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Einleitung
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Gegenstand der Erfindung sind Optokeramiken mit hoher Transmission, hoher Dichte und hoher effektiver Atomzahl, welche mit Aktivatorelementen dotiert sind. Letztere sind vorzugsweise aus der Gruppe der Seltenerdionen ausgewählt; auch Titan-Ionen oder Übergangsmetallionen sind möglich. Die Materialien sind geeignet, hochenergetische Strahlung (vorzugsweise Röntgenstrahlung und Gammastrahlung, auch Teilchenstrahlung) zu absorbieren und in Photonen sichtbaren Lichtes umzuwandeln.
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Die Materialien sind daher beispielsweise geeignet als Szintillationsmedien für z. B. medizinische Bildgebung (CT, PET, SPECT oder kombinierte PET/CT Systeme), Sicherheit (Röntgendetektionsgeräte) oder können der Objektverfolgung oder Erkundung (Exploration, Rohstofferschließung) dienen. Die die erfindungsgemäßen Materialien bildenden Kristallitkörner weisen eine kubische Kristallstruktur (Punkt- und Raumgruppe sowie Atomlagen isotyp zu jener der Minerale Pyrochlor oder Fluorit) auf.
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Unter einer Optokeramik wird gemäß der vorliegenden Erfindung ein im Wesentlichen einphasiges, polykristallines, auf einem Oxid oder anderem Chalcogenid basierendes Material kubischer Symmetrie und hoher Transparenz verstanden. Optokeramiken sind demzufolge als spezielle Untergruppe von Keramiken zu verstehen. „Einphasigkeit” ist dabei so zu verstehen, dass mindestens mehr als 95% des Materials, bevorzugt mindestens 97%, weiter bevorzugt mindestens 99% und am meisten bevorzugt 99,5–99,9% des Materials in Form von Kristallen der Zielzusammensetzung vorliegen. Die einzelnen Kristallite sind dicht angeordnet und es werden Dichten, bezogen auf die theoretischen Dichten, von mindestens 95%, bevorzugt mindestens 98%, weiter bevorzugt mindestens 99% erreicht. Entsprechend ist die Optokeramik fast porenfrei.
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Optokeramiken unterscheiden sich dadurch von herkömmlichen Glaskeramiken, dass letztere neben kristalliner Phase einen hohen Anteil amorpher Glasphase aufweisen. Ebenso erzielen herkömmliche Keramiken nicht die hohen Dichten, die in Optokeramiken vorliegen. Weder Glaskeramiken noch Keramiken können die vorteilhaften Eigenschaften von Optokeramiken aufweisen, wie bestimmte Brechwerte, Abbe-Zahlen, Werte für die relative Teildispersion und vor allem die vorteilhafte hohe Transparenz für Licht im sichtbaren und/oder infraroten Wellenlängenbereich.
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Szintillationsmaterialien sind aktive Medien, welche hochenergetische Strahlung direkt oder über eine Vielzahl von Zwischenschritten absorbieren, wobei Elektron-Loch-Paare erzeugt werden. Deren Rekombination führt zur Anregung eines in der Nähe befindlichen Aktivatorzentrums. Letzteres wird dabei in einen angeregten metastabilen Zustand gehoben. Dessen Relaxation führt, je nach Wahl des Aktivators und Host-Materiales, zur Emission von elektromagnetischer Strahlung im Energiebereich des nahen UV bis nahen IR d. h. 200 nm bis 1500 nm, vorzugsweise 300 nm bis 1100 nm (Sekundärstrahlung). Diese wird von geeigneten opto-elektronischen Wandlern (Photomultiplier oder Photodioden) in elektrische Signale umgewandelt. Anwendungsfelder liegen im Bereich der Medizin (Bildgebung und Diagnostik), industriellen Inspektion, Dosimetrie, Nuklearmedizin und Hochenergiephysik sowie Security, Objektverfolgung und Exploration.
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Die Anforderungen an Detektormaterialien für Detektion und Umwandlung hochenergetischer Strahlung (Röntgen- und Gammastrahlung) in sichtbares Licht sind vielfältig:
- – hohe Lichtausbeute und hohe Energieauflösung,
- – hohe Transmission für die Sekundärstrahlung (zur Auskopplung des erzeugten sichtbaren Lichtes),
- – hohe Röntgen- bzw. Gammastrahlungsabsorptionseffizienz,
- – geringe Strahlungszerstörung,
- – hohe chemische und refraktiv-optische Homogenität,
- – gute Prozessierbarkeit und formgenaue hochpräzise Nachbearbeitbarkeit des Szintillatormaterials,
- – an die Empfindlichkeit des Detektors angepasste Emissionswellenlänge,
- – schnelle Abklingzeiten („Decay Times”) auch zur besseren Auflösung bei „Time of Flight Experimenten” sowie zur Ermöglichung schnellerer Scangeschwindigkeit, um die Strahlendosis für Patienten so gering wie möglich zu halten, und
- – geringes Nachleuchten („Afterglow”) nach Ausschaltung der Anregungsstrahlung.
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Insbesondere die Aspekte hohe Transmission und hoher Röntgen- und Gammastrahlungs-Absorptionsquerschnitt sind von außerordentlicher Bedeutung. Daneben muss das Material wirtschaftlich herstellbar sein.
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Stand der Technik
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Im Stand der Technik sind CT-Szintillatoren bekannt, wie z. B. (Y, Gd)2O3:Eu (hier abgekürzt „YGO”) sowie Gd2O2S:Pr, Ce, F (hier abgekürzt „GOS”). Beide werden in Form von Keramiken eingesetzt. Eine Einkristallzüchtung in großen Individuen ist wegen der sehr hohen Schmelz- und Züchtungstemperaturen (größer 2.000°C) nicht möglich bzw. diese ist enorm kostenintensiv. Durch Sintern von geeigneten Pulvern lassen sich diese Zusammensetzungen bei niedrigen Temperaturen deutlich unterhalb 2.000°C verhältnismäßig kostengünstig herstellen.
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Das Problem bei GOS Materialien ist deren geringe Symmetrie der Kristallphase (hexagonale Anordnung der Kristallite). Aufgrund der doppelbrechenden Eigenschaften jedes Kristallkornes im dicht gesinterten Gefüge erleidet ein optisches Photon ungewünschte Streuung. Hochtransparente GOS-Keramiken lassen sich intrinsisch nicht herstellen.
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Eu:YGO, beispielsweise die Zusammensetzung Eu:Y1,34Gd0,66O3 ist bezüglich der Dichte noch um einiges unvorteilhafter als GOS (ca. 5,92 g/cm3) und ist daher noch nachteiliger als GOS bezüglich Absorption der einfallenden Strahlung. Erschwerend kommt die lange Abklingzeit Von ca. 1 ms (Millisekunde) hinzu.
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Eine gesinterte transluzente Keramik für Gamma-Ray-Imaging wird in
US 6 967 330 beschrieben. Diese weist die Stöchiometrie Ce:Lu
2SiO
5 auf, die Kristallstruktur ist jedoch nicht kubisch und eine Sinterung in hohe Transparenten ist, auch bei Einstellung sehr kleiner Kristallitkörner, analog GOS nicht möglich.
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DE 10 2006 045 072 A1 beschreibt transparente Optokeramiken, die keine kubische Struktur aufweisen, die der des Pyrochlors oder Fluorits isotyp ist.
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Ji Y. et al. Preparation and spectroscopic properties of La2Hf2O7; in: Materials Letters, Vol. 59, S. 868–871, ISSN 0167-577X offenbaren transparente Keramiken vom Typ La2Hf2O7, die mit Tb dotiert sind. Diese Keramiken haben andere Zusammensetzungen als die der vorliegenden Erfindung, denn sie genügen nicht der erforderlichen Stöchiometrie mit A2 + xByDzE7 wobei A ausgewählt ist aus der Gruppe Y, Gd, Yb, Lu, Sc und Mischungen dieser Komponenten.
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Eine Schichtkeramik der Zusammensetzung Ce:Gd2Si2O7 (GPS) beschreibt Kawamura et al. (IEEE Conference 2008 Dresden 19.–25.10.2008, Proceedings S. 67). Diese ist besonders geeignet für Detektion von Neutronen. Das Material wurde als Einkristall hergestellt und dann in Pulver gemörsert. Die Partikelgröße beträgt 50–100 μm. Das Material ist nicht kubisch und kann daher nicht in transparente Keramiken gesintert werden.
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Als Einkristall-Lösung ist weiterhin CdWO4 im Einsatz. Dieses Material weist jedoch eine hohe Spaltbarkeit auf und lässt sich daher nur schwer und unzuverlässig präparieren. Außerdem wird bei der Herstellung toxisches Cadmium verwendet.
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J. Rabeau (Stanford University) beschreibt in seinem Vortrag (TCCA-33) auf der 4th Laser Ceramics Symposium (Nov. 10–14, 2008, Shanghai, China) die Herstellung von transparenten Ce:La2Hf2O7 (LHO) Keramiken via Heißpressen für Szintillatoranwendungen. Via Heißpressen konnten keine guten Transparenzen erreicht werden, zudem ist durch den hohen Lanthan-Anteil die transparente Keramik nicht stabil und zerfällt nach einiger Zeit, da sie mit dem Wasser in der Luft reagiert.
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Einkristalle von Ce:Lu2Si2O7 (LPS) werden in Pidol et al.: „Szintillation properties of Ce:Lu2Si2O7, a fast and efficient scintillator crystal”. J. Cond. Mat. 15 (2003) 2091–2102 beschrieben. Diese haben monokline Symmetrie, hochtransparente Keramiken sind nicht herstellbar. Das Material zeigt schnelle Decay Times (38 ns) und geringes Afterglow. Lichtausbeute und Energieauflösung sind jedoch nur mäßig.
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Eine Maßzahl für die Röntgenstrahlungsabsorptionsfähigkeit eines Szintillationshosts ist die effektive Atomzahl Z
eff. Die effektive Atomzahl beschreibt die durchschnittliche Atomzahl einer Mischung verschiedener Substanzen. Diese berechnet sich beispielsweise mittels der Formel
wobei
- fn
- der Anteil an der Gesamtzahl der Elektronen, der dem jeweiligen Element zugeordnet ist, und
- Zn
- die Atomzahl des jeweiligen Elementes ist.
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Als weitere Kennziffer wird das Produkt aus Dichte und der vierten Potenz der effektiven Atomzahl Zeff eingeführt. Diese Kennziffer ist proportional zur „Stopping Power”, auch Bremsvermögen genannt. Mit Bremsvermögen des Materials ist der Energieverlust pro Wellenlängeneinheit eines auftreffenden Teilchens, beispielsweise gemessen in MeV, gemeint.
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Ausgewählte bekannte Szintillationshosts haben folgende Werte:
| Typ | Dichte g/cm3 | Zeff | Dichte × Zeff 4 (× 106) |
Y1,34Gd0,66O3 | Keramik | 5,92 | 48 | 33 |
Gd2O2S | Keramik | 7,34 | 59 | 91 |
CdWO4 | Einkristall | 7,99 | 61 | 111 |
Gd3Ga5O12 | Einkristall | 7,09 | 50 | 43 |
Lu2Si2O7 | Einkristall | 6,23 | 61 | 84 |
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Malkin, Klimin et al. (Phys. Rev. B 70,075112 (2004)) und Klimin (Phys. Sol. State, 47(8), 1376–1380, 2005) berichten über Ti-haltige einkristalline Pyrochlorphasen beinhaltend Seltenerdionen auf der A-Position. Eine Variante von Yb3+:Y2Ti2O7 wurde als polykristalline Probe hergestellt. Die Arbeit konzentriert sich auf Einkristalle, auch Keramiken sind beschrieben. Diese sind jedoch bei viel zu niedrigen Temperaturen hergestellt, als dass diese transparent sein könnten. Die Zusammensetzungen sind für Szintillationssysteme ungünstig, da die Emissionswellenlänge des Yb3+ Ions zwischen 1000 nm und 1100 nm liegt.
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Die derzeitigen opto-elektronischen Wandler in medizinischen Bildgebungssystemen sind nicht auf derartige Wellenlängen ausgelegt.
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In der SCHOTT-Anmeldung
DE 10 2007 022 048 sind anwendungsbedingt nur sehr geringe Mengen an Seltenerdionen wie Pr, Nd, Sm, Eu, Tb, Dy, Ho, Er und Tm im Bereich < 100 ppm erlaubt. Es handelt sich nämlich um passive Keramiken.
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In Ji et al. ”Fabrication of Transparent HfO2(40%)-Gd2O3:Eu Ceramics from Nanosized Powders” (Electrochemical and Solid State Letters 8(7), H58-60, 2005) wird Eu-aktiviertes polykristallines Gd2O3, welches mit HfO2 stabilisiert ist, beschrieben. Die Zusammensetzung der Keramiken entspricht Gd1,5Hf0,5O3,25 = 3Gd2O3·2HfO2, umgerechnet in molare Anteile liegt die Zusammensetzung bei ca. 60 mol.% Gd2O3 und 40 mol.% HfO2. Dessen Struktur ist jedoch bei Raumtemperatur weder stabil kubisch noch isotyp zu jener der Pyrochlore (Defektstruktur abgeleitet von Fluoritstruktur). Die potentielle Anwendung liegt im Bereich der medizinischen Diagnostik (CT-Detektor).
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Als „transparent” bezeichnete Keramiken der Zusammensetzung La2Hf2O7 (LHO) sind aus Ji et al., „Fabrication of Transparent La2Hf2O7-Ceramic from Combustion Synthesized Powders”, Mat. Res. Bull. 40(3) 553–559 (2005) bekannt. Darin werden Pulver der Zielzusammensetzungen verwendet, die durch Verbrennungsreaktionen (Combustion) hergestellt wurden. Die daraus hergestellten höchstens transluzenten Keramiken sind seltenerdionfrei.
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Aus dem Stand der Technik wird klar, dass die derzeit beschriebenen Materialien häufig in nicht hochsymmetrischer, kubischer Kristallstruktur vorliegen (und damit nicht hochtransparent sinterbar sind) und/oder häufig als Einkristall oder nur als nicht-transparente Schicht vorliegen. Dies ist unerwünscht. Sofern symmetrische Strukturen, ggf. auch polykristallin, vorgeschlagen werden, erfüllen diese oft nicht die Anforderungen an ein aktives Material. Sofern Pyrochlorstrukturen oder Fluoritstrukturen überhaupt vorgeschlagen werden, entsprechen diese auch nicht den heutigen Anforderungen. Die bisher bekannten Varianten sind entweder intransparent oder lediglich transluzent und/oder die Dichte und/oder die effektive Atomzahl sind zu niedrig oder die Herstellung ist schwierig. Im Falle der La-haltigen Varianten kommt hinzu, dass entsprechende Pulver sehr hygroskopisch sind und sich nur schwer in transparente Keramiken überführen lassen. Hoch-Ti-haltige Keramiken mit Pyrochlorstruktur müssen einer thermischen Nachbehandlung unterzogen werden, um Färbung durch Bildung von Ti3+ im reduzierenden Herstellungsprozess zu eliminieren.
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Aufgabe
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Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine polykristalline Optokeramik mit hoher Transparenz, vorzugsweise als Szintillatormaterial bereitzustellen, welche über Pulverrouten und damit kostengünstig und in hoher Güte bezüglech Transmission für die Sekundärstrahlung, herstellbar ist.
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Das Material soll weiterhin eine möglichst hohe Dichte, idealerweise > 5,0 g/cm3, bevorzugt > 6,0 g/cm3, besonders bevorzugt > 7,0 g/cm3, ganz besonders bevorzugt > 7,5 g/cm3 und/oder eine hohe effektive Atomzahl bzw. ein hohes Produkt von Dichte und der vierten Potenz der effektiven Atomzahl aufweisen. Weiterhin soll das Material alle Voraussetzungen für einen Einsatz in Szintillationsgeräten erfüllen.
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Lösung
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Die Aufgaben der vorliegenden Erfindung wird durch die Gegenstände der Patentansprüche gelöst. Die Aufgabe wird insbesondere gelöst durch optisch transparente, polykristalline Optokeramiken mit symmetrischer, kubischer Struktur der Einzelkörner mit mindestens einem optisch aktiven Zentrum bevorzugt ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Selten-Erd-Ionen, Übergangsmetalllonen und Titan-Ionen, wobei diese durch folgende allgemeine Formel beschrieben werden kann: A2 + xBvDzE7 und wobei
0 ≤ x ≤ 1,1 und 0 ≤ y ≤ 3 und 5 ≤ z ≤ 1,6 sowie 3x + 4y + 5z = 8
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A mindestens ein dreiwertiges Kation ist und in Mengen von mehr als 100 ppm vorliegt und ausgewählt ist aus der Gruppe Y, Gd, Yb, Lu, Sc und Mischungen dieser Komponenten, B mindestens ein vierwertiges Kation, D mindestens ein fünfwertiges Kation und E mindestens ein zweiwertiges Anion ist.
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Es ist besonders bevorzugt, dass 0 ≤ x ≤ 1,0, weiter bevorzugt 0 ≤ x ≤ 0,9 mehr bevorzugt 0 ≤ x ≤ 0,5, noch mehr bevorzugt 0 ≤ x ≤ 0,25. Ferner bevorzugt ist x ≥ 0,11, besonders bevorzugt ≥ 0,13, ganz besonders bevorzugt ≥ 0,15.
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Erfindungsgemäß sind nur solche Optokeramiken, deren Einzelkörner symmetrische, kubische Strukturen aufweisen. Gemeint sind solche kubischen Strukturen, die jenen der Minerale Pyrochlor oder Fluorit isotyp sind.
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Durch Einhaltung der oben genannten Bedingungen werden die besonders vorteilhaften Optokeramiken der vorliegenden Erfindung erhältlich. Insbesondere die besonders vorteilhaften Transmissionseigenschaften der vorliegenden Optokeramiken sind mit den oben angegebenen Stöchiometrien erzielbar.
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Pyrochlore sind kristalline Phasen kubischer Symmetrie und können in vielfältiger Weise kristallchemisch modifiziert werden. Materialien mit Pyrochlorstruktur folgen der allgemeinen Formel A2 3+B2 4+O7 bzw. A3 3+B5+O7. Die Familie der Pyrochlore ist außerordentlich umfangreich. Die Kristallstruktur ist kubisch und akzeptiert eine Vielzahl von Isotypen und gemischte Valentensubstitutionen sowohl auf der A-Position als auch auf der B-Position. In Abhängigkeit von lonenradien kristallisieren Zusammensetzungen der Stöchiometrie A2B2E7 bzw. A3DE7 im wahlweise ortorhombischen Weberite-Typ, monoklinen Perowskit-Typ, kubischen Fluorit-Typ oder kubischen Pyrochlor-Typ. Nur die beiden letztgenannten Szintillatormaterialien sind gemäß der vorliegenden Erfindung geeignet.
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Erfindungsgemäß bevorzugt sind solche Optokeramiken, die eine effektive Atomzahl Zeff ≥ 50, bevorzugt ≥ 52, besonders bevorzugt ≥ 57, ganz besonders bevorzugt ≥ 60 aufweisen. Dies wird durch geeignete Kombination von Elementen auf den A- und B-Positionen erreicht.
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A ist ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Y, Gd, Yb, Lu, Sc und Mischungen dieser Komponenten. Bevorzugt ist A ausgewählt aus Gd, Lu, Yb und Mischungen dieser Komponenten; ganz besonders bevorzugt ist A ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Gd, Lu und Mischungen dieser beiden Komponenten.
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B ist erfindungsgemäß bevorzugt ausgewählt aus Zr, Ti, Hf, Sn, Ge und Mischungen dieser Komponenten. Es ist ferner bevorzugt, dass B ausgewählt ist aus Zr, Ti, Hf und Mischungen dieser Komponenten. In einer besonderen Ausführungsform ist B ausgewählt aus Zr, Hf und Mischungen dieser beiden Komponenten. In einer anderen bevorzugten Ausführungsform ist B ausgewählt aus Ti, Hf und Mischungen dieser beiden Komponenten.
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In einer weiteren Ausführungsform ist Ti bevorzugt in einer Menge von bis zu 50.000 ppm und weiter bevorzugt in einer Menge von bis zu 30.000 ppm (Massenanteil) enthalten. In einer solchen Menge übernimmt Ti weniger die Funktion eines Host-Materials, sondern vielmehr die eines Sinterhilfsmittels. Soll Ti als Dotand zum Einsatz kommen, so sind Mengen im Bereich von bis zu 5 Atomprozent, bevorzugt bis zu 3 Atomprozent bezogen auf die Pulvermischung der Ausgangsmaterialien bevorzugt.
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Die Komponente D der erfindungsgemäßen Optokeramik ist bevorzugt ausgewählt aus Nb und Ta.
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Es ist besonders bevorzugt, dass die erfindungsgemäße Optokeramik der Stöchiometrie A2B2E7 gehorcht. Weiterhin bevorzugt ist, dass ein Überschuss an A Komponente vorliegt und zwar in der Größenordnung > 2,2 Mol%, mehr bevorzugt > 2,5 Mol%, besonders bevorzugt > 3 Mol%.
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Die E-Position der erfindungsgemäßen Optokeramiken ist bevorzugt durch ein Chalkogen oder eine Mischung mehrerer Chalkogene besetzt. In einer bevorzugten Ausführungsform ist E Sauerstoff. In einer alternativen Ausführungsform ist E eine Mischung aus Schwefel und Sauerstoff. Der Anteil des Schwefels an dieser Mischung beträgt erfindungsgemäß bevorzugt bis zu 36 Atomprozent sofern die Struktur kubisch bleibt.
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Die erfindungsgemäße Optokeramik hat einen Gehalt an Seltenerdionen von mehr als 100 ppm (Massenanteil).
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Bevorzugt sind die erfindungsgemäßen Optokeramiken Szintillationsmedien.
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Erfindungsgemäß sind also optisch transparente, polykristalline Optokeramiken mit Pyrochlorstruktur mit mindestens einem optisch aktiven Zentrum, wobei diese durch folgende allgemeine Formel beschrieben werden können: A2 + xBvDzE7 und wobei
0 ≤ x ≤ 1,1 und 0 ≤ y ≤ 3 und 0 ≤ z ≤ 1,6 sowie 3x + 4y + 5z = 8
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A mindestens ein dreiwertiges Kation ist und in Mengen von mehr als 100 ppm vorliegt und ausgewählt ist aus der Gruppe Y, Gd, Yb, Lu, Sc und Mischungen dieser Komponenten, B mindestens ein vierwertiges Kation, D mindestens ein fünfwertiges Kation und E mindestens ein zweiwertiges Anion ist.
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Es ist besonders bevorzugt, dass 0 ≤ x ≤ 1,0, weiter bevorzugt 0 ≤ x ≤ 0,9 mehr bevorzugt 0 ≤ x ≤ 0,5, noch mehr bevorzugt 0 ≤ x ≤ 0,25. Ferner bevorzugt ist x ≥ 0,11, besonders bevorzugt ≥ 0,13, ganz besonders bevorzugt ≥ 0,15.
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Neben Optokeramiken beinhaltend Phasen reiner Verbindungen sind auch Mischkristallphasen erfindungsgemäß möglich. Dabei kann ein erstes A-Kation in beliebiger Menge durch ein zweites A-Kation ersetzt sein. Bevorzugt sind maximal 50 Mol%, weiter bevorzugt sind maximal 40 Mol% des ersten A-Kations durch das zweite A-Kation ersetzt. Besonders bevorzugt sind maximal 25% des ersten A-Kations durch das zweite A-Kation ersetzt. Gleiches gilt für die B- und D-Position.
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Das optisch aktive Zentrum ist bevorzugt aus der Gruppe ausgewählt, die besteht aus Seltenerdionen, Übergangsmetallionen und Titanionen. Bevorzugt sind die aktiven Zentren ausgewählt aus der Gruppe der Seltenerdionen und Titanionen, am meisten bevorzugt ist das optisch aktive Zentrum ein Seltenerdion.
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Der Einsatz von Yb ist bevorzugt in solchen Mengen zu tätigen, dass dieses einen regulären A-Gitterplatz einnimmt. Der Gehalt ausgedrückt in Mol% des Oxides Yb2O3 ist dabei bei 33 Mol% +/– 20 Mol%. Yb in kleinen Mengen von 5 Mol% als Aktivatorzentrum ist anwendungsbedingt nicht bevorzugt.
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Unter Transparenz im Sichtbaren wird eine Reintransmission (d. h. die Lichttransmission abzüglich Reflexionsverlusten) verstanden, welche in einem keine Absorptionsbande des Aktivators enthaltenden Fenster von mindestens 50 nm Breite liegt, beispielsweise in einem Fenster von 700 bis 750 nm im Bereich des sichtbaren Lichts mit Wellenlängen von 380 nm bis 800 nm, größer als 25%, vorzugsweise grösser 60% vorzugsweise grösser 70%, besonders vorzugsweise > 80%, weiter bevorzugt > 90%, besonders bevorzugt > 95% ist, bei einer Schichtdicke von 2 mm, vorzugsweise sogar bei einer Schichtdicke von 3 mm, besonders bevorzugt bei einer Schichtdicke von 5 mm. Nur Keramiken, die diese Voraussetzung erfüllen, sind erfindungsgemäß als Optokeramiken zu verstehen.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist die Optokeramik La-frei. La hat im Vergleich zu den erfindungsgemäßen Komponenten schlechte Sintereigenschaften, weil es stark hygroskopisch ist. Ferner hat La aufgrund seines geringen Gewichtes einen negativen Einfluss auf die Stopping Power.
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Die Komponenten der A-Position werden bevorzugt in Form von Verbindungen der Stöchiometrie A2O3 eingesetzt, während die Komponenten der B-Position bevorzugt in Form von Verbindungen der Stöchiometrie BO2 zum Einsatz kommen. Die Stoffmengenanteile liegen dann idealerweise bei 33,3 Molprozent für A2O3 und 66,6 Molprozent für BO2. Erfindungsgemäß sind jedoch auch andere Mischungsverhältnisse, in denen trotzdem die erforderliche kubische Struktur erzielt wird. Dabei kann der Stoffmengenanteil von A2O3 bei zwischen 33,3 Molprozent und 60 Molprozent, bevorzugt bei zwischen 33,6 Molprozent und 43 Molprozent liegen, während der Stoffmengenanteil von BO2 bei zwischen 40 Molprozent und 66,6 Molprozent, bevorzugt bei zwischen 57 Molprozent und 66,4 Molprozent liegt. Weiterhin bevorzugt sind Varianten bei denen eine A2O3 Überschuss vorliegt jedoch mindestens von 2,2 Mol%, bevorzugt mindestens 2,5 Mol%, ganz besonders bevorzugt mindestens 3,0 Mol%
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Die Komponenten der D-Position kommen bevorzugt in einer Verbindung der Form D2O5 zum Einsatz. Folglich liegt der ideale stoffmengenmäßige Anteil in einer erfindungsgemäßen Optokeramik bei 25 Molprozent. Erfindungsgemäß sind außerdem Mischungsverhältnisse, in denen D2O5 in einem Stoffmengenanteil von 15 bis 35 Molprozent in der Optokeramik vorhanden ist.
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Gemäß einer weiteren Ausführungsform der vorliegenden Erfindung umfasst die erfindungsgemäße Optokeramik Hf oder Zr oder Ti.
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Gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung hat die erfindungsgemäße Optokeramik eine Zusammensetzung die ausgewählt ist aus Gd2Hf2O7, Yb2Hf2O7, Lu2Hf2O7 einschließlich entsprechender Mischkristalle mit gemischten A-Vertretern, wie beispielsweise (Gd, Lu)2Hf2O7, sowie jeweils entsprechenden Zirkonaten oder Titanaten.
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Weitere bevorzugte Ausführungsformen sind ausgewählt aus Lu2(Hf, Zr)2O7 sowie entsprechenden Gd- und Yb-Verbindungen, ferner nichtstöchiometrischen Vertretern wie Gd2,24Hf1,82O7 oder Lu2,15Hf1,89O7. Ferner sind kombinierte Mischkristallphasen wie (Lu, Gd)2,12(Zr, Hf)1,91O7 oder Gd3TaO7 besonders bevorzugt. Das gilt insbesondere auch für Lu3TaO7 oder davon abgeleitete Mischkristallphasen auf der A- und/oder B Position.
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Erfindungsgemäß ist auch der Ersatz von mehreren Sauerstoffen durch mehrere Chalkogen-Anionen, jedoch nicht mehr als 4 der 7 Sauerstoffe (S-Anteil: 4/11 = 36 Atomprozent). Der Anteil in Atomprozent xs von S liegt also im Bereich von 0 < xs < 36 Atomprozent. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform ist die E-Position komplett durch S besetzt. Voraussetzung für alle Kombinationen ist jedoch der Erhalt einer kubischen Symmetrie.
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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Optokeramik, deren Gehalt an Seltenerdionen mindestens 100 ppm beträgt.
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Eine erfindungsgemäß bevorzugte Optokeramik umfasst als Aktivatorzentrum eines oder mehrere der Ionen der Elemente, die ausgewählt sind aus der Gruppe bestehend aus Ce, Pr, Nd, Sm, Eu, Gd, Tb, Dy, Ho, Er und Tm. Besonders bevorzugt sind Eu, Ce, Pr, Nd, Tb und Sm. In einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung umfasst die erfindungsgemäße Optokeramik Eu in der Form Eu3+ oder Eu2+ oder auch einer Mischung davon.
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Bevorzugt liegt die Dichte der erfindungsgemäßen Optokeramik oberhalb von 5,0 g/cm3, ferner bevorzugt bei größer 6,0 g/cm3, weiter bevorzugt bei größer 7,0 und am meisten bevorzugt bei größer 7,5. Die effektive Atomzahl Zeff der Optokeramik gemäß der vorliegenden Erfindung liegt bevorzugt bei größer 50, bevorzugter oberhalb oder gleich 52, weiter bevorzugt bei größer 57 und am meisten bevorzugt bei 60.
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Die erfindungsgemäßen Optokeramiken zeichnen sich durch eine vorteilhaft geringe Abklingzeit aus. Unter anderem sind es die bevorzugt niedrigen Abklingzeiten, die es ermöglichen, die erfindungsgemäßen Optokeramiken erfindungsgemäß zu verwenden. Erfindungsgemäße Verwendungen sind Verwendungen in als Szintillationsmedien in Messgeräten, bevorzugt PET-, CT- und SPECT-Vorrichtungen bzw. in Multifunktionsgeräten PET/CT, PET/SPECT.
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Die erfindungsgemäße Aufgabe wird ferner durch ein Verfahren zur Herstellung erfindungsgemäßer Optokeramiken gelöst. Dieses Verfahren umfasst bevorzugt die folgenden Schritte:
- a. Herstellung eines Formkörpers aus einer Pulvermischung der Ausgangsmaterialien,
- b. Vorsintern des Formkörpers bei Temperaturen zwischen 500 und 1200°C,
- c. Sintern des vorgesinterten Formkörpers bei Temperaturen zwischen 1400 und 1900°C im Vakuum, in einem Druckbereich zwischen kleiner 0,1 MPa (1 bar, d. h. leichtem Unterdruck) absolut und 10–11 MPa (10–7 mbar) absolut,
- d. Verdichten des gesinterten Formkörpers bei Temperaturen zwischen 1400 und 2000°C bei Drücken zwischen 10 und 300 MPa.
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Mit dem Herstellungsverfahren der vorliegenden Erfindung ist es nicht mehr notwendig, langwierige Einkristallzüchtungen durchzuführen. Einkristallzüchtungen haben den Nachteil, dass sie bei sehr hohen Temperaturen von z. B. um 2000°C oder mehr über einen langen Zeitraum durchgeführt werden müssen. Hierdurch entstehen hohe Energiekosten, die dazu führen, dass Einkristalle nicht in der Massenproduktion hergestellt werden können. Das erfindungsgemäße Verfahren hingegen ermöglicht es, die Energiekosten drastisch zu reduzieren und gleichzeitig die Herstellungsdauer derart zu verkürzen, dass eine Massenproduktion der erfindungsgemäßen Optokeramiken ermöglicht wird. Das erfindungsgemäße Herstellungsverfahren ist insbesondere dafür geeignet, Formkörper herzustellen, die schon sehr nah an der jeweiligen Endkontur sind. Dadurch können aufwendige Nachbearbeitungsschritte eingespart werden.
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Normalerweise haben polykristalline Körper schlechte Transmissionseigenschaften, da sie über viele Kristallkorngrenzen verfügen, und das hindurchgehende Licht somit mehr Verluste an den Korngrenzen erleidet als dies bei einem Einkristall der Fall wäre. In der Folge ist es extrem schwierig, geeignete transparente, polykristalline Optokeramiken bereitzustellen, die den hohen Anforderungen genügen, die an Szintillationsmedien gestellt werden.
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Überraschenderweise wurde ferner gefunden, dass Seltenerdionen das Sintern der erfindungsgemäßen Keramiken fördern. Es ist daher erfindungsgemäß bevorzugt, dass das erfindungsgemäße Herstellungsverfahren die Zugabe von Seltenerdoxiden oder Seltenerdchalkogeniden als Sinterhilfsmittel umfasst.
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Die Sinterhilfsmittel ermöglichen die Herstellung einer besonders hochwertigen Optokeramik, indem sie zu einer Optokeramik führen, die besonders gute Transmission aufweist. Dies lässt sich dadurch begründen, dass die Sinterhilfsmittel an den Korngrenzen des Formkörpers Eutektika mit den übrigen Komponenten der Pulvermischung bilden, so dass der Sintervorgang schneller und gründlicher abläuft.
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Damit sich Eutektika ausbilden können, ist es bevorzugt, dass die Sinterhilfsmittel gemäß der vorliegenden Erfindung nicht mit den Komponenten identisch sind, die die Hauptkomponenten der Optokeramik darstellen. Also sind die Sinterhilfsmittel bevorzugt insbesondere nicht die Komponenten, die in der Optokeramik die A-, B- oder D-Position besetzen.
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Durch die Einhaltung der Bedingungen des oben dargestellten Herstellungsprozesses werden erfindungsgemäße Optokeramiken erhalten, die die genannten hervorragenden Eigenschaften aufweisen.
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Ausführungsbeispiele
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1. Beispiel zur Herstellung einer transparenten Keramik aus Ce:Gd2Hf2O7 und Ce:Lu2Hf2O7 über uniaxiales Pressen (mit reaktivem Sintern)
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Pulver mit Primärpartikeln mit Durchmessern < 1 μm aus CeO2, Gd2O3 bzw. Lu2O3 und HfO2 wurde im Verhältnis gemäß Zielzusammensetzung abgewogen. Nach Zugabe von Dispergier- und Bindungsmitteln wird das Gemenge mit Ethanol und ZrO2-Kugeln in einer Kugelmühle für 12 h gemischt.
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Die Mahlsuspension wurde auf einer Heizplatte getrocknet.
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Das Pulver wurde anschließend uniaxial in Scheiben verpresst. Die Druckbedingungen lagen bei ca. 20 MPa, die Druckzeiten bei wenigen Sekunden. Der vorgeformte Pressling wurde in einer kalt-isostatischen Presse nachverdichtet, wobei der Pressdruck bei ca. 180 MPa lag. Das Druckübertragungsmedium war Wasser.
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Anschließend wurde in einem ersten thermischen Schritt Binder ausgebrannt. Die Temperzeit lag bei 2,5 h und die Temperatur bei 700°C. Der ausgebrannte Grünkörper wurde anschließend in einem Vakuumsinterofen (Unterdruck: 10–5 mbar) gesintert. Sinterung zu einem fast porenfreien Körper erfolgte bei höheren Temperaturen von 1800°C für 5 h.
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Beim anschließenden heiß-isostatischem Pressen (HIP) wurden die geschlossenen Poren beseitigt, die HIP-Bedingungen lagen bei 1780°C-2 h-Ar-200 MPa.
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Es entstanden optisch transparente und homogene Körper, die weiterverarbeitet werden können. Die Abklingzeit lag bei 66 ns (gemessen mit LED bei 336 nm für Optokeramik: 0,1 wt% Ce3+:Gd2Hf2O7)
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2. Beispiel zur Herstellung einer transparenten Keramik aus Eu:Yb2(Zr, Ti)2O7 über uniaxiales Pressen (mit reaktivem Sintern)
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Pulver mit Primärpartikeln mit Durchmessern < 1 μm aus Eu2O3, Yb2O3, ZrO2 und TiO2 wurden im Verhältnis gemäß Zielzusammensetzung abgewogen. Die Mahlung erfolgte in Ethanol mit ZrO2-Kugeln, wobei der Mahlsuspension auch Binder und oberflächensensitive Additive beigemischt wurden. Die Mahlung erfolgte über Nacht.
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Die Mahlsuspension wurde mit einem Sprühtrockner granuliert.
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Das Granulat wurde anschließend uniaxial in Scheiben verpresst. Die Druckbedingungen lagen bei 10 MPa, die Druckzeiten bei etwa einer Minute. Der vorgeformte Pressling wurde in einer kalt-isostatischen Presse nachverdichtet, wobei der Pressdruck bei 225 MPa lag. Das Druckübertragungsmedium war Öl.
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Anschließend wurde in einem ersten thermischen Schritt Binder ausgebrannt. Temperzeit und Temperatur lagen bei 2 h und 900°C. Der ausgebrannte Grünkörper wurde anschließend in einem Vakuumsinterofen (Unterdruck: 10–6 mbar) gesintert. Sinterung zu einem fast porenfreien Körper erfolgte bei höheren Temperaturen, zwischen 1600 und 1800°C für 5 h.
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Beim anschließenden heißisostatischem Pressen (HIP) wurden die geschlossenen Poren beseitigt, die HIP-Bedingungen lagen bei 1700°C-10 h-Ar-200 MPa.
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Nach dem heißisostatischen Pressen wurde in einem weiteren thermischen Schritt die Probe wieder oxidiert (1000°C, 5 Stunden, O2-Fluß).
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Es entstanden optisch transparente und homogene Körper, die weiterverarbeitet werden können. Die Abklingzeiten lagen für die 0,1 wt% Eu3+:Yb2(Zr, Ti)2O7 Optokeramiken bei 1,5 ms.
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3. Beispiel zur Herstellung einer transparenten Keramik aus Pr:Lu2Zr2O7 über Heißguss (mit reaktivem Sintern)
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Pulver mit Primärpartikeln mit nanoskaliger Größe (< 100 nm Durchmesser) aus Pr2O3, Lu2O3 und ZrO2 wurden im Verhältnis gemäß Zielzusammensetzung abgewogen. In einer beheizten Kugelmühle wurde das Pulvergemenge mit dem thermoplastischen Bindemittel (Mischung aus 75 Masse% Paraffin und 25 Masse% mikroskaligem Wachs) und dem grenzflächenaktiven Mittel Siloxanpolyglycolether (einmolekulare Bedeckung der Keramikpartikeloberfläche) bei 80°C gemischt. Dabei betrug die Viskosität des Endschlickers 2,5 Pas bei einem Feststoffgehalt von 60 Vol%. Mit einem Spritzdruck von 1 MPa wurde der Schlicker direkt in die gegengehaltene Kunststoffform gefördert (Heißgießen). Das Austreiben des Bindemittels erfolgte nach Entformung oberhalb des Schmelzpunktes des benutzten Wachses wobei etwa 3 Masse% im Grünling verblieben, um Formstabilität zu gewährleisten.
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Die im Grünling verbliebenen Bindemittel und Tenside wurden während des sich anschließenden Sintervorgangs ausgebrannt. Vakuumsintern erfolgte bei einer Aufheizrate von 300 K/h bis zu 1000°C und einer Haltezeit von 1 h gefolgt von einer weiteren Aufheizung auf 1650°C. Die Vakuumbedingungen lagen bei 10–5 bis 10–6 mbar. HIP erfolgte mit einer Aufheizrate von 300 K/min auf 1650°C und einer Haltezeit von 15 h bei einem Druck von 200 MPa.
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Es entstanden optisch transparente und homogene Körper, die weiterverarbeitet werden können. Die Abklingzeiten lagen für die 0,5 wt% Pr3+:Lu2Zr2O7 Optokeramiken bei 450 ns.
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4. Beispiel zur Herstellung einer transparenten Keramik aus Ce:Gd2,24Hf1,82O7 bzw. Ce:Lu2,15Hf1,89O7 über uniaxiales Pressen (mit reaktivem Sintern)
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Der Prozess wurde im wesentlichen analog Beispiel 1 geführt.
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Pulver mit Primärpartikeln mit Durchmessern < 1 μm aus CeO2, Gd2O3 und HfO2 wurde im Verhältnis (38 mol% Gd2O3 und 62 mol% HfO2) gemäß Zielzusammensetzung abgewogen. Nach Zugabe von Dispergier- und Bindungsmitteln wird das Gemenge mit Ethanol und ZrO2-Kugeln in einer Kugelmühle für 12 h gemischt.
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Die Mahlsuspension wurde auf einer Heizplatte getrocknet.
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Das Pulver wurde anschließend uniaxial in Scheiben verpresst. Die Druckbedingungen lagen bei ca. 20 MPa, die Druckzeiten bei 15 Sekunden. Der vorgeformte Pressling wurde in einer kalt-isostatischen Presse nachverdichtet, wobei der Pressdruck bei ca. 200 MPa lag. Das Druckübertragungsmedium war Öl.
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Anschließend wurde in einem ersten thermischen Schritt Binder ausgebrannt. Die Temperzeit lag bei 3 h und die Temperatur bei 700°C. Der ausgebrannte Grünkörper wurde anschließend in einem Vakuumsinterofen (Unterdruck: 10–5 mbar) gesintert. Sinterung zu einem fast porenfreien Körper erfolgte bei höheren Temperaturen von 1700°C für 6 h.
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Beim anschließenden heiß-isostatischem Pressen (HIP) wurden die geschlossenen Poren beseitigt, die HIP-Bedingungen lagen bei 1780°C-2 h-Ar-200 MPa.
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Es entstanden optisch transparente und homogene Körper, die weiterverarbeitet werden können. Die Abklingzeit lag bei ~70 ns
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5. Beispiel zur Herstellung einer transparenten Keramik aus Ce:Gd3TaO7
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Pulver mit Primärpartikeln mit Durchmessern < 1 μm aus CeO2, Gd2O3 und Ta2O5 wurde im Verhältnis gemäß Zielzusammensetzung abgewogen. Nach Zugabe von Dispergier- und Bindungsmitteln wird das Gemenge mit Ethanol und ZrO2-Kugeln in einer Kugelmühle für 12 h gemischt.
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Die Mahlsuspension wurde mit einem Sprühtrockner granuliert.
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Das Granulat wurde anschließend uniaxial in Scheiben verpresst. Die Druckbedingungen lagen bei 20 MPa, die Druckzeiten bei etwa 15 Sekunden. Der vorgeformte Pressling wurde in einer kalt-isostatischen Presse nachverdichtet, wobei der Pressdruck bei 225 MPa lag. Das Druckübertragungsmedium war Wasser.
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Anschließend wurde in einem ersten thermischen Schritt Binder ausgebrannt. Die Temperzeit lag bei 3 h und die Temperatur bei 600°C. Der ausgebrannte Grünkörper wurde anschließend in einem Vakuumsinterofen (Unterdruck: 10–5 mbar) gesintert. Sinterung zu einem fast porenfreien Körper erfolgte bei höheren Temperaturen von 1800°C für 5 h.
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Beim anschließenden heiß-isostatischem Pressen (HIP) wurden die geschlossenen Poren beseitigt, die HIP-Bedingungen lagen bei 1780°C-5 h-Ar-200 MPa.
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Es entstanden optisch transparente und homogene Körper, die weiterverarbeitet werden können.