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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Isopropanol enthaltendes flüssiges Mittel zur Verwendung in einem Verfahren zur Bekämpfung von Caliciviridae (Caliciviren) auf Haut. Ferner betrifft die Erfindung die Verwendung des Mittels zur Bekämpfung von Caliciviridae auf unbelebten Oberflächen.
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Die Bekämpfung von Viren spielt in einer Vielzahl von technischen Bereichen eine entscheidende Rolle. Caliciviridae, vor allem Noro-Viren, sind in den vergangenen Jahren insbesondere bei der Desinfektion im Krankenhausbereich in das Zentrum des Interesses gerückt. Die Hände- und die Flächendesinfektion sind dabei wesentliche Methoden zur Unterbrechung der Infektionskette.
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Die
EP 0 547 727 A beschreibt Zusammensetzungen, die als Hautantiseptikum und Händedesinfektionsmittel verwendet werden können. Auf eine Wirksamkeit gegen Viren wird nicht eingegangen. Die
WO 98/44792 A1 offenbart die Wirksamkeit von Alkoholen (insbesondere Ethanol und n-Propanol) im Gemisch mit Salzen bei niedriger Temperatur gegen Viren.
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Für die Händehygiene und Händedesinfektion werden beispielsweise viruzid wirksame Desinfektionsmittel auf der Basis von Ethanol empfohlen. Für das Produkt desderman® pure der Schülke & Mayr GmbH (78 Gew.-% Ethanol 96%ig, 0,1 Gew.-% Biphenyl-2-ol) ist eine viruzide Wirksamkeit belegt. Allerdings gibt es Bedenken gegen Desinfektionsmittel für die hygienische und chirurgische Händedesinfektion, die hohe Mengen an Ethanol enthalten, weil derartige Mittel stark entfettend wirken.
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Das Produkt desmanol® industrial pure der Schülke & Mayr GmbH enthält demgegenüber 32 Gew.-% Propanol-1 (n-Propanol) und 21 Gew. % Propanol-2 (Isopropanol). Das Produkt wird unverdünnt für die Händedesinfektion eingesetzt und wirkt gegen lipophile Viren. Mittel mit einem Gehalt ≥ 3% n-Propanol müssen allerdings als R41 („Gefahr ernster Augenschäden“) gekennzeichnet werden, zusammen mit dem Symbol „reizend“; ab 1. Juni 2015 müssen ≥ 3% n-Propanol enthaltende Zubereitungen mit H318 (GHS-Kennzeichnung „verursacht schwere Augenschäden“) und einem „ätzend“-Symbol gekennzeichnet werden.
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Das Robert-Koch-Institut (das Deutsche Bundesinstitut für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten) empfiehlt für die Bekämpfung von Viren bei der Flächendesinfektion Desinfektionsmittel mit einem Gehalt an Perverbindungen oder Aldehyden als Wirkstoffe (Epidemiologisches Bulletin 4/2009). Auch gemäß Wallhäußers Praxis der Sterilisation, Desinfektion, Antiseptik und Konservierung (Kramer und Assadian, Hrsg., Thieme Verlag 2008) sind gegenüber unbehüllten Viren nur oxidierend wirkende Substanzen wirksam, wie Aldehyde, Halogene (insbesondere Aktivchlor) und Aktivsauerstoff freisetzende Verbindungen (wie Persäuren, Perborate und Wasserstoffperoxide).
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Das humane Noro-Virus verursacht mehr als 80% aller infektiösen Gastroenteritiden. In verschiedenen Untersuchungen ist gezeigt worden, dass die Wirksamkeit von Isopropanol gegenüber Noro-Viren eingeschränkt ist. Auch Magulski et al. (BMC-Infectious Diseases 2009, 9:107) empfehlen deshalb für die Bekämpfung von Noro-Viren auf unbelebten Oberflächen Produkte auf der Basis von Peressigsäure, Glutaraldehyd, Ethanol oder n-Propanol. Bei den Untersuchungen von Magulski et al. wurde das murine Noro-Virus als Surrogat für das humane Noro-Virus verwendet. Bei der getesteten Höchstkonzentration von 60 Vol.-% lag die Wirksamkeit von Isopropanol drei dekadische Stufen unter der Wirksamkeit von Ethanol und n-Propanol. Diese Ergebnisse werden auch von Eggers bestätigt (International Conference on Prevention and Infection Control, Schülke Satellite Symposia, Genf 2011).
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, Desinfektionsmittel mit einer Wirksamkeit gegen Caliciviridae für die Haut-, Hände- und Flächendesinfektion bereitzustellen. Die Desinfektionsmittel sollten insbesondere möglichst wirksam gegen Noro-Viren sein, vor allem gegen das murine Noro-Virus. Zudem sollten die Desinfektionsmittel leicht zu formulieren sein und bei der Verwendung zur hygienischen und chirurgischen Händedesinfektion möglichst wenig entfettend wirken.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein flüssiges Mittel gelöst, das
- a) mindestens 60 Gew.-% Isopropanol und
- b) mindestens 0,2 Gew.-% Rückfetter umfasst.
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Gemäß einem ersten Aspekt betrifft die Erfindung das flüssige Mittel zur Verwendung in einem Verfahren zur Bekämpfung von Viren der Familie Caliciviridae (Caliciviren) auf Haut, insbesondere menschlicher Haut. Gemäß einem zweiten Aspekt betrifft die Erfindung die Verwendung des flüssigen Mittels zur Bekämpfung von Caliciviridae auf unbelebten Oberflächen.
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Die Erfindung beruht unter anderem darauf, dass überraschenderweise gefunden wurde, dass die Wirksamkeit von auf Isopropanol und Rückfetter basierenden Desinfektionsmitteln gegen Caliciviridae bei hoher Konzentration von Isopropanol vergleichbar gut ist wie die Wirksamkeit von Desinfektionsmitteln auf der Basis von Ethanol. Dies war deshalb nicht vorherzusehen, weil man bisher davon ausgegangen ist, dass für das Abtöten von Caliciviridae Isopropanol auch in hoher Konzentration nicht ausreicht.
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Entscheidend ist dabei der Beleg der Wirkung auf der Haut im praxisnahen Probandenversuch. Diese Wirkung war deshalb überraschend, weil zwar frühere Experimente im Suspensionsversuch eine 4log-Stufen-Reduktion belegt, frühere Experimente auf der Haut jedoch das Gegenteil gezeigt hatten. Bisher war also die Wirksamkeit von Isopropanol auf das murine Noro-Virus (MNV) und das feline Calicivirus (FCV) nur in in-vitro-Versuchen (Suspensionsversuchen) gezeigt worden. Dass sich aus den Ergebnissen von Suspensionsversuchen nicht direkt auf die Wirksamkeit auf der Haut schließen lässt, hatte jedoch bereits Eggers gezeigt (a.a.O.).
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1. Desinfektionsmittel
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Das eingesetzte Desinfektionsmittel umfasst
- a) mindestens 60 Gew.-% Isopropanol und
- b) mindestens 0,2 Gew.-% Rückfetter
und ist erfindungsgemäß gegen Caliciviridae (Caliciviren) wirksam. Vorzugsweise handelt es sich dabei um Viren der Gattung Noro-Virus, insbesondere das humane Noro-Virus oder das murine Noro-Virus. Alternativ handelt es sich bei den Caliciviridae um Viren der Gattung Vesi-Virus, insbesondere das feline Calicivirus.
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Somit handelt es sich bei den Viren der Familie Caliciviridae vorzugsweise um Noro-Viren oder Vesi-Viren, insbesondere das humane Noro-Virus, das murine Noro-Virus oder das feline Calicivirus.
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Isopropanol
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Vorzugsweise beträgt der Gehalt an Isopropanol höchstens 95 Gew.-% und bevorzugt höchstens 90 Gew.-%, bevorzugt 65 bis 85 Gew.-%, insbesondere 70 bis 80 Gew.-%, beispielsweise 72 bis 78 Gew.-%, wie etwa 75 Gew.-%.
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Rückfetter
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Erfindungsgemäß hat sich ferner herausgestellt, dass Rückfetter als Komponente b) des erfindungsgemäßen Desinfektionsmittels die Wirkung von Isopropanol gegenüber Caliciviridae nicht hemmen. Vorzugsweise beträgt der Gesamtgehalt an b) Rückfetter höchstens 4,0 Gew.-%, vorzugsweise 0,5 bis 2,5 Gew.-%, insbesondere 0,8 bis 2,0 Gew.-%.
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Beispielhafte Rückfetter sind ausgewählt aus
- (i) (Partial)-Estern von (Poly)-Glycerin, beispielsweise Glycerin(mono,di,tri)[adipat, alkanoat (C8, C10 und C18), isostearat], Triglycerindiisostearat, Polyglycerin-2-dipolyhydroxystearat, Glycerinoleat, und Glycerincocoat,
- (ii) Lanolin und Lecithin sowie polyethoxylierten oder acylierten Lanolin- und Lecithinderivaten,
- (iii) Polyolen wie Glycerin, Erythritol, 1,2,6-Hexantriol, Inositol, Laktitol, Maltitol, Mannitol, Methylpropandiol, Phytantriol, Polyglycerinen, Sorbitol und Xylitol, wobei Glycerin besonders bevorzugt ist,
- (iv) Fettalkoholen, d.h. einwertigen, primären Alkoholen abgeleitet von unverzweigten, gegebenenfalls ein- oder mehrfach ungesättigten Kohlenwasserstoffresten mit 6 bis 22 Kohlenstoffatomen, wie Laurylalkohol, Myristylalkohol, Cetylalkohol und Stearylalkohol, und
- (v) Estern wie Sorbitanlaurat, Isopropylmyristat, Isopropylpalmitat und Cetylstearylacetat.
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In einer bevorzugten Ausführungsform enthält das Rückfettersystem in dem Desinfektionsmittel eine Kombination von zwei oder mehr Fettalkoholen. Vorzugsweise enthält das Rückfettersystem in dem Desinfektionsmittel eine Kombination von drei oder mehr Fettalkoholen, wie beispielsweise Cetylstearylalkohol (dem Gemisch von Cetylalkohol und Stearylalkohol) und Myristylalkohol.
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Ferner ist bevorzugt, dass, wenn Glycerin in dem Desinfektionsmittel vorhanden ist, noch mindestens ein und vorzugsweise zwei Rückfetter vorhanden ist oder sind.
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Ferner ist bevorzugt, dass das Desinfektionsmittel höchstens 2 Gew.-%, vorzugsweise höchstens 1,0 Gew.-% und insbesondere höchstens 0,5 Gew.-% Glycerin enthält.
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In einer bevorzugten Ausführungsform besteht die Komponente b) aus einem Gemisch von zwei oder mehr Rückfetterverbindungen. Vorzugsweise ist die Komponente b) eine Kombination von zwei oder mehr Fettalkoholen.
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Komponente b) ist vorzugsweise ein Gemisch von i) Myristylalkohol mit ii) Cetylstearylalkohol, und gegebenenfalls ist zusätzlich Glycerin vorhanden.
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Weitere Bestandteile des Desinfektionsmittels
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Neben den zwingend vorgeschriebenen Komponenten a) und b) können erfindungsgemäße Desinfektionsmittel ferner Feuchthaltemittel wie Sorbitol enthalten, sowie als Hautschutz und medizinische(s) Hautpflegemittel Harnstoff und/oder Dexpanthenol. Ferner kann in den Desinfektionsmitteln Glycerinether enthalten sein, wie in
EP 0 47 727 A offenbart ist, insbesondere 1-(2-Ethylhexyl)glycerinether (Sensiva
® SC50).
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Dabei ist bevorzugt, dass das Desinfektionsmittel 0,05 bis 2,0 Gew.-% weitere Inhaltsstoffe und als Rest Wasser enthält.
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Darüber hinaus zeichnen sich erfindungsgemäß eingesetzte Mittel vorzugsweise dadurch aus, dass sie einen geringen Gehalt an Peroxiden, wie Wasserstoffperoxid oder Peressigsäure, aufweisen, wie sie häufig zur Bekämpfung von Caliciviridae (und insbesondere Noro-Viren) verwendet werden. Bevorzugt liegt die Menge an Peroxid bei höchstens 1,0 Gew.-%, bevorzugter höchstens 0,5 Gew.-%, insbesondere höchstens 0,1 Gew.-%, und das Desinfektionsmittel ist insbesondere bevorzugt im Wesentlichen frei von Peroxid.
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Darüber hinaus zeichnen sich erfindungsgemäß eingesetzte Desinfektionsmittel vorzugsweise dadurch aus, dass sie einen geringen Gehalt an Aldehyden (wie Glutar- oder Formaldehyd) aufweisen, wie sie typischerweise zur Bekämpfung von Caliciviridae (und insbesondere Noro-Viren) verwendet werden. Bevorzugt liegt die Menge an Aldehyd bei höchstens 1,0 Gew.-%, bevorzugter höchstens 0,5 Gew.-%, insbesondere höchstens 0,1 Gew.-%, und das Desinfektionsmittel ist insbesondere bevorzugt im Wesentlichen frei von Aldehyd.
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Darüber hinaus zeichnen sich erfindungsgemäß eingesetzte Mittel vorzugsweise dadurch aus, dass sie einen geringen Gehalt an kationischen Tensiden, wie quartären Ammoniumsalzen und Chlorhexidinderivaten, aufweisen, wie sie häufig in Desinfektionsmitteln enthalten sind. Bevorzugt liegt die Menge an kationischem Tensid bei höchstens 1,0 Gew.-%, bevorzugter höchstens 0,5 Gew.-%, insbesondere höchstens 0,1 Gew.-%, und das Desinfektionsmittel ist insbesondere bevorzugt im Wesentlichen frei von kationischem Tensid.
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2. Anwendung
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Erfindungsgemäße Desinfektionsmittel werden für die Hautdesinfektion, vorzugsweise für die Desinfektion menschlicher Haut, und insbesondere für die Händedesinfektion eingesetzt. Alternativ werden die Desinfektionsmittel für die Desinfektion unbelebter Oberflächen verwendet, z. B. zur Flächendesinfektion.
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Das erfindungsgemäß eingesetzte Desinfektionsmittel bietet somit die folgenden Vorteile:
- – gute Wirksamkeit gegen eine Vielzahl von Mikroorganismen, insbesondere auch gegen Caliciviridae, wie Noro-Viren oder Vesi-Viren, bei gleichzeitiger guter Hautverträglichkeit (auch bei wiederholter Anwendung),
- – gute Wirksamkeit innerhalb einer kurzen Einwirkzeit und
- – Wirksamkeit gegen Caliciviridae auf belebten und unbelebten Oberflächen.
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Die Vorteile der vorliegenden Erfindung ergeben sich insbesondere aus den folgenden Beispielen. Prozentangaben beziehen sich, wenn nicht anders angegeben, auf das Gewicht.
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Beispiele
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Es wurden die folgenden Formulierungen getestet.
| Formulierung
A | Formulierung
B | Formulierung
C |
Gereinigtes Wasser, % | 23,30 | 23,50 | 24,00 |
Isopropanol, % | 75,00 | 75,00 | 74,00 |
Glycerol, % | - | - | 2,00 |
Sorbitol 70%, % | 0,50 | 0,50 | - |
1-(2-Ethylhexyl)-glycerinether, % | 0,20 | | |
Dexpanthenol, % | 0,20 | 0,20 | - |
Myristylalkohol, % | 0,50 | 0,50 | - |
Cetylstearylalkohol, % | 0,30 | 0,30 | - |
Aussehen | Klar, farblos | farblos, klar | farblos, klar |
Methode A: Quantitativer Suspensionsversuch Viruzidie gemäß EN 14476: Murines Noro-Virus (geringe Belastung) Lagerbedingungen: In der Originalverpackung bei Raumtemperatur
Verpackung: Plastikflasche
Methodik:
EN 14476:2005-04/A1:2006-10 und
prEN 14476:2011: Chemische Desinfektionsmittel und Antiseptika-Quantitativer Suspensionsversuch Viruzidie für in der Humanmedizin verwendete chemische Desinfektionsmittel und Antiseptika Prüfverfahren und Anforderungen (Phase 2, Stufe 1)
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Für den Nachweis der viruziden Wirksamkeit nach
EN 14476 werden Suspensionen von 8 Volumenteilen der Desinfektionsmittels (Produktprüflösung) mit einem Teil Belastungssubstanz (0,3% bei der Prüfung von dirty conditions bzw. 0,03% bei der Prüfung von clean conditions) und einem Volumenteil Virussuspension mit einem Titer von mindestens 10
7 TC ID 50/ml inkubiert. Um die Konzentration 97% zu erreichen, wurden 0,1 ml Virus, 0,2 ml der 5-fach konzentrierten Belastungssubstanz und 9,7 ml Produkt gemischt. Nach Ablauf der Einwirkungszeit wird die Wirkung der Desinfektionsmittels durch Verdünnen (bzw. Gel-Filtration) gestoppt und zur Ermittlung des Restvirusgehaltes eine Verdünnungsreihe entsprechend der Progression 1:10/1:100/1:1000 usw. angelegt. Die Titration erfolgt im Mikrotitersystem auf 96 well-Platten. Darüber hinaus werden folgende Kontrollen durchgeführt: Viruskontrolle, Zytotoxizitätskontrolle, Suszeptibilitätskontrolle und Referenzinaktivierung mit 0,7% Formaldehyd. Die Berechnung der Ergebnisse erfolgt nach Spearmann und Kärber und wird als Differenz zwischen dem Titer der Viruskontrolle und dem Titer der Produktprüflösung unter Einbeziehung eines 95%igen Konfidenzintervalls berechnet. Prüfbedingungen
Einwirkzeit: | 30 sec, 60 sec, 120 sec |
Belastung: | 0.3 g BSA/l (geringe Belastung) |
Versuchstemperatur: | 20°C ± 0.5°C |
Konzentration des Prüfproduktes (V/V): | 97% (V/V), 80% (V/V), 50% |
Verdünnungsmittel: | Wasser standardisierter Härte |
Prüfvirus: | Murines Noro-Virus, Stamm S99 |
| Berlin |
Zelllinie zur Vermehrung: | RAW-Zellen ATCC TIB-71 |
Titrationsverfahren: | Virustitration auf Zellen als Monolayer |
| in 96-Well Mikrotiterplatten. 0,5 ml |
| Produktprüflösung werden mit 4,5 ml |
| eiskaltem DMEM + 2% FBS bis zu einer |
| Verdünnung von 10–8 verdünnt. 100µl von |
| jeder Verdünnung wurden in 6 Wells der |
| Mikrotiterplatte pipettiert. |
Verfahren zur Beendigung | Gelfiltration mit MicroSpin-Säulen |
der Wirkung des Produktes | und Verdünnung bis 10–4 innerhalb |
und Verringerung der | von 10 sec. mit eiskaltem |
Zytotoxizität | DMEM + 2% FBS |
Suszeptibilitätsprüfung | Vergleichende Virustitrationen |
| wurden auf Zellen durchgeführt, |
| welche mit 0,1% Produktlösung |
| bzw. PBS behandelt wurden. |
Referenz Virusinaktivierung | 0,7% Formaldehydlösung |
| Einwirkzeiten: 5, 15, 30, 60 min |
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Berechnung der viruziden Wirksamkeit
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Der TCID50 wurde entsprechend der Methode von Spearman und Kärber berechnet. m = xk + d/2 – d∑pi
- m
- = Negativer Logarithmus des Titers bezogen auf das Testvolumen
- xk
- = Logarithmus der kleinsten Verdünnungsstufe, bei der alle Testobjekte positiv reagieren
- d
- = Logarithmus des Verdünnungsfaktors
- pi
- = beobachtete Reaktionsrate
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Berechnung der Standardabweichung
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- Sm
- = Standardabweichung des logarithmierten Titers
- d
- = Logarithmus des Verdünnungsfaktors
- pi
- = beobachtete Reaktionsrate
- n
- Anzahl der Prüfungen pro Verdünnung
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Berechnung des Reduktionsfaktor (RF)
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RF = log (Viruskontrolle) – log (Prüfprodukt)
- KRF
- = 95% Konfidenzintervall des Reduktionsfaktors
- Sm
- = Standardabweichung des logarithmierten Titers
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Eine Zusammenfassung der Ergebnisse des quantitativen Suspensionstest entsprechend EN 14476 mit der bevorzugten Formulierung A und murinem Noro-Virus ist in Tabelle 1 und 2 dargestellt. In Tabelle 3 sind die Ergebnisse der Kontrollen zusammengefasst.
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Methode B: Modifizierter Test EN 1500 „Hygienische Händedesinfektion“
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Der Test basiert auf EN 1500 (praxisnahe Testmethode für die hygienische Händedesinfektion).
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Bei dem Test werden die Hände von Probanden mit 3 ml murinem Noro-Virus kontaminiert, und zwar sowohl die Hände der Probanden der Referenzgruppe als auch die Hände der Probanden der Testgruppe. Danach erfolgt – vor der Desinfektion – eine Probennahme (1 min). Daraufhin desinfizieren die Probanden jeder Gruppe ihre Hände mit Desinfektionsmittel. Die Probanden der Referenzgruppe desinfizieren zweimal mit je 3 ml eines Referenzprodukts, wobei nach jeder Desinfektion das Referenzprodukt 30 sec einwirken gelassen und verrieben wird. Die Probanden der Testgruppe desinfizieren stattdessen mit je zweimal 3 ml des zu testenden Desinfektionsmittels. Danach erfolgt die Probennahme nach der Desinfektion (1 min), und zwar sowohl in der Referenzgruppe als auch in der Testgruppe.
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In einem zweiten Test werden daraufhin die Probanden der jeweiligen Gruppen vertauscht. Beispiel 1 Ergebnisse Murines Noro-Virus (Methode A) Tabelle 1: Zusammenfassung der Ergebnisse von Formulierung A und murinem Noro-Virus
Produkt Konzentration | Belastung | CD50 | log10-TCID50/0,1 ml nach ... sec murines Noro-Virus | Titerreduktion ≥ 4 log10 nach ... sec |
| | | 30 | 60 | 120 | |
97% Formul. A | 0,3 g BSA/l | ≤ 2,50 | ≤ 2,50
± 0,00 | ≤ 2,50
± 0,00 | ≤ 2,50
± 0,00 | 30 |
80% Formul. A | 0,3 g BSA/l | ≤ 2,50 | ≤ 2,50
± 0,00 | ≤ 2,50
± 0,00 | ≤ 2,50
± 0,00 | 30 |
50% Formul. A | 0,3 g BSA/l | ≤ 2,50 | 6,00
± 0,42 | 5,50
± 0,00 | 5,83
± 0,42 | - |
Virus kontrolle 1 ml Virus | 0,3 g BSA/l | n.a. | n.d. | n.d. | 7,50
± 0,47 | n.a. |
Viruskon trolle 0,1 ml Virus | 0.3g BSA/l | n.a. | n.d. | n.d. | | n.a. |
CD50 Zytotoxische Dosis
n.a. nicht anwendbar
n.d. nicht durchgeführt
BSA Rinderserumalbumin |
Ergebnisse Murines Noro-Virus (Methode A) Tabelle 2: Zusammenfassung der Ergebnisse von Formulierung A und murinem Noro-Virus anhand der Reduktionsfaktoren
Produkt Konzentration | Belastung | CD50 | Viruskontrolle [log10-TCID50/0,1ml] murine Noro-Virus | Reduktionsfaktor
[log10-TCID50/0,1 ml] |
| | | | 30 | 60 | 120 |
97% Formul. A | 0,3 g BSA/l | ≤ 2,50 | 6,33 ± 0,54 | ≥ 3,83
± 0,54 | ≥ 3,83
± 0,54 | ≥ 3,83
± 0,54 |
80% Formul. A | 0,3 g BSA/l | ≤ 2,50 | 7,50 ± 0,47 | ≥ 5,00
± 0,47 | ≥ 5,00
± 0,47 | ≥ 5,00
± 0,47 |
50% Formul. A | 0,3 g BSA/l | ≤ 2,50 | 1,50
± 0,63 | 2,00
± 0,47 | 1,67
± 0,63 |
TCID50 Tissue culture infectious dose
CD50 Zytotoxische Dosis
BSA Rinderserumalbumin |
Ergebnisse Murines Noro-Virus (Methode A) Tabelle 3: Viruskontrollen und Referenzinaktivierung mit murinem Noro-Virus
Produkt Konzentration | Belastung | CD50 | log10-TCID50/0,1 ml nach ... sec murine Noro-Virus |
| | | 0 | 5 | 15 | 30 | 60 |
Formaldehyd 0,7% (V/V) | PBS | ≤ 3.5 | n.d. | 6,33
± 0,33 | 5,67
± 0,54 | 5,17
± 0,56 | 4,33
± 0,33 |
Virus control 20°C 1 ml Virus | 0.3g BSA/l | n.a. | 7,50
± 0,47 | n.d. | n.d. | n.d. | n.d. |
Viruskontrolle 20°C 0,1 ml Virus | 0.3g BSA/l | n.a. | 6,33
± 0,54 | n.d. | n.d. | n.d. | n.d. |
Susceptibility (PBS) | 0.3g BSA/l | n.a. | n.d. | n.d. | n.d. | n.d. | 7,67
± 0,62 |
Suszeptibilität (0,1% Formul. A) | 0.3g BSA/l | n.a. | n.d. | n.d. | n.d. | n.d. | 7,67
0,33 |
n.a. nicht anwendbar
n.d. nicht durchgeführt
WSH Wasser standardisier Härte
PBS Phosphat gepufferte Salzlösung
TCID50 Tissue culture infectious dose
CD50 Zytotoxische Dosis |
Verifizierung des Verfahrens
Zytotoxizität | Nach Gelfiltration zeigten das 97%ige, 80% und |
| 50%ige Produkt Formulierung A bei einer Verdün- |
| nung von 10–2 (2,5 CD50) keinen zytotoxischen Ef- |
| fekt. Dies stört folglich nicht die erforderli- |
| chen Verdünnungen zum Nachweis einer viruziden |
| Wirkung. |
Viruskontrolle | Der Virustiter für das murine Noro-Virus betrug |
| 7,50 ± 0,47 TCID50/0,1 ml und somit 8,50 ± 0,47 |
| TCID50/ml. Die nachweisbare Titerreduktion betrug |
| somit ≥ 4,00 lg10 |
Suszepti- | Die vergleichende Virustitration auf vorbehandel- |
bilität | ten und nicht vorbehandelten Zellen zeigte einen |
| Unterschied von < 1,00 log10 Stufen. |
Referenz- | Der Reduktionsfaktor von 0,7% Formaldehyd betrug |
inaktivierung | nach 30 min Einwirkungszeit 2,33 log10 und nach |
| 60 min Einwirkungszeit 3,17 log10. |
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Ergebnisse
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Nach einer Einwirkzeit von 30 sec mit der 97%igen Formulierung A bei geringer Belastung konnte keine Vermehrung von murinem Noro-Virus in Kulturen von RAW-Zellen nachgewiesen werden. Die erforderliche Titerreduktion von 4 log10 Stufen konnte bereits für eine 80% Anwendungskonzentration nachgewiesen werden. Beispiel 2 (Methode B)
| Formulierung B | Formulierung C | Ethanol 70% w/w |
log TCID50/ml | 2 × 30 s | 2 × 30 s | 2 × 30 s |
Mittelwert vor Desinfektion | 5,63 | 5,28 | 5,6 |
Standard abweichung | 0,44 | 0,38 | 0,39 |
Mittelwert nach Desinfektion | 2,75 | 2,58 | 3,02 |
Standard abweichung | 0,08 | 0,23 | 0,65 |
RF | 2,88 | 2,70 | 2,58 |
Standard abweichung | 0,45 | 0,43 | 0,73 |
Zahl der Pro banden | 5 | 5 | 5 |
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Die obigen Daten belegen, dass erfindungsgemäße Kombinationen von Isopropanol (75 gew.-%ig) mit Rückfetter (Formulierung B) besser wirken als 70 gew.-%iges Ethanol. Ferner war überraschend, dass die Wirkung eines erfindungsgemäßen Desinfektionsmittels mit der Rückfetterkombination (B) sogar noch besser ist als bei Anwesenheit von Glycerin als alleinigem Rückfetter (Formulierung C).
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- EP 0547727 A [0003]
- WO 98/44792 A1 [0003]
- EP 047727 A [0023]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- Epidemiologisches Bulletin 4/2009 [0006]
- Kramer und Assadian, Hrsg., Thieme Verlag 2008 [0006]
- BMC-Infectious Diseases 2009, 9:107 [0007]
- International Conference on Prevention and Infection Control, Schülke Satellite Symposia, Genf 2011 [0007]
- EN 14476:2005-04/A1:2006-10 [0031]
- prEN 14476:2011 [0031]
- EN 14476 [0032]
- EN 14476 [0034]
- EN 1500 [0035]