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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Steuern eines Feuchtmittauftrages auf eine Druckform einer Offsetdruckmaschine nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
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Aus der
DE 102 58 326 B4 ist ein Verfahren zum Antrieb von Feuchtwerkwalzen eines Offsetdruckwerks bekannt, bei dem für eine Zeit eines Hochlaufs zwei benachbarte Walzen mit unterschiedlichen Oberflächengeschwindigkeiten angetrieben werden. Die Oberflächengeschwindigkeit der stromabwärts gelegenen Walze ist größer als die Geschwindigkeit der vorgeschalteten Walze und kleiner als die Oberflächengeschwindigkeit des Formzylinders. Die Walzenantriebe sind stufenlos steuerbar. Durch den Schlupf zwischen den Walzen soll die Feuchtmitteldosierung beim Hochlauf der Druckmaschine auf Druckgeschwindigkeit verbessert werden.
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In einem Trockenoffsetdruckwerk nach der
DE 196 25 030 A1 werden Farbauftragswalzen abhängig vom zu druckenden Sujet mit einem Schlupf oder synchron zum Umlauf der Druckform betrieben. Die unterschiedlichen Umfangsgeschwindigkeiten zwischen einer Farbwalze und der Druckform bewirken ein Abwischen von Verunreinigungen von der Oberfläche der Druckform.
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Die
DE 100 00 903 A1 beschreibt Nassoffsetdruckwerke, bei denen Feuchtwerkwalzen in Abstimmung zu Farbwalzen angetrieben werden. Die Differenzgeschwindigkeit der Farbwalzen zu einer Druckform wird abhängig von der Farbmenge im jeweiligen Druckwerk und abhängig von der Druckgeschwindigkeit eingestellt.
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Bei einem Verfahren zum Fördern von Feuchtmittel an die Oberfläche einer Druckform nach der
DE 10 2004 006 231 B3 wird das Feuchtmittel mittels Feuchtwalzen übertragen, die verschiedene Oberflächengeschwindigkeiten aufweisen. Wird die Oberflächengeschwindigkeit erhöht, wird der Schlupf zwischen den Walzen verringert.
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Aufgabe der Erfindung ist es, den Feuchtmittelauftrag so zu steuern, dass eine Verbesserung der Druckqualität erreicht wird.
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Die Aufgabe wird mit einem Verfahren gelöst, welches die Merkmale nach Anspruch 1 aufweist. Vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
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Gemäß der Erfindung wird bei einem Verfahren zum Steuern eines Feuchtmittelauftrages auf eine Druckform einer Offsetdruckmaschine die Oberflächengeschwindigkeit mindestens einer Feuchtmittelwalze abhängig vom Druckbild gesteuert. Hierzu ist der Antrieb mindestens einer Feuchtmittelwalze drehzahlvariabel. Der Schlupf zwischen der Feuchtmittelwalze und einer benachbarten Feuchtmittelwalze bzw. zwischen der Feuchtmittelwalze und der Druckform wird individuell auf die Anforderungen eines Druckauftrages angepasst. Insbesondere wird der Schlupf hinsichtlich des zu druckenden Sujets, der Eigenschaften der Druckfarbe und des Feuchtmittels, dem Farbaufbau auf dem Übertragungszylinder und/oder dem Druckzylinder und dem Farbaufbau auf Feuchtmittelwalzen eingestellt. Die zum Antrieb der Feuchtmittelwalzen dienenden Motoren können mittels einer Steuereinrichtung selbsttätig angesteuert werden, in der auftragsbezogene Daten gespeichert sind. Es ist weiterhin möglich, die Oberflächengeschwindigkeit von Feuchtmittelwalzen einzustellen, indem durch eine Bedienperson in eine Steuereinrichtung Eingaben getätigt werden, die auf Auswahlkriterien beruhen. Auswahlkriterien sind insbesondere die Art des zu erledigenden Druckauftrages und ob Walzen des Feuchtwerks und des Farbwerks gebrückt sind. Insbesondere können drei Arten von Druckaufträgen unterschieden werden, indem eine Bedienereingabe erfolgt, ob es sich um einen Standardauftrag, einen feuchtmittelkritischen oder einen qualitätskritischen Druckauftrag handelt.
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Die Erfindung soll nachstehend anhand eines Ausführungsbeispiels erläutert werden, es zeigen:
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1: ein Schema eines Feuchtwerks einer Offsetdruckmaschine mit variablem Feuchtmittelwalzenantrieb, und
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2: Tabellen mit Größenangaben für Schlupfe.
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1 zeigt schematisch Walzen und Zylinder eines Druckwerkes einer Offsetdruckmaschine. Das Druckwerk enthält einen Druckformzylinder 1, einen Übertragungszylinder 2 und einen Druckzylinder 3. Der Druckformzylinder 1 trägt eine Druckform 4, die in rollendem Kontakt mit einem elastischen Aufzug 5 des Übertragungszylinders 2 steht. Im Spalt zwischen dem Übertragungszylinder 2 und dem Druckzylinder 3 wird ein zu bedruckender Bogen 7 geführt. Die Zylinder 1 bis 3 sind synchron in Richtung der Pfeile 8 angetrieben. Die Druckform 4 steht in rollendem Kontakt mit einer ersten Farbauftragswalze 9 eines Farbwerks. Die Farbauftragswalze 9 hat eine elastische Oberfläche und besitzt durch Reibkontakt die Oberflächengeschwindigkeit der Druckform 4 und einer vorgeschalteten Farbreiberwalze 10. Mittels der Farbauftragswalze 9 werden die druckenden Bereiche der Druckform 4 eingefärbt.
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An die Druckform 4 ist weiterhin eine Feuchtmittelauftragswalze 11 angestellt. Die Feuchtmittelauftragswalze 11 besitzt eine elastische Oberfläche. Die Feuchtmittelwalze 11 steht in rollendem Kontakt mit einer Feuchtmittelreiberwalze 12. Die Feuchtmittelreiberwalze 12 ist in Richtung ihrer Achse hin- und hergehend angetrieben. Die Feuchtmittelauftragswalze 11 und die Feuchtmittelreiberwalze 12 besitzen verschiedene Oberflächengeschwindigkeiten. Die Feuchtmittelauftragswalze 11 steht weiterhin in Kontakt mit einer Zwischenwalze 13. Die Zwischenwalze 13 ist an die Farbauftragswalze 9 an- und abstellbar. Die Feuchtmittelauftragswalze 11 steht weiter in Kontakt mit einer Dosierwalze 14. Die Dosierwalze 14 steht in rollendem Kontakt mit einer Tauchwalze 15. Die Dosierwalze 14 und die Tauchwalze 15 besitzen verschiedene Oberflächengeschwindigkeiten. Die Tauchwalze 15 taucht in Feuchtmittel 16 ein, das in einem Behälter 17 bevorratet ist. Beim Drucken wird Feuchtmittel 16 über die Walzen 15, 14, 11 auf die nichtdruckenden Bereiche der Druckform 4 übertragen.
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Der Antrieb der Zylinder 1 bis 3 erfolgt mit einem Hauptantriebsmotor 18, der am Druckformzylinder 1 angreift. Die Feuchtmittelauftragswalze 11 und die Feuchtmittelreiberwalze 12 sind jeweils mit einem Motor 19, 20 gekoppelt. Die Dosierwalze 14 und die Tauchwalze 15 sind jeweils mit einem weiteren Motor 21, 22 angetrieben. Die Motoren 18 bis 22 stehen mit einer Steuereinrichtung 23 in Verbindung. Die Steuereinrichtung 23 enthält einen Rechner 24. An den Rechner 24 sind eine Tastatur 25 und ein Bildschirm 26 angeschlossen.
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Mittels der Steuereinrichtung 23 können die Motoren 18 bis 22 so angesteuert werden, dass zwischen den an den Motoren 18 bis 22 angekoppelten Elementen unterschiedliche Oberflächengeschwindigkeiten bestehen. Wenn eine erste Walze eine Oberflächengeschwindigkeit v1 und eine stromabwärts der ersten Walze liegende zweite Walze eine Oberflächengeschwindigkeit v2 besitzen, dann ergibt sich zwischen den Walzen ein prozentualer Schlupf S mit S = [(v1 – v2)/v2]·100%. Zwischen der Feuchtauftragswalze 11 und der Druckform 4 besteht ein variabler Schlupf S1, der positiv ist, wenn die Oberflächengeschwindigkeit der Feuchtauftragswalze 11 größer als die der Druckform 4 ist. Zwischen der Feuchtmittelreiberwalze 12 und der Feuchtmittelauftragswalze 11 besteht ein variabler Schlupf S2, der positiv ist, wenn die Oberflächengeschwindigkeit der Feuchtmittelreiberwalze 12 größer als die der Feuchtmittelauftragswalze 11 ist. Zwischen der Tauchwalze 15 und der Dosierwalze 14 besteht ein variabler Schlupf S3, der positiv ist, wenn die Oberflächengeschwindigkeit der Tauchwalze 15 größer als die der Druckwalze 14 ist.
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Vor einer Abarbeitung eines Druckauftrags wird zunächst festgelegt, welcher Kategorie A, B, C der Auftrag zuzuordnen ist. Die Zuordnung zu einer Kategorie A, B, C ergibt sich aus dem Druckbild bzw. den Druckbilddaten. Die Zuordnung zu einer Kategorie A, B, C kann von einem Bediener der Druckmaschine vorgenommen werden, der die zutreffende Kategorie A, B, C über die Tastatur 25 eingibt. Die Zuordnung kann weiterhin mittels eines Programms erfolgen, wobei im Rechner 24 eine Druckbilddatenanalyse vorgenommen wird. Handelt es sich um einen Wiederholauftrag, dann kann sich die entsprechende Kategorie A, B, C aus einem vorgehenden Auftrag ergeben, wo bereits eine Zuordnung getroffen wurde.
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Die in diesem Ausführungsbeispiel verwendete Kategorie A betrifft einen Druckauftrag, der eine hohe Anforderung an die Fortdruckstabilität aufweist. Insbesondere handelt es sich um einen emulgierkritischen Auftrag. Ein Auftrag der Kategorie B charakterisiert einen Auftrag mit einer hohen Anforderung an die Wiederholgenauigkeit. Ein Auftrag wird der Kategorie C zugeordnet, wenn es sich um einen qualitätskritischen Auftrag handelt, bei dem beispielsweise die Gefahr des Auftretens von Geistern besteht.
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In einem weiteren Schritt wird in den Rechner 24 eingegeben und gespeichert, welche Eigenschaften die Druckfarbe aufweist, insbesondere, ob es sich um eine konventionelle Druckfarbe (konv) oder eine UV-Druckfarbe (UV) handelt.
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In einem nächsten Schritt wird abhängig von der Auswahl der Kategorie A, B, C eines Druckauftrags und von der Art der verwendeten Druckfarbe (konv, UV) die Zwischenwalze 13 an die Farbauftragswalze 9 selbsttätig an- oder abgestellt. Wie aus einer Tabelle in 2 hervorgeht, wird bei einem Auftrag der Kategorie C und bei Verwendung konventioneller Druckfarbe (konv) die Zwischenwalze 13 an die Farbauftragswalze 9 angestellt (K). Ansonsten bleibt die Zwischenwalze 13 von der Farbauftragswalze getrennt (T).
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Während des Druckens werden die Schlupfe S1, S2, S3 durch Steuern der entsprechenden Motoren 18–22, wie in der Tabelle nach 2 angegeben, eingestellt. Die Schlupfwerte für S1 liegen im Bereich zwischen 0 und –10. S2 hat eine Größe zwischen 0 und –15. S3 liegt in einem Bereich zwischen 0 und –40. Bei einem qualitätskritischen Auftrag der Kategorie C wird zusätzlich der Einsatzwinkel φ bzw. die Phasenlage der hin- und hergehenden Bewegung der Feuchtmittelreiberwalze 12 in Bezug auf die Drehstellung des Druckformzylinders 1 auf die in der Tabelle angegebenen Werte gestellt. Der Einsatzwinkel φ liegt im Bereich zwischen 0° und 240°.
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Die Erfindung ist nicht auf das dargestellte Ausführungsbeispiel beschränkt. Es können z. B. weitere Kategorien für den abzuarbeitenden Auftrag herangezogen werden. Beim Auftreten von Butzen auf der Oberfläche der Druckform 4 kann ein Schlupf S1, S2 vorübergehend von Null verschieden gestellt werden. Dies kann z. B. periodisch jeweils nach einer vorgegeben Zahl von Drucken geschehen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Druckformzylinder
- 2
- Übertragungszylinder
- 3
- Druckzylinder
- 4
- Druckform
- 5
- Aufzug
- 6
- Spalt
- 7
- Bogen
- 8
- Pfeil
- 9
- Farbauftragswalze
- 10
- Farbreiberwalze
- 11
- Feuchtmittelauftragswalze
- 12
- Feuchtmittelreiberwalze
- 13
- Zwischenwalze
- 14
- Dosierwalze
- 15
- Tauchwalze
- 16
- Feuchtmittel
- 17
- Behälter
- 18–22
- Motor
- 23
- Steuereinrichtung
- 24
- Rechner
- 25
- Tastatur
- 26
- Bildschirm
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 10258326 B4 [0002]
- DE 19625030 A1 [0003]
- DE 10000903 A1 [0004]
- DE 102004006231 B3 [0005]