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Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Membrananodensystem für den Einsatz in z. B. herkömmlichen Elektrolysezellen, ein Verfahren zur Herstellung und dessen Verwendung zur Abscheidung von galvanischen Überzügen. Dieses Membrananodensystem zeichnet sich dadurch aus, dass es ohne einen Anolytraum auskommt und so unerwünschte anodische Oxidationsprozesse in galvanischen Elektrolyten verhindern hilft.
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Die elektrochemische Abscheidung von Metallen oder Metalllegierungen – von sogenannten Überzügen – auf andere Metalle oder auch metallbeschichtete Kunststoffe ist eine etablierte Technik zur Veredlung, Verzierung und Erhöhung der Widerstandsfähigkeit von Oberflächen (Praktische Galvanotechnik, Eugen G. Leuze Verlag). Meist wird die elektrochemische Abscheidung von Metallen oder Metalllegierungen dergestalt durchgeführt, dass in einer Elektrolysezelle, die mit Elektrolyt gefüllt ist, Anoden und Kathoden eintauchen. Unter Anlegen einer Spannung über diese zwei Elektroden (Anode und Kathode) werden Metalle oder Metalllegierungen auf das Substrat (Kathode) abgeschieden. In manchen Fällen wird dieser Aufbau variiert und es wird eine Elektrolysezelle bereitgestellt, in der der Elektrolyt durch eine semipermeable Membran in einen Katholyten (Elektrolyt im Kathodenraum) und einen Anolyten (Elektrolyt im Anodenraum) getrennt ist. Das Substrat (Kathode) taucht in den Katholyten ein, der die abzuscheidenden Metallionen enthält. Bei Anlegen einer Spannung fließt ein Strom über den Anolyten durch die Membran in den Katholyten. Diese Systeme werden bereits auf dem Markt angeboten. Jedoch wird in all diesen Systemen im Anodenraum ein Anolyt verwendet um den Stromfluss zu gewährleisten. Unterhalt, Analyse und Wartung des Anolyten bedingen für diese Systeme einen zusätzlichen Aufwand. Wird in diesen Systemen die Membran beschädigt, gelangt Anolyt in den Kathodenraum und kontaminiert den Katholyten. In den meisten Fällen wird dieser dadurch unbrauchbar und muss kostspielig entsorgt werden. Ein weiterer Nachteil ist der erhöhte Platzbedarf für den Anolytraum, der nicht für die Warenbeschichtung zur Verfügung steht. Dadurch können diese herkömmlichen Systeme nicht, oder nur unter sehr hohem Kosten- und Zeitaufwand, in bestehende Elektrolysezellen eingebracht werden.
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Bei vielen Elektrolyten, die mit herkömmlichen, unlöslichen Anoden betrieben werden treten oft unerwünschte, anodische Oxidationsvorgänge auf. Dabei werden die enthaltenen Metalle, Komplexbildner und organischen Zusätze, welche im Katholyten zugegen sind an der Oberfläche der unlöslichen Anoden während der Abscheidung oxidiert. Durch diese Oxidationsvorgänge ist die Standzeit vieler Elektrolyte/Elektrolytsysteme begrenzt, da sich die gebildeten Oxidationsprodukte störend auf die elektrolytische Abscheidung auswirken. Des Weiteren werden teure, organische oder anorganische Verbindungen in Form von Glanzzusätzen an den Anoden zerstört und müssen kontinuierlich ergänzt werden, was einen großen Kostenfaktor darstellt. Im Falle von Edelmetallelektrolyten kommt hier noch zusätzlich ein großer Kostenfaktor durch notwendige Neuansätze oder zeit- und kostenintensive Reinigungsverfahren zum Tragen.
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Das Ziel dieser Erfindung ist insbesondere die Vermeidung dieser unerwünschten anodischen Oxidationsvorgänge während der Abscheidung und die Vereinfachung bestehender Membran-Elektrolyse-Systeme, so dass eine Umsetzung der Erfindung in bestehenden Anlagen direkt und ohne kostenaufwändige Umbaumaßnahmen realisiert werden kann.
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Diese und weitere sich aus dem Stand der Technik in nahe liegender Weise ergebende Aufgaben werden durch ein Anodensystem, welches Gegenstand des vorliegenden Anspruchs 1 ist gelöst. Besondere Ausführungsformen des Anodensystems befinden sich in den Ansprüchen 2–4. Anspruch 5 ist auf ein geeignetes Herstellverfahren für die erfindungsgemäßen Anodensysteme gerichtet. Ansprüche 6–9 umfassen den vorteilhaften Einsatz der erfindungsgemäßen Anodensysteme in einem Elektrolyseverfahren. Anspruch 10 richtet sich auf eine Elektrolysezelle aufweisend das erfindungsgemäße Anodensystem.
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Dadurch, dass man ein Anodensystem zur Verfügung stellt, welches so ausgestaltet ist, dass es durch einfaches Eintauchen in den Katholyten für die Verwendung in Elektrolysezellen zur Abscheidung galvanischer Überzüge geeignet ist, wobei nach dem Eintauchen der Katholyt von der Anode durch eine gequollene für Kationen oder Anionen durchlässige Polymermembran getrennt ist und die Polymermembran mit der Anode und nicht mit der Kathode in direktem Kontakt steht, gelangt man äußerst vorteilhaft aber dafür nicht minder überraschend zur Lösung der gestellten Aufgabe. Mittels der so gewählten Anordnung der Anode ist es möglich, den normalerweise vorhandenen und mit einem Anolyten gefüllten Anodenbereich einer Elektrolysezelle auf die mit einer gequollenen Polymermembran umfasste und mit ihr kontaktierte Anode zu reduzieren. Dies führt dazu, dass der für die Elektrolyse sonst notwendige Anolyt vollkommen verzichtbar wird. Neben dem raumsparenden Effekt ist weiterhin zu vermerken, dass nunmehr keine unerwünschten Oxidationsreaktionen oder schädlichen Nebenreaktionen an der Anode mehr vonstatten gehen können, was die Stabilität des Elektrolyten maßgeblich erhöhen hilft. Letztlich bleibt zu konstatieren, dass die Einsatzkosten für die Elektrolyse sinken, da weniger Material, insbesondere die eingangs beschriebenen Additive, benötigt wird. Dies war vor dem Hintergrund des Standes der Technik nicht zu erwarten. Bezüglich des Aufbringens der Polymermembran auf die Anode sei auf die Ausführungen hinsichtlich des erfinderischen Verfahrens zur Herstellung der Direktkontakt-Membrananode verwiesen.
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Als Behältnis, in dem die Elektrolyse gemäß der erfindungsgemäßen Anordnung durchzuführen ist, kann jedes für den Fachmann infrage kommende Gefäß verwendet werden (Praktische Galvanotechnik, Eugen G. Leuze Verlag, Fünfte Auflage 1997, Seite 93 ff.). Während als Kathode das jeweilige Substrat dient, auf dem die Metalle oder Metalllegierungen abgeschieden werden sollen, ist die zu verwendende Anode im vorliegenden Fall eine unlösliche Elektrode. Derartige Anoden sind dem Fachmann hinlänglich bekannt. Die Anode kann aus Flachmaterial (Flachmaterial = Bleche (Metall-Anoden), Plattenmaterial (GLC-, Graphit-Anoden)), Sintermaterial (http://de.wikipedia.org/wiki/Sintern) oder Streckmetall (Lieferprogramm Umicore Galvanotechnik GmbH, Anoden für die Galvanotechnik) bestehen. Als unlösliche Anoden werden bevorzugt solche aus einem Material ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus platiniertem platiniertem Titan, Graphit, Edelstahl, mit Iridium-Übergangsmetall-Mischoxid beschichtetes Titan, Tantal oder Niob und speziellem Kohlenstoffmaterial („Diamond Like Carbon” DLC, Glaskohlenstoff „glassy carbon” GC) und Kombinationen dieser Anoden eingesetzt. Besonders bevorzugt werden Mischmetalloxid-Anoden aus Iridium-Ruthenium-Mischoxid, Iridium-Ruthenium-Titan-Mischoxid oder Iridium-Tantal-Mischoxid. Weitere können bei Cobley, A. J. et al. (The use uf insoluble Anodes in Acid Sulphate Copper Electrodeposition Solutions, Trans IMF, 2001, 79 (3), S. 113 und 114) gefunden werden. Die Form der Anode kann vom Fachmann dem jeweiligen Elektrolysezweck entsprechend angepasst werden. Für die erfindungsgemäße Direktkontakt-Membrananode ist es ganz besonders bevorzugt, wenn als unlösliches Anodenmaterial ein mit Mischmetalloxiden beschichtetes Titan-, Niob- oder Tantalblech verwendet wird.
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Als Polymermembranen, die für die vorliegende Erfindung verwendet werden können, kommen alle dem Fachmann für diesen Zweck in Frage kommende Membranen, z. B. Kationen- oder Anionentauschermembranen (kurz Ionenaustauschermembranen) in Betracht. Bei deren Auswahl wird er sich einerseits auf die Tatsache stützen, dass nur bestimmte Ionen im Stande sein sollen, die Membran zu passieren, dass die Membran eine hohe Aufnahmefähigkeit für die Prozesslösungen besitzt, damit eine ausreichende Leitfähigkeit der Membran vorhanden ist und andererseits die Fähigkeit der Membran im Auge haben, einen möglichst über die gesamte Oberfläche bestehenden direkten Kontakt mit der Anode herstellen zu können, so dass ein optimaler Stromtransport tatsächlich stattfinden kann. Geeignete Membranen für diese Anwendung sind alle herkömmlichen ionenleitfähigen Membranen, sogenannte Ionomere. Diese werden standardmäßig in Polymer-Elektrolyt Membran-Brennstoffzellen oder auch in Batterien eingesetzt. Beispiele:
Polypyrrol-Membranen (
Flintjer, B.; Jansen, W.: Polypyrrol und Polypyrrol-Batterien. In: Praxis der Naturwissenschaften – Chemie, Jg. 38, 1989, Heft 3, S. 7–11.);
Olefinpolymer-Membranen (
DE 19826702 A1 17.12.1998, Verfahren zur Herstellung einer Ionenaustauschermembran, die als Separator in einer Brennstoffzelle verwendbar ist, Solvay S. A., Brüssel/Bruxelles, BE, Brunea, John A., Tavaux, FR), Beispiel: TOPAS COC Polymermembranen von der Fa. TOPAS Advanced Polymers;
Sulfonierte Polystyrolmembranen, Perfluorierte Ionomere (PFSI-Membranen), S-PEEK, S-PSU, PSU-CI, ICVT Membranen (
Bipolarplatten für Polymerelektrolyt Brennstoffzellen aus thermisch- und elektrisch hochleitfähigen thermoplastischen Kunststoffen, Rezeptierung, Herstellung, Charakterisierung und Anwendung; 2.4.1.4 Die Membran Seite 30–33;
Ralf Kaiser ISBN 978-3-8325-2033-5/Preparation of Membrane for Proton Exchange Membrane Fuel Cell, World Academy of Science, Engineering and Technology 48 2008, Nilar Win, Mya Mya Oo);
Fluorierte/perfluorierte sulfonierte Polymer-Membranen (PFSA-Membranen). Beispiele: * Nafion-Membranen von DuPont Inc.: Nafion N112, Nafion N115, Nafion N117, Nafion 324, Nafion N424, Nafion NR211, Nafion NR212, Nafion N1110.
* Aciplex-Membranen von Asahi Chemical Industry Company.
* Flemion-Membranen von Asahi Glass Company.
R. Fernandez: Polymer Data Handbook, 1999, Oxford University Press, Inc., Pages 233 ff);
Arylpolymer-Membranen (WIPO Patent Application
WO/2001/064322 , Application Number:
PCT/EP2001/002311 , Publication Date: September 07, 2001, Filing Date: March 01, 2001, Cui, Wei);
Polyether-Keton-Membranen (Polymer electrolyte membrane and process for its manufacture.
EP 0574791 , HOECHST AG, HELMER-METZMANN FREDDY DR);
Polybenzimidazol-Membranen (
http://www.celanese.com/240501_powering_the_future-2.pdf);
thermoplastic base polymer-Membranes (
EP 0 698 300 B1 Polymer Brennstoffzelle, Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der Angewandten Forschung EV 80636 München, Konstantin Ledjeff);
perfluorosulfonic acid polymer-Membranes (OXIDATION-STABILISED POLYMER ELECTROLYTE MEMBRANE FOR FUEL CELLS, WIPO Patent Application
WO/2008/025465 ,
EP 2007/007348 , Publication Date: March 06, 2008, DAIMLERCHRYSLER AG;
Perfluorcarboxylat-ionomere (Flemion Asahi);
Polyamide, Polyamine, Poly(vinylalkohol)-Membranen;
Perfluorphosphonat-Membranen;
Weitere werden in dem Buch
„Solid Polymer Electrolytes", Wiley 1991, Fiona M. Gray, beschrieben.
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Bevorzugt werden für Kationen durchlässige Membranen herangezogen. Besonders bevorzugt ist als Polymermembran eine solche ausgewählt aus der Gruppe der fluorierten/perfluorierten Ionomere, ganz besonders bevorzugt die fluorierten/perfluorierten, sulfonierten Ionomere. Diese Membranen weisen eine hohe Aufnahmefähigkeit von Elektrolyten auf und besitzen dadurch einen sehr geringen Übergangswiderstand, was die Elektrolysespannung deutlich senkt. Weitere besonders bevorzugte Ausführungsformen dieser Membranen sind solche, die mit ggf. Teflonfasern verstärkt sind, um eine hohe mechanische Belastbarkeit zu erzielen.
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Ebenfalls von der vorliegenden Erfindung umfasst ist ein Verfahren zur Herstellung der erfindungsgemäßen Direktkontakt-Membrananode. Das Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, dass man
- i) die Membran in deionisiertem Wasser vorquellen lässt,
- ii) die vorgequollene Polymermembran direkt auf die Anode aufbringt und
- iii) letztere so mit der Polymermembran ummantelt, dass sie nicht vom Katholyten benetzt werden kann.
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Durch die direkte Kontaktierung kann man in relativ einfacher Weise durch Anlegen eines Stromflusses zwischen Kathode (Substrat) und Anode in einem Katholyten eine Elektrolyse durchführen. Dem Fachmann ist dabei geläufig, wie er die Polymermembranen vorquellen lassen kann (z. B. Herstellerinformationen). Vorzugsweise erfolgt das Quellen der Membran in deionisiertem, warmen, leicht alkalisiertem Wasser.
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Das Aufbringen der Membran auf die Anode ist dem Fachmann aus dem Bereich der Brennstoffzellenherstellung bekannt (Handbook of Fuel Cells, Vol. 3, Wiley 2003, S. 538 ff; http://www.fz-juelich.de/ief/ief-3/MEA_Herstellverfahren/). Wichtig ist, dass ein möglichst direkter Kontakt mit der Anode hergestellt wird, d. h. es darf möglichst kein Spalt zwischen der Membran und dem Anodenmaterial auftreten. Bei einem möglichst schlüssigen Verbund von Polymermembran und Anode ist ein vorteilhafter Stromfluss gegeben, was in einer geringeren Zellspannung zum Ausdruck kommt. Das Aufbringen der Membran auf die Anode kann in Form des Polymers als auch in Form einer Polymer-Lösung geschehen. Die vorgequollene Polymermembran kann dabei vorzugsweise durch Laminieren, Aufpressen, Aufkleben und/oder Aufspannen aufgebracht werden. Wird eine Polymer-Lösung verwendet, wird die ionenselektive Schicht durch Tauchen, Giessen, Rakeln, Spritzen, Walzen und/oder über Siebdruckverfahren auf die Anode aufgebracht. Dabei kann die Polymer-Lösung als Endschicht oder als Haftvermittler zwischen Ionenaustauschermembranen und Anode dienen.
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Ebenfalls wichtig ist, dass die Polymermembran die Anode so umfasst, dass beim späteren Eintauchen in den Katholyten kein Katholyt an die Anode gelangen kann. D. h., dass die Anode hinsichtlich solcher Bereiche mit der Polymermembran beschichtet ist, mit denen Sie in den Katholyten eingetaucht wird. Die jeweilige Schichtdicke der Membran ist vom Fachmann durch Routineexperimente zu ermitteln. Der Fachmann wird sich an der Tatsache orientieren, dass eine ausreichende Rückhaltung des Katholyten mit einem möglichst optimalen Stromfluss in Einklang zu bringen ist.
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Es ist insgesamt vorteilhaft, wenn die Direktkontaktmembran in irgendeiner Weise auf der Anode stabilisiert wird, um deren mechanische Haltbarkeit und Haftung zu verbessern. Dies geschieht z. B. dadurch, dass die Membran durch elektrolytdurchlässige Halte- und Pressvorrichtungen auf die Anode fixiert werden. Dies kann z. B. durch einen mehrschichtigen Aufbau auf der Membran geschehen. Der Mehrschichtige Aufbau besteht aus einer Schicht aus gesintertem Kunststoff. Diese Schicht gewährleistet, dass die Membran vollflächig an der Anode anliegt und verhindert mechanische Beschädigungen der Membran. Auf dieser Sinterschicht werden gelochte Kunststoffplatten angebracht. Mit diesen Platten wird der gesamte Membrananodenaufbau zusammengepresst und stabilisiert. Durch diesen mehrschichtigen Aufbau wird immer ein guter Kontakt von der Membran zu der Anode gewährleistet und gleichzeitig ein Schutz gegen mechanische Beschädigungen der Membran angebracht. Eine weitere Möglichkeit der Stabilisierung der Membran selbst ist in ihrer Verstärkung durch Einarbeiten von Stützstrukturen zu sehen, wie z. B. Teflonfasern. Als alternative Stützstrukturen böten sich Mono- oder Multifilamentgewebe aus anderen inerten Materialien an (www.fumatech.com/Startseite/Produkte/fumasep/Ionenaustauschermembranen/)
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Weiterhin richtet sich die vorliegende Erfindung auf die Verwendung der erfindungsgemäßen Direktkontakt-Membrananoden zur elektrochemischen Abscheidung von Metallüberzügen auf dekorative und technische Gegenstände. Bei der erfindungsgemäßen Verwendung geht man vorzugsweise dergestalt vor, dass man die dekorativen und technischen Gegenstände in den entsprechenden Katholyten taucht und einen zur Abscheidung der Metallüberzüge ausreichenden Stromfluss zwischen diesen und der Anode gewährleistet. Die weiteren bzgl. der Direktkontakt-Membrananoden oder deren Herstellungsverfahren genannten bevorzugten Ausführungsformen gelten sinngemäß für deren Verwendung entsprechend. Die Temperatur während der Abscheidung wird maßgeblich durch den verwendeten Katholyten determiniert. Im Allgemeinen liegen die Temperaturen, bei denen die Membran noch ausreichend genug funktioniert im Bereich von 1–150°C, bevorzugt 10–100°C und ganz besonders bevorzugt zwischen innerhalb eines Temperaturintervalls von 20–80°C.
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Mit der erfindungsgemäßen Direktkontakt-Membrananode lassen sich in normalen Beschichtungszellen viele Metalle und Metalllegierungen auf entsprechende Substrate abscheiden. Abhängig von den abzuscheidenden Metallen und Metalllegierungen wird der Fachmann den Elektrolyten auswählen. Als Beispiel können folgende Elektrolyte angeführt werden, die zur Abscheidung von Edelmetallen und Nichtedelmetallen oder deren Metalllegierungen ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Silber, Gold, Palladium, Platin, Rhodium, Ruthenium, Iridum, Rhenium, Kupfer, Zinn, Zink, Eisen, Nickel, Kobalt, Chrom, Mangan, Molybdän, Wolfram, Tantal, Thallium, Bismuth, Antimon, Indium, Gallium, Blei, Cer, Selen, Cadmium, Samarium, Vanadium, Tellur und deren Legierungen befähigt sind.
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Besonders bevorzugt ist die allgemeine Ausführungsform, bei der als Anodenmaterial ein mit Mischmetalloxiden beschichtetes Titan-, Tantal- oder Niobblech (s. o.) verwendet wird. Auf dieses Blech wird dann eine, in deionisiertem Wasser vorgequollene Membran vollumflächig dergestalt aufgepresst, dass der Bereich der Anode, welcher in den Katholyt taucht, von diesem nicht benetzt wird. Alternativ ist das Aufspannen ebenfalls möglich. Anschließend wird diese Anode in einen Katholyten eingetaucht und ein Stromfluss zwischen Kathode (Substrat) und Anode gewährleistet.
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Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ebenfalls eine Elektrolysezelle aufweisend eine Kathode, einen Katholyten und ein beschriebenes erfindungsgemäßes Anodensystem zur Abscheidung galvanischer Überzüge. Bevorzugte Ausführungsformen der Elektrolysezelle können den weiter oben schon zum Anodensystem genannten Passagen entnommen werden.
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Als vorteilhaftes Anwendungsgebiet können die Direktkontakt-Membrananoden bei der Beschichtung von Bauteilen in sauren Kupferelektrolyten angewendet werden. Bei dem herkömmlichen Beschichtungsverfahren werden lösliche Anoden verwendet. Dadurch, dass die anodische Stromausbeute höher als die kathodische Stromausbeute ist, wird Kupfer in diesen Elektrolyten aufkonzentriert. Dadurch muss ein saurer Kupferelektrolyt immer wieder verdünnt werden, damit die Arbeitsparameter nicht verschoben werden. Normalerweise werden unlösliche MMO-Anoden (Mischmetalloxidanoden) mit in den Elektrolyten eingebracht, um die lösliche Anodenfläche zu verkleinern, damit es nicht zu einer Aufkonzentration des Kupfers in diesen Elektrolyten kommt. Jedoch werden durch diese Anoden die organischen Glanzzusätze zerstört und es kommt zu einem sehr großen Verlust an teuren, organischen Zusätzen. Werden die löslichen Anoden mit den Direktkontakt-Membrananoden kombiniert, wird die anodische Oxidation dieser teuren Zusätze vermieden.
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Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Verwendung der Direktkontakt-Membrananoden bei der Abscheidung von Chrom aus Cr(III)-haltigen Elektrolyten. Bei diesen Elektrolytsystemen kommt es an unlöslichen Anoden zu einer Aufoxidation des Chroms zu Chrom (VI). Diese Oxidationsstufe des Chroms ist sehr giftig und krebserzeugend und der Elektrolyt wird unbrauchbar. Durch die Verwendung von Direktkontakt-Membrananoden wird diese Aufoxidation vermieden und dadurch der Arbeitsschutz erhöht und die Lebensdauer des Elektrolyten vervielfacht.
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Bei den herkömmlichen Verfahren zur Abscheidung von Palladium-Nickel werden unlösliche Anoden eingesetzt. An diesen Anoden wird mit der Zeit der stets vorhandene Komplexbildner zerstört und das Pd in eine höhere Oxidationsstufe überführt. Dadurch sinkt in diesem Elektrolyt schon nach kurzer Zeit (0,5 Ah/l) die Abscheiderate und die abgeschiedenen Schichten werden unbrauchbar. Die herkömmliche Methode, diesen Elektrolyten wieder auf die anfängliche Abscheideleistung zu bringen, ist eine Behandlung mit Aktivkohle. Dieses bedeutet aber einen hohen Zeit- und Kostenaufwand. Durch die verwendete Direktkontakt-Membrananode in Palladium-Nickelelektrolyten werden diese Oxidationsvorgänge vermieden und der Elektrolyt weist eine deutlich längere Standzeit (> 20 Ah/l) auf.
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Weitere elektrolytische Abscheidungsprozesse profitieren ebenfalls vom Einsatz des gegenständlichen Anodensystems. Des Weiteren ist das neue Anodensystem leichter zu handhaben als herkömmliche Systeme, in denen getrennte Kathoden- und Anodenräume existieren. Das System kann in bestehenden Galvanisierungsanlagen ohne große Umbaumaßnahmen realisiert werden. Neben einer Stromausbeute von nahezu 100% bedingt die erfindungsgemäße Direktkontakt-Membrananode durch die verminderte oxidative Zerstörung von Additiven und die fehlenden anodenbedingten Nebenreaktionen eine wesentlich verlängerte Standzeit von Elektrolytsystemen (s. o.). Dies war vor dem Hintergrund des verfügbaren Standes der Technik nicht zu erwarten gewesen.
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Figuren:
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1 – Aufbau einer herkömmlichen Membranzelle
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2 – Aufbau Direktkontakt-Membrananode
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3 – Aufbau einer Elektrolysezelle mit Direktkontakt-Membrananoden
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Kathode
- 2
- Anode
- 3
- Ionenaustauschermembran
- 4
- Anolyt
- 5
- Katholyt
- 6
- Elektrolysebehälter
- 7
- Mechanischer Schutz gegen Beschädigung
- 8
- Direktkontakt-Membrananode
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 19826702 A1 [0008]
- WO 2001/064322 [0008]
- EP 2001/002311 [0008]
- EP 0574791 [0008]
- EP 0698300 B1 [0008]
- WO 2008/025465 [0008]
- EP 2007/007348 [0008]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- Praktische Galvanotechnik, Eugen G. Leuze Verlag [0002]
- Praktische Galvanotechnik, Eugen G. Leuze Verlag, Fünfte Auflage 1997, Seite 93 ff. [0007]
- http://de.wikipedia.org/wiki/Sintern [0007]
- Cobley, A. J. et al. (The use uf insoluble Anodes in Acid Sulphate Copper Electrodeposition Solutions, Trans IMF, 2001, 79 (3), S. 113 und 114) [0007]
- Flintjer, B.; Jansen, W.: Polypyrrol und Polypyrrol-Batterien. In: Praxis der Naturwissenschaften – Chemie, Jg. 38, 1989, Heft 3, S. 7–11. [0008]
- Bipolarplatten für Polymerelektrolyt Brennstoffzellen aus thermisch- und elektrisch hochleitfähigen thermoplastischen Kunststoffen, Rezeptierung, Herstellung, Charakterisierung und Anwendung; 2.4.1.4 Die Membran Seite 30–33 [0008]
- Ralf Kaiser ISBN 978-3-8325-2033-5/Preparation of Membrane for Proton Exchange Membrane Fuel Cell, World Academy of Science, Engineering and Technology 48 2008, Nilar Win, Mya Mya Oo [0008]
- R. Fernandez: Polymer Data Handbook, 1999, Oxford University Press, Inc., Pages 233 ff [0008]
- http://www.celanese.com/240501_powering_the_future-2.pdf [0008]
- „Solid Polymer Electrolytes”, Wiley 1991, Fiona M. Gray [0008]
- Handbook of Fuel Cells, Vol. 3, Wiley 2003, S. 538 ff [0012]
- http://www.fz-juelich.de/ief/ief-3/MEA_Herstellverfahren/ [0012]
- www.fumatech.com/Startseite/Produkte/fumasep/Ionenaustauschermembranen/ [0014]