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Die Erfindung betrifft die Verwendung eines alkoholischen Desinfektionsmittels mit einem Gehalt an Octenidindihydrochlorid zur Bekämpfung von Viren.
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Die Wirksamkeit von alkoholischen Zusammensetzungen für die Antiseptik und Desinfektion von Haut, Schleimhaut und Wunden ist bekannt. Wegen ihrer Wirksamkeit gegenüber einer Vielzahl von Bakterien, Pilzen und Viren werden dazu beispielsweise aliphatische Alkohole wie Ethanol, n-Propanol (1-Propanol) und Isopropanol (2-Propanol) verwendet. Deren Wirksamkeit tritt bereits nach kurzer Zeit ein, insbesondere wenn die genannten Alkohole in einer vergleichsweise hohen Konzentration vorhanden sind. Demgegenüber sind Zusammensetzungen mit einem niedrigeren Gehalt an aliphatischen Alkoholen besser hautverträglich und demzufolge für die Händedesinfektion oder Händewaschung vorteilhaft.
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Bei der Verwendung von Desinfektionsmitteln zur Händedesinfektion ist insbesondere ein hoher Gehalt von Ethanol vorteilhaft, um eine gute Wirksamkeit gegenüber unbehüllten Viren wie Noro- oder Polioviren zu erhalten. Für die Verwendung bei der chirurgischen Händedesinfektion gemäß EN 12791 ist es zudem vorteilhaft, ein Desinfektionsmittel mit Remanenzwirkstoff zu verwenden. Bei der hygienischen Händedesinfektion ist dagegen die Wirksamkeit in kurzer Einwirkzeit zur Reduktion der transienten Hautflora erwünscht, was auch die wirksame Reduktion viraler Erreger beinhaltet. Hier sind also grundsätzlich ethanolische Präparate mit höheren Konzentrationen an Ethanol (> 65 Gew.-%) im Vorteil, da diese auch eine wirksame Inaktivierung unbehüllter Viren in kurzer Einwirkzeit (≤ 2 min.) leisten können. Demgegenüber sind Formulierungen mit niedrigeren Ethanolgehalten oder Kombinationen von 1-Propanol und 2-Propanol in der Regel nur unzureichend gegenüber unbehüllten viralen Erregern wirksam (F. von Rheinbaben und M.H. Wolff, (2002): Handbuch der viruswirksamen Desinfektionen, Springer-Verlag Berlin, pp. 58–62). Um beide Aspekte in der Wirksamkeit abzudecken (also 1) die Reduktion der residenten Hautflora mit Remanzwirkung und 2) eine effektive Reduktion von transienten Erregern) ist demzufolge in der täglichen Praxis die Verwendung nur eines Desinfektionspräparates, das beide Aspekte abdeckt, von Vorteil.
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Die Kombination von aliphatischen Alkoholen mit Wirkstoffen mit nachgewiesener Remanenzwirkung bietet demnach grundsätzlich Vorteile bei der Antiseptik und der Händedesinfektion. Allerdings hat sich herausgestellt, dass sich Wirkstoffe mit Remanenzwirkung nicht ohne weiteres zu Desinfektionsmitteln auf Basis von aliphatischen Alkoholen formulieren lassen.
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Beispielsweise hat sich herausgestellt, dass der Wirkstoff Chlorhexidin in aliphatischen Alkoholen nicht ausreichend stabil ist. So offenbart die
US 5 800 827 B , dass die Stabilität von Chlorhexidin in alkoholischen Lösungen insbesondere bei höheren Ethanolgehalten eingeschränkt ist. Aufgrund dieser eingeschränkten Stabilität von Chlorhexidin sind derartige Präparate nur eingeschränkt einsetzbar. Dies zeigen auch Formulierungen wie Avagard
® (mit 61% Ethanol und 1% Chlorhexidindigluconat; vgl. 3M
® Produktinformation;
G. Kampf und C. Ostermeyer (2005): Efficacy of two distinct ethanolbased hand rubs for surgical hand disinfection – a controlled trail according to prEN 12791, BMC infectious diseases 5:17).
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Octenidindihydrochlorid ist ein Wirkstoff mit nachgewiesener Remanenzwirkung. Beispielsweise enthält das Produkt octeniderm® (Schülke & Mayr GmbH, Norderstedt, Bundesrepublik Deutschland) als arzneilich wirksame Bestandteile 0,1 Gew.-% Octenidindihydrochlorid, 30,0 Gew.-% 1-Propanol und 45,0 Gew.-% 2-Propanol. Das Produkt octeniman® enthält 0,1 Gew.-% Octenidindihydrochlorid, 40,0 Gew.-% 1-Propanol und 30,0 Gew.-% 2-Propanol.
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Die
DE 10 2010 054 155 A1 offenbart die Verwendung von aliphatischen Alkoholen bei der Herstellung eines Desinfektionsmittels zur Verhinderung der Verunreinigung des Desinfektionsmittels mit bakteriellen Sporen. Auf eine Wirkung des Desinfektionsmittels gegen typische Mikroorganismen der transienten und residenten Hautflora (wie Pilze und Bakterien, einschließlich Staphylococcus aureus) und auf eine Wirkung gegen Viren, wie sie insbesondere für die hygienische und für die chirurgische Händedesinfektion wichtig sind, wird in der
DE 10 2010 054 155 A1 nicht eingegangen.
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Die
DE 10 2011 077 432 A1 offenbart die Verwendung von Bispyridiniumalkanen. Die Zusammensetzungen werden angewendet auf unbelebten Oberflächen, beispielsweise bei der Flächen- oder Instrumentendesinfektion, oder auf belebten Oberflächen, wie der menschlichen Haut.
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Der vorliegenden Erfindung hat die Aufgabe zu Grunde gelegen, Zusammensetzungen bereitzustellen, die insbesondere sowohl für die hygienische als auch für die chirurgische Händedesinfektion geeignet sind. Diese Zusammensetzungen sollen zudem eine gute Viruzidie aufweisen.
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Diese Aufgaben werden gelöst durch die Verwendung eines Desinfektionsmittels, das a) mindestens 45 Gew.-% Ethanol und b) mindestens 0,02 Gew.-% Octenidindihydrochlorid umfasst, zur Bekämpfung von Viren.
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Überraschenderweise hat sich gezeigt, dass die eingeschränkte Stabilität von Chlorhexidin in alkoholischen Lösungen durch die Substitution von Chlorhexidin durch Octenidindihydrochlorid kompensiert werden kann. Octenidindihydrochlorid ist insbesondere bei höheren Konzentrationen von Ethanol deutlich stabiler als Chlorhexidin. Weiterhin ist der Einsatz von Octenidindihydrochlorid in alkoholischen Lösungen auch bei höheren Temperaturen (≥ 40°C) vorteilhafter. Die Verwendung von Octenidindihydrochlorid als Remanenzwirkstoff in Lösungen mit höheren Konzentrationen an Ethanol hat daher den Vorteil, Formulierungen mit viruzider Wirksamkeit und gleichzeitiger Remanenzwirkung, die zudem lagerstabil sind, zur Händedesinfektion zur Verfügung stellen zu können.
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In einem ersten Aspekt betrifft die Erfindung demnach die Verwendung eines Desinfektionsmittels, das
- a) mindestens 45 Gew.-% Ethanol und
- b) mindestens 0,02 Gew.-% Octenidindihydrochlorid umfasst,
zur Bekämpfung von Viren.
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Vorzugsweise beträgt die Menge an a) Ethanol in dem erfindungsgemäß eingesetzten Desinfektionsmittel mindestens 50 Gew.-%, vorzugsweise mindestens 55 Gew.-%, bevorzugter mindestens 60 Gew.-%, insbesondere mindestens 65 Gew.-% Ethanol. In weiteren bevorzugten Ausführungsformen enthält das erfindungsgemäß eingesetzte Desinfektionsmittel eine Menge an a) Ethanol von 65 bis 98 Gew.-%, vorzugsweise 68 bis 95 Gew.-%, insbesondere 70 bis 90 Gew.-%, beispielsweise etwa 72 Gew.-% bis etwa 85 Gew.-% Ethanol, jeweils bezogen auf das Gewicht des Desinfektionsmittels.
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Bei der Beschreibung der vorliegenden Erfindung bezieht sich die Angabe des Gehalts an Ethanol auf die reine Substanz (und schließt in Ethanol technischer oder medizinischer Reinheit beispielsweise enthaltenes Vergällungsmittel oder Wasser nicht mit ein).
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Es ist bevorzugt, dass das erfindungsgemäß eingesetzte Desinfektionsmittel b) Octenidindihydrochlorid in einer Menge von 0,025 bis 0,25 Gew.-% enthält, vorzugsweise 0,03 bis 0,2 Gew.-%, insbesondere 0,035 bis 0,18 Gew.-%, wie 0,04 bis 0,16 Gew.-%, wie 0,05 bis 0,15 Gew.-% Octenidindihydrochlorid, jeweils bezogen auf das Gewicht des Desinfektionsmittels.
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Bevorzugt sind die mit dem erfindungsgemäß eingesetzten Desinfektionsmittel bekämpften Viren ausgewählt aus behüllten und unbehüllten Viren. Dabei sind behüllte Viren vorzugsweise ausgewählt aus HIV, HBV oder HCV oder deren Surrogatviren (BVDV und/oder Vaccinia-Virus). Besonders bevorzugt ist es, das Desinfektionsmittel erfindungsgemäß zur Bekämpfung von unbehüllten Viren einzusetzen, wobei das unbehüllte Virus vorzugsweise ausgewählt ist aus i) Noroviren, ii) Adenoviren oder iii) Polioviren.
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In einer bevorzugten Ausführungsform werden durch erfindungsgemäß eingesetzte Desinfektionsmittel zusätzlich Bakterien bekämpft, vorzugsweise Gram-positive, nicht Endosporenbildende Bakterien. Derartige das Gram-positive Bakterien sind vorzugsweise ausgewählt aus Staphylococcus spp. und/oder Corynebacterium spp.
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Neben den zwingend vorgeschriebenen Komponenten a) Ethanol und b) Octenidindihydrochlorid enthält das erfindungsgemäß eingesetzte Desinfektionsmittel in einer bevorzugten Ausführungsform ein oder mehrere der folgenden fakultativen Komponenten:
- – ein oder mehrere Tenside,
- – ein oder mehrere Lösungsmittel und/oder
- – ein oder mehrere Wirk- und/oder Hilfsstoffe.
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Tensid
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Als fakultativer Bestandteil sind in erfindungsgemäß eingesetzten Desinfektionsmitteln kationische, anionische, amphotere und/oder nichtionische Tenside vorhanden, vorzugsweise amphotere oder nichtionische Tenside.
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Als nichtionisches Tensid können alle geeigneten nichtionischen Tenside eingesetzt werden, wobei (i) (Fett)alkoholethoxylate, (ii) Sorbitanester, (iii) Alkylglykoside (insbesondere Alkylpolyglucoside), (iv) Aminoxide und (v) Ethylenoxid/Propylenoxid-Blockcopolymere bevorzugt sind.
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Zu den (i) Alkoholpolyalkoxylaten gehören Fettalkoholalkoxylate, z.B. Isodecylethoxylate mit verschiedenen Anteilen Ethylenoxid, Isotridecylethoxylate, Polyethylenglykolether des Stearyl-, Lauryl- und Cetyl- und Oleylalkohols. Dabei können die Alkohole mit Ethylenoxid, Propylenoxid oder beliebigen Mischungen von Ethylenoxid und Propylenoxid alkoxyliert worden sein. Alkoholpolyalkoxylate sind u.a. unter den Bezeichnungen Lutensol®, Marlipal®, Marlox®, Brij® und Plurafac® bekannt. Besonders bevorzugt als nichtionisches Tensid sind Laurylalkoholethoxylate.
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Weiterhin werden als nichtionische Tenside (ii) Sorbitanester eingesetzt, die meist als Oleate, Stearate, Laurate und Palmitate vorliegen und die als Polysorbate bezeichnet werden (z.B. Tween®).
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Darüber hinaus kann es sich bei dem nichtionischen Tensid um ein (iii) Alkylglycosid handeln, wie ein Alkylglucosid (d.h. ein Alkylglykosid der Glucose), bevorzugter um eine C8- bis C20-Alkylpolyglucose, insbesondere eine C8- bis C16-Alkylpolyglucose eines Fettalkohols, wobei eine Laurylpolyglucose, eine Decylpolyglucose oder eine Mischung derselben bevorzugt ist. Die C-Kettenlänge beträgt bei der Kokoylpolyglucose 8 bis 16 Atome, bei der Laurylpolyglucose 12 bis 16 C-Atome und bei der Decylpolyglucose ebenfalls 8 bis 16 C-Atome.
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Eine typische Menge Alkylglycosid beträgt 0,03 bis 10 Gew.-%, vorzugsweise 0,06 bis 5 Gew.-%, insbesondere 0,1 bis 2 Gew.-%.
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Als (iv) Aminoxid können erfindungsgemäß grundsätzlich alle geeigneten Aminoxide eingesetzt werden. Zu den Aminoxiden, die N-Oxide tertiärer Amine sind, gehören aliphatische Aminoxide, cyclische Aminoxide (wie N-Alkyl-morpholinoxid) und aromatische Aminoxide (wie Pyridin-N-oxide). In einer bevorzugten Ausführungsform besitzt das Aminoxid die allgemeine Formel R1R2R3N-O, in der R1 Methyl, Ethyl oder 2-Hydroxyethyl ist, R2 Methyl, Ethyl oder 2-Hydroxyethyl ist, R1 und R2 zusammen Morpholin sein können, R3 Alkyl mit 8 bis 18 Kohlenstoffatomen oder R4CONH(CH2)n ist, wobei R4 Alkyl mit 8 bis 18 Kohlenstoffatomen ist und n im Bereich von 1 bis 10 liegt, vorzugsweise 1 bis 5, bevorzugter 2 bis 4, und insbesondere 3 ist, und 2-Hydroxyethyl mit 1 bis 2000 Ethylenoxid-, Ethylenoxid/Propylenoxid- oder Propylenoxideinheiten kondensiert sein kann.
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Beispielhafte Aminoxide sind Cocamidopropylaminoxid, N-Cocomorpholinoxid, Decyldimethylaminoxid, Dimethylcetylaminoxid, Dimethylcocaminoxid, Dimethyl-hydr. Talg-Aminoxid, Dimethyllaurylaminoxid, Dimethylmyristylaminoxid, (2-Hydroxyethyl)cocaminoxid und Oleaminoxid. Siehe auch „International Cosmetic Ingredient Dictionary and Handbook", 10. Auflage 2004, Band 3, Seiten 2268–2275 (Surfactants-Cleansing Agents).
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In einer bevorzugten Ausführungsform ist das Aminoxid Cocamidopropylaminoxid, d.h. R4CO stellt den von den Fettsäuren von Cocosöl abgeleiteten Acylrest dar, n = 3, und R1 und R2 sind Methyl. Dieses Produkt wird als Rewominox B 204 von der Firma Goldschmidt, Bundesrepublik Deutschland vertrieben.
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Eine typische Menge Aminoxid beträgt 0,03 bis 10 Gew.-%, vorzugsweise 0,06 bis 5 Gew.-%, insbesondere 0,1 bis 2 Gew.-%.
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Ebenfalls als Tensid geeignet sind amphotere Tenside, beispielsweise Betaine. Geeignete Betaine sind in der
EP 560 114 A2 beschrieben. Besonders bevorzugt ist Cocamidopropylbetain. Eine typische Menge Betain beträgt 0,03 bis 10 Gew.-%, vorzugsweise 0,06 bis 5 Gew.-%, insbesondere 0,1 bis 2 Gew.-%.
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Außerdem als Tensid geeignet sind kationische Tenside, wie quartäre Ammoniumsalze. Grundsätzlich können erfindungsgemäß alle geeigneten quartären Ammoniumverbindungen eingesetzt werden. Vorzugsweise ist die quartäre Ammoniumverbindung ein Dialkyldimethylammoniumsalz.
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Erfindungsgemäß eingesetzte quartäre Ammoniumsalze werden durch die Formel [R1R2R3(CH3)N]+[X]– wiedergegeben, wobei R1 bis R3 gleich oder verschieden sein können und ausgewählt sind aus C1- bis C30-Alkyl, -Aralkyl, -Alkenyl und gemischten Gruppen, die ein oder mehrere Atome ausgewählt aus O, S, N und P aufweisen können, wobei R1 bis R3 beispielsweise C8- bis C18-Alkyl, Benzyl oder Methyl sind, vorzugsweise C9- bis C18-Alkyl, Benzyl oder Methyl, wie C16-Alkyl, Benzyl oder Methyl. X ist ein Anion (einer anorganischen oder organischen Säure). Dabei können sowohl Anion als auch Kation des quartären Ammoniumsalzes mehrwertige Ionen sein, woraus sich eine Stöchiometrie [A(n+)]m[K(m+)]n ergibt.
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Als quartäre Ammoniumsalze sind erfindungsgemäß alle im Stand der Technik bekannten quartären Ammoniumsalze der o.g. Formel geeignet, wie sie beispielsweise in der
WO 00/63337 offenbart sind, auf die hier Bezug genommen wird. Vorzugsweise werden jedoch Dialkyldimethylammoniumsalze eingesetzt, beispielsweise Dialkyldimethylammoniumchloride, deren Alkylketten unabhängig voneinander ausgewählt sind aus C
8- bis C
18-Alkyl, vorzugsweise C
9- bis C
18-Alkyl, wie C
16-Alkyl. Bei den Dialkyldimethylammoniumsalzen kann eine der Methylgruppen eine alkoxylierte, beispielsweise ethoxylierte, Hydroxymethylgruppe sein.
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Erfindungsgemäß bevorzugt eingesetzte quartäre Ammoniumsalze sind Verbindungen der Formeln [R1N(CH3)3]+[X]–, [R1R2N(CH3)2]+[X]– und [R1R2R3(CH3)N]+[X]–, wobei R1 bis R3 unabhängig voneinander ausgewählt sind aus C8- bis C18-Alkyl und -(CH2-CHR4O)n-R5, wobei n eine Zahl von 1 bis 20 ist, vorzugsweise 1 bis 5, und R4 und R5, die gleich oder verschieden sein können, H und/oder C1- bis C4-Alkyl sind, vorzugsweise H.
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Beispielhafte Anionen und Klassen von Anionen der erfindungsgemäß eingesetzten quartären Ammoniumsalze sind Hydroxid, Sulfat, Hydrogensulfat, Methosulfat, Ethosulfat, Laurylsulfat, Laurylethersulfat, Cellulosesulfat, Sulfamat, Halogenid (Fluorid, Chlorid, Bromid, Iodid), Nitrit, Nitrat, Carbonat, Hydrogencarbonat, Phosphat, Alkylphosphat, Metaphosphat, Polyphosphat, Thiocyanat (Rhodanid), Carbonsäuresalz wie Benzoat, Lactat, Acetat, Propionat, Citrat, Succinat, Glutarat, Adipat, Toluolsulfonat (Tosylat) und Salicylat. Besonders bevorzugte Anionen sind Chlorid und Propionat.
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Besonders bevorzugt werden die quartären Ammoniumsalze Mecetroniumetilsulfat (Hexadecyl(ethyl)dimethylammonium-ethylsulfat) und Benzalkoniumchlorid eingesetzt.
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Lösungsmittel
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Darüber hinaus enthält das erfindungsgemäß eingesetzte Desinfektionsmittel fakultativ 3) Lösungsmittel. Bevorzugte Lösungsmittel sind Glykole und Wasser sowie Mischungen derselben. Ein bevorzugtes Lösungsmittel ist Wasser.
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Wirk- und/oder Hilfsstoffe
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Beispielhafte Wirk- und/oder Hilfsstoffe, die in erfindungsgemäß eingesetzten Desinfektionsmitteln fakultativ enthalten sein können, sind Hautpflegeadditive, Rückfetter, Parfüms, Duftstoffe, Verdicker, pH-Regulatoren, Feuchthaltemittel und Farbstoffe. Dies sind u.a.:
- – Polyole, die als Hautpflegeadditive, Rückfetter und Feuchthaltemittel wirken, wie Glycerin, Erythritol, 1,2,6-Hexantriol, Inositol, Laktitol, Maltitol, Mannitol, Methylpropandiol, Phytantriol, Polyglycerine, Sorbitol und Xylitol, wobei Glycerin besonders bevorzugt ist,
- – Glycerinester, vorzugsweise Cocosfettsäureglycerinmonoester, Myristinsäureisopropylester, Palmitinsäureisopropylester, und Fettsäureglycerintriester, die als Rückfetter wirken,
- – Allantoin, das als Hautpflegeadditiv wirkt, und/oder
- – Natriumgluconat, das als Puffer wirkt.
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Beispielsweise enthält das erfindungsgemäß eingesetzte Desinfektionsmittel vorzugsweise einen oder mehrere Rückfetter.
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Rückfetter
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Erfindungsgemäß eingesetzte Desinfektionsmittel enthalten vorzugsweise c) einen oder mehrere Fettsäureester von einwertigem C1- bis C6-Alkylalkohol.
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Vorzugsweise ist der Alkylalkohol des Fettsäureesters ausgewählt aus Methanol, Ethanol, n- und i-Propanol. Besonders bevorzugt ist der Alkylalkohol des Fettsäureesters speziell i-Propanol.
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Es ist ferner bevorzugt, dass die Fettsäure des Fettsäureesters ausgewählt ist aus C10- bis C18-Fettsäuren, vorzugsweise C12- bis C16-Fettsäuren, wobei die Fettsäure vorzugsweise Myristinsäure ist.
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Somit ist in allen Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung bevorzugt, dass die Rückfetterkomponente c) Myristinsäureisopropylester ist.
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Komponente c), vorzugsweise Myristinsäureisopropylester, ist in dem erfindungsgemäß eingesetzte Desinfektionsmittel vorzugsweise in einer Menge von 0,02 bis 5 Gew.-% vorhanden, bezogen auf das Gewicht des eingesetzten Desinfektionsmittels, vorzugsweise 0,1 bis 4 Gew.-%, bevorzugter 0,2 bis 3 Gew.-%, insbesondere 0,3 bis 2,0 Gew.-%, wie 0,5 bis 1,8 Gew.-%, beispielsweise 0,6 bis 1,6 Gew.-%, wie etwa 0,75 oder etwa 1,4 Gew.-%.
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Ferner ist es bevorzugt, dass erfindungsgemäß eingesetzte Desinfektionsmittel keinen Gehalt an aromatischem Alkohol aufweisen (wie sie gemäß
DE 10 2011 077 432 A1 zwingend vorgeschrieben sind, wenn aliphatischer Alkohol vorhanden ist).
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Nach einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist in den erfindungsgemäß eingesetzten Desinfektionsmitteln der Gehalt an Isopropanol beschränkt und beträgt beispielsweise weniger als 25 Gew.-%, vorzugsweise weniger als 20 Gew.-% insbesondere weniger als 15 Gew.-%, wie weniger als 10 Gew.-%, beispielsweise weniger als 5 Gew.-% Isopropanol.
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Ferner ist vorzugsweise der Gehalt an Chlorhexidinderivat beschränkt und beträgt weniger als 0,3 Gew.-%, wie weniger als 0,2 Gew.-%, wobei erfindungsgemäß eingesetzte Desinfektionsmittel besonders bevorzugt frei von Chlorhexidinderivat sind. Bei dem Chlorhexidinderivat, dessen Anwesenheit erfindungsgemäß vorzugsweise beschränkt und dessen Anwesenheit in dem erfindungsgemäß eingesetzten Desinfektionsmittel besonders bevorzugt ausgeschlossen ist, handelt es sich vorzugsweise um Chlorhexidindigluconat.
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Vorzugsweise werden die Desinfektionsmittel auf der Haut zur Bekämpfung von Viren eingesetzt, insbesondere der menschlichen Haut.
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Typischerweise werden die genannten Desinfektionsmittel erfindungsgemäß in einem Verfahren zur Hautantiseptik, hygienischen Händedesinfektion oder chirurgischen Händedesinfektion eingesetzt wird. Bevorzugt besitzt das Desinfektionsmittel außerdem eine Remanenzwirkung auf der Haut.
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In einer weiteren Ausführungsform betrifft die Erfindung ein Desinfektionsmittel, das
- a) mindestens 45 Gew.-% Ethanol und
- b) mindestens 0,02 Gew.-% Octenidindihydrochlorid umfasst,
zur Verwendung in einem Verfahren zur Bekämpfung von Viren.
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Die Vorteile der vorliegenden Erfindung ergeben sich insbesondere aus den folgenden Beispielen. Prozentangaben beziehen sich auf das Gewicht, wenn nichts anderes angegeben ist.
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Beispiele
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Es wurde die Stabilität von Lösungen der Wirkstoffe Chlorhexidindigluconat (CHX, Vergleich) und Octenidindihydrochlorid (OCT, erfindungsgemäß) in Ethanol und Wasser untersucht.
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Dazu wurden Proben der Wirkstoffe in einer Konzentration von etwa 0,8 Gew.-% (Chlorhexidindigluconat) und 0,1 Gew.-% (Octenidindihydrochlorid) in Wasser und in Ethanol hergestellt und in Glas-Flaschen (bei 25°C und bei 40°C) 3 Monate lang gelagert (die Lagerung bei erhöhter Temperatur simuliert die Langzeitlagerung). Dabei wurden 3 verschiedene Typen Ethanol verwendet, und zwar i) unvergälltes Ethanol 96 vol.-%ig, ii) mit 1% Methylethylketon (MEK) vergälltes Ethanol 96 vol.-%ig und iii) mit 1% Phthalsäurediethylester (DEP) vergälltes Ethanol 96 vol.-%ig, um einen eventuellen Einfluss des Vergällungsmittels auf die Lagerstabilität zu untersuchen. Die Bestimmung des Gehalts an Wirkstoff erfolgte jeweils chromatografisch:
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Bestimmung von Chlorhexidindigluconat und Octenidindihydrochlorid
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Chlorhexidindigluconat wurde mittels Ultra Performance Liquid Chromatography quantifiziert. Die Trennung erfolgte auf einer RP18-Phenylphase. Als Elutionsmittel wurden 0,1%ige Phosphorsäure und Acetonitril im Gradienten verwendet. Zur Detektion wurde ein Photodiodenarray-Detektor verwendet. Die Quantifizierung wurde mittels externem Standard durchgeführt.
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Octenidindihydrochlorid wurde mittels High Pressure Liquid Chromatography quantifiziert. Die Trennung erfolgte auf einer RP18-Hybridphase. Als Elutionsmittel wurden 0,1%ige Phosphorsäure und Methanol im Gradienten verwendet. Zur Detektion wurde ein Photodiodenarray-Detektor verwendet. Die Quantifizierung wurde mittels internem Standard durchgeführt.
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Die Ergebnisse sind in den 1 bis 6 dargestellt, wobei dort die Menge an Ethanol (in Gew.-%) angegeben ist.
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Die Ergebnisse bestätigen zunächst, dass Chlorhexidindigluconat zwar in verdünnter wässriger Lösung stabil ist, aber in Ethanollösung instabil ist. Diese Instabilität wird durch die untersuchten Vergällungsmittel nicht beeinflusst, d.h. die Vergällungsmittel tragen zur Instabilität nicht bei, können Sie jedoch auch nicht verhindern (1–3).
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Demgegenüber ist der in erfindungsgemäß verwendeten Desinfektionsmitteln enthaltene Wirkstoff Octenidindihydrochlorid, der in wässriger Verdünnung stabil ist, auch in Ethanollösung stabil, auch bei hoher Konzentration an Ethanol, bei erhöhter Temperatur und sogar über einen Zeitraum von 3 Monaten. Die Anwesenheit des Vergällungsmittels Methylethylketon wirkt sich nicht nachteilig auf die Stabilität aus (4–6).
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- US 5800827 B [0005]
- DE 102010054155 A1 [0007, 0007]
- DE 102011077432 A1 [0008, 0044]
- EP 560114 A2 [0029]
- WO 00/63337 [0032]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- EN 12791 [0003]
- F. von Rheinbaben und M.H. Wolff, (2002): Handbuch der viruswirksamen Desinfektionen, Springer-Verlag Berlin, pp. 58–62 [0003]
- G. Kampf und C. Ostermeyer (2005): Efficacy of two distinct ethanolbased hand rubs for surgical hand disinfection – a controlled trail according to prEN 12791, BMC infectious diseases 5:17 [0005]
- „International Cosmetic Ingredient Dictionary and Handbook“, 10. Auflage 2004, Band 3, Seiten 2268–2275 [0026]