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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Austragung von loser Totenasche in einem aus dem Erdboden ausgehobenen Aschegrab.
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Bestattungsgesetze sind von Bundesland zu Bundesland verschieden. Mit dem im Juni 2003 in Nordrhein-Westfalen verabschiedeten neuen Bestattungsgesetz ist es möglich geworden, Totenasche lose auf einem Friedhof zu verstreuen oder in einem ausgehobenen Aschegrab in der Form eines etwa 50 cm tiefen Erdlochs von etwa 20 cm Durchmesser beizusetzen. Wegen der „Erdverbundenheit” und wegen der Unmittelbarkeit wird diese Bestattungsform immer populärer, so dass schon Kommunen und auch private Träger gesonderte Waldstücke ausweisen, in denen Toten ein Baum zugeteilt wird, an dessen Fuß seine Asche beigesetzt wird.
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Bei der Beisetzung von loser Asche im Boden ist es jedoch schwierig, die nötige Pietät zu gewährleisten. So muss bislang die Totenasche in einer Urne von der Trauergemeinde zu Grabe, hier zum Erdloch, getragen werden. Am Grab wird der Deckel der Urne abgenommen und die Totenasche in das Grab geleert. Auch wenn dieser Vorgang möglichst würdevoll durchgeführt wird, so können sich Zwischenfälle ereignen, die der Trauergemeinde als pietätlos aufstoßen. Zunächst lässt es sich nämlich kaum vermeiden, dass die Totenasche beim Ausleeren für Einzelne aus der Trauergemeinde sichtbar ist. Das mag noch hingenommen werden. Wenn jedoch die Totenasche durch starken Wind auf die Kleidung von Mitgliedern der Trauergemeinde verweht, so wird das von diesen nicht mehr als pietätvoll akzeptiert. Im schlimmsten Fall kommt es zu Ohnmachtsanfällen der direkt Betroffenen. Auch bei starkem Regen kann die der Asche zukommende Totenwürde nicht immer gewährleistet werden. Wenn diese durch Feuchtigkeit verklumpt und mit Werkzeugen oder mit der Hand aus der Urne herausgekratzt werden muss, ist das für alle Beteiligten höchst unangenehm.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es nunmehr, eine einfach zu handhabende Vorrichtung zu schaffen, mit der Totenasche komfortabel und vor allem pietätvoll in ein Aschegrab verbracht werden kann.
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Diese Aufgabe wird durch eine Vorrichtung mit den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
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Der wesentliche Gedanke der erfindungsgemäßen Vorrichtung liegt darin, eine transportable Vorrichtung zur Verfügung zu stellen, die als solche in Begleitung der Trauergemeinde an das Aschegrab getragen wird. Diese Vorrichtung ist so konzipiert, dass sie eine sich über dem Aschegrab erhebende Stehle aufweist, auf der sich ein Aschegefäß in der Art und mit der Funktion einer Urne befindet. Das Aschegefäß hat im Boden eine verschließbare Öffnung, wobei die Asche durch die Stehle hindurch ohne mit der Außenwelt in Kontakt zu kommen in das Aschegrab rieselt, sobald die Bodenöffnung von Außen geöffnet wird. Die hohle Stehle wirkt dabei gewissermaßen als Trichter, um die Totenasche von dem Aschegefäß in das Aschegrab zu verbringen. Entsprechend der Erfindung steht die Stehle bei der Beisetzung mit einem Fuß auf dem Rand des Aschegrabes auf.
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In einer besonders zu bevorzugenden Ausführungsform sind die Stehle und das Aschegefäß zwei getrennte Teile, wobei das Aschegefäß als separates Teil auf den oberen Mündungsrand der Stehle lösbar aufsetzbar ist. In dieser vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung kann die Stehle vorab über dem Aschegrab positioniert werden, bevor die Trauergemeinde mit dem Aschegefäß, nachfolgend Bestattungsurne oder einfach Urne genannt, zur Grabstelle kommt und dieses in definierter Position auf der Stehle abgestellt wird. Dieses wird dann lösbar auf den oberen Mündungsrand der Stehle aufgesetzt. Die Urne weist eine durch ein Verschlussmittel, insbesondere einen Schieber oder eine Klappe, verschließbare Öffnung auf, wobei es vorteilhaft ist, diese Öffnung im Boden der Urne als zweite Öffnung neben dem Deckel vorzusehen, um ein Umdrehen der Urne vor dem Aufstellen auf der Stehle zu vermeiden. Ein besonderer Gedanke der Erfindung liegt in einem von Außen zu handhabenden Betätigungselement, mit dem das Verschlussmittel bei auf der Stehle aufgesetzter Urne von der geschlossenen in eine geöffnete Position gebracht wird, wobei die Totenasche in der geöffneten Position des Verschlussmittels aus der Öffnung der Urne heraus und durch das Innere der Stehle hindurch in das Aschegrab rieselt.
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Mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung, deren Teile, nämlich die Urne und die Stehle, entsprechend würdig gestaltet werden können, ist eine problemlose, „saubere” und damit vor allem pietätvolle Verbringung der Totenasche aus der Urne in die Erde möglich. Bei Nutzung der Erfindung ist die Totenasche auf ihrem Weg vom Krematorium oder von einem Nebenraum der Totenhalle, in dem die Urne befüllt wird, bis zur Verbringung in das Aschegrab für die Trauergemeinde unsichtbar. Damit trägt die Erfindung zur Gewährung der geforderten Totenwürde bei. Ein weiterer, nicht unwesentlicher Aspekt, ist, dass durch die Erfindung auch die hygienischen Erfordernisse, die dem Transport der Totenasche auferliegen, erfüllt werden können. Beispielsweise kann die Totenasche radioaktive Rückstände von radiologisch behandelten Patienten enthalten.
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Um eine besonders einfache und sichere Justierung der Urne auf dem oberen Rand der Stehle gewährleisten zu können, ist es vorteilhaft, wenn die Urne im Bodenbereich ein Führungsmittel, insbesondere einen definierten Absatz in der unteren Umrandung, aufweist, das in eine entsprechende den Mündungsrand der Stehle umgebende Aufnahme formschlüssig eingreift. Eine in diese in horizontaler Richtung – und natürlich nach unten – formschlüssig wirkende Führung eingesetzte Urne ist relativ unsensibel gegenüber seitlicher Kraftbeaufschlagung, wie sie beim Öffnen des Verschlussmittel auftreten kann. Außerdem sichert die Führung, dass die Totenasche rückstandsfrei und „ohne dass etwas danebengeht” durch die Stehle in das Aschegrab befördert wird.
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Damit während der Bestattung jederzeit eine aufrechte und würdige Haltung der die Urne tragenden Person sichergestellt werden kann, ist es vorteilhaft, die Stehle von ihrem Fuß bis zum Mündungsrand etwa hüfthoch, also etwa zwischen 80 cm und 100 cm, zu machen. So kann die Person die beidhändig getragene Urne nach dem Herantreten an die Stehle bedächtig auf der Stehle abstellen, wobei die Stehle in einer besonders vorteilhaften Ausführungsform eine Klappe aufweist, die zunächst die Öffnung bedeckt und daher erst aufgeklappt werden muss, bevor die Urne auf der Stehle positioniert wird. Zudem ist es für den sicheren Stand der Stehle und für die problemlose Verbringung der Totenasche in das Grab vorteilhaft, wenn die Stehle einen sich unterhalb des Fußes in das Aschegrab hineinragenden rohrförmigen Stutzen aufweist, der den Ascheregen kanalisiert. Um eine gute Stabilität zu erreichen, ist es vorteilhaft, wenn der Außendurchmesser des Stutzens etwa dem Innendurchmesser des Aschegrabes entspricht. Der Stutzen wird dann in das Aschegrab eingesteckt, bis der Fuß auf dem umgebenden Erdreich aufliegt.
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Auch wenn die zur Erfindung gehörenden Teile aus beliebigen Materialien, wie Kunststoff oder Metall, und in beliebigem Design gefertigt werden können, so bevorzugt es der deutsche Kulturkreis doch, wenn das Äußere der Vorrichtung aus Holz gestaltet ist und im Design dem geläufiger Särge angenährt ist. Um eine reibungslose Funktion und eine möglichst rückstandsfreie Leerung gewährleisten zu können, ist es vorteilhaft, wenn die Urne und/oder die Stehle innen mit einem Blech ausgeschlagen ist. Wegen der einfachen Verarbeitung und der dezenten Farbe ist für diesen Zweck ein Kupfer- oder Messingblech zu bevorzugen.
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Bei der Formgebung ist zu beachten, dass die seitlichen Abmessungen der Urne mitunter größer als der gegebenenfalls genormte Durchmesser des Aschegrabes sind. In diesem Fall ist es vorteilhaft, um die problemlose Verbringung der Asche in das Aschegrab gewährleisten zu können, wenn die Stehle eine sich von oben nach unten verjüngende trichterförmige Gestalt aufweist.
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Ein besonderer Vorteil der erfindungsgemäßen Vorrichtung liegt auch darin, dass sie leicht zu handhaben und mit relativ überschaubarem Kostenaufwand auch in großer Stückzahl anzufertigen ist. Das ist gerade im Hinblick darauf wichtig, dass es in Zukunft immer mehr private Bestatter geben wird, die sich eine solche Vorrichtung zulegen, um damit diese Art der Bestattung anbieten und durchführen zu können. Die Erfindung wird damit zu einem kommerziell auch in größerem Stil vertreibbaren Produkt.
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Nachfolgend wird die Erfindung anhand einer in den 1 bis 3 dargestellten Ausführungsform näher beschrieben. Es zeigen:
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1 eine komplette Vorrichtung mit abnehmbarem Aschegefäß in perspektivischer Ansicht,
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2 einen Schnitt durch das Aschegefäß und
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3 eine Ansicht der Vorrichtung mit Stutzen.
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1 zeigt eine erfindungsgemäße zweiteilige Vorrichtung zur Beisetzung von loser Totenasche in einem aus dem Erdboden 1 ausgehobenen Aschegrab, das sich hier unter der Vorrichtung befindet. Die Vorrichtung weist eine hohle, über dem Aschegrab positionierte säulenartige Stehle 2 auf, die eine sich von oben nach unten verjüngende Gestalt aufweist und mit einem Fuß 3 auf dem Rand des Aschegrabes aufsteht. Auf der Stehle 2 befindet sich ein lösbar aufgesetztes Aschegefäß 4, in das die Totenasche vor der Beisetzung eingebracht wurde. Vor dem Aufsetzen des Aschegefäßes 4 wurde eine die obere Öffnung der Stehle abdeckende Klappe 5 aufgeklappt.
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In 2 ist zu erkennen, dass das Aschegefäß 4 einen Schieber 6 als Verschlussmittel aufweist, der die Bodenöffnung 7 in dieser Position verschließt. Der Schieber 6 kann vermittels des als Betätigungselement dienenden Griffes 8 aus der geschlossenen Position in Richtung des Pfeils A in die geöffnete Position gebracht werden. Im Innenraum 9 des Aschegefäßes 4 befindet sich die auf dem Schieber aufliegende Totenasche, die zuvor über die mit dem abnehmbaren Deckel 10 verschlossene Öffnung 11 eingebracht wurde. Die Wandungen 12 des Aschegefäßes 4, sowie der Deckel 10 und der Griff 8 sind aus Holz gefertigt, wobei der Innenraum 9 mit Kupferblech 13 ausgelegt ist. Beim Herausziehen wird die Oberfläche des Schiebers vermittels einer Abstreifdichtung 14 rückstandslos von der Totenasche befreit, wobei die Totenasche in der geöffneten Position des Schiebers aus der Öffnung 7 des Aschegefäßes 4 heraus und durch die Stehle 2 hindurch in das Aschegrab rieselt. Dabei sind die inneren Wandungen des Aschegefäßes 4 und der Stehle 2 so konzipiert, dass sie keine Kanten ausbilden und beinahe nahtlos aneinander anschließen. So ist ein rückstandsloses Verbringen der Totenasche in das Aschegrab möglich.
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In 3 ist auch zu erkennen, dass das Aschegefäß im Bodenbereich einen Absatz 16 als Führungsmittel aufweist, der leicht konisch ist und sich entsprechend leicht in eine den Mündungsrand 15 der Stehle 2 umgebende Aufnahme formschlüssig einsetzen lässt.
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Auch in 3 ist gezeigt, dass das Aschegefäß 4 als separates Teil auf den oberen Mündungsrand 15 der Stehle 2, der hier noch mit dem Deckel 5 verschlossen ist, lösbar aufsetzbar ist. Die Stehle 2 weist in diesem Fall vom Unterrand des Fußes 3 bis zum Mündungsrand 15 eine Höhe von ca. 90 cm auf. Zudem hat die Stehle 2 unterhalb des Fußes 3 einen in das Aschegrab hineinragenden rohrförmigen Stutzen 17, der den Ascheregen kanalisiert und dessen Außendurchmesser etwa dem Innendurchmesser des Aschegrabes entspricht.