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Die Erfindung betrifft ein Beschlagsystem für ein Sitzmöbelstück sowie ein Sitzmöbelstück mit einem solchen Beschlagsystem. Die Erfindung betrifft weiterhin auch ein Verfahren zur Anpassung eines Beschlagsystems in Hinblick auf die Verwendbarkeit des Beschlagsystems für Sitzmöbelstücke mit verschiedener Konfiguration.
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Aus der
DE 20 2007 004 695 U1 ist ein Beschlagsystem für ein Sitzmöbel bekannt mit einem Basissegment, einem Sitzflächensegment und einem Beinauflagesegment. Das Sitzflächensegment ist gegenüber dem Basissegment verlagerbar. Das Beinauflagesegment ist zwischen einer ausgeklappten und einer verstauten Position verschwenkbar.
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Die
DE 20 2004 016 889 U1 offenbart ein Beschlagsystem für ein Sitzmöbel, bei dem ebenfalls ein Sitzflächensegment gegeüber einem Basissegment verlagerbar gehalten ist und zusätzlich ein Beinauflagesegment zwischen einer Verstauposition und einer Auflageposition verschwenkbar gelagert ist.
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Ein gattungsgemäßes Beschlagsystem weist mindestens drei Hauptkomponenten auf, nämlich ein Basissegment zur festen oder drehbaren Anbringung an einem bodenseitigen Teil des Sitzmöbelstücks, ein Sitzflächensegment zur Anbringung einer Sitzfläche und ein Beinauflagesegment zur Anbringung einer Beinauflagefläche. Das Basissegment kann bei gattungsgemäßen und erfindungsgemäßen Beschlagsystemen fest mit einem zur ortsfesten Aufstellung vorgesehenen Fuß des Möbelstücks verbunden werden. Es kann jedoch auch in begrenztem Maße gegenüber einem Untergrund beweglich sein, indem es an einem Fuß oder dergleichen um eine vertikale oder weitgehend vertikale Achse drehbar angebracht wird. Das Sitzflächensegment, welches bestimmungsgemäß ortsfest zu einer Sitzfläche vorgesehen ist und diese trägt, ist gegenüber dem Basissegment verlagerbar. Das Beinauflagesegment ist zwischen einer Staustellung unter dem Sitzflächensegment und einer Nutzstellung vor dem Sitzflächensegment verschwenkbar.
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Die Relativbeweglichkeit des Sitzflächensegments gegenüber dem Basissegment und des Beinauflagesegments gegenüber dem Basissegment sind bei einem gattungsgemäßen sowie einem erfindungsgemäßen Beschlagsystem miteinander zwangsgekoppelt. Hierunter ist zu verstehen, dass sich aus einer vorgegebenen Relativstellung des Sitzflächensegments zum Basissegment zwangsweise eine bestimmte Relativstellung des Beinauflagensegments zum Basissegment ergibt. Dies bedeutet in Hinblick auf ein Möbelstück mit einem solchen Beschlag, dass durch Verlagerung der Sitzfläche gegenüber einem Untergrund die Beinauflage aus einer Staustellung in eine Nutzstellung überführt werden kann.
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Zumindest aus internem Stand der Technik ist es bekannt, die gegebene Relativbeweglichkeit des Sitzflächensegments zum Basissegment dadurch zu realisieren, dass diese mittels mindestens einer ersten Lasche miteinander verbunden sind. Dabei wird im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung eine Lasche als ein mechanisches Bauteil verstanden, welches an zwei voneinander unterschiedlichen Bauteilen um jeweils eine Schwenkachse schwenkbar angelenkt ist, wobei die beiden Schwenkachsen zueinander parallel und voneinander beabstandet sind.
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Im Falle eines gattungsgemäßen Beschlagsystems ist diese erste Lasche um eine zum Basissegment und zur ersten Lasche ortsfeste erste Schwenkachse gegenüber dem Basissegment verschwenkbar und um eine zum Sitzflächensegment und zur ersten Lasche ortsfeste zweite Schwenkachse gegenüber dem Sitzflächensegment verschwenkbar. Die genannten Achsen sind vorzugsweise in Möbelquerrichtung ausgerichtet.
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Die zur Wirkkoppelung der Relativposition des Sitzflächensegments zum Basissegment mit der Relativposition des Beinauflagesegments zum Basissegment im Stand der Technik genutzte Technik umfasst auch eine Variante, bei der ein Abschnitt des Sitzflächensegments entlang einer Kontaktfläche des Beinauflagesegments entlanggleitet und dabei dieses gegenüber dem Basissegment verschwenkt. Es hat sich jedoch gezeigt, dass diese Technik mehrere Nachteile mit sich bringt. So ist hier ein recht hoher Verschleiß zu beobachten, der sich zunächst in störenden Geräuschen und vergleichsweise früh in einem Versagen der Mechanik zeigen kann. Zum anderen ist es recht schwer, mit einer solchen Gleitführung eine Staustellung des Beinauflagesegments zu realisieren, in der die Beinauflage nahezu parallel zur Sitzfläche angeordnet ist. Auch die Anpassung eines solchen Systems an verschiedene mögliche Staustellung ist aufwändig.
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Aufgabe und Lösung
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Aufgabe der Erfindung ist es in Hinblick auf ein gattungsgemäßes Beschlagsystem, dieses dahingehend weiterzubilden, dass die genannte Wirkkopplung verschleißarm realisiert werden kann. Aufgabe der Erfindung ist es weiterhin, eine einfache Möglichkeit zur Verfügung zu stellen, um weitgehend baugleiche Beschlagsysteme für verschiedene Staustellungen des Beinauflagensegments konfigurieren zu können, ohne dass diese verschiedenen Staustellungen zu verschiedenen Kippwinkeln des Sitzflächensegments gegenüber dem Basissegment bei verstautem Beinauflagensegment führen.
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Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, dass das Beinauflagensegment um eine zum Basissegment und zum Beinauflagensegment ortsfeste dritte Schwenkachse gegenüber dem Basissegment verschwenkbar ist und mittels einer zweiten Lasche an das Sitzflächensegment angebunden ist. Dabei ist diese zweite Lasche um eine zum Beinauflagensegment und zur zweiten Lasche ortsfeste vierte Schwenkachse gegenüber dem Beinauflagensegment verschwenkbar und um eine zum Sitzflächensegment und zur zweiten Lasche ortsfeste fünfte Schwenkachse gegenüber dem Beinauflagensegment verschwenkbar.
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Im Sinne der Erfindung sind die genannten Komponenten dabei wie folgt zu verstehen: Das Basissegment des Beschlagsystems ist zur festen oder drehbaren Anbringung an einem bodenseitigen Teil des Sitzmöbelstücks, insbesondere eine Sitzmöbelfuß oder einem Sitzmöbelgestell, anbringbar. Es erstreckt sich im Betrieb unter dem Sitzflächensegment vorzugsweise bis in etwa zu dessen vorderen Ende. Das Sitzflächensegment ist oberhalb des Basissegments vorgesehen und dient zur festen Anbringung der vorzugsweise gepolstert ausgebildeten Sitzfläche. Vorzugsweise ist das Sitzflächensegment in Art einer Platte ausgebildet, auf der die Sitzflächenpolsterung angebracht wird, oder es ist in Art eines umlaufenden oder zumindest weitgehend umlaufenden Rahmens ausgebildet, der die Sitzfläche trägt.
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Das Beinauflagesegment im Sinne der Erfindung ist jener Teil des Beschlags, der die vorzugsweise ebenfalls gepolsterte Beinauflage trägt und mittels derer die Beinauflage zwischen der Staustellung und der Nutzstellung verlagerbar ist. Dabei ist zu beachten, dass erfindungsgemäße Beschlagsysteme sowohl bei solchen Möbelstücken Verwendung finden können, bei denen die Beinauflage eine unveränderliche Größe hat, als auch bei solchen Systemen, bei denen die Beinauflage in Zuge ihrer Verlagerung eine Vergrößerung erfahren kann. Bei den letztgenannten Systemen umfasst der Beschlag vorzugsweise zusätzlich eine Art Schieber, der gegenüber dem Beinauflagensegment translativ verlagerbar ist, um die Beinauflage zu vergrößern. Als Beinauflagensegment im Sinne der Erfindung wird im Falle einer Beinauflage mit mehreren gegeneinander beweglichen Beschlagskomponenten jene der Beinauflage zugeordnete Beschlagskomponente angesehen, die ausschließlich schwenkbeweglich gegenüber dem Basissegment beweglich ist.
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Die Verlagerbarkeit des Sitzflächensegments gegenüber dem Basissegment erfolgt bei gattungsgemäßen und erfindungsgemäßen Beschlagsystemen über mindestens eine erste Lasche. Für diese erste Lasche gilt ebenso wie für die erfindungsgemäße vorgesehene zweite Lasche, dass vorzugsweise jeweils zwei derartige erste bzw. zweite Laschen vorgesehen sind, die rechtseitig bzw. linksseitig einer vertikalen Mittelebene des Möbelstücks vorgesehen sind. Im Sinne der kinematischen Bestimmtheit bedarf es zwingend jedoch jeweils nur einer Lasche.
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Im Zusammenhang mit der Beschreibung der vorliegenden Erfindung bezeichnet der Begriff der Möbelhochachse eine bestimmungsgemäße Aufstellung des Möbelstücks vertikaler Achse, die im Falle einer drehbaren Ausgestaltung des Basissegments vorzugsweise parallel zu dessen Drehachse verläuft. Die Möbelquerachse bezeichnet jene Richtung, die sich bei bestimmungsgemäßer Nutzung des Möbelstücks quer zur Sitzfläche, also von links nach rechts oder von rechts nach links, erstreckt.
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Die Möbellängsachse bezeichnet eine zur Möbelquerachse und Möbelhochachse orthogonale Achse, die sich somit in etwa in Richtung der Oberschenkel einer auf dem Möbelstück sitzenden Person erstreckt. Dabei bezeichnet im Zusammenhang mit der Möbellängsachse der Begriff ”vorne” die zu den Knien dieser Person hinweisende Richtung und ”hinten” die in Richtung der Rückenlehne weisende Richtung.
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Erfindungsgemäß ist zum Zwecke der Herstellung der gewünschten Wirkkopplung vorgesehen, dass zusätzlich zu der ersten Lasche eine zweite Lasche vorgesehen ist. Diese zweite Lasche erstreckt sich zwischen dem Sitzflächensegment und dem Beinauflagensegment. Durch diese zweite Lasche wird eine Schwenkbewegung des Beinauflagensegments um die dritte Schwenkachse erzwungen, wenn das Sitzflächensegment gegenüber dem Basissegment verlagert wird. Dabei ist die vierte Schwenkachse, um die schwenkbar die zweite Lasche am Beinauflagensegment angebracht ist, vorzugsweise relativ zur dritten Schwenkachse und der Auflagefläche des Beinauflagesegments derart angeordnet, dass die dritte Schwenkachse zwischen der vierten Schwenkachse und der Auflagefläche liegt. Hierdurch kann erreicht werden, dass die zweite Lasche und ihre Anlenkung am Beinauflagensegment in der Nutzstellung von außen kaum erkennbar sind.
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Die Herstellung der Wirkkoppelung zwischen der Lage des Sitzflächensegments und der Lage des Beinauflagesegments durch die zweite Lasche hat sich als sehr kostengünstiger und insbesondere sehr verschleißarmer Weg zur Lösung des Problems heraus gestellt. Die hier Verwendung findenden Schwenkachsen sind gegenüber einer Gleitführung im vorliegenden Kontext in jeglicher Hinsicht von Vorteil.
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Die erste Lasche, die der Beweglichkeit eines vorderen Endes des Sitzflächensegments gegenüber dem Basisteil dient, wird vorzugsweise durch eine weitere dritte Lasche am hinteren Ende des Sitzflächensegments und des Basisteils ergänzt, so dass das Sitzflächensegment lediglich noch entlang eines definierten Relativbewegungspfades gegenüber dem Basissegment beweglich ist.
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Bestimmungsgemäß soll der erfindungsgemäße Beschlag für verschiedene Möbelstücke verwendbar sein, wobei insbesondere Variationen hinsichtlich der gewünschten Staustellung des Beinauflagensegments einfach möglich sein sollen. Die Zwangskopplung über die zweite Lasche ist hierfür sehr vorteilhaft, da sie eine Kraftübertragung vom Sitzflächensegment auf das Beinauflagesegment über weite Schwenkwinkelbereiche des Beinauflagensegments gestattet. Allerdings geht mit der Kopplung über die zweite Lasche auch einher, dass das Sitzflächensegment in Abhängigkeit der Endlage und damit der Staustellung des Beinauflagensegments gegenüber dem Basisteil eine verschiedene Position einnimmt. Als besonders vorteilhaft wird daher eine Weiterbildung eines erfindungsgemäßen Beschlagsystems angesehen, bei der das Sitzflächensegment mindestens zwei Komponenten umfasst, nämlich zum einen Rohrrahmen, der das Sitzflächensegment zumindest rechtsseitig und linksseitig sowie die Vorderseite begrenzt, wobei ein solcher Rahmen vorzugsweise aus Hohlrohren aufgebaut ist. Zum anderen ist gemäß dieser Weiterbildung ein Auslegerteil vorgesehen, das mittels einer Schraubverbindung, einer Nietverbindung oder einer Schweißverbindung fest mit dem Sitzrahmen verbunden ist. Dabei ist dieses Auslegerteil Träger der zweiten und/oder der fünften Schwenkachse, wobei hierfür vorzugsweise Scharniermittel am Auslegerteil vorgesehen sind.
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Das Auslegerteil erstreckt sich vorzugsweise von einer vorderseitigen Querstrebe des Sitzrahmens nach unten. Es ist selbst nicht einstückiger Teil des Sitzrahmens, sondern mittels einer der genannten Verbindungstechniken mit diesem Sitzrahmen verbunden. Dies gestattet es, dieses Bauteil in einfacher Art und Weise zur Herstellung einer gewünschten Variante des Beschlagsystems anzupassen. Das Auslegerteil bildet somit eine Art Ausgleichsteil. Das erfindungsgemäße Beschlagsystem könnte somit beispielsweise für drei unterschiedliche Staustellungen des Beinauflagensegments aus den jeweils gleichen Bauteilen aufgebaut sein. Einzige Ausnahme wäre das Auslegerteil bzw. eine Mehrzahl solcher Auslegerteile, die durch fallweise Auswahl für jedes der Modelle erreichen, dass trotz unterschiedlicher Staustellungen der Beinauflagesegmente die Relativstellung des Sitzflächensegments zum Basissegment oder zumindest die relative Kippstellung unabhängig von der konkreten Staustellung des Beinauflagensegments jeweils die gleiche wäre. Alternativ dazu, für ansonsten unveränderte Beschlagsysteme verschiedener Auslegerteile vorzusehen, wäre es auch möglich, Auslegerteile vorzusehen, die werksseitig fallweise eingestellt werden, um eine variable Beabstandung der fünften Schwenkachse gegenüber einer Anbringungsfläche am Sitzrahmen zu erlauben.
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Die zweite Schwenkachse und die fünfte Schwenkachse sind beide jeweils ortsfest zum Sitzflächensegment vorgesehen. Vorzugsweise sind sie sogar identisch, so dass sowohl die erste als auch die zweite Lasche um eine identische Schwenkachse gegenüber dem Sitzflächensegment verschwenkbar sind. Somit werden Kosten für die diesbezüglichen Scharniermittel gespart und durch den Austausch des genannten Auslegerteils wird gleichzeitig die Beabstandung sowohl der zweiten als auch der fünften Schwenkachse vom Sitzrahmen beeinflusst.
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Die zweite Lasche, die der Wirkkopplung der Relativbewegung des Sitzflächensegments gegenüber dem Basissegment zur Relativbewegung des Beinauflagesegments gegenüber dem Basissegment primär dient, kann eine weitere Funktion übernehmen. Es wird als vorteilhaft angesehen, wenn bei einem erfindungsgemäßen Beschlagsystem am Basissegment eine erste Anschlagfläche vorgesehen ist, gegen die das Beinauflagensegment oder vorzugsweise die zweite Lasche gedrückt wird, wenn das Beinauflagensegment in der Nutzstellung angeordnet ist.
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Eine Krafteinleitung auf die Sitzfläche, also insbesondere die durch die Gewichtskraft des dort Sitzenden bewirkte Krafteinleitung, kann somit auf einfache Art und Weise vom Sitzflächensegment in das Basissegment eingeleitet werden. Vorzugsweise ist die Anschlagfläche am Basissegment dabei als Vertiefung vorgesehen, in die ein Abschnitt des Beinauflagensegments oder bevorzugter Weise die zweite Lasche im Zuge der Bewegung des Beinauflagensegments in seine Nutzstellung einfährt.
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Um in besonders stabiler Weise die Positionierung des Beinauflagesegments in seiner Nutzstellung zu gewährleisten, ist es von Vorteil, wenn die Laschen und die Anordnungen der Schwenkachsen so gewählt sind, das bei in der Nutzstellung positionierten Beinauflagesegment die zweite Lasche im Wesentlichen vertikal steht. Dabei wird die Ausrichtung der zweiten Lasche durch eine gedachte Verbindungslinie der vierten und fünften Schwenkachse bestimmt. Diese gedachte Verbindungslinie schließt vorzugsweise bei in der Nutzstellung befindlichen Beinauflagesegment mit der Möbelhochrichtung einen Winkel kleiner 20°, insbesondere kleiner 10°, ein. Diese weitgehend vertikale Ausrichtung der zweiten Lasche führt dazu, dass ein erheblicher Anteil der Gewichtskraft das Beinauflagesegment in Richtung seiner Nutzstellung drückt. Die bei bekannten Sitzmöbelstücken häufig gegebene Problematik, dass die Beinlast bereits ausreicht, um eine zuverlässige Beibehaltung der Nutzstellung des Beinauflagesegments zu verhindern, wird hierdurch überwunden.
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Die Erfindung betrifft darüber hinaus ein Sitzmöbelstück mit einem bodenseitigen Teil, wie beispielsweise einem Möbelgestell oder einem Möbelfuß, einer Sitzfläche, die vorzugsweise als gepolsterte Sitzfläche ausgebildet ist und einer Beinauflage, die entweder von fester Größe oder veränderlicher Größe ist und die zwischen einer Staustellung und einer Nutzstellung schwenkbeweglich überführbar ist. Dabei weist ein solches erfindungsgemäßes Sitzmöbelstück ein Beschlagsystem der beschriebenen Art auf.
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Als Sitzmöbelstück werden dabei sowohl für eine Person vorgesehene Sessel als auch Sofas verstanden. Im Falle von Sofas sind sowohl Gestaltungen denkbar, bei denen die gesamte Sitzfläche als ganzes gegenüber dem Basissegment verlagerbar ist, als auch solche Gestaltungen, bei denen einzelne Sitzplätze des Sofas jeweils unabhängig voneinander gegenüber dem Basissegment verfahrbar sind.
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Ein erfindungsgemäßes Sitzmöbelstück kann mit einem Elektromotor zur Verlagerung des Sitzflächensegments gegenüber dem Basissegment vorgesehen sein. Daneben sind auch unmotorisierte Gestaltungen möglich, die beispielsweise durch Gewichtsverlagerung oder durch einen Betätigungshebel handhabbar sind.
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Die Erfindung betrifft weiterhin auch ein Verfahren zur Anpassung eines Beschlagsystems oben beschriebener Art im Hinblick auf die Erzielung einer vorgegebenen Kippstellung des Sitzflächensegments bei variabler Stauposition des Beinauflagensegments. Dieses Verfahren sieht vor, dass das oben beschriebene Auslegerteil zum Zwecke der Anpassung ausgewählt bzw. angepasst wird. Die anderen Bauteile des Beschlagsystems bleiben unverändert.
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Das erfindungsgemäße Verfahren gestattet es daher, zunächst einheitliche Beschläge weitgehend vollständig zu montieren, um dann von dem Bedarfsfall ausschließlich das Auslegerteil anzupassen. Dies kann über ein verstellbares Auslegerteil als auch über die Auswahl eines von mehreren vorgegebenen Auslegerteilen erfolgen.
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Kurzbeschreibung der Zeichnungen
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Weitere Aspekte und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen und aus der nachfolgenden Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels der Erfindung, welches anhand der Figuren erläutert wird. Dabei zeigen:
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1 und 2 ein erfindungsgemäßes Sitzmöbelstück in einer Seitenansicht, dargestellt in einem Zustand mit Anordnung einer Beinauflage in einer Staustellung und in einem Zustand mit Anordnung der Beinauflage in einer Nutzstellung,
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3a bis 3c einen Beschlag des Sitzmöbelstücks der 1 und 2 in verschiedenen Stadien bei der Überführung der Beinauflage aus der Staulage der 3a in die Funktionslage der 3c,
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4a bis 4c drei verschiedene Varianten des Beschlags der 3a bis 3c, die für verschiedene Staustellungen des Beinauflagensegments konfiguriert sind.
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Detaillierte Beschreibung der Ausführungsbeispiele
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1 zeigt ein erfindungsgemäßes Sitzmöbelstück in Art eines Drehsessels. Bei diesem Drehsessel 1 findet ein erfindungsgemäßer Beschlag 10 Anwendung.
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Außer diesem Beschlag 10 weist der Drehsessel 1 einen Fuß 2, eine gepolsterte Sitzfläche 3, eine Rückenlehne 4 sowie eine ebenfalls gepolsterte Beinauflage 5 auf. Die nicht zum Beschlag 10 gehörenden Teile des Sitzmöbelstücks 1 sind in den Figuren mit gestrichelten Linien dargestellt.
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Diese genannten Komponenten werden durch den Beschlag 10 miteinander verbunden und sind mittels des Beschlags 10 gegeneinander beweglich, wie nachfolgend erläutert wird.
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Der Beschlag 10 ist im Wesentlichen aus metallischen Blechteilen aufgebaut. Er verfügt über ein Basissegment 20 als Hauptkomponente. Dieses Basissegment 20 umfasst in der beispielsweise in 3a, mittlere Darstellung, gut ersichtlichen Weise zwei voneinander beabstandete und zueinander parallel ausgerichtete Wangen 22, die über einen Verbindungsabschnitt 24 miteinander verbunden sind. Am Verbindungsabschnitt 24 ist eine Drehhülse 26 vorgesehen, mittels derer das Basissegment 20 mit dem Fuß 2 verbunden ist und um eine vertikale Drehachse 6 gegenüber dem Fuß 2 verdrehbar ist.
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Oberhalb des Basissegments 20 ist ein Sitzflächensegment 40 des Beschlags 10 vorgesehen, welches aus einem umlaufenden Rohrrahmen 42 und vorderseitig sowie hinterseitig daran angebrachten Auslegerbauteilen 44, 46 besteht. Das Auslegerteil 44 ist mittels einer Schraubverbindung mit dem Rohrrahmen 42 fest verbunden. Hier sind auch andere lösbare Verbindungen wie beispielsweise ein Stecksystem/Klicksystem und unlösbare Verbindungen wie Nietverbindungen und Schweißverbindungen möglich. Es könnte alternativ auch angenietet oder angeschweißt sein. Das Sitzflächensegment 40 ist in nicht näher dargestellter Weise mit der gepolsterten Sitzfläche 3 derart verbunden, dass die Sitzfläche 3 stets gemeinsam mit dem gegenüber dem Basissegment 20 beweglichen Sitzflächensegment 40 verlagerbar ist.
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Die Relativbeweglichkeit zwischen dem Sitzflächensegment 40 und dem Basissegment 20 wird mittels einer Doppellaschenanbindung erzielt. Sowohl der Ausleger 44 am vorderen Ende des Sitzflächensegments als auch der Ausleger 46 am hinteren Ende des Sitzflächensegments sind schwenkbar an jeweils zwei Laschen 50, 52 angelenkt, die mit ihren jeweils gegenüberliegenden Enden schwenkbar am Basissegment 20 angelenkt sind. Die vorderen Laschen 50 sind dabei um eine erste Schwenkachse 11 gegenüber dem Basissegment 20 und um eine zweite Schwenkachse 12 gegenüber dem Sitzflächensegment 40 verschwenkbar. Aus der Anbindung des Sitzflächensegments 40 an das Basissegment 20 mittels zweier Laschenpaare mit Laschen 50, 52 ergibt sich, dass das Sitzflächensegment 40 gegenüber dem Basissegment 20 entlang eines definierten Bewegungspfades beweglich ist.
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Gegenüber dem Basissegment 20 und gegenüber dem Sitzflächensegment 40 ist das Beinauflagensegment 30 beweglich. Dieses Beinauflagensegment 30 dient dem Zweck, eine Überführung des Sessels aus dem Zustand der 2, in welchem die Beinauflage 5 unter der Sitzfläche 3 angeordnet ist, in den Komfortzustand der 1 zu gestatten, in welchem die Beinauflage 5 vor der Sitzfläche 3 angeordnet ist und somit die Nutzstellung einnimmt. Wie anhand der Darstellungen der 1 und 2 ersichtlich ist, wird das Beinauflagensegment 5 zu diesem Zweck nicht nur verschwenkt, sondern auch ausgefahren, so dass es seine Länge verändert. Im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung ist die Längenveränderung des Beinauflagensegments 5, die beispielsweise über ein Riementriebsystem/Zugsystem oder dergleichen realisiert sein kann, jedoch nachrangig.
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Von besonderer Bedeutung im Zusammenhang mit der folgenden Erfindung ist die mechanische Anbindung des Beinauflagensegments 30 des Beschlags 10 an das Basissegment 20 und das Sitzflächensegment 40.
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Das Beinauflagensegment 30 ist um eine dritte Schwenkachse 13 gegenüber dem Basissegment 20 verschwenkbar, wobei diese Schwenkachse 13 sowohl zum Beinauflagensegment 30 als auch zum Basissegment 20 ortsfest ist. Auf der der Polsterung der Beinauflage 5 gegenüberliegenden Seite im Hinblick auf die dritte Schwenkachse 13 ist ein Ausleger 32 vorgesehen, an welchem um eine vierte Schwenkachse 14 schwenkbar eine Beinauflagenlasche 60 angelenkt ist. Das gegenüberliegende Ende dieser Beinauflagenlasche 60 ist um eine fünfte Schwenkachse 15 verschwenkbar, die im Falle des hier beschriebenen Ausführungsbeispiels mit der zweiten Schwenkachse 12 übereinstimmt. Diese Übereinstimmung ist jedoch nicht zwingend.
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Die Anbindung des Beinauflagensegments 30 an das Basissegment 20 über die dritte Schwenkachse 13 und an das Sitzflächensegment 40 mittels der um die vierte und fünfte Schwenkachse 14, 15 schwenkbeweglichen Beinauflagenlasche 60 führt dazu, dass die Relativbewegung des Sitzflächensegments 40 gegenüber dem Basissegment 20 auch die durch die 1 und 2 verdeutlichte Schwenkbewegung der Beinauflage 5 bewirkt.
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Dies wird anhand der 3a bis 3c nachfolgend nochmals erläutert.
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3a zeigt den Beschlag 10 aus verschiedenen Perspektiven im Zustand der 2, in welchem die Beinauflage 5 unterhalb der Sitzfläche 3 angeordnet ist und somit ihre Staustellung einnimmt. Wenn ausgehend von dieser Stellung das Sitzflächensegment 40 gemeinsam mit der Sitzfläche 3 gegenüber dem Basissegment 20 nach hinten in Richtung des Pfeils 7 verlagert wird, erfolgt dies im Hinblick auf das vordere Ende des Sitzflächensegments 40 dadurch, dass die Lasche 50 eine Bewegung der Schwenkachse 12 entlang einer Kreisbahn um die Schwenkachse 11 durchführt. Diese Bewegung geht damit einher, dass die Schwenkachse 12 und die zu ihr identische Schwenkachse 15 gemeinsam der Schwenkachse 13 angenähert werden. Diese Verlagerung führt aufgrund der mittelbaren Kopplung über die Beinauflagenlasche 60 zu einem Verschwenken des Beinauflagensegments 30 bezogen auf 3a im Uhrzeigersinn.
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Diese Schwenkbewegung des Beinauflagensegments 30 um die Schwenkachse 13 setzt sich mit fortschreitender Verlagerung des Sitzflächensegments 40 in Richtung des Pfeils 7 fort, wie durch den Zwischenzustand der 3b verdeutlicht ist.
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Bei der Gestaltung der 3a bis 3c ist ein Verschwenken des Beinauflagensegments 30 um nahezu 180° vorgesehen. Die Schwenkbewegung endet in definierter Weise, wenn in der aus 3c ersichtlichen Weise die Beinauflagenlaschen 60 mit ihren zum Beinauflagensegment hinweisenden Enden in als Anschlag dienenden Vertiefungen 22a in den Wangen 22 des Basissegments 20 zum Anliegen kommen.
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Die Relativanordnung der Schwenkachsen 11 bis 15 ist so geartet, dass die definierte Endstellung des Beinauflagensegments 30 erreicht ist, wenn die Beinauflagenlasche 60 eine nahezu vertikale Ausrichtung (+/–15°) hat. Dies ist in der oberen Darstellung der 3c gut ersichtlich. Die vertikale Ausrichtung gewährleistet, dass die Gewichtskraft des auf der Sitzfläche 3 sitzenden zu einem im Uhrzeigersinn wirkenden Haltemoment führt, durch welches das Beinauflagensegment 30 und die Beinauflage 5 als ganzes in der Position der 1 und 3c gehalten werden. Die dargestellte Komfortstellung ist daher sehr stabil und droht nicht, durch die Gewichtskraft der Beine des Sitzenden in ungewünschter Weise zurückgestellt zu werden.
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Die 4a bis 4c zeigen drei Beschläge der beschriebenen Art. Die Beschläge unterscheiden sich dadurch, dass sie zur Bereitstellung verschiedener Staupositionen des Beinauflagensegments ausgebildet sind.
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Der Beschlag der 4a entspricht dem Beschlag der vorangegangenen Figuren. Dieser sieht vor, dass das Beinauflagensegment ausgehend von der Nutzstellung nahezu um 180° verschwenkt wird, bevor es die Staustellung erreicht.
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Der Beschlag der 4b ist demgegenüber so ausgebildet, dass er lediglich ein Verschwenken um etwa 130° gestattet. In der Stauposition ist das Beinauflagensegment 30 daher in geringerem Maße als beim Beschlag der 4a verschwenkt. Am Basisteil 22 ist zur Begrenzung der Schwenkbeweglichkeit des Beinauflagesegments 30 ein Anschlag 28 vorgesehen, der eine fortgesetzte Bewegung des Beinauflagensegments 30 verhindert.
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Der Beschlag der 4c weist eine gegenüber der Gestaltung der 4b weiter eingeschränkte Schwenkbeweglichkeit auf. Das Beinauflagensegment 30 ist bei dieser Gestaltung in seiner Staustellung nur noch etwa um 20° gegenüber einer Vertikalrichtung geneigt. Auch die Gestaltung der 4c verfügt über einen basissegmentseitigen Anschlag 28, um ein Verschwenken des Beinauflagesegments 30 über die Stellung der 4c zu verhindern.
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Aus diesen gegenüber dem Ausführungsbeispiel der 4a veränderten Staustellungen der 4b und 4c ergibt sich, dass die Schwenkachsen 12, 15 gegenüber dem Basisteil 20 in der Staustellung des Beinauflagensegments 30 signifikant höher angeordnet sind. Um dies zu kompensieren, ist das vordere Auslegerteil 44b, 44c bei diesen Gestaltungen gekürzt. Das Auslegerteil 44, 44b, 44c stellt demnach ein Ausgleichselement dar, welches durch seine konkreten Maße und insbesondere die Beabstandung der Schwenkachsen 12, 15 gegenüber dem Sitzrahmenteil 40 einer Einstellung der Schrägstellung des Sitzflächensegments 40 in der Staustellung der Beinauflage gestattet.
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Obwohl die Schwenkachse 12, 15 auf unterschiedlicher Höhe sind, ist der Neigungswinkel der Sitzflächensegmente der Varianten der 4a, 4b und 4c in etwa identisch.
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Die erfindungsgemäße Gestaltung des Beschlags mit der erläuterten Konfiguration von gegeneinander beweglichen Bauteilen ist daher sehr einfach für verschiedene Staustellungs-Konfigurationen anpassbar. Der Beschlag 10 muss zur Anpassung an eine vorgegebene Staustellung nur hinsichtlich des gewählten Auslegerteils 44, 44b, 44c sowie hinsichtlich der zusätzlich am Basisteil 20 angebrachten und ggf. fallweise passenden Anschlägen 28 geändert werden.