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Die
Erfindung betrifft einen pyroelektrischen Detektor mit reduzierter
Beschleunigungsempfindlichkeit nach dem Oberbegriff des Anspruchs
1.
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Der
genannte pyroelektrische Detektor wandelt absorbierte Infrarotstrahlung
in ein elektrisches Signal um. Pyroelektrische Detektoren werden
zur berührungslosen
Temperaturmessung, zur Gasanalyse, in Spektrometern sowie in Bewegungs-
und Brandmeldern eingesetzt.
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Ein
pyroelektrischer Detektor ist im Wesentlichen aus dem empfindlichen
Element und einem Vorverstärker
aufgebaut. Das empfindliche Element besteht aus pyroelektrischem
Material, welches mit Elektroden auf der Ober- und Unterseite versehen
ist. Trifft Infrarotstrahlung auf das empfindliche Element, wird
diese absorbiert. Im pyroelektrischen Material entsteht eine Temperaturänderung,
die zu einer Änderung
der Polarisation und damit zu einer Ladung auf den Elektroden führt.
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Bedingt
durch den piezoelektrischen Effekt sind alle pyroelektrischen Detektoren
beschleunigungsempfindlich. Durch Beschleunigung oder externe mechanische
Anregung des Detektors entstehen im pyroelektrischen Element Zug-,
Druck- und Biegespannungen. Aufgrund des piezoelektrischen Effektes
entstehen durch diese mechanischen Belastungen ebenfalls Ladungen
auf den Elektroden. Diese Störsignale
verfälschen
besonders die Messergebnisse beim Nachweis von geringen Infrarotstrahlungsflüssen. Das
Verhalten wird als Beschleunigungsempfindlichkeit oder Mikrofonie
bezeichnet.
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In
der
DE 10 2005
001 966 A1 wird die Befestigung eines pyroelektrischen
Chips mittels einer zentrischen und zusätzlich einer geraden Anzahl, symmetrisch
um das Zentrum angeordneter, äußerer Stützstellen
realisiert. Die Kontaktierung der Elektroden erfolgt auf der empfindlichen
Fläche
und erzeugt damit eine Abschattung der Strahlung. Des Weiteren wird
durch die zentrische Stützstelle
eine schlechte thermische Isolierung erreicht.
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In
US 42 18 620 und
US 43 26 663 wird vorgeschlagen,
den pyroelektrischen Chip auf dünnen, flexiblen
Drahtbrücken
zu befestigen. Durch die Flexibilität der Drahtbrücken sollen
Stöße absorbiert werden.
Des Weiteren dient die Befestigung der thermischen Isolation des
Chips. Diese Montagetechnologie ist sehr aufwändig. Eine Durchbiegung des
pyroelektrischen Chips wird nicht verhindert. Die Reproduzierbarkeit
der Sensoreigenschaften ist nicht immer gegeben.
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In
der
US 44 41 023 werden
zwei identische pyroelektrische Detektoren antiparallel kontaktiert. Einer
der Detektoren wird von der einfallenden Strahlung abgeschirmt.
Dadurch sollen die piezoelektrischen Störsignale kompensiert werden.
Die Kompensationsmethode setzt gleiche elektrische Signale der Detektoren
bei mechanischer Belastung voraus. Die gewählte Bauform mit einseitiger
Befestigung sowie minimale Unsymmetrien im Aufbau erzeugen häufig große mechanische
Belastungen bei Beschleunigungen. Dadurch verursachen selbst kleinste
Abweichungen in der Chipgeometrie oder Chipbefestigung große Störsignale.
Zudem ist der Signal-Rausch-Abstand der kompensierten Sensoren physikalisch
bedingt geringer als bei vergleichbaren Einelementsensoren.
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In
GB 20 77 034 A wird
der pyroelektrische Chip zwischen zwei Polymerfolien befestigt und
kontaktiert. Bei mechanischen Belastungen wird dadurch die Deformation
des Chips verringert, aber nicht vollständig verhindert. Durch die
flexible Aufhängung können leicht
niedrige Resonanzfrequenzen entstehen. Außerdem ist die thermische Isolation
des Chips nicht optimal.
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In
DE 690 09 364 T2 und
EP 0 417 846 A2 besteht
das temperaturempfindliche Material des Wärmestrahlungsdetektors aus
einem Polymerfilm, dessen Polymermaterial auch piezoelektrische
Eigenschaften aufweist. Mit Hilfe einer speziellen Befestigungsanordnung
für den
Polymerfilm und wechselseitigen Stützen unter dem Film wird dieser
straff und unter mechanischer Spannung gehalten, um die natürliche Vibrationsfrequenz
des Filmteils zwischen den Stützen
zu höheren
Frequenzen zu verschieben. Dieses Verfahren ist aus Ausbeutegründen nur
für temperaturempfindliche
Polymerfilme geeignet, da kristalline pyroelektrische Materialien
(z. B. LiTaO
3, Triglyzinsulfat) mit geringer
Dicke brechen würden. Andererseits
kann die vorhandene Mikrophonie bei niedrigen Arbeitsfrequenzen
(< 500 Hz) nicht
wesentlich reduziert werden.
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EP 0 141 582 B1 beschreibt
einen Infrarotdetektor der aus einem pyroelektrischen Bauteil innerhalb
eines Gehäuses
besteht, das auf einem Block befestigt ist, der eine höhere spezifische
Steifheit als das pyroelektrische Bauteil besitzt. Dadurch sollen die
mechanischen Spannungen im pyroelektrischen Bauteil bei mechanischer
Anregung reduziert und die Beschleunigungsempfindlichkeit des Sensors
verringert werden. Nachteilig ist der relativ große Platzbedarf
für den
Block und der notwendige Fertigungsaufwand bei der Sensorherstellung.
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In
DE 693 14 158 T2 wird
insbesondere ein pyroelektrischer Sensor beschrieben, der einen
monolithisch integrierten Chip mit einer pyroelektrischen Schicht
enthält,
der nur über
Drähte
mit den Anschlusselementen des Gehäuses und über eine Schicht aus elastisch
verformbaren Material mit dem Gehäuseboden verbunden ist. Dadurch
soll der monolithisch integrierte Chip mechanisch von seiner Umgebung
entkoppelt und die Beschleunigungsempfindlichkeit des pyroelektrischen
Sensors reduziert werden. Die beschriebene Anordnung kann technologisch
nur sehr schwer umgesetzt werden und ist aufgrund der noch vorhandenen
mechanischen Kopplung über
die Drähte,
die Dämpfungsschicht und
die umgebende Luftschicht nicht sehr wirksam.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, einen pyroelektrischen Detektor
anzugeben, der mittels einer bereits bestehenden Montagetechnologie mit
sehr guter thermischen Isolierung herstellbar ist, eine sehr homogene
Empfindlichkeitsverteilung über der
empfindlichen Fläche
auch bei niedrigen Modulationsfrequenzen besitzt und eine verringerte
Beschleunigungsempfindlichkeit aufweist. Dabei soll die Sensitivität und Detektivität des Sensors
nach Möglichkeit
nicht beeinträchtigt
werden.
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Erfindungsgemäß wird die
Aufgabe durch einen pyroelektrischen Detektor mit den im Anspruch
1 genannten Merkmalen gelöst.
Ausgestaltende Merkmale sind in den Unteransprüchen 2 bis 5 beschrieben.
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Die
piezoelektrischen Signale entstehen durch Deformation des empfindlichen
Elementes bei Belastungen. Vor allem Beschleunigungen senkrecht zu
dessen Oberfläche
(Z-Richtung) verursachen starke Durchbiegungen des pyroelektrischen
Elementes.
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Ein
Ansatzpunkt zur Verringerung der Beschleunigungsempfindlichkeit
ist deshalb die Montagetechnologie des empfindlichen Elementes.
Die Befestigung auf dem Chipträger
muss die eingeleiteten Kräfte
möglichst
stark dämpfen,
damit die möglichst klein
ist. Eine vollflächige
Montage zur Verringerung der Verformung ist nicht sinnvoll, da eine
möglichst große thermische
Isolation gefordert wird. Des Weiteren müssen Ausdehnungen des empfindlichen
Elementes durch die Befestigung ausgeglichen werden. Die Forderung
nach einer geringen mechanischen Verformung und thermischen Isolierung
erfordert daher einen Kompromiss.
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Der
erfindungsgemäße Detektor
besitzt ein pyroelektrisches Element aus LiTaO3,
welches über Silikonklebstoff
an den Ecken mit dem Chipträger verbunden
ist. Auf der Ober- und der Unterseite des LiTaO3-Chips
befinden sich die kreuzenden Elektroden. Die Kontaktierung der oberen
Elektrode erfolgt nur auf der Oberfläche des pyroelektrischen Chips außerhalb
des empfindlichen Elementes über
Drahtbondung. Die untere Elektrode wird außerhalb des empfindlichen Elements
mittels Leitkleber kontaktiert. Mit der Fixierung und Kontaktierung
des LiTaO3-Chips am äußeren Rand werden eine sehr gute
thermische Isolierung des empfindlichen Elements und eine hohe und
homogene Empfindlichkeit über
der empfindlichen Fläche
erreicht.
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Durch
ein platziertes Anbringen von definierten Zusatzmassen auf der Oberfläche des
pyroelektrischen Chips außerhalb
des empfindlichen Elementes wurde es überraschend möglich, die
Beschleunigungsempfindlichkeit zu verringern, ohne die sehr gute
thermische Isolierung zu beeinträchtigen.
Damit können
Sensoren mit hohem Signal-Rausch-Abstand
realisiert werden.
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Die
Verringerung der Beschleunigungsempfindlichkeit ist abhängig von
der Position und dem Gewicht der Zusatzmasse. Des Weiteren müssen die Merkmale
des Sensors, wie zum Beispiel Befestigung, Kontaktierung, Materialeigenschaften
und Ausrichtung, berücksichtigt
werden. Mit Hilfe der FEM wurden diese Abhängigkeiten untersucht und die
vorzugsweisen Koordinaten zur Anbringung der Zusatzmassen auf dem
pyroelektrischen Chip bestimmt.
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Die
Zusatzmasse wird vorteilhaft außerhalb der
empfindlichen Fläche
angebracht. Dadurch entsteht keine Abschattung der Infrarotstrahlung
oder größere Beeinflussung
des Sensorverhaltens durch die zusätzliche thermische Masse.
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Eine
vorteilhafte Realisierung der Zusatzmasse ist das Dispensen von
Leitkleber (H20E) auf der Oberfläche
des pyroelektrischen Chips. Dabei hat die Zusatzmasse keine mechanische
Verbindung zu Komponenten außerhalb
des pyroelektrischen Chips. Es kann auch mehr als nur eine Zusatzmasse angebracht
werden.
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Zu
einer Verringerung der Beschleunigungsempfindlichkeit durch das
Anbringen einer Zusatzmasse kommt es vor allem durch die Orientierungsabhängigkeit
der piezoelektrischen Ladungskonstante d31.
Durch eine günstige
Verteilung der erzeugten mechanischen Spannungen bei Beschleunigungen kann
das entstehende Störsignal
verringert werden.
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Der
Vorteil der erfindungsgemäßen Lösung besteht
in ihrer einfachen Umsetzbarkeit. Die bisherige Montagetechnik kann
beibehalten werden. Zur Verringerung der Beschleunigungsempfindlichkeit musste
bisher die Deformation des Sensors verhindert werden, was zur Folge
hatte, dass das thermische Verhalten beeinflusst wurde, da eine
großflächige Kontaktierung
verwendet werden musste. Die Nutzung von speziellen Stützelementen
zur Halterung des pyroelektrischen Chips ist technologisch aufwendig
und kostenintensiv.
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Nachfolgend
wird die Erfindung an Ausführungsbeispielen
näher erläutert. Es
zeigen:
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1 eine
schematische Darstellung des pyroelektrischen Detektors mit Zusatzmasse
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2 ein
Frequenzgang der Beschleunigungsempfindlichkeit von Standard- und
mikrofoniereduzierten Detektoren
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3 eine
Draufsicht des in Versuchen verwendeten pyroelektrischen Sensors
mit Zusatzmasse
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4 eine
Darstellung der Ergebnisse der FEM-Simulation für verschiedene Positionen der
Zusatzmasse
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In 1 ist
die erfindungsgemäße Anordnung
einer Zusatzmasse 4 auf dem pyroelektrischen Chip 9 dargestellt.
Die X- und Y-Achse liegen in der Ebene des pyroelektrischen Chips 9 und
die Z-Achse steht senkrecht auf diesem. Der pyroelektrische Chip 9 besteht
aus pyroelektrischem Material (z. B. LiTaO3),
welches mit Elektroden auf der Oberseite 2 und Unterseite 7 versehen
ist. Der pyroelektrische Chip 9 hat eine typische Dicke
von 20 μm
und laterale Abmessungen von 4 × 4
mm2. Die Elektroden 2 und 7 besitzen
eine Breite von 1 mm. Sie kreuzen sich in der Chipmitte und definieren
das empfindliche Element 3 (1 × 1 mm2).
Die Befestigung des pyroelektrischen Chips 9 auf dem Chipträger 6 erfolgt
elastisch über
vier Silikonklebstoffpunkte 5 an den Ecken des pyroelektrischen
Chips 9. Dadurch wird eine sehr gute thermische Isolierung
erreicht. Die Kontaktierung der oberen Elektrode 2 erfolgt
mit einem Leitkleberpunkt (H20E) und einem Au-Bonddraht 1.
Die untere Elektrode 7 wird direkt mit Leitkleber (H20E) 8 am
Chipträger
fixiert. Auf die Oberfläche
des pyroelektrischen Chips 9 wird eine Zusatzmasse 4 aus Leitklebstoff
(z. B. H20E) aufgebracht.
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In 2 ist
der Frequenzgang der Beschleunigungsempfindlichkeit Sz in
Z-Richtung für
Frequenzen von 40 bis 1000 Hz dargestellt. A zeigt die relativ hohe
Beschleunigungsempfindlichkeit eines Standard-Detektors mit einer
empfindlichen Fläche
von 1 × 1
mm2.
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An
dem Detektor aus A wurde durch das Dispensen von Leitklebstoff (H20E)
eine Zusatzmasse aufgebracht. Die Zusatzmasse wurde an der Position Mx
= 1300 μm
und My = 900 μm
(siehe 3) angebracht und hatte ein Gewicht von ca. 0,1
mg. Die erreichte Verringerung der Beschleunigungsempfindlichkeit
ist in der Kurve B dargestellt.
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Die
Zusatzmasse des Detektors wurde nochmalig auf ein Gewicht von 0,2
mg vergrößert. Die
weitere Verringerung der Beschleunigungsempfindlichkeit ist in Kurve
C dargestellt.
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Eine
weitere Vergrößerung der
Zusatzmasse auf 0,6 mg ergab eine Vergrößerung der Beschleunigungsempfindlichkeit,
wie in Kurve D dargestellt.
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In 3 ist
die Draufsicht eines Detektors mit der Platzierung der Zusatzmasse
aus den Versuchen dargestellt. Desweiteren wird die genaue Lage des
Koordinatensystems gezeigt.
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4 zeigt
die Ergebnisse einer FEM-Simulation für verschiedene Anordnungen
der Zusatzmasse. Es wurde für
insgesamt 440 verschiedene Positionen der Zusatzmasse die Beschleunigungsspannung
berechnet. Für
jede Position (Mx, My) der Zusatzmasse wurde die sich ergebende
Beschleunigungsspannung Uz in einem Diagramm
dargestellt. Es ergeben sich zwei deutliche Minima, welche sich für eine Anbringung
der Zusatzmasse eignen. Die Simulation wurde für den Detektor aus 1 mit
einer Zusatzmasse von 0,25 mg durchgeführt.
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- 1
- Bonddraht
- 2
- obere
Elektrode
- 3
- empfindliches
Element
- 4
- Zusatzmasse
- 5
- Silikonklebstoffpunkt
- 6
- Chipträger
- 7
- untere
Elektrode
- 8
- Kontaktierung
untere Elektrode
- 9
- pyroelektrischer
Chip
- A
- Standard-Detektor
- B
- Detektor
mit Zusatzmasse 0,1 mg
- C
- Detektor
mit Zusatzmasse 0,2 mg
- D
- Detektor
mit Zusatzmasse 0,6 mg