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Die
Erfindung betrifft Katalysatorsysteme, bestehend aus geträgerten
oder nicht-geträgerten Übergangsmetall-Katalysatoren,
deren Oberfläche mit definierten Mengen an organischen
Modifikatoren belegt sind, ein Verfahren zu ihrer Herstellung sowie
ihre Verwendung.
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Heterogene
Katalysatoren finden aufgrund ihrer einfachen Rezyklierbarkeit und
ihrer Einsatzmöglichkeit in kontinuierlichen Prozessen
eine breite Anwendung in der Erzeugung von Basis-Chemikalien, chemischen
Zwischenprodukten, feinchemischen und pharmazeutischen Produkten.
Feinchemische und pharmazeutische katalytische Prozesse weisen eine
hohe Substratspezifität auf, das heißt, es müssen
bestimmte funktionelle Gruppen in multifunktionellen organischen
Substraten umgewandelt werden. Dabei führen die bekannten
heterogenen Katalysatoren gegenüber homogenen Katalysatoren
meist zu einer geringeren Selektivität der katalytischen
Reaktion.
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Es
ist bekannt, die Selektivität gegenüber bestimmten
funktionellen Gruppen eines organischen Ausgangsmoleküls
zu verbessern, indem man heterogene Katalysatoren mit kleinen Mengen
an organischen oder anorganischen Verbindungen modifiziert. Diese
Modifizierung heterogener Katalysatoren eröffnet die Möglichkeit,
die Anwendungsbreite eines kommerziellen Feststoffkatalysators zu
erweitern, weil die chemische Struktur und die Menge des Modifikators
den Erfordernissen einer bestimmten chemischen Reaktion gezielt
angepasst werden kann.
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Die
Verbindungen, die zur Modifizierung der Katalysatoroberfläche
verwendet werden, werden in der Fachliteratur mit unterschiedlichen
Begriffen, wie zum Beispiel Modifikator, Promoter, Additiv, Regulator,
selektives Katalysatorgift oder Co-Katalysator bezeichnet.
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Im
Folgenden wird der Begriff „Modifikator" verwandt, wobei
dieser Begriff durchaus synonym mit den anderen Bezeichnungen zu
verstehen ist.
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Die
Modifikatoren haben die Eigenschaft, daß sie Adsorptionswechselwirkungen
mit der Katalysatoroberfläche eingehen und auf diese Weise
erwünschte Änderungen der Aktivität und
Selektivität der Katalysatoren
- a)
durch die Veränderung der Anzahl der aktiven Zentren der
Katalysatoroberfläche (partielle Vergiftung aktiver Zentren).
- b) durch die Veränderung der elektronischen Eigenschaften
der aktiven Zentren der Katalysatoroberfläche oder
- c) durch die Einführung von organo-katalytischen Funktionalitäten,
daß heißt, die durch die Verwendung kleiner einfacher
möglicherweise chiraler organischer Moleküle,
die auch ohne Anwesenheit von Metallen vielfältige Reaktionen
hochselektiv katalysieren können,
induzieren
(1).
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Modifikatoren
für heterogene Katalysatoren bestehen aus einer Struktureinheit,
die die Haftung (Adsorption) des Modifikators an der Katalysatoroberfläche
ermöglicht.
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Darüber
hinaus können die Modifikatoren für den Fall c)
(vgl. 1c) Struktureinheiten mit organo-katalytischer
Aktivität aufweisen. Dabei kann es sich z. B. um Aminosäure-
oder Peptid-Strukturen oder Organo-Metallkomplex-Liganden handeln,
die bereits ohne Anwesenheit eines weiteren Metalls chemische Umsetzungen
hochselektiv katalysieren könneni.
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Die
organo-katalytischen Funktionsgruppen können auch chirale
Zentren aufweisen, so daß durch die Wechselwirkung zwischen
Modifikator und Reaktionssubstrat eine chirale Induktion auf Seiten
des Substrates erfolgen kann.
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Zu
den bekannten Beispielen einer Änderung der Anzahl beziehungsweise
der Eigenschaften aktiver Zentren des Katalysators mit Modifikatoren
(partiellen Vergiftung der aktiven Zentren) gehört die
partielle Hydrierung von Alkinen zu Alkenen, bei der am häufigsten
Quinolin aber auch Diamine als Modifikatoren verwendet werden. Dieses
Katalysatorsystem findet in Form der sogenannten Lindlar-Katalysatoren
Anwendungii. Es wird angenommen, daß eine
konkurrierende Adsorption des Substrates, des Produktes und des
Modifikators.
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Durch
Zusatz stickstoffhaltiger Basen zu Pd/C-Katalysatoren kann die Hydrogenolyse
von Benzylether in Gegenwart anderer reduzierbarer funktioneller
Gruppen, wie Olefin-, Benzylester-, Nitro-Gruppen selektiv unterdrückt
werdeniii. Jedoch werden aromatische N-Cbz
(benzyloxycarbonyl) und halo-aromatische Gruppen hydriert. In Abwesenheit
der N-Basen erfolgt jeweils eine vollständige Hydrogenolyseiv.
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Die
Verwendung von Diphenylsulfid als Katalysatorgift führt
zu einer weiteren Ausdehnung der Anwendungsbreite des Pd/C-Katalysators.
So konnten mit einem derartig modifizierten Katalysatorsystem Olefin-
und Acetylen-Gruppen bei gleichzeitiger Unterdrückung der
Hydrogenolyse aromatischer Carbonyl- und Halogen-, Benzylester-,
und N-Cbz-Gruppenv hydriert werden. Weitere
untersuchte S-haltige Modifikatoren waren Thiophenol, Diphenylsulfon,
Diphenylsulfoxid und Diphenyldisulfid.
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Die
genannten Beispiele für die Modifizierung heterogener Katalysatoren
haben das Ziel, die Chemoselektivität durch eine partielle
Vergiftung der Oberfläche zu beeinflussen. Die bekannte
Modifizierung heterogener Katalysatoren mit organischen Molekülen
ist präparativ einfach und kostengünstig. Insbesondere
bei katalytischen Anwendungen, bei denen die Anzahl oder Eigenschaften
der aktiven Zentren gemäß 1a) und b)
durch Adsorption einfacher stickstoffhaltiger Basen und schwefelhaltiger
Verbindungen beeinflusst werden, sind viele erfolgreiche Katalysatorsysteme
bekannt.
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Wenn
die Zielsetzung der Katalysatormodifizierung allerdings darin besteht,
Stereo-, Diastereo- und Enantio-Selektivitäten zu kontrollieren,
dann reicht ein einfaches Molekül, das selektiv an der
Katalysatoroberfläche adsorbiert nicht aus.
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In
diesem Fall benötigen die Modifikatormoleküle
neben Gruppen, die die Adsorption an der Katalysatoroberfläche
ermöglichen, zusätzliche Organo-katalytische Funktionalitäten,
die gezielte Wechselwirkungen mit den funktionellen Gruppen des
Reaktionssubstrats an der Oberfläche des Katalysators eingehen.
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Bei
stereo-, diastereo- und enantioselektiven Reaktionen, bei denen
Katalysatoren mit organo-katalytischen Funktionalitäten
gemäß 1c) erforderlich
sind, ist die Zahl erfolgreicher Anwendungen für modifizierte
Katalysatoren noch sehr eingeschränkt.
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Die
Bedeutung von Aminen für diese Art von Reaktionen wird
anhand der Hydrierung von 1-Methylinden-2-Carbonsäure (1-MICA)
in Gegenwart von Pd/Al2O3 vi deutlich (2).
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Die
Syn-Addition von zwei auf der Pd-Oberfläche adsorbierten
Wasserstoffatomen ergibt vorwiegend das cis-Produkt.
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Bei
Zusatz von Modifikatoren (Cinchonidin und Quinuclidin) wird das
trans/cis-Verhältnis mehr als verdoppelt. Der Einfluß der
tertiären Amin-Modifikatoren wird durch die Säure-Base-Wechselwirkungen
zwischen 1-MICA und dem Modifikator, der die Adsorption und Hydrierung
von 1-MICA in 'upside down' Position unterstützt, erklärt.
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Bei
enantioselektiven katalytischen Reaktionen können Edelmetallträgerkatalysatoren
im Zusammenspiel mit chiralen Modifikatoren chirale Informationen
direkt an bestimmte Substratgruppen übertragen.
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Mit
der Kombination Pt/Al2O3/Cinchona-Alkaloid
können α-Ketocarbonsäureester mit Enantioselektivitäten
von 85–98% hydriert werdenvii (3).
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Die
stereoselektive Hydrierung von β-Ketocarbonsäureesternviii führt mit Raney-Nickel als
Katalysator und Weinsäure als chiralem Modifikator sowie
NaBr als Promotor zu Stereoselektivitäten bei den Hydroxyestern
von ca. 80–98%. Weitere geeignete Substrate sind andere β-funktionalisierte
Ketone und sterisch anspruchsvolle Methylketoneix.
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Die
Kombination von Palladium mit unsubstituierten Cinchona-Alkaloiden
oder einigen Vinca-Alkaloiden ergibt enantioselektive Katalysatoren
für α,β-ungesättigte Carbonsäuren
(ee bis 74%) und Hydroxymethylpyrone (ee bis 94%)x.
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Über
einige andere Pd-Trägerkatalysatoren mit chiralen Modifikatoren
(z. B. Aminoalkohole, Aminosäuren) wurde berichtet, aber
die erreichten Enantioselektivitäten betrugen nur ca. 20–25%.
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Insgesamt
fällt auf, daß sich die erfolgreichen Anwendungen
im Bereich stereo-, diastereo- und enantioselektiver Reaktionen
auf leicht aktivierbare Substrate, die unter milden Reaktionsbedingungen
(geringer H2-Druck im Falle von Hydrierungen,
geringe Temperatur) beschränken.
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Eine
Ursache dafür liegt vermutlich in der begrenzten Inertheit
beziehungsweise im unerwünschten Abbau des chiralen Modifikators
während der katalytischen Reaktion.
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So
ist bekannt, Cinchona-Modifikatoren, die bei der enantioselektiven
Hydrierung in Verbindung mit Pt-Katalysatoren eingesetzt werden,
durch die Wechselwirkung zwischen ihrem aromatischen Ringsystem
und der Katalysatoroberfläche adsorbieren. Diese aromatische
Gruppe wird allerdings während der Reaktion hydriert. Dies
führt zur Ablösung des Modifikators von dem Katalysator
und damit zum Rückgang oder vollständigen Verlust
der Selektivität.
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Darüber
hinaus haben Adsorptionsgruppen, die labilere Adsorptionswechselwirkungen
eingehen, den Nachteil, daß die Adsorption dieser Moleküle
spezifische Metalloberflächen beziehungsweise Adsorptionsplätze
voraussetzen. Damit ist die Anwendbarkeit entsprechender Modifikatoren
an besondere Metallpartikelstrukturen, Trägermaterialien
und an eng spezifizierte Herstellungsmethoden der heterogenen Katalysatoren
gebunden.
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Funktionierende
enantio-selektiv wirkende Pt-Cinchona-Alkaloid-Systeme basieren
zum Beispiel auf Al2O3 als
Trägermaterial. Aktivkohle-geträgerte Katalysatoren
zeigen dagegen nur geringe Selektivitäten.
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Aufgabe
der Erfindung ist deshalb die Entwicklung von Katalysatorsystemen
mit robusten organischen Modifikatoren, die sowohl organo-katalytische
Funktionalitäten als auch Adsorptions-Gruppen aufweisen,
die eine starke unspezifische Adsorption auf der Katalysatoroberfläche
ermöglichen. Diese erfindungsgemäßen Katalysatorsysteme
können reaktionsträge Substrate unter schärferen
Reaktionsbedingungen (erhöhte Temperatur, erhöhter
Druck) aktivieren und chemo-, stereo-, diastereo- und/oder enantio-selektiv
umsetzen.
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Gegenstand
der Erfindung sind Katalysatorsysteme, bestehend aus geträgerten
oder nicht geträgerten Übergangsmetall-Katalysatoren,
deren Oberfläche mit definierten Mengen von organischen
Modifikatoren belegt sind, welche gekennzeichnet dadurch sind, daß der
Modifikator eine schwefelhaltige Funktionalität (G0) aufweist.
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Obwohl
entsprechend des Standes der Technik schwefelhaltige Moleküle
vorwiegend für die Vergiftung von Katalysatoren bekannt
sind, wurde überraschenderweise bei den erfindungsgemäßen
Katalysatoren, die mit schwefelhaltigen Verbindungen behandelt werden,
gefunden, daß sowohl eine Aktivitäts- als auch
eine Selektivitätszunahme im Vergleich zu unmodifizierten
Katalysatoren eintreten kann.
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Das
erfindungsgemäße Katalysatorsystem kann aus einem
Vollkatalysator oder einem geträgerten Katalysator und
einem organischen Modifikator bestehen und dadurch gekennzeichnet
sein, daß der Modifikator als schwefelhaltige Funktionalität
(G0) Thiol-, (Poly-)Sulfan-, Thiophen- oder
Thiopyran-Gruppen aufweist.
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Das
erfindungsgemäße Katalysatorsystem kann dadurch
gekennzeichnet sein, daß der Modifikator mindestens eine
weitere funktionelle Gruppe (G1) mit Brønsted-basischen,
Brønsted-sauren, Lewis-basischen oder Lewis-sauren Eigenschaften
aufweist.
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Das
erfindungsgemäße Katalysatorsystem kann dadurch
gekennzeichnet sein, daß der Modifikator zwischen der schwefelhaltigen
Funktionalität (G0) und der Brønsted-basischen,
Brønsted-sauren oder Lewis-basischen Funktionalität
(G1) einen Spacer (Sp) aufweist.
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Das
erfindungsgemäße Katalysatorsystem kann dadurch
gekennzeichnet sein, daß der Vollkatalysator oder der geträgerte
Katalysator ein oder mehrere katalytisch aktive Komponenten enthält,
wobei diese Komponenten Verbindungen der Elemente der I., II., VII.
und VIII. Nebengruppe des Periodensystems, bevorzugt Verbindungen
der Elemente Pt, Pd, Rh, Ru, Re, Ir, Au, Ag, Ni, Co, Cu und Fe,
sein können.
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Das
erfindungsgemäße Katalysatorsystem kann dadurch
gekennzeichnet sein, daß der Modifikator während
oder unmittelbar im Anschluss an die Herstellung des Metallbeziehungsweise
geträgerten Metallkatalysators auf der Katalysatoroberfläche
adsorbiert wird und als derartiges Katalysatorsystem in die katalytische
Prozessstufe eingeführt wird.
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Das
erfindungsgemäße Katalysatorsystem kann dadurch
gekennzeichnet sein, daß der Modifikator unmittelbar vor
der Einbringung in die katalytische Prozessstufe auf der Katalysatoroberfläche
adsorbiert wird.
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Das
erfindungsgemäße Katalysatorsystem kann dadurch
gekennzeichnet sein, daß der Modifikator und der heterogene
Katalysator in die katalytische Prozeßstufe eingebracht
werden, und der Modifikator in situ auf der Katalysatoroberfläche
adsorbiert wird.
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Das
erfindungsgemäße Katalysatorsystem kann dadurch
gekennzeichnet sein, daß der Modifikator als schwefelhaltige
Funktionalität (G0) Alkylthiol-
oder Alkylsulfan- oder Alkyldisulfan- oder Alkyltrisulfan- oder
Alkylpolysulfan-Gruppen oder Arylthiol- oder Arylsulfan- oder Aryldisulfan-
oder Aryltrisulfan- oder Arylpolysulfan-Gruppen oder Alkyl-Aryl-thiol-
oder Alkyl-Aryl-sulfan- oder Alkyl-Aryl-disulfan- oder Alkyl-Alkyl-trisulfan- oder
Alkyl-Aryl-polysulfan-Gruppen aufweist.
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Das
erfindungsgemäße Katalysatorsystem kann dadurch
gekennzeichnet sein, daß der Modifikator bevorzugt als
schwefelhaltige Funktionalität (G0)
Phenylthiol- oder Phenylsulfan-Gruppen oder Benzylthiol- oder Benzylsulfan-Gruppen
aufweist.
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Das
erfindungsgemäße Katalysatorsystem kann dadurch
gekennzeichnet sein, daß das Massenverhältnis
Modifikator:Katalysator im Bereich zwischen 10000:1 und 1:10000
liegen kann und bevorzugt zwischen 10:1 und 1:1000 liegt.
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Das
erfindungsgemäße Katalysatorsystem kann dadurch
gekennzeichnet sein, daß der Modifikator als funktionelle
Gruppe (G1) eine oder mehrere Gruppen aus
der Gruppe
Amino- und/oder
Carbonsäure- und/oder
Carbonsäureester-
und/oder
Carbonsäureamid- und/oder
Aminocarbonsäure-
und/oder
Aminocarbonsäureester- und/oder
Aminocarbonsäureamid-
und/oder
Hydroxycarbonsäure- und/oder
Hydroxycarbonsäureester-
und/oder
Hydroxycarbonsäureamid- und/oder
Aminoalkohol-
und/oder
Diol- und/oder
Harnstoff- und/oder
Thioharnstoff-
aufweist.
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Bevorzugte
Modifikatoren mit schwefelhaltiger Funktionalität (G0) gemäß Erfindung können
organische Moleküle sein, die Thiol-, (Poly-)Sulfan-, Thiophen-
oder Thiopyran-Gruppen enthalten und darüber hinaus noch
mindestens eine weitere funktionelle Gruppe (G1)
mit Brønsted-basischen, Brønsted-sauren oder Lewis-basischen
Eigenschaften, wie z B. Amino-, Aminosäure-, Hydroxycarbonsäure-,
Aminoalkohol-, Diol-, Biphenol-, Harnstoff- oder Thioharnstoff-Gruppen
aufweisen.
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Die
Modifikatoren der erfindungsgemäßen Katalysatoren
können einen Spacer (Sp) aufweisen, der sich zwischen Funktionalität
G0 und G1 befindet.
Der Spacer kann beispielsweise die in der Tabelle 1 aufgeführten
Strukturen aufweisen.
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Beispiele
solcher Modifikatoren sind in 4 und Tabelle
1 zusammengefasst.
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Der
Modifikator kann weiterhin eine multifuktionelle Gruppe (G1) mit
2 oder mehreren Brønstedsäure-, Brønstedbase,
Lewissäure- oder Lewisbase-Gruppen aufweisen. Tabelle
1 Beispiele
für die funktionellen Gruppen Sp, G
0 und
G
1 der erfindungsgemäßen
Modifikatoren
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Die
S-haltigen Funktionalitäten G0 der
in 4 dokumentierten Modifikatoren des erfindungsgemäßen
Katalysatorsystems können der starken Adsorption des Modifikators
an der Metalloberfläche, die auch bei erhöhter Reaktionstemperatur
und hohen Konzentrationen reaktiver Substrate erhalten bleibt, dienen.
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Die
Modifikatoren der erfindungsgemäßen Katalysatoren
können mindestens ein Chiralitätszentrum aufweisen.
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Das
erfindungsgemäße Katalysatorsystem kann dadurch
gekennzeichnet sein, daß das Katalysatorsystem Reaktionen
der folgenden Reaktionsklassen katalysieren kann:
chemo-, stereo-,
diastereo- und/oder enantio-selektive Hydrierungen von Substraten,
die
eine oder mehrere Carbonyl-Gruppen und/oder
eine oder
mehrere C=C-Doppelbindungen und/oder
eine oder mehrere aromatische
und/oder heteroaromatische Gruppen und/oder
eine oder mehrere
Nitrogruppen und/oder
eine oder mehrere Nitril-Gruppen und/oder
eine
oder mehrere Imin-Gruppen und/oder
eine oder mehrere Hydroxylamin-Gruppen
und/oder
eine oder mehrere Alkin-Gruppen enthalten,
die
chemo-, stereo-, diastereo- oder enantio-selektive reduktive Alkylierung
von primären oder sekundären Aminen
oder
die
chemo-, stereo-, diastereo- oder enantio-selektive reduktive Aminierung
von Aldehyden oder Ketonen mit Ammoniumsalzen oder Aminen.
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Der
Temperaturbereich der katalytischen Anwendung der erfindungsgemäßen
Katalysatoren kann von –70 bis 220°C, vorzugsweise –10
bis 200°C und insbesondere 20 bis 140°C sein.
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Der
Druckbereich (H2-Partialdruck) der katalytischen
Anwendung der erfindungsgemäßen Katalysatoren
kann 0,1 bis 300 bar, bevorzugt 0,5 bis 100 bar betragen.
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Das
Massenverhältnis Katalysator:Modifikator des erfindungsgemäßen
Katalysators kann zwischen 1:1 und 10.000:1, bevorzugt zwischen
10:1 und 1.000:1 liegen.
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Mit
den variierenden Funktionalitäten Z1 und
Z2 der Gruppe G1 (siehe
Tabelle 1 und 4) können die Chemo-,
Stereo-, Diastereo- und/oder Enantio-Selektivität des katalytischen
Reaktionsverlaufs unterschiedlicher Reaktions- beziehungsweise Substratklassen
gesteuert werden.
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Das
erfindungsgemäße Katalysatorsystem kann zur Katalyse
der folgenden Reaktionsklassen verwendet werden:
chemo-, stereo-,
diastereo- und/oder enantio-selektive Hydrierungen von Substraten,
die mindestens eine oder mehrere funktionelle Gruppen aus der Gruppe
eine
oder mehrere Carbonyl-Gruppen
eine oder mehrere C=C-Doppelbindungen
eine
oder mehrere aromatische und/oder heteroaromatische Gruppen
eine
oder mehrere Nitrogruppen
eine oder mehrere Nitril-Gruppen
eine
oder mehrere Imin-Gruppen
eine oder mehrere Hydroxylamin-Gruppen
eine
oder mehrere Alkin-Gruppen aufweisen.
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Das
erfindungsgemäße Katalysatorsystem kann weiterhin
für die chemo-, stereo-, diastereo- oder enantio-selektive
reduktive Alkylierung von primären oder sekundären
Aminen eingesetzt werden.
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Das
erfindungsgemäße Katalysatorsystem kann weiterhin
für die chemo-, stereo-, diastereo- oder enantio-selektive
reduktive Aminierung von Aldehyden oder Ketonen mit Ammoniumsalzen
oder Aminen eingesetzt werden.
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Die
aktiven Metallkomponenten des erfindungsgemäßen
Katalysatorsystems können aus einer oder mehreren Edelmetallen,
wie Pd, Pt, Ag, Au, Rh, Ru, Ir und/oder weitere Übergangsmetalle,
wie Ni, Cu, Co, Mo bestehen.
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Die
Katalysatoren können weitere Elemente, wie zu Beispiel
Alkali- und Erdalkalimetalle, Elemente der 3. 4. und 5. Hauptgruppe
und/oder Elemente der 1. bis 8. Nebengruppe aufweisen.
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Die
Metallkomponenten der Katalysatoren können auf Trägern
aufgebracht sein, wobei als Träger Aktivkohlen, Ruß sowie
oxidische Materialien, wie Al2O3,
SiO2, TiO2, ZrO2, Alumosilikate, MgO, CaO, SrO, BaO, beziehungsweise
Mischoxide aus den genannten Oxiden verwendet werden können.
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Die
erfindungsgemäßen neuartigen robusten organischen
Modifikatoren erlauben eine wirksame Modifizierung von unterschiedlichen
Metall-Träger-Katalysatoren und sind nicht mehr auf eng
spezifizierte Träger- und Metallpartikeleigenschaften begrenzt.
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Die
resultierenden erfindungsgemäßen Katalysatorsysteme
eröffnen den Zugang zu einer Vielzahl chemo-, stereo-,
diastereo- und enantio-selektiver chemischer Umsetzungen.
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Beispiele
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Die
Beispiele konzentrieren sich auf die Anwendung erfindungsgemäßer
modifizierter Katalysatoren in Reaktionen, bei denen für
die Substrataktivierung erhöhte Reaktionstemperaturen und
Wasserstoffpartialdrücke erforderlich sind und für
die die erfindungsgemäßen Katalysatorsysteme einen
deutlichen Fortschritt im Vergleich zum Stand der Technik aufweisen.
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Beispiel 1
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Heterogen-katalysierte
enantio-selektive reduktive Aminierung in Gegenwart von Pt-Katalysatoren, die
mit Aminosäure-Sulfan/-Thiol-Derivaten modifiziert wurden
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Es
wurde eine Bibliothek von 36 Modifikatoren erzeugt. Diese Bibliothek
basiert auf den in 5a gezeigten α-Aminosäure-Grundstruktur.
Es wurden die Substituenten G0, G1 beziehungsweise innerhalb der Gruppe G1 die Funktionalitäten Z1 und Z2 (vergleiche
auch Tabelle 1) gemäß 5b systematisch
variiert. SP ist gleich CH2-Gruppe.
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Die
Vertreter der Substanzbibliothek gemäß 5 wurden für die Modifizierung
verschiedener Pt-Katalysatoren eingesetzt. Diese Katalysatoren enthielten
jeweils 5 Ma-% Pt auf einem Al2O3-Träger (entspricht Catasium F214
in Tabelle 1a und b) bzw. 3 Ma-% Pt auf einem Aktivkohle-Träger
(entspricht F1082QHA/W3% in Tabelle 1a und b). Die modifizierten
Pt-Katalysatoren wurden in der reduktiven Aminierung von Ethyl-Phenyl-Keton
zum Propyl-Phenyl-Amin eingesetzt.
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Die
Reaktion wurde in einem Druckreaktor bei einem H
2-Partialdruck
von 30 bar und einer Reaktionstemperatur von 50°C bis 80°C
in Methanol als Lösungsmittel durchgeführt. Die
Katalysatoren wurden in 3 ml des Lösungsmittels suspendiert.
Danach wurde 1 ml der Lösung des Modifikators im Lösungsmittel
zugegeben und 30 min bei Raumtemperatur gerührt. Im Anschluss
wurde 1 ml der Substratlösung und 1 ml der Lösung des
Ammoniumsalzes hinzugegeben. Der Reaktor wurde zunächst
mit Stickstoff gespült und anschließend mit Wasserstoff
bis zum vorgesehenen Reaktionsdruck beaufschlagt sowie die Reaktionstemperatur
eingestellt. Zu Reaktionsbeginn betrug das Mol-Verhältnis
Ethyl-Phenyl-Keton:NH
4OH = 1:3. Das Mol-Verhältnis
Substrat zu Modifikator wurde im Bereich von 1:1 bis 10000:1 variiert.
Tabelle 2a) und b) enthält Ausbeuten an Propyl-Phenyl-Amin
und ee-Werte für ausgewählte Experimente dieser
Variationen. Es zeigt sich, dass insbesondere mit den erfindungsgemäßen
Katalysator-/Modifikator-Systemen Nr. 8, 11, 12, 14, 15, 16, 17,
18, 29, 30, 32, 35, 36 (Tabelle 2a, b) Enantio-Selektivitäten
erzielt werden, die sowohl über den ee-Werten eines schwefelfreien
Modifikator-Analogons (N-Acetylphenylalanin), als auch über
den ee-Werten, die ohne Einsatz eines Modifikators erhalten werden,
liegen.
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Beispiel 2
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Der
Vertreter Nr. 8 der Substanzbibliothek gemäß 5 wurde für die Modifizierung
eines Pt-Katalysators (5 ma-% Pt geträgert auf Al2O3) eingesetzt.
Der Katalysator wurde erzeugt indem 3 g Aluminiumoxid bei Raumtemperatur
in 40 ml 2,5%iger Natriumcarbonatlösung (Na2CO3) 15 min lang mit einem Magnetrührer
bei 50°C suspendiert wurden. 400 mg Hexachloroplatinsäure-Hexahydrat
(H2PtCl6·6H2O, entsprechend 150 mg Pt). gelöst
in 30 ml Wasser, wurden innerhalb von ca. 30 min zur Trägersuspension
getropft.
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Nach
beendeter Zugabe wurde nochmals 15 min gerührt und anschließend
der pH-Wert auf 10,5 eingestellt. Die Reduktion erfolgte durch Zugabe
von 0,3 g Natriumborhydrid (NaBH4) in 30
ml Wasser bei 50°C. Nach Einsatz der Reduktion (zu erkennen
durch eine sofortige Schwarzfärbung des Katalysators) wurde
nochmals etwa 45 min gerührt, bevor der Katalysator mit
einer Fritte abgetrennt, mit Wasser gewaschen und über Nacht
bei ca. 70°C im Trockenschrank getrocknet wurde.
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Unmittelbar
im Anschluss an die Herstellung wurde der Katalysator in 40 ml einer
Methanol-Lösung die 0,4 mmol/l des Modifikators Nr. 8 (vgl. 5) enthielt, suspendiert. Im Anschluß wurde
der Feststoff wieder abfiltriert, wahlweise mit Wasser gewaschen
und im Vakuumschrank bei Raumtemperatur getrocknet.
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Der
modifizierte Pt-Katalysatore wurde in der reduktiven Aminierung
von Ethyl-Phenyl-Keton zum Propyl-Phenyl-Amin eingesetzt.
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Die
Reaktion wurde in einem Druckreaktor bei einem H2-Partialdruck
von 30 bar und einer Reaktionstemperatur von 50°C in Methanol
als Lösungsmittel durchgeführt. Der Katalysatore
wurde in 4 ml des Lösungsmittels suspendiert. Im Anschluss
wurde 1 ml der Substratlösung und 1 ml der Lösung
des Ammoniumsalzes hinzugegeben. Der Reaktor wurde zunächst
mit Stickstoff gespült und anschließend mit Wasserstoff
bis zum vorgesehenen Reaktionsdruck beaufschlagt sowie die Reaktionstemperatur
eingestellt. Zu Reaktionsbeginn betrug das Mol-Verhältnis
Ethyl-Phenyl-Keton: NH4OH = 1:3.
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Tabelle
3 zeigt Ausbeuten an Propyl-Phenyl-Amin und ee-Werte, die signifkant über
den Werten des unmodifizierten Katalysators liegen (vgl. Beispiel
1, Tabelle 2b).
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Beispiel 3
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Der
Vertreter Nr. 8 der Substanzbibliothek gemäß 5 wurde für die Modifizierung
eines Pt-Katalysators (3 ma-% Pt geträgert auf Aktivkohle,
bezeichnet als F1082QHA/W3%) verwendet.
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Der
Pt-Katalysator wurde in der reduktiven Aminierung von Ethyl-Phenyl-Keton
zum Propyl-Phenyl-Amin eingesetzt und dabei mit N-Ac-S-Benzyl-L-Cystein
in situ modifiziert.
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Die
Reaktion wurde in einem Druckreaktor bei einem H2-Partialdruck
von 30 bar und einer Reaktionstemperatur von 50°C bis 80°C
in Methanol als Lösungsmittel durchgeführt. Der
Katalysatore wurde in 3 ml des Lösungsmittels suspendiert.
Der Reaktor wurde zunächst mit Stickstoff gespült
und anschließend mit Wasserstoff bis zum vorgesehenen Reaktionsdruck
beaufschlagt sowie die Reaktionstemperatur eingestellt. Danach wurden
3 ml einer Methanol-Lösung, die den Modifikator, NH4OH und das Substrat enthielt, unter Reaktionsbedingungen
und Rühren zur Katalysatorsuspension zugegeben. Das Mol-Verhältnis
Ethyl-Phenyl-Keton:NH4OH = 1:3 betrug. Das
Molverhältnis Substrat: Modifikators im Reaktor betrug
1:11.
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Tabelle
4 zeigt Ausbeuten an Propyl-Phenyl-Amin und ee-Werte, die signifkant über
den Werten des unmodifizierten Katalysators liegen (vgl. Beispiel
1, Tabelle 2b).
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Beispiel 4
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Heterogen-katalysierte enantio-selektive
Hydrierungen von α-Keto-Carbonsäure-Derivaten
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Für
die enantio-selektive Hydrierung von Ethylpyruvat wurde ein Pt/Al2O3-Katalysator (5
ma-% Pt) mit folgenden Verbindungen modifiziert:
N-Acetylphenylalanin
N-Ac-S-Phenyl-L-Cystein
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Die
Katalysatoren wurden in 3 ml des Lösungsmittels suspendiert.
Danach wurde 1 ml der Lösung des Modifikators im Lösungsmittel
zugegeben und 30 min bei Raumtemperatur gerührt. Die chemische
Umsetzung erfolgte bei 50°C und einem H2-Partialdruck
von 5 bar in Essigsäure als Lösungsmittel. Ein
Reaktionsansatz enthielt jeweils 10 mg des trockenen Katalysators
und 6 ml Reaktionslösung mit einer Substratkonzentration von
750 mmol/l und einer Modifikatorkonzentration von 0,2 mmol/l.
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Die
Ausbeuten und ee-Werte sind in Tabelle 5 zusammengefaßt. Tabelle
5 Ergebnisse
der Umsetzung von Ethylpyruvate (40°C, 5 bar, Substratkonzentration
750 mmol/l; Modifikatorkonzentration 0,2 mmol/l).
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Das
erfindungsgemäße Katalysator-/Modifikator-System
zeigt im Vergleich zum modifikatorfreien System und zum System mit
dem schwefelfreien Modifikator bei der gewählten Reaktionsbedingung
die höchste Enantiomeren-Anreicherung.
- List, B.
Tetrahedron Lett. 2002, 58, 5573
- ii H. Lindlar, Helv. Chim. Acta 35 (1952) 446.
- vi a) T. M. Tri, P. Gallezot, B. Imelik, Stud. Surf.
Sci. Catal. 11 (1982) 141.
- b) C. H. Bartholomew, P. K. Agrawal, J. R. Katzer, Adv.
Catal. 31 (1982) 135.
- vii Sajiki, H.; Hirota, K. Tetrahedron 1998, 54, 13981.
- viii H. Sajiki et al., Organic Letters, Published on
Web 06/28/2006
- xiv K. Borszeky, T. Mallat, A. Baiker, Tetrahedron:
Asym 10 (24), 1999, pp. 4781–4789
- xviii H.-U. Blaser, B. Pugin, M. Studer in "Chiral Catalyst
Immobilization and Recycling", D. E. De Vos, I. F. J. Vankelecom,
P. A. Jacobs (Eds.), Wiley-VCH, Weinheim, 2000, S. 1.
- xxxix A. Tai, T. Sugimura, in "Chiral Catalyst Immobilization
and Recycling", D. E. De Vos, I. F. J. Vankelecom, P. A. Jacobs
(Eds.), Wiley-VCH, Weinheim, 2000, S. 173.
- xl T. Osawa, T. Harada, A. Tai, Catal. Today 37 (1997)
465.
- xli H.-U. Blaser, A. Indolese, A. Schnyder, H. Steiner,
M. Studer, J. Mol. Catal. A: Chem. 173 (2001) 3.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- - B. Tetrahedron
Lett. 2002, 58, 5573 [0081]
- - H. Lindlar, Helv. Chim. Acta 35 (1952) 446 [0081]
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- - C. H. Bartholomew, P. K. Agrawal, J. R. Katzer, Adv. Catal.
31 (1982) 135 [0081]
- - Sajiki, H.; Hirota, K. Tetrahedron 1998, 54, 13981 [0081]
- - H. Sajiki et al., Organic Letters, Published on Web 06/28/2006 [0081]
- - K. Borszeky, T. Mallat, A. Baiker, Tetrahedron: Asym 10 (24),
1999, pp. 4781–4789 [0081]
- - H.-U. Blaser, B. Pugin, M. Studer in "Chiral Catalyst Immobilization
and Recycling", D. E. De Vos, I. F. J. Vankelecom, P. A. Jacobs
(Eds.), Wiley-VCH, Weinheim, 2000, S. 1 [0081]
- - A. Tai, T. Sugimura, in "Chiral Catalyst Immobilization and
Recycling", D. E. De Vos, I. F. J. Vankelecom, P. A. Jacobs (Eds.),
Wiley-VCH, Weinheim, 2000, S. 173 [0081]
- - T. Osawa, T. Harada, A. Tai, Catal. Today 37 (1997) 465 [0081]
- - H.-U. Blaser, A. Indolese, A. Schnyder, H. Steiner, M. Studer,
J. Mol. Catal. A: Chem. 173 (2001) 3 [0081]