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Stand der Technik
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Der Bestand an Motorrädern ist in den letzten Jahren stark angestiegen, so dass im Jahre 2008 rund 33 Mio. motorisierte Zweiräder europaweit zugelassen gewesen sind. Gleichzeitig zeigt sich aber, dass Motorräder mit Abstand das gefährlichste Verkehrsmittel sind. Obwohl der Anteil der motorisierten Zweiradfahrer gerade mal zwei Prozent an allen Verkehrsteilnehmern ausmacht, beträgt ihr Anteil an den gezählten Verkehrstoten in Europa etwa 14 Prozent. Der Motorradfahrer ist im Straßenverkehr einem deutlichen höheren Risiko im Vergleich zum Pkw-Fahrer ausgesetzt. Dies liegt unter anderem an der unterschiedlichen Fahrphysik und dem stets labilen Gleichgewichtszustand, weiterhin an der besonderen physischen und psychischen Beanspruchung beim Motorradfahren sowie an einem eingeschränkten Sichtfeld des Fahrers. Gleichzeitig sind Motorradfahrer deutlich empfindlicher gegenüber Witterungseinflüssen und anderen Störfaktoren wie etwa schlechten Fahrbahnzuständen oder unvorhergesehenen Verkehrssituationen. Aufgrund fehlender Karosse sind Motorradfahrer trotz Schutzkleidung relativ ungeschützte Verkehrsteilnehmer.
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In über der Hälfte der Unfälle mit Personenschaden ist der Zweirad- oder Dreiradfahrer nicht der Verursacher des Unfalls, sondern nur daran beteiligt. Diese Unfälle passieren häufig an Kreuzungen oder Einmündungen, bei denen der Fahrweg des aufsitzenden Fahrers von anderen Verkehrsteilnehmern missachtet wird.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Somit kann ein Bedürfnis bestehen, die Sicherheit von Zwei- oder Dreiradfahrzeugen zu erhöhen.
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Befriedigt werden kann das Bedürfnis durch die Gegenstände der unabhängigen Patentansprüche. Vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich durch die Gegenstände der abhängigen Patentansprüche.
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Gemäß einem ersten Ausgestaltungsbeispiel der Erfindung wird ein Verfahren zur Vermeidung eines Unfalls oder zur Reduzierung von Unfallfolgen für einen Aufsaßen auf einem Fahrzeug, insbesondere einem Zweirad- oder einem Dreiradfahrzeug bereitgestellt. In einem ersten Verfahrensschritt wird eine Information durch ein erstes Unfall verhinderndes System und/oder ein erstes Unfallfolgen minderndes System ermittelt. In einem zweiten Verfahrensschritt wird die Information an ein zweites Unfall verhinderndes System und/oder an ein zweites Unfallfolgen minderndes System übermittelt. In einem dritten Verfahrensschritt wird das zweite Unfall verhindernde System und/oder das zweite Unfallfolgen mindernde System aufgrund der Information vorkonditioniert. Das erste Unfall verhindernde System und das zweite Unfall verhindernde System sind voneinander verschieden. Das erste Unfallfolgen mindernde System und das zweite Unfallfolgen mindernde System sind voneinander verschieden.
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Ein erstes und ein zweites Unfall verhinderndes System kann beispielsweise ein ABS(AntiBlockierSystem)-System, ein Fahrzeugreifenluftdruck-Überwachungssystem, ein System zur Veränderung einer Höhe eines Fahrzeugschwerpunkts oder auch ein aktives Lenksystem sein. Ferner kann das erste Unfall verhindernde System ein System mit einer vorausschauenden Sensorik wie beispielsweise ein System mit einer Videokamera und/oder mit Radar- und/oder Lisar-Sensoren sein. Durch diese Systeme kann möglicherweise eine Kollision mit einem Hindernis oder einem anderen Verkehrsteilnehmer verhindert werden. Unfallfolgen mindernde Systeme können beispielsweise ein Airbag-System, ein Gurtstraffungssystem eines Aufsaßenrückhaltesystems, ein Abstützsystem, ein Übermitteln eines Notrufs, ein Aktivieren einer an dem Fahrzeug angeordneten und für andere Verkehrsteilnehmer wahrnehmbaren Warneinrichtung wie beispielsweise eine Warnblinkanlage oder eine Hupe, ein Messsystem zum Messen eines sprunghaften Druckanstiegs in einem Fahrzeugreifen oder auch ein System zur Veränderung einer Höhe eines Fahrzeugschwerpunkts sein. Diese Systeme sind aktiv, wenn das Fahrzeug bereits einen Anprall an ein Hindernis oder einen anderen Verkehrsteilnehmer erlitten hat, also eine Kollision verursacht hat. Unter dem Begriff des Vorkonditionierens ist zu verstehen, dass das zweite Unfall verhindernde System aktiviert wird und/oder das zweite Unfallfolgen mindernde System auf eine Kollision aktiv vorbereitet wird. Somit kann beispielsweise, wenn das erste Unfall verhindernde System als ein Fahrzeugreifenluftdruck-Überwachungssystem ausgebildet ist, dieses bei Unterschreiten eines vorgegebenen Fahrzeugreifenluftdrucks eine Information an das zweite Unfall verhindernde System übermitteln. Wenn das zweite Unfall verhindernde System als ein ABS-System ausgebildet ist, kann hierdurch ohne Zutun des Aufsaßen eine Bremsung eingeleitet werden, um den Fahrer vor einem Sturz aufgrund eines Fahrzeugreifens mit zu geringem Luftdruck zu bewahren. Weiterhin kann beispielsweise bei Einleiten einer Vollbremsung durch den Aufsaßen aufgrund einer Gefahrensituation das Regelsignal des ABS-Steuergeräts als Information verwendet werden, wenn beispielsweise der Bremsdruck länger als eine vorbestimmte Zeit, beispielsweise eine Sekunde, geregelt wird. Diese Information kann an ein zweites Unfall verhinderndes System und/oder an ein zweites Unfallfolgen minderndes System übermittelt werden. Hierdurch kann nun beispielsweise ein Gurtstraffungssystem des Aufsaßenrückhaltesystems aktiviert werden, so dass eine „Gurtlose“ auf ein Minimum reduziert wird, ohne dass bereits eine Kollision stattgefunden hat. Unter „Gurtlose“ ist hierbei zu verstehen, dass der Fahrer auf seinem Fahrzeug durch den Gurt in seiner Bewegungsfreiheit nicht eingeschränkt ist. Auch können aufgrund dieser Information Unfallfolgen mindernde Systeme wie beispielsweise Abstützsysteme mit beispielsweise seitlich oder frontal reversibel oder irreversibel ausfahrbaren Stützen zur Verhinderung eines Umkippens des Motorrads oder zur zusätzlichen Unterstützung der Vorderradgabel ausgefahren werden. Beispielsweise kann durch besagte Information, die das ABS-Regelsignal sein kann, auch ein System zur Veränderung einer Höhe eines Fahrzeugschwerpunkts aktiviert werden, so dass der Fahrzeugschwerpunkt in Richtung der Straße abgesenkt wird. Dies kann zum einen eine Verkürzung des Bremswegs bewirken, da die Überschlagsneigung des Motorrads reduziert wird und damit möglicherweise höhere Bremskräfte übertragbar sind. Die Reduzierung der Höhe des Fahrzeugschwerpunkts kann nach dem erfolgten Anprall, also nach der Kollision, auch bewirken, dass das Fahrzeug sich nicht überschlägt, wobei es bei unverändertem Schwerpunkt sich möglicherweise überschlagen hätte. Besagte Information kann in Verbindung mit einem Unfallfolgen mindernden Airbag-System beispielsweise dazu genutzt werden, dass Schwellwerte, die zur baldmöglichsten Auslösung des Gassacks genutzt werden, an die aktuelle Situation angepasst werden. Beispielsweise kann besagte Information in der für das Fahrzeug gegen Umkippen labilen Situation genutzt werden, um über ein Unfall verhinderndes aktives Lenksystem das Fahrzeug zumindest bis zu einer Kollision gegen das Umkippen zu schützen. Durch entsprechende Lenkeinschläge kann hierbei beispielsweise das Fahrzeug stabilisiert werden. Insbesondere in Verbindung mit einem Unfall verhindernden System mit einer vorausschauenden Sensorik kann das aktive Lenksystem auch genutzt werden, um beispielsweise das Fahrzeug, das auf einen über mehrere Fahrspuren verteilten Stau zurast, ohne Zutun des Fahrers in eine durch das System mit der vorausschauenden Sensorik erkannte Lücke zu steuern. Auch kann beispielsweise bei einem Auffahren eines anderen Verkehrsteilnehmers auf das besagte Fahrzeug und einem damit möglicherweise verbundenen Auslösen des Unfallfolgen mindernden Airbag-Systems diese Information durch das Unfall verhindernde ABS-System genutzt werden, um die Bremsen des Fahrzeug ohne Zutun des Fahrers zu blockieren. Weiterhin kann beispielsweise bei einem Anprall des Fahrzeugs an ein Hindernis das Messsystem zum Messen eines sprunghaften Druckanstiegs in einem Fahrzeugreifen einen plötzlichen Druckanstieg ermitteln. Aufgrund dieser Information kann beispielsweise das Airbag-System irreversibel gezündet werden, ohne dass es einer Information von dem in dem Airbag-System integrierten Beschleunigungssensor bedarf. Auch kann zusätzlich eine zeitlich frühere Information beispielsweise durch das ABS-Regelsignal zum Vorkoditionieren des Airbag-Systems beispielsweise durch Anpassen der Schwellwerte genutzt werden, um es durch die Information des Messsystems zum Messen eines sprunghaften Druckanstiegs in einem Fahrzeugreifen letztlich auszulösen. Auch kann nach dem Anprall des Fahrzeugs an ein Hindernis ein Notruf übermittelt oder an dem Fahrzeug angeordnete für andere Verkehrsteilnehmer wahrnehmbare Warneinrichtungen aktiviert werden.
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Gemäß einem weiteren Ausgestaltungsbeispiel der Erfindung ist das erste Unfall verhindernde System ausgewählt aus einer Gruppe von ABS(AntiBlockierSystem)-System, aktives Lenksystem, Fahrzeugreifenluftdruck-Überwachungssystem, System mit einer vorausschauenden Sensorik und System zur Veränderung einer Höhe eines Fahrzeugschwerpunkts. Das zweite Unfall verhindernde System ist ausgewählt aus einer Gruppe von ABS(AntiBlockierSystem)-System, aktives Lenksystem, Fahrzeugreifenluftdruck-Überwachungssystem und System zur Veränderung einer Höhe eines Fahrzeugschwerpunkts. Das erste Unfallfolgen mindernde System und das zweite Unfallfolgen mindernde System sind je ausgewählt aus einer Gruppe von Airbag-System, Gurtstraffungssystem eines Aufsaßenrückhaltesystems, Abstützsystem, Übermitteln eines Notrufs, Aktivieren einer an dem Fahrzeug angeordneten und für andere Verkehrsteilnehmer wahrnehmbare Warneinrichtung, Messsystem zum Messen eines sprunghaften Druckanstiegs in einem Fahrzeugreifen, System zur Vermeidung eines seitlichen Umkippens und System zur Veränderung einer Höhe eines Fahrzeugschwerpunkts.
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Das System zur Veränderung der Höhe des Fahrzeugschwerpunkts kann hierbei sowohl als Unfall verhinderndes System als auch als Unfallfolgen minderndes System betrachtet werden. Zum einen ist es durch eine Verlagerung des Fahrzeugschwerpunkts während eines Bremsmanövers hin zur Straße möglich, dass höhere Bremsdrücke erzeugbar sind, bis das Fahrzeugrad blockiert, so dass hierdurch kürzere Bremswege erzeugt werden können. Zum anderen wird nach einer Kollision durch die Erniedrigung des Fahrzeugschwerpunkts hin zur Straße ein Überschlagsrisiko des Fahrzeugs reduziert.
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Gemäß einem weiteren Ausgestaltungsbeispiel der Erfindung ist das Vorkonditionieren des zweiten Unfallfolgen mindernden Systems reversibel.
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Hierdurch können die Unfallfolgen mindernde Systeme wieder in ihre ursprüngliche Position verlagert werden, wenn eine vermutete Kollision nicht stattgefunden hat.
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Gemäß einem weiteren Ausgestaltungsbeispiel der Erfindung sind das erste Unfall verhindernde System und/oder das erste Unfallfolgen mindernde System und das zweite Unfall verhindernde System und/oder das zweite Unfallfolgen mindernde System mittels eines Bus-Systems miteinander kommunizierend verbunden.
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Hierdurch können die von einem System gewonnen Informationen den anderen Systemen zur Verfügung gestellt werden. Hierdurch können die durch die einzelnen Systeme erzeugten Informationen mehrfach genutzt werden, ohne dass es hierfür weiterer Sensoren bedürfen würde. Ebenfalls kann eine bereits durch das eine System erfasste Sensorinformation dem anderen System oder einer Vielzahl davon zur Verfügung gestellt werden. Ein derartiges Bus-System kann beispielsweise als ein CAN-System ausgestaltet sein.
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Gemäß einem weiteren Ausgestaltungsbeispiel der Erfindung ist die Information ein ABS-Regelsignal eines ABS-Steuergeräts.
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Ein ABS-Regelsignal zeigt eine kritische Fahrsituation an, bei der sich jedoch noch kein Unfall ereignet hat. Das ABS-Regelsignal kann daher zur Vorkonditionierung des zweiten Unfall verhindernden Systems und/oder des ersten und/oder zweiten Unfallfolgen mindernden Systems verwendet werden. Hierfür wird also die erste Information durch ein Unfall verhinderndes System ermittelt.
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Gemäß einem weiteren Ausgestaltungsbeispiel der Erfindung wird in einem Verfahrensschritt ein Aktuator aus einer Gruppe von ABS-System, Gurtstraffungssystem eines Aufsaßenrückhaltesystems, Abstützsystem, aktives Lenksystem sowie System zur Veränderung einer Höhe eines Fahrzeugschwerpunkts und ein erstes Steuergerät miteinander verbunden. Der Aktuator ist durch das erste Steuergerät steuerbar. In einem weiteren Verfahrensschritt werden das erste Steuergerät und das zweite Steuergerät miteinander verbunden. In einem dritten Verfahrensschritt werden das zweite Steuergerät und ein Sensor miteinander verbunden. In einem weiteren Verfahrensschritt wird ein Messwert durch den Sensor erfasst. In einem weiteren Verfahrensschritt wird der Messwert mit einem Schwellwert durch das zweite Steuergerät verglichen. In einem weiteren Verfahrensschritt wird eine Information durch das zweite Steuergerät generiert, wenn der Schwellwert erreicht ist. In einem weiteren Verfahrensschritt wird die Information durch das zweite Steuergerät an das erste Steuergerät übermittelt. In einem weiteren Verfahrensschritt wird der Aktuator durch das erste Steuergerät gesteuert.
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Gemäß einem weiteren Ausgestaltungsbeispiel der Erfindung wird in einem weiteren Verfahrensschritt die Information durch eine weitere Information plausibilisiert, wobei die weitere Information ermittelt ist aus einer Gruppe von dem ersten Unfall verhindernden System, dem zweiten Unfall verhindernden System, dem ersten Unfallfolgen mindernden System und dem zweiten Unfallfolgen mindernden System, wobei die Information und die weitere Information voneinander verschieden sind.
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Die weitere Information kann hierbei direkt aus einem Messwert eines Sensors gewonnen sein oder eine aus dem Messwert abgeleitete Größe sein. Somit können beispielsweise die in einem Beschleunigungssensor des ABS-Systems erzeugten Messwerte genutzt werden, um nicht nur eine Raddrehung festzustellen, sondern auch die aktuelle Geschwindigkeit des Fahrzeugs zu ermitteln. Aufgrund der aktuellen Geschwindigkeit kann dann entschieden werden, ob eine Vorkonditionierung des zweiten Unfall verhindernden Systems und/oder des zweiten Unfallfolgen mindernden Systems überhaupt notwendig ist.
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Gemäß einem weiteren Ausgestaltungsbeispiel der Erfindung wird ein Fahrzeug bereitgestellt, das zur Vermeidung eines Unfalls oder zur Reduzierung von Unfallfolgen für einen Aufsaßen auf dem Fahrzeug, insbesondere einem Zweirad- oder einem Dreiradfahrzeug, eingerichtet ist. Eine Information ist durch ein erstes Unfall verhinderndes System und/oder ein erstes Unfallfolgen minderndes System ermittelt. Die Information ist an ein zweites Unfall verhinderndes System und/oder an ein zweites Unfallfolgen minderndes System übermittelt. Das zweite Unfall verhindernde System und/oder das zweite Unfallfolgen mindernde System ist aufgrund der ersten Information vorkonditioniert. Das erste Unfall verhindernde System und das zweite Unfall verhindernde System sind voneinander verschieden. Das erste Unfallfolgen mindernde System und das zweite Unfallfolgen mindernde System sind voneinander verschieden.
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Es wird angemerkt, dass Gedanken zu der Erfindung hierin in Zusammenhang sowohl mit einem Verfahren zur Vermeidung eines Unfalls oder zur Reduzierung von Unfallfolgen für einen Aufsaßen als auch mit einem Fahrzeug, das zur Vermeidung eines Unfalls oder zur Reduzierung von Unfallfolgen für einen Aufsaßen auf dem Fahrzeug eingerichtet ist, beschrieben sind. Einem Fachmann ist hierbei klar, dass die einzelnen beschriebenen Merkmale auf verschiedene Weise miteinander kombiniert werden können, um so auch zu anderen Ausgestaltungen der Erfindung zu gelangen.
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Kurze Beschreibung der Zeichnungen
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Ausführungsformen der Erfindung werden nachfolgend mit Bezug auf die beigefügten Figuren beschrieben. Die Figuren sind lediglich schematisch und nicht maßstabsgetreu.
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1 zeigt ein Verfahren zur Vermeidung eines Unfalls oder zur Reduzierung von Unfallfolgen für einen Aufsaßen auf einem Fahrzeug in einer Blockbilddarstellung;
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2 zeigt eine Unterteilung eines dritten Verfahrensschritts des aus 1 bekannten Verfahrens, bei dem ein Unfall verhinderndes System und/oder ein Unfallfolgen minderndes System einen Aktuator beinhaltet, in einer Blockbilddarstellung; und
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3 zeigt im Wesentlichen ein Ausführungsbeispiel des aus 1 bekannten Verfahrens, bei dem von einem als ein ABS-System ausgebildeten ersten Unfall verhindernden System eine Information an ein als ein Gurtstraffungssystem eines Aufsaßenrückhaltesystems ausgebildetes zweites Unfallfolgen minderndes System übermittelt wird, in einer Blockbilddarstellung.
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Detaillierte Beschreibung beispielhafter Ausführungsformen
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1 zeigt ein Verfahren 2 zur Vermeidung eines Unfalls oder zur Reduzierung von Unfallfolgen für einen Aufsaßen auf einem Fahrzeug, insbesondere einem Zweirad- oder einem Dreiradfahrzeug. In einem ersten Verfahrensschritt S1 wird eine Information durch ein erstes Unfall verhinderndes System und/oder ein erstes Unfallfolgen minderndes System ermittelt. In einem zweiten Verfahrensschritt S2 wird die Information an ein zweites Unfall verhinderndes System und/oder an ein zweites Unfallfolgen minderndes System übermittelt. In einem dritten Verfahrensschritt S3 wird das zweite Unfall verhindernde System und/oder das zweite Unfallfolgen mindernde Systems aufgrund der Information vorkonditioniert. Das erste und das zweite Unfall verhindernde System sind voneinander verschieden. Das erste und das zweite Unfallfolgen mindernde System sind voneinander verschieden. Hierbei können das erste und das zweite Unfall verhindernde System ausgewählt sein aus einer Gruppe von ABS(AntiBlockierSystem)-System, aktives Lenksystem, Fahrzeugreifenluftdruck-Überwachungssystem, System zur Veränderung einer Höhe eines Fahrzeugschwerpunkts. Die Gruppe für das erste Unfall verhindernde System ist ferner erweitert um ein System mit einer vorausschauenden Sensorik. Das erste und das zweite Unfallfolgen mindernde System ist ausgewählt aus einer Gruppe von Airbag-System, Gurtstraffungssystem eines Aufsaßenrückhaltesystems, Abstützsystem, Übermitteln eines Notrufs, Aktivieren einer an dem Fahrzeug angeordneten und für andere Verkehrsteilnehmer wahrnehmbaren Warneinrichtung, Messsystem zum Messen eines sprunghaften Druckanstiegs in einem Fahrzeugreifen und System zur Veränderung einer Höhe eines Fahrzeugschwerpunkts. In einem vierten Verfahrensschritt S4 wird die Information durch eine weitere Information plausibilisiert, wobei die weitere Information ermittelt ist aus einer Gruppe von dem ersten Unfall verhindernden System, dem zweiten Unfall verhindernden System, dem ersten Unfallfolgen mindernden System und dem zweiten Unfallfolgen mindernden System. Die Information und die weitere Information sind voneinander verschieden.
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2 zeigt eine Unterteilung des aus der 1 bekannten Verfahrensschritts S3, wenn das Unfall verhindernde System und/oder das Unfallfolgen mindernde System einen Aktuator besitzt. Der Aktuator wird in der Regel in einem ABS-System, in einem Gurtstraffungssystem eines Aufsaßenrückhaltesystems, einem Abstützsystem, einem aktiven Lenksystem, einem System zur Vermeidung eines seitlichen Umkippens sowie einem System zur Veränderung einer Höhe eines Fahrzeugschwerpunkts vorhanden sein. Gemäß einem ersten Verfahrensschritt S31 werden der Aktuator und ein erstes Steuergerät miteinander verbunden, wobei der Aktuator durch das erste Steuergerät steuerbar ist. In einem zweiten
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Verfahrensschritt S32 werden das erste Steuergerät und ein zweites Steuergerät miteinander verbunden. In einem dritten Verfahrensschritt S33 werden das zweite Steuergerät und ein Sensor miteinander verbunden. In einem Verfahrensschritt S34 wird ein Messwert durch den Sensor erfasst. In einem fünften Verfahrensschritt S35 wird der Messwert mit einem Schwellwert durch das zweite Steuergerät verglichen. In einem sechsten Verfahrensschritt S36 wird eine Information durch das zweite Steuergerät generiert, wenn der Schwellwert erreicht ist. In einem siebten Verfahrensschritt S37 wird die Information durch das zweite Steuergerät an das erste Steuergerät übermittelt. In einem achten Verfahrensschritt S38 wird der Aktuator durch das erste Steuergerät gesteuert. Hierbei kann der Aktuator reversibel oder irreversibel betätigbar sein.
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3 zeigt im Wesentlichen das aus 1 bekannte Verfahren 2 in einer anderen Darstellung. Hierbei ist ein erstes Unfall verhinderndes System 4 als ein ABS-System ausgebildet. Ein zweites Unfallfolgen minderndes System 6 ist als ein Gurtstraffungssystem einer Aufsaßenrückhaltevorrichtung ausgebildet. Das ABS-System 4 besitzt einen als Raddrehzahlsensor ausgebildeten Sensor 8, der mit einem als ABS-Steuergerät ausgebildeten zweiten Steuergerät 10 verbunden ist. Der durch den Sensor 8 erfasste Messwert wird an das ABS-Steuergerät 10 übermittelt, wobei die Übermittlung durch einen ersten Pfeils 12 dargestellt ist, und mit einem in dem ABS-Steuergerät 10 hinterlegten Schwellwert verglichen. Üblicherweise werden zwei Sensoren 8 zur Erfassung der Raddrehzahl eingesetzt. Der eine zur Erfassung der Raddrehzahl eines vorderen Fahrzeugrads und der andere zur Erfassung der Raddrehzahl eines hinteren Fahrzeugrads. Wenn in dem hier vorliegenden Ausgestaltungsbeispiel das ABS-Steuergerät 10 länger als etwa eine Sekunde oder einem anderen vorbestimmbaren Wert im Regelbetrieb betrieben wurde, wird durch das ABS-Steuergerät 10 eine Information generiert. Diese Information wird von dem ABS-Steuergerät 10 an ein erstes Steuergerät 16 des Gurtstraffungssystems 6 übermittelt, wobei diese Übermittlung durch einen zweiten Pfeil 14 dargestellt ist. Das erste Steuergerät 16 steuert einen Aktuator 18, der eine Gurtlose auf ein Minimum reduziert, bevor eine Kollision des Fahrzeugs stattgefunden hat. Dieser Vorgang ist reversibel. Wenn keine Kollision stattfindet, wird der Aktuator in seine Ausgangsposition verlagert und die Gurtlose maximiert. Aus dem Messwert des Sensors 8 kann in dem ABS-Steuergerät 10 durch entsprechende mathematische Formeln oder Algorithmen beispielsweise eine Geschwindigkeit des hier nicht dargestellten Fahrzeugs ermittelt werden. Eine weitere Information kann von dem ABS-Steuergerät 10 an das erste Steuergerät 16 optional, wie dies durch eine gestrichelte Darstellung eines vierten Pfeils 22 gezeigt ist, übermittelt werden. Somit kann die entlang des zweiten Pfeils 14 übermittelte Information durch das erste Steuergerät 16 mit der entlang des vierten Pfeils 22 übermittelten weiteren Information verglichen werden und auf Plausibilität geprüft werden. Somit kann die Steuerung des Aktuators 18 von der weiteren Information abhängig gemacht werden, so dass eine unnötige Betätigung des Aktuators 18 vermieden werden kann. Das erste Unfall verhindernde System 4 und das zweite Unfallfolgen mindernde System 6 sind mittels eines CAN-Bus-Systems miteinander kommunizierend verbunden, so dass durch das erste System 4 gewonnene Informationen dem zweiten System zur Verfügung gestellt werde können.
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Durch das vorgeschlagene Verfahren können Informationen aus einem ersten Unfall verhindernden oder Unfallfolgen mindernden System an ein zweites Unfall verhinderndes und/oder Unfallfolgen minderndes System übermittelt werden. Hierdurch können Aktuatoren vorkonditioniert werden, um so die Unfallfolgen bei einer Kollision mit einem Hindernis oder einem Verkehrsteilnehmer zu mindern. Durch das Zugreifen auf Informationen der einzelnen Systeme untereinander kann eine Doppelsensierung/-berechnung vermieden werden und infolge Entwicklungskosten reduziert werden. Als Benefit für den aufsitzenden Fahrer des Zweirads oder des Dreirads können durch ein Zusammenspiel des ersten Systems und des zweiten Systems ohne Zutun des Fahrers Unfälle reduziert werden oder die Unfallfolgen aufgrund einer Kollision vermindert werden.