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Die Erfindung betrifft eine Segeleinrichtung für ein Sportfahrzeug, insbesondere für ein Sportboot, wobei die Segeleinrichtung zumindest zwei Masten aufweist, welche aus einer liegenden Ruheposition in eine aufrechte, gespreizte Gebrauchsposition schwenkbeweglich angeordnet sind, in welcher die Masten im Bereich einer Mastspitze einen größeren Abstand aufweisen als im Bereich eines Mastfußes und wobei die Masten jeweils durch mehrere lösbar verbundene Segmente gebildet sind und zwischen sich ein Segel mit einer Segelfläche aufspannen.
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Eine solche Segeleinrichtung wird beispielsweise als Hilfssegel bzw. Treibsegel bei Kanus, Kajaks, Canadiern oder Ruderbooten eingesetzt, um vorzugsweise achterlichen Wind als zusätzlichen Antrieb zu nutzen. Die Segeleinrichtung ist grundsätzlich aber auch bei Landfahrzeugen aller Art einsetzbar.
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Der prinzipielle Aufbau beruht dabei im Wesentlichen auf zwei gleichlangen Masten, die in der Ruheposition flach auf dem Vordeck aufliegen. Die Mastspitze weist dabei nach hinten, während der Mastfuß auf der vorderen Bootshälfte positioniert ist. Zum Aufrichten der Masten sind diese um eine im Wesentlichen horizontale Achse quer zur Bootslängsachse schwenkbeweglich.
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Da der Einsatz der Segeleinrichtung achterlichen Wind voraussetzt, genügt ein manuelles Anheben der Masten, sodass der Wind unter die Segelfläche, die zwischen den Masten verstaut ist, gelangt, und so die Masten aufrichtet. Oftmals werden die Masten zum Bug mit einer Gummischnur abgespannt, die das Aufrichten auch ohne Wind ermöglicht. Zugleich mit dem Aufrichten der Masten spreizen sich die Masten unter dem Einfluss der Schwerkraft. Hierzu hat der Mastfuß ähnlich einem Kardangelenk mehrere Freiheitsgrade, wie es aus der
US 2009/0173265 A1 bekannt ist, oder der Spreizwinkel ist durch eine gegenüber der Horizontalen geneigte Anordnung der Schwenkachse des Mastfußes bestimmt, wie dies beispielsweise aus der
US 6,655,314 B2 bekannt ist. Die gespreizte Position wird somit entweder durch die Geometrie der Segelfläche oder durch die Ausführung des Gelenks des Mastfußes bestimmt.
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Aus der
US 6,655,314 B2 ist es zudem auch bekannt, die Masten jeweils aus mehreren Segmenten, die beispielsweise auch teleskopierbar sein können, zusammenzusetzen, um so den Stauraum der Segeleinrichtung zu reduzieren. Die Segmente werden zur Vorbereitung des Gebrauchs beispielsweise durch Schäkel gesichert, die zugleich als Abspannpunkte dienen, um die auf die Segelfläche wirkende Kraft auf das Boot zu übertragen.
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Aus der
US 2009/0173265 A1 ist es ebenfalls bekannt, die Masten aus Segmenten zusammenzusetzen, wobei hier die Segmente mittels Steckverbindungen lösbar verbunden sind.
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Als problematisch erweist sich bei derartigen Segeln jedoch, dass die Masten zum Einholen des Segels entgegen der Windrichtung aus der aufrechten Gebrauchsposition in die flache Ruheposition verschwenkt werden müssen, wozu im Allgemeinen beide Hände benötigt werden. Gerade bei starkem Wind und flotter Fahrt kann das zu unerwünschten Instabilitäten führen.
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Da dieses Problem allgemein bekannt ist, wird den Benutzern empfohlen, das Segel bei auffrischendem Wind bereits vorsorglich einzuholen, um nicht in die Gefahr einer Kenterung oder bei Landfahrzeugen in die eines Sturzes zu geraten. Da aber eine solche Segeleinrichtung mit den herkömmlichen Mitteln nicht verkleinert, also gerefft werden kann, kann die Segelfläche nicht an unterschiedliche Windstärken angepasst werden und steht somit für den weiteren Gebrauch nicht mehr zur Verfügung.
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Weiterhin sind aus der
DE 33 45 043 A1 und der
DE 295 15 105 U1 aus Segmenten bestehende Masten bekannt, die für Transportzwecke zusammengeklappt werden können.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Möglichkeit zu schaffen, die Segelfläche bei einer gattungsgemäßen Segeleinrichtung mit einfachen Mitteln bedarfsweise verkleinern zu können.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit einer Segeleinrichtung gemäß den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Die weitere Ausgestaltung der Erfindung ist den Unteransprüchen zu entnehmen.
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Erfindungsgemäß ist also eine Segeleinrichtung vorgesehen, bei der die Segmente jeweils durch ein Zugmittel verbunden sind und bei der eine erste Gebrauchsposition einstellbar ist, in welcher alle Segmente eines jeden Masts in Richtung der Haupterstreckung der Segmente verbunden sind, und bei der zumindest eine weitere Gebrauchsposition mit verkleinerter Segelfläche einstellbar ist, in welcher zumindest ein äußeres, zur Mastspitze benachbartes Segment mit einem vorhergehenden Segment einen spitzen Winkel einschließt und mit diesem lediglich durch das Zugmittel schwenkbeweglich verbunden ist. Hierdurch wird in einfacher Weise eine Verkleinerung der Segelfläche dadurch ermöglicht, dass ein oder mehrere äußere Segmente im Bereich ihrer formschlüssigen Verbindung von den übrigen Segmenten getrennt und umgeklappt werden. Diese Segmente hängen dann lediglich durch das Zugmittel gehalten unter dem Einfluss der Schwerkraft frei herab, sodass eine Kraftübertragung durch die zwischen diesen herunterhängenden Segmenten vorhandene Bahn der Segelfläche ausgeschlossen ist. Vielmehr liegen die Segmente vorzugsweise auf der Lee-Seite hinter der verbleibenden Segelfläche, ohne jedoch störend zu wirken. Wenn das umgeklappte Segment parallel an dem vorhergehenden Segment anliegt, also einen Winkel von 0° einschließt, kann zusätzlich eine Fixierung, beispielsweise eine Clipverbindung, vorgesehen sein. Die schrittweise Verkleinerung der Segelfläche wird dabei durch die Länge der Segmente bestimmt. Vorzugsweise werden die Segmente der beiden Masten um den gleichen Betrag gekürzt, wobei auch eine asymmetrische Segelfläche entsprechend einem längeren und einem kürzeren Mast denkbar und gegebenenfalls sinnvoll einsetzbar ist.
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Die Segmente könnten in einer durch die Zugkraft eines Federelements belasteten, flexiblen Hülle angeordnet sein. Besonders sinnvoll ist es hingegen, wenn das Zugmittel elastisch ausgeführt und mittels einer Vorspannkraft belastet ist. In einer besonderen Ausgestaltung ist das Zugmittel gummielastisch ausgeführt. Die Segmente können durch Rohre gebildet sein, welche in ihrem Inneren das Zugmittel aufnehmen. Sie weisen somit einen einem heute üblichen Zeltgestänge ähnlichen Aufbau auf und sind gegebenenfalls als solche kostengünstig zu beschaffen.
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Die Steckverbindung ist dabei als eine Schiebeführung mit einem in Achsrichtung wirkenden Freiheitsgrad ausgeführt, indem jeweils zwei Segmente durch eine Hülse verbunden sind, wobei die Hülse als eine Innenhülse oder eine Außenhülse ausgeführt sein kann.
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Wenn die Segmente einen kreisförmigen Querschnitt aufweisen, wird zugleich ein zusätzlicher Freiheitsgrad durch eine Drehbeweglichkeit um ihre Längsachse erreicht. Dadurch werden an den Segmenten befestigte Abspannungen automatisch in die richtige Position gedreht.
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Die Segelfläche könnte mittels Ösen oder durch einen Keder mit den Masten verbunden sein. Besonders einfach ist hingegen eine Ausgestaltung, bei der das Segel durch ein Segeltuch gebildet ist, welches randseitige Tunnelführungen zur zumindest abschnittsweisen Aufnahme jeweils eines Masts aufweist. Die Mastspitze ist dabei durch eine Ausnehmung in der Segelfläche hindurchgeführt. Gegebenenfalls sind weitere Öffnungen zur Fixierung der Abspannungen an dem Mast vorgesehen. Die Handhabung wird dadurch wesentlich erleichtert. Zudem kann die Mastspitze problemlos von dem Benutzer ergriffen werden, um durch eine Zugbetätigung die Segmente in gewünschter Weise voneinander zu lösen.
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Die abgeklappte Position des zumindest einen äußeren Segments eines jeden Masts ist aber auch in der Ruheposition von Vorteil, sodass die schwenkbewegliche Verbindung zumindest eines äußeren Segments in der Gebrauchsposition sowie in der Ruheposition einstellbar ist, um dadurch den Platzbedarf wesentlich zu reduzieren. Insbesondere kann die Segeleinrichtung so auch an einem kurzen Boot angebracht werden, ohne dass die Mastspitze den verfügbaren Freiraum unnötig einschränkt. Dennoch liegt die Mastspitze in einer vom Cockpit für den Benutzer mühelos erreichbaren Entfernung, sodass der Benutzer jederzeit die Segmente zusammenfügen und die vollständige Segelfläche wiederherstellen kann.
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Eine andere vorteilhafte Ausgestaltung betrifft eine modulare Erweiterbarkeit der Segeleinrichtung, indem die Mastspitze zur bedarfsweisen Fixierung zumindest eines weiteren Segments in gerader Verlängerung der vorhergehenden Segmente ausgeführt ist, sodass weitere Segmente auf die Mastspitze aufgesetzt und dort fixiert werden. Durch eine diese zusätzlichen Segmente verbindende Stoffbahn wird die Segelfläche entsprechend vergrößert, um die Segeleinrichtung beispielsweise bei unterschiedlich großen Booten wahlweise einsetzen zu können.
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Gemäß einer weiteren Ausgestaltung sind die Masten durch ein Zugmittel verbunden, durch welches in der ersten Gebrauchsposition der Abstand der Mastspitzen der Masten einstellbar ist. Die Masten sind insbesondere in dem Bereich ihrer Mastspitzen durch das Zugmittel verbunden, durch welches die Mastspitzen in der Gebrauchsposition zueinander schwenkbar sind, sodass die zwischen den Masten eingeschlossene Fläche stufenlos reduziert werden kann, bis die Masten nebeneinander, insbesondere einander berührend, orientiert sind, sodass die Windangriffsfläche auf nahezu null reduziert werden kann.
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Die Erfindung lässt verschiedene Ausführungsformen zu. Zur weiteren Verdeutlichung ihres Grundprinzips ist eine davon in der Zeichnung dargestellt und wird nachfolgend beschrieben. Diese zeigt jeweils in einer Prinzipdarstellung in
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1 eine Seitenansicht eines Sportboots mit einer Segeleinrichtung in einer Gebrauchsposition;
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2 eine Vorderansicht der in 1 gezeigten Segeleinrichtung in einer ersten Gebrauchsposition;
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3 die in 2 gezeigte Segeleinrichtung in einer zweiten Gebrauchsposition.
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Die Segeleinrichtung 1 für ein an sich mittels Muskelkraft betriebenes Sportboot wird nachstehend anhand der 1 bis 3 beschrieben. Die Segeleinrichtung 1 weist zwei v-förmig zueinander positionierbare Masten 2 auf, welche aus einer liegenden Ruheposition in eine dargestellte, aufrechte, gespreizte Gebrauchsposition schwenkbeweglich angeordnet sind. In dieser Gebrauchsposition spannen die Masten 2 zwischen sich ein Segel mit einer Segelfläche 3 auf. Um ausgehend von einer horizontalen, nicht gezeigten Ruheposition die dargestellte Gebrauchsposition einzustellen, ist ein Mastfuß 4 entsprechend um eine Achse quer zur Bootslängsachse schwenkbeweglich ausgeführt, wobei die Aufrichtbewegung durch eine permanent in Pfeilrichtung 5 in Richtung der Bootspitze 6 wirkende Zugkraft Fz einer Gummikordel 7 unterstützt wird. Demgegenüber wird die Gegenbewegung zum Einholen der Segeleinrichtung 1 von einer nicht gezeigten Bedienperson durch eine Zugkraft an einer Abspannleine 8 in Pfeilrichtung 9 nach hinten manuell durchgeführt. Jeder Mast 2 ist aus jeweils mehreren, mittels Steckverbindungen 10 lösbar verbundenen, rohrförmigen Segmenten 11, 11a, 11b aufgebaut, die in ihrem Inneren ein elastisches Zugmittel 12 aufnehmen, durch welches die Segmente 11, 11a, 11b gegeneinander vorgespannt sind. Um ein die Segelfläche 3 bildendes Segeltuch 13, das an einer Mastspitze 14 angeschlagen ist und nicht niedergeholt werden kann, bei Bedarf an veränderliche Windstärken anpassen zu können, ist zusätzlich zu der ersten, in 2 gezeigten Gebrauchsposition, in welcher alle Segmente 11, 11a, 11b eines jeden Masts 2 in Richtung ihrer Haupterstreckung in gerader Verlängerung der Segmente 11, 11a, 11b verbunden sind, eine zweite, in 3 gezeigte Gebrauchsposition einstellbar, in welcher ein äußeres, der Mastspitze 14 benachbartes, umgeklapptes Segment 11a mit dem unteren, vorhergehenden Segment 11b einen in 1 gezeigten spitzen Winkel α einschließt. Hierzu wird das äußere Segment 11a zunächst in Richtung 15 der geraden Verlängerung der Segmente 11, 11b vom Mastfuß 4 wegbewegt, um die Verbindung mit dem vorhergehenden Segment 11b zu lösen. Um die hierfür erforderliche Schiebebeweglichkeit zu erhalten, hat das Segeltuch 13 randseitige Tunnelführungen 16 zur Aufnahme jeweils eines Masts 2, wobei die Mastspitze 14 durch eine Ausnehmung in dem Segeltuch 13 hindurchgeführt ist und daher von dem Benutzer ergriffen werden kann, um so durch Ziehen die Segmentverbindung aufzuheben. Alsdann wird das äußere Segment 11a, welches nun lediglich mittels des Zugmittels 12 mit dem vorhergehenden Segment 11b verbunden ist, in Pfeilrichtung 17 auf die Leeseite der Segelfläche 3 verschwenkt, was unter dem Einfluss der Schwerkraft von allein erfolgen kann, um so die zweite Gebrauchsstellung einzustellen. Die so verkleinerte Segelfläche 3 kann selbstverständlich nochmals verkleinert werden und bietet so erstmals eine schnelle Möglichkeit zur Anpassung an unterschiedliche Windstärken. Weiterhin kann das Segment 11a auch entgegen der Pfeilrichtung 17 verschwenkt werden, wodurch sich eine Positionierung auf der Luvseite der Segelfläche 3 und damit eine Verminderung der Flatterneigung des nicht mehr wirksamen Bereichs des Segeltuchs 13 erreichen lässt.