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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Ausrichten von Bogen nach der Seitenkante bei dem die Bogen in Förderrichtung zu einem Anlagebereich transportiert, durch in die Bahn der Bogen führbare Vordermarken nach der Vorderkante ausgerichtet werden sowie die Ist-Seitenlage der Bogen durch eine Messeinheit ermittelt wird und die Bogen von einer Bogenbeschleunigungseinrichtung, welche in einem Greiferschema angeordnete Greifer aufweist, erfasst sowie zu Bogenhaltemitteln einer Trommel transportiert werden, wobei die Bogenhaltemittel zur Realisierung der Soll-Seitenlage in axialer Richtung verschoben werden können.
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Aus der
EP 0753407 B1 ist es bekannt, zum seitlichen Ausrichten von Bogen in einer als Bogenrotationsdruckmaschine ausgebildeten bogenverarbeitenden Maschine diese von einem Bogenanleger über einen Bändertisch zu einem Anlagebereich sowie mit der Bogenvorderkante gegen in die Bahn der Bogen führbare Vordermarken zu transportieren und so bezüglich der Bogenvorderkante auszurichten. Nachfolgend wird die Ist-Lage einer Seitenkante im Anlagebereich von einer Messeinheit festgestellt und durch einen Soll-Ist-Vergleich Steuerimpulse generiert, die zum Ansteuern eines Stellgliedes dienen, welches ein in einer Trommel gelagertes Bogenhaltesystem in axialer Richtung derart verbringt, dass die Soll-Seitenlage des mittels einer Bogenbeschleunigungseinrichtung vom Anlagebereich zur Trommel geförderten Bogens realisiert werden kann. Der so nach der Seitenkante ausgerichtete und von dem Bogenhaltesystem der Trommel gehaltene Bogen wird anschließend an die Greifer einer nachgeordneten Trommel übergeben.
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Dabei besteht die Gefahr, dass bei großen Ziehwegen sich die Elemente des Bogenhaltesystems der Trommel und die Greifer der vorgeordneten Bogenbeschleunigungseinrichtungen zu nahe kommen, sodass es bei der Verarbeitung von dicken Bogenmaterialien zu unzulässigen, die Verarbeitungsqualität nachteilig beeinflussenden Bogenverformungen kommt.
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Um diese Nachteile zu beseitigen, werden in der
EP 1354833 B1 die Elemente des Bogenhaltesystems in eine Übernahmeposition, in der die Bogen von dem Bogenbeschleunigungssystem übernommen werden, verschoben, wobei die Übernahmeposition für jeden Bogen bestimmt wird durch den von dem Bogenhaltesystem zu realisierenden Stellweg. Dabei stimmt in der Regel die Übernahmeposition nicht mit der Mittenposition der Elemente des Bogenhaltesystems der Trommel zwischen den Bogengreifern der Bogenbeschleunigungseinrichtung überein.
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Die in der
EP 0753407 B1 und
EP 1354833 B1 beschriebenen Verfahrensweisen haben den Nachteil, dass in Abhängigkeit der zur Verarbeitung gelangenden Formatbreite der Bogen diese in ihrem seitlichen Randbereich lediglich geringfügig von den Bogengreifern der Bogenbeschleunigungseinrichtung erfasst werden. Dies führt bei der Verarbeitung von dünnen Materialien zum Dublieren im hinteren Bogenbereich oder im Extremfall zur Faltenbildung, wodurch die Effektivität der bogenverarbeitenden Maschine nachteilig beeinflusst wird. Grundsätzlich kann dieses Problem dadurch behoben werden, dass nur Bogenformate zur Verarbeitung gelangen, die an das vorhandene Greiferschema angepasst sind. Das führt aber dazu, dass aufgrund des Materialmehrverbauchs die Effektivität der bogenverarbeitenden Maschine verringert oder deren Universalität eingeschränkt wird. Eine weitere Möglichkeit zur Lösung des Problems besteht darin, die Bogen außermittig zu verarbeiten und die Druckplatten oder Werkzeuge der bogenverarbeitenden Maschine entsprechend auszubilden, was aber zu einem Mehraufwand führt und die Effektivität sowie die Universalität der Maschine einschränkt.
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Aus der
DE 101 36 872 A1 sind ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Ausrichten von Bogen auf einem Anlegtisch mit Vordermarken zum Ausrichten von in einer Förderrichtung mit der Vorderkante gegen die Vordermarken transportierten Bogen, mit einer die Ist-Seitenlage erfassenden Lagemesseinrichtung, die mit einer Seitenzieheinrichtung verbunden ist, welche einen den auszurichtenden Bogen erfassenden und in eine Soll-Seitenlage transportierenden Saugkörper aufweist, bekannt. Der in Förderrichtung auf den Anlegtisch transportierte auszurichtende Bogen wird vor der Anlage an den Vordermarken vom Saugkörper der Seitenzieheinrichtung erfasst, während des weiteren Transports in Förderrichtung quer dazu verschoben, wobei die Ist-Seitenlage erfasst und die Seitenzieheinrichtung so angesteuert wird, dass eine Soll-Seitenlage realisierbar ist. Der auszurichtende Bogen wird erst von dem Saugkörper freigegeben, wenn die Soll-Seitenlage realisiert ist und der auszurichtende Bogen an den Vordermarken anliegt.
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Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zum Ausrichten von Bogen nach der Seitenkante durch ein axiales Verschieben der die Bogen auf einer Trommel fixierenden Bogenhaltemitteln so auszugestalten, dass die Effektivität und Universalität der bogenverarbeitenden Maschine mit einem geringen Aufwand erhöht wird.
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Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch ein Verfahren nach den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
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Die erfindungsgemäße Lösung ermöglicht eine dublierfreie sowie faltenfreie und damit effektive Verarbeitung dünnen Bogenmaterials beliebiger Abmessung innerhalb des Formatstellbereichs der bogenverarbeitenden Maschine. Dabei können die Bogen stets mittig verarbeitet werden, was zu einer Vereinfachung der Werkzeugherstellung führt. Das erfindungsgemäße Verfahren führt zu einer Ziehwegvergrößerung und dazu, dass zur Realisierung der Soll-Seitenlage auf der Trommel durch die Bogenhaltemittel nur kurze und nahezu konstante Wege realisiert werden müssen.
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An einem Ausführungsbeispiel wird die Erfindung näher erläutert. In den zugehörigen Zeichnungen zeigen:
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1: die schematische Darstellung des Anlagebereichs mit einer nachgeordneten Trommel in der Seitenansicht,
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2: eine prinzipielle Ansicht des Anlagebereichs in der Draufsicht,
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3: eine ausschnittsweise Vergrößerung gemäß 2.
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In 1 sind ein als Anlegtisch 2 ausgebildeter Anlagebereich 1, eine als Schwinganlage 4 ausgebildete Bogenbeschleunigungseinrichtung 3 und eine Trommel 5 schematisch in Seitenansicht gezeigt. In einer Position am Anlegtisch 2 sind Vordermarken 7 dargestellt, die in Abständen zueinander über die Breite des Anlegtischs 2 verteilt angeordnet und mit einer Markenwelle 6 drehsteif verbunden sind. Durch einen nicht dargestellten Antrieb wird die Markenwelle verdreht, sodass die Vordermarken 7 taktweise aus einer Arbeitsposition am Anlegtisch 2 in eine unter dem Anlegtisch 2 gelegene Rastposition verbracht werden. Dem Anlegtisch 2 ist die Schwinganlage 4 nachgeordnet, von der ein auf einer Schwingerwelle 8 gelagerter Schwinger 9 gezeigt wird. Die Schwinger 9 sind beabstandet zueinander über die Breite des Anlegtischs 2 verteilt vorgesehen. Im Schwinger 9 ist ein Greifer 11 dargestellt, der aus einem Greiferfinger 12 und einem Greiferaufschlag 13 besteht. Die Greifer 11 sind über die Breite der Schwinganlage 4 verteilt nach einem maschinentypischen Greiferschema sowie ein Greifersystem 10 bildend angeordnet. Die Schwinganlage 4 ist mittels eines nicht dargestellten Antriebs aus einer Rastposition am Anlegtisch 2 durch eine Bogenübergabeposition in eine Umkehrlage und aus dieser zurück zur Rastposition verbringbar ausgeführt.
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Nach der Schwinganlage ist die Trommel 5 vorgesehen, in der ein in axialer Richtung verbringbares Bogenhaltemittel 14 vorgesehen ist. Das Bogenhaltemittel 14 ist im Ausführungsbeispiel als Bogengreifer 15 ausgebildet und kann in seiner Gesamtheit durch einen in der Trommel 5 gelagerten Stellmotor 16 verschoben werden. Die Trommel 5 läuft stetig oder periodisch in einer Drehrichtung 17 um. In 1 ist weiterhin ein Bogen 18, der in einer Förderrichtung 20 transportiert und mit der Bogenvorderkante an den Vordermarken angelegt wurde sowie ein abziehender Bogen 19, der bereits von den Bogenhaltemitteln 14 der Trommel 5 gehalten wird, dargestellt.
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Die 2 zeigt ausschnittsweise den Anlagebereich 1/Anlegtisch 2 in der Draufsicht, wobei die Vordermarken 7 sich noch in ihrer Position am Anlegtisch 2 befinden. Die als Schwinganlage 4 ausgebildete Bogenbeschleunigungseinrichtung 3 ist in ihrer Rastposition am Anlegtisch 2 und von den Greifern 11 des Greifersystems 10 sind lediglich die Greiferaufschläge 13 dargestellt. Im Anlegtisch 2 ist ein sich quer zur Förderrichtung 20 erstreckender Kanal 21 vorgesehen, in dem Messeinheiten 22, 23 positioniert sind. Im Ausführungsbeispiel ist einer linken Maschinenseite S1 die Messeinheit 22 und einer rechten Maschinenseite S2 die Messeinheit 23 zugeordnet. Die Messeinheiten 22, 23 können im Kanal 21 verschoben sowie arretiert und so auf die Lage der Seitenkanten in Abhängigkeit von dem zur Verarbeitung gelangenden Bogenformat eingestellt werden. Die Messeinheiten 22, 23 sind mit einer Auswert-/Steuereinheit 24 verbunden, die den Stellmotor 16 zur Realisierung der Soll-Seitenlage der Bogen 18 auf der Trommel 5 ansteuert.
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Im Kanal 21 sind weiterhin Mittel 25 zum Verbringen des jeweils im Anlagebereich 1 befindlichen Bogens 18 quer zur Förderrichtung 20 aufgenommen. Im Ausführungsbeispiel ist das Mittel 25 als Saugschiene ausgebildet. Es ist auch möglich, dass Mittel 25 als an sich bekannte Ziehschiene oder als Schiebemarke auszuführen. Die Saugschiene 26 weist Saugöffnungen 27 auf, die über einen nicht dargestellten Saugkasten im Arbeitstakt mit Unterdruck beaufschlagbar sind. Der quer zur Förderrichtung 20 im Anlegtisch 2 verschiebbar gelagerten Saugschiene 26 ist ein Stellelement 28 zugeordnet, welches mit der Auswert-/Steuereinheit 24 verbunden und von dieser ansteuerbar ist.
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In bogenverarbeitenden Maschinen werden in der Regel die Bogen 18 vom Stapel 4 vereinzelt und dem Anlagebereich 1/Anlegtisch 2 zugeführt. Dabei sollen die Bogen 18 zur Realisierung einer optimalen Passgenauigkeit bei geringen Kosten derart zugeführt werden, dass ihre in Förderrichtung 20 verlaufende Symmetrieachse mit einer Maschinenmitte 29 übereinstimmt. In Abhängigkeit zum Beispiel von der Seitenkantenqualität der Stapel, Schnittdifferenzen der Bogen 18 sowie durch die Bogenvereinzelung und den Transport zu dem Anlagebereich 1 auftretenden Toleranzen laufen die Bogen 18 mit einem Bogenversatz X in diesen ein, das heißt, die sich in Förderrichtung 20 erstreckende Symmetrieachse der Bogen 18 verläuft um einen Bogenversatz X beabstandet zur Maschinenmitte 29. In Abhängigkeit von den für jeden in den Anlagebereich 1 einlaufenden Bogen 18 charakteristischen Bogenversatz X werden die seitlichen Bogenränder in unterschiedlicher Weise von den Greifern 11 der Bogenbeschleunigungseinrichtung 3/Schwinganlage 4 ergriffen und zur Trommel 5 transportiert. Wird der Bogenrand eines Bogens 18 nur in einem kleinen Bereich Y von einem Greifer 11 erfasst, besteht die Gefahr des Dublierens beziehungsweise der Faltenbildung. Um dies zu vermeiden, wird die Lage der Seitenkanten des in den Anlagebereich 1/Anlegtisch 2 einlaufenden Bogens 18 wahlweise von einer oder von beiden Messeinheiten 22, 23 erfasst und der Auswert-/Steuereinheit 24 zugeführt, wobei die Messung auch dann erfolgen kann, wenn der Bogen 18 sich gerade an den Vordermarken 7 angelegt hat. In der Auswert-/Steuereinheit 24 ist das Greiferschema, die geometrische Gegebenheit des Greifersystems 10 der Schwinganlage 4, abgelegt. In der Auswert-/Steuereinheit 24 werden die von der oder den Messeinheiten 22, 23 generierten und die Lage der Seitenkanten des Bogens 18 charakterisierenden Messwerte mit dem Greiferschema des Greifersystems 10 verglichen und so Stellgrößen ermittelt, die dem Mittel 25 zugeordneten Stellelement 28 zugeführt werden, wodurch der Bogen 18 so quer zur Förderrichtung 20 verbracht wird, dass eine optimale Lage zum Greifersystem 10 erzielt wird. Es wird eine Vorausrichtungslage der Seitenkanten unter Berücksichtigung des Greiferschemas des Greifersystems 10 realisiert. Dazu ist es nicht erforderlich, dass die Seitenkanten der Bogen 18 in der Vorausrichtungslage passgerecht abgelegt werden, da ein passgerechtes Positionieren der Seitenkanten der Bogen 18 erst auf der Trommel 5 erfolgt.
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Ist das Mittel 25, wie im Ausführungsbeispiel dargestellt, als Saugschiene 26 ausgebildet, wird der mit den Saugöffnungen 27 in Verbindung stehende Saugkasten mit Unterdruck beaufschlagt, der Bogen 18 erfasst und vorausgerichtet, indem die Saugschiene 26 durch das Stellelement 28 quer zur Förderrichtung 20 verschoben wird. Zum Freigeben des vorausgerichteten Bogens 18 wird die Unterdruckzufuhr zum die Saugöffnungen 27 beeinflussenden Saugkasten unterbrochen und für das schlagartige Lösen des Bogens 18 von der Saugschiene 26 gegebenenfalls der Saugkasten mit Druckluft beaufschlagt. Der in einer optimalen Lage zum Greifersystem 10 befindliche Bogen 18 wird von diesem erfasst und zu den axial verbringbaren Bogenhaltemitteln 10/Bogengreifer 11 der Trommel 5 transportiert, auf der die Realisierung der Soll-Seitenlage erfolgt. Der von den Bogenhaltemitteln 10/Bogengreifern 11 aufzubringende und mittels des Stellmotors 16 zu realisierende Weg wird dadurch ermittelt, dass nach dem Verbringen des Bogens 18 in die vorausgerichtete Position durch die Messeinheit 22 oder 23 die Ist-Seitenlage erneut erfasst und über die Auswert-/Steuereinheit 24 der von den Bogenhaltemitteln 14/Bogengreifern 15 zurückzulegende Weg bestimmt und der Stellmotor 16 entsprechend beeinflusst wird. Die Ist-Seitenlage kann auch durch nicht dargestellte Messeinheiten am abziehenden Bogen 19 auf dem Weg zur Trommel 5 oder auf dieser erfasst, in der Auswert-/Steuereinheit 24 aufbereitet und dem Stellmotor 16 als Steuergröße zugeführt werden. Letztlich ist es auch weiterhin möglich, den in der Auswert-/Steuereinheit 24 generierten Stellwert zur Realisierung der Vorausrichtung der Ermittlung des von den Bogenhaltemitteln 14/Bogengreifern 15 aufzubringenden Wegs zum Erreichen der Soll-Seitenlage zugrunde zu legen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Anlagebereich
- 2
- Anlegtisch
- 3
- Bogenbeschleunigungseinrichtung
- 4
- Schwinganlage
- 5
- Trommel
- 6
- Markenwelle
- 7
- Vordermarke
- 8
- Schwingerwelle
- 9
- Schwinger
- 10
- Greifersystem
- 11
- Greifer
- 12
- Greiferfinger
- 13
- Greiferaufschlag
- 14
- Bogenhaltemittel
- 15
- Bogengreifer
- 16
- Stellmotor
- 17
- Drehrichtung
- 18
- Bogen
- 19
- abziehender Bogen
- 20
- Förderrichtung
- 21
- Kanal
- 22
- Messeinheit
- 23
- Messeinheit
- 24
- Auswert-/Steuereinheit
- 25
- Mittel
- 26
- Saugschiene
- 27
- Saugöffnung
- 28
- Stellelement
- 29
- Maschinenmitte
- S1
- linke Maschinenseite
- S2
- rechte Maschinenseite
- X
- Bogenversatz
- Y
- Bereich
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- EP 0753407 B1 [0002, 0005]
- EP 1354833 B1 [0004, 0005]
- DE 10136872 A1 [0006]