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Die Erfindung betrifft eine Sitzvorrichtung, insbesondere für die Therapie einer Person mit einer Behinderung, die ein Gestell aufweist, an oder auf dem ein Sitzelement angeordnet ist, wobei das Sitzelement eine sattelförmige Sitzfläche aufweist, wobei das Sitzelement sich entlang einer horizontalen Längsachse erstreckt und wobei die Sitzfläche in der Seitenansicht einen tiefsten Punkt aufweist, von dem aus sich in Richtung der Längsachse und gegen die Richtung der Längsachse je ein konkav geformter Sitzbereich erstreckt.
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Eine Sitzvorrichtung dieser Art ist beispielsweise aus der
DE 296 13 135 U1 bekannt. Um die Oberschenkel nicht – wie bei einem klassischen Stuhl – waagrecht zu halten, sondern zwecks einer besseren Haltung allseitig sanft abfallen zu lassen, sieht die hier beschriebene Lösung einen Stuhl vor, dessen Sitzfläche sattelförmig ausgebildet ist.
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Eine ähnliche Lösung ist aus der
DE 203 06 334 U1 bekannt. Der hier beschriebene Hocker hat ebenfalls eine sattelförmige Sitzfläche.
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Insbesondere bei körperbehinderten Kinder und Jugendlichen, die unter Spastik oder Muskelhypotonie im Rumpf- und Beinbereich leiden, ist es in vielen Fällen erforderlich, ein Training bzw. eine Bewegungstherapie durchzuführen, um die Fähigkeit zu laufen zu schulen. Je nach dem Grad der Behinderung ist es dabei erforderlich, durch eine Sitzvorrichtung der eingangs genannten Art eine externe Halte- und Stützfunktion bereitzustellen, da jedenfalls im Frühstadium der Therapie die Patienten nicht die Fähigkeit haben, sich aus eigener Kraft zu halten und zu gehen.
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Hierfür kann eine Sitzvorrichtung der eingangs genannten Art mit einem Gestell versehen werden, das rollen kann. So wird der Patient während des Sitzens und des Fortbewegens stabilisiert und gehalten.
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Nachteilig ist es dabei, dass die vorbekannte Lösungen insbesondere bei der Therapie bzw. beim Training von Kinder und Jugendlichen unzureichend sind, da die vorbekannten Lösungen eher für eine klassische Nutzung vorgesehen sind, z. B. als Bürostuhl, und folglich für Therapiezwecke nicht tauglich sind.
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Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Sitzvorrichtung der gattungsgemäßen Art so fortzubilden, dass sie sich optimal für die Bewegungstherapie eines Patienten eignet, so dass während der Therapie eine optimale Halte- und Stützfunktion auf den Patienten ausgeübt wird, er jedoch in seiner Bewegungsfreiheit möglichst wenig beeinflusst wird. Insbesondere soll die Bewegungsfähigkeit des Patienten während des Laufens unterstützt und möglichst wenig behindert werden, wenngleich eine physiologisch effiziente Stützfunktion der Beine für den Patienten bereitgestellt werden soll.
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Es soll also eine effektive Haltefunktion für das Becken und den Rumpf des Patienten sowie eine Stützfunktion für dessen Beine bereitgestellt werden. Die Haltefunktion soll eine Beckenstabilisierung in der sog. Neutral-Null-Stellung ermöglichen (als Neutral-Null-Stellung bezeichnet man die Körperposition, die ein Mensch im normalen aufrechten, etwa hüftbreiten Stand einnimmt).
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Die Lösung dieser Aufgabe durch die Erfindung zeichnet sich dadurch aus, dass vertikal unterhalb des in Längsrichtung vorderen Endes der konkaven Ausformung des Sitzbereichs beidseitig der Längsachse je ein Auflageblatt für die Auflage des Oberschenkels der die Sitzvorrichtung benutzenden Person angeordnet ist, das an den Sitzbereich angeformt ist, wobei das Auflageblatt in einem Horizontalschnitt in der Draufsicht auf das Sitzelement eine zumindest abschnittsweise, vorzugsweise vollständig konkave Oberfläche aufweist.
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Die vertikale Erstreckung der Auflageblätter nach unten endet dabei bevorzugt vor Erreichung des Bereichs des Knies der die Sitzvorrichtung benutzenden Person.
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Eine besonders gute Führung der Oberschenkel des Patienten wird erreicht, wenn die einer Mittenebene der sattelförmigen Sitzfläche am nächsten liegenden Punkte der konkaven Oberfläche vom tiefsten Punkt der Sitzfläche aus und normal auf die Mittenebene gesehen in einem Bereich verlaufen, der sich vom tiefsten Punkt aus unter einem Winkel zwischen 30° und 70° nach vorne und nach unten erstreckt.
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Das in Längsrichtung vordere Ende des Sitzbereichs kann am Ende der konkaven Ausformung eine Tangente bilden, die bei bestimmungsgemäßem Gebrauch der Sitzvorrichtung zur Horizontalen einen Winkel einschließt, der zwischen 25° und 60° beträgt. Das entgegen der Längsrichtung hintere Ende des Sitzbereichs am Ende der konkaven Ausformung kann eine Tangente bilden, die bei bestimmungsgemäßem Gebrauch der Sitzvorrichtung zur Horizontalen einen Winkel einschließt, der zwischen 40° und 75° beträgt.
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Die vertikale Erstreckung des Sitzelements zwischen dem höchsten Punkt im in Längsrichtung vorderen Bereich des Sitzelements und dem tiefsten Punkt der Auflageblätter beträgt zumeist zwischen 18 cm und 48 cm.
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Das Auflageblatt kann weiterhin in einem Vertikalschnitt in der Vorderansicht in Richtung der Längsachse auf das Sitzelement eine konvexe Oberfläche aufweisen. In einem Vertikalschnitt in der Vorderansicht kann dabei in Richtung der Längsachse durch den Bereich des Auflageblatts ein Winkel definiert sein, der zwischen zwei Geraden eingeschlossen ist, die gemeinsam durch den höchsten Punkt der Sitzfläche und die Punkte des weitesten Abstands der beidseitig der Längsachse liegenden konvexen Oberflächen gehen, wobei dieser Winkel zwischen 50° und 100° beträgt.
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Das Sitzelement weist bevorzugt in seinem in Längsrichtung hinteren Endbereich bei bestimmungsgemäßem Gebrauch eine höhere vertikal Lage auf als in seinem in Längsrichtung vorderen Endbereich, wobei die vertikale Lage im hinteren Endbereich vorzugsweise um einen Betrag zwischen 2 cm und 10 cm höher liegt als die vertikale Lage im vorderen Endbereich.
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Das Gestell weist bevorzugt unterhalb des Sitzelements einen Stützfuß auf, der sich in Richtung der Längsachse nach vorne erstreckt. Hierdurch wird die Fortbewegung des Patienten auf der Sitzvorrichtung sitzend nicht behindert.
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Die vorgeschlagene Lösung stellt also gemäß einem Aspekt der Erfindung ein Sitzmöbel dar, das auf einem Mehrfußuntergestell mit oder ohne Rollen angeordnet ist und zur Therapie körperbehinderter Kinder und Jugendliche genutzt werden kann. Die Schulung bzw. das Training der Fortbewegung kann mit diesem Sitzgerät optimal unterstützt werden.
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Die Sitzvorrichtung ermöglicht eine physiologische Körperaufrichtung und aktiviert die Gewichtsverlagerung für die Stand- und Spielbeinfunktion zur Fortbewegung. Zudem ist sie grundsätzlich auch für gesunde Kinder und Jugendliche und für Erwachsene geeignet, insbesondere als Bürostuhl oder als Schulstuhl.
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Die Größe und Ausformung der Sitzfläche ist durch die definierte Ausgestaltung für die genannte Anwendung optimiert. Sie ist insbesondere nicht zu groß und zu flach. Es wird aufgrund der angegebenen Ausgestaltung der Sitzvorrichtung und namentlich der Sitzfläche eine günstige Einflussnahme auf die Beckenstellung und damit auf die axiale Streckung der Wirbelsäule genommen.
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Vorteilhaft ist ferner, dass der zu therapierende Patient sich mittels der Sitzvorrichtung (im Falle deren Ausbildung als rollendes Gerät) selbständig fortbewegen kann. Dabei erfolgt eine sichere Unterstützung der Becken- und Beinführung.
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Von besonderem Vorteil ist, dass sich eine Außendrehung des Beines von ca. 30° bis 55° ergibt, wenn, gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung, ausgehend von dem genannten tiefsten Punkt der Sitzfläche, die am nächsten an der Mittenebene liegenden Punkte der im Horizontalschnitt konkav ausgebildeten Oberschenkelauflage sich entlang eines Bereichs erstrecken, der sich von der Seite aus betrachtet vom tiefsten Punkt aus zwischen 30° und 70° nach vorne und abwärts erstreckt.
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Vorteilhaft ist die starke Konkavität der Sitzfläche (von der Seite aus gesehen) sowie die starke Konvexität der Sitzfläche (von vorne gesehen), die sich über die wesentliche Kontaktfläche des Gesäßes und der Oberschenkel mit dem Sitz erstrecken und aufgrund der genannten Definition gegeben sind. Es ist ein deutlich tiefster Punkt auf der Sitzfläche vorhanden, abgeleitet von einem sog. tiefen Sitz, wie er bei Dressursätteln aus dem Pferdesport bekannt ist. Dies hat einen vorteilhaften und großen Einfluss auf die Beckenstabilität. Kombiniert wird die Ausgestaltung der Sitzfläche mit einem vorgezogenen Auflageblatt (für die Oberschenkelauflage), wie sie von Springsätteln aus dem Pferdesport bekannt sind. Dieses Auflageblatt erstreckt sich allerdings nur bis oberhalb des Knies.
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Die Sitzfläche ist so ausgebildet, dass sie vom Hüftgelenk ausgehend den Oberschenkel in physiologischer Abspreizung bis oberhalb des Knies führt und eine Außendrehung und eine leichte Hüftbeugung bewirkt, was dem spastischen Bewegungsmuster entgegen wirkt und physiologische Muskelaktivität anbahnt. Dies liefert einen sehr guten Halt und eine hohe Stabilität nach beiden Seiten, was ein sicheres Sitzen ohne weitere Fixierungen ermöglicht.
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Da bevorzugt vorgesehen ist, dass ein Stützfuß des tragenden Gestells in Längsrichtung verläuft, wird die Fortbewegung hierdurch nicht gestört.
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Des weiteren ist es relativ problemlos möglich, eine Brustpelotte, einen Rumpfring, einen höhenverstellbaren Haltegriff, eine Lendenanstützung oder ähnliche Hilfsmittel an der Sitzvorrichtung anzuordnen, um einer oft vorhandenen Fallangst des Patienten entgegenzuwirken, was abhängig vom Grad der Behinderung nötig sein kann. Damit kann auch die Aufrichtung der Brustwirbelsäule gefördert bzw. erreicht werden.
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Somit wird es mit der vorgeschlagenen Sitzvorrichtung insbesondere auch körperbehinderten Kinder und Jugendlichen möglich, sich selbständig im Sitzen mit den Beinen fortzubewegen. Dabei wird permanent die physiologische Rumpfaufrichtung und die Beinmuskulatur trainiert, die zum Laufen und für die Rumpfstabilität nötig sind. Demgemäß werden pathologische oder Ersatzbewegungsmuster gehemmt und physiologische Muster trainiert. Somit kann selbst im Sitzen das Laufen angebahnt und aktiviert werden, ohne dass eine Hilfsperson notwendig ist.
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Insbesondere bei körperbehinderten Kinder und Jugendlichen wird damit eine günstige Ergonomie beim Laufen geschult, so dass die Abduktion und Außenrotation des Hüftgelenks bzw. des Beins optimiert werden.
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In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung dargestellt. Es zeigen:
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1 in der Seitenansicht eine Sitzvorrichtung mit sattelförmigem Sitzelement auf einem Gestell,
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2 das sattelförmige Sitzelement der Sitzvorrichtung in perspektivischer Darstellung,
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3 das sattelförmige Sitzelement der Sitzvorrichtung in der Seitenansicht,
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4 das sattelförmige Sitzelement im Schnitt A-B gemäß 3,
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5 das sattelförmige Sitzelement der Sitzvorrichtung in der Draufsicht,
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6 die Sitzvorrichtung in der Draufsicht und
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7 schematisch das Sitzelement in der Seitenansicht, wobei ein teilweise angedeuteter Patient auf ihm sitzt.
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In 1 ist eine Sitzvorrichtung 1 dargestellt, die als Therapiegerät für körperbehinderte Kinder dient, insbesondere für solche mit spastischen Lähmungen. Die Sitzvorrichtung 1 weist ein Gestell 2 auf, dessen Stützfüße 22, 23 (es sind hiervon mindestens drei, ggf. auch vier oder fünf vorhanden) mit Rollen 24 versehen sind. Auf dem Gestell 2 ist ein Sitzelement 3 mit sattelförmiger Sitzfläche 4 angeordnet.
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Dabei sind Mittel 25 vorgesehen, mit denen das Sitzelement 3 in der Höhe verstellt werden kann (s. Doppelpfeil), z. B. ein Spindel-Mutter-System mit Handrad. Weiterhin sind Mittel 26 vorhanden (s. B. feststellbare und entriegelbare Teleskopstange), mit denen das Sitzelement 3 um eine Achse, die senkrecht auf der Zeichenebene in 1 steht, nach unten geschwenkt bzw. geklappt werden kann (s. Schwenkpfeil). Damit kann in einfacher Weise das Sitzelement 3 unter einem stehenden Patienten positioniert und in der Höhe eingestellt werden. Durch Längenveränderung der Teleskopstange kann auch der Sitzwinkel verändert werden.
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Am Gestell 2 ist auch noch eine Brustpelotte 27 angeordnet, um den Patienten zu stützen.
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Aus den 2 bis 5 geht die geometrische Ausgestaltung des Sitzelements 3 und insbesondere der sattelförmigen Sitzfläche 4 im Detail hervor.
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Die Sitzfläche 4 ist sattelförmig ausgebildet, wobei sich die Sitzfläche 4 entlang einer Längsachse L erstreckt, die in horizontale Richtung H verläuft. Die Sitzfläche 4 hat in der Seitenansicht gesehen (s. am besten 3) einen tiefsten Punkt P, von dem aus sich in Richtung der Längsachse L bzw. entgegen der Richtung der Längsachse je ein (von der Seite aus gesehener) konkav geformter Sitzbereich 5 bzw. 6 erstreckt.
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Wesentlich ist, dass vertikal unterhalb des in Längsrichtung L vorderen Endes 7 der konkaven Ausformung des Sitzbereichs 5 beidseitig der Längsachse L je ein Auflageblatt 9, 10 für die Auflage des Oberschenkels 11 der die Sitzvorrichtung benutzenden Person angeordnet ist. Dieses Auflageblatt ist an den Sitzbereich 5 angeformt. Dabei ist weiter vorgesehen, dass das Auflageblatt 9, 10 in einem Horizontalschnitt in der Draufsicht auf das Sitzelement 3 eine konkave Oberfläche 15 aufweist.
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Dies kann in 5 gesehen werden, wo die in einem Horizontalschnitt konkave Oberfläche 15 des Auflageblatts 9, 10 in der Draufsicht auf das Sitzelement 3 gezeigt ist (die mit der Bezugsziffer 15 versehen Linie stellt eine Höhenlinie dar). Dies stellt dem Oberschenkel 11 eine optimale Auflage zur Verfügung.
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Wie in 7 gesehen werden kann, erstrecken sich die Auflageblätter 9, 10 dabei nur so weit, dass zwar der Oberschenkel 11 des Patienten sicher gelagert bzw. unterstützt wird, dass indes der Bereich des Knies bzw. Kniegelenks 12 des Patienten nicht gestützt wird.
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Ein anderes sehr vorteilhaftes Ausgestaltungsmerkmal des vorgeschlagenen Sitzelements besteht darin, dass – wie es aus der Zusammenschau der 3, 4 und 5 ersichtlich ist – die einer Mittenebene M (vertikal ausgerichtete Symmetrieebene, die die Längsachse L umfasst) der sattelförmigen Sitzfläche 4 am nächsten liegenden Punkte N der konkaven Oberfläche 15 vom tiefsten Punkt P der Sitzfläche aus und normal auf die Mittenebene M gesehen in einem Bereich verlaufen, der sich vom tiefsten Punkt P aus unter einem Winkel δ zwischen 30° und 70° nach vorne und nach unten erstreckt.
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Durch diese Ausgestaltung ergibt sich quasi automatisch die gewünschte optimale Halte- und Stützfunktion für Becken und Oberschenkel des Patienten.
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Das in Längsrichtung L vordere Ende des vorderen Sitzbereichs 5 am Ende 7 der konkaven Ausformung (d. h. dort, wo die Krümmung der Fläche in der Seitenansicht Null wird) bildet eine Tangente TV, die bei bestimmungsgemäßem Gebrauch der Sitzvorrichtung zur Horizontalen H einen Winkel α einschließt, der zwischen 25° und 60° beträgt. Das hintere Ende der Sitzfläche ist steiler ausgeführt. Hier ist vorgesehen, dass das entgegen der Längsrichtung L hintere Ende des Sitzbereichs 6 am Ende 8 der konkaven Ausformung eine Tangente TH bildet, die bei bestimmungsgemäßem Gebrauch der Sitzvorrichtung zur Horizontalen H einen Winkel β einschließt, der zwischen 40° und 75° beträgt.
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Die vertikale Erstreckung hG (s. 3) des Sitzelements 3 zwischen dem höchsten Punkt 13 im in Längsrichtung L vorderen Bereich des Sitzelements 3 und dem tiefsten Punkt 14 der Auflageblätter 9, 10 beträgt im Ausführungsbeispiel ca. 22 cm und ist abhängig von der Größe des Patienten. Typisch sind Werte zwischen 18 cm und 48 cm.
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Das Auflageblatt 9, 10 hat in einem Vertikalschnitt in der Vorderansicht (s. 4) eine konvexe Oberfläche 16. Auch dies führt zu einer ergonomisch günstigen Führung des Oberschenkels bei Laufversuchen. Vorteilhaft ist hierbei vor allem, dass der Oberschenkel entlang seiner gesamten Erstreckung an dem Auflageblatt 9, 10 anliegt; es gibt keine „Hohlstellen”. Dies ist für eine stabile Beinführung des Patienten wesentlich.
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In dem in 4 skizzierten Vertikalschnitt durch den Bereich des Auflageblatts 9, 10 lässt sich ein Winkel γ definieren. Dieser wird von zwei Geraden 17 und 18 eingeschlossen, die gemeinsam durch den höchsten Punkt 19 der Sitzfläche 4 in dem betreffenden Vertikalschnitt gehen. Weiterhin gehen die Geraden 17, 18 durch Punkte 20 bzw. 21, die sich im Bereich des weitesten Abstands a der konvexen Oberflächen 16 ergeben (das Ende der konvexen Oberfläche ist entweder das untere Ende des Auflageblatts oder eine Stelle, an der die Krümmung Null wird). Der Winkel γ beträgt im Ausführungsbeispiel ca. 55°; er liegt bevorzugt zwischen 50° und 100°.
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Das Sitzelement 3 hat in seinem hinteren Endbereich eine vertikale Lage hH, in seinem vorderen Endbereich eine vertikale Lage hV; die hintere vertikale Lage ist dabei höher als die vordere (s. 3). Zumeist liegt der hintere Endbereich um 2 cm bis 10 cm höher als der vordere.
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In 6 kann gesehen werden, dass sich von dem Gestell 2 der vordere Stützfuß 22 in Längsrichtung L erstreckt und so sichergestellt ist, dass es zu keiner Behinderung des Patienten bei seinen Laufversuchen kommt.
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Demgemäß können folgende Feststellung getroffen werden:
Die Sitzfläche 4 weist in der Seitenansicht eine gleichmäßige Konkavität mit einem deutlich tiefsten Punkt P auf, wobei im Bereich des tiefsten Punkts bei der bestimmungsgemäßen Benutzung der Sitzvorrichtung die Sitzbeinhöcker des Benutzers bei Neutral-Null-Stellung des Beckens zu liegen kommen. Das hintere Ende der Sitzfläche 4 liegt (s. hH) dabei höher als das vordere Ende der Sitzfläche 4 (s. hV).
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Von vorne gesehen ergibt sich folgendes: Im Verlauf der Sitzfläche ist die Konvexität der Sitzfläche von ventral nach dorsal erkennbar. D. h. zwischen den Sitzbeinhöckern des Patienten ist die Sitzfläche auch konvex. Die Konvexität wird erst oberhalb der Sitzbeinhöcker (ca. Mitte des Gesäßes) aufgelöst.
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Die Ausgestaltung der Oberschenkelauflage auf dem Auflageblatt erfolgt so, dass von der Seite aus gesehen die Oberschenkelauflage in die Sitzfläche übergeht. Die Erstreckung des Auflageblatts reicht bis zum distalen Ende des Oberschenkels (condylus medialis). Ebenso ist das Auflageblatt im Verlauf des Oberschenkels so ausgerichtet, dass eine Flexion/Beugung des Hüftgelenks zum neutral gestellten Becken zwischen 30° und 70° geführt wird. Das Auflageblatt ist dabei nicht länger als der Oberschenkel medial des Sitzenden.
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Die Konvexität, die von der Sitzfläche in das Auflageblatt übergeht, hat einen Gesamtwinkel (s. Winkel γ) zwischen 50° und 100° (nach der Neutral-Null-Methode), was der physiologischen Abduktion der Hüftgelenke bei neutral-Null-gestelltem Becken entspricht.
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Die Sitzbreite (gemessen am unteren Ende des Oberschenkel-Auflageblatts) ist ca. ein Viertel bis ein Drittel schmaler als die Sitztiefe. Demgemäß beträgt bevorzugt der Abstand a (s. 4) zwischen 60% und 80% der Sitzhöhe hS, die dem vertikalen Abstand zwischen dem Punkt P und dem tiefsten Punkt 14 entspricht (s. 3).
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Die Sitzfläche in Kombination mit dem Auflageblatt führt zur Außenrotation im Hüftgelenk im physiologischen Sinne (von 30° bis 55°).
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Die Führung des Oberschenkels in Beugung und Außenrotation (Drehung) wird durch eine keilförmige Zurichtung/Polsterung beginnend an der Sitzfläche bis zum Ende des Auflageblatts begünstigt (s. auch konvexe Oberfläche 16 in 4).
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Sitzvorrichtung
- 2
- Gestell
- 3
- Sitzelement
- 4
- sattelförmige Sitzfläche
- 5
- Sitzbereich
- 6
- Sitzbereich
- 7
- vorderes Ende der konkaven Ausformung
- 8
- hinteres Ende der konkaven Ausformung
- 9
- Auflageblatt für den Oberschenkel
- 10
- Auflageblatt für den Oberschenkel
- 11
- Oberschenkel
- 12
- Knie/Kniegelenk
- 13
- höchster vorderer Punkt
- 14
- tiefster Punkt
- 15
- konkave Oberfläche
- 16
- konvexe Oberfläche
- 17
- Gerade
- 18
- Gerade
- 19
- höchster Punkt
- 20
- Punkt
- 21
- Punkt
- 22
- Stützfuß
- 23
- Stützfuß
- 24
- Rolle
- 25
- Mittel zum Einstellen der Höhe
- 26
- Mittel zum Verschwenken des Sitzelements
- 27
- Brustpelotte
- L
- Längsachse
- V
- vertikale Richtung
- H
- horizontale Richtung
- P
- tiefster Punkt
- TV
- Tangente
- TH
- Tangente
- hG
- vertikale Erstreckung
- hV
- vertikale Lage (vorderer Bereich)
- hH
- vertikale Lage (hinterer Bereich)
- hS
- Sitzhöhe
- a
- Abstand
- M
- Mittenebene
- N
- Punkt
- α
- Winkel
- β
- Winkel
- γ
- Winkel
- δ
- Winkel
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 29613135 U1 [0002]
- DE 20306334 U1 [0003]