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Die Erfindung betrifft eine Schall-Absorberanordnung für tiefe Frequenzen nach Art eines Kanten-Absorbers gemäß dem Oberbegriff des Anspruch 1. Vorteilhafte Ausgestaltungen dieser Einrichtung sind in den Unteransprüchen angegeben.
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Der Gegenstand der Erfindung dient der akustischen Konditionierung von kleinen bis mittleren Räumen insbesondere für sprachliche und musikalische Kommunikation, aber auch zur Lärmminderung in Arbeitsräumen mit lauten Geräten und Anlagen. In früheren Epochen sorgten in der Regel die Innen-Architektur selbst sowie Einrichtung und Möblierung mit dicken Teppichen, Vorhängen und Polsterungen für eine ausreichende Schalldämpfung im gesamten interessierenden Frequenzbereich von über 1000 bis unter 100 Hz. In jüngerer Zeit geht der architektonische Trend im Rohbau wie im Ausbau hingegen zu möglichst glatten und damit schallharten, d. h. Schall stark reflektierenden Oberflächen an Wänden, Decke und sämtlichen Einrichtungsgegenständen. Als gezielt Schall absorbierende Einbauten kamen deshalb zunächst vielfach faserige oder poröse Materialien zum Einsatz, die bevorzugt als Paneele entweder direkt an oder in gewissem Abstand vor Decke und Wänden installiert wurden. Je größer die derart belegte Fläche im Verhältnis zum Volumen des jeweiligen Raumes war, umso schwächer fiel dessen Nachhall, zumindest bei hohen und mittleren Frequenzen, aus. Der Bassbereich blieb bei dieser oberflächlichen Behandlung der Raum-Akustik aber regelmäßig unbehandelt – zum Nachteil für die Verständlichkeit von Sprache und die Klarheit von Musik.
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Im anhaltenden Trend zur Kostensenkung im Bauwesen stehen immer weniger Mittel für die inzwischen leider durchweg als nachrangig eingestufte Raum-Akustik zur Verfügung. Tatsächlich widersprechen dickere Belegungen an Decke und Wänden, wie sie zur Behandlung des gesamten Frequenzbereichs nach diesem Stand der Technik eigentlich notwendig wären, der optimalen Nutzung von umbautem Raum oder gemieteter Fläche. In jüngster Zeit kommt noch hinzu, dass man die massiven Decken und Wände gern als Wärme- bzw. Kältespeicher nutzen möchte und auch deshalb eine Schall dämpfende (und unvermeidlich Wärme dämmende) flächige Belegung massiver Gebäudeteile, z. B. durch eine abgehängte „Akustikdecke” oder auch durch eine poröse Putzschicht, nicht mehr akzeptiert wird.
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Die Entwicklungsgeschichte Schall absorbierender Anordnungen ist schon seit mehr als 50 Jahren durch zwei Zielsetzungen geprägt: Zum einen versuchte man, die Schallabsorber in Einrichtungsgegenstände und Möbel möglichst kostengünstig und unauffällig zu integrieren bzw. mit diesen Kosten und Raum sparend zu kombinieren. Dadurch verlagerte man die raumakustische Konditionierung vom Investor zum häufiger wechselnden Nutzer oder Mieter. Zum anderen versuchte man, in den letzten Jahren verstärkt, die Wirksamkeit der Schallabsorber bei möglichst geringer Bautiefe zu den inzwischen als besonders wichtig erkannten tiefen Frequenzen auszudehnen.
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Stand der Technik
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Im Gebrauchsmuster 241927 aus dem Jahre 1957 werden Schall schluckende Wände als separate Schallschirme (dort 1 und 2) oder als Seiten- und Rückwände (dort 3 und 5) sowie als Türen (dort 4 und 6) von Möbeln beschrieben. Diese können zwar dünne Schall schluckende Beläge an Decke und Wänden ergänzen, unter Umständen sogar ersetzen. An dem dort auf S. 2 im letzten Satz von Absatz 2 vertretenen Konzept ist aber grundsätzlich falsch, dass diese so geschaffenen absorbierenden Flächen am besten wirken könnten, wenn sie frei im Raum etwa gemäß dort 7 aufgestellt würden. Tatsächlich lassen diese, ebenso wie die konventionellen Decken- und Wandbeläge, die Nachhallzeit im Raum zu den tiefen Frequenzen hin regelmäßig stark ansteigen, was der Verständlichkeit von Sprache und der Klarheit von Musik sehr abträglich ist, s. H. V. Fuchs: Schallabsorber und Schalldämpfer. Springer: Berlin, 2010 (dort Kap. 11).
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Die Offenlegungsschrift 2419879 aus dem Jahre 1974 versucht, den darin beschriebenen großflächig Schall absorbierend gestalteten Möbeln, bevorzugt ganzen Schrankwänden, eine möglichst glatte, optisch geschlossene Oberfläche zu geben (s. dort 3). Der Schalleintritt in das dahinter angeordnete faserige bzw. poröse Dämpfungsmaterial erfolgt hier auf der ganzen Frontfläche durch eine Vielzahl gleichmäßig verteilter schmaler Schlitze (s. dort 1), die gleichzeitig die Elementierung der Schränke kaschieren sollen. Die gemäß dieser Erfindung wiederum sehr begrenzten Bautiefe des Schall absorbierenden Belags (s. dort 2) würde auch in damit eingerichteten Räumen die Nachhallzeit wiederum unweigerlich zu den Tiefen stark ansteigen lassen – mit den weiter oben bereits beschriebenen Folgen für die Nutzung des Raumes.
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Auch das Gebrauchsmuster
DE 29707702 aus dem Jahre 1997 widmet sich dem gefälligeren Aussehen Schall absorbierender Beläge und Bauplatten für Einrichtungsgegenstände (dort gemäß
1). In diesem Fall soll dies eine gelochte bzw. mikroperforierte Abdeckung nach dort
2 besorgen, die mit einem porösen Lack zum Raum hin beschichtet ist.
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Allen drei bisher beispielhaft angesprochenen Erfindungen ist gemeinsam, dass ihre notwendigerweise großen absorbierenden Oberflächen, ganz ähnlich wie die früheren Paneele an Decke und Wänden, frei im Raum aufgespannt bleiben. Sie lassen sich zwar optisch kaschieren, bleiben aber immer haptisch rau und damit schlecht zu reinigen oder gar zu renovieren. Auch die dritte kann nicht verhindern, dass die Nachhallzeit umso mehr zu den tiefen Frequenzen ansteigt, je mehr der notwendigerweise relativ dünnen absorbierenden Beläge in den Raum eingebracht werden.
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Alle bisher besprochenen Entwicklungen hatten nur die Absorption der in früheren Jahren als besonders wichtig angesehenen hohen und mittleren Frequenzen zum Ziel. Eine akustisch, optisch und haptisch attraktive Alternative stellen Platten-Resonatoren nach dem Patent
DE 19506511 dar. Die Schwingungen ihrer Frontplatten (s. Ziffer 1 in Bild 4 und 7 dort) machen diese zu besonders wirksamen Bass-Absorbern für Frequenzen auch weit unterhalb von 125 Hz bei einer Bautiefe von nur 50 bis 100 mm und Querabmessungen von 1 bis 2 m. Durch Beugung der Schallwellen um die Plattenränder herum über die rundum offenen Stirnflächen in die Dämpfungsschicht hinein gemäß dort Ziffer 2 werden aber auch mittlere Frequenzen bis etwa 250 Hz nach stark gedämpft. Dieser Absorber schließt so eine lange offene schalltechnische Lücke. Vor allem bietet aber seine glatte, resistente metallische Oberfläche beste Voraussetzungen für eine multifunktionelle Nutzung auch als Schreibtafel, Whiteboard, Spiegel, Pinnwand u. a. Allerdings ist die relativ komplexe Vorfertigung und Oberflächenbehandlung dieser Absorber-Module relativ teuer. Außerdem kann auch dieser wiederum möglichst großflächig zu installierende Bass-Absorber kaum eine äquivalente Absorptionsfläche A nach
DIN 18041 realisieren, die etwa wesentlich größer wäre als seine Bauteiloberfläche S
A. Aber auch mit einer Absorption von näherungsweise
A ≅ SA wäre schon ein Ergebnis erreicht, das für alle zuvor diskutierten Varianten bei den tieferen Frequenzen ganz unerreichbar bleibt.
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Wenn man die Platten-Absorber nach
DE 19506511 schachbrettartig nebeneinander an Decke oder Wänden eines Raumes anbringt, kann man zusätzlich einen Schlitz-Absorber nach dem Patent
DE 10151474 aufbauen. Mit einer Schlitzanordnung wie in
1 und
2 dort, die derjenigen in OS 2419879 (dort mit 3 beziffert) ähnelt, lassen sich nämlich durch Wahl der Schlitzgeometrie bevorzugt die mittleren Frequenzen, allerdings immer auf Kosten der hohen Frequenzen, bedämpfen, s.
4 und
5 dort.
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Mit den beiden zuletzt beschriebenen Entwicklungen kann man wohl die wichtigen mittleren und vor allem auch die tiefen Frequenzen absorbieren. Ihre Wirksamkeit wachst stets nur etwa proportional mit ihrer Bauteiloberfläche, ganz so wie bei den zuvor beschriebenen Erfindungen und bei den früheren Wand- und Deckenverkleidungen. Allesamt stoßen sie aber auf wachsenden Widerstand bei ihrer Anwendung in den oft spartanisch-sparsam eingerichteten Räumen der Tabelle 1, weil man die akustischen Maßnahmen im Budget und im Erscheinungsbild des Raumes am liebsten überhaupt nicht sehen möchte. Tabelle 1 Kommunikationsintensiv genutzte Räume mit hohen akustischen Anforderungen
Unterricht/Diskussion | Arbeit/Freizeit |
Kindergärten | Mehrpersonen-Büros |
Klassenzimmer | Dienstleistungszentren |
Sporthallen Hörsäle | Schalterhallen Anwalts- und Arztpraxen |
Konferenzräume | Operationssäle |
Seminarräume | Empfangsräume |
Tagungsstätten | Gaststätten |
Museen | Bahnhofs- und Messehallen |
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Generell müssten für alle bisher diskutierten Entwicklungen relativ große freie Flächen an Decke und/oder Wänden des Raumes für eine ausreichende raumakustische Konditionierung zur Verfügung stehen. Das macht alle diese baulichen und Einrichtungs-Maßnahmen zu einem unbeliebten Hindernis im immer mehr rationalisierten Baugeschehen, sowohl für Architekten als auch für Investoren. So bleibt es den Nutzern oder Mietern überlassen, sich um den akustischen Komfort der Immobilie unvernünftiger Weise selbst zu kümmern. Um die oft umständliche und teure separate Installation von Absorber-Platten vor Decke und Wänden bzw. integrierte Anbringung vor Möbeln und Stellwänden ganz zu vermeiden, beschreibt deshalb schließlich das Patent
DE 10 2006 033 880 eine Montage von Schallabsorbern hinter Einrichtungsgegenständen, d. h. zwischen denselben und der jeweiligen Wand in der unteren Kante des Raumes gemäß
3 dort. Allerdings müssen dann die Stirnflächen des so „versteckten” Absorbers stets offen gehalten werden.
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Außerdem zeigt 1 dort, daß auch hier die erzielbare Absorptionsfläche kaum die so abgedeckte Bauteiloberfläche SA (1.5 m2 je Gegenstand dort) übersteigt. Deshalb lässt sich auch so – ähnlich wie bei der Belegung von Decke und Wänden mit konventionellen Absorber-Paneelen – ein Anstieg der Nachhallzeit zu den Tiefen hin wohl etwas abschwächen, aber in vielen Fällen nicht wirklich verhindern.
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Der neue Ansatz
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Alle vorstehend behandelten Entwicklungen haben ganz offensichtlich nicht zu einer ausreichenden Akzeptanz oder gar besseren Einsicht in die Notwendigkeit der raumakustischen Gestaltung für eine bestimmungsgemäße Nutzung von Räumen für starke Kommunikation geführt. Aktuell werden aus den geschilderten Gründen neu gebaute, aber auch aufwändig restaurierte Räume der Tabelle 1 ganz überwiegend „nackt” und entsprechend hallig den jeweiligen Nutzern übergeben. Das ist auch bei Luxus-Villen nicht anders. Die Nutzer haben dann mit den akustischen Unzulänglichkeiten für die Darbietung und Kommunikation in diesen professionellen, öffentlichen und privaten Räumen zu leben oder müssen versuchen, mit den zuvor beschriebenen Hilfsmitteln nachträglich selbst bzw. über den jeweiligen Besitzer der Immobilie für höheren akustischen Komfort zu sorgen. So suchen z. B. Eltern von Lärm geplagter Kinder und Lehrer oder Leiter von Musikkapellen für ihre Räumlichkeiten zum Lernen, Üben und Darbieten weiter Zuflucht z. B. zu Eierkartons und Schaumstoffmatten, um ihre Ohren und Nerven zu schonen und effizienter arbeiten zu können. Viel sinnvoller und kostengünstiger wäre es aber, für alle Räume der Tabelle 1 die Akustik wieder zum unabdingbaren Bestandteil des Innenausbaus zu machen. So ließen sich alle möglichen Schall- und Lärmprobleme ein für allemal nachhaltig lösen.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine Schall-Absorberanordnung zu schaffen, die
- – die maximal mögliche Wirksamkeit von den höchsten, aber vor allem zu den tiefsten Frequenzen schafft und damit die Verständlichkeit von Sprache und Klarheit von Musik optimal unterstützt,
- – ein minimales Volumen in einem Raumbereich in Anspruch nimmt, der in der Regel für keinen anderen Zweck genutzt wird und so die akustische keiner anderen Installation im Wege ist,
- – als Schallabsorber visuell in keiner Weise in Erscheinung tritt, sondern sich in fast jede Innenarchitektur harmonisch einfügen lässt,
- – zum Raum bin nur schallundurchlässige Oberflächen aufweist, entsprechend wenig verschmutzt und sich leicht reinigen sowie renovieren, auch ohne weiteres überstreichen lässt,
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Eine weitere Aufgabe dieser Erfindung ist es, die wirksame Absorptionsfläche A in m2 sehr groß gegenüber der eigentlichen Eintrittsfläche des Schalls in den Absorber SA und diese wiederum groß gegenüber der Öffnungsfläche So zu machen: So << SA << A.
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So macht es diese Anordnung möglich, Absorptionsgrade
nominell auch weit über 1 zu realisieren und mit der Nachhallzeit T in s und mit dem Raumvolumen V in m
3,
T = 0.16 V / A, eine dem jeweiligen Bedarf entsprechend niedrige Nachhall-Charakteristik im gesamten interessierenden Frequenzbereich einzustellen.
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Konzept des Kanten-Absorbers
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Seitdem man homogene faserige/poröse Schall absorbierende Beläge an schallharten Begrenzungsflächen eines Raumes anbringt, weiß man, dass deren Wirkung gemäß
A ~ SA etwa proportional zur belegten Fläche S
A zunimmt und dass im Wesentlichen deren Dicke d
α bestimmt, zu wie tiefen Frequenzen f
u ihre Absorption reicht:
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Kurze Beschreibung der Figuren
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1 zeigt den Absorptionsgrad eines 400 mm dicken homogenen faserigen Absorbers auf dem Boden eines mittelgroßen Raumes
- a) 12 m2 auf dem Boden ausgelegt mit einem Rahmen aus GK-Platten (durchgezogen)
- b) 3.24 m2 in einer unteren Kante mit GK-Platten an seiner schmalen und GK-Lochplatten an seiner breiten Seite (strichliert)
- c) 3.24 m2 in einer unteren Kante, ganz ohne Abdeckungen (punktiert).
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2 zeigt die äquivalente Absorptionsfläche eines 400 mm dicken homogenen faserigen Absorbers auf dem Boden eines mittelgroßen Raumes
- a) 3.24 m2 in einer unteren Kante mit GK-Platten an seiner schmalen und GK-Lochplatten an seiner breiten Seite (durchgezogen)
- b) wie a), aber mit GK-Platten an seiner breiten und GK-Lochplatten an seiner schmalen Seite (strichliert)
- c) wie b), aber ohne Abdeckung an seiner schmalen Seite (punktiert).
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3 zeigt die äquivalente Absorptionsfläche eines 400 × 500 mm dicken homogenen faserigen Absorbers auf dem Boden eines mittelgroßen Raumes
- a) wie 2 b), Kanten-Absorber mit seiner absorbierenden Fläche dem Raum zugekehrt (durchgezogen)
- b) Erfindungsgemäße Absorber-Anordnung mit ihrer absorbierenden Fläche in d = 200 mm Abstand vor einer Wand oder Decke (strichliert)
- c) Erfindungsgemäße Absorber-Anordnung mit ihrer absorbierenden Fläche in d = 100 mm Abstand vor einer Wand oder Decke (punktiert).
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4 zeigt den erfindungsgemäßen Absorber, dessen schallundurchlässiger Behälter etwas über den Rand zur absorbierenden Fläche übersteht
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5 zeigt den Absorber-Spalt zur Decke oder Wand, der Sichtschutz bietet für ebenfalls bevorzugt in Raumkanten zu verlegende diverse Kabel, Leitungen und Kanäle.
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6 zeigt einen erfindungsgemäßen Absorber mit Leuchten oder Lichtbändern für jede Art indirekter Beleuchtungstechnik im Absorber-Spalt.
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7 zeigt einen erfindungsgemäßen Absorber als multifunktionelles Bauelement in dessen zumindest teilweise mit Mineralwolle gefülltem Hohlraum alle möglichen Installationen untergebracht und geführt werden können.
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8 zeigt einen erfindungsgemäßen Absorber als multifunktionelles Bauelement mit rundum glatter, schalldurchlässiger Umhüllung aus Edelstahl, Aluminium oder Kunststoff.
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9 zeigt den erfindungsgemäßen Absorber in einer unteren Raumkante als Sitzbank ausgebildet
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10 zeigt den erfindungsgemäßen Absorber in einer senkrechten Raumkante vor einer Fensterwand, in dessen Absorber-Spalt ein Vorhang oder Vertikal-Lamellen verstaut werden
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1 a) deutet z. B. den Absorptionsgrad α eines dα = 400 mm dicken homogenen faserigen Absorbers auf dem Boden eines mit V = 220 m3 mittelgroßen Raumes über einer Fläche von SA = 12 m2 (etwa mittig angeordnet und rundum mit einem schallharten Rahmen aus Gipskarton(GK)-Platten) an: Er erreicht erwartungsgemäß oberhalb ca. 60 Hz nur den nach konventioneller Betrachtung maximal möglichen Wert 1 oder 100% ziemlich gleichmäßig bis 4000 Hz. Wenn man dagegen nur einen relativ schmalen Streifen (500 mm breit) desselben Dämpfungsmaterials der Einfachheit halber in einer unteren Kante desselben Raumes (6.48 m lang) von Ecke zu Ecke mit einer GK-Abdeckung seiner schmalen (dα = 400 mm) und einer GK-Lochplatte mit einer Dicke von jeweils 12.5 mm und einem Lochanteil von ca. 20% auf seiner 500 mm breiten Seite installiert, dann steigt dessen auf eine viel kleinere Fläche SA = 3.24 m2 bezogene Wirksamkeit gemäß 1 b) bei den mittleren, aber besonders bei den tiefen Frequenzen auf ein Vielfaches (bis auf das Sechsfache!) an. Dieser Effekt ist ebenfalls seit Langem von diesen Kanten-Absorbern bekannt, die manchmal auch ganz ohne den Schalleintritt behindernde Abdeckungen (vgl. 1 c), wiederum auf SA = 3.24 m2 bezogen) gern in Tonstudios, hier vor allem in senkrechten Raumkanten, eingebaut werden.
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Der so mögliche hohe Absorptionsgrad lässt erstaunen, warum Kanten-Absorber nicht in viel größerem Umfang auch in Räumen der Tabelle 1 eingebaut werden. Nachdem ganzflächig angebrachte „Akustik-Decken” und „Akustik-Putze” aus den oben genannten Gründen sehr an Attraktivität verloren haben, bieten sich derartige Kanten-Anordnungen eigentlich an, um mit einem Bruchteil der Fläche eine viel stärkere Wirkung, insbesondere bei den so wichtigen tiefen Frequenzen, zu erzielen. Der Grund dafür kann in den folgenden ganz offensichtlichen Nachteilen gesehen werden:
- – Kanten-Absorber der herkömmlichen Art wirken voluminös und plump,
- – ihre dem Raum zugekehrten offenen Flächen verraten ihren schalltechnischen Zweck auf abstoßende Weise für Architekten, Investoren und Nutzer gleichermaßen,
- – ihre weit gehend offenen Oberflächen können leicht verschmutzen und lassen sich nur schlecht reinigen und renovieren.
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Erfindungsgemäß werden diese Nachteile behoben, indem das Konzept der bisher nur in der Studiotechnik mit Erfolg eingesetzten „Kanten-Absorber” weiter entwickelt, in seiner akustischen Wirksamkeit (A) maximiert und gleichzeitig die dem Schall zum Raum hin geöffnete Fläche (So) minimiert wird.
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Auf dem Weg dorthin zeigt 2, dass man einerseits durchaus auch die breitere Seite ohne großen Nachteil für die erzielbare äquivalente Absorptionsfläche schallundurchlässig abdecken kann (b). Die Messergebnisse in Kurve c) zeigen aber im Vergleich zu a) auch, dass man die den Schalleintritt erlaubende, d. h. absorbierende Seite möglichst widerstandsfrei und offen gestalten sollte.
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Die letzte Forderung lässt sich am besten erfüllen, wenn man es schaffen könnte, die absorbierende Fläche nicht so, wie allgemein üblich, dem Raum zugewandt und deshalb schutzbedürftig baut, sondern dem Raum ab- und stattdessen einer Wand oder der Decke zuwendet. Ein solcher Ansatz widerspricht allerdings allen bisherigen Vorstellungen beim Einsatz von porösen/faserigen Absorber für den Schallschutz und akustischen Komfort in Räumen. Deswegen sind die Messergebnisse in 3 b) und c) auch für den Fachmann überraschend: Insbesondere die Variante c) eröffnet sehr vielfältige neue Problemlösungen für die akustische Konditionierung von Räumen der Tabelle 1 und könnte diese Aufgabe vom Nutzer bzw. Mieter wieder zum Investor bzw. Vermieter zurück bringen, wohin sie eigentlich auch gehört. Ihre Vorteile liegen auf der Hand:
- – Der nahe (400 bis 20 mm) bis an eine Wand oder Decke herangeführte, sozusagen gänzlich „umgestülpte” Kanten-Absorber erscheint visuell nicht mehr als Schallabsorber, sondern eher wie ein „Unterzug” aus schallhartem Material (z. B. Beton) oder „Koffer” bzw. wie eine Verkleidung für Kabel und Kanäle (z. B. aus Gips, Holz oder Blech).
- – Insbesondere wenn die eine der den erfindungsgemäßen Absorber abdeckenden schallharten Platten, wie in 4 angedeutet, etwas über den Rand zur absorbierenden Fläche übersteht, lässt die dadurch gebildete „Schattenfuge” den Spalt zwischen Absorber und Decke oder Wand als Designelement erscheinen.
- – Da die offene Fläche des erfindungsgemäßen Absorbers sehr nahe zu einer Decke oder Wand angeordnet ist, kann die Abdeckung der absorbierenden Fläche weitgehend nach schalltechnischen Gesichtspunkten ausgewählt werden. Vorzugsweise besteht sie aus einem vollständig schalldurchlässigen Material, z. B. einer Folie mit geringem Gewicht bzw. einem Faservlies mit niedrigem Strömungswiderstand.
- – Der durch die erfindungsgemäße Schall-Absorberanordnung gebildete Raum zwischen diesem und einer Wand oder der Decke (kurz: „Absorber-Spalt”) bietet Platz und Sichtschutz für ebenfalls bevorzugt in Raumkanten zu verlegende Kabel, Leitungen, Kanäle etc., wie in 5 angedeutet.
- – Im Absorber-Spalt lassen sich Leuchten und Lichtbänder für jede Art indirekter Beleuchtungstechnik optisch sehr attraktiv unterbringen, wie in 6 angedeutet.
- – Obgleich die Einbauten im Absorber-Spalt den Blicken der Nutzer verborgen sind, bleiben sie für Revisionen, Reparaturen und Änderungen durch Handwerker leicht zugänglich.
- – Der erfindungsgemäße Absorber wird leicht zu einem äußerst robusten multifunktionellen Bauelement, in dessen vorzugsweise weit gehend mit Mineralwolle gefülltem Behälter elektrische oder Fluide führende Leitungen und Installationen untergebracht und geführt werden können, wie in 7 angedeutet.
- – An jeder seiner drei Oberflächen können Öffnungen für den Lufteintritt und -austritt angebracht werden.
- – An seinen dem Raum zugekehrten Oberflächen können Rauchmelder angebracht werden.
- – An seinen dem Raum zugekehrten Oberflächen können Anzeigetafeln angebracht werden.
- – An seinen dem Raum zugekehrten Oberflächen kann eine stehende, wechselnde oder auch umlaufende Leuchtschrift angebracht werden.
- – Seine rundum glatten Oberflächen machen den erfindungsgemäßen Absorber besonders geeignet als hygienisch qualifiziertes Bauteil, wenn man diesen als Ganzes oder in Teilen mit einer dünnen resistenten Folie z. B. aus Edelstahl, Aluminium oder Kunststoff umhüllt, wie in 8 angedeutet.
- – Er kann kostengünstig vor Ort komplett in Trockenbauweise installiert werden.
- – Er kann auch komplett oder in Einzelteilen beim Hersteller vorgefertigt werden.
- – Er kann aber auch in Teilen vorgefertigt werden, z. B. als Rahmenkonstruktion aus stabilen Blechprofilen, wie sie im Trockenbau Verwendung finden, die vor Ort zunächst abschnittsweise an einer Wand, vorzugsweise mit Schrauben in Dübeln, befestigt wird, um danach durch Klick-Verbindungen mit weiteren Blechprofilen zusammengesteckt und schließlich mit Platten aus beliebigem Material (Gipskarton, Kunststoff, Metall, Holz) beplankt zu werden.
- – Wenn die akustisch offene Seite des Absorbers nach oben, z. B. zur Decke, weist, kann diese in stark verschmutzender Umgebung zum Raum hin schräg abfallend gestaltet sein, damit eventuelle Ablagerungen abgleiten oder leichter gereinigt werden können.
- – Im Absorber-Spalt können UV-Strahler zusätzlich dafür sorgen, dass sich im Absorber-Spalt und damit auch im Absorber selbst keine hygienisch bedenklichen Keime ansammeln und vermehren können.
- – Der erfindungsgemäße Absorber kann sich auch in Möbeln, z. B. einer Sitzbank gemäß 9, „verstecken”.
- – Schließlich kann der Absorber-Spalt bei senkrechter Anordnung vor einer Fenster-Wand auch als Stauraum und Kaschierung für einen Vorhang aus Stoff oder Vertikal-Lamellen als Sicht- und Sonnenschutz gemäß 10 dienen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 29707702 U [0007]
- DE 19506511 [0009, 0010]
- DE 10151474 [0010]
- DE 102006033880 [0012]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- H. V. Fuchs: Schallabsorber und Schalldämpfer. Springer: Berlin, 2010 (dort Kap. 11) [0005]
- DIN 18041 [0009]