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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Übergang von einem Schiff zu einem Offshore-Bauwerk, gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Außerdem bezieht sich die Erfindung auf ein Offshore-Bauwerk nach dem Oberbegriff des Anspruchs 5.
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Für Offshore-Windparks werden Umspannstationen benötigt, welche ebenfalls auf hoher See, also offshore vorzusehen sind. Üblich ist die Anordnung der Umspannstationen auf Offshore-Bauwerken, insbesondere Offshore-Plattformen. Diese sind mit einer Gründungsstruktur im Meeresboden verankert. Möglich sind aber auch schwimmende Bauwerke. Die Umspannstationen müssen zumindest für Personal zur Durchführung von Wartungs- und Reparaturarbeiten zugänglich sein.
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Der Zugang zu dem Offshore-Bauwerk ist unter anderem über See mit dem sogenannten Boatlanding möglich. Das Offshore-Bauwerk weist in der Nähe der Wasserlinie ein Zugangsmittel auf, insbesondere eine Zugangsplattform oder eine Leiter, umgeben von zwei senkrechten Rohren. Ein spezielles Transferschiff navigiert gegen die beiden senkrechten Rohre. In dieser Phase kann Personal vom Transferschiff auf das Zugangsmittel bzw. auf die Leiter übersteigen. Das beschriebene Manöver ist nur für kleinere Transferschiffe zulässig.
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Durch die Nähe zum Wasser kann das Zugangsmittel, insbesondere die Leiter Bewuchs oder im Winter Eis aufweisen. Dadurch besteht eine deutliche Unfallgefahr auch bei geringem Seegang und bei Verwendung eines Zweirumpfbootes als Transferschiff.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist die Reduzierung der Unfallgefahr beim Übergang vom einem Transferschiff auf ein Offshore-Bauwerk, insbesondere eine Offshore-Plattform mit Umspannstation. Relativbewegungen beim Übersteigen auf das Zugangsmittel sollen möglichst reduziert werden. Schließlich soll möglichst auch ein Übersteigen von größeren Schiffen möglich sein.
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Zur Lösung der Aufgabe weist das erfindungsgemäße Verfahren die Merkmale des Anspruchs 1 auf. Erfindungsgemäß wird eine Umstiegsplattform verwendet, welche dem Offshore-Bauwerk zugeordnet ist. Der Umstieg vom Transferschiff erfolgt demnach nicht auf das Zugangsmittel, sondern auf die Umstiegsplattform. Im besonders kritischen Moment des Übergangs vom schwankenden Transferschiff muss sich das Personal beispielsweise nicht an einer vertikalen Leiter festhalten, sondern kann auf die Umstiegsplattform treten, welche am Offshore-Bauwerk vorzugsweise vertikal beweglich gehalten ist. Dabei kann die Umstiegsplattform so am Offshore-Bauwerk gelagert sein, dass der nachfolgende Umstieg von der Umstiegsplattform auf das Zugangsmittel bzw. auf die Leiter deutlich einfacher und risikoärmer zu bewerkstelligen ist als vom Transferschiff aus. Durch die Verwendung der Umstiegsplattform ist auch ein Übersteigen von einer Gangway eines Schiffes möglich.
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Vorteilhafterweise wird die Höhe der Umstiegsplattform relativ zur Wasserlinie und/oder zu einer Übergangshöhe des Schiffes angepasst. Bei einer schwimmfähigen Umstiegsplattform erfolgt die Anpassung vorzugsweise durch Verstellung der Eintauchtiefe.
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Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung ist vorgesehen, dass die Umstiegsplattform beim Übergang von Personen und/oder Material vom Schiff zur Umstiegsplattform zumindest teilweise den Bewegungen des Schiffes folgt und dass anschließend die Bewegungen der Umstiegsplattform relativ zum Zugangsmittel des Offshore-Bauwerks gedämpft, begrenzt oder ganz unterbunden werden, insbesondere durch Haltemittel. Auf diese Weise ist es möglich, die im Zusammenhang mit den beiden Übergängen bestehenden Unfallgefahren deutlich zu reduzieren.
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Vorteilhafterweise wird die Umstiegsplattform nach Gebrauch abgesenkt zur Verringerung von durch Seegang verursachten Bewegungen. Insbesondere wird die Umstiegsplattform komplett unter die Wasserlinie abgesenkt, so dass die bei schwimmenden Objekten, vom Seegang abhängigen Vertikalbewegungen nicht auftreten. Die Lebensdauer der Umstiegsplattform bzw. der Verbindung zwischen Umstiegsplattform und Offshore-Bauwerk wird dadurch erheblich erhöht.
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Ein erfindungsgemäßes Offshore-Bauwerk, insbesondere zur Durchführung des genannten Verfahrens, weist die Merkmale des Anspruchs 5 auf und ist mit einer Umstiegsplattform versehen. Diese kann im Wesentlichen waagerecht am Offshore-Bauwerk im Übrigen gehalten sein. Das Offshore-Bauwerk ist selbst stationär mit einem Fundament oder schwimmend ausgebildet. Insbesondere ist die Umstiegsplattform vor oder dicht an einem Zugangsmittel, vorzugsweise einer Zugangsplattform oder einer Leiter des Offshore-Bauwerks im Übrigen vorgesehen.
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Die Umstiegsplattform ist vorteilhafterweise in der Höhe beweglich am Offshore-Bauwerk gehalten. Dadurch ist eine Anpassung in der Höhe in Abhängigkeit vom Wasserstand und/oder Seegang möglich. Insbesondere sind mehrere Haltemittel vorgesehen. Dadurch ergibt sich eine stabile Positionierung der Umstiegsplattform. Insbesondere ist die Umstiegsplattform benachbart zum oder dicht am Zugangsmittel gehalten.
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Die Umstiegsplattform ist insbesondere schwimmfähig. Vorzugsweise sind mit Luft gefüllte Auftriebskörper an der Umstiegsplattform vorgesehen. Es können aber auch andere schwimmfähige Auftriebskörper verwendet werden, wie beispielsweise geschäumter Kunststoff mit geschlossenen Poren oder wasserdichter Umhüllung.
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Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung weist die Umstiegsplattform Auftriebskörper auf, deren Auftrieb veränderbar ist, insbesondere durch Fluten und/oder Ausblasen von Balastwasser. Vorzugsweise ist der Auftrieb so weit veränderbar, dass die Umstiegsplattform vollständig unter die Wasserlinie absenkbar ist.
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Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung ist eine Druckluftquelle zum Ausblasen der Auftriebskörper der Umstiegsplattform vorgesehen, wobei die Druckluftquelle am Offshore-Bauwerk, insbesondere stationär oberhalb der Wasserlinie und außerhalb der Umstiegsplattform gehalten ist. Es besteht dann eine Druckluftverbindung, insbesondere ein flexibler Schlauch zwischen Umstiegsplattform einerseits und Offshore-Bauwerk im Übrigen andererseits.
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Besonders vorteilhaft ist die Anordnung einer Steuerungseinrichtung zum Verstellen des Auftriebs der Umstiegsplattform, vorzugsweise mit einem Empfänger für eine Fernbedienung der Steuerungseinrichtung. ”Empfänger” in diesem Sinne ist auch ein an das Internet oder an ein anderes Datennetz angeschlossenes Gerät zum Empfangen von Steuerungsbefehlen. Alternativ oder zusätzlich kann eine andere Art der Verbindung bestehen, über die eine Ansteuerung der Steuerungseinrichtung möglich ist, etwa über drahtgebundenes Telefon, eine drahtlose Verbindung, Mobilfunk, Funk, Infrarot usw..
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Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung weist die Umstiegsplattform einen oder mehrere Auftriebskörper auf und ist mit einem Auftriebsmedium befüllbar, welches leichter als Wasser ist, wobei ein vom Auftriebsmedium eingenommenes Volumen veränderbar ist.
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Vorteilhafterweise ist die Umstiegsplattform ein Mehrrumpfschwimmkörper, insbesondere nach dem SWATH-Prinzip (SWATH = Small Water Area Twin Hull). Möglich ist aber auch die Verwendung nur eines Auftriebkörpers, ebenso die Verwendung von mehr als zwei Auftriebskörpern.
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Bevorzugtes Anwendungsgebiet der Erfindung ist der Übergang von einem Transferschiff zu einer Offshore-Plattform mit Umspannstation. Die Erfindung ist aber nicht darauf beschränkt. Vielmehr erleichtert das Prinzip der Erfindung auch den Übergang von einem Schiff auf andere Offshore-Bauwerke, wie Arbeitsplattformen, Bohrplattformen, Windkraftanlagen usw. Das Schiff legt an der dem Offshore-Bauwerk zugeordneten Umstiegsplattform an oder hält davor.
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Weitere Merkmale der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung im Übrigen und aus den Ansprüchen. Vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung werden nachfolgend anhand der Zeichnungen näher erläutert. In dieser zeigen:
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1 eine Gründungssäule eines Offshore-Umspannwerkes mit schwimmender Umstiegsplattform und davor liegendem Transferschiff,
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2 das Offshore-Umspannwerk gemäß 1, jedoch mit abgetauchter Umstiegsplattform,
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3. eine vergrößerte Darstellung der Umstiegsplattform in Seitenansicht,
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4 die Umstiegsplattform gemäß 3 in Stirnansicht.
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In 1 erkennbar ist eine Gründungsstruktur, nämlich ein Gründungspfahl 10 eines Offshore-Bauwerks, nämlich eines Offshore-Umspannwerkes 11 mit einer Plattform 12. Eine Wasserlinie ist mit der Ziffer 13 bezeichnet. Zwischen der Plattform 12 und der Wasserlinie 13 liegen etwa 10–15 Höhenmeter, siehe Pfeil 14 in 2.
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Vor dem Gründungspfahl 10 liegt im Wasser ein Transferschiff 15 in SWATH-Bauweise (SWATH = Small Water Area Twin Hull). Das Transferschiff 15 ist hier als Zweirumpfboot ausgeführt und weist vorne mittig eine Gangway 16 zum Anheben und Herablassen auf. Auch andere Mehrrumpfboote, Einrumpfboote oder generell Schiffe anderer Bauart können verwendet werden. Horizontale Schwimmer 17 des Transferschiffes 15 liegen üblicherweise unterhalb der Wasserlinie 13.
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Am Gründungspfahl 10 ist mit Abstand zu diesem als Zugangsmittel eine Aufstiegsleiter 18 fest angeordnet bzw. gehalten. Beidseits der Aufstiegsleiter 18 ist je ein senkrechtes Rohr 19 gehalten. In den 1 und 2 ist die Aufstiegsleiter 18 durch eines der Rohre 19 verdeckt.
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Vor der Leiter 18 bzw. an den Rohren 19 oder an anderen Teilen des Offshore-Umspannwerkes 11 ist eine Umstiegsplattform 20 auf- und abwärts bewegbar gehalten. Die Umstiegsplattform weist eine Bodenstruktur 21, ein teilweise umlaufendes Geländer 22 und zwei zueinander parallele Schwimmer bzw. längliche Auftriebskörper 23, 24 auf, entsprechend der SWATH-Bauweise. Die Auftriebskörper 23, 24 sind über Vertikalstreben 25, 26 von unten mit der Bodenstruktur 21 verbunden.
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Etwa auf der Höhe der Bodenstruktur 21 weist die Umstiegsplattform 20 Haltemittel 27 auf, mit denen die Umstiegsplattform 20 an den Rohren 19 oder an anderen Teilen des Offshore-Bauwerks so gehalten ist, dass parallel zur Wasseroberfläche kein oder allenfalls nur geringes Spiel besteht und demgegenüber in Richtung der Rohre 19 bzw. in vertikaler Richtung Bewegungen der Umstiegsplattform 20 möglich sind. Vorzugsweise handelt es sich bei den Haltemitteln 27 um Zangenarme oder Ringe, welche die Rohre 19 ganz oder teilweise mit wenig Spiel umschließen und so die angegebene Bewegungsfreiheit bzw. -begrenzung ermöglichen. Möglich ist auch die Verwendung verstellbarer Haltemittel, etwa zum Festsetzen derselben.
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Stirnseitig, nämlich im Bereich der Haltemittel 27 und gegenüberliegend ist das Geländer insbesondere in einem mittigen Bereich offen, siehe 4, auch zum Ablegen einer Gangway.
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Die Auftriebskörper 23, 24 sind mit Luft gefüllt und können mit Wasser geflutet werden. Wassereinlässe sind in den Figuren nicht gezeigt. Erkennbar ist aber eine Druckluftzufuhr über eine Druckluftleitung 28, welche schlauchförmig, also flexibel ausgebildet ist. Die Druckluftleitung 28 ist mit einem Ende am Auftriebskörper 23 angeschlossen, und mit einer Druckluftquelle 29 am Offshore-Umspannwerk 11 verbunden, hier unter Zwischenschaltung eines Dreiwege-Ventils 30. Als Druckluftquelle kann ein von einem Motorangetriebener Kompressor vorgesehen sein.
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Nicht gezeigt aber ebenfalls vorgesehen ist eine Steuereinrichtung für die Steuerung der Druckluftzufuhr und den Antrieb des Kompressors.
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2 zeigt eine abgetauchte Position der Umstiegsplattform 20, nämlich in einem abgesenkten Zustand unterhalb der Wasserlinie 13, beispielsweise mit der Bodenstruktur 21 etwa 3 bis 5 Meter unterhalb der Wasserlinie 13. Hierzu sind die Auftriebskörper 23, 24 geflutet. Die angestrebte Tiefe kann beispielsweise eingehalten werden durch Tiefenmessung im Bereich der Umstiegsplattform 20 und Rückkopplung mit der genannten Steuereinrichtung, durch entsprechende Anschläge an den Rohren 19 oder durch gesonderte, in vertikaler Richtung wirksame Haltemittel zwischen Umstiegsplattform 20 und den Rohren 19.
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Vor oder bei Annäherung des Transferschiffes 15 taucht die Umstiegsplattform 20 auf, bis die Bodenstruktur 21 mit einem Teil der Vertikalstreben 25, 26 aus dem Wasser herausragt bzw. sich über der Wasserlinie 13 befindet. Hierzu werden die Auftriebskörper 23, 24 mit Druckluft ausgeblasen. Dieser Vorgang kann durch eine Fernsteuerung oder Fernwartung ausgelöst werden, welche auf die genannte Steuerungseinrichtung wirkt.
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Bei aufgetauchter Umstiegsplattform (1) nähert sich das Transferschiff 15, verharrt in einem definierten Abstand vor der Umstiegsplattform 20 und die Gangway 16 wird auf die Umstiegsplattform 20 herabgelassen oder davor auf einer gewünschten Höhe gehalten. Ein derartiges Manöver ist möglich bei ruhiger bzw. nicht allzu unruhiger See. Moderne Transferschiffe verfügen über entsprechende Antriebe und Positionierungssysteme. Das Personal kann auf einfache Weise vom Transferschiff 15 über die Gangway 16 auf die Umstiegsplattform 20 gelangen. Die Umstiegsplattform 20 hat einen definierten und nicht veränderbaren Abstand zu den Rohren 19. Ein Aufstieg entlang der Leiter 18 ist deshalb leicht möglich.
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Ein besonderer Vorteil der Umstiegsplattform 20 liegt auch darin, dass bisher größere Transferschiffe aus statischen Gründen nicht an Gründungspfählen von Offshore-Bauwerken anlegen sollten oder durften. Beim Anpressen an die Pfähle sind zu hohe Kräfte aufgetreten. Deswegen konnten nur kleinere Transferschiffe verwendet werden. Mit der dargestellten Umstiegsplattform 20 kann nun auch Personal von größeren Transferschiffen zum Offshore-Bauwerk übersteigen. Schließlich kann der Umstieg vom Transferschiff zur Umstiegsplattform mit oder ohne Gangway durchgeführt werden.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Gründungspfahl
- 11
- Offshore-Umspannwerk
- 12
- Plattform
- 13
- Wasserlinie
- 14
- Pfeil
- 15
- Transferschiff
- 16
- Gangway
- 17
- Schwimmer (Transferschiff)
- 18
- Aufstiegsleiter
- 19
- Rohr
- 20
- Umstiegsplattform
- 21
- Bodenstruktur
- 22
- Geländer
- 23
- Auftriebskörper
- 24
- Auftriebskörper
- 25
- Vertrikalstreben
- 26
- Vertikalstreben
- 27
- Haltemittel
- 28
- Druckluftleitung
- 29
- Druckluftquelle
- 30
- Ventil