36, durch die ein Schwenkbolzen 38 geführt ist, schwenkbar gelagert. Mit dem Kontaktelement 28, das vorteilhafterweise als Madenschraube ausgebildet ist, um die exakte Position zum kürzeren Schenkel des Daumenabzugs einstellen zu können, liegt der Abzug an der Abzugsstange 10 an.
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4 zeigt eine Schnittdarstellung durch ein Gewehr gemäß einem Ausführungsbeispiel der vorliegenden Anmeldung. Man erkennt den Lauf 40, in dessen Mitte sich die Laufmittelachse oder Seelenachse 42 befindet. Durch die in 4 nicht dargestellte Visierlinie wird eine Hauptebene 44 definiert. Im rechten Bereich ist ein Pistolengriff 46 dargestellt, dessen in 4 nicht gezeigte Grifflängsachse deutlich aus der Hauptebene 44 heraus verschwenkt ist. Der Daumenabzug 20 kann betätigt werden, um einen Schuss abzugeben, wobei er eine Abzugsbewegung durchführt, die entlang einer Abzugsrichtung 48 verläuft. Diese kann sich im dargestellten Bereich des Abzugswinkels α herum erstrecken und ist vorteilhafterweise einstellbar.
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5 zeigt die in 4 bereits gezeigte Darstellung, mit dem Lauf 40, der Laufmittelachse 42, der Hauptebene 44 und dem Daumenabzug 20. In 5 ist neben der Hauptebene 44 auch eine Grifflängsachse 50 dargestellt, die einen Griffwinkel β mit der Hauptebene 44 einschließt. Auch dieser Winkel ist vorteilhafterweise einstellbar. Man erkennt im in 5 gezeigten Ausführungsbeispiel, dass sich die Abzugsrichtung 48 und die Grifflängsachse 50 in einem Schnittpunkt 52 schneiden, der etwa im mittleren Bereich des Pistolengriffs 46 und damit auch im mittleren Bereich einer den Pistolengriff 46 umfassenden Hand liegt. Dadurch werden die aufzubringenden Kräfte optimal verteilt und gleichen einander
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Bezugszeichenliste
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- α
- Abzugswinkel
- β
- Griffwinkel
- 2
- Abzugsgabel
- 8
- Rast
- 10
- Abzugsstange
- 12
- Abzug
- 14
- Schwenkachse
- 16
- Wendelfeder
- 18
- Abzugszüngel
- 20
- Daumenabzug
- 22
- Abzugsachse
- 24
- Vorsprung
- 26
- Grundplatte
- 28
- Kontaktelement
- 30
- Schraubverbindung
- 32
- Bolzen
- 34
- Abzugsgehäuse
- 36
- Bohrung
- 38
- Schwenkbolzen
- 40
- Lauf
- 42
- Laufmittelachse
- 44
- Hauptebene
- 46
- Pistolengriff
- 48
- Abzugsrichtung
- 50
- Grifflängsachse
- 52
- Schnittpunkt