-
Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Aufwippen eines Auslegersystems eines Krans.
-
In Bereichen wie dem Windkraftanlagenbau besteht die Tendenz, immer höhere Strukturen zu montieren. Bei den dafür genutzten Kranen werden die benötigten Hakenhöhen und die Längen der Auslegersysteme entsprechend ebenfalls immer größer.
-
Dabei ist die maximale Länge des Auslegersystems nicht unbedingt von der für die Hubarbeiten zu erreichenden Höhe abhängig, sondern kann vielmehr von der maximal aufrichtbaren Auslegerlänge begrenzt werden. Diese wiederum wird von Kriterien bestimmt wie den Geometrieverhältnissen beim Aufrichten des Hauptauslegers mittels des relativ kurzen SA-Bocks, der Belastbarkeit des Wippantriebes, hier vor allem des Seils und der Winde, oder der Lage der Kippkanten.
-
Ein weiterer Aspekt bei der Nutzung von Kranen zu Montagearbeiten ist die wirtschaftlich bedingte Notwendigkeit, den Kran bzw. das Auslegersystem schnell auf der Baustelle rüsten bzw. umrüsten zu können. Zeitliche Einsparungen können dabei beispielsweise dadurch entstehen, dass ein Hauptausleger ohne Verwendung eines Derrickauslegers aufgerichtet werden kann.
-
Der Wegfall eines Derrickauslegers verringert den Umfang des gesamten Kransystems, wodurch sowohl zum Transport des Kransystems als auch bei der Nutzung des Kransystems auf der Baustelle geringere Transportvolumen und -gewichte anfallen. Liegt ein Kransystem ohne Derrickausleger vor, so entfällt ebenfalls die zeitaufwendige zusätzliche Montage der Baugruppe des Derrickauslegers.
-
Dabei ist es bekannt, zur Montage der Krane einen Hilfskran zu verwenden, der am Ausleger des zu montierenden Kranes angeschlagen wird und dann eine unterstützende Kraft in das aufzurichtende Auslegersystem einbringt. Derartige Hilfskrane sind bei großen Windkraftanlagenbaustellen in der Regel verfügbar.
-
Ein Problem bei den bekannten Vorrichtungen besteht darin, dass der Hilfskran beim Bewegen des Auslegers des zu montierenden Krans nicht synchron mit der Aufrichtevorrichtung des Krans bewegt wird. Hierdurch können der zu montierende Kran oder der Hilfskran überlastet werden bzw. ins Kippen kommen.
-
Aufgabe der Erfindung ist es daher, eine verbesserte Vorrichtung bereitzustellen, mittels derer der Aufrichtevorgang von sehr langen Auslegersystemen durchgeführt werden kann, wobei ein Hilfskran eine zusätzliche vertikale Kraft in das Auslegersystem einbringt. Insbesondere ist der Aufrichtevorgang mittels der Vorrichtung sicherer durchführbar.
-
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine Vorrichtung zum Aufwippen eines Auslegersystems eines Krans mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Danach ist eine Vorrichtung zum Aufwippen eines Auslegersystems eines Krans vorgesehen, umfassend einen Hilfskran, eine Kraftmess- und Anzeigevorrichtung und einen Poler, welcher mit dem Auslegersystem verbunden oder verbindbar ist, wobei der Hilfskran über die Kraftmess- und Anzeigevorrichtung mit dem Poller verbindbar ist. Die Kraftmess- und Anzeigevorrichtung erlaubt es dem Bedienpersonal, die vom Hilfskran in das Auslegersystem eingebrachte Kraft visuell zu kontrollieren und annähernd konstant zu halten. Die Kraftmess- und Anzeigevorrichtung selbst ist dabei möglichst leicht und kurz, um die Hublast und die Hubhöhe des Hilfskrans nicht zu überschreiten.
-
In einem bevorzugten Ausführungsbeispiel ist dabei der Poller fest mit dem Auslegersystem verbunden. Denkbar ist ein mit dem Auslegersystem verschweißter Poller. In einem anderen Ausführungsbeispiel ist der Poller über ein Rohr und wenigstens eine Klemmvorrichtung lösbar mit dem Auslegersystem verbindbar.
-
Es ist ersichtlich, dass zum Verbinden der Kraftmess- und Anzeigevorrichtung mit dem Auslegersystem verschiedene Möglichkeiten in Betracht kommen. So kann in einem besonders einfachen Beispiel die Kraftmess- und Anzeigevorrichtung direkt mit Abschnitten des Auslegersystems verbunden werden. Hierbei könnte der Poller integraler Bestandteil des Auslegersystems sein. Dabei ist allerdings sicherzustellen, dass diese Abschnitte des Auslegersystems dazu geeignet sind, die vom Hilfskran in diese Abschnitte eingeleiteten Kräfte aufnehmen zu können.
-
Des Weiteren kann vorgesehen sein, dass die Kraftmess- und Anzeigevorrichtung einen Speicherzylinder umfasst. Dieser Speicherzylinder ermöglicht in geringem Umfang unterschiedliche Hubbewegungen des Hilfskrans im Vergleich zum aufzurichtenden Auslleger mit nahezu gleichbleibender Kraft. Denkbar sind ferner ersatzweise mechanische oder elektronische Komponenten, mit denen das Ziel einer möglichst konstanten Kraftübertragung zwischen Hilfskran und Auslegersystem erreicht werden kann. In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform umfasst die Kraftmess- und Anzeigevorrichtung ein Schutzrohr, das sowohl dem Schutz der darin verlaufenden Kolbenstange dient, als auch Teil einer Anzeige sein kann, die im Folgenden näher beschrieben wird.
-
Zur visuellen Kontrolle der Krafteinleitung vom Hilfskran in das Auslegersystem ist es bevorzugt, dass die Kraftmess- und Anzeigevorrichtung eine Anzeige zum Anzeigen eines zulässigen Kraftbereichs auf einer Skala und/oder einer Farbmarkierung umfasst.
-
In Zusammenwirkung mit dem Schutzrohr wird es so dem Bedienpersonal ermöglicht, durch Ablesen von durch die Anzeige angegebenen Informationen die Krafteinleitung vom Hilfskran in das Auslegersystem abzuschätzen und zu überwachen. Mögliche Ausgestaltungsformen der Anzeige werden in der folgenden Beschreibung der Figuren erläutert.
-
Es kann ferner in der vorliegenden Vorrichtung vorgesehen sein, dass eine Temperaturkompensationsvorrichtung bereitgestellt ist, mittels derer der Einfluss unterschiedlicher Temperaturen auf die Kraftmess- und Anzeigevorrichtung kompensierbar ist.
-
Dabei können zum Beispiel elektrische Komponenten Verwendung finden, die z. B. die Betriebstemperatur des Speicherzylinders und/oder der Kraftmess- und Anzeigevorrichtung regeln oder steuern.
-
In einer bevorzugten Ausführungsform der Vorrichtung kann jedoch vorgesehen sein, dass die Temperaturkompensationsvorrichtung als Gewinde ausgebildet ist, mittels dessen das Schutzrohr entlang einer Längsrichtung der Kraftmess- und Anzeigevorrichtung zur Justierung der Anzeige verlagerbar ist.
-
Zwar kommen auch komplexere Systeme zur Korrektur der Temperaturabhängigkeit der Vorrichtung in Frage, jedoch stellt die oben genannte Ausführungsform mit einem Gewinde eine besonders einfache Möglichkeit dar, die Vorrichtung an unterschiedliche Temperaturen anzupassen.
-
Weitere Einzelheiten der Erfindung sollen nun anhand der Figuren und der darin dargestellten Ausführungsbeispiele näher erläutert werden.
-
Es zeigen:
-
1: eine Seitenansicht eines Krans mit Vorrichtung zum Aufwippen des Auslegersystems gemäß dem Stand der Technik;
-
2: eine schematische Detailansicht der erfindungsgemäßen Vorrichtung;
-
3a: eine schematische Ansicht eines ersten Ausführungsbeispiels des Pollers; und
-
3b: eine schematische Ansicht eines zweiten Ausführungsbeispiels des Pollers.
-
1 zeigt eine Seitenansicht des Hauptkrans 1 mit einer Vorrichtung zum Aufwippen des Auslegersystems 2 gemäß dem Stand der Technik. Das Auslegersystem 2 befindet sich in horizontaler Lage, ein Hilfskran 3 ist am Poller 6 angeschlagen, wobei der Hilfskran 3 nur angedeutet ist.
-
Die besonders relevanten Bestandteile des Hauptkrans 1 sind das bereits genannte Auslegersystem 2, welches aus Gitterstücken 5 besteht, ein mit den Gitterstücken 5 verbundener Poller 6 und ein zum Aufrichten des Auslegersystems 2 ebenfalls benötigter SA-Bock 4.
-
Durch den Haken des nicht gezeigten Hilfskrans 3 kann nun eine nach oben wirkende Kraft 40 in das Auslegersystem 2 eingeleitet werden, so dass der Hilfskran 3 die Aufrichtbewegung des Auslegersystems 2 unterstützen kann.
-
Ohne eine erfindungsgemäße Vorrichtung müsste beispielsweise der SA-Bock 4 wesentlich größer beschaffen sein, was die weiter oben geschilderten Nachteile zur Folge hätte.
-
2 zeigt eine detaillierte schematische Ansicht der erfindungsgemäßen Vorrichtung. Hierbei sind zunächst am Haken des Hilfskrans 3 erste Anschlagmittel 15 bereitgestellt, welche über einen Schäkel 14 mit der Kraftmess- und Anzeigevorrichtung 7 verbunden sind.
-
Die Kraftmess- und Anzeigevorrichtung 7 umfasst dabei ein Schutzrohr 11, eine Kolbenstange 12 und einen Speicherzylinder 10. Die Unterkante des Schutzrohrs 11 stellt dabei eine Anzeige 13 dar. Diese Anzeige 13 zeigt je nach Belastung der Kraftmess- und Anzeigevorrichtung 7 unterschiedliche Werte bzw. Markierungen auf dem Speicherzylinder 10 an.
-
Es kann so zum einen auf einer Skala 8 die aktuell anliegende Belastung der Kraftmess- und Anzeigevorrichtung 7 angezeigt werden oder alternativ oder zusätzlich die Belastung auf einer Farbskala 9 mit entsprechenden Farbmarkierungen 9g, 9r angegeben werden.
-
Im gezeigten Ausführungsbeispiel sind die Farbbereiche 9g und 9r zu erkennen, welche zulässige (9g) und unzulässige (9r) Belastungszustände der Kraftmess- und Anzeigevorrichtung 7 in Abhängigkeit von der Position der Unterkante des Schutzrohrs, also der Anzeige 13, angeben.
-
Es kann ferner ein Speicherzylinder 10 mit integriertem Gasspeicher bereitgestellt sein, welcher dafür ausgelegt ist, eine möglichst konstante Kraft zu übertragen. Das Schutzrohr 11 umfasst den im Speicherzylinder 10 beweglich gelagerten Kolben mit Kolbenstange 12.
-
Die Kraftmess- und Anzeigevorrichtung 7 kann in Verbindung mit verschiedenen Geräten, das heißt verschiedenen Hilfskranen 3 und unterschiedlichen zu Aufwippenden Strukturen, verwendet werden.
-
In einem Ausführungsbeispiel kann die Kraftmess- und Anzeigevorrichtung 7 so eingestellt sein, dass deren grüner Bereich 9g bei einer Hebelast von 45 bis 55 Tonnen angezeigt wird und dabei eine Länge von ca. 500 mm aufweist.
-
Im unteren Bereich der Kraftmess- und Anzeigevorrichtung 7 befindet sich ein Anschluss für einen weiteren Schäkel 14 über welchen die zweiten Anschlagmittel 15 mit dem Poller 6 verbunden werden können. Wie zu erkennen ist, ist der Poller 6 mit einem Gitterstück 5 und so dem gesamten Auslegersystem 2 verbunden. Die zweiten Anschlagmittel 15 können durch den Hilfskran 3 selbstständig aus- bzw. eingehängt werden. Eine Hubarbeitsbühne ist hierfür nicht erforderlich.
-
Da die Kraftanzeige an der Skala 8 bzw. der Farbmarkierung 9 der Kraftmess- und Anzeigevorrichtung 7 von dem Speicherzylinder 10 abhängt und damit von dessen Temperaturabhängigkeit beeinflusst werde kann, kann gegebenenfalls eine Temperaturkompensation erforderlich sein. Diese kann im gezeigten Ausführungsbeispiel dadurch erfolgen, dass das Schutzrohr 11 über ein Gewinde 16 mittelbar mit der Kolbenstange 12 und so mit der Skala 8 bzw. der Farbmarkierung 9 verbunden ist. Durch Drehen des Schutzrohrs 11 in dem Gewinde 16 kann die Anzeige 13 in Abhängigkeit von der gegebenen Temperatur nach unten oder nach oben verschoben werden und dadurch eine etwaige temperaturbedingte Verstellung der Vorrichtung korrigiert werden.
-
3a zeigt ein Ausführungsbeispiel eines Pollers 6. Der hier gezeigte Querschnitt durch ein Gitterstück 5 zeigt einen Poller 6, der im oberen rechten Bereich des Querschnitts mit einem Rohr des Gitterstücks 5 fest verbunden ist. Denkbar ist eine vom gezeigten Ausführungsbeispiel unterschiedliche Ausführungsform, in welcher der Poller 6 zum Beispiel nicht vom Gitterstück 5 abstehend, sondern in dieses hineinragend bereitgestellt ist. Ebenfalls denkbar sind Ausführungsbeispiele in denen mehr als ein Poller 6 am Auslegersystem 2 bereitgestellt ist.
-
3b zeigt ein Ausführungsbeispiel der Vorrichtung mit einem Poller 6, welcher sich dadurch von dem vorgenannten Ausführungsbeispiel unterscheidet, dass der Poller 6 nicht fest mit dem Gitterstück 5 verbunden ist. Zu erkennen ist dabei, dass der Poller 6 mittelbar über ein Rohr 61 und zwei Klemmvorrichtungen 62 mit dem Gitterstück 5 des Auslegersystems 2 verbunden ist. Ein solches Ausführungsbeispiel kann Teil einer nachrüstbaren Vorrichtung gemäß der vorliegenden Erfindung sein. Dabei kann vorgesehen sein, dass der Poller 6 zumindest auf einer Seite des Rohres 61 in dieses einschraubbar ist. Selbstverständlich sind auch starre Ausführungsformen denkbar, in denen Poller 6 und Rohr 61 eine untrennbare Einheit bilden. Denkbar ist ebenfalls, dass das in 3b gezeigte Ausführungsbeispiel mehrere fest oder lösbar mit dem Rohr 61 verbundene Poller 6 umfasst.