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Gebiet der Erfindung
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Die Erfindung betrifft ein Mahlgefäß aus einem Mahlbecher und einem Mahlbecherdeckel für eine Labormühle, insbesondere für eine Planeten- oder Fliehkraftkugelmühle im Labormaßstab.
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Hintergrund der Erfindung
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Kugelmühlen oder Scheibenschwingmühlen im Labormaßstab werden für ein breites Anwendungsspektrum, insbesondere zum Zerkleinern und Mischen von Proben und zum mechanischen Legieren eingesetzt. Bei Planeten- und Fliehkraftkugelmühlen sind Mahlbecher exzentrisch zu einer Zentrumsachse angeordnet und bewegen sich auf einer Kreisbahn um die Zentrumsachse. Durch den Umlauf der Mahlgefäße wird eine radial nach außen gerichtete Fliehkraft auf das Mahlgut ausgeübt.
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Eine Labormühle umfasst ein oder mehrere Mahlgefäße, bestehend aus einem Mahlbecher, einem Mahlbecherdeckel und einem oder mehreren Dichtungsringen. Das oder die Mahlgefäße sind typischerweise aus der Labormühle entnehmbar und werden für den Mahlvorgang in einer Mahlgefäßaufnahme der Labormühle eingespannt.
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Z. B. ist aus der
DE 101 23 716 A1 eine Schwingmühle bekannt mit einem Mahlgefäß, das der Aufnahme von zu mahlendem Material dient und zur Ausführungen von Schwingbewegungen an einem Schwingkörper gehalten ist, wobei das Mahlgefäß mit einem zu öffenenden Deckel verschlossen ist. Die Aufnahme des Deckels ist mit zwei konzentrischen Dichtungen versehen.
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Planetenkugelmühlen im Labormaßstab werden seit Jahrzehnten von der Anmelderin unter der Marke pulverisette
® (Baureihen 4 bis 7) gebaut und sind z. B. in
DE 197 12 905 ,
EP 1 945 364 ,
DE 10 2006 047 481 ,
EP 1 945 363 ,
DE 10 2006 047 480 ,
DE 10 2006 047 479 ,
EP 1 933 984 ,
EP 1 933 985 ,
DE 10 2006 047 498 ,
EP 2 010 329 ,
EP 1 981 639 und
DE 10 2010 044 254 beschrieben. Ein Überblick über die Labormühlen der Anmelderin findet sich ferner auf deren Website unter www.fritsch.de.
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In seltenen Fällen entsteht beim Mahlen ein Unterdruck im Mahlgefäß, sehr viel häufiger entsteht jedoch ein Überdruck, was insbesondere beim Mahlen in Flüssigkeit häufig Probleme bereitet, da der Überdruck beim Mahlen in Flüssigkeit relativ groß sein kann. Wenn dann nach dem Mahlen die Verspannung des Mahlbecherdeckels gegen den Mahlbecher gelöst wird, kann der Überdruck sehr plötzlich entweichen und reißt Mahlgut mit, was typischerweise dazu führt, dass Mahlgut (mit oder ohne Flüssigkeit) nach außen in den umgebenden Raum spritzt. Man spricht auch davon, dass die Mahlgefäße „spucken”. Wenn der Druck zu groß wird, kann das Mahlgefäß sogar trotz Verspannung bereits während der Mahlung spucken, wobei der Druckabbau als solcher im Gegensatz zu dem Herausspritzen des Mahlgutes grundsätzlich nicht unerwünscht ist. Das Herausspritzen des Mahlgutes kann in unerwünschter Weise zur Verunreinigung der Labormühle führen, welche aufgrund ihres Aufbaus schwierig zu reinigen ist.
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Um dem „Spucken” der Mahlgefäße entgegenzuwirken, werden bisher zumeist folgende Hilfsmittel angewendet:
- – Bei der pulverisette® 7 der Anmelderin haben die Mahlbecherdeckel eine Entlüftungsschraube über die der Druck kontrolliert abgelassen werden kann, um den Becher erst danach und drucklos zu öffnen. Dies ist aber in Bezug auf die Reinigung ebenfalls verbesserungswürdig.
- – Ansonsten wird der Übergangsbereich zwischen Mahlbecher und Mahlbecherdeckel typischerweise mit einem Tuch bedeckt und danach die Verspannung des Mahlgefäßes geöffnet.
- – Alternativ wird der Übergangsbereich zwischen Mahlbecher und Mahlbecherdeckel, ggf. bereits vor der Mahlung, mit einem Klebstreifen zugeklebt, was beim Entspannen der Verspannung des Mahlgefäßes das „Spucken” etwas eindämmen kann.
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Diese Lösungen sind allerdings in Bezug auf Handhabung, Professionalität und Effektivität des „Spuckschutzes” verbesserungswürdig. Darüber hinaus sind die ersten beiden Möglichkeiten nicht geeignet, um das Spucken während des Mahlens zu verhindern.
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Allgemeine Beschreibung der Erfindung
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Die Erfindung hat sich daher die Aufgabe gestellt, ein Mahlgefäß bzw. eine Labormühle mit einem oder mehreren Mahlgefäßen bereit zu stellen, welches bzw. welche Verunreinigungen beim überdruckbedingten Spucken der Mahlgefäße effektiv vermeidet oder zumindest mindert, ggf. Druckabbau während des Mahlens ohne Herausspritzen des Mahlgutes ermöglicht und dabei dennoch kostengünstig, sauber und einfach in der Anwendung ist.
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Die Aufgabe der Erfindung wird durch den Gegenstand der unabhängigen Ansprüche gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen definiert.
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Erfindungsgemäß wird demnach ein Mahlgefäß für eine Labormühle, insbesondere eine Planeten- oder Fliehkraftkugelmühle im Labormaßstab vorgeschlagen. Das Mahlgefäß ist aber auch in anderen Labormühlen, z. B. Scheibenschwingmühlen im Labormaßstab einsetzbar. In einer Planeten- oder Fliehkraftkugelmühle wird das Mahlgut mithilfe von separaten Mahlkörpern, zumeist Mahlkugeln, in dem Mahlgefäß zerkleinert, wenn das Mahlgefäß in der Laborkugelmühle eingespannt ist und einer schnellen Rotationsbewegung unterworfen wird. Bei einer Planetenkugelmühle wird das Mahlgefäß insbesondere einer komplexen Rotationsbewegung, nämlich einer ersten Rotationsbewegung des Mahlgefäßes um seine eigene Achse, die Planetenachse, und einer zweiten Rotationsbewegung der Planetenachse um eine Sonnenachse unterworfen.
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Das Mahlgefäß umfasst einen Mahlbecher, einen Mahlbecherdeckel einen, insbesondere elastomeren, Dichtungsring und erfindungsgemäß zusätzlich einen auswechselbaren Spritzschutzring. Manche Mahlgefäße haben mehrere, z. B. zwei elastomere Dichtungsringe. Daher ist zu beachten, dass der Spritzschutzring immer zusätzlich zu dem einen oder den mehreren elastomeren Dichtungsringen umfasst ist und nicht mit den elastomeren Dichtungsringen zu verwechseln ist.
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Der Mahlbecher ist als einseitig offener Mahlbecher ausgebildet, so dass durch die obere Öffnung die Mahlkörper und das Mahlgut eingefüllt werden können, wenn der Mahlbecherdeckel entfernt ist. Der Mahlbecher weist an seinem offenen Ende demnach eine umlaufende kreisringförmige Mündung auf, welche eine ringförmige Dichtfläche für den elastomeren Dichtungsring definiert.
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Der umlaufende elastomere Dichtungsring ist vorzugsweise ein O-Ring (ISO 3601), d. h. weist einen kreisförmigen Querschnitt auf oder ein Flachdichtring und besteht insbesondere aus einem Kautschukmaterial (Gummi), je nach Anforderung z. B. Perfluorkautschuk (FFKM, FFPM) oder Polytetrafluorethylen (PTFE) und ist z. B. spritzgegossen (Injection Molded) oder formgepresst (Compression Molded). Der Dichtungsring ist z. B. in einer Nut in dem Mahlbecherdeckel befestigt und dichtet den Mahlbecherdeckel gegen die ringförmige Dichtfläche der Mahlbechermündung ab, so dass das Mahlgefäß hermetisch, d. h. bis zu einem maximalen Innendruck luftdicht und druckfest verschlossen ist. Hierzu ist der Mahlbecherdeckel gegen den Mahlbecher verspannt, so dass der elastomere Dichtungsring zwischen dem Mahlbecherdeckel und der Dichtfläche in gewissem Umfang komprimiert wird. Die Verspannung erfolgt typischerweise durch Einspannen in die Mahlgefäßaufnahme der Labormühle, es kann aber auch ein Mahlgefäß verwendet werden, bei welchem der Mahlbecherdeckel selbstständig mit dem Mahlbecher verspannt ist (vgl.
DE 10 2006 047 479 ). Der maximale Innendruck ist daher eine Funktion der Verspannkraft zwischen Mahlbecherdeckel und Mahlbecher.
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Der erfindungsgemäße Spritzschutzring ist nun zusätzlich zu dem elastomeren Dichtungsring – oder zu den mehreren elastomeren Dichtungsringen – zwischen dem Mahlbecher und dem Mahlbecherdeckel angeordnet und umgibt die Dichtfläche und den – oder die – elastomeren Dichtungsring(e) konzentrisch, wenn der Mahlbecher mit dem Mahlbecherdeckel verschlossen ist. Der Spritzschutzring bildet dabei einen Spritzschutz gegen das überdruckbedingte Herausspritzen von Mahlgut (nass oder trocken), indem insbesondere beim Lösen der Verspannung des Mahlbecherdeckels von dem Mahlbecher nach dem Mahlvorgang aufgrund des Überdrucks in dem Mahlgefäß zwischen dem elastomeren Dichtungsring und der Dichtfläche zwar Bestandteile des fein zerkleinerten Mahlgutes herausspritzen können, diese aber von dem weiter außen konzentrisch angeordneten Spritzschutzring aufgefangen und gefiltert werden und daher nicht vollständig nach außen spritzen können. Somit wird der Überdruck in dem Mahlgefäß bei gleichzeitiger Filterung des mit Mahlgut (nass oder trocken) vermischten Gasstromes durch den Spritzschutzring abgelassen, trotzdem aber das Spucken des Mahlgefäßes wirksam verhindert oder zumindest gemindert.
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Vorzugsweise weist der Mahlbecherdeckel einen äußeren, genauer außenliegend umlaufenden Kragen auf. Der Kragen bildet dabei eine radial außenliegende Ringnut des Mahlbecherdeckels, in welche der Spritzschutzring eingesetzt ist. Der Kragen besitzt vorzugsweise einen im Wesentlichen L-förmigen Querschnitt, wobei die Ringnut nach unten offen ist, so dass der Spritzschutzring – wie auch der elastomere Dichtungsring – an der stirnseitigen Mündung des Mahlbechers anliegt. Es ist allerdings auch denkbar, die Ringnut nach innen offen auszubilden, so dass der Spritzschutzring seitlich um den Becher umläuft, zwar noch immer im Bereich der Mündung, also im oberen Bereich des Mahlbechers, aber an der ringförmigen Seitenwand des Mahlbecherdeckels anliegt.
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Die Ringnut in dem Mahlbecherdeckel ist dabei im Querschnitt in radialer Richtung breiter als der Spritzschutzring und bildet so bei eingesetztem Spritzschutzring zwischen dem innenliegenden elastomeren Dichtungsring und dem weiter außen liegenden Spritzschutzring einen umlaufenden Hohlraum oder Ringraum, in welchem beim Öffnen des Mahlgefäßes ein Druckausgleich stattfinden und sich beim Spucken entweichendes Mahlgut sammeln kann.
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Vorzugsweise ist der Spritzschutzring selbstklemmend, aber lösbar in der Ringnut festgelegt. Dadurch fällt der Spritzschutzring bei der Handhabung des Mahlbecherdeckels nicht aus diesem heraus, ist aber trotzdem aus der Ringnut entnehmbar, um ausgetauscht werden zu können. Besonders einfach ist es, den Außendurchmesser des Spritzschutzrings etwas größer als den Außendurchmesser der Ringnut zu wählen, so dass der Spritzschutzring so groß ist, dass er durch das Einsetzen in die Ringnut des Mahlbecherdeckels zumindest soweit verformt wird, dass er selbstständig in der Ringnut hält und nicht heraus fällt. Gleichzeitig ist der Spritzschutzring aber einfach und ohne spezielles Werkzeug zu entnehmen, so dass er einfach auszutauschen ist. Der Spritzschutzring ist bevorzugt ein Wegwerfartikel, welcher nur für einen oder einige Mahlvorgänge verwendet und dann weggeworfen und durch einen neuen ersetzt wird. Ferner ist es vorteilhaft, den Spritzschutzring leicht entnehmen zu können, da dieser teilweise gar nicht notwendig ist und somit nur dann selektiv eingesetzt wird, wenn bei dem konkret anstehenden Mahlvorgang ein Überdruck bzw. ein Spucken erwartet wird, wodurch unnötige Kosten eingespart werden können.
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Der Spritzschutzring besteht z. B. aus einem luftdurchlässigen Filtermaterial, insbesondere aus einem nachgiebigen offenporigen Material, so dass der Spritzschutzring selbst dann wenn der Spritzschutzring zwischen dem Mahlbescherdeckel und dem Mahlbecher komprimiert ist, der Spritzschutzring keinen hermetischen Verschluss bildet. Somit kann der Überdruck – anders als bei dem elastomeren O-Ring – immer durch den Spritzschutzring hindurch entweichen, selbst wenn dieser vollflächig an dem Mahlbecher einerseits und dem Mahlbecherdeckeldeckel anderseits anliegt und ggf. sogar etwas komprimiert ist.
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Es ist besonders einfach und daher kostengünstig den insbesondere als Wegwerfartikel ausgebildeten Spritzschutzring aus einem nachgiebigen offenporigen Plattenmaterial herauszustanzen. In diesem Fall weist der Spritzschutzring insbesondere einen im Wesentlichen rechteckigen Querschnitt auf.
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Als Material für den Spritzschutzring kommt insbesondere textiles Material, vorzugsweise ein nicht gewebtes Textil, wie z. B. Filz in Betracht, was einerseits kostengünstig zu gestanzten Ringen verarbeitet werden kann und andererseits, bei entsprechender Wahl der Dichte als Filter für das herausspritzende Mahlgut wirkt. Die Luft des Überdrucks kann durch das Material des Filzes gut entweichen, das Mahlgut wird jedoch in dem Ringraum zwischen dem elastomeren Dichtungsring und Spritzschutzring bzw. in dem Filz zurückgehalten.
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Insbesondere wird die Dicke bzw. Querschnittshöhe des Spritzschutzrings derart gewählt, dass der Spritzschutzring beim Verspannen des Mahlbecherdeckels gegen den Mahlbecher stärker komprimiert wird, als der elastomere Dichtungsring. Dadurch ist der Spritzschutzring noch immer etwas komprimiert, wenn der Dichtungsring bereits entlastet ist, so dass Bestandteile des fein zerkleinerten Mahlgutes zwischen dem Dichtungsring und der Dichtfläche aus dem Mahlgefäß herausspritzen können. Hierdurch wird besonders effektiv das unerwünschte Ausspucken des Mahlgutes in die äußere Umgebung verhindert.
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Mit anderen Worten wird der Spritzschutzring beim Aufsetzen des Mahlbecherdeckels zunächst etwas vorkomprimiert, bevor der elastomere Dichtungsring dichtet. Anschließend wird der Spritzschutzring dann weiter komprimiert, wenn auch der elastomere Dichtungsring durch die Verspannung des Mahlgefäßes zum hermetischen Verschließen komprimiert wird. Trotzdem sind der hohle Ringraum zwischen dem elastomeren Dichtungsring und dem Spritzschutzring und die Ringnut in die der Spritzschutzring eingesetzt ist nach außen nicht hermetisch dicht geschlossen. Es kann nämlich, wie vorstehend bereits erwähnt auch vorkommen, dass bei zu großen Überdrücken im Mahlbecherinneren bereits während der Mahlung ein so hoher Druck auftritt, dass trotz Verspannung eine – ggf. sogar erwünschte – Druckentlastung an dem elastomeren Dichtungsring auftritt. Der Überdruck kann demnach nicht nur beim Lösen der Verspannung des Mahlgefäßes „gefiltert” gegen die umgebende Atmosphäre entweichen, nämlich dann, wenn der Überdruck zu groß wird.
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Wird nach der Mahlung die Verspannung des Mahlgefäßes geöffnet, werden der elastomere Dichtungsring und der Filzring gleichzeitig entspannt und der elastomere Dichtungsring erreicht seinen entlasteten Ausgangszustand schon dann, wenn der Filzring durch seine Formänderung noch an die Wände seines Einbauraumes und gegen die Mündung des Mahlbechers gedrückt wird.
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Zusammenfassend wird ein Ringraum zwischen Mahlbecher und Mahlbecherdeckel geschaffen, um den Spritzschutzring einlegen zu können, der außerhalb des Druckbereiches liegt, relativ groß ist und den Spritzschutzring (und Filterring) beim Fügen von Mahlbecher und Mahlbecherdeckel „vorkomprimiert” und nach außen trotzdem entlüftet bzw. druckfrei ist.
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Vorzugswiese liegt der Spritzschutzring im Querschnitt an drei von vier Seiten an dem Mahlbecherdeckel bzw. dem Mahlbecher an, selbst wenn der elastomere Dichtungsring bereits entlastet ist, so dass Bestandteile des fein zerkleinerten Mahlgutes zwischen dem Dichtungsring und der Dichtfläche aus dem Mahlgefäß herausspritzen können, aber von dem Spritzschutz effektiv aufgefangen bzw. gefiltert werden.
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Das Mahlgefäß ist ggf. ein doppelwandiges Mahlgefäß dergestalt, dass der Mahlbecher einen (Metall-)Außenbecher, auch Becherfassung genannt und ein Mahlbecherinlet und der Mahlbecherdeckel einen (Metall-)Außendeckel, auch Deckelfassung genannt und ein Mahlbecherdeckelinlet aufweisen. Die beiden Inlets bestehen häufig jeweils aus einem spröden Hartstoffmaterial, z. B. gehärtetem Stahl, Hartmetall, Keramik, Achat oder ähnlichem und die beiden Fassungen typischerweise aus gewöhnlichem Edelstahl. Je nach den Anforderungen der nachgeschalteten Analyse können die Inlets aber auch aus Normalstahl, Edelstahl, PA, Teflon oder ähnlichem bestehen. Bei einem solchen doppelwandigen Mahlgefäß sitzt der elastomere Dichtungsring in dem Außendeckel, die Dichtfläche für den elastomeren Dichtungsring wird jedoch von der stirnseitigen Mündungsfläche des Mahlbecherinlets gebildet. Der Spritzschutzring ist ebenfalls in dem Außendeckel angeordnet und liegt mit seiner Unterseite an der stirnseitigen Mündungsfläche des Außenbechers an. Der im Querschnitt rechteckige Spritzschutzring weist dabei eine Querschnittsbreite auf, die in etwa der Breite der stirnseitigen Mündungsfläche des Außenbechers entspricht. Hierdurch können die Platzverhältnisse und die Formgebung der Mündung des Mahlbechers optimal ausgenutzt werden.
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Gegenstand des Schutzes soll auch das erfindungsgemäß ausgebildete Mahlgefäß sein, da dieses vom Benutzer selektiv und daher nicht immer mit dem Wegwerf-Spritzschutzring ausgerüstet wird, sowie die Planeten- oder Fliehkraftkugelmühle mit einem oder mehreren in jeweils eine Mahlgefäßhalterung eingesetzten und verspannten erfindungsgemäßen Mahlgefäß.
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Es ist auch möglich, vorhandene Labormühlen mit der Erfindung durch Erwerb von neuen erfindungsgemäßen Mahlgefäßen nachzurüsten. Ggf. kann es sogar genügen, lediglich neue erfindungsgemäße Mahlbecherdeckel zu erwerben, wenn – wie im nachfolgend beschriebenen Ausführungsbeispiel – an den Mahlbechern keine Veränderung notwendig ist.
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Im Folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels und unter Bezugnahme auf die Figuren näher erläutert.
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Kurzbeschreibung der Figuren
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Es zeigen:
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1 eine schematische Darstellung einer Planetenkugelmühle mit zwei eingesetzten und verspannten Mahlgefäßen
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2 eine dreidimensionale Darstellung des Mahlbechers, Spritzschutzringes und Mahlbecherdeckels,
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3 einen Querschnitt durch das geschlossene aber noch nicht verspannte Mahlgefäß,
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4 eine vergrößerte Darstellung des Ausschnitts A aus 3.
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Detaillierte Beschreibung der Erfindung
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Die Planetenkugelmühle 1 weist einen Mahlraum 2 auf, in welchem zwei Mahlgefäße 10 rotieren. Die Mahlgefäße 10 sind hierzu in jeweils einer Mahlgefäßaufnahmevorrichtung oder Mahlgefäßhalterung 4 mittels eines Spannbügels 6 vertikal verspannt und rotieren einerseits um die Planetenachse und andererseits entgegengesetzt um die Sonnenachse (beide nicht dargestellt). Der Mahlraum 2 der Planetenkugelmühle 1 ist während des Mahlvorgangs mit dem hier geöffnet dargestellten Gehäusedeckel 8 verschlossen. Die prinzipielle Funktionsweise einer Planetenkugelmühle 1 ist dem Fachmann bekannt.
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2 zeigt das erfindungsgemäße Mahlgefäß 10, bestehend aus dem Mahlbecher 12, dem Mahlbecherdeckel 14, dem in 2 nicht dargestellten elastomeren Dichtungsring 16 in Form eines Gummi-O-Ringes und dem Spritzschutzring 18 in Form eines ausgestanzten Filzringes.
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Bezugnehmend auf 3 ist das Mahlgefäß 10 in diesem Beispiel als doppelwandiges Mahlgefäß ausgebildet, d. h. der Mahlbecher 12 besteht aus einer Becherfassung 12a aus Edelstahl und einem Mahlbecherinlet 12b aus Achat, welches das Innere 20 des Mahlbechers 12 definiert. Der Mahlbecherdeckel 14 besteht ebenfalls aus einer Deckelfassung 14a aus Edelstahl und einem im Wesentlichen zylindrischen Mahlbecherdeckelinlet 14b aus Achat. Die Erfindung ist aber selbstverständlich auch auf einwandige Mahlgefäße, z. B. ausschließlich aus Edelstahl, anwendbar.
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Bezugnehmend auf 4 weist die Deckelfassung 14a eine Ringnut 22 auf, in welche der Dichtungsring 16, hier in Form eines Gummi-O-Rings klemmend eingesetzt ist. Die Ringnut 22 für den Dichtungsring 16, hier in Form des Gummi-O-Rings befindet sich an der Innenseite der Deckelfassung 14a, welche die stirnseitige Dichtfläche 24b des Mahlbecherinlets 12b übergreift, so dass der Dichtungsring 16, hier in Form des Gummi-O-Rings gegen die stirnseitige Dichtfläche 24b dichtet.
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Der Mahlbecherdeckel 14, in diesem Beispiel des doppelwandigen Mahlgefäßes 10, die Deckelfassung 14a aus Edelstahl des Mahlbecherdeckels, weist an seiner bzw. ihrer radialen Außenseite 14c einen kreisförmig umlaufenden Kragen 26 auf, welcher eine umlaufende Ringnut 28 zwischen dem Mahlbecherdeckel 14 und dem Mahlbecher 12 bildet. Der Kragen 26 weist hierzu einen im Wesentlichen L-förmigen Querschnitt auf, welcher sich aus einem radial nach außen erstreckenden Deckelabschnitt 32, einem sich axial nach unten erstreckenden Hülsenabschnitt 34 und einem den Deckelabschnitt 32 und den Hülsenabschnitt 34 miteinander verbindenden Knieabschnitt 36 besteht. In diesem Beispiel ist der Winkel des Knieabschnitts 36 etwas größer als 90°. Der Kragen 26 bzw. der ringförmige Hülsenabschnitt 34 erstrecken sich axial nach unten bis geringfügig über die stirnseitige Dichtfläche 24a der Becherfassung 12a hinaus. Dennoch verbleibt ein umlaufender Entlüftungsspalt 38 zwischen dem Kragen 26 und dem Mahlbecher 12, durch welchen potentieller Überdruck auch im verspannten Zustand entweichen kann. In die von dem Kragen 26 gebildete Ringnut 28 ist der Spritzschutz- und Filterring, in Form eines ausgestanzten Filzringes mit im Wesentlichen rechteckigem Querschnitt, eingesetzt. Der Spritzschutzring 18 aus Filz, daher einfach auch als Filzring bezeichnet, liegt mit seiner Unterseite 18a an der stirnseitigen Dichtfläche 24a der Becherfassung 12a an. Die Außenseite 18b und die axiale Oberseite 18c des Spitzschutzringes 18 aus Filz liegen im Wesentlichen an den beiden Abschnitten (Deckelabschnitt 32 und Hülsenabschnitt 34) des Kragens 26 an, so dass entweichende Druckluft durch den Spritzschutzring 18 aus Filz hindurch muss und von dem Spritzschutzring 18 aus Filz folglich gefiltert wird, so dass möglicherweise herausspritzendes Mahlgut in dem Spritzschutzring 18, auch als Filz-Filterring bezeichnet, hängen bleibt bzw. in dem ringförmigen Hohlraum 42, der sich zwischen dem Spritzschutzring 18 aus Filz und dem Dichtungsring 16 befindet und ebenfalls von dem Kragen 26 definiert wird, verbleibt.
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4 zeigt das Mahlgefäß in einem unverspannten Zustand, d. h. der Dichtungsring 16, hier in Form eines O-Rings ist im Wesentlichen entspannt, so dass Überdruck zwischen dem Dichtungsring 16, hier in Form des O-Rings und der stirnseitigen Dichtfläche 24b des Mahlbecherinlets 12b in den ringförmigen Hohlraum 42 und von dort durch den Spritzschutzring 18 aus Filz hindurch und durch den Entlüftungsspalt 38 nach außen in die Atmosphäre entweichen kann. In diesem unverspannten Zustand ist jedoch der Spritzschutzring 18 aus Filz bereits durch das Gewicht des Mahlbecherdeckels 14 axial leicht komprimiert. Ferner ist der Spritzschutzring 18 aus Filz mit einem etwas größeren Außendurchmesser dA ausgestanzt als die Ringnut 28 definiert, so dass der Spritzschutzring 18 aus Filz auch radial stramm an dem Hülsenabschnitt 34 anliegt.
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Der Spritzschutzring 18 aus Filz ist als Einweg- oder Wegwerfartikel gedacht und wird nach einmaliger oder ein paar-maliger Verwendung weggeworfen und durch einen neuen Spritzschutzring 18 aus Filz ersetzt. Hierzu kann der Spritzschutzring 18 aus Filz trotz Selbstklemmung in der Ringnut 28 leicht entfernt werden, entweder mit dem Finger oder mit einem in den Hohlraum 42, hier in Form eines Ringraums eingeführten Schraubendreher. Durch die nach innen aufsteigende Neigung des Deckelabschnitts 32 des Kragens 26 entsteht am Innendurchmesser 18d des Spitzschutzrings 18 aus Filz ein keiner spitzwinkliger Spalt 44, der das Aushebeln des Spitzschutzrings 18 aus Filz erleichtert. Der Mahlbecherdeckel 14 weist ferner einen umlaufenden oberen Greifring 46 auf, um den Mahlbecherdeckel 14 besser mit den Fingern fassen zu können.
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Der Mahlbecher 12 bzw. in diesem Beispiel die Becherfassung 12a weist ferner einen mündungsseitigen umlaufenden Flansch 48 auf, welcher die Breite der stirnseitigen Dichtfläche 24a gegenüber dem unteren Bereich des Mahlbechers 12 bzw. der Becherfassung 12a verbreitert. Hierdurch wird die Kontaktfläche zwischen dem Spritzschutzring 18 aus Filz und der stirnseitigen Dichtfläche 24a vergrößert. Der Flansch 48 weist an seinem mündungsseitigen Ende eine ringförmige Nut 52 auf, welche gemeinsam mit dem unteren freien Ende 54 des Kragens 26 den Entlüftungsspalt 38 bilden, welcher hierdurch einen im Wesentlichen L-förmigen Querschnitt besitzt.
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Es ist dem Fachmann ersichtlich, dass die vorstehend beschriebenen Ausführungsformen beispielhaft zu verstehen sind, und die Erfindung nicht auf diese beschränkt ist, sondern in vielfältiger Weise variiert werden kann, ohne den Schutzbereich der Ansprüche zu verlassen. Ferner ist ersichtlich, dass die Merkmale unabhängig davon, ob sie in der Beschreibung, den Ansprüchen, den Figuren oder anderweitig offenbart sind, auch einzeln wesentliche Bestandteile der Erfindung definieren, selbst wenn sie zusammen mit anderen Merkmalen gemeinsam beschrieben sind.