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Die
vorliegende Erfindung betrifft eine DNA-Polymerase mit erhöhter Fehlpaarungsdiskriminierung, welche
im Vergleich zur Wildtyp-Variante mindestens eine Mutation in ihrer
Aminosäure-Sequenz
aufweist, sowie eine Wirtszelle und ein Verfahren zur Herstellung
der DNA-Polymerase. Desweiteren betrifft die vorliegende Erfindung
die Verwendung der DNA-Polymerase in diagnostischen und molekularbiologischen
Verfahren und ein Kit, welches die DNA-Polymerase enthält.
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Seit
der Vorstellung der ersten menschlichen Genomsequenzen konzentriert
sich die Forschung auf die Entdeckung genetischer Unterschiede zwischen
den Individuen wie z.B. Einzelbasenmutationen (SNPs). Dies ist von
Interesse, da zunehmend ersichtlich wird, dass Einzelbasenvariationen
im Genom mit unterschiedlicher Arzneimittelverträglichkeit oder einer Prädisposition
für verschiedenste
Krankheiten verknüpft sind.
In Zukunft könnte
die Kenntnis medizinisch relevanter Nukleotidvariationen es ermöglichen,
Therapien auf die individuelle genetische Ausstattung anzupassen
und die Behandlung mit Medikamenten, die ineffektiv sind oder sogar
zu Nebenwirkungen führen,
zu verhindern. Es ist offensichtlich, dass Entwicklungen, die eine zeit-
und kosteneffiziente Identifizierung von Nukleotidvariationen ermöglichen,
zu weiteren Fortschritten in der Pharmakogenetik führen. Viele
Methoden zur Erkennung von Nukleotidvariationen sind bereits beschrieben. Jede
dieser Methoden weist jedoch entscheidende Nachteile auf, so dass
sich bisher keine dieser Methoden durchsetzen konnte.
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Zum
Nachweis von Nukleinsäure-Varianten
wie Mutationen oder Single-Nukleotid-Polymorphismen (SNP) können verschiedene
Verfahren eingesetzt werden. Beispielsweise kann die Variante einer
Target-Nukleinsäure
durch Hybridisierung der zu analysierenden Nukleinsäure-Probe
mit einer Sequenzvarianten-spezifischen Hybri disierungssonde unter
geeigneten Hybridisierungsbedingungen erfolgen. Es hat sich jedoch
herausgestellt, dass derartige Hybridisierungsmethoden, insbesondere
den klinischen Anforderungen hinsichtlich der erforderlichen Selektivität derartiger
Assays, nicht genügen.
Deshalb hat zum Nachweis von Mutationen, Single-Nukleotid-Polymorphismen sowie
anderen allelischen Sequenzvarianten insbesondere auch die Polymerase-Kettenreaktion
(PCR) einen breiten Eingang in molekularbiologische und diagnostische
Untersuchungsverfahren gefunden, wobei eine im Hinblick auf die
Existenz einer Variante zu untersuchende Target-Nukleinsäure durch
PCR vor der Hybridisierung amplifiziert wird. Den meisten im Stand
der Technik bekannten Methoden geht eine solche Polymerase-Kettenreaktion
voraus. Dazu wird, nach Isolation des genetischen Materials, die
interessierende Sequenz vor der eigentlichen Analyse durch PCR amplifiziert
und angereichert. Als Hybridisierungssonden für derartige Assays werden in
der Regel einzelsträngige
Oligonukleotide verwendet. Methoden zur direkten Bestimmung von
Nukleotidunterschieden durch die PCR sind hingegen selten. Ein Grund
hierfür
ist die Tatsache, dass natürliche
Enzyme unter typischen Bedingungen der PCR nicht ausreichend diskriminieren,
um eine Aussage über
die An- bzw. Abwesenheit einer Mutation, insbesondere einer Punktmutation,
direkt durch PCR machen zu können.
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Eine
bereits im Stand der Technik bekannte Alternative zur Sequenzvariantenspezifischen
Hybridisierung bietet die sogenannte allelspezifische Amplifikation
(ASA). Bei diesem Nachweisverfahren werden bereits während der
Amplifikation durch die PCR Varianten-spezifische Amplifikationsprimer
eingesetzt, die in der Regel am 3'-terminalen Ende des Primers einen sogenannten
diskriminierenden Nukleotidrest besitzen, welcher lediglich komplementär zu nur
einer speziellen Variante der nachzuweisenden Target-Nukleinsäure ist.
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US-Patent
5,595,890 beschreibt beispielsweise derartige Verfahren zur allelspezifischen
Amplifikation sowie deren Anwendung zum Nachweis von klinisch relevanten
Punktmutationen, beispielsweise im k-ras-Onkogen. US-Patent 5,521,301
beschreibt ebenfalls Verfahren zur allelspezifischen Amplifikation
zur Genotypisierung des AB0-Blutgruppensystems.
US-Patent 5,639,611 offenbart dagegen die Verwendung al lelspezifischer
Amplifikation im Zusammenhang mit dem Nachweis der für Sichelzell-Anämie verantwortlichen
Punktmutation.
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Derartige
Verfahren zum Nachweis von Sequenzvarianten, Polymorphismen und
vor allem Punktmutationen erfordern insbesondere dann eine allelspezifische
Amplifikation, wenn sich die nachzuweisende Sequenzvariante im Unterschuss
verglichen mit einer im Überschuss
vorhandenen Variante desselben Nukleinsäureabschnitts (bzw. desselben
Gens) befindet. Eine derartige Situation ist beispielsweise dann
gegeben, wenn mit Hilfe von allelspezifischer Amplifikation disseminierte
Tumorzellen in Körperflüssigkeiten
wie Blut, Serum oder Plasma nachgewiesen werden sollen (vgl. US-Patent 5,496,699).
Zu diesem Zweck wird zunächst DNA
aus Körperflüssigkeiten
wie Blut, Serum oder Plasma isoliert, welche sich aus einem Unterschuss
von DNA aus disseminierten Tumorzellen sowie einem Überschuss
an DNA aus nicht proliferierenden Zellen zusammensetzt. Die für die tumorale
DNA signifikanten Mutationen im k-ras Gen müssen somit aufgrund von wenigen
Kopien tumoraler DNA in Gegenwart eines Überschusses an Wildtyp-DNA
nachgewiesen werden.
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In
diesen Methoden der allelspezifischen Amplifikation (ASA) werden
Nukleotidvariationen durch die An- und Abwesenheit von DNA-Produkt
nach der PCR Amplifikation bestimmt. Das Prinzip dieser ASA basiert auf
der Ausbildung von kanonischen oder nicht-kanonischen Primer-Templat-Komplexen
am Ende von allelspezifischen Primersonden. An einem korrekt gepaarten
3'-Primerende kann
die Amplifikation durch eine DNA-Polymerase stattfinden, bei fehlgepaartem
Primerende hingegen sollte die Verlängerung gehemmt sein. Jedoch
weist diese Methode aufgrund der geringen Fehlpaarungsdiskriminierung
von im Stand der Technik bekannten Enzymen unter typischen Bedingungen
der PCR nur eine geringe Selektivität auf, die weitere aufwendige
und damit zeit- und kostenintensive Optimierungsschritte bedingt.
Neuerungen, die eine Erhöhung
der Selektivität
der allelspezifischen PCR-Amplifikation bewirken, sollten einen
signifikanten Einfluss auf Verlässlichkeit
und Robustheit der direkten SNP-Analyse durch die PCR haben.
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Der
vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine DNA-Polymerase mit
erhöhter Fehlpaarungsdiskriminierung
und damit einer erhöhten
Selektivität
bereitzustellen.
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Diese
Aufgabe wird durch die in den Ansprüchen gekennzeichneten Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung gelöst.
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Insbesondere
wird erfindungsgemäß eine DNA-Polymerase
bereitgestellt, welche sich durch mindestens eine Mutation in der
Aminosäure-Sequenz
von ihrer Wildtyp-Variante
unterscheidet und im Vergleich zur Wildtyp-Variante eine erhöhte Fehlpaarungsdiskriminierung
aufweist.
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Der
Begriff "DNA-Polymerase" umfasst erfindungsgemäß alle DNA-Polymerasen,
welche in einer Amplifikationsreaktion, wie beispielsweise allgemein
in der PCR oder der allelspezifischen Amplifikation, eingesetzt
werden können.
Zur Verwendung einer DNA-Polymerase beispielsweise in der PCR, weist
die DNA-Polymerase vorzugsweise eine Thermostabilität innerhalb
des in der PCR verwendeten Temperaturbereichs auf.
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Die
Begriffe "Amplifikation" bzw. "Amplifikationsreaktion" bezeichnen in diesem
Zusammenhang insbesondere die Replikation bzw. Vervielfältigung
einer Nukleinsäure
wie beispielsweise DNA oder RNA. Desweiteren schließt die vorliegende
Erfindung alle funktionell aktiven Derivate der vorstehend definierten DNA-Polymerase
ein, d.h. auch solche Derivate, die geringfügige Änderungen in der Aminosäuresequenz
aufweisen, welche keine wesentliche Auswirkung auf die Funktion
der DNA-Polymerase haben.
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Die
vorliegende Erfindung umfasst in diesem Zusammenhang auch solche
DNA-Polymerasen,
deren Aminosäurekette
entweder durch natürliche
Prozesse, wie posttranslationale Prozessierung, oder durch chemische
Verfahren, welche im Stand der Technik bekannt sind, modifiziert
sein können.
Solche Modifikationen können
an verschiedenen Stellen und mehrfach in der erfindungsgemäßen DNA-Polymerase
vorkommen, wie beispielsweise an dem Peptid-Rückgrat, an den Aminosäure- Seitenketten oder
am Amino- und/oder am Carboxy-Terminus. Sie umfassen beispielsweise
Acetylierungen, Acylierungen, ADP-Ribosylierungen, Amidierungen,
kovalente Verknüpfungen
mit Flavinen, Häm-Anteilen,
Nukleotiden oder Nukleotid-Derivaten,
Lipiden oder Lipid-Derivaten, Cyclisierungen, Disulfidbrückenbindungen,
Methylierungen und Demethylierungen, Cystin-Bildungen, Formylierungen,
gamma-Carboxylierungen,
Glycolysierungen, Hydroxylierungen, Phosphorylierungen und tRNA-vermittelte
Addition von Aminosäuren.
Die erfindungsgemäße DNA-Polymerase kann als individuelles
Protein oder als Teil eines größeren Proteins,
z.B. eines Fusionsproteins vorliegen. Desweiteren kann sie Sezernierungs-
oder "Leader"-Sequenzen, Pro-Sequenzen,
Sequenzen, die eine einfache Reinigung und/oder Isolierung ermöglichen,
wie mehrfache Histidin-Reste, oder eine einfache Detektion ermöglichen,
wie beispielsweise Fluoreszenz- oder radioaktive Marker enthalten.
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Der
Begriff "Fehlpaarungsdiskriminierung", wie er hierin verwendet
wird, bezieht sich auf eine Selektivität bzw. eine Erkennung gegenüber einer
Basenfehlpaarung in einer Nukleinsäure sowie gegenüber dem Einbau
von fehlgepaarten bzw. nicht kanonischen Nukleotiden.
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Der
Begriff "Mutation" umfasst erfindungsgemäß jede Veränderung
einer Aminosäuresequenz
der Wildtyp-Variante der vorstehend definierten DNA-Polymerase wie
beispielsweise Deletionen, Additionen und/oder Substitutionen von
Aminosäuren.
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Weiterhin
unterliegen diese, durch Addition hinzugefügten oder durch Substitution
ersetzenden Aminosäuren
keiner besonderen Einschränkung
und umfassen neben allen natürliche
Aminosäuren
auch nicht-natürliche
Aminosäuren
wie beispielsweise D-Aminosäuren
oder Aminosäuren
mit modifizierten Seitenketten.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung umfasst die Mutation der vorstehend definierten
DNA-Polymerase die Substitution mindestens einer Aminosäure durch
eine hydrophobere Aminosäure.
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Der
Begriff "hydrophobere
Aminosäure" beschreibt hierin
eine Aminosäure
mit einer größeren Hydrophobizität als die
der zu ersetzenden Aminosäure
und gibt somit keine absolute, sondern eine relative Größe an. Die
Hydrophobizität
einer Aminosäure
ist eine dem Fachmann allgemein bekannte Größe, die jedoch mit Faktoren
wie beispielsweise dem pH-Wert variieren kann.
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Ohne
hierauf einzuschränken,
gibt die folgende Tabelle 1 eine grobe Einteilung der natürlichen
Aminosäuren
nach ihrer Hydrophobizität
an. Tabelle
1
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In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindungumfasst die Mutation den Austausch eines
Lysin-Rests (Lys) gegen einen Methionin-Rest (Met) und/oder eines Asparagin-Rests (Asp)
gegen einen Leucin-Rest (Leu).
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Die
erfindungsgemäße DNA-Polymerase
bzw. ihre Wildtyp-Variante unterliegt hinsichtlich ihrer Herkunft
keiner besonderen Einschränkung,
sondern kann aus jedem beliebigen Organismus stammen, wie beispielsweise
aus Säugern,
Tieren, Pflanzen oder Mikroorganismen. Vorzugsweise leitet sich
die DNA-Polymerase von bakteriellen DNA-Polymerasen wie Polymerasen
von E. coli, Thermus aquaticus, Aquifex, Borielia, Bacillus, Chlamydia,
Chlamydophila, Chloroflexus, Haemophilis, Heliobacter, Lacococcus,
Methylobakterium, Myocobakterium, Rohodothermus, Rickettsia, Streptococcus,
Streptomyces, Syncechocysts, Treponema, insbesondere Polymerasen
thermostabiler Organismen wie Thermus aquaficus, Thermus thermophilus,
Thermus fliformis, Rhodothermus obamensis, Bacillus stearothermophilus,
Thermococcus gorgonarius, Pyrococcus wosei, Thermococcus litoralis,
Pyrococcus species, Thermococcus kodakaraensis ab.
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Die
Wildtyp-Variante der vorstehend definierten DNA-Polymerase kann
ebenso einer dem Fachmann bekannten DNA-Polymerase aus der Sequenzfamilie
B entsprechen und beispielsweise aus Mikroorganismen wie Pyrococcus
furiosus (Pfu), Thermococcus spec., Thermococcus litoralis (Vent),
phi29, Thermococcus gorgonarius, Pyrococcus wosei, Thermococcus
litoralis, Pyrococcus species, Thermococcus kodakaraensis stammen.
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Gemäß einer
Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung stammt die Wildtyp-Variante der vorstehend definierten
DNA-Polymerase aus Pyrococcus furiosus (Pfu) und weist eine Aminosäure-Sequenz
gemäß SEQ ID
NO: 1 auf.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
weist die Aminosäure-Sequenz
der erfindungsgemäßen DNA-Polymerase
im Vergleich zur ihrer vorstehend definierten, aus Pyrococcus furiosus
stammenden Wildtyp-Variante, die Mutation D541L oder K593M oder
die Kombination davon auf.
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In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung weist die vorstehend definierte DNA-Polymerase
eine Aminosäure-Sequenz
gemäß SEQ ID
NO: 2 auf.
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In
einer weiteren Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung weist die vorstehend definierte, aus
Pyrococcus furiosus stammende Wildtyp-Variante der erfindungsgemäßen DNA-Polymerase
eine Nukleinsäure auf,
die eine Nukleotidsequenz gemäß SEQ ID
NO: 3 umfasst.
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Ein
weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft eine Nukleinsäure, umfassend
eine Nukleotidsequenz, welche für
die erfindungsgemäß definierte
DNA-Polymerase kodiert.
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In
einer bevorzugten erfindungsgemäßen Ausführungsform
weist die vorstehend definierte Nukleinsäure eine Nukleotidsequenz gemäß SEQ ID
NO: 4 auf.
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Desweiteren
wird erfindungsgemäß ein Vektor,
enthaltend die vorstehend definierte Nukleinsäure, bereitgestellt. Der erfindungsgemäße Vektor
unterliegt keiner besonderen Einschränkung, wobei geeignete Vektoren
im Stand der Technik bekannt sind. Der Vektor ist vorzugsweise zur
Expression und/oder Amplifikation in einer prokaryotischen oder
eukaryotischen Zelle befähigt.
Dazu enthält
der Vektor vorzugsweise geeignete regulatorische Elemente, wie Promotoren,
Enhancer, Terminations-Sequenzen
usw. Der Vektor kann auch zur stabilen Integration der erfindungsgemäßen Nukleinsäure in das
genetische Material einer Wirtszelle verwendet werden. Beispiele
geeigneter Vektoren sind pET15b, pET21b, pTTQ18, pASK-IBA37plus
und pET30 Xa Lic.
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Der
hierin verwendete Ausdruck "Wirtszelle" unterliegt keiner
besonderen Einschränkung
und umfasst sowohl eukaryotische als auch prokaryotische Zellen,
welche zur Produktion heterologer Proteine geeignet und im Stand
der Technik bekannt sind. Dies sind beispielsweise Säugerzellen,
tierische Zellen Pflanzenzellen oder Zellen von Mikroorganismen.
Die erfindungsgemäße Wirtszelle
ist vorzugsweise eine Zelle welche von einem Mikroorganismus abgeleitet
ist, wie beispielsweise sowohl prokaryontische Zellen, wie E. coli
(insbesondere E.coli XI1-blue, DH5α, B121 (DE3), M15 [pREP4], SG13005
[pREP4], BL21 (DE3)pLysS), Halomonas elongata, Caulobacfer sp. Halobacferiumhalobium,
als auch eukaryontische Zellen, wie Hefe- und andere Pilzzellen,
pflanzliche und tierische Zellen, einschliesslich isolierter menschlicher
Zellen, die sich in Zellkultur befinden. Des Weiteren werden unter
dem Begriff "Wirtszelle" auch Zellextrakte
verstanden, die bei Vorlage einer mRNA diese translatieren können, wie
Weizenkeimextrakt als auch Kaninchen-Reticulocytenextrakt. Weiterhin werden
hier auch in vitro Expressionssysteme als "Wirtszelle" verstanden, wie z. B. das T7 Expression
System pBAD Expression System, ThioFusion" Expression Systems, trc Expression
System, PL Expression System, PurePro Caulobacter Expression System,
Microbiological Media and Media Components, Qiagen pQE Expression
System und das Novagen pET Expression System.
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Ein
weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren
zur Herstellung der erfindungsgemäßen DNA-Polymerase, umfassend
die Schritte
- (a) des Bereitstellens einer wie
vorstehend definierten Wirtszelle,
- (b) des Züchtens
der Wirtszelle in einem geeigneten Medium und
- (c) des Isolierens der DNA-Polymerase.
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Die
erfindungsgemäße DNA-Polymerase
wird vorzugsweise durch Expression mit Hilfe geeigneter Expressionsysteme,
vorzugsweise als sezerniertes Produkt selektionierbarer stabiler
Transfektanden der Zelllinie E. coli BL21 (DE3) pLysS, hergestellt.
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Die
vorliegende Erfindung schließt
alle im Stand der Technik bekannten Techniken zum Züchten von Zellen
ein. Ebenso unterliegt der hierin verwendete Begriff "Isolieren" keiner besonderen
Einschränkung
und beinhaltet alle dem Fachmann bekannten Techniken zum Isolieren
rekombinant hergestellter Peptide, Proteine und Nukleinsäuren, wie
beispielsweise Elektrophorese, Gelfiltration, Microfiltration, Microdiafiltration,
Dialyse, chromatographische Verfahren, Zentrifugation usw.
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Ein
weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft die Verwendung
der vorstehend definierten DNA-Polymerase in einem diagnostischen
oder molekularbiologischen Verfahren. Gemäß einer bevorzugten erfindungsgemäßen Ausführungsform
umfasst dieses Verfahren allelspezifische PCR, DNA-Amplifikation oder
Klonierung.
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Desweiteren
kann die erfindungsgemäße DNA-Polymerase
als hochselektives Enzym zur (Standard-)PCR-Amplifikation von z.B.
Genen oder Genfragmenten und gegebenenfalls zu deren anschließenden Klonierung
verwendet werden.
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Ein
weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren
zur Identifikation von einer oder mehreren Nukleinsäure-Fehlpaarungen,
welches die vorstehend definierte Verwendung der erfindungsgemäßen DNA-Polymerase
umfasst.
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Ein
weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft ein Kit
zur Verwendung in einem der vorstehend definierten Verfahren, enthaltend
die erfindungsgemäße DNA-Polymerase
oder die erfindungsgemäße Nukleinsäure.
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Das
vorstehend definierte Kit unterliegt jedoch bezüglich der möglichen Verwendung keiner besonderen
Einschränkung
und kann in allen Verfahren verwendet werden, in denen die erfindungsgemäße DNA-Polymerase
einen Effekt aufweist. Desweiteren kann das vorstehend definierte
Kit neben der erfindungsgemäßen DNA-Polymerase
auch andere Substanzen, wie beispielsweise Puffer, Indikatoren,
Salze, weitere Enzyme, proteinartige Verbindungen oder Hilfsstoffe
enthalten.
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Aufgrund
der im Vergleich zur Wildtyp-Variante mindestens einen enthaltenen
Mutation in der Aminosäure-Sequenz
der vorstehend definierten DNA-Polymerase weist diese eine überraschend
erhöhte
Fehlpaarungsdiskriminierung auf. Diese Erhöhung der Selektivität der Aktivität der DNA-Polymerase
ermöglicht
auf vorteilhafte Weise die Entwicklung verlässlicher Systeme zum Nachweis
von Mutationen oder Polymorphismen in einer Zielnukleinsäure. Desweiteren
ermöglicht
die vorstehend definierte DNA-Polymerase eine besonders vorteilhafte
Diagnose beispielsweise direkt durch allelspezifische PCR ohne die
Notwendigkeit von nachgeschalteten zeit- und kostenintensiven Aufreinigungs-
oder Analyseverfahren.
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Die
Figuren zeigen:
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1:
Proteinsequenz von Pyrococcus furiosus (Pfu) wildtype exo-
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2:
Proteinsequenz der Mutante Pfu D541L/K593M exo-
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3:
Nukleotidsequenz von Pfu wildtype exo-
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4:
Nukleotidsequenz der Mutante D541L/K593M exo-
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5:
SDS-PAGE der gereinigten Pfu DNA Polymerasen-Coomassie Blau gefärbt. Es
wurde 40 fmol Polymerase aufgetragen. Von links nach rechts: Marker
(M), Pfu wt exo-(wt exo-), Pfu Mutante D541L/K593M exo- (D541L/K593M exo-).
Die Proteine sind zu >95%
rein.
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6:
Agarose (0,8%) gelelektrophoretische Überprüfung der PCR Experimente – von links
nach rechts: Marker (M); Pfu wt exo-(wt), Mutante D541L/K593M exo-(D541L/K593M).
PCR-Protokoll: Initial-denaturierung 95 °C, 2 min., dann 25 Zyklen von
95 °C, 1
min., 55 °C,
1 min., 72 °C,
3 min. Templat pETPfu wt exo-, 10 ng.
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7:
Echtzeit PCR Experimente mit gleicher Polymerasekonzentration und
Polymeraseaktivität – von links
nach rechts: Pfu wt exo- 20 nM (A), Mutante D541L/K593M exo- 20
nM, gestrichelte Linien (B), Mutante D541L/K593M exo- 40 nM, gestrichelte
Linien (C). Schwarze Linien-Korrekt gepaarter Primer/Templat Komplex.
Graue Linien: Fehlgepaarter Primer/Templat Komplex. PCR-Protokoll:
Initialdenaturierung 95 °C,
3 min., dann Zyklen von 95 °C,
30 s, 56 °C,
35 s, 72 °C,
40 s. Template FarA und FarG jeweils 40 pM, 0,5 μM von jedem Primer, 200 μM dNTPs und
0,4 × SybrGreen.
Die realtime PCR Experimente wurden in einem Biorad iCycler durchgeführt.
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8:
Primer Verlängerungsreaktion-Marker
(–); Pfu
wt exo- (wt exo-), Mutante D541L/K593M exo- (D541L/K593M exo-).
Jeweils 150 nM Enzym, 200 μM
dNTPs, 150 nM Primer/Templat, Reaktionszeit 30 min.
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9:
Primer Verlängerungsreaktion
zur Detektion entfernter Fehlpaarungen-Marker (–); Pfu wt exo- (wt exo-),
Mutante D541L/K593M exo- (D541L/K593M exo-). Jeweils 150 nM Enzym,
200 μM dNTPs,
150 nM Primer/Templat, Reaktionszeit 30 min.
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Die
vorliegende Erfindung wird anhand der folgenden, nicht einschränkenden
Beispiele näher
erläutert.
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Beispiel 1: Expression und Proteinreinigung
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Die
Expression der Pfu DNA Polymerasen (in pETPfu exo-) wird in E. coli
BL21 (DE3) pLysS durchgeführt.
Expressionskulturen (LB-Medium mit 34 ng/μl Kanamycin, 34 ng/μl Chloramphenicol)
werden 2%ig mit einer Übernachtkultur,
die bei 30 °C
inkubiert wird, angeimpft. Die Induktion erfolgt bei einer OD600 = 0,5 mit 1 mM IPTG. Nach 4 h Expression
werden die Kulturen bei 5300 × g
für 30
min. abzentrifugiert.
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Die
Zellpellets werden in Lysepuffer (10 mM Tris-HCl pH 9,55, 300 mM
NaCl, 0,1% Triton-X100, 1 mM Benzamidin, 1 mM PMSF v Pefabloc, 1
mg/ml Lysozym; 5 ml Lysis-Puffer/50 ml Kultur) resuspendiert und
bei 37 °C
für 10
min. lysiert. E. coli Proteine werden durch Hitzedenatuerierung
bei 75 °C
für 45
min. mit nachfolgender Zentrifugation bei 25000 × g für 30 min. bei 4 °C entfernt.
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Der
verbleibende Überstand
wird dann durch NTA-Affinitätschromatographie
(Batch-Methode)
weiter gereinigt.
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Die
zentrifugierten Expressionslysate (in 10 mM Tris-HCl pH 9,55, 300
mM NaCl, 0,1 % Triton-X100) werden mit NTA-Matrix (Qiagen, 2-3 ml
slurry/20 ml Lysat) für
20 min. bei 4 °C
in einem Überkopfschüttler inkubiert.
Die NTA-Matrix wird dann zweifach mit NTA-Waschpuffer (10 mM Tris-HCl
pH 8,1, 100 mM NaCl, 0,1% Triton-X100, 20 mM Imidazol) gewaschen
und das Protein zweimal mit NTA-Elutionspuffer
(10 mM Tris-HCl pH 8,1, 100 mM NaCl, 0,1% Triton-X100, 150 mM Imidazol)
eluiert.
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Die
erhaltenen Proteinlösungen
werden über
eine Sephacryl S-300 High Resolution (Amersham) Säule, voräquilibriert
mit 150 mM Tris-HCl pH 8,2, 0,3 mM EDTA, gereinigt um den Puffer
zu tauschen, Imidazol zu entfernen und restliche Proteinverunreinigungen
zu entfernen.
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Die
Fraktionen, die Pfu DNA-Polymerase enthalten werden gesammelt und über eine
VIVASPIN 20 50000 MWCO PES 20 × konzentriert.
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Nach
der Konzentration der Polymerasen, wird jeweils 1 Vol. Proteinlösung (in 150
mM Tris-HCl pH 8,2, 0,3 mM EDTA) mit 2 Vol. 75% Glycerol, 1,5 mM
DTT, 0,075% CHAPS auf 50 mM Tris-HCl pH 8,2, 0,1 mM EDTA, 1 mM DTT,
0,05% CHAPS, 50% Glycerol verdünnt.
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Die
gereinigten DNA-Polymerasen (Wildtyp-Variante (wt) und Mutante D541L/K593M)
wurden in Pfu-Lagerpuffer (50 mM Tris-HCl pH 8,2, 0,1 mM EDTA, 1
mM DTT, 0,05% CHAPS, 50% Glycerol) gelagert und waren >95% rein, was durch
SDS-PAGE (5) überprüft wurde. Proteinkonzentrationen
wurden durch einen Bradford-Test (Roth) mit einer BSA-Standardkurve
(PIERCE Albumin Standard) bestimmt.
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Beispiel 2: PCR
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Zunächst wurde
die PCR-Aktivität
der jeweiligen DNA-Polymerasen (Wildtyp-Variante (wt) und Mutante D541L/K593M)
untersucht:
Das Reaktionsvolumen beträgt 50 μl mit 10 ng Templat (pETPfu
wt exo-) in Pfu DNA Polymerasepuffer (20 mM Tris-HCl (pH 8,8 bei
25 °C),
2 mM MgSO4, 10 mM (NH4)2SO4, 10 mM KCl,
0.1% (v/v) Triton-X100, 0,1 mg/ml BSA). Die Reaktionen enthalten
150 nM des entsprechenden Enzyms, dNTPs (200 μM von dATP, dGTP, dCTP, und
TTP) und Primer (jeweils 0,5 μM).
Alle PCR Experimente werden in einem Biometra Thermocycler durchgeführt.
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DNA Sequenzen:
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- Primer 1 5'-GGT
ATT GAG GGT CGC ATG ATT TTA GAT GTG GAT TAC ATA ACT G-3' (SEQ ID NO: 5)
- Primer 2 5'-AGA
GGA GAG TTA GAG CC CTA GGA TTT TTT AAT GTT AAG CCA GGA AG-3' (SEQ ID NO: 6)
- Templat: pETPfu
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Wie
aus 6 ersichtlich ist, war das Wildtyp-Enzym in der
Lage, DNA zu amplifizieren. Es stellte sich heraus, dass die Mutante
D541L/K593M ebenfalls PCR-aktiv ist.
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Beispiel 3: Echtzeit PCR Experimente
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Alle
Echtzeit PCR Experimente werden in einem iCycler System (BIORAD)
durchgeführt.
Das Reaktionsvolumen beträgt
20 μl mit
40 pM Templat in Pfu DNA Polymerasepuffer (20 mM Tris-HCl (pH 8.8
bei 25 °C), 2
mM MgSO4, 10 mM (NH4)2SO4, 10 mM KCl,
0,1% (v/v) Triton-X100, 0,1 mg/ml BSA). Die Reaktionen enthalten
20 nM Wildtyp, Mutante und 40 nM Mutante für gleiche Aktivität, dNTPs
(200 μM
von dATP, dGTP, dCTP, und TTP), Primer (jeweils 0,5 μM) und 0,4 × SybrGreen
I (Molecular Probes). Die PCR Amplifikationen werden nach folgendem
Programm durchgeführt:
Initialdenaturierung bei 95 °C
für 3 min,
gefolgt durch 20 Zyklen Denaturierung bei 95 °C für 30 s, Primeranlagerung bei
55 °C für 35 s und
Extension bei 72 °C
für 40
s. Alle gezeigten Daten gehen aus drei unabhängigen Experimenten hervor.
- DNA Sequenzen. Primer FarT: 5'-d(CGT TGG TCC TGA AGG AGG AT) (SEQ
ID NO: 7), reverse primer: 5'-d(CGC
GCA GCA CGC GCC GCC GT) (SEQ ID NO: 8). Zieltemplat FarX: 5'-d(CCG TCA GCT GTG
CCG TCG CGC AGC ACG CGC CGC CGT GGA CAG AGG ACT GCA GAA AAT CAA
CCT XTC CTC CTT CAG GAC CAA CGT ACA GAG) (SEQ ID NO: 9); X: A, FarA; G, FarG;
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Das
Ergebnis der Echtzeit-PCR-Experimente wird in 7 gezeigt.
Dabei ist deutlich zu erkennen, dass die Wildtyp-Variante der Pfu
DNA-Polymerase nicht zwischen korrekter Basenpaarung und Basenfehlpaarung
unterscheidet, sondern in beiden Fällen das PCR-Produkt mit einer
vergleichbaren Amplifikationsrate herstellt (vgl. 7A).
Im Gegensatz dazu ist die Amplifikationseffizienz bei Verwendung
der Mutante D541L/K593M (vgl. 7B (20
nM) und 7C (40 nm)) bei Anwesenheit einer Fehlpaarung stark herabgesetzt.
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Beispiel 4: Primer-Verlängerungsexperimente
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Für das Aneinanderlagern
von Primer und Templat werden 150 nM 5'-32P markierter Primer und Templat in
Pfu Reaktionspuffer (20 mM Tris-HCl pH 8.8, 10 mM (NH4)2SO4, 10 mM KCl,
0,1% Triton-X100, 0,1 mg/ml BSA, 2 mM MgSO4)
gemischt und nach Erhitzen für
5 min. auf 95 °C
in einem Thermoschüttler
(Eppendorf) auf 20 °C
innerhalb von 30 min. abgekühlt.
Nach der Anlagerung werden die Reaktion durch Zugabe von dNTPs (in
1 × Reaktionspuffer)
gestartet. Die Reaktionen werden bei 68 °C für entsprechende Zeiträume ((a)-(d))
inkubiert.
- (a) 30 Minuten für die qualitative Primerverlängerungsreaktion
(100 μM
dNTPs, jeweils 150 nM Enzym)
- (b) für
die Detektion entfernter Fehlpaarungen 30 Minuten, mit 200 μM dATP und
22.5 nM Enzym.
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Nach
der Inkubation werden die Reaktionen durch Zugabe von 2 Vol. Gel-Ladepuffer
(80% formamide, EDTA (20 mM) gestoppt und durch denaturierende PAGE
(12%) untersucht und autoradiographisch ausgewertet.
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DNA Sequenzen:
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- FT20H 5'-CGTTGGTCCTGAAGGAGGAT-3' (SEQ ID NO: 10)
- F33A 5'-TTTAGTTGGACAGAAGGAAGTCCTGGTTGCATG-3' (SEQ ID NO: 11)
- F33G 5'-TTTAGTTGGACAGGAGGAAGTCCTGGTTGCATG-3' (SEQ ID NO: 12)
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Die
Untersuchungen ergaben, dass das Wildtyp-Enzym in der Lage ist,
von korrekt gepaarten und fehlgepaarten Primern zu verlängern, wenngleich
mit verminderter Aktivität
im Vergleich zum kanonisch gepaartem Primer/Templat (vgl. 8).
Im Gegensatz dazu zeigt die Mutante D541L/K593M eine wesentlich
höhere Diskriminierung
bezüglich
einem kanonisch bzw. nicht-kanonisch gepaartem Primer/Templat als
die Wildtyp-Variante (vgl. 9) und ermöglicht so
die überraschend
effiziente Detektion einer Fehlpaarung.
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Es folgt ein
Sequenzprotokoll nach WIPO St. 25.
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des DPMA heruntergeladen werden.