-
Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer ein Gelenk
aufweisenden, zwei- oder mehrlagigen
Kartonage. Eine solche Kartonage kann z. B. ein Bucheinband sein,
eine gelenkig zu öffnende Pappschachtel
oder eine faltbare Speisen- und Getränkekarte.
-
Bei
Produkten zum Einordnen bzw. Ablegen von Gegenständen wie z. B. Schriftstücken, Fotos, CD's kommt als Grundmaterial
häufig
Pappe oder Karton zum Einsatz, welcher außenseitig gegebenenfalls mit
einer Kaschierung aus Papier, Folie oder Textilgewebe versehen sein
kann. Derartige Produkte mit Pappe oder Pappkarton als Grundmaterial
werden im Folgenden allgemein als „Kartonagen" bezeichnet. Sind
die Produkte um ein Einfachgelenk oder ein Doppelgelenk faltbar,
so bereitet die dauerhaft funktionierende Gestaltung des Gelenks
Probleme. Vor allem Kartonagen aus dickem Kartonmaterial oder dicker
Pappe vertragen kein häufiges Hin-und-Her-Biegen
im Scharnierbereich, ohne dass es dort zu einem Einreißen des
Zellstoffmaterials kommt. Um die Dauerhaftigkeit im Gelenkbereich
zu erhöhen,
ist es bei der Herstellung von Gegenständen aus dicken Kartonagen
und Pappen bekannt, im späteren
Gelenkbereich des Kartonmaterials Material wegzufräsen. Hierdurch
kommt es zu einer partiellen Materialverschlankung im Gelenkbereich
mit der Folge, dass das Zellstoffmaterial weniger auf Biegung strapaziert
wird. Beim Einfräsen
entsprechender Nuten in das Pappmaterial kommt es jedoch entlang
der Ränder
zu unansehnlichen Ausfransungen, weshalb solcher Art hergestellte
Gegenstände
bei hohen ästhetischen
Ansprüchen
weniger geeignet sind.
-
Ferner
ist es bekannt, Kartonagen mit integriertem Gelenk aus mehrlagigem
Pappmaterial herzustellen. Die später die Außenseite des Produktes bildende
Lage ist ein durchgehender Streifen, wohingegen die innere, deutlich
dicker gestaltete Lage aus mehreren einzelnen Papp- oder Kartonstücken zusammengesetzt
wird. Die einzelnen Stücke
werden mit gegenseitigem Abstand platziert, wodurch Leerräume entstehen,
die später
die Gelenkbereiche bilden. Die Verbindung der beiden Lagen erfolgt
z. B. durch flächiges
Verkleben. Für
eine ausreichende Parallelität
im Gelenkbereich ist es wichtig, dass die Kanten der im Bereich
der Leerräume
mit Distanz zueinander angeordneten, inneren Papp- oder Kartonstücke exakt
parallel zueinander verlaufen. Hierzu ist vor dem Verkleben mit
der anderen, durchgehenden Lage ein genaues Ausrichten der einzelnen
Stücke erforderlich.
Erfolgt dies nicht mit der erforderlichen Genauigkeit, arbeitet
auch das spätere
Gelenk nicht exakt, sondern mit einem gewissen Versatz. Dies ist insbesondere
dann von Nachteil, wenn derartige Kartonagen als hochwertige Büro- oder
Papeterieartikel Verwendung finden, bei denen Ränder oder Kanten bündig abschließen müssen.
-
Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei einem Verfahren zur Herstellung
einer faltbaren, zwei- oder mehrlagigen Kartonage mit einfachen
Mitteln ein hohes Maß an
Parallelität
im Gelenkbereich zu erzielen.
-
Zur
Lösung
dieser Aufgabe wird ein Verfahren zur Herstellung einer ein Gelenk
aufweisenden, zwei- oder mehrlagigen Kartonage mit den folgenden Schritten
vorgeschlagen:
- – Versehen eines rechteckigen
Kartonstreifens mit mindestens einem Schlitz, wobei sich der Schlitz
quer zum Längsrand
des Kartonstreifens erstreckt, und seine Länge geringer als die Breite des
Kartonstreifens ist;
- – Flächiges Verbinden
des Kartonstreifens mit einem weiteren, den Schlitz in dem Kartonstreifen überdeckenden
Streifen zu einem Verbundstreifen;
- – Längsschneiden
des Verbundstreifens in jeweils solchen Abständen zu den Längsrändern, dass die
Längsschnitte
den Schlitz rechtwinklig schneiden.
-
Mit
einem solchen Verfahren ist es möglich, bei
zwei- oder mehrlagigen Kartonagen, welche ein Gelenk aufweisen,
dieses Gelenk mit einem hohen Maß an Parallelität, d. h.
Exaktheit der Schwenkachse, herzustellen. Zu diesem Zweck wird bei
der Herstellung der Kartonage mit einem gewissen Materialüberschuss
entlang des Längsrandes
des als Ausgangsprodukt dienenden Kartonstreifens gearbeitet. Am
Ort des späteren
Gelenks wird der Kartonstreifen mit einem Schlitz versehen, wobei
sich dieser Schlitz quer zu dem Längsrand des Kartonstreifens
erstreckt, und die Länge
des Schlitzes geringer als die Breite des Kartonstreifens ist. In
einem nächsten Schritt
wird der mit dem Schlitz versehene Kartonstreifen mit einem weiteren,
den Schlitz überdeckenden
Streifen zu einem Verbundstreifen verbunden, etwa durch flächiges Verkleben.
Der weitere Streifen kann ohne weiteres eine nur geringe Materialdicke
aufweisen, und z. B. nur ein Papierstreifen sein. Der so hergestellte
Verbundstreifen, welcher weiterhin an seinem Längsrand einen Materialüberschuss
aufweist, wird dann parallel zu dem Längsrand in Längsrichtung
geschnitten, wobei der Längsschnitt
den vorhandenen Schlitz rechtwinklig schneidet. Durch das Längsschneiden
wird ein Randstreifen abgetrennt, welcher Abfall ist oder auch recycelt werden
kann. Da die beiden Gelenkränder
zuvor die beiden Ränder
des Schlitzes waren, weisen sie jene Maßhaltigkeit auf, mit der zuvor
der Schlitz hergestellt, z. B. gestanzt wurde. Die Parallelität und insbesondere
Schwenkpräzision
des Gelenks ist daher alleine durch die Genauigkeit der verwendeten
Stanzwerkzeuge begrenzt und unabhängig von der Sorgfalt, mit
welcher die Teile vor dem Verkleben zueinander ausgerichtet wurden.
-
Durch
die Kombination eines dicken mit einem dünnen Materialstreifen wird
das Schließverhalten
des späteren
Kartonartikels verbessert. Dieser klappt angenehm zu, und er bleibt
geschlossen ohne in Folge von Rückformkräften wieder
auf zu springen.
-
Mit
einer Ausgestaltung des Verfahrens wird vorgeschlagen, dass zur
Ausbildung eines Buchrückens
an der Kartonage der Kartonstreifen mit einem Paar zueinander paralleler
Schlitze versehen wird. Auf diese Weise lässt sich ein Doppelgelenk herstellen,
bei dem jedes einzelne Gelenk nicht mit einem Schwenkwinkel von
180°, sondern
nur von ca. 90° arbeitet.
-
Eine
weitere Ausgestaltung des Verfahrens ist dadurch gekennzeichnet,
dass die Materialdicke des Kartonstreifens das mindestens Vierfache
der Materialdicke des weiteren Streifens beträgt. Dieser weitere Streifen
besteht vorzugsweise ebenfalls aus Karton bzw. aus Pappe.
-
Mit
einer weiteren Ausgestaltung des Verfahrens wird vorgeschlagen,
dass der längs
geschnittene Verbundstreifen in einem weiteren Schritt mit einer die
durch den Kartonstreifen gebildete Innenseite des Verbundstreifens
bedeckenden Kaschierung versehen wird, und dass diese Kaschierung
im Bereich der Schlitze mit dem weiteren Streifen verbunden und
vorzugsweise verklebt wird.
-
Während des
Kaschierens können
Andrückmittel,
deren Andrückfläche an die
Gestalt des Schlitzes bzw. der Schlitze angepasst ist bzw. sind,
die Kaschierung gegen den weiteren Streifen drücken.
-
Gemäß einer
weiteren Ausgestaltung des Verfahrens wird der längs geschnittene Verbundstreifen
in einem weiteren Schnitt derart mit einer Außenkaschierung versehen, dass
diese zumindest die durch den weiteren Streifen gebildete Außenseite
sowie die Längs-
und Querränder
des Verbundstreifens bedeckt. Vorzugsweise besteht die Außenkaschierung
aus Papier, jedoch sind als Kaschierung auch andere Materialien,
wie z. B. Textilgewebe, Kunststofffolie oder Leder, geeignet.
-
Die
Erfindung wird im Folgenden anhand eines Ausführungsbeispieles und unter
Bezugnahme auf die Zeichnung erläutert.
Dabei zeigen die 1 bis 6 einzelne
Schritte eines Verfahrens zur Herstellung einer ein Gelenk bzw.
Scharnier aufweisenden, zweilagigen Kartonage, wohingegen 7 ein nach
dem Verfahren hergestelltes Produkt in einer Seitenansicht zeigt.
Im Einzelnen zeigen:
-
1 in
perspektivischer Darstellung einen Längsabschnitt eines Kartonstreifens;
-
2 den
Kartonstreifen nach 1, mit zweimal zwei zueinander
parallelen Schlitzen versehen;
-
3 den
Kartonstreifen nach 2, mit einem vorläufig parallel
hierzu positionierten, weiteren Streifen;
-
4 einen
Verbundstreifen, bestehend aus dem Kartonstreifen sowie dem weiteren
Streifen;
-
5 die
Gegenstände
nach 4 mit gestrichelt eingezeichneten Schnittlinien
für durchgeführte Längsschnitte;
-
6 eine
Seitenansicht der fertigen Kartonage, wobei im rechten Teil der 6 zusätzlich mögliche Kaschierungen
dargestellt sind, und
-
7 ein
Produkt in Gestalt eines Pappkästchens,
welches entsprechend den vorgenannten Herstellungsschritten mit
Gelenkverbindungen versehen wurde.
-
1 zeigt
in perspektivischer Darstellung einen Ausschnitt aus einem insgesamt
rechteckigen Kartonstreifen 1 mit einer Materialdicke D1.
Der Kartonstreifen, welcher vorzugsweise aus ein- oder mehrlagiger
Pappe besteht, ist rechteckig und völlig eben bzw. flach.
-
Gemäß 2 wird
der Kartonstreifen 1 mittels eines nicht dargestellten
Schneid- oder Stanzwerkzeuges quer zu seiner Längserstreckung mit Schlitzen 4 versehen.
Es sind vier Schlitze dargestellt. Jeweils zwei Schlitze 4a, 4b bilden
ein Schlitzpaar. Die Schlitze sind durchgehend, d. h. die durch die
Schlitze gebildeten Öffnungen
erstrecken sich zwischen der Ober- und der Unterseite des Kartonstreifens 1.
Durch die Schlitze 4, 4a, 4b wird der einstückige Kartonstreifen
in mehrere Teilabschnitte 6a, 6b, 6c, 6d, 6e unterteilt.
Die Länge
L der Schlitze ist geringer, als die Breite B des Kartonstreifens 1. Auf
diese Weise befinden sich an den Enden der Schlitze 4, 4a, 4b noch
Materialbrücken 5,
welche die Teilabschnitte 6a, 6b, 6c, 6d, 6e weiterhin
miteinander verbinden. Der Kartonstreifen 1 bleibt also
auch nach dem Stanzprozess weiterhin einstückig. Die beiden Längsränder 8, 9 jedes
Schlitzes verlaufen exakt parallel zueinander, wie durch das verwendete Schneid-
oder Stanzwerkzeug vorgegeben.
-
Gemäß 3 wird
in einem nächsten
Schritt unterhalb oder auch oberhalb des Kartonstreifens 1 ein
weiterer Streifen 10 positioniert. Dieser kann ebenfalls
aus Karton oder Pappe bestehen oder auch aus einem anderen Material.
Die Dicke D2 des weiteren Streifens 10 beträgt nur in
etwa ein Viertel der Dicke D1 des mit den Schlitzen versehenen Kartonstreifens 1.
-
Der
weitere Streifen 10 weist vorzugsweise dieselbe Breite
B auf, wie der Kartonstreifen 1. Jedenfalls ist die Breite
des weiteren Streifens 10 der Art, dass dieser die Schlitze 4, 4a, 4b in
dem Kartonstreifen 1 auf ganzer Länge oder auf nahezu ganzer
Länge überdeckt.
Die Verbindung zwischen Streifen 10 und Kartonstreifen 1 erfolgt
vorzugsweise durch flächiges
Verkleben.
-
In 4 ist
der auf diese Weise entstehende Verbundstreifen 13 dargestellt.
In diesem sind die Schlitze nicht mehr durchgehend, sondern sie
befinden sich nur noch im Material des dickeren Kartonstreifens 1,
wohingegen die Schlitze zu ihrer einen Seite hin durch das Material
des weiteren Streifens 10 abgedeckt sind. Diese Bereiche
bilden später
das Gelenk oder Scharnier des fertigen Produkts.
-
In
einem nächsten
Schritt wird der Verbundstreifen in Längsrichtung geschnitten. Hierzu
zeigt 5 noch einmal den Verbundstreifen nach 4, wobei
gestrichelt jene Ebenen eingezeichnet sind, in denen Schnitte erfolgen.
Ein erster Längsschnitt 21 wird
im Abstand A zu dem einen Längsrand 25,
und ein zweiter Längsschnitt 22 wird
im Abstand A zu dem anderen Längsrand 26 des
Verbundstreifens 13 durchgeführt. Die Abstände A sind
hierbei jeweils so, dass die Längsschnitte 21, 22 die
Schlitze 4, 4a, 4b in einem Rechten Winkel
R schneiden. Das Pappmaterial der Randabstände A ist Materialausschuss, kann
jedoch z. B. recycelt werden.
-
In
der Mitte zwischen den Längsschnitten 21 und 22 kann
ein weiterer Längsschnitt 23 durchgeführt werden,
wodurch zugleich ein erster Produktstreifen P1 und ein an diesen
unmittelbar angrenzender zweiter Produktstreifen P2 entsteht. Jeder
Produktstreifen P1, P2 wird dann zu dem gewünschten Endprodukt weiter verarbeitet.
-
Die
Produktstreifen P1, P2 können
auf ihren Flachseiten mit dekorativen Kaschierungen versehen sein. 6 zeigt
im rechten Bildteil eine Kaschierung 27 auf der späteren Innenseite
des Produktes, und eine Außenkaschierung 28 auf
der späteren
Außenseite
des Produkts. Die Kaschierungen 27, 28 können aus
Papier bestehen, aber auch aus anderen, nicht zellstoffhaltigen
Materialien wie z. B. Kunstoff-Folie, Textilgewebe oder Leder.
-
Für die Verarbeitung
der den Kartonstreifen 1 bedeckenden Innenkaschierung 27 ist
es sinnvoll, diese im Bereich der Schlitze 4a, 4b mit
Hilfe von Andrückmitteln 30,
deren Andrückfläche 31 an
die Gestalt der Schlitze angepasst ist, gegen die dortige Basis
der durch die Schlitze definierten Nuten zu drücken. Dies verbessert die spätere Scharnierfunktion, außerdem kommt
es zu keinem unerwünschten Nach-Innen-Wölben der
Kaschierung 27 während des
Biegens des Scharniers.
-
In 7 ist
ein aus einem der Produktstreifen P1, P2 hergestellter Papeterieartikel
dargestellt, hier in Gestalt eines zur Aufnahme flacher Gegenstände geeigneten
Kästchens.
Darin lassen sich z. B. Schallplatten, CD's und DVD's, Fotos oder andere flache Gegenstände unterbringen.
Das Pappkästchen
besteht aus einer Unterseite 32, einer deckelartigen, zweiteiligen
Oberseite 33 sowie zwei kurzwandigen Buchrücken 34 zwischen
Unter- und Oberseite. Die Gestaltung der Buchrücken 34 ergibt sich
aus den paarweise in den Kartonstreifen 1 gestanzten Schlitzen 4a, 4b.
Insbesondere bestimmt der Abstand A1 zwischen den beiden Schlitzen 4a und 4b (6)
die Breite des Buchrückens 34.
-
Auch
viele andere Papeterieartikel lassen sich aus den beschriebenen
Kartonagen preiswert herstellen. Hierzu zählen Aktenordner, faltbare
Aktendeckel und -mappen, aufklappbare Geschenkkartons, faltbare
Speisekarten oder Fotoalben.
-
- 1
- Kartonstreifen
- 4
- Schlitz
- 4a
- Schlitz
- 4b
- Schlitz
- 5
- Materialbrücke
- 8
- Längsrand
- 9
- Längsrand
- 10
- Streifen
- 13
- Verbundstreifen
- 21
- Längsschnitt
- 22
- Längsschnitt
- 23
- Längsschnitt
- 25
- Längsrand
- 26
- Längsrand
- 27
- Innenkaschierung
- 28
- Außenkaschierung
- 30
- Andrückmittel
- 31
- Andrückfläche
- 32
- Unterseite
- 33
- Oberseite
- 34
- Buchrücken
- A
- Abstand
- A1
- Abstand
- B
- Breite
- D1
- Dicke
- D2
- Dicke
- L
- Länge
- P1
- Produktstreifen
- P2
- Produktstreifen
- R
- rechter
Winkel