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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur dynamischen Fahrwegsicherung in einer mehrgleisigen Gleisanlage mit zwei Gleisstrecken und zwei Weichen, die jeweils eine Stammrichtung umfassen und in wenigstens eine Zweigrichtung zur Bildung eines Fahrweges verstellbar sind.
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Die Gleisbesetztmeldung und Gleisfreimeldung von Gleisstrecken zur Fahrwegsicherung im Schienenverkehr erfolgt u. a. durch die Sicherung mit Fahrstraßen oder Blockinformationen. Beispielsweise besteht gemäß Richtlinien der DB Netz AG insbesondere das Erfordernis, sogenannte Durchrutschwege vor und Gefahrpunktabstände hinter dem von einem Schienenfahrzeug befahrenen Gleisstreckenabschnitt mit Hilfe von Gleisbesetztmeldungen von weiteren Schienenfahrzeugen freizuhalten.
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Auf diese Weise soll auf den betroffenen Gleisstreckenabschnitten u. a. der Gegenfahrschutz und der Folgefahrschutz sowie die Sicherheit bei der Weichenumstellung gewährleistet werden. Folglich kann Gefahrensituationen, wie z. B. eine Kollisionen von zwei Schienenfahrzeugen, insbesondere aufgrund außergewöhnlicher Umstände wie einer verminderten Reibhaftung zwischen Radlauffläche und Schiene bei entsprechenden Wetterbedingungen oder menschlichem Versagen, vorgebeugt werden.
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Einzelne Gleisstreckenabschnitte bzw. Freimeldeabschnitte einer Gleisstrecke können durch Achszählkreise definiert werden, wobei jeder Achszählkreis am Beginn und Ende eines Streckenabschnitts einen Schienenschalter aufweist. Dieser Schienenschalter ist vorzugsweise mit zwei Teilsystemen ausgerüstet und kann als Achszählkontakt sowohl Achszahl eines vorbeifahrenden Schienenfahrzeuges, als auch dessen Fahrtrichtung bestimmen. Hingegen ist ein einfacher Schienenschalter mit nur einem Teilsystem lediglich dazu in der Lage, das Passieren eines Schienenfahrzeuges zu detektieren und somit zur Zugortung beizutragen, wobei jedoch keine weitergehende Aussage, beispielsweise über die Fahrtrichtung, hieraus hervorgeht. Aus den gewonnen Informationen wird für den betroffenen Achszählkreis eine Gleisbesetztmeldung oder eine Gleisfreimeldung zur Steuerung des Schienenverkehrs erzeugt.
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Sobald ein Schienenfahrzeug in einen Achszählkreis einfährt und einen Schienenschalter passiert, wird der befahrene Streckenabschnitt für weitere Schienenfahrzeuge mit einer Gleisbesetztmeldung gekennzeichnet. Im Sinne der Sicherheitsvorkehrungen werden, in Form von Durchrutschwegen und Gefahrpunktabständen, gleichfalls die dem befahrenen Gleisstreckenabschnitt angrenzenden Streckenabschnitte für weitere Schienenfahrzeuge als besetzt gekennzeichnet. Insbesondere im Falle einer mehrgleisigen Gleisanlage mit einer oder mehreren Weichenverbindungen kann sich hieraus eine eingeschränkte Verfügbarkeit der zugehörigen Gleisstrecken ergeben.
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Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Verfügbarkeit einer mehrgleisigen Gleisanlage mit wenigstens einer Weichenverbindung zu erhöhen.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren und ein System nach den unabhängigen Ansprüchen 1 und 11 gelöst, wobei vorteilhafte Ausbildungen in den abhängigen Ansprüchen angegeben sind.
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Die Erfindung beruht auf dem Gedanken, ein Verfahren zur dynamischen Fahrwegsicherung in einer mehrgleisigen Gleisanlage zur Verfügung zu stellen. Die Gleisanlage weist hierzu zwei Gleisstrecken und zwei Weichen auf, die jeweils eine Stammrichtung umfassen und in wenigstens eine Zweigrichtung zur Bildung eines Fahrweges verstellbar sind. Die Weichen ermöglichen auf diese Weise die Verbindung einer ersten Gleisstrecke mit einer zweiten Gleisstrecke.
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Des Weiteren weist die erste Gleisstrecke einen ersten und einen zweiten Schienenschalter auf, die zu einem ersten Achszählkreis zusammenfassbar sind. Zwischen dem ersten und dem zweiten Schienenschalter ist eine erste Weiche vorgesehen. Die zweite Gleisstrecke weist einen dritten und einen vierten Schienenschalter auf, die zu einem zweiten Achszählkreis zusammenfassbar sind. Zwischen dem dritten und dem vierten Schienenschalter ist eine zweite Weiche vorgesehen.
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Die Gleisanlage weist ferner eine Anlagensteuerung auf, die dazu ausgelegt ist, den ersten und den zweiten Schienenschalter der ersten Gleisstrecke mit dem dritten und dem vierten Schienenschalter der zweiten Gleisstrecke zu einem dritten Achszählkreis zusammenzufassen. Insbesondere wird der dritte Achszählkreis durch die Anlagensteuerung gebildet, wenn die erste oder zweite Weiche in Zweigrichtung gestellt ist und ein Schienenfahrzeug bei der Einfahrt in den ausgebildeten Fahrweg durch einen Schienenschalter der ersten oder zweiten Gleisstrecke detektiert wird.
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Das vorgeschlagene Verfahren sieht daher vorteilhafterweise vor, den ersten, zweiten, dritten und vierten Schienenschalter ausschließlich in dem Fall dynamisch zusammenzufassen, wenn die erste und/oder zweite Weiche in Zweigrichtung gestellt ist und ein Schienenfahrzeug den Fahrweg befährt. Die Bildung des dritten Achszählkreises erfolgt vorzugsweise bei Detektion des Schienenfahrzeuges durch einen der Schienenschalter. Dabei ist gleichfalls nicht ausgeschlossen, dass der dritte Achszählkreis auch bereits vor der Einfahrt des Schienenfahrzeuges in den Fahrweg durch die Anlagensteuerung gebildet werden kann. Die Anlagensteuerung bildet den dritten Achszählkreis spätestens, wenn die Einfahrt eines Schienenfahrzeugs in den Fahrweg durch einen der Schienenschalter der ersten oder zweiten Gleisstrecke detektiert wird.
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Der erste und zweite Achszählkreis können hierzu dynamisch zu einem übergeordneten dritten Achszählkreis zusammengefasst werden. Die Verfügbarkeit der ersten und zweiten Gleisstrecke wird nur geringfügig davon beeinflusst, dass kein weiterer Schienenschalter entlang des Fahrweges zwischen der ersten und zweiten Weiche vorgesehen wird. Die Verfügbarkeit der Gleisanlage mit vier Schienenschaltern und wenigstens einer Weichenverbindung wird somit insgesamt erhöht.
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Insbesondere tritt dieser Vorteil auf, da die Anlagensteuerung gemäß einer weiteren Ausführungsform dazu ausgelegt ist, für den ersten, zweiten und dritten Achszählkreis wenigstens eine Gleisbesetztmeldung und/oder wenigstens eine Gleisfreimeldung zu erzeugen. Sofern ein Schienenfahrzeug in den Fahrweg einfährt und durch einen Schienenschalter detektiert wird, gibt die Anlagensteuerung eine zweifelsfreie Auskunft über die Belegung des Fahrweges und somit der miteinander befahrbar verbundenen ersten und zweiten Gleisstrecke.
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Sind die erste und zweite Weiche in Stammrichtung gestellt, werden Gleisbesetztmeldungen und/oder Gleisfreimeldungen für die Gleisanlage anhand des ersten und zweiten Achszählkreises erzeugt. Die Gleisstrecken sind in diesem Fall separat voneinander durch Schienenfahrzeuge in gleicher oder entgegengesetzter Fahrtrichtung befahrbar.
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Das erfindungsgemäße Verfahren umfasst in einer weiteren Ausführungsform die Möglichkeit, dass die Anlagensteuerung den dritten Achszählkreis wieder auflöst, sobald das Schienenfahrzeug den dritten Achszählkreis vollständig verlassen hat und eine entsprechende Gleisfreimeldung für den Fahrweg bzw. für die Gleisanlage mit der ersten und zweiten Gleisstrecke erzeugt wird. Da die Bildung des dritten Achszählkreises durch die Anlagensteuerung mit der Einfahrt in den Fahrweg und der Ausfahrt aus dem Fahrweg in Verbindung steht, wird der dritte Achszählkreis vorzugsweise für eine begrenzte Dauer bedarfsweise durch die Anlagensteuerung gebildet.
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Des Weiteren wird durch die Auflösung des dritten Achszählkreises in Verbindung mit der vollständigen Ausfahrt des Schienenfahrzeuges sichergestellt, dass die erste und zweite Gleisstrecke weiterhin separat voneinander betrieben werden können. Lediglich bei Stellung wenigstens einer der Weichen in Zweigrichtung und der Detektion eines Schienenfahrzeuges an einem der auf den Gleisstrecken vorliegenden Schienenschalter wird der dritte Achszählkreis zur Erzeugung einer Gleisbesetztmeldung und/oder Gleisfreimeldung dynamisch herangezogen.
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In einer weiteren Ausführungsform wird die Stellung der Weichen der Gleisanlage in vorzugsweise vorbestimmten und regelmäßigen Zeitabständen durch die Anlagensteuerung geprüft. Vorteilhafterweise ermittelt die Anlagensteuerung auf diese Weise, ob die Bedingung der Weichenstellung zur Bildung des dritten Achszählkreises erfüllt ist.
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Bei Stellung der Weichen in Stammrichtung ist der Fahrweg nicht befahrbar. Somit ist die dynamische Bildung des dritten Achszählkreises irrelevant für die Erzeugung von hinreichenden Gleisbesetzmeldungen oder Gleisfreimeldungen entlang der ersten und zweiten Gleisstrecke. Es besteht in diesem Fall keine Notwendigkeit, Ressourcen der Anlagensteuerung zur dynamischen Bildung des dritten Achszählkreises aufzuwenden und die Verfügbarkeit der Gleisanlage durch die Zusammenfassung der Schienenschalter der ersten und zweiten Gleisstrecke zu einem übergeordneten dritten Achszählkreis einzuschränken.
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Eine weitere Ausführungsform der vorliegenden Erfindung sieht einen fünften Schienenschalter in der Gleisanlage vor, vorzugsweise in dem Fahrweg zwischen der ersten und zweiten Weiche. Die Anlagensteuerung ordnet diesen fünften Schienenschalter dem ersten und dem zweiten Achszählkreis zu. So besteht gemäß dieser Ausführungsform der erste Achszählkreis aus dem ersten, zweiten und fünften Schienenschalter sowie der zweite Achszählkreis aus dem dritten, vierten und fünften Schienenschalter. Es ergibt sich der Vorteil, dass sowohl bei Stellung der Weichen in Stammrichtung als auch in Zweigrichtung die Erzeugung einer Gleisbesetztmeldung und/oder Gleisfreimeldung für die Gleisanlage anhand des ersten und/oder zweiten Achszählkreises erfolgen kann.
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Weiterhin prüft die Anlagensteuerung in einer Ausführungsform den Funktionszustand der Schienenschalter der Gleisanlage, vorzugsweise in vorbestimmten Zeitabständen. Insbesondere ist hierdurch sichergestellt, dass die Erzeugung von Gleisbesetztmeldungen und/oder Gleisfreimeldungen auf Basis funktionstüchtiger Schienenschalter erfolgt und der Defekt eines Schienenschalters gegebenenfalls detektiert wird. Auf diese Weise ist vorteilhafterweise eine ressourcenschonende Verkehrsüberwachung bei optimaler Verfügbarkeit der Gleisanlage gewährleistet.
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Gemäß einer weiteren Ausführungsform kann wenigstens eine Gleisbesetztmeldung und/oder Gleisfreimeldung für den ersten und/oder zweiten Achszählkreis erzeugt werden, sofern die Weichen in Zweigrichtung gestellt sind, ein Schienenfahrzeug bei der Einfahrt in den Fahrweg durch den ersten, zweiten, dritten oder vierten Schienenschalter detektiert wird und ein ordnungsgemäßer Funktionszustand des fünften Schienenschalters vorliegt.
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Ausschließlich wenn die vollständige Funktionstüchtigkeit des fünften Schienenschalters zwischen der ersten und zweiten Weiche durch die Anlagensteuerung detektiert ist, wird die dynamische Bildung des dritten Achszählkreises durch die Anlagensteuerung bei Stellung der Weichen in Zweigrichtung nicht notwendig. So ist es unter diesen Voraussetzungen möglich, Gleisbesetztmeldungen und/oder Gleisfreimeldungen für den Fahrweg sowie für die Gleisstrecken der Gleisanlage anhand des ersten und zweiten Achszählkreises mit Hilfe des fünften Schienenschalters zu erzeugen.
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Eine Ausführungsform der vorliegenden Erfindung sieht bei Stellung der ersten und zweiten Weiche in Zweigrichtung, der Detektion eines Schienenfahrzeuges bei der Einfahrt in den Fahrweg und dem Vorliegen eines Defektes des fünften Schienenschalters vor, dass die Anlagensteuerung den dritten Achszählkreis dynamisch bildet und eine Gleisbesetztmeldung für den dritten Achszählkreis erzeugt. Der defekte fünfte Schienenschalter wird in diesem Fall nicht berücksichtigt. So kann der Betrieb der Gleisanlage trotz des Defektes des fünften Schienenschalters aufrechterhalten werden. Die Verfügbarkeit der Gleisanlage wird somit lediglich geringfügig eingeschränkt.
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Ein Defekt eines Schienenschalters kann im Sinne der vorliegenden Erfindung sowohl eine vollständige als auch eine teilweise Beeinträchtigung der Funktionalität bedeuten. So besteht die Möglichkeit, dass ein teildefekter Schienenschalter bei Durchfahrt eines Schienenfahrzeuges eine Detektionsmeldung an die Anlagensteuerung erzeugt, anhand dessen die Anzahl an Achsen des Schienenfahrzeuges nicht hinreichend verifiziert werden kann. Der Ausfall einer einzelnen Komponente eines Schienenschalters bedingt nicht zwingend den vollständigen Ausfall eines Schienenschalters. Entsprechend muss unter einem Defekt sowohl ein vollständiger Funktionsausfall als auch eine teilweise Beeinträchtigung der Funktionalität eines Schienenschalters verstanden werden.
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Im Weiteren ist es auch denkbar, dass beispielsweise das Überschreiten eines vorzugsweise regelmäßigen Wartungs- oder Befahrungsintervalls für einen Schienenschalter dazu führt, dass der betroffene Schienenschalter gezielt als defekt durch die Anlagensteuerung registriert wird.
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Der Defekt eines Schienenschalters kann dabei als ein Signal eines Schienenschalters von der Anlagensteuerung empfangen werden. Gleichfalls ist es möglich, dass die Anlagensteuerung ein Signal an einen Schienenschalter sendet, vorzugsweise in vorbestimmten Zeitabständen, und aus einem resultierenden Rücksignal oder aus einem ausbleibenden Rücksignal auf die Funktionstüchtigkeit des Schienenschalters rückschließen kann.
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Die Anlagensteuerung kann auch eine Zeitschaltung umfassen, die einen Schienenschalter als defekt bzw. wartungsbedürftig definiert, wenn ein vorbestimmtes Wartungs- oder Befahrungsintervall überschritten ist. In diesem Fall liegt nicht zwingend ein tatsächlicher Defekt vor. Ein solcher Defekt wird jedoch solange simuliert bis eine Bestätigung über die Funktionsfähigkeit des Schienenschalters erfolgt. Dies kann beispielsweise durch das Überfahren des Schienenschalters mit einem Schienenfahrzeug erfolgen, wodurch ein Achszählsignal an die Anlagensteuerung übermittelt wird.
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Ferner kann vorgesehen sein, dass bei Stellung der ersten und zweiten Weiche in Stammrichtung und der Detektion eines Schienenfahrzeuges durch den ersten oder zweiten Schienenschalter bei der Einfahrt in die erste Gleisstrecke eine Gleisbesetztmeldung für den ersten Achszählkreis erzeugt wird. Die Erzeugung einer Gleisbesetztmeldung für die erste Gleisstrecke ist in diesem Fall unabhängig von dem Zustand des fünften Schienenschalters und einer Gleisbesetztmeldung oder Gleisfreimeldung für den zweiten Achszählkreis. Auf diese Weise können die erste und die zweite Gleisstrecke separat voneinander und unabhängig von dem fünften Schienenschalter bzw. dessen Zustand betrieben werden. Die dynamische Bildung des dritten Achszählkreises zur Fahrwegsicherung bzw. Verkehrsüberwachung in der Gleisanlage ist dabei nicht notwendig.
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Eine weitere Ausführungsform der vorliegenden Erfindung sieht insbesondere vor, dass die Schienenschalter der Gleisanlage als Schienenschalter mit zwei Teilsystemen ausgebildet sind, die auch als Achszählkontakte bezeichnet werden. Speziell bei der Bildung von Achszählkreisen können mit einem solchen Achszählkontakt umfassende Informationen über das passierende Schienenfahrzeug, wie beispielsweise Fahrtrichtung und Achszahl, ermittelt werden, wodurch verifizierte bzw. redundante Informationen zur Erzeugung einer Gleisbesetztmeldung oder einer Gleisfreimeldung für den jeweiligen Achszählkreis verfügbar sind. Eine solche verifizierte Meldung basiert dabei auf einem Vergleich der durch die Schienenschalter bei Ein- und Ausfahrt gezählten Achsen des Schienenfahrzeuges. Aufgrund des Aufbaus eines Schienenschalters mit zwei Teilsystemen, kann sich ein Defekt eines Schienenschalters allein aus der Fehlfunktion einer der Komponenten, insbesondere einem der Teilsysteme, ergeben. Gleichfalls kann der Defekt eines einzelnen Schienenschalters auf einzelne Bauteile der Baugruppe zurückzuführen sein.
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Ein nebengeordneter Aspekt der Erfindung betrifft ein System zur Durchführung des zuvor beschriebenen Verfahrens. Das System kann ein Anzeigemittel und ein Eingabemittel zur Interaktion eines Anwenders der Gleisanlage mit dem System aufweisen.
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Das Anzeigemittel kann dazu ausgelegt sein, ein Meldesignal der Anlagensteuerung zu empfangen und den wenigstens einen Hinweis über einen durch die Anlagensteuerung gebildeten Achszählkreis auszugeben. Mit anderen Worten kann das System über andere und/oder weitere Mittel verfügen, die den Anwender auf einen derartigen Hinweis aufmerksam machen. Vorzugsweise wird der Hinweis für den Anwender verständlich aufbereitet und interpretierbar ausgegeben, um in der Folge notwendige Schritte für den vorschriftsgemäßen Betrieb der Gleisanlage einleiten zu können.
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Insbesondere kann das Anzeigemittel hierzu akustische, visuelle und/oder optische Mittel aufweisen. So kann der Anwender beispielsweise durch Signaltöne, Sprachausgaben, Leuchtanzeigen, Nachrichten in beispielsweise Textform und/oder Bildform, schematische Darstellung u. a. der Gleisanlage und/oder Vibrationen des Eingabemittels auf eine Rückmeldung der Anlagensteuerung aufmerksam gemacht und eine Information des Systems, wie z. B. wenigstens ein Hinweis auf einen gebildeten Achszählkreis, verständlich übermittelt werden.
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Die Erfindung wird im Folgenden anhand von Ausführungsbeispielen unter Bezug auf die beigefügten schematischen Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
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1a: eine Gleisanlage mit einer ersten und einer zweiten Gleisstrecke sowie zwei Weichen, gestellt in Stammrichtung, so dass eine erste und eine zweite Gleisstrecke befahrbar sind;
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1b: eine Gleisanlage mit einer ersten und einer zweiten Gleisstrecke sowie zwei Weichen, gestellt in Zweigrichtung, so dass der Fahrweg befahrbar ist; und
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2a: eine Gleisanlage mit einer ersten und einer zweiten Gleisstrecke sowie zwei Weichen, gestellt in Stammrichtung, so dass eine erste und eine zweite Gleisstrecke befahrbar sind;
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2b: eine Gleisanlage bei Defekt eines fünften Schienenschalters mit einer ersten und einer zweiten Gleisstrecke sowie zwei Weichen, gestellt in Zweigrichtung, so dass der Fahrweg befahrbar ist; und
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3: ein Ablaufdiagramm der Anlagensteuerung zur bedarfsweisen, dynamischen Zusammenfassung von Schienenschaltern zu einem dritten Achszählkreis.
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1a zeigt eine mögliche Ausführungsform der Gleisanlage GA, für die eine dynamische Fahrwegsicherung gemäß der vorliegenden Erfindung eingesetzt wird. Insbesondere weist die Gleisanlage GA eine erste Gleisstrecke GS1 und eine zweiten Gleisstrecke GS2 auf. Auf der ersten Gleisstrecke GS1 sind ein erster und ein zweiter Schienenschalter AZ1, AZ2 vorgesehen, wobei die zweite Gleisstrecke GS2 einen dritten und einen vierten Schienenschalter AZ3, AZ4 aufweist.
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Die Schienenschalter der beiden Gleisstrecke GS1, GS2 werden durch die Anlagensteuerung zu einem ersten Achszählkreis AZK1 für die erste Gleisstrecke GS1 und zu einem zweiten Achszählkreis AZK2 für die zweiten Gleisstrecke GS2 zusammengefasst. Des Weiteren weist die dargestellte Gleisanlage GA wenigstens eine erste Weiche W1 und eine zweite Weiche W2 auf.
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Insbesondere weisen die Weichen W1, W2 eine Stammrichtung SR auf sowie eine Zweigrichtung ZR auf. Eine Weichenverbindung mit den Weichen W1, W2 ist derart vorgesehen, dass bei Stellung der Weichen W1, W2 in Zweigrichtung ZR ein befahrbarer Fahrweg FW entsteht. Dazu wird die Weichenverbindung bedarfsweise zwischen dem ersten und zweiten Schienenschalter AZ1, AZ2 der ersten Gleisstrecke GS1 und dem dritten und vierten Schienenschalter AZ3, AZ4 der zweiten Gleisstrecke GS2 ausgebildet.
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Gemäß der Darstellung in 1a werden bei Stellung der Weichen W1, W2 in Stammrichtung SR Gleisbesetztmeldungen und/oder Gleisfreimeldungen entlang der ersten und zweiten Gleisstrecke GS1, GS2 anhand des ersten und zweiten Achszählkreises AZK1, AZK2 erzeugt.
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1b veranschaulicht die Gleisanlage aus 1a bei Stellung der Weichen W1, W2 in Zweigrichtung, wodurch ein befahrbarer Fahrweg FW mittels der ersten und zweiten Weiche W1, W2 ausgebildet wird. Sofern in diesem Fall ein Schienenfahrzeug durch den ersten, zweiten, dritten oder vierten Schienenschalter AZ1, AZ2, AZ3, AZ4 bei der Einfahrt in den Fahrweg FW detektiert wird, werden die Schienenschalter der ersten und zweiten Gleisstrecke GS1, GS2 von der Anlagensteuerung zu einem dritten Achszählkreis AZK3 zusammengefasst. Somit ist sichergestellt, dass die vollständige Ausfahrt des Schienenfahrzeuges sicher detektiert, für die Gleisanlage eine Gleisfreimeldung erzeugt und der dritte Achszählkreis wieder aufgelöst werden kann.
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2a zeigt eine Gleisanlage gemäß 1a, wobei zwischen den Weichen W1, W2 ein fünfter Schienenschalter AZ5 vorgesehen ist. Der fünfte Schienenschalter AZ5 wird dem ersten Achszählkreis AZK1 und dem zweiten Achszählkreis AZK2 als weiterer Schienenschalter zugeordnet. Der erste Achszählkreis AZK1 weist folglich den ersten, zweiten und fünften Schienenschalter AZ1, AZ2, AZ5 auf, wobei der zweite Achszählkreis AZK2 den dritten, vierten und fünften Schienenschalter AZ3, AZ4, AZ5 aufweist. Sofern die Weichen W1, W2 in Stammrichtung gestellt sind, erfolgt die Erzeugung von Gleisbesetztmeldungen und Gleisfreimeldung für die Gleisanlage GA anhand des ersten und zweiten Achszählkreises AZK1, AZK2.
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In 2b ist die Gleisanlage aus 2a gezeigt, wobei die erste und zweite Weiche W1, W2 in Zweigrichtung gestellt sind, so dass ein Fahrweg FW befahrbar ist. Des Weiteren weist der fünfte Schienenschalter AZ5 einen Defekt auf, wobei der Defekt nur ein Teilsystem oder beide Teilsysteme des vorzugsweise als Achszählkontakt ausgebildeten Schienenschalters betreffen kann. Die Anlagensteuerung bildet in diesem Fall aus dem ersten, zweiten, dritten und vierten Schienenschalter AZ1, AZ2, AZ3, AZ4 einen dritten Achszählkreis AZK3, wobei der fünfte Schienenschalters AZ5 für die Erzeugung von Gleisbesetztmeldungen und/oder Gleisfreimeldungen unberücksichtigt bleibt. Insbesondere erfolgt die Fahrwegsicherung mittels des dritten Achszählkreises AZK3 dynamisch, so dass der dritte Achszählkreis AZK3 mit Einfahrt eines Schienenfahrzeuges in den Fahrweg FW gebildet und nach der Ausfahrt aus dem Fahrweg FW wiederrum aufgelöst wird. Vorzugsweise erfolgt die Auflösung des dritten Achszählkreises AZK3 bei Ausfahrt aus dem Fahrweg FW unter Berücksichtigung der Gesamtachsenzahl des Schienenfahrzeuges.
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Auf diese Weise ist es möglich, den Fahrweg FW trotz eines Defektes des fünften Schienenschalters AZ5 zu befahren bzw. entsprechende Gleisbesetztmeldungen oder Gleisfreimeldungen für die Gleisanlage zu erzeugen. Entsprechend ist eine Erhöhung der Verfügbarkeit der gesamten Gleisanlage GA einschließlich der ersten und zweiten Gleisstrecke GS1, GS2 möglich.
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3 zeigt ein Ablaufdiagramm zur dynamischen Fahrwegsicherung durch die Anlagensteuerung. Der vorliegende Prozess startet 101 mit der Vorbeifahrt eines Schienenfahrzeuges an einem Schienenschalter der ersten oder zweiten Gleisstrecke GS1, GS2. Sofern kein Defekt eines Schienenschalters durch die Anlagensteuerung ermittelt wird 109, erfolgt eine regelmäßige Überprüfung des Funktionszustands der Schienenschalter AZ1–AZ5 in vorzugsweise vorbestimmten Zeitabständen 102.
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Liegt ein Defekt eines Schienenschalters vor 102, 108, entscheidet die Stellung der Weiche W1 103 über den weiteren Prozessablauf. Sind die Weichen W1, W2 in Stammrichtung SR gestellt 110, bleibt ein Defekt eines Schienenschalters, insbesondere für den fünften Schienenschalter AZ5, unberücksichtigt 104. Sind die Weichen W1, W2 in Zweigrichtung ZR gestellt 111, werden die Schienenschalter AZ1–AZ4 der ersten und zweiten Gleisstrecke GS1, GS2 zu dem dritten Achszählkreis AZK3 für die Dauer der Befahrung des Fahrweges FW durch ein Schienenfahrzeug zusammengefasst.
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Nach dem situationsbedingten Vorgehen infolge der Weichenstellung 110, 111, erfolgt eine Überprüfung des Funktionszustands bzw. der Funktionstüchtigkeit 106 des betroffenen Schienenschalters, insbesondere des fünften Schienenschalters AZ5, in vorzugsweise vorbestimmten Zeitabständen. Ist ein derartiger Defekt des betroffenen Schienenschalters behoben 108, geht die Anlagensteuerung zum Prozessende in den Normalbetrieb über 107. Ist ein Defekt eines Schienenschalters, insbesondere des fünften Schienenschalters AZ5, weiterhin vorhanden 109, wird wiederum das Ergebnis der Überprüfung der Weichenstellung 103, in vorzugsweise vorbestimmten Zeitabständen, zur Entscheidung über den weiteren Prozessablauf 110, 111 herangezogen.
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Auf diese Weise ist sichergestellt, dass der dritte Achszählkreis AZK3 als übergeordnete Instanz lediglich bedarfsweise dynamisch gebildet wird. Ein defekter bzw. teildefekter fünfter Schienenschalters AZ5 bleibt gegebenenfalls für die Beurteilung der Gleisbelegung unberücksichtigt.
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Nachdem zum Ende des Ablaufdiagramms 107 der Normalbetrieb wieder aufgenommen wird, kann ein neuer Prozessdurchlauf wiederum bei der Detektion eines Schienenfahrzeuges an einem Schienenschalter der ersten oder zweiten Gleisstrecke GS1, GS2 starten 101.
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Bezugszeichenliste
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- AZ
- Schienenschalter
- W
- Weiche
- GA
- Gleisanlage
- GS
- Gleisstrecke
- ZR
- Zweigrichtung
- SR
- Stammrichtung
- AZK
- Achszählkreis
- 101
- Prozessstart
- 102
- Defekt eines Schienenschalters vorhanden/detektiert?
- 103
- Stellung der Weiche W1?
- 104
- Defekt eines Schienenschalters nicht berücksichtigen
- 105
- Dritten Achszählkreis bilden und nach Ausfahrt auflösen
- 106
- Defekt des Schienenschalters beseitigt?
- 107
- Prozessende/Normalbetrieb
- 108
- Ja
- 109
- Nein
- 110
- Stammrichtung der Weiche
- 111
- Zweigrichtung der Weiche