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Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf einen Sportschuh, wie beispielsweise auf einen Skistiefel, einen Snowboarderstiefel, einen Trekkingstiefel oder dgl., welcher eine größere und gesteuerte Flexibilität aufweist, insbesondere wenn der Benutzer eine sportliche Aktivität ausführt.
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Es ist bekannt, dass viele Sportschuhe, einschließlich Bergstiefel und im besonderen Skistiefel, normalerweise ein oberes Gehäuse aufweisen, das wahlweise an der Vorderseite um den Fußwurzelbereich und Mittelfußbereich des Fußes (tarsale und metatarsale Zonen) geschlossen werden kann, und eine schützende Zunge, die dem Gehäuse zugeordnet und meist schwenkbar angelenkt ist, und die in Ausrichtung auf den Schienbeinbereich des Unterschenkels des Benutzers angeordnet ist.
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Eine der hauptsächlichen strukturellen Charakteristika, die von einem solchen Stiefel zu erwarten sind, ist dessen strukturelle Flexibilität bei Schreitbewegungen, während die Sportaktivität praktiziert wird.
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Es ist tatsächlich bekannt, dass bei der Vorbereitung eines Schwungs der Skifahrer zunächst den Unterschenkel nach vorne beugt, was mit einer Schubbelastung auf die Zunge verbunden ist, mit einer konsequenten Aktion einer elastischen Deformation in dem metatarsalen Teil des Gehäuses, und auch mit einer Speicherung elastischer Energie. Diese elastische Energie wird dann durch das Gehäuse freigesetzt, um die Bewegung des Aufrichtens des Unterschenkels zu erleichtern, welche der Skifahrer in einer abschließenden Phase des Schwunges ausführt.
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Bekannte Stiefel weisen mehrere Nachteile auf, und zwar als Folge einer progressiven Bewegung der Zunge, welche beim Vorwärtsneigen des Unterschenkels des Skifahrers das Gehäuse auf nicht homogene Weise deformiert.
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Tatsächlich verhält sich das Gehäuse bei Normaltemperaturkonditionen und beim Skifahren mit dem Skistiefel in einer ersten Phase der Vorwärtsflexion substantiell „neutral“, wobei es der Bewegung des Unterschenkels folgt. Nachdem jedoch ein vorbestimmter Flexionswinkel erreicht ist, tritt zwischen der Zunge und dem Gehäuse eine strukturelle Klemmung auf, welche eine mechanische Deformation des Materials des Gehäuses in dieser Zone bestimmt, korrespondierend mit dem Mittelfußbereich oder der metatarsalen Zone des Fußes. Diese Klemmung führt zu einem Verlust der erforderlichen elastischen Flexibilitätscharakteristika.
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Es ist festgestellt worden, dass dieser Nachteil hauptsächlich die Folge davon ist, welcher Materialtyp verwendet wird, und wie ergonomisch die Zunge und das Gehäuses geformt sind.
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Es sind bereits unterschiedliche Versuche angestellt worden, um diesen Nachteil zu vermeiden, beispielsweise indem die Zunge aus einem weicheren Material hergestellt wird als das Gehäuse. Jedoch wird bei dieser Lösung die Struktur des Stiefels exzessiv geschwächt, mit konsequenten Schwierigkeiten beim Kontrollieren des Skifahrens.
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Andere Versuche, um diesen Nachteil zu umgehen, bestehen darin, die Dicke des hinteren metatarsalen Teils des Gehäuses zu reduzieren. Dies hat jedoch einen negativen Effekt auf das elastische Rückstellverhalten des Skistiefels, das in der Abschlussphase eines Schwunges sehr wichtig ist.
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Aus der
US 4 258 482 A ist beispielsweise ein Skischuh bekannt, der eine progressive Kontrolle der Verformung eines Gurtes bewirkt, wenn die Vorderseite des Schuhs belastet wird. Der Schuh ist dreiteilig aufgebaut, umfassend einen unteren Teil der Schale, einen hinteren Oberteil oder Spoiler und einen vorderen Oberteil. Auf jeder Seite des vorderen Oberteils wird seitlich ein Gurt mittels Befestigungsmitteln verankert. Der Gurt ist mit einer zentralen verformbaren Zone ausgebildet, durch die die Vorwärtsbeugung des Skischuhs gesteuert und reguliert werden kann. Hierbei kann die Verformbarkeit durch die besondere Ausbildung bzw. Form des Gurtes beeinflusst werden.
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Die
US 2005 / 0 217 151 A1 offenbart ein Schuhwerk für die sportliche Praxis, zum Schutz der Füße und Beine eines Benutzers, der eine größere Mobilität und ein Gefühl von mehr Flexibilität vermitteln soll. Der Schuh umfasst eine erste starre Schale, die einen Körper zur Aufnahme des Fußes definiert und eine zweite starre Schale, die einen Schaft definiert, sowie eine Verbindung, die den Körper und den Schaft verbindet. Die Verbindung ist als eine Gelenkeinrichtung ausgebildet und besteht aus einem flexiblen vorderen Streifen und einem flexiblen hinteren Streifen sowie zwei Zapfen, welche sich im Wesentlichen in Querrichtung zwischen den beiden flexiblen Streifen erstrecken. Die Zapfen sind mit dem Körper verbunden und gleiten in einer Nut, die in dem Oberteil bereitgestellt ist.
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Bei beiden oben beschriebenen Druckschriften wird die Beweglichkeit der Schuhe immer durch das Zusammenwirken zweier Elemente erzielt.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen Sportschuh bereitzustellen, der die oben erwähnten Nachteile des Standes der Technik vermeidet.
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Darüber hinaus soll ein Sportschuh, insbesondere ein Skistiefel bereitgestellt werden, welcher es ermöglicht, zumindest den metatarsalen Teil des Gehäuses während der Vorwärtsbeugung des Unterschenkels graduell zu biegen, während das Gehäuse wie auch die Zunge ihre ergonomische Gestalt beibehalten, ohne dass dabei eine Deformation auftritt, und zwar so, dass ein optimaler Widerstand und optimale Funktionalität garantiert werden.
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Dieses Ziel wird mit einem Sportschuh mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 erreicht. Die abhängigen Patentansprüche beschreiben andere innovative Charakteristika der Erfindung.
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Ein erfindungsgemäßer Sportschuh weist einen Oberteil oder ein Gehäuse auf, das zum Abdecken der tarsalen und metatarsalen Zone des Fußes des Benutzers ausgebildet ist, und eine Zunge, die dem Gehäuse zugeordnet ist, und beispielsweise daran angelenkt ist, und zwar derart, dass es möglich ist, das Gehäuse und die Zunge als Folge der Schubkraft nach vorne zu biegen, die von dem Schienbeinsegment des Unterschenkels des Benutzers generiert wird, zumindest dann, wenn eine sportliche Aktivität praktiziert wird.
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Entsprechend einem charakteristischem Merkmal der vorliegenden Erfindung umfasst das Gehäuse zumindest einen durchgehenden Schlitz, der korrespondierend mit einer metatarsalen Gehäusezone ausgebildet ist, und es ermöglicht, dass diese Zone vorteilhaft mit der Zunge kooperiert. Der durchgehende Schlitz ist in dem Gehäuse so gestaltet, dass er die elastische Deformation des Gehäuses als Folge des Effektes des Vorwärtsbiegens der Zunge und so dem Gehäuse eine progressive elastische Flexion ermöglicht und zwar substantiell ohne Deformationen oder Biegen des Gehäuses.
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Wenn die erfindungsgemäße Lösung beispielsweise bei der Herstellung von Skistiefeln eingesetzt wird, dann ermöglicht sie es einerseits, die Zunge und das Gehäuse elastisch maximal zu biegen, z.B. in einer ersten Phase des Beugens des Unterschenkels, wenn beim Skifahren ein Schwung vorbereitet wird, und andererseits das maximale elastische Rückstellen der Zunge und des Gehäuses zu entwickeln, beispielsweise in einer zweiten Phase einer Streckbewegung des Unterschenkels beim Abschließen des Schwunges, wodurch die Skisteuerung allgemein besonders günstig durchführbar ist.
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Die erfindungsgemäße Lösung ermöglicht es ferner, optimale Charakteristika im Hinblick auf die Flexibilität und das elastische Rückstellverhalten der Teile zu erzielen, ohne die Notwendigkeit, die traditionelle ergonomische Gestalt des Gehäuses und der Zunge zu modifizieren, und auch ohne variierende Dicken oder bestimmte Materialtypen in traditioneller Weise vorzusehen, um diesen Typ eines Sportschuhes herzustellen.
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In einer bevorzugten Ausführungsform ist der durchgehende Schlitz substantiell länglich und gekrümmt ausgebildet, beispielsweise wie ein Bumerang, ein Halbmond oder eine Banane, und erstreckt sich dieser durchgehende Schlitz in Bezug auf die Zunge in einer Richtung substantiell von der Oberseite nach unten, wobei die Krümmung, vorzugsweise, zu dem hinteren Teil der Zunge weist. Dies ermöglicht die progressive Kompression des Gehäuses während des Vorwärtsbiegens der Zunge und ermöglicht eine vollständige Flexion, zumindest des metatarsalen Gehäuseteils, ohne dort eine mechanische Deformation hervorzurufen.
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Bei einer abgewandelten Ausführungsform sind in Querrichtung zwei durchgehende Schlitze an dem Gehäuse vorgesehen, vorzugsweise symmetrisch, und zwar mindestens einer an beiden Seiten der metatarsalen Gehäusezone, um so den Effekt des Absorbierens der strukturellen Deformationen des Gehäuses zu optimieren und diesem eine optimale und vollständige Flexion zu ermöglichen, wie auch eine rasche und reaktive Freigabe der elastischen Energie, die während der anfänglichen Flexion gespeichert worden ist.
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Figurenliste
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Die obenerwähnten und andere Charakteristika der vorliegenden Erfindung erschließen sich aus der nachfolgenden Beschreibung einer bevorzugten Ausführungsform, die ein nicht beschränkendes Beispiel darstellt, und zwar unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen. Es zeigen:
- 1 eine Seitenansicht, teilweise im Schnitt, eines erfindungsgemäßen Sportschuhes, in einer ersten operativen Kondition;
- 2 eine Seitenansicht, teilweise im Schnitt, des Sportschuhes von 1 in einer zweiten operativen Kondition.
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Ein in 1 gezeigter Sportschuh ist ein Skistiefel 10, der substantiell aus einem Oberteil oder Gehäuse 12 und einer Zunge 11 besteht. Das Gehäuse 12 ist angeordnet zum Abdecke des Fußwurzelbereiches und des Mittelfußbereiches (der tarsalen und metatarsalen Zonen) des Fußes des Benutzers. Die Zunge 11 ist an gegenüberliegenden Seiten an einer metatarsalen Zone 12a des Gehäuses 12 scharnierartig angelenkt, und dient dazu, die Tibialzone des Unterschenkels des Benutzers zu schützen.
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Das Gehäuse 12 und die Zunge 11 sind allgemein mit einer durch Wände begrenzten Frontöffnung ausgestattet, welche sich mittels eines Verschließmechanismus 15 wahlweise näher zueinander bringen lassen, von dem Komponenten in spezifischen Zonen des Stiefels 10 angeordnet sind. Dadurch wird gewährleistet, dass sich das Gehäuse ausreichend um den Fuß des Benutzers schließen und festlegen lässt.
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Das Gehäuse 12 weist zwei durchgehende Schlitze 16 auf, die an voneinander abgewandten Seiten in Querrichtung geformt sind, vorteilhafterweise symmetrisch und korrespondierend mit einer metatarsalen Zone 12a des Gehäuses 12. (In den Zeichnungen ist nur einer der Schlitze 16 zu sehen.) Jeder der durchgehenden Schlitze 16 erstreckt sich in einer Richtung substantiell längs zu der Entwicklung der Zunge 11.
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Jeder durchgehende Schlitz 16 hat eine gekrümmte Gestalt, substantiell wie ein Bumerang, ein Halbmond oder eine Banane, d.h., er wird substantiell durch zwei aufeinanderfolgende Segmente 17 und 19 definiert, die abgewinkelt sind und einen stumpfen Winkel bilden, wobei die Oberseite des Winkels zu dem hinteren Teil des Gehäuses 12 weist.
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Auf diese Weise, und wenn der Benutzer bei der Vorbereitung eines normalen Schwungs auf den Skiern mit dem Schienbein nach vorne gerichteten Druck auf die Zunge 11 ausübt, dann wird das Gehäuse 12 deformiert, wobei sich die zwei durchgehenden Schlitze 16 progressiv schließen und es so ermöglichen, dass die metatarsale Zone 12a des Gehäuses 12 elastisch nach vorne gebogen wird, substantiell ohne jegliche Blockagen und/oder strukturelle Deformationen, d.h., der natürlichen Beugebewegung des Unterschenkels folgend, und zwar bis zum Ende der Spannung als Folge der speziellen Phase der sportlichen Aktivität.
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Umgekehrt, und wenn der Skifahrer seinen Unterschenkel beim Abschließen des Schwunges wieder streckt, dann wird die gespeicherte elastische Energie durch das Gehäuse 12 freigegeben, was der Bewegung des Unterschenkels hilft. In dieser Phase nimmt das Gehäuse 12 wieder seine Ausgangskondition ein, und zwar dank des Aufweitens der zwei durchgehenden Schlitze 16, bis der nicht mehr verspannte Ausgangszustand wieder erreicht ist.
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Es ist klar, dass Modifikationen und/oder Additionen von Teilen bei dem Skistiefel 10, wie er oben beschrieben wurde, möglich sind, ohne das Gebiet und den Schutzumfang der vorliegenden Erfindung zu verlassen.
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Beispielsweise könnte an jeder Seite auch mehrmals ein durchgehender Schlitz 16 vorgesehen sein, so z.B. zwei oder sogar mehr Schlitze pro Seite des Gehäuses 12.
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Es könnte auch nur ein einziger Schlitz 16 vorgesehen sein, beispielsweise nur an der inneren Seite oder an der äußeren Seite des Gehäuses 12. Die Gestalt des Schlitzes 16 könnte substantiell abstrakt, länglich oder quer zu der Entwicklung des Gehäuses 12 und der Zunge sein, oder gekrümmt, jedoch mit der Krümmung zu dem vorderen Teil des Gehäuses 12 weisend.
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Es ist auch möglich, die vorliegende Erfindung nicht nur bei Skistiefeln anzuwenden, sondern auch bei anderen äquivalenten Sportschuhen, wie bei einem Snowboarderstiefel, einem Trekkingstiefel, oder bei anderen Sportschuhen, die hiermit ebenfalls von der vorliegenden Erfindung mitumfasst sind.